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Aus Stadt uns Land Dresden, 10. November Die dsseutuche Uhr i Wer an einem Plan wohnt, wo sich eine öffentliche »- Uhr befindet, der hat’s bequem. isin Blick aus dem « Fenster und er weiß, was die Stunde geschlagen hat. « Was ist das für ein Vorteil! Allen Menschen möchte i man wünschen, daß sie auf so einfache Weise erfüllten, f was die Stunde geschlagen dat. Aber das ist natürlich nicht möglich. Und so wissen denn leider viele Menschen » nicht immer, was es geschlagen hat. Jn einer solchen Großstadt wie Dresden gibt es nun sehr unterschiedliche öffentliche Uhren. Unterschied lich nicht nur in dem Sinne, daß sie was ihr gutes Recht zu sein scheint - die Zeit verschieden anzeigen. Wie zum Beispiel unsre Dresdner ziirchturmuhrem die großen Ehrgeiz zeigen, die Stunde so individuell als möglich zn verkünden. Es gibt bei uns Uhren, die vor gehen, und solche, die nachgehen. 810ß solche, die rück wärts gehen, gibt es in Dresden nicht. Obwohl das fiir manche Wechselfiille des Lebens, die bekanntlich die plinktlichsten Menschen treffen können, außerordentlich angenehm wäre. Dafür aber haben wir jene ander wärts seltene Spezialität von öffentlichen Uhren, die ans dem Standpunkt stehengeblieben sind, daß es besser ist, stehen zu bleiben, als falsch zu gehen. » Wenn man meint, diese Uhren seien stehenge-; blieben, weil sie nicht aufgezogen wurden, so hat mani ebenso falsch gedacht, wie wenn man meinte, diese Uhrenf seien des ewigen Gehens müde, also kaputt. Nein:l diese Uhren haben Gemüt, sie verhalten sich so aus( Rücksicht auf die menschliche Gesellschaft. Auf daß der Dresdner eine Ausrede habe, wenn er irgendwie zu friih oder zu spät kommt. Nur aus diesem Grunde hat die Dresdner Stadt verwaltnna beispielsweise eine Uhr auf dem Divpoldis waldaer Platz aufgestellt. Hier hat der Mitbiirger den unerhörten Vorteil, daß es immer um zwölf ist. Mor gens, mittags, abends und nach Mitternacht. Ein ein faches, aber sehr wirkungsvolles Mittel, nie zu spät zn kommen, ist diese Einrichtung. Wenn man sich etwa auf ein Uhr verabredet hat und lommt eine Stunde zu spät so kann man immer noch beweisen, daß man nach der öffentlichen Uhr an jenem Platz noch viel zu friih ein getroffen sei. Das ist sehr nett« Besonders auch, wenn man gar zu lange nach Mitternacht ausgeblieben wart »Als ich am Dippoldiswaldaer Platz vorüber kam, war’s gerade zwölf.« Man könnte das beeiden. Braucht man just eine andre Zeit siir die Bekundung seiner Pünktlichkeit, so braucht man sich nur etwas um znium an der Carolabriicie steht die öffentliche Uhr ans ein oder zwei Uhr. Ja, es gibt noch andre, noch riicksichtsnollere Uhren. Da ist am Kurfiirstenplatz eine, gleich linls vor der Albertbriicke. Diese Uhr hat vor den andern den großen Vorzug, daß sie unbezweifelbar geht. Abends wird so gar das Zifferblatt erleuchtet. Am Z. November ist die Uhr allerdings einmal stehengebliebeu. Auf yet Uhr. Aber am Abend darauf alle andern Uhren zeigten aus 347 war es auf dieser Uhr Stil. Und am nächsten Tag gegen sechs, zeigte diese Unübertreffliche die vierte Stunde an. Diese Uhr versteht den Sinn der Zeit: sie spart welche. Sie geht langsam. Aber sie geht, nnd jedermann kann sich auf sie berufen. . Zum Beispiel: wenn man vom Rat zu Dresden eine Vorladung erhielt, man ~wolie« um soundsoniel Uhr an Amtsstelle erscheinen. Schön, man will. Aber es ist etwas zu spiit geworden. Das Richtigste ist dann, man geht an einer solchen öffentlichen Uhr vorbei, die so riictsichtsvoll ist, entweder auf 12 zu zeigen oder auf »Es-I oder so. Je nachdem. Man muß nur immer die richtige falsch oder gar nicht gehende öffentliche Uhr be niitzen, und man hat eine erfolgreiche Ansredr. Denn: ist der Menschverpslichteh eine Taschennhr zu besitzen, die genau die mitteleuropäifche Zeit angibt? Mit nichten! Das kann dem Dresdner Bürger ebensowenig oder noch weniger zugemutet werden, wie man dem Rat der Landeshauptstadt Dresden zumuten könnte, da für zn sorgen, daß die öffentlichen Uhren alle richtig gehen. Wie käme er auch dazu? Cons. Dresdens Fremder-verkehrt fim Sommer 1924 In den fünf Monaten vom Mai bis zum Septem ber d. J. wurden in Dresden gemeldet: 29 405, 25 979, 34 272, 36 393, 35 938 Fremde; die meisten also im Ferienmonat August, fast cbenfoviel im September, rund 2000 weniger im Juli; 7000 weniger im Mai, über 10000 weniger im Juni. Von diesen angemeldeten Nean ab, «· , - in Fremdenbösen 25 825 21682 29 246 31 128 31 235 in Pensionen 2133 2315 2990 3236 2871 also in Fremdenhöfen rund sieben- bis elsmal so viel als in Pensionen. Ferner waren von den angemeldeten Fremden: im Mai 679 Gewerbsgehilfen und 768 Her dem-Tirede im Juni 979 und 1003, im Juli 953 und loss, im August 963 und 1046, im Sptember 1087 nnd 855. Auslander waren unter den angemeldeten Fremden einschließlili Gewerbsgehilsen und Herbei-as ftemdcn 2254, 2659, 2607, 2952, 2984. Bei der Kurverwaltuna Weißer Hirsch wurden an- und abgcmeldet im Mai 1071, im Juni 1036, im Juli 971, im August 1004, im September 1154. Die Zahlen für die inbegriffeneu weiblichen Personen sind: im Mai 529, im Juni 533, im Juli 546, im August 599, und im September 591. i schieden Wir glauben es nich-t, wollen nichts davon wissen. Bei diesem Können haben die Jahre nichts zu sagen. Zunächst kein Wort von Abschied; cr muss wiederkommen; Und recht bald! Wer erfahren will. was Gesamt-sinnst ist, muß Battissttnisacbxirt l)Lbcn,· DE. "j«33"0 THE-Eh «- Wie wir soeben erfahren, plant die Konzert direttion Ries, deren verdienftvoller Bemühnna wir Sag gestrige Konzert verdanken, einen zweiten Battiftini-Ab end, der in allernächster Zeit statt finden soll. Weines Immer-m = Mitteilungen der Sächsischen Staatstheaier. Opcrnl) a u s. Für die Vorstellung der »O rest i e« deute Montag gelten die Volksbübnennummern 8778 bis 9975 snicbt 9875). - Mittwoch für die Montag- Anrechtsinlmber der Reihe A vom 10. November: »Me« rtli a« mit Licsel v. Schach, Elsriede Haberkorn, Btissel, Dir-sei, Ermold. LJiusikalische Leitmm: Strieg ler; Spielleitunm Mora. Anfang MS Uhr. —— Schau spielhaus. Die durch die «Jntermezzo«sclais-üb rnnaen ausgesallenen Anrechtsvorstellunaen werden ans einen später noch bekanntzugebensden Zeitpunkt verlegt: vorgesehen ist die Weihnachtsswoche. Frau Clara Salbach ist erkrankt. sSie spielt heute M on taa noch in der «Orestie«, um die Anffübruna zu er möglichen) Statt der für morgen Dienstag angekiiw digten »Braut von Messina" wird zur Nachscier von Schiller-s Geburtstag sAnrechtsreihe B) »Don! Carlos« in der bekannten Besetmna aeaeben. An-( sang 7 Uhr. Wegen Erkrankung von Frau Schafscr muß auch Mittwoch den 12. November die Vorstellung geändert werden; es wird nunmehr iAnreclJtsreihe B) »Robert und Bertram« mit Meyer und Wierths gegeben. Spielleitunat Wicrtb. Anfana 7 Uhr. s = Zusammenbrnch der Berliner Großen Volks ver. Nach dem Mißerfolg der ~Ajda«-Stagione, nach dem Konkurs des Dramatischen Theaters, ist nun auch,. wie ungr Berliner BsKorrespondent drahtet, dies Große olksoper plötzlich zusammengebrochen. Die( Große Volksoper erfreute sich bisher der besonderen- Singt des Publikums. Aber das Unternehmen wars Zdnk ans unrcntabel aufgebgut SDee monatlirbe Aus-I zzsabeetat betrug etwa· 150 000 M» denen nur etwal kasWoo M.« Einnahmen gegenüberstanden Obschon das. F·;Theater fagzäglich voll besetzt war, blieb doch immer »Hm-IV W.. . its-sit »Den geweng DOM. 111-. . Dieses Eine sehr alte Frau Man lgeigt, sie yet diö älteste Frau·Dresdens. 1829 if; Fle ge oren, w rd heute, an Lutherö Geburtstag, fungnpneuzkzig Jahre-. « « » , « » « ; Ueber dem unscheinbaren Haus in Strehlem wo Amalie Albrecht bei ihrer sünsundsechzigjahrigen Tochter wohnt, stand gestern nachmittag der Himmel hoch und in einem hellvioletten Licht. Brauues Laub flog, von Wind getrieben, durch den kleinen Garten, und eine schlanke Bitte mit einer Starmeste im Ge zweig schüttelte die langen Ruten. Die alte Frau saß terzengrade, ohne sich anzuleh nen, aus ihrem Stuhl. Sie stand auf, durchaus nicht mühsam, und gab dem Gast die Hand: die runzlige, ver arbeitete Hand, ans der die Adern stark hervortraten. Man sah eine tinderhast kleine Gestalt mit weißen Haaren unter einem schwarzen Hiiubchen, sah in große, klare, blaue Angen- Ein Jahrhundert schaute aus diesem Blick. Wuchs diese Frau nicht wie eine Riesin aus Vergangenheiten heraus? Zu denken: als sie geboren wurde, lebte Goethe noch. Aber sie hat gar nichts erlebt. »Sorge und Arbeit, Arbeit und Sorge«, sagt sie, wenn man sie nach ihrem Leben fragt. An diesem Nachmittag, da schon einige vorzeitige Geburtstagegiiste in der peinlich sauberen und mit gut erhalteneu Möbelu ausgestatteten Stube saßen, hatte sie eben ein dreiundzwanzig Strophen langes Gedicht deklamiert. Ohne zu stocken. Ein Gedicht aus ihrer Jugend. Von Adolf-s mißgliickter Wanderung nach Amerika. Wenn sie erwacht - und sie wacht jeden Morgen um fiins aus-, weil sie schon um sieben schlafen geht sitzt sie aufrecht im Bett und sagt sich zur Kurz weil Gedichte ans. Sie sieht nicht mehr ganz tlar und das Gehör hatvein wenig nachgelassen. Aber das Ge dächtnis ist noch scharf: die Erinnerung an junge Tage. Wienreich kann Jugend sei-das verarmte Alter machen. Vitter und ärmlich begann dieer Leben. Der Vater, der nur kärglichen Verdienst Hatte, starb von sechs- ziindern weg. Frühe eltericlos, mußte das Mäd chen emsig die Hände regen. War ed nicht- Glück fiir sie, das-H sie ganz jung schon den Lebensgefährteu fand? Jn der kleinen Bergtirche von Oybin, vor den Toren der Heimatstadt Zittau, wurden sie getraut. Heute noch weiß sie jeden Choral audwendig, der damals ge sungen ipitci;e,» « , , Ach, das Glück, von dem sie wahrscheinlich geträumt hatte-, blieb oft recht fern. Zehn Kinder hatte sie. Sieben wurden, kaum daß sie die Augen recht aufge schlagen hatten, in winzigen Särgen nach dem Fried hof Opjxsmtns « . .. . »Ein-«- starb mir mit acht Wochen, eins mit zwanzig. Von den Zioiltingen ist eins «nur vier, eins nur els Wochen alt geworden-« Und dann starb der Mann der Man:«er, der nicht immer gut zu ihr gewesen war· Fort ninizten sie aus dem Haus, das ihnen doch lieb geworden war, in die böhmische Vorstadt Für sie war es das gleiche. Sie hatte dort nichts gesehen und sehen dürfen als Arbeit. Und sie arbeitete drüben weiter, ergeben, gehetzt. Wuskh in den Kasernen. Kam nie mals in die liebliche, aroßartige Welt, die so nahe war. Doch: einmal tm Jahre. Nach Oybin. Die Tochter erzählt es noch jetzt mit Freude. Man nahm die rohen Kartoffeln mit und die Garten, lief den weiten Weg oon Zittan her, denn es suhr damals noch keine Eisen bahn nain dem Gebirasdotsf hinaus-. In der kleinen Schenke am Fuße des Veran kochte man, bereitete den Salat. EJ war so Sitte damals in jenen bescheidenen Zeiten« Vorher aber stieg man aus den Flor-Zehn hinauf, stärkte das miide Auge am weiten Ausz i . Nun lebt Anialie Albrecht schon über dreißig Jahre in Dresden, bei der Tochter, die auch schon lange Witwe ist. Sie kann sich noch recht gut allein bedienen, wäscht sich selbst, geht ohne fremde Hilfe schlafen. Aber sie kann - das ist ihr großer Kummer - nicht mehr arbeiten. . Und möchte doch so gern, wenn alles um sie her fleißig ist. Auch Todessehnsucht hat sie manch mal, mitten in all der LHebe die sie umgibt, fühlt sich »von Gott vergessen-c lber dazwischen freut sie sich sehr auf irgendeine Leibspeise: wenn ihr irgendein teilnehmender Mensch ein paar Pöklinge, ein wentg Schikeingbratenmbringt« » » sp « A Zu ihrem Geburtstag ift ihr Sohn ans Zittau ge kommen. Viele ihrer Enkel und ihrer Urenkel —es leben fünfzehn in Dresden, Zittan nnd Bavreuth nserden ihr heute gratuliereth Vielleicht au ch finden fich noch manche gute Menschen, die der alten Frau durch eine Gabe den Lebensabend freundlich machen Helfen. Sie wohnt in Dresden-Strehlen, Waterloostraße Z, 11., bei Frau Klein. , Eli-D Oas Weise- Witterttngsaussichten vom 10. Novem ber abends bis 11. November abends: Zu nächst wolkenlos bis better bei lebhaften füdwestltchen Winden, kiibL örtlich Nachtfrost nicht ausgeschlossen, Viktor v)on Westen hcr allmähliche Vewölkungszunabme - tren. Luftdruckvcrteilung: Hoher Druck über 765 Millimeter nördltches Eismeer, über Skandinaviem Mitteleuropa bis Südostcuropm Hochdruckkern über 775 Millimcter Schwsarzmeemebiet. Depression west liches Europa; Zeutrnm unter 745 Millimeter westlich der britischen Inseln. Defizit wurde ausgefüllt in der letzten Zeit durch eine Snbnention, welche die Stadt Berlin dem Unter nehmen zugute kommen ließ. Die Subvention war neuerdings gesperrt worden, und so liesz sich das Ver hängnis nicht mehr länger aushalten. Am Sonnabend und Sonntag haben die Künstler, deren Groll hauptsäch lich sich gegen Direktor Lang richtete, auf Teilung gespielt. Für die Dauer wird das natürlich nicht gehen. Gleichzeitig mit der Volksoper ist auch das lange schon von Krife zu Krise schleichende Charlottenburger Deut s ch e Opern h an s nunmehr völlig aus den Sand geraten. Beide Institute zählen zur Zeit etwa 1000 Mitglieder. Man trägt sich nun mit dem Plan. die Charlottenlsnrger Oper weiterzuführen und aus beiden Unternehmen cin neues Ensemble von 400 Personen zu stellen und den Rest zu entlassen. = Siegsried Wagner dirigierte, wie uns aus W i e n gemeldet wird, im Konzerthaus sein e r Lt c s W e r b e - konzert für den Baureuthson s. Das Sin sonieorchester erntete brausenden Beifall des überktilb ten Hauses. Dem Dirigenten wurden Lorbeerkranzex überreicht. Der deutsche Gesandte und mehrere Mit-l glietdkrider deutschen Gesandtschast- wohnten dem Kett-l öek Es » --.« -.... .. - ..---. - = Die Deutsche Schiller-Stiftung, die seit 65 Jahren bedürstFe Schriftsteller und Schriftsteller-innen unter stützt, e äfzt zu Schillers Geburtstag einen Aufruf, der sich an alle Freunde der Kultur wendet. Die Stiftung befindet sich zur Zeit in großer Not. Die Geldentwer tung hat auch ihr Kapital zerstört. Sie appelliett daher an das deutsche Volk und bitte-i es, den Niederbruch verhindern zu helfen und einen Wiederaufbau zu er möglichen. Sie vertraut auf den Gemeinwillen, ein Werk nicht untergehen zu lassen, das bisher segensreich gewirkt hat und erbittet reiche Spenden an das Schiller haus in Weimar. = Oberammergan in New-York Wie uns aus New-York gemeldet wird, werden dort in nächster Zeit die Oberammergauer Passionsspiele in der Un onkirchcf im Film gezeng werden. Die Kirche befindet cgeh in» unmittelbarer . achbarschaft des ganz und gar ni i zur- Andacht fttmmenden Broadway. Anton Lang, der« bekannte thlristusdarstelley wird vor jeder Vorstellung eine kurze nsprache über die Geschichte und das Wesen der Passionsspiele halten. =- Rockeieller-Siiimna iiir deutsche Natur-formten Die Rockcfeller-Stistung, die bekanntlich ieit einigen IJahren Stipendien in Deutschland ebenso wie im Aus tland verteilt, hat ietzt, wie wir hören, als Neueinrich sjuzxg . Stipendien -.bew.illig.t. flir- deuxiche Natuxinvfchetxs Ists-HEXEN YEJMHEZIM Nicht den Werdegang des natürlichen sahns meine ich. Denn iiber den wirklich erschöpfende Auskunft zu geben, vermag kaum ein Naturwissenschaftler« kaum ein Arzt. Wie aus der Keimzelle das Gebilde Mensch mit der unendlichen Mannigfaltigkeit seiner Glieder und Organe entsteht darüber weiß die Wissenschaft zwar allerlei interessante Einzelheiten zu berichten, das Ganze aber, das Schaffen des Lebens, das ist das ewig alte immer wieder neue, rational nicht lös«lxare, und deshalb nur fromm zu verehrende Geheimnis. Seien wir also zufrieden, wenn wir die Entstehungsgeschichte eines künstlichen Zahnes - kennen. Denn selbst wer noch keine Zahnliicke künstlich zu schließen gezwungen ist, sollte sich ans die Stunde vorbereiten, in der er eins der natürlichen Glieder seines Gebisses durch ein künstliches zu ersetzen sich an schicken muß. Dann möchte er doch wissen, was er in den Mund nimmt. . « 4 , « , Zur Beruhigung sei gesagt, daß es durchaus appe titlich bei der Bereitung dieser Zähne zugeht. Ein Rundgang bei der von der Porzellansabrik Hutschcns reuther gegründeten Zahnfabrik »Saxonia« in Radeberg gab Gelegenheit, den ganzen Herstel lungsprozeß kennenzulernen. Die Rohstosse sind Ton. Quarz und Feldspat. Besonders auf die Qualität des Feldsnats kommt es sehr an, er wird für besonders bochwertige Zahnsorten aus skandinavischen und anierikanjschen Gruben bezogen. Diese Stoffe, die selben, die das Porzellan ergeben, werden für die Zahnbereitung anders gemischt. Die Bezeichnung ~«I,3orzellanzahn« ist also ungenau nnd wird deshalb in der Fachliteratur durch »N? ineralzahn« · erseht. Auf einem Kollergang werden die Mineralien zermahlen, dann gemischt nnd in feuchtem Zustand mei ter verfeinert. Diese Masse wird dann in Matisizen zu den Formen der verschiedenen Zähne gepreßt. Die Herstellung dieser M a t r i z e n ist ein besonde rer Fabrikationszweig In einer eigenen Werkstatt arbeiten viele Graveure an der Ausstanzung und Durcharbeitung dieser Prcßforinen, die nach den Grundformen, anatomisch getreuen Nachbildungen natiirlichcr Zähne, hergestellt werden. Die Temperatur in den Gasöfen erreicht nicht weniger als 1500 Grad Celsins. Als sandig rohe Masse waren die Zähne in den Ofen eingeführt worden, glatt, glänzend, mit naturgetrenem Schmelz transparent nnd in natürliche-: Färbung kommen sie zu unsrer Ueber raschung wieder beraus. Aus die Färbung wird viel Wert gelegt nnd, je nach ihrer Tönung, werden die Zähne in verschiedene Klassen eingeteilt. Denn wenn sich auch jeder schmeichelt, weiße Zähne zu haben. so würde er doch erstaunen, wie sehr ein rein weißer Kunstzahn in seinem Gebiß ausfallen würde. Durch die verschiedene Tönung aber ist der Zahnarzt in der Lage, einen nicht im mindeftcn auffallenden Kunstzahn zu verwenden. Der Befestigung des Sahn-es dienen zwei kleine Löcher im Zahn, in die nach Belieben Stifte aus einer Metallegieruug eingelötet werden. Daß die künstlichen Zähne auch ~halten«, dafür bürgt ein sehr ansprnchsvotles Prüfverfahren in der Fabrik. Jeder einzelne Zahn wird auf die Festigkeit der eingesetzten Stiste mehrfach nachgeprüft, und Stichproben der täg lichen Produktion werden einem Druck von wenigstens 20 Kilograinm in der Richtung des Kaudrncks ans gesetzt. Dazu kommen Prüfungen der Härte, der Trausparenz nnd der Dichte des Minerallörners. Trotz diesem verwickelten Herstellungsprozeß werden in den Saroniawerken täglich nicht weniger als 30 UUU Zähne fertiggestellt Den Gesamtverbrauch an künstlichen Fahnsenxkann man an der Tatsache ermessen, daß vor ein theac . jährlich 60 Millionen Zähne aus Amerika bei uns eingeführt wurden. Heute wird etwas weniger verbraucht weil die fortgeschrittene Zahuheilkunde mehr Möglichkeit hat, krankc Zähne zu- erhalten. Immerhin ist auch heute noch der Bedarfaewaltiq und wird leider immer noöhckkum großen Teil durch Einfuhr aus Amerika ge e . Man versucht. diesen Verlust unsrer Volkswirt schaft dadurch wett zu machen, daß man den Ameri katzcrn auch im Auslande Konkurrenz macht. Tat sächlich sind besonders China und Indien, Länder also, die sich den Seanunacn der Zahnheilkunde eben erst erfchließen, bereits sehr anfnabmewillia siir die deut frhen Fabrikate Nur stellt man dort aanz andre An forderunan an den Zahn als bei uns: Während wir den Kunftzahn dem natürlichen so ähnlich wie möalicb zu machen versuchen, nutzen jene Leute die Gekeacnheit, fikb einen recht anffalleudcn Schmuck in den Mund zu setzen, u»n«d«lassen sich die « , Zähne schwarz, rot oder rotwekß färben Auf Liebhaber für blaue wird noch gewartet, anste sertiat sind sie schon. Diese Farbensreudtakeit ist nicht so merkwürdig, wenn man siclJ veraencnnsärtkgt, dafz es in Amerika vorkam, daß die Leute sich Diamanten in den Zähnen befestigen oder ihre gesunden Zähne mit Goldkronen ummantelsn ließen-« w—t. sie « - Fahrvlanverbeffernngem Am 17. November treten auf den Linien Neustadt (Sa.)—-Ditrr röhrsdorf Weißia - Bithlau verschiedene Fahrvlanverbessernngen in Kraft. Der Sonntaaszna von Neustadt 11,55 vorm. verkehrt täglich. dafür fällt Zum ersten Male wurden-Jst zwei qiunge Biologer einer Asfistcnt am Kaiser-Wilhelm-Jnstitut in Dahlem, der andre Assistent in Jena, nach Amerika gesandt, die dort am 2. November mit dem Dampfer »Albeit Vallin« eingetroffen sind. Sie erhielten freie Ueber fahrt und bekommen einen monatlichen Wechsel. Der Aufenthalt ist vorläufig auf ein Jahr vorgesehen, kann aber auf zwei Jahre verlängert werden. = Musenmsvoririiae. Die Vorträge der Direk - toren unsrer staatlichen Museen oder ihrer Vertreter über die Schau- und Wissensgcbiete der ihrer Leitung anvertrauten Sammlungen, die im vorigen Jahre in folge wirtschaftlicher Schwierigkeiten unterbrochen werden mußten, sollen in diesem Winter wieder aufge nommen werden. Sie finden Sonntags vormittags von 11 bis 12 Uhr statt nnd werden nnentaeltlich geboten. Die Vortragsfolge bringt fiir die nächsten Monate: 1. Skulpturensammlnng, 16. November, Pros. DI-. H e r r m a n n : »Dclphi und Olympia als Kult- und Kunätftättenf 2. Museum für Völkerkunde, 14. De -zem cr, Dis. Struck: »Der Neaerstaat Benin und seine Bronzeknnst.« 8. Historifchcs Musenm, 4. Januar,s Prof. Dr. Hä n e l: »Die Kostüme d»er sächsischen Kur fürsten.« Die Vorträge finden im Hörsaal des Alber tinums, sämtliche mit Lichibildern, statt; ebendort in der Kanzlei erfolgt die nnentgeltliche Ausgabe der Ein trittskarten täglich zwischen 9 und 8 Uhr. = Tonkiinitlewerein.s Dienstag kommen M Uhr im Palmenoarteti im dritten Uebungsnhend mehrere Erstatgiitlh runan eines Schülers von Schrekeiy Dr. Wilhelm Groß is ieni zum Bartwi- Der Klavier-part «der Ertausitihrung wird vom Kompondten bestritten. Mitwirkunäiz rancis E. Arünni sißiisdaueiU ioline, und Herinann ( irrt er Tenor. Den wlxliihsiznegwizgöusibends htldei dad DesDursQuinieit iOouö ts) = Das 11. Große Ihildnrmnii Kon en i M i erbäßäZ BieiitesueDeobrowen brinnge als Wiss-n 111-Pia Jvåk «= ·Dee Geiauooekeiudet Jnitiikeamien in Dresden aeitftltet fein Winterkonzert am DiensiaLg 7 br im Aussiellunaöoalai zu einem Mendelskhnsiilhend eitun9: Otto Große-. = Lndivigd qrdt sprich-i Diensten 8 Uhr in der Neuen Kunst Fiden Zinsen oriitraße La, Proia von Meist bis Kaika Karten aselbst un Viktoriaitraße 16, F. Ries und Wiidenokatifhaus. = Sächtiicher Knuitvetein an Dresden. Attihlithe Tertqtir. Am Montag den 10. November aelanaen die ersten 60 Ge winne der Vereinöverloiuna. die am lö. November stattfinden an der die Mitglieder mit den Nummern ihrer Jahreökarten teilnehmen, im uooeliaal sur Aussicht-neu - Die diediiihriae Miiaiiedewcriannnluna findet am Sonntaa den lü. November nachmittaas 4 Uhr im Bauotsaale statt. = Kunstausitellnnq H Wolitble iEnrooäiicher doti. Gemiilde alter und neuer eiiter, Etat-bit Bücher. « = Kunstangttellnnn Kitbl n. Kiihm Austtelluna der «Drncke des Kreiieö«: Einzelaoavhik..Mavvenwerke. illuitrierte Stichen Oediioet von is Ins s- Honntaas von n bis m Ub die Personenbesdrderung beim Güterzuge ab Neustadt 11,12 vorm. weg. Jn der Gegenrichtung wird ein .ueuer Personenzug an Werktagen mit s. und 4. Klasse leinckerichteu ab Diirrrbhrsdors st,dl, an Neustadt 538 »na in.— Die Personeubeförderuna beim Güterzuge Hab Durrrithrsdvrf 4,88 nachin wird dadurch entbehrlich; Jemischen Diirrröhrsdorf und Weißia-Btihlau werden ; ittagszlige eingerichtet: an Sonntaan ab Dürr »röhrsdorf 12,51 nachm» an Weißigsßiiblau 1,42 und ab Weißtrgsßiihlau 2,14, an Dürrrbdrsdors MS nachm.; an Wer tagen ab Diirrrithrsdorf 10,45, an Weißigs Bill-lau 11,56 vorm» ab Weißigißiihlan 12,29, an Dürr röhrsdors 1,40 nachm. Annahme ansiäudilcher Zahlunasjnittel bei deu Eisenbahnkassen Die Annahme auslandischer Zah lunasmittel an Zalylnnas Statt durch die Eilauts und Güterabsertigungen ist aufgehoben worden« Die Fabrtartenausgaben und»o)»e -päckabfertigunaen, die zur·Annahme auslau discher Zahlunasmittel ermächtigt sind, nehmen in Zu kunft solche Zahlunasmittel nur noch an, wenn die örtlichen Wechselsteilem insbesondere die Wechselstuben innerhalb der Bahnhöse, geschlossen sind. Durelmehende Fahrkarten und Gepäcksrachten nach der Stiche-ho- Slowakei können jedoch jederzeit auch mit Dollar oder tschecho-sslowakischen Kronen bezahlt »werden. Bei den neuen Roten der Sachsischen Bank zu Dresden iiber 50 Reichsuiark, die in diesen Tagen auf Grund des Privatnotenbankgesetzes vom ZU. August 1924 dem Verkehr übergeben worden sind, ist zum Schutze gegen Fälschungeu ein neues eigenartiges Papier verwendet, das neben einem einfachen Wasser zeichcn in den Papierstoff einaestreute und ungefahr IV- Millimeter breite und 15 Milliineter lange gelb grün- und rosafarbige Pauierstreifchen enthält, die in pantographischer Kleinschrift die Worte Sächsische Bank zu Dresden tragen. Die Papierstreischen sind nicht nur auf der Oberfläche des Baninotenpapieres enthalten, fsondern befinden sich mehr oder weniger tief darin ein gebettet, so daß sie auch von der Rückseite her teilweise Isichtbar sind. Ganz besonders deutlich treten sie in sder Turchsicht hervor. Dann ist auch der Text gut izu lesen. Bei der Prüfung solcher Roten auf Echt heit ist also in erster Linie das Augenmerk darauf zu richten, ob die eingestrcuten Papierschnitzel ihre mehr oder weniger tiefe Einbettung in den Papierstosf dadurch erkennen lassen, daß sie in der Aussicht nicht sämtlich gleich deutlich in Erscheinung treten, bei Durch sicht gegen das Licht aber gut zu erkennen und der auf ihnen angebrachte Text lesbar ist. Die auf der Ober fläche befindlichen Streischen können auch zur Kon trolle der Echtheit ähnlich den Stosfäserchen auf den Reichsbanknotcn mit einem spitzen Gegenstand (Nadel, Messerspitzef aus dem Papierstosf herausgelöstwerdem Der Arbeitsmarkt-in Dresden At sich klach einem Berichte des öffentlichen Arbeitsnaclnveises Dresden und Umgebung in der Woche vom 1.· bis ein schließlich 7. November wieder etwas ver sch le ch te rt. Die Anforderungen von Industrie und Handwerk zeigten vielfach im Vergl-sich zu den Vor wochen ein merkliches Nachläser. Der Bestand an Arbeitsuchenden ist nm 300 an 12 300 gestiegen, von denen 4366 (4107) Erwerbsloseminterstütznng bezogen. Auch die Zahl der unterstiitzten Aussetzer hat sich um 109 auf 1500 erhöht. Neue Kurzsahrerstrecke der Straßenbahn. Von heute an wird auf Linie 12 eine neue Kurzsahrerstrecke von Endpunkt Seidnitz bis Karchcrallce eingerichtet. Der Fahrpreis beträgt 10 Pf.; Kurzsahrcrscheine gelten nur an Werksagen jm Tagesoerkehn » » » - Staatlichc Kraftwagenliniem Die Staatliche Kraftwaaenlinie Sohland (Spree)——Oberneu kirch (Lausitz) wird am 15. November in Betrieb genommen. Die Wagen verkehren nach besonderem Fahrplam über den jederzeit in der Dresdner Ge schäftsstelle der Staatlichen Kraftwagenverwaltuna so wie in den Auskunftsstelten der Reichsbahn-Gesellschaft Auskunft erteilt wird. Bormerkungm iiir die Answanderunq nach Amerika werden, wie uns das Amerikanifche Konsulat mitteilt, nicht mehr angenommen. Die Wartelisteussind geschlossen. " - Ter 9. November ist in Dresden ruhig ver laufen. Die Sozialdemokrat-siehe Partei hatte als Revolutionsgedenkfeier eine Versammlung einberufen, ihn ldter der französische Sozialist Innre eine Anfprache te . - Wie schätzt mansdie Winterkartosseln vor Fäul nis? Von further-ständiger Seite wird diese fiir viele Haushaltungen wichtige Frage so beantwortet: Nur eine sorgfame Einkellerung bietet die Gewähr, dasz die Winterkartoffeln sichxbis in den nächsten Sommer bin ein halten. Was ist hierbei zu beachten? Vor allem sorge man dafür, dasz die Kartoffeln ein paar Tane aus-- gebreitet lagern, um gehörig abzutrocknen. Die sur die Aufnahme der Kartoffeln bestimmten Kisten find gut zu säubern nnd durch Unterlegen von Holzklötzen oder Prcszkohlen fiinf bis ziehn Zentimeter über dem Sis- Iler boden aufzustellen. Bei dem nächsten Kalkwerk oder Baumaterialienhändler besorge man sich zehn bis fünf zehn Pfund gebrannten Kalk, den man zertleinert. Als dann ist der Boden der Kiste mit einer dünnen Schikht kleiner Kalkstückchen und mit Kalkstaub zn bestreuen. hieran werden die Kartoffeln hineingeschüttet und zwischendurch gleichfalls Schichten von Kalkftückthen und Kalkftanb gestreut. Jst die Kiste gefüllt, so bringe man-obenan noch eine Lage Kalk. Falls die Knrtofseln ausschwitzein so erspart man sich durch die Beigabe des Kalkes das Umlagern, da der Kalk die Feuchtigkett aus fangt und die sich bildenden Fäulnisbakterien abtötet. Gleichzeitig schließt er die Poren der Kartoffeln nnd verhiitet so die Verdunftung des Wassergehaltes. Der artig mit Kalt behandelte Kartoffeln bleiben prall, fest und gesund bis zum nächsten Sommer und bringen keine Keime hervor. Die Kalkstiickchen zerfallen allmäh lich zu seinem Staub, der auch in einem sehr feuchten Keller trocken bleibt. Der Kriegcrheimitiittenverein Dresden-Nord west beging am Sonntag aufs dem Bauplatz an· der Alten Radeburger Straße nahe dem Paulisriedhot, wo er vier Doppelhiiufer erbaut hat, das Richtfest. Zahl reiche Gäste waren erschienen, besichtigten mit Interesse die tm Nohbau fertiggestellten Häuser und sammelten zsich dann um die Rednertribüne, als das Körner lguartett die Feier mit Gesang einleitete. Der Vereins vorsitzende Brosius erinnerte an die Grundstein legung im September nnd sprach die Hossnun aus, daß es im nächsten Jahre möglich sein werde, noc? mehr Wohnungen herzustellen. Der Vorsitzende Ehren trant vom Allgemeinen Sächsischen Siedlerverband gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß der Verband mit den 300 ihm angeschlossenen Vereinen seine Vauziele erreichen werde. Mit den vier Doppelhausbauten sei wieder ein Schritt getan auf dem Wehge zum wirtschaft lichen Aufbau. Prof. Dr.-Jng. S übert, der die Vaupläne entworfen hat, gab dem Wunsche Ausdruck, dasz diese Siedlung dazu beitragen möge, das lHöchste Ziel der Heimstättensiedlung zu erreichen, daß a e Be wohner, vor allem die Frauen, das Glück im eigenen Heim und Gartenätnden möchten. Das Erreichte möge Kraft geben, dem iele des Siedlungsgedankens weiter zuznstrebem Zum Schlusse sprach Direktor Heinze dem Verein die Glückwiinsche der Siedlungögesellschaft DresdenzStadt und sLand aus. , Gründung einer Vereinigung thüringiqu Landsleute. Mehrere Landsleute aus den thüringi schen Staaten find an den Heimntbund fächsifcher Lands mannfchaften in Dresden herangetreten, den Zusam menschluß aller in Dresden wohnt-often thüringischen Landsleute einzulettem Diesem Wunsche will der Werbeauöfchuß des Heimatbundes sächsischer Landsk ', , »sp»—»», HMDEZMJ OI ie e Gliederttbmet tu " Saltflfnkert tosottt eizibe , « s Dieses-Ess-Bis-MERMITHE Bettes Orest-net Neueste Nachrichten Dienstag, U. November 1924 LUL