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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021015014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902101501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902101501
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-10
- Tag 1902-10-15
-
Monat
1902-10
-
Jahr
1902
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blätter in religiöser Hinsicht erinnert. Wie die Praxi- der schweizerischen Gewerkschaften nach obigen Beschlüssen sich gestalten wird, bleibt abzuwarten. Berlin, 14. Oktober. (Krankenversicherungs pflicht von Möbeltransporteuren.) Ein Fuhr unternehmen und die Besorgung von Umzüge» sind stehende Gewerbebetriebe. Die in ihnen beschäftigten Arbeiter sind daher krankenveisicherungSpflichtig, eö sei denn, daß die Beschäftigung durch die Natur ibreS Gegen standes oder im voraus durch den Arbeitsvertrag auf einen Zeitraum von weniger als einer Wocke beschränkt ist. Ob dies der Fall, ist nach dem Urteile vom 19. September 1901 und dem weiter noch am 2l. Oktober 1901 ergangenen, ebenfalls die Krankenversicherungspflicht von Möbeltransporteuren betreffenden Urteile des Ober» verwaltungsgericktS nach der Gesamtheit der Umstände unter Berücksichtigung der besonderen Berbältnissc des TranS- oortunternebmerS, namentlich des GeschästsumfangeS der Firma, der Art, wie und wann an dem betreffenden Orte die Umzüge zu geschehen pflegen u. s. w., zu enticheiden. Dabei kommt eS, wie in dem letzteren Urteile noch bemerkt ist, darauf nickt wesentlich an, ob tägliche AuSIobnung der Ar beiter stattfindet, und ob der Brauch in dem MöbeltranS- portgeschäfle dahin geht, daß die Arbeiter nach ihrer erst maligen Annahme täglich morgens nackzusragen baben, ob Arbeit vorhanden sei. Denn trotzdem kann die Meinung der vertragschließenden Parteien dahin gehen, daß den einmal angenommenen Arbeitern die jeweils vorhandene Arbeit auf Grund des bei der ersten Annahme ein- und für allemal abgeschlossenen Beitrags täglich aufs neue zugeteilt werden solle, daß es sich also um einen auf unbestimmte Zeit abge schlossenen Arbeclövertrag, keineswegs aber um den Absckjiß immer neuer Beiträge von Taz zu Tag bandele. Ferner ist zu beachten, daß Las für die Bersickerungspflicht allein maßgebende Beschäftigungsverbältnis sehr wohl fortzudauern vermag, auch wenn eine vorübergehende Unterbrechung der tatsächlichen Arbeitsleistung staltfindet, nämlich sobald Ein verständnis zwischen dem Arbeitgeber und dem Arbeiter darüber herrscht, daß trotz der Unterbrechung das Arbeits- verbältnis unberührt bleiben und der Arbeiter inzwischen und nach Ablauf der Unterbrechung zur Bersügung des Arbeit gebers stehen soll. * Berlin, 14. Oktober. Im nächsten preußischen Eisen bahn eta t soll, wie verlautet, einer häufig ver tretenen Forderung durch bessere Berücksichtigung der Tech niker in der Eisenbahnverwaltung entiprochen werden: Bekanntlich ist eine große Zahl von Eisenbahn-Bau- und Bc- triebSinspektoren in Gehalt und Rang so zurückgeblieben, daß daS Abgeordnetenhaus wiederholt beschlossen hat, Len Antrag des Ab geordneten Schmidt.Warburg auf Anrechnung eines Teiles der fast zwölfjährigen diätarijchen Dienstzeit der Regierung zur Berück- fichtigung zu überweisen. Fast vier Jahre lang sanden keine etats mäßigen Anstellungen statt, bis im Jahre 1897 aus einmal 135 etalsmäßige Anstellungen erfolgten. Die Betreffenden aber, die dadurch um 3—4 Jahre zu spät etatsmäßig geworden sind, leiden darunter ihr ganzes Leben lang, indem ihr Gehalt fortdauernd eine volle Gehaltsstufe niedriger bleibt, als wenn sie recht- zeitig angestellt worden wären. In der Erlangung Les Rats- titels ist keine Klaffe von Beamten so zurückgeblieben, wie die Eifenbahn-Bau- und Betriebsinspcktoren. Bei fast allen Eisenbahn- direktionen fehlt eS an technischen Direktionsmitgliedstellen, indem volle Dezernate mit Hülfsarbeitern besetzt oder in einzelnen Fällen unbesetzt sind. Die von der gesamten Industrie freudig auf genommenen Erlasse zur Förderung der Bautätigkeit während des Darniederliegens der Industrie würden einen ganz andern Erfolg aufweijen können, wenn es nicht überall an technischen Kräften fehlte und mehr Stellen geschaffen würden, die die vorliege »den großen Bau-Ausgaben bearbeiteten und beschleunigten, und zwar im Hauptamte, nicht so nebenher als Anhängsel eines andern Dezernats. Nach der „Köln. Ztg." soll nun im Etat 1903 für dir Techniker der Eisenbahnverwaltuug „etwas geschehen", um diese Uebelstände zu mildern. d) Berlin, 14. Oktober. (Telegramm.) Heute nach mittag 1 Uhr trat der Sentorentonvent des Reichstages unter Vorsitz des Präsidenten Grasen v. Ballestrem zusammen. Derselbe schlug vor, den 16. bezw. 17. Oktober als Anfangstermin für die zweite Beratung der Zolltarif vorlagen anzusetzen und zuerst daS ganze Tarif gesetz zu beraten. In einer eingehenden Debatte wurde der zweite Vorschlag deS Präsidenten bekämpft. Bezüglich des ersten Punktes wurde eine Einigung dahin erzielt, am 15. Oktober die früher eingebrachle Interpellation der Sozialdemokraten über Arbeitslosigkeit und am 16. Oktober die von den Freisinnigen angekündigte Inter pellation über die F l e i s ch t e u e r u n g auf die Tages ordnung zu setzen. Sollte die Regierung eine Beant wortung dieser letzteren Interpellation adlebnen, so würde die zweite Beratung der Zolltarisvorlagen noch am 16. Ok tober beginnen, anderenfalls am 17. Oktober. Beraten werden soll zuerst ß 1 deS Tarifgesetzes in Verbindung mit den Getreide- und Viehzöllen im Tarif selbst, dann der ganze Tarif und zuletzt der Rest des TarifgesetzeS. Die erste Lesung deS Etats soll vor Weihnachten und erst nach Fertigstellung des Etats die weitere Beratung deS Zoll tarifs erfolgen. d) Berlin, 14. Oktober. (Telegramm.) General Botha telegraphierte an den Berliner Empfangsaus- schuß, daß die am Donnerstag nachmittag eintreffenden Boerengenerale nur bis Sonnabend Nacht hierbleiben könnten, da wichtige Geschäfte sie nach England zurück riefen. Die Generale würden aber demnächst hierher zurückkehren, um in mehreren deutschen Städten zu sprechen. — Für daS Bennigsen-Denkmal wurden auf dem nationalliberalen Delegiertentag in Eisenach am Schluffe der Verhandlungen gegen 18 000 gezeichnet. Die Einnahme wäre sicher noch erheblich größer geworden, wenn statt einer mehrere Listen in Umlauf gesetzt worden wären. („Nai.-Ztg." — Der Entschluß deS Abg. vr. Barth, im Wahlkreise Wittenberg-Schweinitz nicht wieder zu kandidieren,ruft hier vielfach Ueberraschung hervor. Nack einer Meldung mit Rückendeckung in der „Magdeb. Ztg." ist Herr Barth zu einem Verzicht auf seine neue Kandidatur in seinem jetzigen Wahl kreise, den er erst seit dem 30. Dezember v. I. als Nach folger des Abz. v. Siemens vertritt, dadurch veranlaßt worden, daß der Abg. Rickert auf der schon seit längerer Zeit seinen politischen Freunden gegenüber kundgegebenen Absicht, ein Mandat nicht mehr anzunehmen, beharr». Herr Rickert ist seit länger als einem Jahre leidend und hat sich deshalb sowohl im Reichstage als auch im Abgeordnetenhause an den Verhandlungen nicht mehr in der gewohnten Weise beteiligen können. Seine Freunde baben lange gehofft, ihn umzustimmen, doch glaubt Rickert nickt bloß in seinem eignen, sondern auch im Interesse seiner Wähler zu handeln, wenn er auf neue Kandidaturen verzichtet. Als Nachfolger Rickert- im Reichstage für Danzig soll nun vr. Bart!» ausersehra sein. — Im Landtagswahlkreise Salzwedel soll bei der Ersatzwahl der Landrat a. D. vonDavier feiten- der Konser vativen aufgestellt werden. — Ueber einen „Fall Bernstein" berichtet die „Barmer Ztg.": Bernstein ist der Sohn eines Rabbiners in Rußland, studierte Theologie und kam durch sein Studium zu dem Ent schluß, -um Christentum überzurreten. 1883 wurde er in Bonn von dem Professor vr. Lhristlieb getauft. Er studierte pach d« Lauf« »vangsUfche Theologie und bestand 1886 das erste theologische Examen vor dem Konsistorium der Rheinprovinz. Seiner Absicht, auch das zweite theologische Examen zu machen, wurden Hindernisse in den Weg gelegt, indem man ihn zum Examen nicht zulicß, unter dem Vorwande, daß er nicht naturalisiert sei. Die Naturalisation, um die er sich nunmehr bemühte, konnte er aber nicht erlangen, weil er angeblich ohne feste Unter kunft und E x i st c n z m i t t c l sei. Alle Gesuche und Versuche, die er seit 15 Jahren gemacht, sind vergeblich ge wesen, obwohl ihm Empfehlungen zur Seite standen und ob wohl er als Vikar in der Landeskirche zeitweise beschäftigt worden ist, sogar einmal vom Lberkirchcnrat in Anerkennung 'einer Verdienste, die er sich durch religiöse Vorträge er worben habe, 150 Unterstützung erhalten hat. Unter dem 1. März d. I. halte sich B. mit einer Immediateingabe an den Kaiser gewandt, die folgenden Wortlaut hat: „Ew. Majestät wagt allcruntcrtänigst Unterzeichneter, ein in der evangelischen Kirche heimatlos umhcrirrendcr Theologe jüdiscker Herkunft, die von ihm im Truck erschienene, mit einem Lebenslauf im Anhänge versehene christlich-apologetische Schrift „Ter Materialismus im Kampfe und im Bunde mit der Religion" mit der Bitte ehrfurchtsvoll zu unterbreiten: Ew. Majestät wollen allcrgnädigst geruhen, dieselbe huldvollst ent- gegcnzunchmcn und durch einen Machtspruch der königlichen Gnade mir den Weg zu einer geordneten pastoralen Tätigkeit und einer menschenwürdigen Daseinsweise, die mir die Christenheit Deutschlands, ungeachtet meiner semitischen Ab stammung, von Herzen gönnen möchte, ebnen zu helfen. Aus den vielen Beweisen aufrichtigen Wohlwollens von Seiten des Kultusministers, welcher stets bestrebt war, einem Konvertiten das Christentum nur von der schönsten Seite zu zeigen, glaube ich schließen zu dürfen, daß cs dem Minister der geistlichen Angelegenheiten nur angenehm sein dürste, wenn er durch die Allerhöchste Willensmeinung Ew. Majestät in die Lage versetzt würde, meiner Bitte um direkte Ucbcrweisung an eines der ihm unterstellten Konsistorien der neuen Provinzen entsprechen zu können." Auf diese Eingabe ist dem Bittsteller, wie wir vernehmen, vom Kultusminister unter dem 26. August der Bescheid zugcgangen, daß seine früheren Entscheidungen vom 10. Oktober 1899 und 22. Januar 1900 einer festen Praxis entsprechen, nach welcher diesseits davon abgesehen wird, die Annahme von Kandidaten aus anderen landeskirch lichen Gemeinschaften gegen den Wunsch der zuständigen Konsistorialbehörde im Aufsichtswege herbeizuführen. Nun hat sich Bernstein an den O b e r k i r ch c n r a t mit einer Eingabe gewandt, in der er am Schluffe sagt: „Ich bin fest überzeugt, daß, wenn ich mich durh die öffentlichen Blätter mit einem Appell an dieTicrs ch u tz- vereine wendctc,e>ejemir die Hülfe nicht versagen wür den, die edle Menschen herrenlosen und verhungernden Tieren nicht versagen können." — Hier annekommen sind der Handelsminister Möller aus Westfalen, der Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats D. vr. Balkhausen aus Wittenberg. Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg-Schwerin hat sich von hier nach Schloß Willigrad begeben. d) Bremerhaven, 14. Oktober. (Telegramm.) Durch Abschluß eines Kompromisses ist der Ausstand der kiesigen und Geestemünder Hafenarbeiter beendigt. r. Hannover, 14. Oktober. DaS seitens der hiesigen Studentenschaft zur Errichtung einer BiSmarcksäule gesammelte Geld (40 000 -E) war bei dem hiesigen, jüngst in Konkurs geratenen Hypothek,enverein angelegt und dürste zum großen Teil verloren sein. Der Hypotheken verein hatte sich vor seinem Zusammenbruch an die kiesige Vorschußvereinsbank gewandt mit der Bitte, jenes Konto ganz oder wenigstens zur Hälfte zu übernebmen. Letztere lehnte das aber ab. Die Errichtung einer Bismarcksäulc, deren Grundsteinlegung schon für den 18. Oktober in Aus sicht genommen war, muß infolgedessen auf lange Zeit ver schoben werden. Altenburg, 14. Oktober. Bei der heutigen Stadt - verordnetenwahl siegten die Kandidaten der sozial demokratischen Partei mit 786 gegen 540 Stimmen, welche aus die Liste der bürgerlichen Parteien sielen. d) Siegburg, 14. Oktober. (Telegramm.) Gestern wurde bei dem Torfe Spich bei Siegburg ein Dampf- cylinder deS Automobils des Prinzen Heinrich, der sich aus der Fahrt von Kiel nack Darmstadt befindet, defekt. Der Prinz mußte seine Reise unterbrechen und übernachtete bei dem Besitzer der Maschinenfabrik Gebe. Krämer, in der bas Automobil repariert wird. Heute Vormittag erfolgte über Königswinter die Weiterfabrt nack Darmstadt. * München, 13. Oktober. ZumUditorc an der Münchener Nuntiatur ist au Stelle des nach Wien berufenen ilditore Monsignore ivr .Nievtra der bis herige Sekretär der Nuntiatur in Paris, Monsignore vr. Carlo Montagnini, ernannt worden. Er entstammt einer piemontcsischcn Familie und wurde 1863 zu Cafal Monferrato geboren. Nachdem er im Jahre 1887 zum Priester geweiht wurde, besuchte er zwei Jahre die adlige Pricsrerakademie in Rom, worauf ihn der Pavst zum überzähligen Gcheimkämmercr ernannte. 1890 trat Monsignore Monragnini in den diplomatischen Dienst, indem ihm der Sekretärpostcn der apostolischen Delegation in Indien übertragen wurde. Im Jahre 1892 bekleidete er die Stelle eines Sekretärs der Nuntiatur in München unter dem da maligen Nuntius Agliardi, und als dieser im Mai 1893 nach Wien berufen wurde, folgte er ihm als Sekretär dorthin. In Wien blieb Monsignore vr. Montagnini bis zum Jahre 1898 und vertauschte dann seine bisherige Stelle mit der gleichen an der Nuntiatur in Paris. Infolge seines mehr als sechs jährigen Aufenthaltes in Deutschland (München) und Oester reich (Wien) hat sich der neue Uditorc umfangreiche Kenntnisse in der deutschen Sprache erworben, was unter den gegen wärtigen Verhältnissen umso mehr ins Gewicht fällt, als der neue Nuntius, Monsignore Macchi, Deutsch verstehen soll. Monsignore vr. Monragnini wird Ende November oder An fang Dezember seinen neuen Posten in München antrctcn können; der bisherige Ilditore vr. Nicotra wird schon bald nach der Vorstellung des neuen Nuntius beim Prinz Regenten seine Tätigkeit in München beenden und nach Wien über siedeln. * München, 13. Oktober. Eine von Braugehülfen, Schäfflern, Bicrführern und Hülfsarbeitern stark besuchte öffentliche Versammlung faßte eine Resolution, in der eS heißt: Die Versammlung betraut eine siebengliedrige Tarif kommission mit den Vorarbeiten für die Abschließung eine« Tarifvertrages und für die Inangriffnahme der Verhand lungen mit den Besitzern und Leitern der Münchener Braue reien. AuS den Darlegungen der Referenten ersieht die Versammlung, daß durch friedliche Verhandlungen, wie sie bis jetzt mit den Unternehmern gepflogen wurden, nichts zu erreichen ist, und ist daher der Ueberzeugung, daß, um etwas zu erreichen, den Besitzern eine Organisation gegenüber gestellt werden muß, in der die meisten der Brauereiarbeiter vereinigt sind. (Allgem. Ztg.) Oesterreich - Ungarn. Fürst zu Sulenbur«. * Wien, 14. Oktober. (Telegramm.) DaS »Fremden blatt" sckreibt: Anknüpfeud an Berliner Zeitungsmeldungen, nack welchen der gegenwärtige deutsche Botschafter am kiesigen Hofe Fürst zu Eulenburg die Absicht hätte, mit Rücksicht aus seinen Gesundheitszustand demnächst um Enthebung von seinem Posten nachzusuchen, sei in verschiedenen Blättern die schon oft gekörte Behauptung wieder auf getaucht, Fürst zu Eulenburg habe während seiner Tätigkeit einen Einfluß auf die iunerpolitischrn Frage» Oesterreich- au-geübt. Eine solche Einmischung hat, so erklärt das „Fremdenblatt", niemals und in keinem Falle tattgefunden. Fürst zu Eulenburg sei sich der Grenzen eines Wirkungskreises zu sehr bewußt gewesen, um nicht ede Stellungnahme zu Fragen, die außerhalb deS- elben gelegen waren, zu vermeiden, abgesehen davon, daß jeder derartige Versuch an allen diesigen maßgebenden Stellen eine angemessene Ablehnung gesunden wben würde. Wir sind, fährt daS „Fremdenblatt" fort, von berufener Seite ermächtigt, unter Hinweis auf die Er klärungen gleicher Art, welche Graf v. GoluchowSki in der Sitzung der österreichischen Delegation vom 16. Januar 1900 abgegeben hat, den wahren Sachverhalt neuerdings fest zustellen. v. Körbers Sprachrnvorschlag * Wien, 14. Oktober. (Telegramm.) Ministerpräsident v. Körber unterbreitete den Mitgliedern der einberufenen Konferenz die Grundsätze bezüglich der gesetzlichen Regelung der sprachlichen Verhältnisse bei den landeSfürstlichen Behörden Böhmens und für die Regelung dieser Verhält nisse für die landeSfürstlichen Behörden Mährens. Für beide Länder gelten folgende gleiche Grundsätze: Die deutsche Sprache ist in dem bisherigen Umfange zu gebrauchen: 1) In dem gesamten Verkehr mit den Militär behörden und der Gendarmerie für deren dienstliche Anf orderung. 2) Im Verkehr mit Behörden außerhalb Böhmens und Mährens. 3) Die deutsche Sprache ist ferner zu ge- brauchen von allen landesfürstlichen Behörden sowohl im inneren Dienstverkehr wie auch in amtlichen Kon- erenzen, in allen Angelegenheiten der bewaffneten Macht, bei der Vorlegung von Berichten, Gutachten unv Ge- chästsautweisen an den Zentralstellen, bei Informationen, Berichten rc., in staatspolizeilichen Angelegenheiten, in solchen der Sicherheitswacke und endlich bei den QualisikationStabellen der StaatSbrdiensteten. Außerdem bei allen landeSsürst- ichen Kassen und Aemtern, bei der Führung der Kassen journale rc., welche von den Zentral »Organen benutzt werden, wie in allen Betriebs- und VerkehrSangelegenheiten im inneren Dienst in dem Geschäftsbetrieb deS Posttele graphendienstes, der der Zcntralleitung unmittelbar unter gehenden staatlichen Anstalten, sowie für den gegenseitigen Verkehr der betreffenden Organe und Aemter. Abgesehen hiervon sind grundsätzlich bei den landesfürstlichen Be hörden zu untersckeiden einsprachiges böhmisches und einsprachiges deutsches Gebiet von einem zweisprachigen Gebiet. Als einsprachig gelten jene Gerichtsbezirke, in denen bei der Volkszählung von 1900 und bei jeder zweiten jeweiligen Volkszählung weniger als 20 Prozent der ansässigen Bevölkerung eine andere Landes sprache als die Umgangssprache haben. Alle anderen Ge richtsbezirke sind zweisprachig. Danach richtet sich auch die Einsprachigkeit oder Zweiiprachigkeit der landessürstlicken Behörden. Mehrere Gerickrssprengel umfassende Bebörden sind zweisprachig, wenn ein oder mehrere dieser Sprengel anderssprachig als die übrigen sind. * Wien, 14. Oklober. (Telegramm) Die „Neue Freie Presse" schreibt: In tschechischen Kreisen bezeichnet man die Vorschläge deS Ministerpräsidenten v. Körber in der Sprachenfrage als zur Erörterung völlig ungeeignet unv nennt es einen Frevel, daß die Negierung mit solchen Vorschlägen hervortrete. Die deutschen Abge ordneten sind der Ansicht, die Vorschläge des Ministerpräsi denten v.Körber müßten einer grundlegenden Aenderung unterzogen werden, falls sie zur Grundlage der Beratung tauglich sein sollten. Frankreich. bildeten keinen Hinderungsgrund. Nun blieb die offizielle Einladung aus. Die Generale aber dürfen keine Audienz nachsuchen, um nicht in England anzustoßen, das bis aus den heutigen Tag den leitenden Boeren gegenüber sehr mißtrauisch ist. So wird zum Beispiel die Erteilung einer Rückkehrerlaubnis au Wolmarans oder Wessels in London immer noch, also eit einem halben Jahr, „erwogen". An Fischer und an BeffelS allein sind wertvolle Besitzungen in der Nähe von Bloemfontein von der englischen Militärverwaltung noch immer nicht zurückgegeben worden. Ob die Depositen Wessels auf der Bank zu Bloemfontein noch mit dem englischen AuszablungSverbot behaftet sind, wie vor urzer Zeit, weiß man nicht, eS ist aber anzu nehmen. Außerdem wird befürchtet, daß jede Unvorsichtig- eit der Generale oder anderer maßgebender Boeren in Europa zu strengeren Maßregeln Englands in Südafrika übren könne. Aus all diesen Gründen glaubten die Generale, eine klare Einladung haben zu müssen, ehe sie die Audienz wagten. Daher die offizielle Mitteilung der Generale aus dem Haag vom 6. d. MtS. Unsinn ist eS aber, von einer Differenz zwischen Dc Wet und den beiden anderen Generalen zu sprechen, wenn das raschere Temperament den einen zu Mitteilungen an die Oeffentlichkeit veranlaßte, die der vor- ichtigere Botha zurückhielt. (Frkf. Ztg.) Orient. Grotzbulgarische Bewegung. * Konstantinopel, 14. Oktober. (Telegramm.) Bei Krurowa im Distrikt Florina, im Vilajet Monastir, ist eine Bulgarenbande von Türkentruppen aufgerieben worden, wobei 10 Bulgaren fielet. Von Saloniki und anderen Orten sind gestern 2350 Türkentruppen nach Dedsagatoch abgegangen. Vorgestern und gestern zerstörten Bulgaren banden auf der Linie Saloniki-Konstantinopel zwischen den Stationen Porly und Demir-Hiffar an neun Stellen den Telegraphendraht. Serbische Ministerkrise. * Belgrad, 14. Oklober. (Telegramm.) Die Nach richt, das Kabinett Wuitsch habe seine Entlassung ge nommen, bestätigt sich. Die Entscheidung dürfte nach der Rückkehr deS Königs und der Königin aus Ncsch morgen erfolgen. * Belgrad, 14. Oktober. (Telegramm.) Es ist Tat sache, daß das Kabinett Wuitsch wegen seiner Mißerfolge be züglich der Reise deS Königspaares nachLivadia an ven Zarenbof Entlassung gab. Oftmals war von Petersburg versichert worden, man wolle daS KönigS- paar gern empfangen. DaS Kabinett glaubte, daß die Hin ausschiebung des ReiseterminS durch wirkliche Zwischenfälle bedingt war. Nunmebr jedoch will es sich nicht länger an der Nase hinziehen lassen und macht deshalb Platz. Bis jetzt hat ein Koalitions-Ministerium unter General Franasso- witsch, der Ordenskanzler ist, am meisten Aussicht, vom Könige sofort nach dessen Rückkehr aus Nisch nach Belgrad, die morgen, Mittwoch, erfolgen soll, berufen zu werden. Ob Ribaratz oder andere Liberale in ein neues Kabinett ein treten werden, bleibt abzuwarten, russenfrrundlich dürfte es kaum auSsallen. (Voss. Ztg.) Dänemark. Literarkonvention. * Kopenhagen, 14. Oktober. (Telegramm.) Dem Folkething ist heute ein Gesetzentwurf betr. den Anschluß Dänemarks an die Berner Literarkonvention zugegangen. Tie Boerengenerale in Paris. * Paris, 13. Oktober. Die Boerengenerale empfingen nachmittags die verschiedenen Unterstützungscomites, die sich während des Krieges gebildet hatten. Mehrere überreichten noch weitere Geldsummen. Die Generale beschränkten fick, die Ansprachen mit kurzem Dank zu beantworten. Delarey äußerte gegenüber Journalisten, er habe sich auf dem Schlacht feld behaglicher befunden als im Ceremoniell dieser Empfänge. Vor dem Hotel, wo die Generale drei bescheidene Zimmer bewohnen, defilierten gegen Abend noch Tausende von Menschen, die den Boerengeneralen bei deren Ausfahrten stürmisch akklamierlen. (Fkf. Ztg.) * Paris, 14. Oktober. (Telegramm.) Senator Pau- liat tat, was er konnte, um die Boerengenerale bloß zustellen, er sprach von ihrer Unabhängigkeit, die nur eine Frage der Zeit sei und möglicherweise durch eine neue Erhebung in Waffen, wenn nicht durch die bessere Ein sicht der Engländer, berbeigeführt werden würde. Die Gene räle verwahrten sich jedoch in wiederholten Erwiderungen gegen derartige Absichten und betonten immer wieder ihren festen Entschluß, den geschlossenen Frieden ehrlick zu halten. Die Regierung tut, was sie kann, um den Kundgebungen für die Boeren jede Spitze gegen England abzubrechcn. Die Polizei verhaftete jeden, der englandseindliche Rufe auSstieß. Minister präsident Combes beglückwünschte die Boeren bei dem Besuche, den sie ihm machten, mit bedeutungsvollem Nachdruck zu dem Takt, womit sie auf ihrer rein philantbropiichen Rundreise jede politische Kundgebung vermieden. Sie verstanden den Wink, der in diesem vvrgreiflichen Kompliment lag. (Voss. Ztg.) * Paris, 14. Oktober. (Telegramm.) Präsident Loubet ist heute vormittag hier wieder eingetroffen. Belgien. GrubcnarbciterauSstand. * MonS, 14. Oktober. (Telegramm.) Beiden» Grenz ort Ouievrain sind gestern Scharen aus ständiger fran zösischer Grubenarbeiter über die Grenze getreten und haben gegenüber der belgischen Gendarmerie eine drohende Haltung eingenommen. Als die Gendarmen drohten, die Feuerwaffe ,u gebrauchen, räumten die Ausständigen das belgische Gebiet. * Eharlerot, 14. Oktober. (Telegramm.) 500 Gruben arbeiter sind in ven Ausstand getreten und verlangen eine Lohnerhöhung. Niederlande. Ter Verlauf »er Audienzasfäre. * Haag, 13. Oktober. Auch der „Nieuwe Rotterd. Courant" vernimmt, daß die Boeren-Generale beschlossen haben, keine Erklärung in der Audienzaffäre ab zugeben. Das Blatt vermutet, daß ver Vertrauensmann, der an Ricbthofen schrieb, die Generale wünschten lebhaft eine Audienz, Vie Zwischenperson ist, die die ganze An gelegenheit eingelcitet und verdorben hat. Die verantwort lichen Boerenkreise wünschen jedoch den Namen nicht zu nennen. (Wie inzwischen bekannt geworden, ist eS Pfr. Sch »Walter, der an den StaatSsekreiär veS Auswärtigen Amts, v. Richlhofen, das qu. Schreiben gesandt hat. Red.) Eine weitere Unterhaltung, die ich heute abend mit einem trefflich unterrichteten Herrn hatte, bestätigt mir, daß eS lediglich Rücksichten gegen England gewesen sind, die die Generale von einem Audienzgesuch abgehalten haben. Der Verlau der Affäre ist der folgende gewesen: Nach den erfolgten Anregungen einer Zwischenperson, die aber wohlweislich im Unklaren lassen, inwieweit der Kaiser persönlich mit der Ange legenheit in Verbindung zu bringen ist, stimmte De Wet einem Besuch beim Kaiser zu. Er konnte nicht anders hanveln, ohne unhöflich zu sein. Gleichzeitig verlangte er Insormaiionen, nach welchen Formalitäten der Empfang vor sich gehen sollte. Die Formalitäten, die ein Enthalten von einer Agitation und Einfühlung durch den englischen Gesandten verlangen, (Fortsetzung in der 1. Beilage.) Vie 82inzss-Vipüo26r vitkion-tzusUs Zaivator deveükrt sieft vortreffliok bei Hliiren- unä Ilaaenieiäin, bei Asarngri«, Aiarndrsebwerclen, Abeumatismu» tz Zwick, kerner bei 6at»rrb«n ckor Atbmungs- V«r<l»uung,org»u«. Harntreldencke XVIrlruogk Llssotrel i 1-ewkt VorUaiNtoU I Nnlrierleiitrel I in ^/ineratioai-er-Depot«, «pentue/i Lei ck-r Ka/vator-it«//en-Di>ect>on in Dpe-i'e- WDkE «Än^krung. »rtUrl L. — u/ain 1,30, 1,00 u 80 iHiklop »VKIII, Kanal. Ststurreg 33, Lrslteakelcksr Str. 3Ü. UuUlvl. lmMkclw WglonMinMg rii lchch. <>M8«Iieii8t <m MIMeKe. kittvocb. 15. Oktober, ^benäs 5", Ukr. Donnerstag, 16. Oktober, Vvrm. 8'/, l'br, kieüigt 10 l_'kr. >bemis 5', vkr. krsitag, 17. Oktober, Vorin. 8'/, Ddr, ^bencls 5", h'br.
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