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Dresdner neueste Nachrichten : 11.11.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-192411118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19241111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19241111
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner neueste Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-11
- Tag 1924-11-11
-
Monat
1924-11
-
Jahr
1924
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 11.11.1924
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Nussische Agitatiou für Krieg und ürgertrkeg O London-, Ip. November. Mit-. Drabtberitbni Der Sonderberitbteritatter des »Dann Telearanb« meidet ans Rim, daß site-lieb in Moskau aui einer großen tommnniitiitbeu Beriaumcmta die Fraae des Zukunftstrieseö diskutiert wurde. Der Voriisende der Versammlungs Unichlicht, iaate n. a. wütendes «Ein neuer imperialiitiither Kriea iit nn verm eidlich. Es wird wahrscheinlich der letzte iein zwiiihen dem Proletariat und dein Kapital. Wir müssen darauf vorbereitet fein. Die Massen der Arbei ter nnd Landleute der Sowietnnion müssen ans den technischen Vorbereitunan alle laufenden Geichehniiie besser als bisher verlieben ierneu. Wir haben tmicc Armee reduziert, daher mußten wir miiitäriiche Disziplin einführen in allen Schulen. Eine Mititark iiexnusz der Schulen ist unbedingt erforderlich·« Dei-! nächste Redner, Ipatiem ein Professor der ChemieJ verlachte die Verfammiuna davon zu iiberzeuaetn dais dxe Mehrzahl der ausländischen Meldunan iiber neue ssskemiikhc Erfindunan unr Schreckmaniiver ieieu. die ten Sowjetaelehrten keine Furcht einiaaen könnten. Sie kennten alle Verteidiuutmmnittel gegen Giiiitnfie. Der bekannte Reiteriiihrer General Budicnny erklärte unter Hinweis auf die Möglichkeit eines Krieges mit .. einem tiiarhbarltaate in der nahen Zukunft. dass der nächste inwerialiitiiche Krieg ein Viiraerkriea unter den Klassen fein werde, die Kavallerie wiirde auch hier wie in dem Biirgerkriea in Sowietrußiand eine hervor ragende Rolle Mem-. . Dilettantismns Ein Dialpg Von Oscak Bio »Das ist nicht zu leugnen, daß die Frauen unter den Komponisten immer sehr zurückgetreten sind. Man sollte glauben, die Musik sei eine weibliche Kunst. Jm Gegenteil, sie ist vielleicht die männlichste von allen. Ader sie verführt am leichtesten um Dilettieren. Und der Frau kommt am ehesten der Hang zum Dilettantiss mus zu.« ~Bleiben wir einmal bei der Musik. Kannst du auch bei· der Reproduktion deinen Unterschied zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit festhalten?« »Die Frauen sind reproduktiver veranlagt, das ist richtig. Und doch ist in der Reproduktion ein merk würdiger Unterschied zwischen den Geschlechtern. Die besten der Pianistinnen haben allenfalls einen männ lichen Einschlag. Mit den Liedersängerinnen mag es anders sein. Jm allgemeinen ahmen die Frauen nach. Im Durchschnitt hat auch der männliche Reproduzent eine viel stärkere Ehrfurcht vor der Sache als die Fran, bei der ein Schuß Dilettaniismus immer die Triebkraft sein wird. Jch will übrigens diesen Dilettantiömus nicht in Bausch und Bogen verurteilen. Es gab männ liche Dilettanten, die in ihrer stillen Liebe zur Kunst, Liebe oyne Technik, unendlich heilsam wirkten. Im Genie steckt immer ein gewisser Satz von Dilettantis mus, ohne den es die Naivität verlieren würde.« ~Es scheint mir, daß der Dilettantismus im all gemeinen bei der Frau gefährlicher werden kann als bei dem Manne, weil dieser, wie du sagst, im Grunde sachlicher gestimmt ist. Ich kannte eine Frau, die den wahnsinnigen Ehrgeiz hatte, als Schriftstellerin sig auszuzeichnen Sie hatte früh geerbt, und war rei genug, um sich Beziehungen zu einer Folge von .Miinnern zu leisten, die ihr ihre Sachen schrieben. Dabei war sie ein ganz natürliches Geschöpf und ge ieilschastlich von blendendem Glanze. Sie faugte lachend die Männer aus. Es war eine Form des Ehrgeizeö, die man liebenswürdiger empfinden würde, wenn sie nicht so verräterisch wäre. Ich halte diesen Ehrgeiz fiir die größte Gefahr der dilettierenden Fran. Je öffentlicher die Musik ist, desto schlimmer man er ausarten-« »Diese Schriftstellerin scheint mir weniger eine Dilettantin, als eine Hochstaplerin zu sein. Bei dem seien Dilettanttsmus bleibt immer etwas Faszinierens des in der Menschlichkeit zurück, das sich nur nicht auf die Kunst überträgt. Sobald diese Suggesiion auf andre Gebiete überschlägt, zum Beispiel die gesellschaft schaftliche Causerie, ist die Täuschung peinlich. Jn der Musik ist allerdings die Gefahr am größten, aber die Komplikation ist verhältnismäßig einfach. Es gibt zahlose Fälle, in denen Frauen reicher Männer so viel mehr Ehrgeiz als Stimme besitzen, daß sie sich das Leben durch eine sruchtlose nnd nervöse Anstrengung in der Ausübung ihrer vermeintlichen Kunst erschweren. Sie könnten ruhigen Gemüts an der Riniera auf einem Liegestuhl ihre Tage zubringen, aber sie ziehen es vor, durch die heißen Konzertsäle zu pilgern und ihren wirklichen Freunden das Rätsel auszugeben, ob falsche Komplimente oder scharse Kritik eine größere Würze des Lebens find. Der Ehrgeiz frißt sie auf. Und doch steckt irgendwie in ihnen eine Kraft, eine Anmut oder eine Liebenswürdigkeit, die immer wieder neue Netze um ihre Einbildung zieht. Ich will dir einen Fall erzählen, der psychologiskh soielleicht der interessanteste ist. «JnPolen, unter armseligen Verhältnissen, wächst ein Mädchen heran, dem man eine gewisse, dunkle iLiebe zur Muik nicht absprechen kann. Sie dilettiert lim Gesang. Sie ist eigentlich nicht hübsch zu nennen, laber eine merkwürdige Anziehungskrast geht von ihr . aus, die ihr die Männer buchstäblich in die Arme wirft. iSie ist'mit irgend einem russischen Osfizier verheiratet, oder auch nicht verheiratet. Man weiß nicht, wie sie Iwieder auseinanderkommen. Ein Jmpresfario ist wild iaus sie. Er schleppt sie nach Paris, wo sie die hundertmal »gelebten Schicksale der tiefsten Boheme auskostet. Welche Existenz zwischen einer Mignon nnd einer ;Mimi, zwischen den zigeunerhasien Varietes und den Hoerborgenen Winkeln der Liebel Sie ist sterbens ;krank. Ein Arzt wird an ihr Bett geholt und verliebt sich a tempo. Es ist ein sehr vermögender Mann. Er tut ihr den »Gesallen, nicht bloß sie gleich zu heiraten, sondern auch nach wenigen Jahren zu sterben. Sie ftihlt Geld in den Händen, Macht in den Finger spitzen, Künstlersehnsucht, Schicksalsdrang, Mut und Ehrgeiz zu den Ahenteuern und Erfolgen der Zroßen Sänger. Der Jmpressario führt sie- nach Ameri a und. stellt sie einem der größten T eater vor, um ihr En gagement zu betreiben. Das eater wird von einem; der Multimillionäre subvention ert, der ein Auge aus sie wirst. Seine Liebe ist größer als das Vertrauen des Direktors. Statt engagiert zu werden, erhält sie; isetn Heini-versprechen Aber er ist verheiratet. Ers wird nach Europa zu seiner Frau fahren, sich von ihr scheiden zu lassen. Er nimmt sie mit aus das Schiff. Auf dem Schiff vernarrt sich ein ebensoweicher andrer Amerikaiier in sie, mit dem sie in Paris zurückbleibt, um dem ersten Bewerber bald zu telegraphier·en, sie sei verheiratet. Die Ehe geht in die Brüche, sie kommt aus den Theatermäzen zurück. Er kaust ihr in Paris nicht nur einen Palast, sondern eine ganze Oper. Wenn sie singt, ist es ausverkauft, denn die Leute strömen hinein, um den Skandal ihres unaualisizier baren Gesanges zu genießen. Jst sie sür sich allein, so wird sie still und beschaulich. Sie arbeitet den ganzen Tag an ihrer Kunst. Sie denkt: einmal einen solchen Beifall, wie dieser Paderewöki. Sie verzehrt sich vor Sehnsucht nach einem wirklichen Erfolge. Jn ihrem Auge leuchtet ein undesinierbarer Schimmer salsch ge leiteten Künstlertums. In ihren Händen, in ihrem Gang liegt eine Geladenheit von Schicksal, die ihr Per sönlichkeit gibt von stärkstem Reize siir alle, die ihr nahen und die sie nicht beachtet. Jhr Ehrgeiz-ist in eine solche Kraft umgeschaltet, daß sie durch das Leben und beide Erdteile gezogen ist, die reichsten Männer, wie durch einen magischen Zauber an sich zu binden, die ihr eine Existenz ohne Resultat ermöglichen-' ~Scheint dir dieser Fall nicht von einer tragischen Größe? Sie zieht durch Europa, Konzerte zu geben und wer nicht die Trazzik ihres Lebens kennt, biegt sich vor der Komik ihres esanges vor Lachen. Er klingt wie der Schmerzensschrei einer verblendenten Künstlerin.« » »Ist das wahr, was du mir erzählst?« ~Vielleicht ist es wahr, vielleicht nicht. Es liegt nichts daran. Ich wollte es dir nur als den äußersten Fall der Krankheit berichten, über die wir uns ein andermal weiter unterhalten können.« = Programm äür Dienstag. Oåernhauw »Ist-nn häuser« und »Der ängerkrieg auf arti-arg, Zz —- Schauspielhans: »Don Carlos, Jnfant von panie«n, 7. - Neustädter Schauspielhauö: »Schubart«,Zås. —- Nenes Theater: »Das Lächeln der Frau Staats anwalt«, MS. Refidenztheater: »Dolly", Es. - Zen traltheaten Hallo, die neue Revue«, s. = Mittejlnnsgddes Restdenztheaeers. Wie bereits mitgeteilt findet ienötag den 11. November die fünf undzwanzigste Angührung der Operette Dolly« statt. Sonntag den IS. ovember nachmitfagö 344 Uhr gebt die leste Ausführung der Operette ,Marietta»« bei les nen reifen in Spenr. Friedrich Nietzsche Morqeufeiet im Schanspielhaus Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste- der Musik des Geistes überhaupt, hätte er auchcgagen können. Denn das Schicksal der Musik war au das Schicksal von Nietzsche-s Wesen, das Schicksal seiner dtonysischen Philosophie Die sich selber liebende Seele, in der alle Dinge ihr Strömen und Widerströmen und Ebbe und Flut haben, schien ihm der Begriff des Dio nysos selbst zu sein ißeee homo). Diese zwiefache Pola rität alles Seienden aber, die auch das Wesen der Musik ausmacht, erfülltedsjein Leben und Wirken. »Mir ging es wie einem«, so s rieb er an Rohde, »dem eine Ahnung sich endlich erfüllt. Denn genau das ist Musik und nichts sonst! Und genau das meine ich mit dem Wort Musik, wenn ich das Dionysifche schildere, und nichts sonst.« Er selbst, der Feind aller Romantik, lfühlt es, daß er in Wahrheit ein echter Romantiker b eibt, weil er zu sehr Musiker ist, und ohne Muåslifk wäre ihm das Leben ein Irrtum (an Brandes). usik jedoch begreift er ganz im Sinne der Romantiker, als Sym bo , als Ahnung und Fühlung, als ewig Gestriges und ewig Moxgiges, fern dem Nu des Augenblicks. Musik ist der Damon, der ihn beseÆen hält, mit dem er ringt, den er lockt,·liebkost und vo Verachtung von sich stößt. »Um-e music-um« ruft er sich dann wieder zu als er sich um die Hoffnung seiner Jugend, einer Wieder geburt der deutschen Kultur aus dem Geiste der deut schen Musik, betrogen fühlt. Er hafzt in dieser mitt leren Periode die Musik, wie nur ein Liebender Safer kann. Bald darauf besiegt er indessen diesen eist der Schwere und erkennt eine neue Zukunft der Musik. Die Polyphonie muß der Monodie weichen, die Musik des Nordens der des Südens. Die tänzerisch führende Melodie ist die Freiheit der Idee. Das Ideal eines Goethe in der Mu k gegen Beethoven, Wagner gegen Bizet. Aus dem Geiste der Musik ist Nietzsche am ehesten zu begreifen. Musik als Vergan enes, Spat kunst, Baroch Schwanengesang, wie Messing als letzte ltiberragcnde Erscheinung des Is. Jahr underts, ewig Gestriges und ewig Morgiaes verkündend. s So war es denn gut, daß Dr. Karl Wollf M seinen verständnisvollen Worten, die diese äußerst har monische Morgenseier einleiteten, mit besonderem Nachdruck aus das Künstlertum des großen Denker-s hinwies. Er erinnerte daran, daß Nieksche heute noch als ein Uchtzigiährigerunter uns wei en könne, daß sein seither od aber euren tiefen Sinn berge. Bei- Die russische Umftnrzpropaganda is- Par i s, 10. November-. (Eigeuer Drahtbericht.) In einer Ausprache an Moskaner Arbeiter gab Trotzkij, der ~Dait"y Mail« zufolge, die Erklärung ab, die eng lisch-en Wahlen hätten bewiesen. daß eine Revolution in England ein Ding der Unmöglichkeit sei. iolauae die tonniixuiistiskite Partei nicht an Stärke DOMWJJEMCU habe. Die Schaiiung komnmniftifchet Regieruugeu im Auslande werde erit dann möglich fein, wetm die Kom muniften ihre geheimen Milätärtrupps genügend ent wickelt haben würden. »Wir müssen zur Stärkung der koxxzztxttniftischen Parteien in Deutschland England, Frankreich und Amerika beitragen. Während wir in Europa zeitweilig in den Hintergruud getreten sind, haben wir im Osten an Boden gewonnen.« chciotg Bekkewisung gegen MUIEMIW Telegramm unsres Korresvoiidenten eh. Paris, 10. November. Herriot antwortete gestern in Rodcz, wo die blocknationalistischen Runds daten in den letzten Deputiertenwahlen durchgedrungen sind, auf das oor einigen Tagen veröffentlichte Manifesi des früheren Präsidenten der Republik, Mille r a nd. Der Ministervriisident verteidigte insbesondere sein e Außenpolitik gegen die Angriffe der N a t i o n a l i si e n nnd machte es Millerand und seinen Mitarbeitern besonders zum Vorwurf, daß nichts getan Ivurde,um die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland rechtzeitig einer Prüfung zu unter ziehen und einen Handelsvertrag vor z u b e r e i i e n. Infolge dieses Versäumnifses befinde sich die heutige Regierung in keiner günstigen Lage. Herrin schilderte Hierauf Deutschland zur Zeit des Kabinett-z Poincard und wies nach, daß unter der startellregieruug die Wiederherstellung der freundschaftlichen Beziehungen zu England erreicht worden sei, ohne französische Interessen zu opfern. Gleichzeitig benutzte Herriot die Ge legenheit, seine Außenpolitik gegenüber den englischen Konservativen zu rechtfertigen, was ihm ohne Zweifel gelungen ist. Der Hinweis darauf, daß die Politik Frankreichs darauf gerichtet sei, ehrenvolle Beziehungen zu Deutschland herzustellen, wird in den großen Blättern hervor-gehoben, aber freilich mit der Bemerkung, daß dies eher von Deutschland als von Frankreich abhänge. Jn innenpolitischer Beziehung zeigen sich die Schwierigkeiten, die Herriot zu über winden hat, viel deutlicher. Sein steuerpolitischer Plan findet trotz allen Rechtfertigungsoersuchen nicht die Gunst der Boulcvard-Presse, nnd es scheint, daß die Angrifse auf die Finanzpolitik der Re gierung in der nächsten Zeit stark zunehmen m e rd e n. Herriot sprach auch an verschiedenen andern Orten. Unter anderm hielt er auch eine Rede, in ders er den Gemeinderäten eines bei Rodez gelegenen; Städtchens versicherte, daß Frankreich trotz der. »gegenteiligen Behauptung der Rattonalisten tmmee noch eine hervorragende Stellung in Europa ein nehmen werde. Diese Erklärung zeigt zur Genüge, das herriot den Lieblinqswünfchen der Block-» nationallften freundliche Worte widmen muß. I Miit liilkkcllctlllc Rcdc Sil Roko Vllmil Optimum zur Kabinettsbildung Baldtvinö Telegramm unsres Korrespondenten w. London. to. November. Am 4. Dezember wird eine große konservative Demonstration zur Feier des Sieges der konservativen Partei stattfinden. Sir Robert Horne warnt in einem von ihm unterzeichneten Artikel über das neue Kabinett im »Sunday Expresz vor der Gefahr der deutschen Konkurrenz unter dem Dawes-Plau. Er erklärt, Deutschland sei heute m besserer Bereitschaft für die Weltkonkurrenz alsirgenok ein andres Land. Jnfolge niedriger-er Lohne tonne es England viel von seinen heimischen Märkteii»rattben. Die Notwendigkeit der Industriesrhutzakte müsse bald erwogen werden. Man spreche immer von neuen Lasten der deutschen Industrie, welche die Schädigung der englischen Industrie verringern würden, aber die twichtigsten dieser Lasten kämen erst nach einigen Jahren zur vollen Wirkuua, und es sei gerade die nn lmittelbar bevorstehende Periode, die für England leliencswichtig sei. Der Vertrag mit Deutschland sollte England var üblen Folgen retten. Aber die Be-- mühungen um den Vertrag wären bisher ergebnidlos verlaufen Gewisse wichtige Industrien in Deutschland hätten schon ein Kartell für den deutschen Markt gebildet. Jn Frankreich hätte sich eine ähnliche Gruppe von Industriellen für den französischen Mark zusam tnengeschlosseu. Jetzt fänden Verhandlungen über die Einsetznng eines Komitees von deutschen und französischen Fabrikanten statt, durch welchen die übrigbleibenden Vorräte beider Kartellc gemein sam zu festgesetzten Preisen auf dem Weltmarkt verkauft werden sollen. Diese organisierten Anstrengungen, die auf dem Kontinent gemacht würden, seien eine Bedrohung der britischen Industrie. Nicht nur hritische Industrielle-, sondern auch die Minister müßten diese-s Problem angreiseu. Er be grüße es freudig, das; fähige und entschlossene Männer die am meisten in Betracht kommenden Aemter, nämlich die Schatzkanzlerschaft und das Hatidelsamt, inne-hätten Aber das Problem sei dringend. Die liberalen Blätter schliessen aus diesem Artikel Str Robert Hornes-, daß er beabsichtigt hätte, falls er in das Ministerium ein getreten trat-e, auf die Einführung neuer Zölle zum Schutze der britischen Industrie zu dringen und daß es bezeichnend sei, daß an seiner Stelle der freihändlerische Chnrchill zum Schatzkanzler ernannt wurde. » Keine ernsthaften Kriegsmittet und subsichten in Deucfchlanb Ein bemerkenswertes Zugeständnis der »Gutes-« · O London, 10. November. (Eig. Drahtbericht.) Die »Times« veröffentlichen einen Bericht ihres Ber liner Korrespondenten über die Frage der Entwasf nung Deutschlands und Deutschlands Verhalten zu eine-in künftigen Kriege. Zum Ausgangspunkt seiner Betrachtungen nimmt der Korrespondent die schlechte Behandlung der Osfiziere der Jnteralliierten Kom mission, die diesen bisher bei ihren Jnsvektions besuchen angeblich zuteil wurde. Der Korrespondent ist der Meinung, daß die verborgenen Kanonen und Gewehre und die angeblich insgeheim ausgebildeten Truppen und Verbände selbst in den Augen Deutsch lands und der deutschen Militärschriststeller nur wenig Bedeutung haben. Die vielfach alarmierenden Ge ruch-te über allerlei umstiirzlerische Entdeckungen aus dem Gebiet der Kriegstechnib wie z. B. diejenige der. Aussen-Jung von Strahlen, bildeten zwar das ständigei Thema in deutschen und amerikanischen Zeitungen, eös bestehe jedoch kein Grund zu der Annahme, daß? dieie Erfindungen gefährlich werden könnten. Dtisgegeni sei Hervorzuliebem daß die deutschen Militärsachvevl ständigen nnd -schri.ststeller sich gegenwärtig mit der Verwendung von Fluge-engem Tau-ts, ganz besonders aber mit der Verwendung von Gas beschäftigten» Rath einer Erwähnung der Frage, ob die Industrie bei eineus zukiiiistigen Krieg-e eine entscheidende «Roll«es spielen werde, gibt der siorresuoiident eine äußerst sachliche Julialtsangabe des neuen Buches »Das cheinisshe Krieg« von Dr. Hans Lian und Bargendorsf die sich über eineinhalb Seiten der »Times« eritijeckt Die gleiche Nummer dieses Blattes enthält auch einen Bericht deH Köliier Korrespondenten über die·Wieder eröffnung der Nöchling-Werte, die als ein sichtbares Zeichen der neuen französischen Politik gegen Deutsch land bezeichnet wird. Die Wiederaufnahme der Arbeit ans den Hochsösen sei nur durch das Entgegenkommeu der französischen Bergioertskomniission möglich ge wesen, die die Kohlenpreise für die Firma Röchling ans dieselbe Basis erniedrigt habe, wie für die unter fran zösischer Leitung stehenden Werke» , Jm osterreichncheu Eitenoqhuckstkeik scheint aufdec »den Seiten der Wille lzu bestegem es nicht bis zum Aeußersten kommen zu assen. estern ist nach Wiener Meldungen eine Erleichterung geschaffen worden durch eine Vereinbarung, nach der aus den Lokalsirecken ein Notverkehr für Arbeiter und Angestellte einzurichten sei. Von heute·srtih sollen aus alleu Lokalbahniinien je zwei Züge verkehren. Des weiteren soll der Güter verkehr wiederausgenommen werden. Jnsbesondere sollen unterwegs besindlichc, leicht verderbliche Waren und Lebensmittel zur Zielstation befördert und die Kohlenzusnhr fortgesetzt werden. Ferner wurde von den Gewerkschasten dem Ansuchen der Postdirektion entsprochen« den Zeitungsverkehr durch Poitauio aus rechtzuerhaiietn Die Auslandspost wird herein- und hinausbesitrdcrt Auch sollen heute einige Züge ver kehren, um Mitglieder des National- und Bunde-states nach Wien zu befördern. Der gestrige Sonntag ist im merhin ruhig verlaufen Wie uns weiter aus Wien von unserm i(l.-Kor respondenten gemeldet wurde, stellt die Regierung tin-h wie vor aus dem Standpuiiit, die Mittel zur Veilegung des Streiks dtirsen das Saniernngswerk nichtgesährdcn.. Wenn also die Bundesbahn verwaltung ans eigenen Mitteln ohne Staatsziiskhusz Zuge stiindnisse machen könne, dann werde die Zirise bald beendet sein. Das FlettnersNotorfchiff werden wird. um die Verhandlungen mit den Organi-· sationen zu kiibrein Die Regierung muß die Tatsache bedenken, dasz ihre materiellen Zugeständnisse an die Eisenbahner notwendig auch aus die andern Bundes angestellten zurückwirlen müssen, denen man sie gerech terweise nicht hätte verweigern können. Es ist grund sätzlich unmöglich, die Angestellten der Bundesbahnen besser zu stellen als die übrigen Angestellten. Das Personalbudget des Sechs-Mil lioicensStaatss Oesterreich betragt neun Billionen Kronen. Auch nur ein geringes Zu geständnis hätte den ganzen Haushaltplan iungestiirzi. Der allerbeste Wille hilst nicht über die Tatsache hin nseg, daß der Staat arm ist und die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit eng gezogen sind. Die Führer der Bewegung standen diesmal unter dem Druck einer radikalen Strömung, die von den Kommunisten und vor allem von den H a k e n k r e u z - ler n ausging. Characterisiisch ist, daß die all dentsche ~Tcutsch-chtcrreichifche Tages zeituua« gestern meldete, dass zum ersten Male ein Eisenbabnerstreik unter völ kischer F iihrn na steh e und die Regierung Seipxl durch diese Wendnng zum Rücktritt veranlaßt wurde. In parlamentarischen Kreisen wird de r Ueberz en g n n g Ausdruck gegeben, daß in der Dienstagssitzuug der Nationalrat das Kabinett Seipel wiederwählen und dieses-, durch das Vertrauensvotum ge stärkt, den Streit beilegen werde. Aus politischen Kreisen wird weiter mitgeteilt, daß die Ge rüchte von dem Ende der Regiermigskoalition nicht wahr sind und die Koalition weiterbestehen bleibt. Also-I hin-Je von der Gestaltung der freien Einfubk clsaß-lotl)ringifchcr Erzeugnisse nach Deutschland ab. Wenn diese Forderung nicht bewillint werde, dann würden die Franzosen kgne Zugeständnisse machen. Polnifch - fchtvedifcher Handels-vertrag El Warichau. 10. November. (Eia. DrahtberichtJ Der Entwurf eines polnisch-fchwedischen Kandclsvev trags wurde von beiden Staaten unterzeichnet. Die ersten Schritte des neuen englischen Kabinetts Telegrnmm unsres Korrespondenten w. London, 10. November. Der erste Kabinettsrat wird wahrscheinlich Mittwoch zusammentreten, um das Programm der Regierung zu beraten. Obwohl die Parlamentssession vor Weihnachten nur kurz sein kann, beabsichtigt die Regierung, dem Parlament ko n k r ete Vorschläge für die Sitzung im uachsten Jahre vorzulegen. In erster Linie soll das W oh nungspro b le m in Angriff genommen werden. Es liegt ein Vorschlag vor-, einem Sachverständigen ausfchufz Anträge für den Hansbau ohne Ziegel und Mdrtel zu unterbreiten. Man hofft hierdurch, das Haupthiudernis gegen einen hinreichenden Häuserbau in London zu beseitigen, das in den hohen von den be treffenden Gescllschaften geforderten Löhnen besteht. Ne vtl l e Chambe r l a i n wird sich ohne Verzug mit dem Plan beschäftigen, und B a l d w in wird wahr scheinlich den Sachverständigen im Baufach, Kings ley W o od- zum Unterstaatssekrctär im Gesundheits amt ernennen. Die Haltung Amerikas und Englands Sonderkabeldienst der Dresdner Neucften Nachrichten l E New-York, 9. November. tDurch United Preß.l Die in den letzten Tagen berichtete Er fi nd u»n g d es Flettner »Roto«r s« erregt hier allergrößte Ans merksamkeit. Allerdings äußern sich viele der großen Zeitungen sehr skeptisch über »die Ausführunge möglichkeiten der angeblichen Plane Flettners, mit einem mit dem ~Rotor« ausgerüsteten Schiff den Ozean zu kreuzen. Besonders skeptisch steht man der neuen Erfindung in wissenschaftlichen Kreisen gegen über. Die Goodyear Companu, die, wie verschiedene Blätter wissen wollten, die Rechte für Amerika von Flettner erworben haben soll, erklärt, daß sie einen solchen Plan bisher nicht ernstlich in Erwägung gezogen habe. . O London, 10. November. (Eig. Drahtbericht.) Die Erfindung des Rotorschiffes beginnt die öffentliche Meinung in England immer mehr zu be schäftigen. Während die Blätter in der vergange nen Woche nur die kurze Meldung iiber die deutsche Erfindzmg brachten und sogar durchblicken ließen, dass die Erfindung nicht ernst zu nehmen sei, haben sie nun ihre Meinung vollkommen geändert. So wurde im gestrinen »Observer« ausführlich til-er eine Die Lage der Regierung El Wien, 10. November. tEigcner Drahtbericht.) Der Streitl dauert an. Es find im Laufe des gestriaen Tages noch keine Verhandlungen gepflogen worden nnd man nimmt in informicrtcn Kreisen an, daß erst am Dienstag seitens der Parteien ein Komitee gewählt Senator Lodge 1- Sondcrkabcldicnst der Dresdncr Neucstcn Nachrichten , I E Cambridge (Massarhnsettsi. 10. November. »(Dnrch United PreszJ Senator Henry Cabot Lodae List gestern abend um 1-«212 Uhr an den Folgen eines lam ti. November erlittenen Schlaaanfalles verstorben. iMit ihm ist eine der markantesten Persönlichkeiten der fßepnblikanisthen Partei dahinaegangen· SI » Heurn Cabot Lodge, geboren am 12. Mai 1850 zu Boston (Massachusetts), ist der Sproß einer jener alten )neuenglischenFamilien, die in den Vereinigten Staaten seit den Tagen der Mavflower-Landung im Anfang sdes 17. Jahrhunderts anstifsig sind. Er studierte die Rechte auf der Havard-Unioersität und praktizierte als Rechtsanwalt nach dem Abschluß seiner Studien im Jahre 1876. Schon im darauffolgenden Jahre sattelte kLodae um und wurde Schriftsteller, nachdem ihm die Universität Harvard den Doktortitel für seine erste Arbeit verliehen hatte. Jn den Jahren 1877 bis 1921 schrieb er eine große Reihe von Büchern, hauptsächlich historischen und politischen Jn halts, aber auch einige belletristische Arbeiten. Seine fchriftftellerische Tätigkeit brachte ihm die Mit aliedschaft in vielen sinnst- und Literatnraesellskhaften, darunter der Royal Historical society, London. Jm Jahre 1887 wurde Lodge in den Kongreß gewählt nnd war Mitglied des Revräsentantenhauses während der folgenden vier Leaislatnrperioden als Vertreter der Republikanischen Partei. Im Jahre 1898 gab er sein Mandat in dieser Körperschaft auf und siedelte in den Senat über, dem er seitdem ohne Unterbrechung anJ gehörte. Seine Rolle als Führer hat Seuator Lodae in der Revublikanischen Partei seit dem Jahre 1900 gespielt, als er zum Vorsitzenden der repuhlika nischen Nationalkonvention berufen wurde, eine Ehre, die ihm danach noch häufia zuteil wurde· Der Name Lodae ist in den letzten Jahren ein politischerl Begriff in den Bereiniaten Staaten gewesen. Er war wohl der reinste Vertreter jenes puritanischen Reva blikanismus der hauptsächlich dem Bostoner Patriziat den Stenwel ausdrückt. Von der Erklusivsitat dieser Kreise, die selbst in Amerika respektvoll anerkannt wird, zeugt der viel zitterte Spruch: ~The Lodge’s Speak to the Cahors and the Oabots spealc only to Gott« (Ein Lodae spricht nur mit einem Cabot, und ein Cabot spricht nur mit Gott.) Zu den deutsch-französischen Handels vertragsverhanvlungen O London, 10. November. (Ei.a. Drahtbcricht.) Nach Meinung des Pariser Korrespondenten des ~Observer« ist die Stockuug in den deutsch-französischen Handelsvertragsvcrhandlunnen auf die englische Er mutigung der deutschen Ansprüche zurückzuführen Seite- ngstr W Dienstag, U. M um ist«-E
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