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^ 261, 8, November 1816. Redaktioneller Teil. später gegenstandslos werden. Für den Fall, das; cs notwendig werden sollte, müßte der Vorstand mit aller Energie die Rechte des Börsenvereins wahren.« Damit wäre Wohl auch unsere Stellung als Organ des Bör senvereins zur Gilde gekennzeichnet. - Kantate 1916, den 21. Mai, fand nach voraufgegan- gcncn Delegierten-Versammlungen die H a u p t v c r s a m m - lungdesBörsenvereins statt, die zweite in diesem grau sigen Weltkriege. Sie war durch die Beratung der von mehreren Seiten beantragten Kriegsaufschlags, über den ich mich ja bereits früher ausgesprochen habe, recht bewegt und dauerte so lange, daß wir unser bescheidenes Mittagesseil auf eine spätere Stunde verlegen mußten. Leider beschäftigten uns auch die I)r. Lehmannschen Anträge wiederum, also znm vierten Male, nachdem zwischendrein noch der Vereinsansschnß und der Verband der Kreis- und Ortsvereine ihre Stimme in der An gclegenheit hatten hören lassen. Sie sind nach unseren Satzun gen und Ordnungen unannehmbar und würden z. T. auch, na mentlich in Hinsicht auf die Bibliographie, praktisch undurchführ bar und für den Buchhandel im höchsten Maße unerwünscht sein. An ihre Annahme ist gar nicht zu denken, und es wäre doch Wohl angemessen, wenn das Einbringen desselben Antrags zum fünften Male nunmehr unterbleiben möchte. Die Wahl unseres bisherigen Ersten Vorstehers Siegis- ninnd zum Zweiten hat namentlich bei einem Teil der Mit glieder des Verlegeroereins lebhafte Bedenken und Kämpfe her- borgcrnsen. Man steht auch hier wieder, das; selbst bei bcden- lenden Männern eine gewisse Distanz für eine allseitig richtige Einschätzung erforderlich ist. Die Orts- und Kreisvcreine haben jedoch mit Ausnahme des Vereins Leipziger Buchhändler sich ein stimmig für die Wahl unseres Siegismnnd eingesetzt und damit ausgesprochen, wie sie die Tätigkeit dieses Mannes für die Ge samtinteressen beurteilen. Am 2. September 1316 fand nach der gänzlichen Vollendung die Einweihungsseier der Deuts chenBücherei in Anwesenheit des Königs von Sachsen und hoher und höchster Be Hörden statt, die nach der Feier auch Gäste des Börsenvereins in unserem Buchhändlerhause waren. Die Leipziger Neuesten Nachrichten berichteten darüber mit den nachstehenden ungemein treffenden, warmen Worten: »Aus allen beulscheu Gauen waren gestern teilnehmende Gäste herbcigeeilt, um in den Mauern der altbernhmten Bnchhändlcr- stadt Leipzig einem Wer! die Weihe zu geben, das als ein gewal tiges Wahrzeichen wcitansschaucndcr deutscher Kriedcnsarbeit mitten im Wüten der Kriegsgewitter stolz emporstieg, allen aufsteigendcn Schwierigkeiten und Hemmnissen einer eisernen Zeit znm Trotz, und das seit gestern vollendet, in achtunggebietender Größe und herz- crfrcnender Schönheit zur Schon steht! Wie mag cs die Herze» aller der Männer srcndig bewegen, die nach langen Jahrzehnten einer nie ermüdenden Werbetätigkeit nun den stolzen Gedanken einer großen deutschen Reichsbibliothck verwirklicht sehen, die end lich die ganze Summe geistiger Arbeit, die in Deutschland so macht voll und grob wie in keinem anderen Lande der Welt alljährlich geleistet wird, umfassen kann! Mit welchem Gefühl dankbaren Stolzes werden die Führer des Börsenvercins der Deutschen Buchhändler ans dies stolze Hans schauen, das ihrem Wirken zugleich tiefsten Sinn und höchste Krönung gibt! lind wie viel beruhigende Kraft und Sicherheit für uns alle strömt von der Tatsache ans, daß dieser Bau, den wir als ein kostbares Geschenk und Vermächtnis den nach uns kommenden Geschlechtern vererben werden, von uns, den als Barbaren Verschrieenen, mitten im Sturm einer gegen uns empörten Welt mit eherner Zähigkeit, unbeirrbarem Vertrauen ans Deutschlands Zukunft und nicht zu beugender deutscher Organi- sationslnst und Arbeitsfreude errichtet wnrde! Ein Volk, das in solcher Lage solche zukunftsfrohe Friedenswerke schafft, kann nicht nntcrgchcn. Alle die Hunderte festlich geschmückter Männer und Frauen, die sich in früher Mittagsstunde am 2. September tbtb in dem prachtvoll weiträumigen Lesesaal der Deutschen Bücherei ZN feierlichem Wcihcakt um die Person des eigens von den Schlacht feldern herbeigceilten Königs zusammensanben, sie waren von diesem Gedanken, von dieser festen und srohen Zuversicht bewegt. Elk! enges Band schönster nationaler und geistiger Einigkeit umschlang sic alle. Ans den Worten all der Boten deutschen Staats- und Geistes lebens, die ihre Grüße dem neuen Siegcswerke deutscher Kultur darbrachten, klang cs immer wieder heraus: .Wir haben hier ans Leipzigs Bvdc» ein Werk errichtet, das eine neue große Zukunft Deutschlands schauen, ihr dienen und ihren geistigen Niederschlag ans sernftc Zeiten weiterleiten soll.« Und somit bin ich am Ende des Geschäftsberichts angelangt, der Ihnen sowohl die Tätigkeit Ihres Vorstandes als auch die bnchhändtcrischcn Geschehnisse während der drei Geschäftsjahre vom Herbst 1913 bis jetzt vor Augen führen sollte. Inzwischen tobt der große Weltkrieg ununterbrochen und seil der Kriegserklä rung des wortbrüchigen Rumänien in erhöhtem und gesteigertem Maße weiter und fordert täglich zahllose neue blutige Opfer. Ich schließe daher den Geschäftsbericht mit dem innigen und aufrichtigen Wunsche: Möchte uns und unserm gelieb ten Buchhandel recht bald ein günstiger und se gensreicher Frieden ve schieden sein! Wir Da heimgebliebenen aber wollen alle uns treffenden Verpflichtungen und Kümmernisse festen Sinnes auf uns nehmen und nicht das Vertrauen zu unserem unvergleichlichen Heere und unserer Herr lichcn Flotte und deren Führung sowie den Glauben an eine glänzende Zukunft verlieren! Versammlung des Sächsisch-Thüringischen Buchhändler Verbandes in Halle a. Saale, 1816. Drei Jahre sind es her, seit der Sächsisch-Thüringische Ver band zuletzt in Erfurt tagte. Der über unser Vaterland sich so schwer entladende Weltkrieg hat die so sorgfältig schon borbereitete Versammlung auf der »Bugra« 1914 in Leipzig verhindert. Auch 181ö konnte der Vorstand sich nicht entschließen, eine Vcrsamm lung einzuberufen. Eine Reihe notwendiger Beschlüsse erforderte aber in diesem Jahre eine Zusammenkunft. Um einen leicht er reichbaren Ort für unser Vereinsgebiet zu bestimmen, wühlte der Vorstand Halle a./Saalc. Schon der Sonnabend Abend zeigte, daß der Vorstand das Rechte getan hatte. Immer wieder mutzte die Tafel in der »Goldenen Kugel« verlängert werden. Eine stattliche Zahl halte sich hier versammelt, und in regem Ge dankenaustausch flössen die Stunden im Zusammensein mit den Hallenser Kollegen rasch dahin. Nach längerer Panse konnten sich alte Bekannte wieder begrüßen. Am anderen Morgen brachten die Fcühzüge noch manche Mitglieder. Während am Tage vorher stärkere Regengüsse schon befürchten ließen, datz aus dem geplanten Spaziergange durch das Saaletal kaum etwas werden würde, grüßte am Sonntag früh die Sonne strahlend herab. Schon bald nach 8 Uhr be stiegen wir die Straßenbahn, die uns rasch durch die innere Stadt führte. Unter der kundigen Führung des zweiten Vor sitzenden freuten wir uns der schönen Saaleufer und bestiegen die Ruinen des alten sagenumwobenen Giebichenstein. Weit ins Land hinein schweifte der Blick, gegenüber grüßte aus frischem Grün das freundliche Landhaus unseres Ersten Vorsitzenden. Nach einem Spaziergang durch die Trothaer Felsen, vorbei an dem Eichendorfsstein, kehrten wir an der »wilden Saale« ent lang wieder zum Ausgangspunkt zurück. In der »Goldenen Kugel« fand sich eine stattliche Versamm lung »eingekeilt in drangvoll fürchterlicher Enge« zusammen, um erst ohne den Vorstand die übliche Vorbesprechung zur Vorstands Wahl abzuhalten, die allerdings nur kurze Zeit in Anspruch nahm, über die sich anschließende Verbandsversammlung berichtet das Protokoll. Nach Schluß der Versammlung hielt ein einfaches Mittags mahl die Mitglieder zusammen. Ließ es der Ernst der Zeit auch nicht zu frohen Trinksprüchen kommen, so Verliesen die Stunden in angeregter Unterhaltung nur zu rasch. Einer freundlichen Einladung des Herrn Kollegen Manz entsprechend, konnten wir dann unter seiner liebenswürdigen Führung noch einen Einblick in das Gebiet der Franckeschcn Stif tungen tun. Mitten im Getriebe der Großstadt bilden die Grund stücke der Stiftungen mit ihren Gärten und Feldern eine Oase. Gar mancher jetzt viel Genannte hat einst hier seine Schulbil düng empfangen, erwähnt seien nur Fürst Bülow, Generalfeld marschall b. Mackensen, Kapitän König nsw. Auch unter unseren Kollegen waren einige, die einst die Franckeschcn Schulen besucht hatten. Ein kleiner Führer mit Ansichtskarten und zahlreichen Abbildungen wurde uns frenndlichst dargeboten. Mit herzlichem 1393