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26 2, 10. November. Nichtamtlicher Theil. 529! Noch während der Thätigkeit der Peterkloster-Druckerei, deren Bestehen bis zum Jahre 1500 zu verfolgen ist, trat 1482 als erster selbständiger Buchdrucker in Erfurt Paulus Wider de Hornbach auf. Als erstes Erzeugniß seiner Presse gab er des damaligen Erfurter Professors Johannes de Lutrea „(Znaostio- nss in libros Lristotolis äs anima" in Quartformat heraus. Im „Bibliographischen Museum" des Herrn Heinrich Klemm in Dresden befindet sich eine Ausgabe des Leistens, Super trans- Intione Septuaginta, ckuoruru interpreturu, auf welcher blrkorckias 1483 Paulus Wider de Hornbach als Drucker genannt ist, während aus dem „Iraotatus cle I-XX interpretibus", sowie auch aus einem anderen Werk: „Lnäreae Luuckorn, Lrs epistolanäi" die Angabe des Druckers fehlt; doch stammen diese beiden aller Wahrschein lichkeit nach von dem nämlichen Künstler. Paul Wider war als Drucker in Erfurt von 1482—1499, mithin 18 Jahre thätig, in welcher Zeit derselbe mehrere bedeutende Werke gedruckt und verlegt haben soll, doch ist von denselben jetzt leider nichts mehr vorhanden. Hanns Sporer „Briefmaier", der längere Zeit in Nürn berg Formenschneider*) war, llbersiedelte im Jahre 1494 nach Erfurt, nachdem er 1487 —1494 in Bamberg gedruckt hatte, aus welcher Stadt er jedoch fliehen mußte.**) Derselbe hatte nämlich daselbst „Ein Spottlied" aus das fehlgeschlagene An suchen des Herzogs Albrecht von Sachsen, seinen Sohn Friedrich zum Coadjutor von Würzburg wählen zu lassen, herausgegeben. Die Schrift erregte überall Aufsehen und wurde dann nach einer bei Maximilian I. angebrachten Klage allent halben aufgekaust und öffentlich verbrannt. Sporer hatte in Nürnberg die ganz in 24 Holztaseln in Folio geschnittene Lrs inorisncki herausgegeben, deren Schluß schrift lautet: Hans sporer hat diß Puch prüss-moler 1473. Der selbe war der Sitte damaliger Zeit zufolge nur durch seinen Taufnamen und durch sein Gewerbe bekannt und nannte sich aus seinen Schriften theils „Hans Briefmaler," theils „Meister Hans pnchtrucker". Die Schlußschristen lauten bald: Bon Meister Hansen Pnchtrucker zu Bamberg hinter sant Martinskirchen, bald: Meister Hans Briesmaler zu Bamberg gesessen in der Frauen gasse hinder sant Martein, auch: Meister Hans hinter sant Mar tein, oder: Gedruckt zu Bamberg hinter sant merty, endlich auch blos: Gedruckt zu Bamberg. Er druckte meist kleinere Volks bücher und Lieder, von denen hier nur „Leben vnd Wunder- zeychen sant Sebalts", „keiser karls recht", „Die histori von dem Grafen in dem Pflug", „Vom künig im pad", „Von dem mann im garten", „Die erschöpsüng des ersten Menschen Adams", „Lu- cisers mit seiner gesellschast Val", „Fisirbüchlein", „Ein wunder liche und erschröckliche hystori von einem großen wüttrich genannt Dracole wayda" und „des Ritter Morgeners Walsahrt" auf- gesührt seien. Panzer wollte früher diesen Meister Hans mit Hans Bernecker identificiren, weil derselbe damals in Bamberg eine Druckerei besaß, hat dies aber später wieder zurückgenommen. Auch widerspricht jener Annahme der Umstand, daß Hans Ber necker in den Schlußschriften seiner Druckwerke stets zusammen mit Max Ayrer, der später ebenfalls nach Erfurt gezogen ist, genannt wird, seine Wohnung nicht hinter St. Martin, sondern „in der Zinckenwerth" hatte und erst seit 1493 druckte. Die meisten der oben genannten Schriften hat Hans Sporer in Erfurt wieder aus's Neue in der Zeit von 1495 — 1510 ge druckt; er soll sogar schon 1494 an diesem Orte ein Gedicht *) S. Verzeichn, d. Nürnberg. Formschn. im Journal s. Kunst geschichte II. S. 134. **) Laut dem Bericht in der fränkischen Chronik des Lorenz Fließ. von der heiligen Maria herausgegeben haben. Er wohnte in Erfurt zuerst „Zu dem Einsiedler bei St. Veit"; von den da selbst gedruckten Schriften hat er vier mit Hans Buchdrucker von Nürnberg und zwei andere mit Meister Hans Sporer unter zeichnet. In diesem Hanse sind von ihm auch neben anderen Schriften eine zweite Ausgabe des bereits erwähnten Merkchens: „Von dem grossen in dem Pflug. Hansen sporer bey sante Veit zu dem eynsydel" 1495, und im gleichen Jahre das kleine Tractat: „Von Sancta Anna. Vnd von dem Tav O sant anna hilff selb tryt. Erffort zu den eynsydeln bey sant Veitt. Hanß Buchdrucker von nyrenberg" gedruckt worden. Der Weiße Lilienberg hinter St. Pauls Pfarre erscheint erst 1497 als seine Wohnung, in der er dann auch bis zu seinem Tode die Druckkunst ausgeübt hat. Ein in dem Archiv der Marienkirche zu Erfurt befindlicher Sammelband in klein Quart, der Zeit seiner Entstehung ent sprechend in mit gepreßtem Leder überzogene Holzdeckel gebunden, ist deshalb von großem Interesse, weil er einige Drucke von Sporer enthält, die von keinem Bibliographen erwähnt werden und höchst wahrscheinlich Unica sind. Scho» die Innenseiten der Deckel enthalten zwei Merkwürdigkeiten, zwei leider etwas be schädigte Kunstdrückc; der eine, geschrotete Arbeit, mit der auf einem Throne sitzenden Maria, die das Christuskind aus dem Schooße hält, und vor welcher der heil. Nikolaus kniet, der andere ein Holzschnitt, mit dem vor einem Hirsche knieenden heil. Hubertus oder Eustachius. Dieser Band enthält neben drei Schriften, von welchen die eine 1499 von Hans Zainer in Ulm, die andere durch Conrad Hist zu Speyer 1497 und die dritte wahrscheinlich von demselben (es fehlt leider das Blatt mit der Schlußschrift) gedruckt ist, sechs Erfurter Drucke, die aller Wahrscheinlichkeit nach sämmtlich von Hans Sporer her gestellt wurden. Das erste Werkchen ist eine Anweisung, Fische nnd Vögel zu sangen, mit dem Titel: „Daß Büchlein sagt wie man fisch vnd Vogel sahen soll. Mit den henden vnd auch sunst mit vil bewerten recepten vnd punckten vnd ist geteilt in xxvij Capitel dH her nach folgent vnd sagt auch zum letzten in welcher tzeit vnd monat im gantzen jar ein ieglicher visch am besten ist." Darunter befindet sich ein Holzschnitt, dessen unterer Theil leider abgerissen ist. Die Schlußschrift lautet: Getruckt zu Erffordt. Anno dei N.oovoxoviij (1498). Der ungenannte Drucker ist un zweifelhast Hans Sporer, wie nicht nur die Uebereinstimmung der Typen mit den in anderen Druckwerken von ihm angewen deten, sondern auch der Umstand ergiebt, daß von dem Genannten in demselben Jahr eine Schrift gedruckt ist, die offenbar ein Pendant zu der eben erwähnten bildet. Es ist dies: „Ein wahr- hasftig Büchlein, gar nützlich zu Horen: zu manchen fachen darin zu lernen von der edel tugend vnd krafft wegen dh an den edlen stainen synt: das manchen Menschen zu hilff mag kumen der ir tugend lernt zu »ersten auß dießem Büchlein. Gedruckt zu Erffort In sant Pauls psar zu den weißen lilligen Berge. Anno Do mini 1498." Beide Schriften sind ohne Seitenzahlen, Signa turen oder Custodcn in Quartformat erschienen. Der zweite Druck lautet: „Die Kunigin von Frankreich, dy der marschalk gegen dem Kunig versagen wart, Um das sy nit seins willen was. In regnbogens langen Don.*) Gedruckt zu Erffort. In sant Pauls psar zu de weiße liligenberge. Anno Domini 1x98." Außer dem Titelholzschnitt, der den auf der Jagd befindlichen König, im Hintergründe die neben einem Zwerge liegende Kö nigin und den Marschall, welcher aus der Thüre des Schlosses *) Einer 23 zeitigen Strophe, die aus s Absätzen zu 4 Zeilen und einem Endgesang von IS Zeilen besteht. Das Gedicht enthält IS solcher Strophen — SIS Verse. 734'