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Aus den · Ueber die Infstandsbewegung in Dresden und Sitzt-n vor 75 Jahren,-tn den Tagen vom s. zum o« c MO, sind außerordentlich viel Dolumente und Mfskkfche Ein elheiten überliefert. Mannigfaltigsic Li eratur über Tiefe Schreckenstage steht iu den Dresd ner Bibliotbeken zur Verfügung. Zahlreich sind die Erinnerunesem die das Stadtmuseum birgt und jetzt W einer b eutsatnen Sonderausfiellung vereinigt hat. ir sind durch das freundliche Entgegenkommen des Stadtmuseumsdirektorö Dr. Großmann in die Lage versetzt, eine sehr interessante Rarität: einige Blätter aus dem im Stadtmuseum aufbewahrten, bisher un veröffentlichten und unbekannten Tagebuch des 1922 hochbetagt verstorbenen Stadtsekretärs Julius O t t o C a n z le r abzudruckem der als Schulknabe von der elterlichcn Wohnung aus, in nächster Nähe des Zeughauses, dem eigentlichen Brennpunkt des Bürger kamYes, die Vorgang-e miterlebte.« Das Taacbucb Canzlers meldet zwar non denl innerpolitischen Ereignissen, die dem Maiaufftand nn-. mittelbar vorausaingen, nichts Wesentliches. Man ae-j winnt ans seinen Auszeichnungen den Eindruck, daß die Mehrzahl der Dresdner Vtiraer sich damals wohl mehr für die Berichte vom schlesmia-bolsteinscden Wiens-; schauplatz interessierte, wo die sächsischen Truppen unter dem Prinzen Albert fechten. Das Jahr 1848 war in Sachsen fast harmlos verlaufen, und man alaubte anli nach der Abdankuna des Ministerium-s Braun-Ober länder, das dem Kabinett Held-Weinlia Platz gemacht hatte, alles werde ruhig ablaufen. Daß Dresden der Schauplatz des letzten Kampfes um die Reirbsverfassnng werden sollte, ahnten vielleicht nur die eingeioeibten Politiker. Aber auch ihnen kam die Katastropbe über raschend. Sogar Baknnin, einer der betriebsamsten beimlichen Organisatoren der Bewegung, glaubte noch Zeit zu haben für eine Aaltationsreise nach Böhmen. Da kamen die bennruliiaendcn - iibriaens stark aus gebauschten Nachrichten aus Württeiiiberg, Han nooer, Berlin, die von einer allgemeinen Volks erhebung wissen wollten. Eine von den beiden sächsi schen Kammer unternommene Steuersabotaae brachte den offenen Konflikt mit dem König. Es folate die Landtagsanslösnng, die Bildung eines Sicherheit-saus schusses in der Stadt, dann einer provisorischen Regie rung, an der sich u. a. ankl) der Gebeimrat Todt be teiligte, der soeben erst im Namen des Königs die Land tagsauflösung verkündet hatte. Von Hier an können wir die sehr genauen Aufzeichnungen des Tagebuches folgen lassen: —m» »- mitiiche Stimmung Montag den 30. April: Heute gegen Mittag ist durch den Regierungskommissar Todt im Namen des Königs der Landtag aufgelöst worden. Die Aufregung unterm Volke ist infolgedessen eine gewaltige. An Mreren Straßenecken soll eine Proteftation erschienen Dienstag den l. Mai. Mittags versammelte sich eine ungeheure Menschenmeuae ans dem Pirnaischen Platze und zog, nach 12 Übr, unter Vorantraauna der deutschen Fahne, über den Neumarkt nach dem Justiz miuisterium. Die Nachricht, daß der König die Reichs versassung nicht anerkenne, aing wie ein Lansseuer durch die Stadt. Ju den Straßen und auf den Plätzen bilden sich dichte Gruppen, in welchen einzelne Sprecher sich vernehmen lassen. Mittwoch den 2. Mai. Früh befand sich an den Straßenecken ein Anschlag, die abzuhaltenden Unter sammlungen der Kommuualaarde betr. Nachmittags 3 Uhr fanden diese Versammlungen statt. Die Minister Dr. Weinlia und v. Ebrenstein sollen ihre Entlassung eingereicht und auch erhalten haben. Vergebliche Aüdienzen Donnerstag deu s. Mai. Früh 8 Uhr wie alltäg lich mit den Brüdern zur Schule gegangen; heute jedoch vergeblich dem Beginn des Schulunterrichts ent gegengesehen. . . . Einige wollen sogar ganz bestimmt wissen, daß es heute losgehen solle; aber was, das konnte mau nicht erfahren .. . Man hatte heute vor mittag davon gesprochen, dasz um 1 Uhr Generalmarsch geschlagen werden solle. Auch der Vater brachte diese Botschaft mit nach Hans-, nnd wir waren nur erst vom Mittagstisch ausgestanden, als wirklich, genau zur Stunde, die Trommel ertönte. Zwei Tamboure non der Kommunalgarde kommen langsamen Schrittes die Straße daher, umringt von einigen Hundert Menschen. Es ist der Ruf zum Erscheinen auf den Sammelpliihen der Kommunalgarde. Schon in den ersten Vormit tagsstunden hatten vor dem Schlosse und in der Schloß gasse Haufen von Neugierigen sich versammelt, weil verschiedene Deputationen von hier und von auswiirtsz zur Audienz beim Könige zugelassen worden waren, um die Bitten um ofsizielle Anerkennung der deutschen Reichsverfassung .. . vorzutragen. Alle diese Dei-u -tationen waren wiederum abschliigig beschieden worden weil, solange Preußen entschieden die Reichsberfassung ablehne, auch Sachsen dieselbe nicht ins Leben treten lassen könne. Jene Massen vor dem Schlosse vermehr- Len sich, es ertönte Geschrei; doch von keiner Seite ward dagegen eingeschritten. Nur die Zugiinge zum Schloß selbst wurden geschlossen, und mittags mar schierte eine Abteilung Jnfanterie in dasselbe ein. Für den Nachmittag war die gesamte Connnunalgarde zu einer grossen Parade aufgefordert, bei welcher vor dem Schlosse der deutschen Verfassung ein Hoch gebracht werden sollte. Unterdesz war auch das Zeughaus stärker besetzt worden. Zweihnndert Mann vom Regi ment Prinz Alberi und 60 Mann Artillerie nebst Ge schütz standen daselbst. Zahlreich erschienen die Com munalgarden auf den Sammetpliitzen, als plötzlich der Commandant Lenz die Parade contremandieren ließJ Man schrie über Verrat, weil sich das Gerücht ver-I breitet hatte, es stünden preußische Truppen vor der Stadt. In der Menge machte sich eine sehr erregte Stimmung bemerkbar-. Es war nochmals eine Depa tation, an ihrer Spitze der Generaleommandant sämt licher sächsischer Communalgarden, General von Mandelsloh, nachmittags 8 Uhr ins Schlosz gegangen, um den König zum Nachgeben zu bewegen, aber wiederum abschlägig beschieden worden. Auf dem Neu markie hatten sich bedeutende Volkshausen versammelt. Ein junger Mann, anscheinend Bergstudent, hatte den Laternenpsahl erstiegen und redete zu dem umstehen den Volke, reichlich Bravos erntend. Hier hatte sich etwa 993 Uhr eine Abteilung Kavalierie von 80 Mann W Orest-ver Neueste Nachrichten Sonntag, 4. Mai 1924 Tagen des Dresdner Maianfftandes 1849 Unveröffentlichte Tagebuchbl aufgestellt, die vom Volke mit Hurraruf empfangen wurde. Die Aufregutzg wucpk von-: Mjnute zu Minute. tätter eines alten Dresvuers zu gewinnen. Es werden noch fortwährend Bart-i -kaden gebaut. Es ist ein wirklicher Waisensiillsiand abgeschlossen worden. Um s Uhr hört man wieder die Sturmglockr. Um 4 Uhr ist der Wassenstillsiand wieder zu Ende. Abends 7 Uhr werden die vor dem Zenghauö ge sallenen 14 vom Volke nach dem weiten Kirchhof geschafft, an der Elbe entlang. Wir sehen das sonder bare Leichenbegängnis vom Fenster ans. Viel Volk ist ans den Beinen. Die Communalgarde verhält sich teilweise neutral oder indifferent. An einigen Bari-i -kaden hängt Blum-B Bildnis. Aus Pirua, Freiberq, Lommadsckb Wilsdrusf ist Zuzug gekommen. Der König reist nach Königstein Morgens-, etwa um 4 Uhr, begab sich de: König. die Königin am Arme führend, mit der gesammten könig lichen Familie durch die katholische Kirche, von einer großen Anzahl foizieke geleitet, über die Brücke wach Newftasdt auf die Ell-www und bestieg ein stark mit Militiir befeiztes Damspsiboot, um sich nach Königsstein zurückzuziehen (Das Tagobuch enthält hier längere nachträgliche Eintmgunsgem die sich nicht ausf eigene Be olbachtungen stützen und den Fortgang der Ereignisse des 4. Mai behandeln Die Re-d.). versuchen einige auch in der Nähe mrsrek Vor etne Barriikade aufzuxtchtew Sie hplten den Mel eines Fletschers, der wnen diesen unt seinen Gepa wieder wegnahm. Gegen Abend treibt sich Acker-MAX feslichem Lärm etn Senfeumann vor unserm Mk Iherunn Er war total betrunikem hieb wie toll mst del Sense um sich. Auch heute ist in der Sztasdt umde lich evbkttqrh von Haus zu Haus« gekqmvft MAT- Die bewaffnete Macht der Ttuppen ivll sich deute abe« Hauf ö- bis 7000 Mann belaufen- . « Ud Schwer erkaniter Frieden Mittwoch den 9. Mai. Das blutige Trauer-. naht seinem Ende Schon trüb bei-seiten hörenJlH von verschiedenen Seiten die fwhe Botschaft des ein« getretenen Friedens. Der Vater verichasitejch W Gewißheit über den Schand der Dinge, und es dauM gar nicht lange, so flatterten weiße Fahnen m Gesmt von Servietten, Rouleaiur usw. andv den Fenstern Schwere Regenwolken hingen am trieben »Mokqei über der Stadt; sie schienen der-en Ungluck vsm hüllen zu wollen, doch der Reacn bat aufgehört Alles atmet frohs... ·Es ist kurz· nach 12 W nnd wir sitzen eben bei-m Mittag-Strich alsvvlötzziz Geschrei ertönt. Wir eilen an die Fenster » Entsetzlicher Anblick! - Wagen mit ganzen Hakfo M Leichen. nur spärlich mit Stroh bedeckt, werden Vom Volke durch die Straße gezogen, nor jedem Hause M tend, um noch möglicherweise tm Gebande um«- gebrachte Tote nufznladen. Nach dreimaligem W» »Die Toten musi« ziehen jene Fuhrwerke weiten Aus einem hängt ein Arm und mit aufgelostcm War der Kopf einer fast gänzlich naekten Fraik herab, welche beiden Körpertheile fortwghrend mit dem rechtm» Hinterrad des Wagens in Beruhrunn kommen, fpdnjzi der Entseclten selbst im Tode noch Wunden zumw werden. iMan erzählte sich, es sei dick jenes Msz eben gewesen, welches mit auf der Barrikade auf der Wilsdruffer Gasse gekampft habe.) Nachmittags gingen die Aeltern in die Stadt. Es ist groscx Man an Charpie. Den ganzen Nachmittag hat Alt nnd Jana bei uns im Hofe gesessen und das weise Zeug bo reitet .. . Die Insurgenten werden mit Aktillcxieuudi Cavallerie, denen Jnfanterie nachriickt, yckfokgkqi Mittags erschien an den Straßenecken die Vekammä machung, nach welcher unsre Stadt mit ihrem dkes,.» meiligen Umkreis von Abends 6 Uhr des heutiger Tages an in Kriegszustand versetzt ist. L Aus Stadt und Land Dresden, R. Mai Die Auslandspostgebühren Was ist postalifrh Ausland? Immer noch werden Briefsendungen nach dmf Ausland von den Abfendern häufig u nzureichepzs freigemarht. Besonders trifft das bei Sendungeu mich« Polniskh-Oberschlefien nnd dsn übrigen Gebietende Deutschland durch den Friedcnsvertrag von Verfailles" verlorengegangen find oder die zu der früheren iiskcJ reichifch-ungariscl)cn Monarchie gehört haben, zus Brieffendungen nach Orten in diesen Gebieten, fürde früher die Jnlandsgebühren erhoben worden sind unterliegen gegenwärtig, von einigen Ausnahmen :(Frcie Stadt Danzig, Memelgebiet, Oesterreiciis ab "gcfehen, durchweg den Weltpoftvereinszsiitchi oder be »fonders vereinbarten Gebührcn. Anfeheinend besteht funklarheit darüber, zu welchem Lande der Bestim imungsort gegenwärtig gehört und welche Gedicher idemnach zu verrechnen find. Amtlich wird desshalb auf ifolgende Punkte hingewiesen: Für Sendungen nach den an Polen abgetreteueu Orten Oberfchlesiens gelten nicht die Inland-Z-, sondern die Ausland s sä tz e. Sendungen nach Ocstkkkkich unterliegen den Inlandssätzem zu dem heutigen Oesterreich gehören jedoch nnr die früheren sirotiliindck Ober- und Niederöfterreich, Steiermark iohue den süd lichen Teil), Kärnten, Salzburg, Nordtirol mit Vorurt berg und das Burgenland (mit Ausnahme von Leitm burg und einiger benachbarter Postorte, die zu Ungarn gekommen findi. Sendungen nach der Time-in- Slowakei nnd Ungarn unterliegen im allgemeinen den An sla nd ssätze n. Für Briefc, Positarteu und Vlindenschristsendungen besteht jedoch eine ermächan Neliiiho Zur Tfchecho -Slowakei gehören das- Hultfchiner Ländchen, Böhmen, Miihren, der westliche« Teil des früheren Oefterr.-Schlesien sowie ein Teil des nördlichen Ungarn. Ungarn hat außerdem einen großen Teil seines früheren Gebietes mit Sieben biirgen an Rumiinien, einen andern Teil sowie Kroatien niidelawonien an Jugoslawienc verloren Für Sendnngen nach Galizien und dem öftlikhcn Teil des früheren Oefterr.-Scl)lefien, die an Polen, nach der Bukowiua, Siebenbiirgen und dem öftlichen Teil des früheren Ungarn, die an anönien, nach Kraiih dem südlichen Teil von Steiermark, Dalmaticth Kroatien, Slawonien. dem südlichen Teil des früheren Ungarn und Busnien-Herzegowina, die an Jugos slawien, nach Siidtirol und dem Küstenland mit Jstricm die an Italien gefallen sind, gelten die Auslandss gebühren Durch die unzureichende Freimachuna der Brief scndnngen entstehen Abfendcrn wie Empfängern Un annebmlichkeiten und Weiterungen,.zumal die letzteren die mit Nachgebübren belasteten Scndungcn haufig skåjsökjkjskdsåis""«äi-Jåh?scåkss fsyess Ums AbenckklesseA somierxymppe Mr Heim-« U, Dame-) m-? »Wie-er schuld-»g. A«slc»»f!, Prosp. freie W Region-, Alimarki 75. Telepho« »M- FMW ——-—- des Kampf beginnt Der Kampf hat nachmittags am Zeughaus begon nen. Große Menschenhaufen hatten sich hier versammelt und versucht, das hölzerne Gitter des Zeughoses zu erbrechen Das gelang,und nun verlangte die Menge stürmisch die Herausgabe von Waffen. Der dort com mandierte Leutnant, Krug v. Nidda, mahnte das Volk zum Zurückgehen, und da dies nicht fruchtete, ließ er nach dreimaligem Trommelschlag eine Salve geben, Jund es fielen dadurch vier Mann aus dem Volke. lEiner LYLSener Gesallenen, ein alter Mann, ward aus einen agen elegt und mit entblößter Wunde unter dem Rachegeschgrei des Volkes bis aus den Schloßplatz gefahren, von dort aber wieder zurückgebracht Die Pferde waren in einem Nu beseitigt, und die Wagen umgekehrt gegen das Zeughofthor, welches inzwischen wieder geschlossen worden, gefahren, um dieses zu sprengen. Das Thdr widerstand jedoch dem ersten An griffe, als man sich nun gegen eins der drei großen Thore des Gebäudes selbst wendete und dies (das erste von der Brühlschen Terrafse aus) bei einem wüthenden « Stoß aufsprang und plötzlich ein Kartiitschenschuß aus demselben unter die Menge dröhnte. Das kostete vier-; zehn Menschenleben, und nun war der Kampf entschie-! den. Eine Abteilung Commuualgarde, welche von der! inneren Rampischen Gasse heranzog, entfernte sich fo-» gleich wieder. » « z Bat-Moden Mit Blitzesschnelle erhoben sich nun Barrikaden, von einer Festigkeit und soliden Construetion, dasz sie weit eher als kleine Festungen bezeichnet werden konn ten. Ueberall wurde das Pslaster ausgerissen, die Trottoirs von Granit ausgehoben nnd die Bohlen, womit die unter den Straßen laufenden Abzug-Z -schlcusen gedeckt sind, weggenommen, um die Bewegung der Reiterei zu hindern. Auf dem Altan des Altstädter Rathause-s wird die deutsche Fahne aufgepflanzt. Steinwiirfe zertrümmern die Fenster der königlichen Wohnzimuier. Eine Abtheilung Turnerschaar besetzt das Literarische Museum. Eine andre Abtheilung rückt gegen das Zeughaus und besetzt das gegeniiberz befindliche Clinicum. Die Thüren der Frauenkirchej werden mit Aexten eingeschlagen; gegen 6 Uhr er-H stürmt das Volk die dem Zeughaufe gegenüber liegen-s den, vom Militär nicht besetzten Artillerie-Train-i gebäude und bewaffnet sich zum Theil mit den hier vor-» gefundenen Standbüchsen. Der Kampf wird jetzt nur am Zeughans fortgesetzt . . . Bis gegen Mitternachtf mochten schon an 40 bis 50 Barrikaden zustande gebracht worden sein, wobei die so mißliebigen städti schen Diingerwagen mit Verwendung fanden, und was an Miibeln und Geräthschgsten der nächsten Häuser dazu tauglich schien, wurde ohne weiteres von den Barrikadenbauern in Beschlag genommen. Noth Abends soll non dem tköniglikhem Minister des Auswärtigem v. Beust, das Ersuchen um tnilitiiriskhe4 Pklfe an das preußische Staatsministerium abgegangenl c n. Freitag den 4. Mai. Um 3 Uhr morgens töntenf wieder die Sturmglocken. Kurz vor 4 Uhr sind, an-. fcheinend vom Altmarkte, vier Raketcn aufgestiegen.f Soeben hört man wieder Schüsse. Das Gerücht, das. Militär beabsichtige, nöthigenfalls das Zeughaus in dick Luft zu sprengen, hat die Bewohner unsres Stadt viertels in große Schrecken versetzt. Der Vater nimmt mich mit hinauf nnf den Dachbodcn, und wir verbergen hier eine Flinte und einen Säbel. Gegen 9 Uhr hört man von einem eingetretenen Waffenftill-» stand. Der Vater erlaubt uns drei Knaben eine Stundej auszugehen. Wir gehen und sind gleich f am Zenghauaplatz Große Blutflecke auf dem Straßenpflaster bezeichnen die verhängnisvolle Stelle der geftrigen Katastrophe . . . Von den drei großen Thoren ist das der Brühlsehen Terrasse zunächst gelegene arg beschädigt. Die Thor öffnung des Zeughoses ist verpalifadiert. Stumm blicken die Soldaten tiber die Mauer nach dem Clim cum herüber, das nunmehr zu einem Wallfahrtsort geworden ist.. Die gestern Nachmittag gefalle-neu Vier zehn vom Volke liegen daselbst öffentlich zur Schau aufgebahrt. Auch wir gehen dahin und düran unge hindert eintreten. »Im Siinlengaug im Hofe liegen sie alle Vierzehn auf Tafeln, das Gesicht nach außen, briiderlich nebeneinander, ganz so, wie sie gefallen find. Der Erste vornean wird schmerzlich von einem jungen Mann beweint. Jaminernd beugt er sich unablässig iiber ihn, unter heißen Thriinen Gesicht und Hände liifsend . . . Die Rührung ist zu groß, als daß ich mich »der Thräneu hätte enthalten können. Auch um Andre jammern Angehörige. Der Zweite hält noch seine Zigarre in den erstarrten Fingern, während der Dritte iein Zigarrenhiindleri ein Fiistchen seiner Waare im linken Arm trägt. Ein Bergstudent imit grünem Rocke und oerfchnürter Brusti ist der Letzte in der langen Reihe. Es soll dies derselbe sein, der gestern Nach mittag auf dem Neumarkt noch eine feurige Anrede an das Volk gehalten. .. . Das Volk, das umhersteht, bewahrt tiefes, ernstes Schweigen . . . Außerdem liegen 16 Verwundete in der Chgrit6. Mehrere Tote und Verwundete sind in Privathiinsern untergebracht. Nun gehen wir durch die innere Rampisthe Gasse» Eine Barrikade überklettern wir. Hinter derselben: liegen auf Stroh ausgestreckt eine Anzahl Leute alsj Bewarhung; sie lassen sich ihr Frühstück gutschmeckeu. Man sieht Piken- und Sensenmiinuer nach den Barri laden ziehen. An den Straßenecken klebt ein langer Streifen Papier mit der Ausschrist: »Seid Ihr mit uns gegen fremde Truppcu?« Diese sind noch nicht ein gerückt. Wir nehmen unsern Weg über den Neumaer durch die Augustusstraße und kommen auf den Schloßpla3. Hier bievuakiert Cavallerie, Pferde und Menschen durcheinander. An beideußriickenenden stehen Kanonen. Andererseits behauptet das Volk die Stadt, geschützt durkh gewiß 50 Varrikaden. In der Wilsdruffer Gasse allein befinden sich drei. Auf dem Altinarlt soll man Kugeln gießen .. . Wir eilen über die Briihlsche Terrasse heimwärts. Von dieser aus wird den Truppen Geld, Brot, Wurst, Kaffec und Vier zu deu Fenftern empor gereicht und gar deutlich sieht man, wie sehr das Volk sich abmüht, das Militiir fiir sich Zwischenspiele Sonnabend den 5. Mai. So ernst und traurig die Situation auch oftmals ist, so viel drollige und heitere Szenen kann sie mit sich bringen. Heute früh unter unsern Fenstern, «dort, wo die Amalienstraße und der Elsbberg mit der äußeren Riamspischen Gasse und der Prometmde sich kreuzt, hat eine große Menge Volkes sich angesammelt, Männer, Weiber und Kinder, eine Sippschaft, die keinen andern Zweck ver-folgt, als es sich »zum Vergnügen zu machen, die in der Näilje sdes Zeug lsauses steh-enden Schützei zu verhotmen . . . Inmitten einzelner Gruppen mach-en Voslsksredner sich bemerkbar- Masn schließt die Fenssterläden An allen Türen sind die Hausbewolmer versammelt Da endlich fahrt der lanbagel auseinander. Das Militar hatte die Comm sdie satt bekommen und war dem üsbernsüthigen Gesinsdsel vors Quartier gerückt. Dieses Intermezzo wiederholte sich mehrmals-. Unser Vater war heute wieder mehr mals beim Geh, Finanzrath v. Reisbold aus sder Großen Zieg«elaasse. Der reiche Geizhals mag in großer Angst leben. Jm Uebrian ein schrecklicher Nachmittag Der Kanonendonner will kein Ende nehmen und ost mals dröbnt er so fürchterlich, daß Fenster und Thüren zittern. Alle Welt ist in Besttirzung, es verbreiten sich die unheimlichsten Gerüchte. Schon spricht man von einer sich bildenden Schreckensherrschast. Die Nacht erst macht dem grausen Kampfe ein Ende. Und doch findet niemand den so sehr nöthigen Schlaf. Die Vani kaden, im ganzen jetzt 108 an der Zahl, werden nnn vollständig, und auch die benachbarten Häuser mit Scharfschützen besetzt. sHier folgen wieder spätere Ein traaungen im Tagebuch, die den verhängnisvollen Kampf am 5. Mai behandeln, aber offenbar aus be kannten Quellen kopiert sind. Die Red.) Brand des Opernhauiej Flüchtetide Familien Sonntag. den 6. Mai. Während der Nacht lautete unheimlich die Sturmglocke. Um 4 Uhr morgens be gann das Schieszen wieder. Unter Nebel und Regen geht die Sonne auf. Aus der innern Stadt erfährt man nur wenig. Gegen 7 Uhr bemerken wir, dasz die Fenster der obern Stockwerke unseres Vis-ä-vis und der Nebengebäude dicht mit Menschen besetzt sind; sogar die Dächer haben einige erstiegen. Die Auf regung überall ist grenzenlos. Jetzt hört man, daß das Schloß in Flammen steht. Ein dicker undurch dringlicher Qualm steigt links der Frauenkirrhe gen Himmel. Dann erfahren wir, daß ein Theil unsres sherrlichen Ztvingers in Flammen steht, nnd später endlich die Thatsache vom Brande des Opernhanses nebst Zwingerpavillon. Bot schon gestern unsre Straße ein trauriges-, wildbewegtes Bild der allge meinen Flucht heute wandern ganze Schaaren von fltichtenden Familien aus der Stadt. Man hört ron Plünderung, von einem möglicherweise stattfindcnden Bombardement der Stadt Seiten des Militiirs. Das Geheul der Sturmglocke und das fortwährende Schießcn benimmt Jedem die Hoffnung . . . Jettchens Aeltern, welche in Niederpoyritz ansiifsig sind, haben uns wiederholt das freundliche Anerbieten erwacht, uns stinimtlich bei sich aufzunehmen. Die Aeltern entschließen sich endlich, unter Umständen non dem Au erlneten Gebrauch zu machen. Aus Vorsorge wird gegen Mittag zum Einpacken verschritten . . . » · »Von Mittag an bietet unsere Straße ein Bild der Einsamkeit - wohin die Blicke schweifen, keine Men schenseele mehr. Die Gefahr ist sehr groß nnd Nie mand seines Lebens- sitl)er. L Uhr: vom Moritzmonn ment ans schießt ein Schütze fortwährend nach unseren Fenstern. Der Vater geht zu dem Posten. Der Soldat will mehrmals am ersten Fenster unserer Etaae Rauch nnd Jemand mit-einem Gewehr gesehen haben. Die Behauptung war nicht ganz nnbeariindet. Wir haben zwei Akademiker auf Logis. Diese hatten scherzes halber ab und zu Rauch aus ihren langen Tabaks pfeier zum Fenster hinaus geblasen. iJolgen wiederi nachträgliche Aufzeichnungen Die Redi ’ Montag den 7. Mai. Bei graneudem Morgen be ginnt wieder Kanonendonner nnd Sturmgloclengelänt. Mangel an den nöthiasten Nahrungsmitteln macht sich bemerkbar, und auch bei uns fehlt es an Fleisch, Brod nnd Gemüfe. Der heutige Wochenmarkt sollte auf der Bitrgerwiese abgehalten werden. Der Vater machte dort mit Richard die nöthigen Einkiinse Jn der Stadt hat der Kampf wieder mit Hestigkeit begonnen. Der Kommandierende der Anfständischen, Oberstlieutenant Heinze, ist auf der Schieizaasse gefangen genommen worden. Die Thore am »Hotel de Saxe« nnd ~Stadt Rom« find gestern mit Kanonen eingeschossen worden. Tie Gebäude sind von Sachsen nnd Preußen besetzt, ebenso die dazwischen gebaute Barrikade. Dienstag den 8. Mai. Wieder Gewehr- undl Kanonenschüsse Die Natur scheint zu trauern, Regenströme fließen hernieder, umd die Sonne ver hüllt ishr Antlitz vor den Szenen des Bruderskasupfes. Jsm allgemeinen aber ist der Tag ruhiger Am Elb-i berg beginnt man eine Varrikaide aufzurichten Mittaka DJNOEN Nur eine in jeder Hinsicht technisch vollkommene Fernsprechanlage bietet Gewähr für einen wirtschaftlichen und geordneten Geschäftsbetrieb· W Willef-MWW·W WMI Unter weitestgehenden und richten wir ein FernsprecheHlagen jeder Art und Größe unter ausschlieölichF Verwendung des alt earantien Verhauccu bewährten Fabrikates derTctcphou-Fahkuc Actteygeseuschatt vorm. t. net-uner « ist durch unsere aus ut eschulten Kräften bestehende Gevnssenhatte Instandhaltung Re«s«,»s.AWk-««gg besMs Mwsket 9 Vertreterbesuch. Auslamftserteitung und Ausarbeitung von Angeboten kostenlos und unverblndlloh. Hiueldeutielse bleich-Aktiengesellschaft Dresden-A» Frager sit-also O. 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