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Dresdner Nachrichten : 21.10.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189110219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18911021
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18911021
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-10
- Tag 1891-10-21
-
Monat
1891-10
-
Jahr
1891
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.10.1891
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gekoppelten Schlasmag eicht» die Rangirmasi de« vorfchnstSmäßigru Gcpückwage» an solgit ein Wagen zlveiler »lasse, in we bitttingrfabren war. Der Wag«, war durch den Anprall ^ gcworsen wolde». die Seitenwand war zertrümmert und aus die letztere hatte sich dir Lokomotive halb hinausgeschoben. Ter Schornstein war in da» erste Eouper dr» nachsolgenden Wagens dritter »lasse htneingrduingen und sandte nun eine enorme Rauck- massr in dasselbe hinein, die Passagiere des eldrn in die Gefahr dr-Erstickungstodes bringend. Durch die kvlo salc Oualmentwickcl- n»g wurden die nenn Personen, welche in d cscm Eouper sahen, der Besinnung beraubt: nur ein Einziger, ei» »ausmann, batte noch so viel Besinnung, bah er die Thur ausreikc» und tn'S Freie stürzen konnte, hier erholte er sich bald so weil, daß er auch mit Hilfe anderer Hinzugekvmnien« die belüubte» Eoupee Insassen au» dem Couvre herauSheben konnte - ein Thcil derselbe» kam in der irische» Lust bald wieder »u sich, wühlend eS bei iuehre»cn Dame» stundenlanger Bemühungen bcdurste, »m dieselben wieder in« Lebe» zurückzublingrn. Auch aus den übrigen Waggons wurden zahlreiche ohnmächtige Personen heran» gehoben, die nach dem Stationsgebäude geschasst wurden. — Der Schlafwagen war aus dem Geleise berauSaeworsrn. wahrend die beiden Lokoinotiven de» EppreßzugeL umgewvrtrn und stark beschädigt waren. Sowohl seiten» der Passagiere, soweit diese Hilfe leiste» konnten, als auch von dem Bahnhossversonal winden dir RetlnngSarbrltcn sosvrl vorgenommen, welche sich ganz besonder» schwierig bei dem zer- trümmerten. nur »och eine» Brettrrhausen bildenden Waggon zweiter Klasse gestalteten. Hier muhte die ganie Decke abgehoben werden, um dir unicr den Trümmern und der btncingcfahrenr» Ranglrlokomoiive besindlichen ringelten»»!«! Passagiere, welche jammernd um HM riese», hervorzuholcn. lieber Einzelheiten de» UnglückSsalleS, namerilllch darüber, wen die Schuld dasür trisst, wird erst die Nnieriuchuug Licht verbreiten. Seine Folgen sind viel schrecklichere, als die der Entgleisung von Eggvlsheim. wo nur eine Tobte sosort zu beklagen war t»nd dies eine Folge des Schrecke») und wo von den Verwundeten alle bis auf eine Dame wieder hergestcllt werden konnten. Und wieder ist es Berlin und seine nächste Umgebung, da» an den Opscrn hervorragend bc- theiligt ist. Urb"' die neue russische Anleihe lnlilgt die rnssisch-pfsillöse ,,Allg. Vrcicl>ü-Korr." eine Mittheilung, welche einer »larslclluiia bringend bedars. Sie ibeilt mit, „dah auch Mendelssohn und Warschauer i» Berlin Miilviitrahenten der »enkir Anleihe geblieben sind und dah grc>he dcnlschc Banlsirnicn Unterbelheilignng an der selben hatten". Diese Behauptung ist geeignet, einiges Aussehen zu erregen, nachdem gemeldet worben war. die von den genannten Bankhäusern übernommene» NoMill. Francs seien schließlich derart vertheilt worden, dah 40 ans Frankreich und 10 ans Rußland sielen, svdah aus Anordnung des russischen Finanzmimsleis die Betheiligung der deulichcn Häuser unleiblieb. Falt »niniltelbar vor der Front «schob sich in Erlangen der Eisatzrcservist Schmitt ans Forck,hci>». ES war ilnn wegen »nge- schickten Ablegens des Tornisters vom Frldwcbcl sOmaligeS Aus- u»d Abnelnnen desselben zudikilrt worden, und er hatte, wie rS heißt, 20 Mal dieses Manöver ansgesnhrt und sodann den Selbst mord verübt. In einem Artikel der „D. Warte" findet sich nebenher folgen der Sah: »Man sollte in der Politik thalsüchlichc Anzeichen beobachten, wie die ausciilhaltslose Reise des Kronprinzen von Italien durch Deutschland. Gerade der lchlcre Umstand laßt An nahme» unersrcnlicl,« Art zu. wenn man einerseits erwägt, dah der jugendliche Kronprinz sich in den zahlreichen Länder», die er besuchte, stets an den Häsen vorstellte, wenn man sich andererseits der Gerüchte von einer pcrsänlichen Spannung erinnert, die zwilchen Kaiser Wilhelm und König Umberto seit dem Rücktritt Ertspis bestehen soll." — Diese Bemerkung dürfte folgende Gruiidlane haben: Al» es sich um Len Rücktritt Crispi's handelle, ioll König Umberto Alles ansgeboten haben, de» hervorragenden Minis!« zu behalten. Während der Krise soll nun ein Telegramm nniercS Kaisers bei dem Könige von Italien cingelrossen sein, in welchem der dringende Wunsch ansgesvrock,cn wurde, den „Freund und Ver trauten des Fürsten Bismarck nicht im Amte zu behalten". König Umberto, der ungemein eifersüchtig über seine Eompclenzcn wacht, ioll seit jener Tevesche einen persönlichen Mcinnngsauslausch mit dem Berliner Hose nicht mehr gcvsivgen haben. Unerhört. Unter dieser Ucbcrichrlst schreibt man der „Krzztg." : „Bor einige» Monaten wurde von den badischen Eonscwativcn den dortigen Nalionalliberale» der schwere Vorwurf gemacht, in der kaiserlichen Botschast vom 17. November 1881 das Wort „christlich" gestrichen zu haben. Es scheint bisher der Ocss«>t!icl>l«t entgangen zn lein, dah diese Streichung auch anderwärts vorgenom- mcn ist. In dem .Ergänzungen zmn Lcininar Hesevnchc 1 Vater ländisches. Berlin l8!» Gedruckt in der Reichsdrncker«", findet sich S. 84 f. eben dieselbe Botschaft abgedrnckt. Dah eS sich um einen vollständigen Abdruck bandelt, zeigt der Eingang: .Diese Botschaft kantet." In diesem Abdrucke ist gleichfalls Seite 85, Zeile 7. da» Wort „christlich" ausgelassen worden: statt .ans den sittliche» Fundamenten dcS christlichen Volkslebens" heißt cS nun mehr: .Aus den sittlichen Fundamenten des Boltslrbens". Aber nicht genug damit. Ter herrliche Schlußsatz der Botschaft: .Wir batte» Uns zu dieser Anregung vervslicbtet" fehlt gänzlich. Tie erwähnten .Ergänzungen" sind sänmittichcn Volksschulen, Se minars«, u. s. w. zum Gebrauch übersandt worden. Bei dieser Bedeutung hat jeder christliche Dcnlscbe, soweit er sich noch als christlich zu bekennen wagt, ein Recht darauf, z» «sichren, niit wessen Bewilligung, ans welchem Grunde und zu welchem Zwecke die oben «wähnien Acnderiiiigcn eines welthistorischen kaiserlichen Dokumente» vornenommen sind". Der „Rcichsbotc" bringt eine gleichlautende ^Mitlhcilnng. Der Fall bedars also dringend der Ausklärnng. Sollte man vielleicht in den betreffenden Kreisen ge meint haben, da das Lesebuch sür sämmllickic Schuten, also auch sür die jüdischen, bestimmt sei, müsse mit Rücksicht ans letztere da» Wort „christlich" gestrichen werden? Ueberaus bezeichnend und eines Kommentars nicht bednrstig ist folgender Pas,»», der sich in einer Berliner G«ichlsverha»d- lung findet: „Die Beweisaufnahme beginnt mlt der Vernehmung der Ebefran B. Ta es sich nur Feststellung des Verkehrs zwischen dem Ehemann B. »nd der Angeklagten bandelt, läßt sich über die Aussage dieser Zeugin nichts berichten. Der Präsident bebt hervor, daß die Oesseirltichkeit nicht ausgeschlossen worden sei, weil der Antrag in dieser Beziehung nicht gestellt sei. Er mache aber das Publikum daraus aufmerksam, daß mancherlei Dinge zur Sprache kamen, welcbe sich sür wribliche Obren nicht schicken, und stelle er den anwesenden Dame» deshalb anheim, den Saal zu verlassen. Es tritt nach dreier Erklärung des Pläüdentcn eine liese Stille ein. aber keine der vielen anwesenden Damen macht Anstalten, den Saal zu verlassen. Endlich erhebt sich eine Dame und verläßt den Saal, eine zweite folgt ihrem Beispiele, alle übrigen beharren auf ibren Plätzen." Mit der Vertagung des Hcinze'schen Mordprozesscs in Berlin ist das angeschnldigte .Ehepaar" höchst zusricdc». Der Zuhälter Heinze, welcher vor der Gerichtsverhandlung ziemlich unsicher austrat und trotz seines fortwährenden Lcugnens unverkennbar die Aussagen der verichiedciren Zeugen fürchtete, tritt jetzt ungemein sicher auf. Anscheinend sürchlet er ' ' zeugen nicht mehr, nachdem er im nommcn, welchen Eindruck seine Richter »nd Geschworene gemacht Freisprechung ganz sich« zu sein: er bewegt sich im Gegensatz zu srüber recht lebhaft und zuversichtlich und rßt mit gutem Appetit. — Die Anna Hrinze ist nach wie vor kränklich und ist zu ihrem UntcrleibSlkide» jetzt auch noch große Nervosität hinzngetrctcn, lodah ihr niöglrchstc Schonung und Ruhe zu Thcil wird, klebrigen» rs» die Aufführung dcS Ehepaares im Gefängniß eine geradezu muslerhafte, iodaß ihnen von dem Wärterpersonal das günstigste Zeugniß ausgestellt wird. Zinn .Prozeß Liebnicinn" bemerkt die »Krcuzztg.": .Tic That- iache, daß ein preußischer Richter, trotz wiederholter Warnung, vor Gericht einen .Falscheid" geleistet hat, bleibt bestehen, darüber kann nicht länger mit Stillschweigen hinweggegangen werden. Wir sprechen deshalb die bestimmte Erwartung au?, daß die zuständigen Behörden die »öthigcn Schritte thnn werden, um die Folgerungen zu ziehen, welche sich au» dem Ausgange des Prozesses Licbmann ganz von selbst ergeben. Wir haben rs zunächst nur mit dem Richter zu thnn gehabt. Tie Frage aber, welche Gefahren dos weitere Eindringen des jüdische» Element» in die Justiz mit sich bringt, wird bei dieser Gelegenheit, auch an maßgebender Stelle, nicht un- erwogen bleibe» können. Noch eine cnrsle Frage endlich regt diese Gerichtsverhandlung an. Sie hat die Mängel unserer ictzigen Strafprozeßordnnng in erschreckender Weise bloSgrlegt. Der von iderrn von Hammerstrtn angrtretene Wahrheitsbeweis stützte sich die Aussagen der Belastung»' Gange des Prozesses wahrgc- »Freunde" »nd „Feinde" ans haben. Heinze glaubt seiner aus die Behauptung, daß daS amtliche Protokoll über die in Frank furt a. M. slattgrhabte Verhandlung in Sachen Lieb»,arm ooutrcc Kollmann den Hergang derselbe» in wesentlichen Punkten unrichtig dargestellt habe. Dieser Beweis ist in vollem Umtanae erbracht. Wir meine», die Justizverwaltung wird eS al» ihre heilige Wicht «keimen müsse», hi« ungesäumt Wandel zu schassen." Ter Prozeß Manch» scheint der Polizeibehörde Anlaß zu be sonderen Recherchen bei den Trägem von »oiiiinruien- oder »om- niiisionkraths-Tileln und dergleichen gegeben zu haben. ES sind bereit» bei Berliner Kvmmerzienrüthen u. s. w. Beamte erschienen, welche sich die bezüglichen Ernennnngs-Nrlunden vorlegen ließe» Ans dem von Afrika in Hamburg «ngetrofsenen Damvser „Akasscr" starben währrnd der Herfahrt 12 Mann der schwarze» Bctatzuiig am Fieber. Ans dem ebenfalls »ach Hamburg bestimmte» Dampfer .Afrika" sind aus der Fahrt von Banani nach Boni von den an Bord befindlichen 27 Passagieren 17 am Fieber gestorben Die Rede des Professors Virchow aus dem zur Feier seines siebzigsten Geburtstages bei Kroll veranstalteten Kommerse hat in weilen Kreisen der studentischen Jugend die lcbbaslcstr Entrüstung bervorgerusen. Um sich vor ähnlichen Provokationen aus den, sür de» 7. November im Saale der Brauerei Friedrtchshain von einem groben Tbcile der Berlin« Siudenlcnichasl i» Aussicht genomme nen Vilcbvw-Hclinbvlv-KoininerS von vornherein zn sichern, besteht in de» iialionnldenkcnden Kreisen der akademische» Jugend — »nd diele stelle» bekanntlich die bei weitem überwiegende Mehrheit der selben dar — die Absicht, sich nur unter der Bedingung an dem studentischen Kornnicr» zu betheiligeir, daß von Professor Virchow die Vermeidung jeglicher politischer Kundgebung ausdrücklich ge währleistet wird. Von welchem pathologisch lntcressantc» Gerste ührigriis der Kroll-Komnrers durchweht war, möge nur die eine folgende Strophe ans einem «Jubell,Humus" veranschaulichen, mit den, der „Jubelgreis" angesnngen wurde: es heißt nämlich da: .Bismarck war in seiner Kleinheit — Damals .gegen" Tculsch- lands Einbeil! — Doch durch Birchvw's Seberblick — Wurde Bis marck iriil der Zell der — Jahre schließlich auch gescheud!«! — Dentschlands Einheit war sein Glück." Dein großen „Pathologen" Virchow müsste es süglicheiwcijc schwer geworden sei», nicht sofort a» Ort und Lteile eure Messung de» Schädels dieses Forljchrills- sängcrS vornehmen zu können, so wenig sich freilich anoererseils i» dein .Politiker" Birchow auch nur die Spur eines Widerspruchs gegen icnc „geschichtlichen Wahrheiten" geregt haben wird. Als wir obige Zeiten lasen und den in jenen .Fercrslnndcn" hundert fach varkirlen einen Grundgedanken des ganzen Jubelfestes daneben hielten .Bismarck ist gegangen, aber unser Virchow ist geblieben", kamen »ns unwillkürlich die Worte eines andere» Dichters in den Sinn: .Ten» Patroklus liegt begraben und Thersiles lehrt zurück." -- Sogar rin liberales, allerdings österreichisches Blatt schreibt an- gewidert: Tic Parleigenosse» dcS Professor» Virchow habe» sich des MonneS an scincin Ehrentage nabcz» gänzlich bemächtigt und ihn alS ihren Pnrlcigötzcn förmlich mit Beschlag belegt. Wer den Verlaus der Frier beobachtet Halle, ohne dlc betheiliglen Persön lichkeiten und Vcrl'älliiisse genau z» kennen, würde wabrscheinlich zu dem Schluß gelangt sein, daß »inn einen tvcilberülnnten Poli tiker cbre, der sich »rbrnvci auch einige wiffcmchastlichk Verdienste erworben hat. Man hat aus der allieitig anerkannten Bedeutung des Forschers Virchow so viel Parleikapilnl als möglich heranszn- schlagen versnchl Engen Richter versticg sich geradezu zn dem un glaublichen Schlagwocl: .Hie Virckow -- hie Bismarck!", wobei natürlich der mvraliichc und lhatsächliche Sieg dem Erster«» znge- schrirben wurde. Kann inan sich eine ärgere Verirrung deuten, als wenn Jemand von dcni „Staatsmann" Virchow spricht, um ihn dem Staatsmamic Bismarck ciilgegenzuictzen? Ter kürzlich von Grube Ilse mit 7000 Mk. baarem Gelde flüchtig gewordene 20 Jahre alte Buchhalter Röhl ist vor einigen Tagen in Franlsuvt «griffen worden. I» Glogau sicht die Brücke über die Oder in Hellen Flammen. Die Pioniere schlagen Pontons. In der Nähe von Duisburg stießen zwei Güterziigc zusammen. Mehrere Wagen wurden zertrümmert, ein Bremser wurde verletzt. Ter Berkcbr ist gestört. TaS Schwurgericht in Würzbnrg verurtheiltc den Musiker Mohr, welcher in der Truiilcnhcil gestanden halte, 1883 den großen Brand in Billingshausen, welcher 50 Gebäude zerstörte und einen Schaden von 170,000 M. anrichlcte, »mlhwillig veranlaßt zu haben, zu 10 Jahren Zuchthaus. Der Rektor Ahlwardt hat, wie die .Staatsb.-Ztg." erfährt, gegen den Gerichtspräsidenten Martins und den Staatsanwalt Hoppe wegen ihrer Behauptung, es sei sestgeslcllt, daß Ahlwardt durch Meper von dem Tlwmas'scheii Gelde 2000 M. erhalten habe, den cinillichcn Beschwerdeweg betreten. Ter unlionnllibcralc Parteitag für Thüringen war von 60 Delegirlcii beschickt. In der Haiiptveisammlirng sprach Oiann- Tarmstadt über die Entwickelung der Partei, feierte Bismarck's Größe, die thnrinhoch über Alle hinanSrage. Die Nattonallibrralcn hätten fortgesetzt baS größte Vertrauen zn ihm, ohne ihn entstehen Besorgnisse sür das Wohl des Vaterlandes. Hans Blum eiferte sehr heftig gegen die Sozialdemokraten. Metier-Heidelberg bcrichtclc iibcr die badischen Wahlen. Frankreich. Tic Kamm« begann die Bcrathung dcS Budgets. Der Abgeordnete Porlcn (Rechte) sprach sich gegen die Vermehr nng der Ausgaben aus. Teichancl verlangte größere Einheitlich keil dcS Budgets. Ter große Fehler der französischen Budgets sei deren Dunkelheit. Ter Abgeordnete Poincarö trat unter Aufzäh lung der einzelnen Posten für das Werk der Commission ein, welches eine Ersparniß von 42 Millionen ausiveise. Ter Kriegs»»»»!!« Frcvcinet hat beschlossen, die gemischte» Regimenter derartig zn vrgninsiren, daß rin jedes Regiment ans einem aktive» Bataillon und zwei Landwchr-Balaillvncn bestehe» soll. Ein jedes Armeekorps lies«! vier Mnchregimentcr. deren Zahl demnach 72 betrage» wird Der „Ganlois" veröffentlicht einen Vcicf des Papstes an den Leiter der sranzosuche» Pilgersaticlc», Härmet, worin er seinen Schmerz darüber a»sd>iickt, daß die Pilger ohne wirtliche Provo kation ihrerseits de» Anguss«,, Nhiiiähungrn »nd Beschimpfungen des gegen sic arisgehetzten zügellosen „Pöbels" anSgcsctzt morden seien, und die Uebrrze»g»»g augcrt. Hanncl ivrrde nach Beseitigung der hcivorgeriiseneil Hindernisse mit noch größerem Eifer das edle Unternehmen sorlsetzcn. Die jranzösiichcn Kiinstlerniodelle in Paris planen eine heilige Kundgcbuna gegen ihre ilalieni'chen Wettbewerb«, denen sic ver werfen. daß sie billiger stehen und von den Künstlern, weit sic schöner und geschickter sind, vorgczogen werden. Die Polizei lusft Vorbereitungen, nm einem Ziliaininensloß vorznbeugcn. Dem „Tcmps" wird ans Nauen svlgend« Grcnzfall gemeldet: Eine gewisse Aufregung bat sich der Bevölkerung nnsercs Grenz gebietes bei der Nachricht von einem Zwiichcnsnll bemächtigt. Vor drei Tagen drang ein als Wilderer wohlbekannter Einwohner von Blamoilk (Arrondissement von Luiwvillc), Namens Marchal, bcwaslnct ans deutsches Gebiet. Zwei deutsche Zollmächler bemerkten i ihn und veibargcn sich, um ihn fcslznnehnicn. Ta sie ihm nickst! bcikvmmcn konnten, gab Jeder einen Schuß ans ihn ab. Marchal kehrte ans das französische Gebiet zurück, wandte sich gegen die Zollwächter und scnerle die beiden Schüsse seines Gewehrs ab. Die französische Gendarmerie hat eine Untersuchung eröffnet. Marchal leugnet, aber cs sind mehrere Zeugen gegen ihn vorhanden.! Bei Rane» stießen ein Perionenzug und ein Güterzug zu sammcn. Die Lokomotiven beider Züge, sowie mehrere Waggons wurden zertrümmert. Mehrere Personen sind verletzt worden, dar unter ein Schaffner schwer. Italien. Wie nachträglich bekannt wird, erfolgte der Besuch von GicrS in Mvnza ans ein besonders liebenswürdiges Hand schreiben, das König Hmnbert an Giers lichtete TaS meteorologische Eentrallmreau erhielt ein Telegramm von der Intel Pantclleria, wonach die vulkanlsche Eruption und die Erdstöße noch an Ausdehnung nuv Heftigkeit ziigcnvmnien haben. Belgien. Im Grenzzollamt von Hallnin wurde eine kolossale Defraudation ciildcckl: man spricht, die Zoll-Desiandalion betrage über fünf Millionen. Der Zolldireklor Serrnre, der Fabrikant Jansiens, sowie mehrere Zollbeamte wurden verhaftet. England. Am Montaq wüthete ein starker Sinrm in ganz England und Irland. Verschiedene Gegenden sind überschwemmt, besonders Süd-Irland »nd die centralen Grafschaften Englands. Viel Vieh ist ertrunken. Aus dem Kanal sind zahlreiche .Havarien und mehrere Sckstffbüiche mit Verlust an Menschenleben zn verzeichnen. Dänemark. Offiziös wird ans Kopenhagen gemclocl, der Kaiser und die Kaiserin von Rußland mit dem Großfürsten Thion- folger und der Großfürstin Kenia, sowie der König und dir Kö nigin von Dänemark und die Prinzeisin von Wale» mit ihren Töchtern würde» am 29. Oktober auf der Aacht .Polarstern" nach Danzig reisen und sich von da über Warschau nach Livadia be geben. Von dem dänischen Königspaar sei daselbst ein etwa cin- monatlichcr Aufenthalt bis nach der Feier der silbernen Hochzeit des Kaisers und der Kaiserin von Rußland in Aussicht genommen. Mustlaud. Ter EM tpenvete drei Millionen Rubel aus eige nen Mitteln sür die Nothleidenden in den Pravinren und veriügte den Erlaß eines Ausrufes an den gnmdbesitzcnden Adel vchuss Bildung eines NothstandSsondS. Bauer» in dem HungerSnoth-Gebtet von Samara haben fol gende Petition an de» Ezaren gerichtet: .Wir leiden Hunger und die Negierung th»t nichts sür uns. Unsere einzige Hoffnung be ruht ans Dir, nnirrerii Vater und Ezaren Laß uns nicht Hungers sterben !" Diese Petition soll von den Behörden aiigrnommen und an den Ezaren nach Kopenhagen aeichickt worden sein Dürfet. Amanten überfielen einen von einer türkischen Mililareskorle geleitclen Transport von Montenegriner» und lödte len vir» Frauen, vlme daß die Eskorte Widerstand geleistet hätte Nnuräiiien. Die VacareScu Angelegenheit durste endlich von der politischen Bildstäche verschwinde». Nachdem die El!«» des Fräuleins Helene Vaearescu ihr Möglichstes daraiigc,ctzt. die LlrbeSangrlegciiheit mit dein Thronfolger Ferdinand iimner wieder zur Besprechung zn bnnacn. nachdem sie sogar zn versteckten Drohungen schrillen und sich immer wieder in die Nahe der kranken Königin zn dräng«, versuchten, hat dnS ruiuäniiche Ministerium einen sehr zn billigenden Enlichliiß gefaßt: es hat den Vater von Fräulein Helene, den bisherigen Grsandle» in Rom. teines Postens enthoben. Am 17. Okiob« hat die Mission desselben, wie aus Bukarest aintlich geincldcl wird, ihr Ende erreicht. Seit einem Jahre hat die Fainitie Vaeares-cu viel von sich reden gemacht: in Wie». Bukarest, Venedig, Rom und Paris spielten die verichiedensten Aiigklegeiilieitkn, cs wurde von allen Seiten intriguirl. aber dos Ministerium blieb fest, und eS hat sich dadurch ein unbestreitbares Verdienst um Rumänien und um sein.Herrscherhaus erworben Ehile. Ein Telegramm auS Valparaiso gicbt die Zahl der zum Kongreß gewählten Konservativen aus 30. die der Liberalen aus Olt an. Das Gesamintergebnij: der Wahl«, ist noch nicht bekam» China. Man meldet ans Peking: Ter an der chinesisch russische» Grenze stalionirte chinesische Beamte Ebang lei in d« Stäbe des Mnrgabslnsscs unweit von dessen Za'aiiiinensluß mildern auch Ober-Opus genannten Al-Su einer vom Alai PicUea» herab kommenden russischen Expedition begegnet und habe gegen de» Eintritt derselben in das chinesische Gebiet proieslffl. Tic Nüsse», welche Ehang und sein« Begleitung an Zahl überlegen geweiei, seien, hält«, die Bemerkungen Ehang's ab« nnbcachiet gelassen, vielmehr ihre» Marsch sorlgc>etzt und kurz daraus sich in zwei Ab tbkilnngen gethcHt, von bene» die eine nach Mchiir-Painir, die andere nach G>nß Pamir weiter niarsck'irt sei. Knust und Wissenschaft. -f Es wird selten im kühleren Deutschland Vorkommen, daß in: Theater eine Lvern-Lnverturc dacapo verlangt wird. In der gestrigen glänzend verlaufene» Anssnhrung der Nossiniffchen Oper .Teil" «eignete cs sich, daß die vom Generaliimsikdireltor Schuch mit gewöhn!« Verve dirigirlc und vom Orchester überaus glänzend ausgeführte Ouvertüre das zahlreich versammelte Auditorium der artig hinriß, daß stürmische Dacaporiisc «tönten und sich nicht eher beruhigten, bis der geniale Dirigent, nach allen Seiten hin sich verneigend, druck, Hinweis ans das Orchester Len Taut auch sür letz lcreS anittirte. Vorzüglich waren die Herren Schcidemantcl (T itelrollc und Niese (Arnold), sowie die Damen Bossenbngrr, v. Chavanne und Flicdmami. Das Königs. Schauspielhaus wiederholt heule zum ersten Male die „ Koinvdic Seiner Durchlaucht" f Im Nes i dcnz tl> ec> t cr beginnt heute Frl Poldi Augustin vom Frikdrich-Wilhclinstädtiichen Theater in Berlin ihr Gastspiel als Nilouche in der gleichnamigen Posse, welche mit Erfolg bereits über die meiste» Bühnen gegangen ist. -ß Fra» Helene Wagner hält heule in Braun's Saale einen zweiten rhetorischen Vortrag. Als Hauplnumm« nennt das Programm Rud. Baumbach's „Frau Holde". v Im Gewerbchauic sind« heute die Aufführung der Hahdn- srhcn „Jahreszeiten" durch de» Neustcidter Chorgcsangvcrein statt, unter Mitwirkung der Eoncertsängerin Frau Julie Uzielli, Hofovemsängcr AntheS und Schrausf und der Gcwerbchanskapclle. p Herr MatkowSkh spielt heute im Berliner König!. Cchanspiclhause zum letzten Male vor seinem Urlaub und tritt schm übermorgen seine Anicrikareise au. s- Eo » ccrt - N acbrichten. Frl. Sophie V. PoSnanskh wird in ihrem am 27. d. M. slcitlsiiidcnden Klavierabend als Hanpt- nnnim« Ebopin's Sonate in Il-mull znm Vortrag bringen. Herr .Kammervirtuos Hcirmann Schott) svrelt in dem Liederabend von Hcrmine Splcs, am 5. November, drei seiner letzten Eombositionen. v Das akustische Cabinct von F. Kaufmann und Sohn. Ostra-Allee 19, stellt gegenwärtig neben anderen Neuheiten von psnsikalisch-miisikalischem Interesse eine neuerfnndene Illusion auS, welche „A ogalirrde" benannt ist. In ingeniös« Darstellung, welche von Neuem die Kunst der altbcwährlcn Finna bewundern läßt, entsteigt Wogalinde ans ein« springenden Fontaine und veovandclt sich vor den Anye» der Zuschauer in eine aus einem Rosenstrauch sitzende Nachtigall, welche ihre lieblichen Weisen laut «tonen läßt. Wogalinde ist dem Wäger aber heimlich ent stiegen n»d zur Simse hierfür wird sic von Wotan in eine Marmor säule verwandelt. Ans dieser Phase der Verwandlung bezreit sic endlich Freia s Bitten, der Marmor belebt sich und Wogalinde erscheint wieder als solche, in» schließlich in ihrem Elemente, dem Wasser, zu zerfließen und zu verschwinden. Die reize,rdc Illusion findet immer lebhaften Anklang und verdient die Ehre eines Be suches. Außerdem wird man mit Interesse den Vorführungen der beiden Sprcchmaschiiicn: Pbonogravh und Grammophon, sowie der neuen Erfindungen und Vcrbcsscrinigen des Orchestrions. welche ohne Notenblatt« spielen, folge». Ein Todlgesagter ist wieder ousgestanden. Der Sänger Leonhard Labatt kann min die Nekrologe, die über ihn ciichrc- nen sind, selbst lesen, denn kürzlich sind ans Stockholm diirkte Nach richten in Wien angelangl, nach welchen sich der Künstler von seiner .Krankheit wieder «holt habe iind demnächst zu seiner vollständigen Kräftigung Nizza a»fz»s»chen gcdente. Herr Labarr will nächstens auch nach Wien kommen, nm seine Frenndc von seinem Wohlbefinden persönlich zn überzeugen Es sicht ganz io aus, als wenn mit der Verbreitung der Todesnachricht nur eine kräftige Reklame beabsichtigt gewcie» rst eGeorg Ebers hat in zweijähriger Arbeit einen großen zweibändigen Roman vollendet, der im nächsten Monat in der Deutschen Verlags-Anstalt in Stnttaart erscheinen wird Ec heißt ..Lm- asp«'!,' und spielt zn Alexandria im dritten Jahrhundert nach Christus, zur Zeit des Earaealla. Wie die Heldin in einem der tinstcrsten Zeitabschnitte der Weltgeschichte sich zum Licht (aü rr^tra) dnrchnngt, ist das der Dichtung zu iGrunde liegende Hauptmotiv. > Conccrtsänger Herr Hugo Koppel giebt am 29. d. M rin eigenes Eoncert in der Berliner Lingaladeniic. Dem Eonccu schließt sich eine Tournee in Schlesien an. f- „Das Stelldichein" betitelt sich eine neue einaktige Spiclopcr von A. Maurice, welche soeben im Verlage von M. Hesse in Leipzig erschienen ist. !- Wie ein Telegramm a»S Hamburg meldet, hat die komische Oper .D a Lasoelio" von Andre Messager, welche dort vorgestern ihre erste Aufführung auf einer deutschen Bühne erlebte, eine .sehr srcundliche" Anffwhme gesunden. — Ein „sehr sicundlicher" Erfolg bedeutet in der Theatersprache gewöhnlich soviel wie — keinen Erfolg ! f' Ter «sie Charakterdarsteller der Lonv'-ckio tt.m>,aiko. Herr Eognelin, kommt wieder einmal nach Hamburg. das er als nicht zn dem entsetzlichen Deutschland gehörig betrachtet Ter erbitterte Gegner aller Deutschen wird bei Herrn Direktor Ferenez,, (ans deutsch: Friedman») im Hamburger Karl Schulze-Theater n. A. auch in „Thermidor" anstrctc» und die dazu gehörigen Kostüme, Dekorationen und Requisiten mltbringen. Herrn Eoqucliii ist dieser Strerfzug ja nicht z» verdenken, aber die Hamburger Deutsche» hätte» hier doch schließlich »och ein Wort mitzureden! * Den Engländer» scheinen in der deutschen Sprache besonder? drei Wörter zu gefallen: Backfisch, bummeln und schwärmen. In der Seplcinbernnnimcr des .Eornhill Magazine" setzt ein Eng länder seine» Landsleute» die Vorzüge dieser drei Ausdrücke aus einander »nd spricht den Wunsch aus, daß sie in die nächste Aui- laqc der cnglffchcn Wörterbücher ausgenommen werden möchten Es gebe in England ebenso naive Backfische, ebenso nnvcrbrsserlichc Bummler »nd ebenso viel Schwärmerei wie in Tcntschland: nur die richtige Bezeichnung für diese Begriffe habe bisher noch gcsehlt * Fra» N. lägt ihren .Hausarzt, der sich durch Höflichkeit und Gleichmut!, ouSzcichnct. rioen. Die Patientin: „Sehen Sie mich nur an. lieber Doktor, als wenn ich die Gelbjucht kriegte!" — Arzt: „Ich finde, Gelb steht Ihnen ausgezeichnet." — Patientin: »Und mein Puls geht so schrecklich langsam ..." — Arzt: .Nun. was hat n denn zu versäumen?" Sir. SS4. Sette». M» Mittwoch. 21. Oct. L8V1
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