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Dresdner neueste Nachrichten : 14.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-192410145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19241014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19241014
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner neueste Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-10
- Tag 1924-10-14
-
Monat
1924-10
-
Jahr
1924
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 14.10.1924
- Autor
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Dresdner Neueste Nachrichten i e- U- ss Is- M- ist-se aso W . . «-————fk«k.""å.. JO- «--s« s-« Rimsi- xsi «- «»«-««8 . Unabhängige Tage-wag W ze;..s.:sz»»23:.g:g«.3szkx.: JW WW --·..0 øzssskxksssst sspksscsxszgc IHOHM « d l v d - sk Wes-»s- sgsgssssxgs FOR-W Or »«JT.I.«-:lssk;,ssskip: g beträ i 0.10 Otd gkk - qkm I H . J st -Z mv r. . reuz an en ungen: mnn w en Æms Fsm sm: sk- MZ WMWÆ m an es Un UU m et Uns Mast-IMde is.ssisesssssmmes.- 1-0 Ø..-psesmss. Redaktivw Verlag und Oauptgefchöftsstelle Dresden-A- Fauna-way 4. · Ferukufz 2 o 024, 2 2 ges-, 2 2 982, 22 gas. . Dem-komme- Aeuesie Die-deu. · postscheckk Dresden 2060 Mit-erlangte Gnsenvunaen Mmc Rückkettch werden web-I- zMckgefMdl noch sufbtwdfli - Im Falle höheka Gewalt- Befrlebgstökunq oder Streits haben unsre Beziehu- teinen Anspruch auf Rachliefekung oder Erstattunq des entsprechend-U Ema-M W— M. 242 xxxll Jahrg. Dienstag, 14. Oktober 1924 k- EITHER m visiäszsk M M..1 hat« Um Mathilde- GLLYL k· JE EEUCUU kleiner l . PMB-Es M- »-O»—- I LIMI MWYM PM- STIM- FkL IT duckt-zu «35: · l· Käf-TM ne ·ezmeer Fuss-IF All en owie ichkg Tet ein-. verkaufen ·u ltannend billigen Tr- fen u günstig-: etc bezw-M C - IRRLICHT J i « I ges-Wlka 1 YOU Aufsch- zu v auer Heller ggtfe skisz s THE MrlnuffT schränke » . . ZFFMCZZIFZMÆ is eLloaHlmxgkz Eslüschfofa Tut Eb» vk. Rößikx HENNINGS HEF- ANYng esslsLakasstwkxgk rinsgutbchad n. - t ~ l. Ekthtex t V c a .- . .l' fclem eMtZes : Speis-Zimmer reich aeichnjst « : gsrslsiåptrlgblzslnszg Wiss-HERR lArmlehnieffel ffttkesolelM ne iepnmeritiibxe Essgksgxsksswx HEXE-ZWElT mttskkkeiicheksistQ FJ Sckts ht. wendlx bill. vxf thauerStuM quissgettziktedenk 1 i s. bunt-kam Fin..FLch-.Schtais. . tb...bcll.b.Gakbt-. FreibgrmSttJCHoh DIE-Z oillitzst act-aq. næwaqggncmvz New-m «u»todern, q. Zwar btllm zu vger ; LIMLILMML l mod Maß-mu vk. Prokop, GnKirchs FULL Z. »V. B——l. g oft items-; Emfwas m. ge . Hve »Beste est» schw Herr. - Wintermamek mit imjh Pelsz 35 M. u. 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Die Wetternerbiiltuiife hatten Ich, wie Dr. Eckener richtig noransaesagt hatte. im Laufe des Sonnabends gebessert. Der Lnftdrnck stieg nnd gegen Abend trat eine merkliche Abliiblnng ein. Aber fast im legten Augenblick nor der Übsabrt km das Wetter wieder unsicher. Nach Sonnen aufgang setzte ernent Lnfterwärinnna ein. die die Abfabtt abermals an aefäbrden drohte. Katz entschlossen saate deshalb die Lustichiffleitnna die vol-bereitete Abschiedsseier ab, nm Zeit an gewinnen und noch nor Eintritt der Wärme ins Freie an gelangen. Noch einmal wnrdcn alle Einrichtungen des Schiffes acvttifd Um 6 Übr 25 Minuten wnrden die Stützen fort gezogen nnd die Haltemannschaftem dnrch Reichswebr perstiirkh zogen das Schiff ans das Kommando «Ln s t - ichiss mar schi« langsam in den Nebel hinan-L »Z R lIl« verliess feine Werfthaile ans immer· Draußen wnrde das Schiff non-der nn gebenren Menschenmenge mit tiefem Schweigen empfangen. Erst als in der erleuch teten Fährerkabine die bekannten Luftfchifsitbrer er kennbar wntdem setzte ein Winken nnd Abschiedrnfen ein Um 6 Uhr 85 Min. kam das Kommando »Lnft schiff hochi«. Ein helles Glockensignal, die stinf Motoren sprangen an. Leicht nnd clegant hebt sich der Riefenkiirper in die- Lnft. Aus der Führergondel der sindine nnd ans den Motorengondeln winkte man der in brausende Hochrnfe ansbrechenden Menge begeistert zu· Während die Stadtkapelle da s De nt schlau d - lied anftimmte, das Zehntanfende entblößten Hauptes mitfangcty entschwand das Schiff nach kanm einer Minute im dichten Nebel. Lange noch lauschte die Menge in lähmendem Schweigen anf das sich ent fernende Motorengeränsch.. DasLthikijifi ählrFrantreich -.L B c r l i n. 13. Oktober. sEigener Drabtberichts »Z R Ill« schwebt über dem Atlantischcn Ozean. Nach einer aner durch Frankreich stihrendcn Fahrt von 8 Stunden 55 Minnten hatte das Luftschiff den G o lf v o n B i s e a y a erreicht, nm min. gänzlich aus sich selbst angewiesen. den Flna liber den Atlantie fast an seiner breitesten Stelle anzutrcten. ein Unter nehmen. das vorher noch niemand gewagt bat. Denn der Flug des englischen Lustschisfeö, das von der iris schen Westliiste an Nenfnndland vorbei znr amerika nifilien Ostkiiste führte, läßt sich mit der Riese n - fahrt des Zennelinkrenzers nicht annähernd veraleichen. »Z R Ill« hat in nenn Stunden vom Heimaibasen bis znr französischen Westkiiste rnnd 1050 Kilometer intiickaelegt, also eine Durchfchnittsgeschwins diakeit von 110 bis 115 Kilometer in der S i n n d e erreicht, obwohl das Schiff zeitweilig ans Ersparnisariinden nnr vier Maschinen laufen ließ. Ueber dem Ozean wird die Schnelligkeit n o ch b e d e nie n d a r d sz e r werden. Mann kann damit rech- UFM daß »Z R III« schon in den gestrigen Nachtitniiden eine Geschwindigkeit von 120 bis 140 Kilometer ans eigener Kraft entwickelt hat. Dieses Tempo diirste sich mesentlich erhöhen. wenn das Schiff in den . Bereich giinsiiaer Schnbwinde gelangt. i Die bisherige Fahrt nestaltete sich solaenderniaßem » VIII Friedrichsliafen nahm das Schiss sittlichen Kurs ans den Schwarzwald Um 8 Übr 5 Minuten bat der -z R 111" B a s el in 200 bis 300 Meter Höhe liber- . ils-nein Von Basel ans nalim er nieststidwestlichen Kan in der Richtung ans die sranaiisische Miste. Das Schiss indr an Anfang nnaebener schnell; es hatte die 150 Kilometer lanaesStrecke von Friedrichsliasen bis Basel in kaum 40 Minuten nnriickneleat ein Tempo von rnnd 200 Kilometern in der Stunde. Göttin vau Bei-m are-flog »z n mu die ikauzraiche Grenze. Der Nebel« der bis dadin die Sicht pdllia behindert hatte. verteilte sich. Unter Umaelinns der französischen Fest n n a e n . die die sranedsiiche Regie- Umn in einein der Lustichissleitnnn dinterlenten Plan ausdrücklich bezeichnet hatte, ftenerte das Schiis unn mebt bei prachtvolle-n sonnigen Wetter nnd klarer Sscht tiber Montbeliard thnirelaardi in M Meter Odde nnd m Kilometer Geiidwindialair In set scdnten sormittagsstimde irnrde das Lnftscdiis über Lvon aesiiliten Ein gegen II übe iaFriedrichsliasen einaeaauiium Juki-mil- lantet:. »t! Udr lis Uinnten an Bord des »Z B Ill«: irren-end iider Loire Richtung-Vorhang« Danach datte die Last- W idee. W Wann-ersah abgeändert Gegen 2 Uhr wurde »Z R 111« iiber Confo le n e e an der Vieune, notdweftlich non Bokdeaux, gemeldet. Um 2 Übr 45 Minuten fnnkte i;z It Ill«, daß et fich 150 Kilometer öftlich Rochelorts efinde. Um 3 Uhr so Minuten mitteleuropäifcher Zeit wurde das Luftfchiff iibet der Girondetniindnng ge meldet. Das Telegrcunm lautete: »A n Bo r d de s »Z R Ill«. Paffieren soeben Rot-an an der Mündung der Gitonde. fiidlich von Rochefotn Schiff, Mannichaft nnd Ma schinen alles in bester Ordnnirg.« Das Luftfchiff hatte damit den At lan t i f then Oze a n erreicht. Es fiencrte direkten Kurs ii be r den Golf von Bisse-um« in der Hdbe des 44. Breitegwdes in Richtung Kap de Bettes nnd Cay Finisterre an der spanischen Nordwestküste Die Strecke von der Gitonde über den Golf von Viscana nach den Azorety von da bis an den Verstandes-Inseln nnd von dort bis New-York beträgt rund d C0 0 K il oin e te r. Wenn das Luftithiss die Fahrt in des-n bisherigen Tempo iortlesr. dann kann es in etwa du«-»so Stunden-( quv vom-erschau- iii der Nacht pou- Dienstag zum Mittwoch in Lnkcbntst landete Schwere Stürme in Aussicht? Sonderkabeldienft der Dresdner Neucsteu Nachrichten J- Wafhiugtom W. Oktober. (Durch United Prei« Wettcrberichtedeö Matineminiftcriums aus«demGolfvonMexikomeldeuVorzcichen vonschwercnStürmeuin diesem Gewässcr,dic sichmöglicherweifeaufdieFahrtrontedes Zeppelins hinbcwcgew Abfchied vom eurdpäifchen Festland- X Frankfurt a.,M., 12. Oktober. Dr. Eckener, der Führer des ~Z R 111«, sandte der »Fraukfurtcr Zei tung-« folgenden Funkfpruch: Nach schöner gleich mäßiger Fahrt über den Mkttelgebirgen Frankreichs wo es etwas böig war, überstiegen wir 3,35) Uhr me franzöfifche chtküste bei dcr Girondemündung nnd nehmen Abschied vom europäifcheu Fest lande. Wir fahren durchschnittlich 65 Meilen (117 Kilometer-) in der Stunde bei Südwind von 6 bis 7 Metern in der Sckunde. Schiff und Maschinen find in kecker Ordnung, die Stimmung an Bord ist vor zug . « Am Kap Ortegax X Berlin, 12. Oktober 11 Uhr abends. Nach einer Vlitzfuukmcldnug der Station Norddeikh war der Standpunkt des »Z R lII« um 9 Uhr 36 Min. abends mittelcuropäischet Zeit K a v O t i e g a l. Kurs nach den Azoren XBe rlin, is. Oktober 4 Uhr morgens. Nach einer Blttzfunkmeldnnq der Station Norddcich war der Standort des ~Z R Ill« 12 Uhr nachts mittel enropätfcher Zeit auf der Linie von der Nordecke Spa nien-Z nach den Azoren auf 12 Grad weitltcher Länge. Zwischen Spanien nnd den Azoren X Friedrichshafety Is. Oktober. 7 Uhr morgens-. Der Standort des Lufilchisses ~Z R lll« um 4 Uhr 15 Min. morgens war ein Viertel des Wegs zwischen der Nordecke Spanicns nnd den Staaten. Keine direkten Funksprüche mehr X Friedrichshasen, lä. Oktober. tDurch Funk snrnch.) Wie die ZevvelinsWerst Friedrichshnsen um 11 Uhr w Min. vormittags mitteilt. gelangen von ~z R Ill« keine direkten Funktelegtainme mehr nach Deutschland, weil die deutschen Funk stationen sich bereits außerhalb der Reichweite des Lnst sch isse Z besinden. Die deutschen Erim-» saugsstationen sind jetzt lediglich aus die Betichterstati inng der amerikanische-c Kriegsschisse nnd Funk stntionen angewiesen. Frankreich iguörkert den Flug P Pat ic. ts. Oktober. Eises-er Drahtberichtj Beseichuend ist. daß die irsnisiftben Blätter und Nachrichteuaseuturey genau vie beim Deutschl-inultum über den Oseaufltq des Zeppelins ! e in e r l e i M e L bangen veröffentlichew Die gtsseteu drast lsien statt-neu singen k- Me des gestim tlloeuds Funkmichrichteu vom Luflfchiss auf. d o h te il tcu sie diese der Oeffentlitsteit nicht wit. W Mit-tm lei- seite « Anatole Der Achtzigiährige ist hinübergegangen. Nicht ohne Leiden. Ein langes Krankenlager ging der natür lichen Auslösung voraus. Aber der Schöpfer des Ath Eoignard und zugleich dessen getreuer Schüler hat es mit der Philosophie getragen und der Lebens kunst, die er nicht nur im Munde führte. Dieser Sterbetaa bedeutet eine europäische Angelegenheit Und dieser Verlust eines unersetzlichen Geisteskapitals geht nicht nur die Leser der Romane, die Verehrer des Künstlers, nicht nur Frankreich an. Das käme einer Menschheit ganz stark zum Bewußtsein, die nicht in materieller Gebundenheit und Kurzsichtigkeit, Rassen- und Klassen- und Völkerhaß gegeneinander lebte. Wer indessen um die große Seele dieses französischen Euro-. oäers und Weltbürgers weiß, fühlt schmerzlich, dasz der Achtziwiährige zu früh geboren und zu früh gestorben ist. Er wäre auserlesen gewesen« die große Wandlung Europas als einer der wenigen erlesenen Geister zu beschleunigen Seit Nietzsche hat keiner so mit dem Hammer philosophiert wie Anatole France. Sein kleiner silberner Hammer, mit allen Schönheiten der Antike geformt, mit jeder edeln Linie des Humanismus eiseliert,·gerschlug die großen tönernen Götzen, die Völker heute wie seit Jahrtausenden unglücklich machen und zerfleischen. Darum war seine Arbeit noch nicht getan, fein Lebenswerk noch nicht vollendet Er hätte schließlich auch den Moloch der Poincarss in Stücke geschlagen, obwohl er so ein guter Franzose war. Denn in ihm lebte die Erbschaft und der Mut Vol taires und Zolas fort. Zugleich aber war er nicht zum Märtyrer geschaffen. Die falschen Gewalten hätten nie und nimmer gewagt. ihre Hand an den Mann zu legen, der sich furchtlos neben Jaures ge stellt hat. Denn die besten Teile des französischen Volkes verstanden ihn. Wir dürfen ein wenig stolz darauf sein, daß wir das just in dieser Zeit auch von dem deutschen Volke sagen dürfen. Soweit man sehen kunn, ist über Anatole France nirgends, auch in seinem Vaterlande nicht, Schöneres geschrieben worden, als von dem deutschen Dichter Thomas Mann. Soviel verstehende Liebe, gepaart mit soviel tiefster Gerechtigkeit gibt es selten, als in dem lübrigens vor Jahren schon erschienenen) Essai von Thomas Mann. Kaum einer hat, wie er, den scheinbar unerklärlichcn Widerspruch in der Seele dieses großen französischen Dichters, Erziehers und Politikcrs idcnn das war er in der geistigen Bedeutung des Wortes) ge klärt, die völlige Einheit des Wesens in dem genialen Skeptiker so belichtet, wie der deutsche Dichte-. Er war berufen, weil der Weg seiner Erkenntnis auch durch das Dickicht der Widersprüche ging. Wider sprüche voll Zeitgebundenheit, gewiß, aber von der Art, die den Dichter zum Erzieher emporheben. Anatole France, richtig verstanden, ohne Vorurteil gewürdigt, bleibt einer der Menschheitserzieher. Anatole Franaois Thihault wurde am 16. April 1844 geboren in einem Paris, das wieder einmal einer Revolution entgegenreiste. Zwischen Büchern kam er zur Welt. In einem kleinen, offenbar ziemlich arm seligen Buchladen, in dem aber die geniale Wißbegier des Knaben schon sehr früh die großen Geister und Dichter des Altertums aussvürte. von denen er sich bis in seinen Tod nicht mehr getrennt bat. Der Vater hieß in dem ganzen Viertel und unter den fliegenden Buch-händlern, an deren Karten noch der alte Anatole zu suchen und zu finden pflegte, nur Monsieur France. So kam Anatole Thibanlt zu seinem Dichternamen. Ein echter vom do euer-m Denn Anatole France hat sein Leben lang mit scharfen, geistigen Waffen ge kämpft und begonnen als ein ftreitbarer Kritiker. iWas vielfach und seit langem und mit Unrecht ver gessen worden ist. Die übliche Kritik der Schlaaworie, der Formeln, der Etikettenkleberei und der Definie rungskünstelei hätte geistig allerhand bei diesem Fort setzer Sainte Beuves zu lernen. Unter anderm die Kunst künstlerischen Verstehens.) Als Anatole France noch für den »Temvs« schrieb, vor dreißig Jahren, stürmte er gegen Zola an. Dieses Bündel Schmutz, meinte deriunge France, müsse von der französischen Erde verschwinden. wie man den Unrat verbrennt, der aller bösen Keime Nährboden ist. Aber als er ein reiser Mann geworden war, wider-rief er freiwillig alles, was er se gegen Emile Zola geredet und ge schrieben hatte. Nichts erschien dem weise Gewordenen lächerlicher als der Stempel »Naturalisnms« am Fuße idws Denkmals dieses großen Dichters nnd Menschen. iEr hatte erkannt, daß der Dichter des »in-bis Monret« Ernit mindestens so viel Fug ein RomantikeD sicher aber Hund gerecht ein gewaltiger Symbolist geheißen werden ; mußte. Damit verfluchtigte sich als unbetriichtlich, was als Grenzenlosigkeit Zolas den formstrengen Klassiker ,Unatole France einst beleidigt und in einen grossen Irrtum gesagt hatte. Die Verwandtschaft des Geistes trat deutlich hervor. Zole und France: zwei Mutige, M W Mannen des· ebenso-sit W France -I- nen, in allerhand Kathederzerrbildern und ofsiziellen Clichkås verunstalteten Voltaire. Voltaire hat für lean Calas und andre von Ketzerrichtern und falschen Mäch ten auf Folterbänken Gcmordeten sich mit Leib und Leben furchtlos eingesetzt. Als der kernfaule fran zösische Generalstab mit höllischen Fälscherkünsten den Hauptmann Dreyfus abzuschlachten versuchte, stellte Zola sich mit offener Brust vor die Wahrheit und bot sich den vergifteten Pfeilen als Ziel dar. Das war um s) gefährlicher, weil Dreyfus ein außergewöhnlich unsympathischer Mensch und die ganze öffentliche Mei nung für die Lüge voreingenommen war. Es ging Zola nicht um den Mann. Er wollte Gerechtigkeit. Als er zur Gerichtsverhandlung hinausfuhr über die Seine, ins offenen Wagen, entging er nur mit tnapper Not dem Tod in der Seine. Die Gedächtnisrede Ana toles aus Zola war ein Denkmal des Mutes, der Ge rechtigkeit, des Genick-. So hat der im Grunde Kon servative auch neben laures gestanden. Die unendliche Klarheit seines Geistes konnte im Wirrwarr des Welt krieges nur vorübergehend getrübt werden. Rasch ver fliichtigten sich die Rauschnebel des Hasses, die alle, selbst die feinsten Menschen, bezwungen haben. Sofort hatte man ein neues Etikett für Ungtole France. Ein Fabnenfliichtiger Der Dichter hatte die Tricolore ver raten, die er einst im »Temps« geschwungen hatte. Was weiter? Anatole France war Kommunist. Nichts ist so unsinnig von allem, was über den Dichter des wundervollen Romans »Die Götter dürften« behauptet worden ist, als dieser Irrtum. Wer auch nur dieses Buch kennt, weiß, daß der verzeihende Ironikek feiner Lebtage eines immer gehaßt hat: das lakobinerium. Ihm waren ja die nationalistisch angeschirrten Generalstäbler nur eine Abart der Tät-Just und Nobespierre, die bestenfalls den einen Milderungsgrund gutgläubiger, doch sanatischer Botniertheit für sich geltend machen können. Daß ein Mensch das Recht besitze, einen andern wegen seines Glaubens oder seiner politischen Anschauung mit Ge waltmitteln zu bekämpfen, lehnt er leidenschaftlich ab. Alles Unheil Europas wächst seit Jahrhunderten ans dem Giftboden der gewalttiitigen Unduldsamkeit. Der Sozialismus, zu dem sich France, einst der geistige Freund Bouraets igleichfalls aus fugendlichem Irr tumi später bekannte, hat mit dem marristischen Mate rialismus neuerer Art nichts gemein. Der Revolutio ntir France war ein rein geistiger Freiheitskämpscr Darum war er auch nicht der Antichrist, als den man ihn kurz und schlecht zu bezeichnen beliebte. Sein hellenistisches »Heidentum« war sa nur Abwehr gegen jenes staatsofsizielle »Christentum«, das jede seiner Unmenschlichkeiten mit dem mißbrauchten Symbol des Erlösers zu decken suchte. In der Kirche der Urchristen wäre dieser Heide, der ein Schüler Renans gewesen ist, nicht als ein Spötter gestanden. Und er hätte die Leiden der Katakomben mit ihnen geteilt. Immer ist er ja der Anwalt der Armen gewesen. Weil er aus tiefem Herzen und mit einer fanatischen Ehrlichkeit diese Sendung erfüllte, ist ihm nichts so zuwider ge wesen wie die falschen Advokaien und lakobiner, die genau, wie alle Tyrannen, die betrogene Masse an den Karren ihrer demagogischen Machtgelüste anspannen. Er kannte das Volk. Das Unrecht, das den gut mütigen Gemüsehändler Crainauebille mit allem Schein des Rechts entrechtei, läßt ihn in einem Mikrokosmus auf geniale Art das Symbol des All unrechis ungeistiger Macht der Welt erschaffen. Seine Symbolikist überhaupt sozusagen zierlich im Vergleich mit der gewaltigen, überlebensgroszen Zolas. Aber künstlerisch bleibt sie mindestens gleichwertig. Das Besondere: die geniale Ironie. »Bor dem Gesetz« - sagt er ~sind wir alle gleich. Das Gesetz verbietet den Reichen wie den Armen, unter den Brückenbdgen zu nächtigen, auf der Straße zu betteln und Brot zu stehlen.« Sein großes Mitleid äußert sich in einem durch diese Ironie abgekühlten Weltschmerz, den er mit dem lächelnden Stoieismus eines tlassischem griechischen Weisen trügt. Dazu kommt die zweite Besonderheit einer einzigartigen Wesensmischnng - das Epituriieri tum Anatoles. Wir lieben es in der Orattüche der Königin Pedaucque«, in diesem Inwel eines von allen Schönheiten des Hellenismus nnd dumanismns durch sponnenen Romans aus dem 17. Jahrhundert Der Abbe coignard, dessen Meinungen ein Botalmlarinm der Weltweisheit Anatole Franees bleiben, is der Dichter, wie Herr Bergeret es ist. Oder doch ein Gros tetl vom ihn-. Nur daß Menschenverachtnng so rührend mit tapferer Menschenliebe bei dem Dichter der Mel der Pinguine« und des Vleinen Peter« M der «Bliitezeit des Lebens« sich paart. sie is Mutterliebe schöner besnngeu worden, als non dem Quriter France. Derselbe Dichte-, he mit tiefer Ironie verkündet- M Unve- W da uns doch alles Bisse verstehen wird, dem M nicht nie-r mache-. W s- sei s —, ~Z R lll« in der-
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