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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050118010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905011801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905011801
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-18
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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- ——. BezrrgS-PretS Morgen-Ausgabe 's I SS. Jahrgang. Nr. 31 Mittwoch den 18. Januar 1905. Armahueeschluß für Anzet««. Sbenv-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgru-AnSgabe: nachmittag» - Uhr. stelle» abgeholt: vierteljährlich ^tlL.—, bet ztveimalig« täglich« Znstellnng tnStzan« ^tl 3.7b. Durch di« Post bezog« für Deutsch- laud u. Oesterreich vierteljährlich ^tl 4.50; für di« übrige» Länder laut Zettungs Preisliste. MUffWM uv! »edattio« nn» Erpe-Mn« IbS Fernsprecher L22 4 JohauuiSgasse S. -anpt-Atltale Dresdenr Marienstrage 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1718s. -anpt-Ftltale Bettln: LarlD»ucker,H«zal.BayrHofbuchtaudlg, Lützow Uraste 10 (Fernsprech« Amt VI Nr. 46031 Anzeigen find stet» an di« Expedition zu richte». Extra-Beilage» <»ur «Ü d« Marge» Ausgabe) »ach besonder« BereinbarnnA. Die Expedttia« ist wochenlagS ununterbrochen geöffnet van früh 8 bi» abend« 7 Uhr. Druck und Verlag vou G. Pole tu Leipzig (Inh. Or. B„ R. <L W. »li-khardtl Diese Nuurmer knfttt auf allen Bahnhöfen und III I bei den ZeilongS-Berkäufern 4-" I «n-eigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile LS Familien- . . und Stellen-Anzeigen 20 ch ch l W W W W Finanzielle Anzeigen. Eejchäfttanzeigeu uut« MM I W Lil oder an besimd«« Stell, nach D«tf. AnpMer.TagMM - A«zciger. Ämlsökatt -es KSnigklchen La«-- «nb -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates «n- -es Volizeiamles der Ltadt Leipzig. Var Mchligrle vsm Lage. * I» der gestrigen Morgen- und Nachmittagsschicht feierten zusammen im Ruhrgebiet 151S80 Arbeiter, die sich auf 202 Zeche» bezw. Schachtanlagen verteilen. * Der au» den südwestafrikauischeu Kämpfen bekannte Major v. Glasenapp wurde gestern vom Kaiser in Audienz empfangen. * Der Budgetkommissiou de« ReichStaa« ist gestern eine Denkschrift de« großen Generalstabs über den bisherigeu Verlauf der südwestafrikauischeu Expedition vorgelegt worden. * Die neuen by-Pfennigstücke mit der Bezeichnung l/, Mark werden nächste Woche in den Verkehr gebracht werden. (S. Reichstagsbericht.) * Im preußischen Abgeordnetenhaus« stellte Minister Möller gestern für nächste Session eine Novelle zum Berggesetz in Au-sicht. (S. Bericht.) * Da« prächtige Bahnhofsgebäude in Schwerin (Mecklenburg) ist gestern abgebrannt. Der Eisenbahn verkehr ist unterbrochen. * Der französische KabinettSrat hat gestern die angesagte Demission beschlossen; Combe« überreicht heute ein kombi nierte« DemisstonSgesuch. * Combe« will nach seinem Rücktritt in Provinz städten zu Volksversammlungen sprechen und eine Art politischen Testament« veröffentlichen. (S. Ausland.) * lieber Petersburg wird gemeldet, daß trotz fieberhaft beschleunigter Ausrüstung de« dritten Geschwaders in Li bau em Torpedojäger und ein Transportdampfer nicht au «laufen können. (S. russ.-jap. Krieg.) ver Seimalrtreill im stublgebiet. Der Generalstreik ist nun im Ruhrgebiet proklamiert worden. Der Berichterstatter eines Blattes, dem gewiß niemand Koketterie mit sozialdemokratischen Tendenzen vor werfen kann, de« „Berliner Lokal-Anzeigers", erklärt: „Die Arbeitnehmer wurden in elfter Stunde in den Generalstreik durch ein Verhalten der Arbeitgeber getrieben, das von einer bedauerlichen Ueberschätzung der eigenen Position Zeugnis ablegt." Wir haben dem schon hinzugefügt, daß vielleicht da« Milieu die Auffassung deS Berichterstatters beeinflußt habe. Jedenfalls aber scheint der Gedanke der Ausständigen in diesen Worten zutreffend geschildert. Die Zechenbesitzer beantworteten das letzte Schreiben der Arbeiter mit einer un freundlichen Kälte, die eS nicht einmal für nötig hielt, die Formen zu bewahren, die in solcher Korrespondenz üblich sind. Die Worte „geehrter Herr" und „hochachtungsvoll" sind dem Kohlenmagnaten zu viel. Durchaus" konsequent tritt in diesem kleinen Zuge die Lebensanschauung und StaatSauf- fafsung zutage, die wir kürzlich dahin charakterisiert haben, daß die Unternehmer eben „Herr im Hause" sein wollen und die ganze politische Entwickelung des vorigen Jahrhundert einfach ignorieren. Man hat von den Bourbon« ge sagt, daß sie nicht« gelernt und nicht« vergessen hätten, und man klagt nicht mit Unrecht darüber, daß sich gekrönt« Häupter häufig gegen unbequeme Wahrheiten ver schließen; aber da« Verhalten der Unternehmer zeigt, daß die industriellen Machthaber nicht weniger diesem leidigen Gesetz unterliegen, al« die im Purpur Geborenen. UebrigenS scheinen die Herren doch bereit« nicht mehr den völlig klaren Blick für die Situation zu haben, denn bei ruhiger Ueber- legung hätten sie sich sagen müssen, daß sie durch ihr brüske« Benehmen die öffentliche Meinung gegen sich verstimmen und der Staatsregierung «ine Waffe in die Hand drücken. Und dabei ist e« noch gar nicht lange her, daß gerade die öffentliche Meinung sich stark für die Interessen dieser Herren engagiert hat, al« Minister Möller seinen Ver such machte, ihre Machtsphäre einzuschränken. Herr Möller hat Glück. Da« Schreiben der Zechenbesitzer stützt seine Stellung besser, al« die trefflichste Motivierung e« ver mocht hätte. Vielleicht wird die Sozialdemokratie sich jetzt klar dar über, daß eS doch nicht klug ist, die ganze bürgerliche Gesellschaft immer auf- neue al- eine reaktionäre Masse zu brandmarken und bei jeder Gelegenheit mit den gröbsten Beschimpfungen zu überhäufen. Wen» dieser Streik überhaupt für die Arbeiter zu irgend einem Erfolge führen soll, so könnte die- nur durch die Mithülse der bürgerlichen Gesellschaft geschehen. Die Subsistenzmittel für Hunderttausende lassen sich nicht lange aufbriugen, und einer der Arbeiterführer selbst hat geäußert, bei der herrschenden Kälte sei der Streik mehr al- ei» Unglück, und er hoffe, den verhängnis vollen Beschluß noch vermeiden zu können. Irgend ein Kompromiß zwischen den Unternehmer«, auf deren Seite die sichere, festgefügte Macht ist, und den Arbeitern, die in blinder Leidenschaftlichkeit da- Bollwerk de« Kapital« be kennen, ist viel leichter möglich, wenn die Sympathie der bürgerlichen Gesellschaft sich so kräftig geltend macht, daß die Unternehmer Nachgiebigkeit für geratener halten. Der italienische Arbeiterführer Filippo Turati bat erst vor Kurzem darauf aufmerksam gemacht, daß da- Proletariat heutigen Tage« weder die numerische Mehrheit, noch die dominierende Macht bedeute, und daß daher in seinem Kampfe die moralische Zustimmung der fortgeschrittenen Schichten de« Bürgertums unentbehrlich sei. Diese Erkenntnis möge also in Zukunst den sozialdemokratischen Blättern eine Mahnung fein, sich in der Polemik etwa- zu mäßigen. ES bleibt nun nichts mehr übrig, als in zwölfter Stunde »och auf da» Eingreifen der Regierung zu hoffen; allein wir müssen gestehen, daß wir auch nach dieser Richtung hin nicht viel erwarten. In den lokale» Blätter» ist berichtet worden, daß dem Militär der Befehl erteilt worden sei, bei etwaigen Zusammenstößen „rücksichtslos" vorzugehen. Leider versteht sich dies vollständig von selbst, denn wenn erst ein mal das Militär in Aktion tritt, so muß eS rücksichtslos vorgehen, und dieses rücksichtslose Vorgehen ist in den meisten Fällen humaner, als eine unentschiedene, zögernde Haltung, weil e« da- Blutvergießen auf ein Mindestmaß einzuschränkeu pflegt. Da- hat sich noch bei alle» Aufständen und Revolutionen erwiesen. Unnötig und unklug aber wäre e», ausdrücklich einen derartigen Befehl an die Truppen zu erteilen. Wäre die« wirklich geschehen, so könnte man sich nicht wunvern, wenn die Erbitterung der Streikenden sich noch verschärfte, und da« Militär erschiene dann nicht mehr als ein im Dienste der Staatsgewalt gewissermaßen objektiv wirkender Faktor, sondern als Schutztruppe und Exekutivorgan des Unternehmertums. Daß die Staatsbehörde nicht beabsichtigt, sich in den Dienst privater Ressentiment» zu stellen, darf man ja wohl aunehme». Ihr ganzes Ver halten bi« auf diesen Augenblick aber war formalistisch und wohl mehr oder weniger durch den Gedanke» beeinflußt, mit großen Herren sei nicht gut Kirschen essen. Bor allen Dingen ist die ganze Angelegenheit bereits zu weit gediehe». Eine vermittelnde Tätigkeit hätte in einem früheren Stadium einsetzcn müssen. Damals schon, al« die ersten Nachrichten über die Stilllegung der Gruben durch die Press« gingen, mußte die Regierung d:u Herren einen deutlichen Wink erteilen und sie darauf Hin weisen, daß der Staat noch eine ganze Reihe von Möglichkeiten hat, um ein Uebermenschentum, das aus der Haut des Nächsten Riemen schneiden möchte, in angemessene Schranken zurück- zusühren. Statt daß uian damals aus dem Munde deS verantwort lichen Ministers eine energische Sprache vernahm, die ihre Wirkung nicht verfehlt hätte, ging Herr Möller um den heißen Brei und versuchte dann unauffällig Terrain zu er obern, bewies aber durch diese superkluge Taktik nur, wie schwach sich der Staat den Zechen gegenüber fühlt. So wenig erfreulich e« ist, daß wir immer in entscheidenden Momenten auf da- Eingreifen des Kaisers warten müssen, so wenig dies unseren staatsrechtlichen Verhältnissen entspricht, so ist doch nicht zu leugnen, daß auch in diesen Tagen wieder Millionen auf den Kaiser blicken und von ihm ein Wort erwarten, daS auf die rheinisch-westfälischen Herren sicher mehr Eindruck machen würde, al« die schönsten Worte deS Ministers. Für uns ist der Streik im Ruhrgebiet jedenfalls sehr viel wichtiger, al ber Fall von Port Arthur und eS erschiene unS daher wohl begründet, wenn auch in diesem Falle ein Telegramm de» Kaiser« an die Herren Kirdorf und Genossen abginge. Daß eine sachliche Möglichkeit deS Kompromisses besteht, kann garnicht geleugnet werde». Die Forderungen der Arbeiter schießen in einzelnen Punkte» sicher über da« Ziel hinaus. Aber Forderungen werden bekanntlich stet« so gestellt, daß ein gewisser Spielraum für Konzessionen bleibt Kein Ge schäftsmann verfährt ander«, und Graf PosadowSky ist in de» Verhandlungen mit Oesterreich auch nicht ander« ver fahre». Also ließe sich hier sicherlich die „mittlere Linie" finden; ist doch gerade die« eine Spezialität der preußischen Regierung. Zunächst aber müßte vor allem der Ton der Unter nehmer ein wenig herabgestimmt werden. Diese Herren, die nicht einmal einen Eilbrief, also ein 30-Pfennigporto, an die Beilegung de« Konfliktes wenden, die urdi et ort» im Kreisblatt verkünden lassen, sie hätten über die Beschlüsse der Arbeiter nur deshalb beraten, weil sie ohnehin au- anderen Gründen zur Beratung zusammengekommen seien, ihnen müßte der Ernst der Situation einmal gründlich klar gelegt, und e« müßte ihnen bedeutet werden, daß das Schicksal von 250 000 Arbeitern und ihren Familien den Staat mindesten« ebenso interessiert wie die Dividende der Unter nehmer. Aber die Herren find guten Mute«. Sie haben mit feiner Ironie eine Enquete gefordert, in welcher fest- gestellt werden soll, daß irgendwelche allgemeine Mißstände im Ruhrgebiet nicht bestehen. Der Vertreter der Regierung, Herr Oberberghauptmann vou Velsen, muß daraus mit ver bindlichem Lächeln quittieren und seinen Namen unter da« Protokoll setzen. Unleugbar ist zur Zeit eine Tendenz zu Massen bewegungen vorhanden, die sich in den verschiedensten Ländern kuudgibt. Mißerfolge üben keine abschreckende Wirkung au«. Immer auf« Neue ballen sich die Orgaoisatiouen zu Rieseukomplexea zusammen. In einer der letzten Nummern der „Sozialistischen Monatshefte" befinden sich nicht weniger al« drei ausführliche Artikel, die sich mit dem Generalstreik beschäftigen, und wir haben vor Kurzem darüber berichtet, daß selbst ein so friedlicher Theoretiker wie Herr Bernstein die Genossen zu Massendemonstrationen auffordert, wodurch er freilich nur aufs Neue beweist, wie fremd er der rauhen Wirklichkeit gegenübersteht. Wir er blicken, ganz abgesehen von den wirtschaftlichen Verlusten und dem individuellen Leiden, in diesen Massenbewegungen vor allem auch deswegen eine Gefahr, weil sie der Reaktion den Vorwand zu Repressalien und einer Politik der Knebe lung bieten sonnen. Daß eine solche Politik für unser Vaterland das größte Unglück wäre, darüber werden alle Liberalen einig sein und deswegen erscheint e« un« al« die Pflicht aller irgendwie beteiligten Instanzen nach Kräften zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung de« wirtschaftlichen Frieden« zu wirken. Strelknachrichteir. Al« ein wichtiges Merkmal zur politisch« Beurteilung der Streiksituatwn ist eS anzusehen, daß der sozialdemo kratische Parteivorstand in einem Aufrufe zu umfassenden Sammlungen für die Streikende» auffordett. ES war ja auch von vornherein klar, daß die Sozialdemokratie au« dem Streik politisches Kapital zu schlagen versuchen würde. Auch der Hauptvorstand deS 200 000 Mitglieder umfassenden Deutschen Metallarbeiterverbandes (Sitz in Stuttgart) erläßt einen Aufruf, in dem er seine sämtlichen VervandSstellen auffordert, außerordentliche Versammlungen einzuberufen und über eine obligatorische Extrabeitrag-leistung für die Bergwerksarbeiter während der ganzen Dauer de- Streiks im Ruhrgebiet zu beraten. Au« de« Streikgebtel find ferner folgende Telegramme unterm 17. Januar eingelaufeu: Die Zahl der Streikenden nimmt fortgesetzt zu. Neu in den Ausstand getreten sind: Dahlbusch 1, Dahlbusch >/», Dahlbusch >/», Graf Schwerin, Lothringen, Consolidation 2, Ewald »/,, Ewald '/«, Ewald Fortsetzung, Eiberg, Richrat, Unser Fritz 1, Unser Fritz »/», Graf Bismarck */«, Graf Bismarck 3, Eintracht, Fröhliche Morgensonne, Johanna DeimelSberg, Holland, Shamrock >/«, Hemrich in Ueber - Ruhr, Zollverein 3, Zollverein «/», MannSfeldt, Pauline, König Ludwig'/», König Ludwig */», Pluto (Schacht Schach: Wilhelm), Osters-ldt, Zeche Hibernia, :toria >/», General Blumenthal '/», Königin Elisabeth, Schacht Friedrich Joachim, Hannibal 2, Han nover '/,, KönigSgrube General, Rheinische Anthracitkohlen- werke, Zollverein! 1, Germania 1, Germania 2, Grillo, Grim berg, Victor, BonifaciuS, Kölner Bergwerk-Verein (Zeche Anna, Karl und Emscher), Deutschland, Schacht Hoevel, Humboldt (Wetterschacht), Neu-Essen (Schacht Heinrich und Schacht Fritz). „Konsolidation" 1 und 3, „Hugo", „Gute Hoffnunghütte", „Prosper" 2, „Hansa", „Rkeinelbe" 1, 2 und 3, und die „Rheinelbe"-Zeche vou Gladbek (staatliches Bergwerk), ferner „Schlägel und Eisen" 1 bis 6. Ein genaues Situationsbild läßt sich dem „L.-A." zu folge erst morgen geben, da die amtlichen Feststellungen über die Wirkungen deS gestrigen Beschlüsse- erst abend- beendet sind. Alle vorher eingegangenen Zahlen kommen au- dem statistischen Bureau deS Syndikats. Es dürften Diersünstel der Bergarbeiter streiken» von der Morgenschicht allein etwa hunderttausend. Allerdings ist auf 20 Zechen wieder eingefahren worden. Auch auf den staatlichen Zechen ist nicht die volle Belegschaft einge- sahren. Die Gruben „Julius Philipp" und Werneck, deren Stillegung angedroht worden ist, sind heute wieder eingefahren. Die Nachricht von der Proklamation deS General streiks wurde von den Bergarbeitern beifällig ausgenommen. Die völlige Ablehnung ihrer Forderungen durch da- Syndikat vermehrte bei der Bürgerschaft die Sympathien für die Arbeiter. Es erscheinen bereit« im Aufstandsgebiet Aufrufe zu Sammlungen für die Streikenden. Bei Bochum wurde auf allen Zechen durch Anschlag be kanntgegeben, daß sämtliche Streikenden, die von heute ab innerhalb drei Tagen nicht einfahren, entlassewuud damit de« Betrages von sechs Schichten an dem »och ausstehenden Lohne verlustig gehe». Die Georg Maneuhütte erließ eine» Aufruf, in dem der Ausstand aus Zeche Werne al« Vertragsbruch gekenn zeichnet wird. DaS Königliche Steinkohlenbergwerk im benachbarten Ibbenbüren, das kürzlich noch Feierschichten einlegeo wollte, ist jetzt mit Aufträgen überhäuft. (B. T.) Die Eisenbahnbehörde bat sich, gewitzigt durch den letzten Streik, diesmal mit großen Kohlenvorräten versehen. Der Reservebestaud allein reicht au-, den vollen Betrieb sechs Wochen aufrecht zu erhalten, dazu kommt der Kriegsbestand, der eine vierwöchige Aufrechterhaltung des vollen Betriebes garantiert. ver Hukrtan« in Ziicilvertattilra. Lin« Veukschrtst -e» Grotzen Geueralsia-e». Der Budgetkommission de« Reichstag« ist am Dienstag nach der „Nat.-Ztg." eine Denkschrift de« Großen General stabe« über den bisherigen Verlauf de« südwestafrikanischen Kolonialkrieges vorgelegt worden. Nach einer weiteren vom Generalstab herausgegebenen Uebersicht sind bi« jetzt in Südwestafrika gefallen vor dem Feinde 39 Offiziere, 286 Mann, dem Typhus sind erlegen 15 Offiziere, 247 Mann. Im Schutzgebiet befinden sich jetzt nach Abzug der Verluste und sonstige Abgänge rund 10 400 Mann, darunter 700 Verwundete und Kranke, davon 374 typhuSkrank. 2730 Mann sind »och auf der Ausreise oder gehen in nächster Zeit ab. Nach dem Eintreffen der letzten Transporte wird der Rest deS Marineexpeditionskorps (350 Mann) zurückgezogen werden. Zur Verwendung stehen auf dem nördlichen Kriegsschauplatz: 11 Kompagnien, 3»/, Batterien, 2 Maschinengewehrabteilunge», 1 Ersatzkompagnie, 2 Ersatz- batterien, 2 Elappenkompagnien, 2 Eisenbahnkompagnien, V» Signalabteiluog, 1 Feldtelegraphenabteilung, 1 Felvver- meffungStrupp», 2 Kolonaenabteilungen, 1 Pferdrdepot, eine Scheinwerferabteilung, Sanitätsfuhrpark, auf dem Kriegs schauplatz: 12 Kompagnien, 6 Batterien, 3 Ersatzkompagnien, 1 Etappenkompaguie, 1 Eisenbahnbaukompagme, Signal abteilung, 2 Funkentelegraphenabteilungen, I Feldtelegrapben- abteilung, 3 Kolonnenabteilungen, 1 Pferdedepot, 1 Schein- werserabteilung, '/, Sanität-park. Linsühruug amerttai«lsch«n Zuchtvieh». Wie der „Dtsch. TageSztg." au« Farmerkreisen mitgeteilt wird, bat das Gouvernement in Windhuk die beiden Kauf leute Nitzsche und Schmerenbeck nach Argentinien und Mexiko entsandt, um sich dort über die Möglichkeit einer Einführung vou Zuchtvieh au« diesen Landern zu informieren. ver s«srirch-japa«irche Weg. Au» Japan. Besonder« da- englische Bureau Reuter hatte e« sich angelegen sei» lasse», die deutsche Neutralität den Japanern gegenüber zu verdächtige». Mit Benutzung ihrer Nachrichten schrieb die japanische „Asahi" »»läßlich de« Schiff«- und Kohlenverkaufs: „Der Brauch erlaubt den ein zelnen Angehörigen eine« neutralen Volke«, die Kriegführen den mit den Werkzeugen und Materialien de« Krieges zu verseht», wobei die Lieferanten freilich die Gefahr der Weg nahme auf sich nehmen. Aber Bräuche sind keine Grund sätze, und jene Bräuche stimmen sicher nicht mit den Grund sätzen der Neutralität überein . . . DaS halbamtliche Blatt der deutschen Regierung verdient Zurechtweisung ans Grund von Vernunft und Moral." Hierüber wird der „Köln. Ztg" au» Tokio geschrieben: „ES war die höchste Zeit, daß die Berliner Tele gramme der deutschen Japan-Post in Yokohama, di« m viele japanische Zeitungen übergehen, kräftig eiugrrffea. Am 5. November wurde telegraphiert: „Mehrere englische Dampfer mit Kohlen für die baltische Flotte find vou LaS Palma« nach Cameron und RSuniou in See gega»gev. Ein anderer englischer Kohlendampfer erwarteten Cadix die durch daS Mittelmeer fahrenden Schiffe der baltischen Flotte." Ein zweites Berliner Telegramm lautete: „Die Londoner Time« teilt mit, daß englische Fabrikanten alle Arten von Krieasmaterial sowohl an Rußland wie an Japan liefern. Die englischeßReaierung denkt nicht daran, diese« einträgliche Geschäft zu stören." Endlich wurde» am 10. November die Namen und der Tonaengehalt vou dreizehn englischen Dampfer», die die Baltische Flotte mit Kohlen versorgten, und die Name« der eng lischen Eigentümer in London, Aberdeen, Hartlepool, Liver pool, Cardiff, Glasgow und Newcastle an die Japan-Post telegraphiert und aus dieser in die meisten japanische» und fremden Zeitungen übernommen, wobei eine englisch« Zei tung die überflüssige Bemerkung hinzufügte: „Die Name« der deutschen Schiffe, die der Baltischen Flotte Kohleu liefern, sind nicht genannt." Natürlich nicht! Da« hatte ja die englische Presse längst besorgt, ehe wir ihr dazu Veranlassung gegeben hatten. Es handelte sich für sä um den Gegenschlag, zu zeigen, welche» Recht die arg» lisch« Presse zu Anschwärzungen Deutschland« hatte. Während die früheren Berliner Telegramme durch ihre übertriebene Höflichkeit nur Spott erregten, haben diese lakonischen Meldungen in Japan die größte Beachtung gefunden und selbst die englische Presse zur Ver nunft gerufen." Di« Anion al» Anwalt Lhinao gegen Rutzlair-. Da« Bureau Reuter meldet aus Washington, die amerikanische Regieruna sei in der Lage gewesen, durch ihre Agenten in China festzustelle», daß die Regierung von Peking sich eines Bruches chrer Neutralitäts verpflichtung nicht schuldig gemacht habe. Dem chinesischen Gesandten in Washington seien nicht »ur von amerikanischer, sondern auch von vielen andere» Seiten anerkennende Aeußerungen über die Art, in der China die Note deS Staatssekretär» Hay dem In halte nach beobachtet habe. Es verlautet, Japan werde energisch auf die Anschuldigungen antworten. Laß e« der Verätzung der chinesischen Neutralität Vorschub geleistet hätte. Wenn tatsächlich Verletzungen vorgekommen feie», sei die« auf Veranlassung von Petersburg, aber nicht von Tokio aus geschehen. Amerika habe nach Empfang der russische« Note die Aufmerksamkeit China« auf die Anschuldigungen gelenkt, und Staatssekretär Hay habe am 16. Januar nach mittag» an den amerikanischen Vertreter in Peking gekabelt, er möge der chinesischen Regierung die Hoffnung auSsprechen, daß China den Klagen Rußlands ernstlich« Beachtung schenken Werve. Russische Ltu-enteu vor -em Rens«lat in Gens. I» Genf wurde in einer sozialistisch-anarchistischen Ver sammlung der russisch-japanische Krieg besprach«. Hundert russische Studenten zogen nachher iuteraatioaLle Lieder singend vor da- russische Konsulat und pfiffen den Konsul Melnikow aus. Vie Jacht „Gmeralö." Aus Alexandrien erhält der „Herold" eine Aufklärung über die Jacht „Emerald", die sich den russischen Kriegs schiffen mehrfach und zuletzt vor Dschibuti sehr nützlich erwies. Der Eigentümer der Jacht ist der Engländer Christopher Tourneff. Gechartert wurde die Jacht von dem ehemaligen französischen Seeleutnant, der sich Mache neant. Die Jacht „Emerald" kehrt von Dschibuti nach Pott Said zurück und begibt sich nach dem Piräu«. Die Aurrüftuug -«» -ritten russischen Geschwa-er« in L»va« wird nach einer Pariser Meldung fieberhaft Tag und Nacht betrieben, dennoch können der Torpedojäger „Gronjascdtschy" und der TranSpottdampser „Don" nicht, wie beabsichtigt, vorauSlausen. Russische Verstärkungen. Gegen Mitte Januar dürften bei der russische» Operationsarmee an größer» Verbänden die 1., 2. und 5. europäische Schützenbriqade und da» 16. Armeekorps ein getroffen sein, die Ende November begannen, die Heimat zu verlassen. Es sind 56 Bataillone und 2l Batterien mit 168 Geschützen, sowie 1 Sappeurbataillon An Stelle der nach der FriedeuSeinteilung zu ihm gehörenden 41. Artillerie brigade hat da« 16. Korp« die 45. vom 20. Korp« erhalt«, d«
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