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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 27.10.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051027028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905102702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905102702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-27
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
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Dresdner Nachrichten. Freitag. L7. Oktober Ivu.» M» Str. 2»bi Vorräte an Kohlen für die Fabriken des Moskauer Rayons reichen nur noch für einen Monat, das vorhandene Hol- nur für acht Tage. Gestern sind alleApotheken geschlossen Worden. Charkow. In der Universität hatten sich 2000 Personen versaumrelt. die sich, als das Gebäude vom Militär umstellt wurde, dann gegen die Truppen verbarrikadierten; sie wurden nach längeren Verhandlungen der Professoren mit den Militärbehörden treigelasse». Die beabsichtigte Versammlung wird mit Zustimmung der Obrigkeit unter fretem Himmel abge halten werden. , Detmold Heute wurde folgender Ersatz des Für sten Leopold bekannt gegeben: „Wir. Leopold Julius Bern hard Adalbert Otto Karl Gustav, von Gottes Gnaden regie render Fürst zur Lippe. Edler Herr und Graf zu Biesterfeld. Graf zu Schwalenberg und Sternberg usw. .erklären hiermit und tun öffentlich kund und zu wissen: Das zur Entscheidung über die Thronfolge im Fürstentum»: Lippe am höchsten (sierichts- lws des Deulichen Reiches berufene Schiedsgericht hat gesprochen. Ter Spruch ist, wie wir in unerichiittcrlichem Vertrauen zu glauben nie autgehört haben, zu gunsien unseres und unseres .Danses Rechtes gefalle». Dicie Entscheidung haben wir eni- gegengenouuuen mit demütigem Danke gegen Gell, der uns bis her gnädig gerührt, in aufrichtiger Dankbarkeit gegen den hohen Bundes rar. welcher den Weg zum Rechte geebnet, und gegen Las Schiedsgericht selbst, Lessen Spruch unserem Rechte den Sieg gegeben hak; in dankbarer Erinnerung an unseren, in Gott ruhenden, vielgeliebten Herrn Vater, -der so edel und tapfer um sein und un>er Recht gerungen. Der Spruch ist endgültig. Was an Streik um den lipprsclren Thron bestanden hat, gehört Ler Vergangenheit an. Wir erbitten von Gctt die Rückkehr des vollen, inneren Friedens: unser heiliges Bestreben wirb es sein, ihn zu gewinnen und zu mehren. Alle getreuen Untertanen rufen wir aus. unS in diesem Geiste und in dieicm Ziele zu steifen. Zugleich im Rainen umerer vielgeliebten Gemahlin. Ge- chzwistsr und anderen Angehörigen uuieres fürstlichen HauseS enrbuten wir dem Lande den Grus; des Vertrauens und der Liebe: wir hcstchen dagegen -von leinen Bewohnern die Ge sinnung altbewährter Treue. Wir hoffen endlich, daß aus solchem Grunde wechselseitiger Pilicktersüllung reiches Glück und reicber segen für uuier schönes gemeinsames Valeiland erblühen werde, und wiederholen bei dielem feierlichen Anlasse das Gelöbnis, immerdar unter Gottes Hille ein gerechtes und verfassungs mäßiges Regiment zu führen, freudig und in nie wankender Treue zu Kaiser und Reich. Hiernach erklären wir die bestehende Regeni-chasr für beendigt: Von Gottes Gnaden und von Rechts wegen haben wir mit dem heutigen Tage als LandeSberr die Regierung deS Fürstentums Lippe übernommen. Gegeben Lopshoru. 25. Oktober 1905. Leopold. Fürst zur Lippe: Gevekv!." Köln. sAmtlicbe Meldung.> Gestern abend > ,-10 Uhr fuhr bei der Station Longerich dem Gülerznge 6510 der aiis'ahrende Gülerzug 6273 r» die Flanke, sechs Wagen entgleisten. Personen wurden nicht verletzt. Das Hanpigleis ssr ge'pcrrt. Ter Verkehr wird durch Uinsieigeil uufrcchterhallen. Köln. Der „Köln. Ztg." wird aus Tanger gemeldet: Die Nachricht. daß der Sultan dem P r o g ra u> m d e r M a r o kk o - Konferenz und ihrer Abhaltung in Algeciras zugestimmt stabe, ist bier mit lebhafter Befriedigung ausgenommen worden. Angesichts des von allen Seiten gezeigten guten Wittens kofst man, datz die Arbeit der Konferenz von bestem Erfolge gekrönt sein werde. Tie Abreise der GcHudt'chaften aus Fez lieht nun mehr unmittelbar bevor. Paris. 2" parlamentarischen Kreisen glaubt man, Rouoier werde gleich m den ersten Tagen der bevorstehenden Kammcrsession entweder als Antwort aus eine besondere Inter pellation. oder im Verlauf einer Erklärung über die allge meine Politik des Ministeriums auch über die aus wärtigen Angelegenheiten sprechen. Pari S. Dem „Echo de Paris" wird von Marineoffizieren bestätigt, das; sich die Mannschast des Panzerkreuzers „Le Petit" Thomas" aui der Fahrt von Toulon nach Saigon am 26. September geaen ihre Offiziere aus gelehnt hat. Ins besondere Wien die zwei diensthabenden Offiziere von den Maschinisten dein! Appel! beschimpft worden. Vier Rädels führer seien sesigeilominen und in Ketten gelegt, jedoch von ihren Kameraden wieder besreit worden, die dann au> Deck das revolutionäre Lied „Tic Internationale" anstimmten. Als Grund der Meutere! hat die Mannschaft schlechte Kost angegeben. Belsort. Ein zu Verpichen mit der Funkentelegrciphie dienender Fesselballon platzt« gestern in einer Höh« von 300 Metern und stürzte unweit des Beooachtunaspostcns nieder, ohne daß jemand zu Schaden kam. Die Versuche mnßien unter brochen werden. London. In einer Rede bezeichnet« Lord Ro-ebery die Polemiken zwischen England und Deutschland als eine ernste Gefahr für den Friesen, da ne ans die beiden Nationen und deren Heranwachsende Generation einen vergiftenden Ein fluh auSübten. Er fei daher auch einer von denen, sie aufrichtig d>e Ansicht mißbilligten, die in einigen Kreisen zu herrschen scheine, daß die herzlickren Beziehungen zu Frankreich eine un versöhnliche Feindseligkeit zu Deutschland bedeuteten. E h r i st > a n i ä. „Verdcnsgang" meldet, cs sei wahr scheinlich, daß die Bolksab st i m m u n g am 12. November stattfinden werde. Die Regierung werde, wie verlautet, vor der Abstimmung eine Proklamation an das norwegische Volk richten. Das Blatt schreibt weiter, cs sei sicher, daß die Regie rung znrücktrelcn werde, wenn die Abstimmung gegen sie aussalleu sollte. — .Morgenbladet" zulolge wird gestern nachmittag im Storthing eine gemeinschaft liche Beratung der verschiedenen Parteien zur Erörterung des Re^ierungsoorschlages über die Königswahl statt. Der Vor- ichlag nabe anscheinend von keiner Seite unmittelbare Zustim mung gesunden, aber man halte es bei der gegebenen Lage :ür richtig, dem Vorschlag«, der zweifellos mir großer Majorität durchgehen werde, nicht entgegenznireren. O dess a. Aus guter Ouelle verlautet, daß die ganze S ch w a r z e - M e e r - F l o t t e, mit Ausnahme des Panzer schiffes „Pentheleimon" Kicher .Potemkrn". unter dem Kom mando der Admiral« Btrilew und Tschugnin Sewastopol in der Richtung auf die anatolische Küste verlassen haben, um in der Angelegenheit der makedonischen Wirren -u demonstrieren. vertlicheS «„» Sächsisches. Dres-en. 26 Oktober. . -* Di« Trinkkrilche. bi« Kaiser Wildes« und »Saia Fried- rich Aua,ist bei der gestrigen Galatasel im RcsidcnKchlosse gewechselt habe», sind in ihrem offiziellen Wortlaut erst beute mittag der Presse übergeben worden. Angesichts des Umstandes, das; sich der Trinkspruch de- Kaisers nicht n»s Feststellung und Bekräftigung der iiinige» herzlichen Beziehungen zwischen den beiden Finstenbänser» beschränkt, vielmehr auch andere Verhält nisse, wenn auch nur ganz allgemein, berührt, kann man wvbl eine Erklärung dafür finden, daß die genane Feststellung des Wortlautes so langer Zeit bedurft bat. Sonst märe es ichwer begreiflich, wie die Bekanntgabe der Trinkspriiche. welche zweifel los zu de» bedeutsamste» Vorgängen bei Gelegenheit des fürst lichen Bcstickics zählen, sv lange verzögert werben kvimte,- den» bas sächsische Volk »nd im besonderen Pir»Ve»vlkerung Dresdens. n>elcbe an den Hoden Ehrungen seines FüislenbauieS lebhafteste Anteilnahme gezeigt bat und z» solcher auch aufgefordert worden ist. hatte eil'»', berechtigten Anspruch darauf, von den wichtigste» Vorgängen aus solche» Anlässen auch möglichst schnell Kenntnis zu erhalten. König Friedrich August begrüßte seinen hohe» Gast mit folgenden Worten: „Ew. Majestät Heide Ich heute in Meinem Hanse und in Meinem Lande herzlich willkommen als lieben, werten Gast, und tue dies mit um so größerer Freude, als Ich darin den Beweis ersehe, daß E"'. Majestät bestrebt sind, die freundschaft lichen Beziehunaen, welche Allerhöchstdieielben mit Meinen in Gott ruhenden Vorfahren. Meinem geliebten Mter und Onkel, veöbandcn, auch künftighin a-ifrecbtzuerhalten. Ich begrübe in Ew. Majestät nicht bloß das erhabene Oberhaupt des Dentlchen Reiches, nickt bloß den Herrscher des größten deutschen Bundes staates, sondern -- das kann ich wöhl ohne Nebcrhcbung sagen — Meinen lieben Freund und Mir stets wohlwollend gesinnten Gönner. Es ist nach Meiner Ansicht die erste Pflicht von Uns deutschen Bundesfürstc», daß Wir fest zusammenstehen iu alter deutscher Treue und Freundschaft. DaS ist zugleich das festeste und beste Band für unser liebes, großes-deutsches Vaterland, das erst zu gründe gehen kann nach dem Ticke des Letzten von Uns. Mir wird cs besonders am Herzen liegen, die freundschaftlichen Beziebungen zwischen den Häusern Hohenzollern und Wcttin immer enger zu gestalten, so datz sie für die Zukunft als unzer reißbar dasteken müssen. Einen '-edcutfamcn Schritt in dieser Richtung erblicke Ick darin, daß Ew. Majestät die Gnade batten, die Stelle eines Ehess Meines 3. Ulanen-Rcgiments Nr. 21 anzunebmcn. ein Beweis von besonderer Gnade, für die zu danken in Meinem Namen und in dem Meiner Armee Mir ein liebes Bedürfnis ist. Ferner haben Ew. Majestät durch die heute- vollzogene Verleihung des hohen Ordens des Schwarzen Adlers an Meinen ältesten Sohn es bewiesen, daß Allerböchst- dieselben auch in Zukunft zu Meinem Hanse freundschaftliche Beziehungen aufrecht erhalten wollen. War Ich auch nicht im stände, Ew. Majestät einen so festlichen Empfang bieten zu können, wie er Mir im Januar in Berlin bereitet worden ist, so bitte Ich doch, das Targebotcne als ein Zeichen aufrichtigen Dankes und herzlicher Freude über den gnädigen Besuch zu be trachten. Alle Gesühle aber, welche Mick ersüllen, bitte Ich in die Worte z.iiammcn'osscn zu dürfen: Se. Majestät dc- Deutsche Kaiser »no König von Preußen. Mein lieber Freund und werter Bundesgenosse, er lebe hoch, hoch hoch!" Kaiser Wilhelm erwiderte „Gestalten Ew. Majestät, daß Ich au-Z ausrichtigem, dank barem Herzen für öle schönen und zu Herzen gehenden patrio tischen Worte, die Sie soeben gesprochen haben, Meinen innigsten und herzlichsten Dank auSspreche. Ich kann wohl sagen, daß Ich iu tiefer Bewegung das, was wir soeben vernommen haben, in Mein Herz ausgenommen habe. Kamen diese Worte doch von einer Stelle, au der schon mehrfach Sachsens Herrscher gesprochen haben. An derselben Stelle versicherte Mich Ew. Majestät hocksiellger Oheim, als väterlicher Freund und Berater Mir bei zustehen, als Ich als verwaister Nesse vor ihm erschien nach dem Verluste Meines Vaters, von derselben Stelle aus hat Ew. Majestät erlauchter Vater, Warte von zu Herzen gehender Wärme und innigster Reichslreue gesprochen. Beide haben ihr Versprechen gehalten. Ein innig verehrter und geliebter väter licher Freund ist von Mir geschieden in Meinem verstorbenen Oheim Albert und ein treues, deutsches Herz hat aufgehört zu schlagen, als Ew. Majestät Vater die Augen schloß. Und nun- mehr haben Ew. Majestät in erhebenden Worten dieselbe Bahn zu beschreiten gelobt, die Ihre Vorgänger beschritten haben. Der Empfang, den Ew. Majestät Hauptstadt Mir heute entgegen getragen hat. die freudigen Gesichter der jubelnden Bevölkerung haben von neuem Mir, wie so oft schon, die loyale, patriotisch- anhängliche Gesinnung der Dresdner gezeigt, wie dieser Resi denz Bevölkerung mit ihrem geliebten Königshaus verwachsen ist und seinem Beispiel nachahmt, den großdeutschcn Gedanken zu Pflegen. Zn der Uniform, die Ich schon lange zu tragen die Ehre habe, zu dem von Mir geliebten Rocke Meiner Grenadiere, haben Ew. Majestät die Güte gehabt, einen zweiten hinzuzu- fügen, und Ich ergreife hier nochmals die Gelegenheit, um Meiner hohen Freude Ausdruck zu geben, für die erneute Ehre, die Ew. Majestät Mir erwiesen haben, Mich für würdig zu halten, Chef diese» schöne», wenn auch junge» Regiment« zu sein. Ich erblicke darin, wie Ew. Majestät sch»« erwählten, ein neu«» >ninge» Band, welche» -witschen un« Briden geknüpft wird. Ew. Majestät mögen überzeugt fei», datz bei den Gesinnungen, die Sie au-gesprochen haben. Sie in Mir einen stet« treuen, hilfsbereiten, arbeitsamen Freurkd finden werden. Wenn de» Deutschen Reiche« Fürsten von solchen Gsdanken beseelt sind, wie Se. Majestät der König von Sachsen hier auSgesproLe» hat. dann ist «4 leicht, den Hemmnissen in der Welt entgegenzutreren. denn vom vertrauen unserer Fürsten getragen, unterstützt von williger Mitarbeit Unseres Volke», kann man der Zukunft mit Ruhe entgegensehen. Ew. Majestät haben unlängst die Gnade gehabt, mit warmen und anerkrnneocken Worten der Arbeit de« vergangenen oder vielmehr de» eben ablausenden Jahre» »u ge denken. und in anerkennender Weise über di« Tätigkeit de obersten Neichsbeamten sich zu äußern. Ich «bitte. Meinen herz lichsten Dank dafür entgegeiizunehme». Solche Worte tuen wohl nach so schwerer Arbeit, wie sie dieser Sommer gebracht hat. Wenn jo das Deutsche Reich sich entwickelt, wie Ich vorher skizzierte, dann können Wir ruhig mit ausgeschlagerwm Visier und freiem, deutschem Mannesmute, wie er verliehen wird durch ein ruhige» und gutes Gewissen, einem Jeden ins Auge blicken, dem es belieben sollte. Uns aus Unserer Bahn entgegenzutreten und Uns bei der berechtigten Betätigung Unserer Interessen zu stören. Daß Ew. Majestät gnädige Hilfe Mir dabei stets zur Seite stehen wird, dessen bin Ich heute gewiß und bitte darum, das Glas erbeben zu dürfen zu einem Segenswunsch für Ew. Majestät königliches Haus. Gott segne und schütze Ew. Maie- stät und die Mitglieder Ihres Hauses in Ewigkeit. S«. Majestät der König und sein gesamtes Haus Hurra, Hurra, Hurra!" —* Herr Oberbürgermeister Beutler veröffentlicht durch Inserat im Anzeigenteile der vorliegenden Nummer den Dank des Kaisers für den ihm bereiteten tvarmen, schönen Empfang. Der Kaiser habe es mehrfach ausgesprochen, daß ihm die herzliche, jubelnde Begrüßung der Bevölkerung, die ihm überall entgegcngcbracht worden sei, eine große Freude berertet habe. —* Herrn Oberbürgermeister Geh. Finanzrat Beutler sind voni Kaiser die Bullanten zum Roten Ädlewrden 2. Klasse, Herrn Stadtverordneteii-Bvlsteber Justiziar Dr. Stöckel der Rote Adlerorden 3. Klasse, Herrn cstadtveroldneteii-Vizevorstcher Dr. Häckel der Krvnenorden 3. Klasse »ad Herr» Staotbaurat Erl- wein der Rote Adlervrde» 1. Klasse verliehe» worden. Der Ka»zleivvtsta»d Schrott, und Geheimsekretär Finsterbusch im Ministern»» des königlichen HauieS und Kammerzahlmeister Schließer erhielten den Preußischen Kronenorden 4. Klasse. —^ Dem Königlich preußische» General der Infanterie v. Plessen ist der Hausorden der Rautenkrone verliehen worden. —* Die Leiche des zu Dresden verstorbenen Grafen v. Nez traf am Dienstag abend aus dem Bahnlnife Borna ein und würde von dort »ach dem Stammschlosse Zebtlitz übergeführt, wo die Beisetzung erfolgte. —* Tie sächsischen B a h n h o ssw I rt e hatten gestern eine Anzahl von Delegierten nach Dresden entsandt, die über eine Reihe von Standcssragen zu berate» hatten. Den Vorsitz führte Herr Zug-Oschatz. Es wurde zunächst ein Begrüßiiiigstelemomm an Herrn Generaldirektor v. Kirchbach, de» obersten Vorgesetzten, entsandt. Der erste Beratungsgeaeiistand betrns die Frage der Pfandnnhme für vom reisenden Publikum in die Coiipds mit genommene Biecbechec. Es ist ans den preußischen Staatsbahnen velsachsweise eingesüdrt. für jeden bei kurzem Aufenthalt ins Conps gereichten Bierbecher auf dem einen Bahnhöfe eine Bareinlage zu verlangen, die der Reisende daun aus dem nächsten Bahnhose zu- rückerslattet bekomme» kann, so daß er in der Lage ist, sein Bier in Ruhe z» trinken. Dieser Gebrauch soll auch aus den sächsischen StactSbaoueii gegebcnensalls eingesüdrt werden. Die Versamm lung beschloß jedoch, die Behörde zu bitten, von einer Verordnung in diesem sinne Abstand zu nehmen. Tie Wirte wollen von selbst alles Inn. um den Wünschen des ressenden Publikums in dieser Hinsicht möglichst weit cntgegeiizukoinmen. Man nahm auch nach längerer gründlicher Beratung Stellung zur Frage der allgemeinen Lebensnultelteiiermig und einer damit etwa notwendig werdenden Erhöhung der Speisenpreise. Die Bnhnhofswirte sind hierbei insofern i» schwierigerer Lage wie andere ihrer Standes genossen, als sie bezüglich der Preise bestimmten Vorschriften uitterwocseil sind, -,u deren Abänderung es der Genehmigung der Behörde bedarf. Zudem sind die Prelle in den einzelnen Orten vmchiede». Alan hielt ein gemeinsames, gleichmäßiges Vorgehen deshalb für untunlich, es soll vielmehr den einzelnen Wirten über lassen bleiben, nach Maßgabe ihrer Verhältnisse um eine ent sprechende Erhöhung der Preise bei der Behörde einznkommen. Gleichzeitig soll aber auch eine Petition an die Generaldirektion gelichtet und uni prinzipielle Genehmigung zu einer kleinen Preis erhöhung ersncht werden. — Ter Verband wird in Zukunft den Titel fuhren .,Beiband sächsischer BahnkosSwirte, Teiwerein des Hundes deutscher Bnhnhofswirte, Sitz Berlin". In das Landes präsidium winden gewählt die Herren Zug-Oschatz. Barthel- Bautzen und Gottwald-Ebersbach. Mit bezug aus eure im Vor stände des .Hauptvcrbandcs gefallene Aeußerung „Herr Zug möge sich nicht so sehr für Sachsen begeistern, denn die sächsischen Staatsbahnen würden über kurz oder lang doch in preußische Verwaltung überZehen", stellte Herr Zug am Schlüsse der Sitzung sc/t, daß i» wachsen davon nichts bekannt sei und daß sich die sächsischen Bahnhosswirte, soviel er wisse, durchaus »icht »ach einer anderen Verwal tung sehnte n. Mit dem Wunsche, daß dieses bundesstaatliche Sonderrecht dein sächsische» Staate noch lange erhalten bleiben möge und einem Hoch auf die Generaldirektion der Staatsbahnen schloß der Vorsitzende die Versammlung. —Die gerichtliche Sektion des Leichnams der Frau Opitz kn Gohrisch, die in Anwesenheit einer Gerichtskoinmission »nd des Herrn Oberstaatsanwalts Obcrjustizrats Bähr aus Dresden durch Herrn Bczirksarzt Medizinalrat Tr. med. EraS und Herm -lrwrünglichcn Entwurf« war das Postament noch mit einem s '-ckisicrten Eicken- und Lorbeerzweig ansgestattet. der sich an j Len Seiten emporrankie. Aus besonderen Wunsch des Kaisers, -rer, Moltkes Wesen entsprechend, ein möglichst schlichtes Denkmal fordern', ist dieses Ornament weggefallen. lind nun zu der Hauptsache, zu der Moltke-Figur selbst. Ruch ne erstheiur in eurer Anssasiung, die der Sinnesart des iloßeu Heerführers entspricht. Die Haltung ist von vollendeter Natürlichkeit. Molik« lehnt sich an ein hinten stehendes Posta ment. Das rechte Bein ist zwanglos über das andere geschlagen, odaß nur die Spitze des Fußes die Plinthe berührt. Die Hände ' -gen sich vorn übereinander. So etwa pflegte Moltke vor seinem Arüeiisknchc zu stehen, wenn er sich Bortrag halten ließ. Sehr -cur uns wirk'am ist der interessante, mit oer Mütze bedeckte Kops modelliere Molrre tragt den schmucklosen Interimsrvck, den -r zu Lebzeiten stets bevorzugte und in dem er sich auch im Reichstage immer zu zeigen pflegte. Der Degen, der beim - aiser Wilbelm-Nationcildenkmal merkwürdigerwciie vergessen morden ist, fehlt hier nicht. Von seinen vielen Orden sind nur .ivei angebracht: am Halse das Großkreuz des Eisernen Kreuzes und aut der Brust das Esierne Kreuz 1. Klasse. Die ganze . igur. die über 5 Nieter hoch ist, etwa doppelt so groß, wie die .ttaurcn in der SiegcSallec, atmet ungezwungene Natürlichkeit und gibt ein treisendes Charakterbild des schlachtenlenkers. Interessant ist das Material, in welchem die'es Denkmal her- gestellt worden ist. Uphues hat dafür den altberühmtcn Marmor der pentelischen Brüche bei Athen gewählt, die nahezu 2000 Jahre oerschültet waren »nd erst vor wenigen Jahren wieder erschlossen worden sind Dieses Material bietet durch die prächtig erhalte nen antiken Werke die beste Gewähr der Haltbarkeit und zeichnet sich auch dadurch aus, daß der Marmor mit der Zeit eine ooldige Färbung annimmt, die den daraus beroestellte» Werken dann noch einen beiondcren Reiz oerkeihk. Für die Moltke-Figur allein war ei» gewaltiger Block von WDH Kubikmetern crioroer- l'ch, der umfangreichste Stein, der bisher gebrochen worden ist, wie denn überbaust das Moltke-Denkmal das größte Marmor monument ist, das Berlin bisher besitzt. Aber außer diesem nebensächlichen Vorzüge erfreut es sich auch des bedeutungs- aolleren und erfreulicheren, daß «4 einmal keine Löwen. Tiger, Sphinxe und sonstiges allegorisches Beiwerk trägt, daß es darum der schlichten Größe des Mannes, dem es geweiht ist, durck-aus gerecht wird und unter den vielen fragwürdigen Berliner Denk mälern der Neuzeit zu den gelungeneren gehört. Bei der Enr-! hüilung dic>es Monumentes wird Kaiser Wilhelm gewiß nickt! wieder gesagt haben: „Nun mögen die Berliner wieder ihren Witz daran üben!" Wenigstens bietet das Mo!tke-D-cnk,nal keuien tatsächlichen Anlaß dazu. Naive Leute hatten kürzlich behauptet, mit dem Moltke-Denk mal werde die Aera der Berliner Denkmals-Epidemie aus ab sehbare Zeit ihren Abschluß finden. Etliche Zeitungen haben diese Botschaft gläubig weiterverbreitet. Sic batten ebenso gut meiden können, die Spree werde demnächst zu fließen aujhören. Kaum tvar ihtlen jenes Wort entfahren, oa mußten sie bereits melden, daß der Kaiser neue Aufträge zu Denkmälern für Fürsten aus dem Hause Oranien. mit dem die Hohenzollern ver wandt sind, erteilt habe. Also eine Art Ableger der 'Sieges allee. Diese neuen Monumente sollen aus den Terrassen, die sich um da» alte Berliner Schloß herumziehen. Aufstellung finden. Kaum hotte man sich von dieser unerwarteten Freuden botschaft einigermaßen erholt, als auch bereits ein neuer Plan zur Vermehrung der Berliner Denkmalsherrlichkeit die Gemüter erregte. Vor der Berliner Universität befindet sich ein hübscher, großer Vorgarten, der sich mit seinen alten Bäumen und Büschen im Frühling und Sommer mitten auf dem weiten Opernolatze vrcichtig ausnimmt und die nüchterne Fassade des ehemaligen vrinzlichen Valais beträchtlich hebt. Die eigenartigen Denkmäler der Heiden Humboldts fanden in diesem Vorgarten Aufstellung. Später errichtete man auch das Standbild des großen Natur forschers Helmboltz mitten in diesem Vorgarten. Das sind aber erst, wie man leicht nachzählen kann, drei Professoren, während die Berliner Universität unendlich mehr gebabt hat und noch haben wird, darunter wiche, die einen unbedingten Anspruch auf ein Denkmal habe». Es wird nun ernsthaft berichtet, daß die Leitung der Berliner Universität beschlossen habe, um Raum für weitere Standbilder zu gewinnen, den Vorgarten — ab- holzen zu lassen. Es ist auch schon ein ganzer, schöner Plan siir die würdige Ersetzung der vcseiticten Bäume und Flieder- büsche ausgeheckt worden. Man will da eine Art Sieges- allee Berliner Professoren stiften. Zunächst — denn Ordnung muß in Preußens Metrouole in allen Dingen sein! — ein Zug berühmter Historiker, wofür man in erster Linie Ranke, Treckscykc und Mommsen in Aussicht genommen bat, gewiß ein leuchtendes Treigestirn. gegen dessen Ehrung sich an und für sich nichts einwenden ließe, wenn nur nicht ihre kalten, starren Marmorbilder blühendes, duftendes Leben verdrängen sollten. .Hat man das dringende Bedürfnis, eine Berliner Universitäts- Walhalla zu begründen, jo möge man sich dafür einen der vielen großen Plätze anweijen lassen, die Berlin hat, aber nicht auf den barbarischen Gedanken verfallen, eine amnutlge Oase in der Berliner Steinwüsie auszurotten, um darauf eine Filiale der Marmorbrüche von Carrara zu errichten. Die Sache scheint aber zwei besondere Haken zu haben. Ein mal besteht die Absicht, durch die Beseitigung dieses schönen, die Augen wahrhaft erfreuenden Vorgartens Platz zu schaffen für ein Standbild, das dem Begründer der Berliner Universität, dem Könige Friedrich Wilhelm III., anläßlich der im Jahre 1008 stcittfnidenden hundertjährigen Jubelfeier der Universität da errichtet werden soll. Arißerdem möchte man diese gute Ge- legenyeit benützen, um das Denkmal von Helmboltz von dieser bevorzugten Stelle zu entfernen. Der groize Naturforscher ist gewissen Leuten ein Dorn im Auge, sie behaupten darum frisch weg, Helmholtz könne ja eigentlich nicht als ein Vertreter der k7nivo,8itü6 litvrsrnm angesehen werden, da er „nur" Natur» wissenschaitler cewejen fei. Sein Standbild würde deshalb in jeder Hinsicht besser vor der Musikalischen Reichsanstalt in Eharlottcnburg auszustellen sein. Das scheint des Pudels Kern -u sein. Man will das störende Denkmal deS großen Forscher», der allein durch die Erfindung des Augenspiegels mebr für die Menschheit getan hat, als sämtliche Perücken der bochgelabrten Philologen. Philosophen, Archäolocen, Juristen und Theologen zmammengenommeii, nach einem stillen Charlottenburger Winkel abschiebe». Hoffentlich wird dieser Frevel ebenso verhindert, wie der geplante Baumfrevel. Daß Berlin nicht bestehen kann, wenn nicht alljährlich mindestens drei neue Denkmäler entbiillt werden, ist sonnenklar. Dagegen sträubt sich kein vernünftiger Mensch mehr. Auch daß unseren offiziellen Bildhauern dauernd« Arbeits gelegenheit geboten werden muß. sieht jeder Verständige ohne weiteres ein. Indessen sollte man sich dabei wenicstens hüten, Verwüstungen arnunchtcn und vorhandene Denkmäler in den Winkel ,u stellen, die wahrhaft Großen geweiht sind, leibst wenn Ranqoromingsbedenken oustauchen sollten. Auch darf man sich nicht vor der pan-en Anlturtvelt lächerlich machen, indem man an einem Helmboltz herummäkelt und chm die Repräsentation«- sahigkeit abspricht.
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