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Herausgcredet. „Herr wirth, ich mnß mich beschweren. Hinter den Tapeten wimmclt's ja von Uitgcziefer!" — „„Ja. ich Hab' Sic al>cr gleich gefragt, ob Ihnen die Tapete nicht zu lebhaft wäre!"" Alte Junggesellen. Die lliänner des t'l- Jahrhunderts sind eigentlich geborene alte Jung geselle!!, Sie heirathen überhaupt nnr aus zwei Gründen: entweder, wenn ihnen die Manichäer zu unhöflich werden, oder aber sic verlieben sich — in den Geldbeutel ihres zukünftigen Schwicgcrpapas. Raum sind die männ lichen Vertreter der «poeios Iioino von beute ans den süße» Flcgcljahren heraus, da versichern sic auch schon jedem Menschen, das; sic n i c heirathen wollen. Das; cs ihncti in dieser Zeit nicht von Herzen geizt, braucht ja nicht erst gesagt zu werden. Venen aber, die auch de» Jahren nach veritable alte Iunggescilen geworden sind, acht cs thatsächlich von Herzen, denn sie haben eine undefinirbarc, maszlosc Angst vor dem Pantoffel, vielleicht auch vor Kindcraeschrei, sodaß sic um keinen Preis heiratbe» wolle». Sie wisse», daß im Deutschen Reiche nächstens eine Iunggesellcnsteucr eingerichtet wird, sic wissen, daß die edle Weiblichkeit den stolzen Iunggcsellenkluh nach be rühmtem Muster „Salon der Zurückgewiescncn" titulirt, sic wissen, daß sic schon öfter mehr trinken, als sie vertragen können, sie sehen, daß die eventuelle wirthschasterin in ihre eigne Tasche wirthschaftct, daß die wenigen vcrnünstigcii ihres Geschlechts, die auch ihre fünf Sinne beisammen hatten, als sic heirathetcn, von ihren besseren Hälften gefüttert und gepflegt, zn- friede» und behäbig werde», sic sehen, daß ihnen von töchterrcichen Vätern und von „späteii Mädchen" nachgestellt wird — bei all' diesen Wahrnehmungen fühlen sic sich oft höllisch ungeniüthlich, aber — hcirathcn wollen sic doch nicht. wenn der Thema»» früh erwacht und Toilette machen will, findet er seinen Waschtisch sauber in Grdnung. die Pantoffel znm Hincinschlüpfcn bereit ans dem Teppich. Der Junggeselle mnß erst »ach der Wasserleitung lausen, die Pantoffel sind nie vorhanden. Lntweder muß er sic buchstäblich aus alleii Vieren holen, weil er sie gestern in der Tile so weit »nter's Bett geschlendert hat, oder er macht nnsreiwillige Kneippkur. Bei letzterer er kältet er sich gewöhnlich und holt sich eilten Schnupfen, oder er bellt dermaßen, daß er in Gefahr kommt, wegen Hinterziehung der vundcstener zur vcr- anlwortiiilg gezogen zu werden. Die Nagelbürste hat der dienstbare Geist aus Unkenntnis; über ihren eigentlichen Zweck zum Stiefelwichsen benützt und die Strümpfe sind so eingerichtet, daß man oben hinein und »»len gleich wieder heraus fährt. Dem Ehemann ruft nach seiner u.oilette eine fren.idliche Stimme zu: „Männchen, der Kaffee ist fertigI" vcr Junggeselle muß sich sein Gebräu selbst verfertigen. Leim Ansgicßcn ruft er: „Aiim Teufe! I Habe ich mir wieder die Pfoten verbrannt I" Aber heirathen will er doch nicht. Wenn er die nöthigcn Moneten dazu hat und kriegt die Gart:onwohnungsgeschichte einmal satt, dann micthct er sich ein hübsches Lokal und eine „wirth- schastcri» in gesetztem Alter", bei der er langsam aber sicher noch schlimmer unter den Pantoffel kommt, als es bei einer Ehefrau jemals der Fall sein kann, und wenn er sich nicht ganz krampfhaft sträubt, heirathet s, c i h n. Hat der Ehemann sich etwa einmal einen Schnupfen geholt, so wird er bedauert, gestreichelt und in warme Tücher gewickelt, ob er will oder nicht, eine kleine kühle Hand legt sich freundlich auf die fieberheiße Stirn und kredenzt ihm einen heißen Grog, sodaß das Uebel gar bald überwunden ist. vcm Junggesellen kommt weder Hund »och Katze zu nah; will er sich selbst einen heilsamen Grog bereite», so ist entweder kein Spiritus oder kein Zucker im Hause, und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als in seinen vier pfählen geduldig zu warten, bis seine Rase von selbst wieder in Sen Zustand kommt, daß er sich mit ihr in anständiger Gesellschaft sehet, lassen kann. Natürlich gesellt sich zn dein einen Uebel, dein Schnnpfenficber i der Einsamkeit noch ein schlimmeres, moralischer Katzenjammer genann Er macht sich die bitterste» Vorwürfe, daß er nickt wie seine eonfruti- frisch von der Universität weg gchcirathet hat. Er findet plötzlich, d. diese oder jene seiner ehcmaligen Flammen ganz prächtig zu ihm gcpa, hätte — die sind nun freilich Alle längst verheirathct. Nun kommt d Krisis. Entweder wird er geschworener Weiberfeind, oder er versucht no einmal, sich in später Liebe irgend einem Mägdlein dauernd anznschließe vie Meisten leugnen diese löbliche Absicht noch hartnäckig. Sic «voll nicht zngebcn, daß ihre Lebensgrundsätze mürbe geworden sind, aber d Ehrlichen unter ihnen sagen: „Eine über zu mag ich nicht und Eine uni 30 kriege ich nicht mehr l" passirt es nun trotzdem, daß Eine unter 30 no Gefallen an ihm findet, und giebt sic ihm selbst offcnknndige Beweise dasä so besinnt er sich so lange, ob er seine sogenannte goldene Freiheit dar gebe» soll, bis ihm ein Anderer das Madel vor der Nase wcgschnapp va naht von Neuem die böse Zeit der Sclbstvorwürsc, mit Entsetzen g wahrt er im Spiegel die ersten weißen Haare und de» ausgehenden Mo, an seinem Verstandskasten — aber bcirathen will er nun doch nicht nicb Gegen c> Uhr kommt der geinüthlichste Moment am Tage, der sogenann Däinnicrnngsscl oppen am Stammtisch. va spielt der nörmalc alte Iun geselle wenigstens noch eine Rolle, denn er ist das lebendige Konversation lerikon, er hat ja auch Zeit dazu, sich über Alles genügend z» orientire vier am Stammtisch also spielt er circa zwei Stunden die erste Geig Aber was nützt die erste Geige, wenn man keine Zuhörer hat! Den: pünktlich um n Uhr wendet der solide Ehemann seilte Schritte »ach d kcimathlichcn Hütte, findet ein nettes Abendbrot. Zeitung, pfeife n Fidibus vor. Vcr Junggeselle kneipt bis in die tiefe Nacht hinein, ln aus Langeweile die Inserate sämmllicher Zeitungen durch und trin: Schoppen ohne Zahl, sodaß er am anderen Morgen mit einem heißen Ko;: und dem linken Fuß zuerst aussteht. Manchmal saßt er den kühnen Entschl» , auch solide um 8 Uhr nach Hause zu gehe», einen hübschen, neuen Ron, zn lese», oder eine» Familicnbrief zu schreiben, aber wenn er hciinkomm: findet er seine Klause ungcmüthlich, dunkel und kalt; will er die kam, anzündcn, so ist kein Petroleum daraus, begnemt er sich selbst, es auszugicß, so wird er tagelang das herrliche Parfüm nicht los, und was das Schlimm-:, dabei ist, er hat nicht einmal Jemanden, an dem er seinen Zorn anslassc, kann. So geht er verdrießlich wieder in die Kneipe zurück, erzählt Menschen die ihn gar nicht iiilercssircn, Geschichten, die er hundert Mal schon erza! : hat, im besten Falle findet er Zwei znm Skat, — aber hcirathen will cr doch nicht. vricfkasteneeke. I. H. ioo. Ihre silberweiß glänzende, von der Fülle der Jahre bleichte Socke (statt Locke) haben wir sammt dem Kamecl, das infol , seiner Ausdauer täglich 25 Stunde» laufen kann, und der Tochter ein Bauer», die Groß nnd Klein jauchen (statt jauchzen) läßt, den weg alh. Unbrauchbaren gehen lassen, va indes; noch kem Meister ans einen Hi i> und kein Baum vom Himmel gefallen ist, so geben wir uns der angenchmcn Hoffnung hin, daß auch Sic mit der Zeit acccptablerc Witze sabrizirc, lernen. A. K. i» H. bei K. Ihre Dorfnachtidyllc mag sich allenfalls zum Vortrag in einer ländlichen Spinnstubc eignen, aus keinen Fall aber zu n Abdruck in unserer humoristischen Beilage.' Ucbrigens ist das Thier, dem Sie Herumhocker», durchaus nicht der Pegasus. Untersuchen Sic . nur einmal genau und Sic werden finde», daß es nicht zwei Flügel, sondein zwei — Höcker hat. Mar L in Bautzen. Ihr „Gedicht", in dem Sic nicht wenig r als sechs Mal Herz auf Schmerz reimen, erscheint »ns für unsere Le!, , denn doch als etwas zn — schmerzhaft. Oe,n Andenken eines uns ;n früh Geschiedenen gewidmet. So ginast D» heim, der oft an dieser Stelle Mit heiter'» Seelen heiter sich verband war dock vcin licrz des Frohsinns reine (Huelle, Vie sich durch lachende Gefilde wand. Des Scherzes Blumen und des Witzes Llüthcn, Du wußtest sie z» pflegen und zu hüten. Und Eigenes und Fremdes bot in Fülle. Belehrend nnd erheiternd, Deine Hand Gst in des witz'gen Wortes leichter Hülle Und in des Scherzes rosigem Gewand, Und durch Dein Reden, durch Dein munteres Scherzen Erobertest im Sturme Du die Herze». Nun steht an Deiner Ruh'statt trüben Blickes Die heit re Muse, schmerz- und gramverzchrt, Und denkt voll Weh des wechselnden Geschickes, Und wie die Lust sich schnell !n Trauer kehrt. Des Frohsinns unerschöpflich reiche Gabe, wir trugen trauernd sic mit vir zu Grabe. So schlafe wohl! Vcin Bild wird nie vergehe». In uns re Herzen hast vn's eingcprägt. Mög' diese Stätte stets vcin Geist durchwehe». So lange noch ein Herz für Frohsinn schlägt. Ls möge immer, alle Treu' zn lohnen, Dein heit rer Geist in »ns'rer Mitte wohnen.