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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.06.1928
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280615028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928061502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928061502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-06
- Tag 1928-06-15
-
Monat
1928-06
-
Jahr
1928
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Ar. 2S0 Seile 2 — «Dresdner irichrktzlen" — Arellag. IS. 2uni 1S2S da» deutsche Zoll- und Wirtschaftsgebiet geht nicht von Deutsche» aus, wenn schon die Deutschen nicht mit einer Grenzführung zufrieden sein können, die ihrem in der Ab. stimmung kundgegebenen Willen nicht entspricht. Heutzutage sind eü wirtschaftliche Fragen, die NordschleSwig aufregen. SS sind D ä n i s ch g e s i n n t e, die einsehen, daß Dänemark eS verstanden hat. in wenigen Jahren aus dem freilich geldarmen, aber schuldenfreien Nord. schleSwig eine grobe Konkursmasse zu machen. Die mitunter in ziemlich überheblichem Tone gehaltene Kritik der Reichsdänen an dem Verhalten der NordschleSwiger wirkt aufreizend, namentlich wenn die Kritiker gutbesoldete Beamte und Angestellte sind, welche die Not derer nicht kennen, die über kurz und lang von ihre» Höfen müssen und dann weiter nichts haben, als die ArbeitSlvsenuntcr. slützung, denn Arbeit gibt es in NordschleSwig auch nicht, an Arbeitskräften muß gespart werden, soviel nur möglich. Und men» nun gar dänische Geldinstitute anfangen, die jenigen besonders scharf vorznnehinen, die sich an der prvtest- lerischen Bewegung beteiligen, so schlagen sie vollends dein Fast den Boden aus. Zufriedenheit iaht sich nun einmal nicht erzwingen, und die Unzufriedenheit mundtot machen zu wollen, wird wohl so ziemlich das Gegenteil von dem Hervor rufen, was man erreiche» will. Soover PrSsi-entschastskan-i-at. stimmung de» re»» dentschastSkamdidaten » IS. 3u bllka»tsch n «o«la unt. H,«»«r ist i» der erste« «b, che» Na«i»»akk»«»e»tS -«« PrSfi« irrt morde». Militärische Ausbildung in Amerika. L»»d««. 18. Juni. Der Washingtoner Korrespon-dent der «Ehicago Tribüne* meldet: Mehr als die Hälft« der regulären Armee der Bereinigten Staaten wird in diesem Sommer damit beschäftigt sein, Ztvilistenmilttärischau-zubilden. Nahezu S7S000 Personen werden in Rekrutenlagern unter, gebracht sein. 3482 Offiziere und 47 88g Mann der regulären Armee werden als Instrukteure verwendet. Der chinesische Sesandle hihi in Washington die Nanking-Flagge. London, 18. Juni. Wie auS Ne»»vrk gemeldet wird, hat der chinesische Gesandte in Washington, Dr. Sze, die süd- chinesische Flagge gehißt. Dr. Sze, der bisher die Pekinger Negierung in Washington vertreten hat. ist damit der Auf. svrdcrnng der Nankinger Negierung, sie in den Bereinigte» Staaten zu vertreten, nachgekommen. Fmmer neue Gerüchte um Nobile. Ein Teil der Mannschaft soll gerellek sein. Kopenhagen, 18. Juni. Nach einer bisher noch unbe stätigten Meldung de» Berichterstatters der Zeitung „Poli tiken* soll die von der „Hobby" auSgesetzte Hnndeschtitten- Hilsscrpeüilio» die auo drei Mann bestehende Malmgrcen- Grnppe NobileS, die sich nach dem Lchisfbrnch der „Jtalia" in südlicher Nichiung in Marsch gesetzt hatte, gesunden haben. Wie auS KingSban gemeldet wird, hat die „Citta di Milano" erneut Verbindung mit der „Jtalia"-Mannschast ge habt. In seinem Fnnksprnch erklärte Nobile, daß er und die Seinigen sich sicher fühlten. Nt an weiß nicht, ob man daraus folgern kan», daß es ihm gelungen ist, soweit in die Nähe der Küste vorzudringen, daß er Hoffnung hat, daS Land zu er reichen, oder ob Nobile damit nur andeuten will, daß er mit baldiger Hilfe rechne. Seit der Strandung der „Jtalia" hat Nobile die beiden anderen Gruppen nicht mehr gesehen. Die Sachverständigen sprechen sich dahin auS, daß der Teil der Besatzung des Luftschiffes, der mit der „Jtalia" abgetrieben wurde, möglicherweise sehr weit nach Osten verschlagen worden ist und sich in der Gegend des König-Karl-XII.-LandeS be findet. Tie „Braganza" hat am Donnerstagmorgen ans der Fahrt nach Nordvsten die Norwegerinsel passiert. Nördlich der Moffen-Grnope bat daö Schiss starkes EiS gefunden und macht jetzt den Versuch, die EiSmassen zu durchbrechen. Ter russische Eisbrecher steuert direkt auf Kap Gmyth zu. Riiser Larsen hat gemeldet, daß er ein Hundegespann mit zwei Be gleitern an Land gesetzt habe. Sie sollen durch das Nvrdost- iaud Vordringen. Die Kilfsexpedillonen. Kowno. 18. Juni. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist der russische Eisbrecher Malygin am Donnerstag abend in Mur mansk eingeiroffcn, wo er neu gekohlt und den Flieger Babuschkin an Bord genommen hat. Am 10. Juni soll der Eis- brechcr nach der Insel Form auölausen, von wo auS Babusch. kin mit dem JunkerSflugzeug zur Suche nach Nobile aussteigen wird. DaS Dornier-Wal-Flugzeug des italienischen Flleger- kommandantcn Pcnsv, der am Mittwoch in Marina di Pisa zum Kluge nach KingSbay ausgestiegen war. ist am Donners tag in Ouchy am Genfer See niedergegangen und will am Freitag seinen Flug nach dem Norden sortsetzen. Der französische Marineminister bat im Einvernehmen mit dem HandelSminister beschlossen, den Fliegerkommanbanten Gnilband mit seinem zweimotorigen Flugzeug, das für einen Ozeanslng bereit gestellt war. zur Hilfeleistung für Nobile und seine Mannschaft zur Verfügung zu stellen. Guilbaud wird wahrscheinlich am Sonnabend nach Grönland fliegen. Das englische Gebetbuch zum zweiten Mate abgelehnt. Berlin. 18. Juni. Nach Meldungen ans London hat das Unterhaus am TonnerSiag nach stürmischer Aussprache mit 206 gegen 220 Stimmen das Gebetbuch zum zweiten Male ab gelehnt. Die Abstimmung bildete eine der ausregendßen Szenen, die daö Unterhaus seit längerer Zeit sah. Das HauS und alle Galerien waren bis auf den letzten Platz gestillt. Als bei der Ttimmenzählnng offenbar wurde, daß der aus der Peersgalcric den Verhandlungen beiwohnende greise Erz bischof . von Cantcrburn auch diesen letzten Kampf verloren hatte, wurde ein Veisallsverjnch schnell eingestellt und in töd licher Stille daS Ergebnis verkündet. In der Aussprache hatte der Innenminister gegen die 'Vorlage gesprochen, während Chur chill sich sehr nachdrücklich für die Annahme des neuen Gebet buches eingesetzt hatte. Den Abschluß der Aussprache bildete eine Nede BaldwinS, der persönlich seine Zustimmung zu dein Gebetbuch bekanntgab, aber betonte, daß cS sich hier um eine Frage persönlicher Entscheidung handele. Tie Erzbischöfe von Eanlerburn und Port haben kurz nach der endgültigen Ab lehnung des Gebetbuches einen Aufruf an die Ocffentlichkcit gerichtet, in dem zur Nnhe und Geduld gemahnt und gebeten wird, sich jeden bösen und unfreundlichen Wortes zu enthalten. Die beiden Erzbischöfe würden veranlassen, daß der Ocffent- lichkeil bald die notwendige Führung von der Kirche gegeben werde. Dazu sei natürlich etwas Zeit nötig. In der Zwischen, zeit würden sie beten, daß Gott der Allmächtige helfen möge, seinen Willen richtig anSznlegen. Wer wird Präsident von China? Peking, 18. Juni. Aus Nanking wird berichtet, daß der Vorsitzende der Nankingregierung der Presse erklärte, die Nankingregierung werde dem Rücktrittsgcsuch Tschiangkaischcks slattgebcn. T s ch i a n g k a i s ch e k werde am 1. Juli von allen seinen Posten zurücktreten, um das Amt des Präsidenten der chinesischen Republik zu übernehmen. Tie Chili- und Kwangsi- Gruppe sind bestrebt, General Feng zum Präsidenten der Re- publik auszurufen. Feng hat die Zustimmung zu seiner Wahl gegeben. Tie Situation wird dadurch verschärft, baß Feng den Oberbefehl Tschiangkaifchckö nicht anerkennt. Lschangtsolin meldet sich. London, 18. Juni. „Daily Mail" berichtet aus Tientsin: Nach einem Telegramm aus Mukden hat Tschangtsvltn fol gende Botschaft an seine Offiziere erlassen: Meine Wunde ist nicht so ernst, wie angenommen wurde, und mein Befinden bessert sich. Niemand sollte die Meldungen über meinen Tod beachten. Ich fordere euch auf. eure Pflicht zu erfüllen. Be kümmert euch nicht um die Nachrichten über meinen Gesund heitszustand. Frankenstabilisieruna am LS. Juni. Wie die „LibertS" miiteilt, wird der französische Franken am 28. Juni stabilisiert werden. Sertliche» und Sächsisches. Das Gesetz über den Verkehr mir Grund slücken. Die DeutscheBolkSpartethattm Landtag folgende rage etngebracht: Die Anwendung des Gesetzes über den Verkehr mit Grundstücken vom 20. November 1020 hat mehrfach z» schweren Unzuträglichketten geführt. Gedenkt die Negierung dem Landtage eine Vorlage zur Aufhebung oder wesentlichen Umgestaltung dieses Gesetzes vorzulegen? Hygienische Slubienreise des Völkerbundes Aus Veranlassung des HngienekvmtteeS de» Völkerbundes findet wie im Vorjahre auch in diesem Jahre wieder eine Austauschreise ausländischer Medizinalbeamter statt. Die Reife hat den Zweck, einer Reihe von Medizinalbcamten und Gesundheitsingcnieuren europäischer und außereuropäische» Länder Gelegenheit zum Studium der ländlichen Hygiene >» verschiedenen europäischen Staaten zu geben. Es sollen in Westeuropa Deutschland. Frankreich, Belgien, Großbritannien, Dänemark und die Niederlande, i» Osteuropa Ungarn, Vul garten, Rumänien und Jugoslawien ausgesucht werden. Bei einer Gesamtreisedauer von etwa zwei Monaten ist snr Deutschland ein Aufenthalt von 114 Woche vorgesehen, drei Tage davon sollen dem Freistaat Sachsen gewidmet sein. Die Teilnehmer trafen heute Freitag von München kommend in Dresden ein, wo sie im Palasthotel Weber Quartier »ahmen. Heute Freitag solle» besichtigt werden die Schulzahnklinik in Hclieraii, das Wcttinsttsl ü, Cvöivig, die Schuleinrichtuiigcn in Weinböhla, der Sportplatz und die sportärztliche VeratiingSstelle von Meißen. A», Sonnabend, dem 10. Juni, sollen besucht werden die Tal sperre in Klingenberg, das Dorf Pretzschendorf, die tm Bau befindliche Talsperre in Lehnmühle, daö Univettcrkatasire phcngeblet im Müglttz- und Gottleubatal lTtraßcnbau. Flus, laufregulleriing, Vrunnenversorgnng, SiedlnngSbautenj mi die höhere StaatSlchranstalt für Gartenbau ln Pillnitz. Am Sonntag, dem 17. Juni, ist ein Besuch der staatlichen Genial-» galeric und, wie schon erwähnt, der Ausstellung „Die technisch» Stadt" geplant. Sonntagnachmittag ivird die Reise nach Berlin fortgesetzt. —* Obcrregiernngsrat Vizepräsident Dr. GSHlc Polizeidirektor von Zwickau? Am 1. August d. I. soll nun mehr die Verstaatlichung der Zwickauer Polizei durchgeführt werden. AIS Nachfolger für den kürzlich verstorbenen Polizei- dtrektor Dr. Gerland ist der Vizepräsident der Dresdner Polizei, OberregierungSrat Dr. Göhle, tn Aussicht ge nommen. —* Die AuSknnsisstelle Dresden Hanptbahnhos befindet sich wegen Umbauarbeiten vom 18. Junt an vorübergehend tm ehemaligen KönigSpavillon, Wiener Platz. Sie ist am 17. Juni umzugshalber geschlossen. Auskunft erteilt an diesem Tage die Auskuiiftssielle im Hauptbahnhof, Mittelhalle. —* Der Landesverband Evanncllschcr Arbeitervereine hält am 16. und 17. Juni in Riesa seine Hauptversamm lung. verbunden mit dem 8. Sächs. Evangelischen Arbeiier- tag, ab. Neben Berichten des Vorsitzenden Pfarrers Ncntcr sDreSdens und des Geschäftsführers Gey (Dresdens wird Gcwcrkschaftssekretär Duden (Duisburgs, Mitglied der preußischen Gcneralsnnvde, einen Vortrag halten über „Tie sozialen Verpflichtungen des Staates und der Kirche". Das Eisenbahnunglück bei Mosel. Wie wir zu unserer gestrigen Meldung ergänzend be richten können, trifft die Schuld an dem Unglück, das ins gesamt zwei Tote und vier Verletzte forderte, den Lokomotiv führer des Güterzuges, der, wie er selbst zirgibt-, das Haltc- zeichcn übersah und sv dem Banzug in die Flanke fuhr, der gerade auf bas dancbenltcgende Gleis ttbergeführt werden sollte. — Erst am Donnerstagabend konnte der Verkehr auf der Zwickau—Dresdner Strecke im vollen Umfange wieder ausgenommen werden. Ter Materialschaden ist verhältnis mäßig gering. ^VLseke-Lrsut-^ussleuer mockein unck kesonckers preiswert, ist ans einige Tage in meinem äctisulenster ausgestellt. 8 l.einentisus tteekl-miisiksäe s „Miria" von Kandel. Uraufführung im Leipziger Ltadttheater. Mit „A lei na" kvmint znm dritten Male in diesen Jahren der Händcl-Nenaissanee eine Z c> n b e r o p e r des Tvndichters ans die Bretter. Wie zu zwei andern, sv ist der Stvsf zu diesem neu hervvrgehotten Bühncnwerke aus Arivsts „Rasendem Nvland" geschöpft. Uebcrraschend seine zufällige Verwandtschaft mit ein paar neueren Opern, be sonders dein „Tannhäuser" und „Don Juans letztem Aben teuer" von Anthes-Graener. Es sind aber im Grunde Ge stalten und Geschehnisse der ewigen Weltliteratur, die darin wiederkehren. In der Jnielbeherrscherin Alcina begegnet man zudem einer weiteren Nachsahrin der Emigkeitödichtung: einer in karolingische Sagenzeit versetzten gelehrigen Schülerin der Eirec. Alle, die ihr nnivillkvmmcn oder von ihr abgetan sind, werden in Tiere und Pflanzen verwandelt. Durch ihre Zauberkünste kettet sie aber auch Nuggiero an sich, einen sungen Helden, der darüber seine Braut Bradamante vergißt. Von einem Getreuen, namens Melisio, geleitet und als ihr Bruder Nieciardo verkleidet, dringt Bradamante ins Zaubcrreich AlcinaS vor. Ein Ring befreit den Verlobten von den Liebcsbandcn: mit einem ihm auch überreichten Gorgoncnschilde schlägt er Alcinas Zanbcrwesen und Krieger ans dem Felde und macht endlich noch ganze Arbeit, indem er die Urne, die der Maaie ganze Kreist verschließt, zerschmettert und den Verzauberten Erlösung bringt. Daß die Linie der Vorgänge nicht ganz sv gerade verläuft wie diese Haiipthandliiiig. dafür ivrgt hauptsächlich Mvrgana, die kokette Schwester AlcinaS und Verlobte des Feldhaupt- mannS OrvnteS. die für Vradamaiite-Nicciardo Feuer sängt. Es besteht nun kein Zweifel: Diese Geschehnisse, die der Venezianer Anivnio Marchi eigentlich für einen Italiener gegen >728 znrechlgcmacht hatte, würden uns tn solcher Form heute nichts mehr angchen. Sie zu sehen und zu denken, muß man sich „historisch" einstellen. Wie jung und überzeitlich da gegen HändelS herrliche Musik! Obwohl diese 1788 zuerst ausgcsiihrte Alcina" z» seinen späteren Opern gehört, reicht doch keine seiner bisher neu ausgcnommencn Over», soweit wir überhaupt Zeuge ihrer Wiedergaben sein konnten, im Melodienreichtnm und -Vielgestaltigkeit a» sic heran. Gerade zu verschwenderisch ist die Titelrolle mit Arien bedacht, die sie in vielfältige» Empiindungssirahlungen mehr als Liebende denn als egoistische Magierin beleuchten, so daß sie fast das Mitgefühl des Zuhörers erhält. Ferne» ist musikalisch wundervoll die getreue Bradamante, treffend der wankel mütige Nuggiero gezeichnet — ja es gibt kaum eine Arie, die gleichgültig ließe, und seien es selbst die teilweise durch den Stich ins Uebermütige charakterisierten der Morgana und ihres Verlobten. Ungewöhnlich groß ist auch die Zahl reiz- voller 8-,tzw verschiedenen Chöre. Die Gesänge der Entzauberten gegen den Schluß setzen fast so ergreifend wie Beetlwvensche Gefangenenchörc aus dem „Ftdclio" ein. Es ist ein großer Vorzug der Bearbeitung Hermann Nvths. die der Aufführung zugrunde lag, daß sie sich säst nur ans eine gute sinngemäße Uebertragung des Textes be schränkt, die Musik sonst aber beinahe ganz unangetastet läßt. Bei der Inszenierung schlug unser findiger Opcrndirektor Brügmann, dessen Aufgabe cs war. mit denkbar geringen Mitteln zu arbeiten, einen so originellen wie gangbaren Weg ein: er stellte eine Art Universalbildcrrahmcn ans — mit einer Art Brückenbogen und Terrassen rechts und links, darüber einen mit Leinwand bespannten großen Torbogen, worauf die vielen Bilder projiziert wurden. Die Sache lies im ganzen anSgcsprochencrmaßcn ans eine Vereinigung von Bauhaus und Varvck hinaus. Reicher Belenchtungsivechsel hatte sonst die Szene abzustimmen. Aus solche Weile ainge» auch die vielen Verwandlungen, meist bei ossenem Vorhang, raschest vonstatten. Vortrefflich auch die übrigen Seiten von Brngmanns Spielleitung: höchstens wirkte, wohl ans Roths Anregung, die Komik der Morgana und ihres Feldhaupt- manns etwas übertrieben. Ersten Ranges endlich fast alles, was zur musikalische» Wirkung beitrug: voran Fannn Cleve iAlcinas, Marga Dannenberg (Ruggteroi, Marg. Krämer- Berga» (Bradamantel, der Chor »nd das Orchester unter Brauns sicherer Leitung. Der Erfolg war ansehnlich. Tr. M. Nnger. Kunst und Wissenschaft. Intermezzo. Aufführung j n> Dresdner Schauspielhaus a m l 4. I n n i. Das Ohr noch voll von den üppigen satten Klängen der Helciia-Pariitnr muß man sich erst etwas an den seinziselicrten tammermusitalijchcn Stil dieser neubürgcrlichcn Lustspieivper gewöhnen. Aber dann genießt man die seine pikante Artistik dieses eigenartigsten, nicht nur wegen des Stosscs modernste» Werkes, das der spätere Strauß uns geschenkt hat, wieder mit wachsender Freude. Fritz Busch breitet seine Musik in leichigetönter fließender Spielsreudigkeit hui, und die Inszenierung, eine der besten Leistungen aus MoraS Zeit, gibt die unierhalisamc fröhliche Schauseitc dazu. Schade, daß das Publikum nicht recht dafür z» haben ist, wie gar manche un besetzt gebliebenen Platze zeigten. Ans rein praktischen Grün den sollte man das Stück vielleicht doch ins Opernhaus ver pflanzen. obwohl ihm natürlich künstlerisch der intimere Rahmen entzückend ansteht. Die Leute, die da waren, haben sich jedenfalls anscheinend so köstlich über die Ehenöie des ge duldigen Herrn vofkapellmeisiers Storch und seiner tempern- mentvvllen Gattin amüsiert, als gälte e» der Premiere eines noch nie gesehenen Salvnschwanke». Grete N ! kIsch ist und bleibt ja auch wirklich eine schlechthin klassische Vertreterin der beweglichen Ehedespvlin, ungehemmt charakteristisch lieben- würdige Tarstellungsknnst mit einer wahrhaft verblüffende» Musitalität verbindend. Als ehelichen Partner hat sie in Paul S ch ö s s l c r einen neuen Gegenspieler bekommen. Die ser Hvskapellmeister Ttvrch war wieder eine sehr starke Taleni- leistung des erfreulich sich entwickelnde», gerade für das Facl, des sozusagen „Bonvivani-BaritonS" vsscnbar sehr begabte» jungen Sängers. Ebenfalls ausgezeichnet musikalisch, beherrschte Lchöfsler auch stimmlich mit einer glücklichen Vereinigung von Ausgiebigkeit und Leichtigkeit die Partie und spielte dabei un aufdringlich lebendig mit Frische und Humor. Da die auw- biographische Stranßmaske für die Rolle neuerdings verpv»! ist, zeigte sich Schösslcr bis ans ein bißchen angegraute Schläfe» in natürlicher Erscheinung, was recht vorteilhaft wenn a»c» doch nvch etwas zu jugendlich wirkte. Jedensalls ist mit ihm nun wieder ein vollwertiger Vertreter der Partie im ein heimischen Ensemble. Für den rivalisierenden Baron Lummer fehlt ein svlcher: aber wenn man schon einen Gast dazu holte, dann hätte sich doch wohl eine passendere Persönlichkeit dafür finde» lassen als der Wiener Tenor William Wcrnigk, der, ab gesehen vvn ein paar derb-hnmoristischcn Pvinten. in E>- schcinnna und Stimmung gleich herzlich wenig siir den ele ganten windbentelhasten Jüngling mitbrachte. So a»S- gezcichnct lebendig wie Theo Strack bei der Uranfsührnng die Rolle gegeben hat, wird man sie überhaupt kaum wieder z» sehen bekommen. Vielleicht hätte aber Lorenz Lust dazu: den» wir möchten „Intermezzo" im Spielplan behalten, und dazu gehört nun einmal eine verfügbare Besetzung. Die viele» kleinen Charaktertypen, die säst alle noch am alten Platze stehen, können sich nach wie vor hören und sehen lassen n»d hatten wesentlichen Anteil am sröhlicbcn Verlaus des Abends. Dr. Eugen Sch m i tz. Erslauffiihrung in Ser „Komödie". „F ü n s v o n dcrIazzban d." Komödie in 0 Bildern Von Felix I o a ch i m s o n. Regte: Nenaio Mordo. Per sonen: Trude Wesseln. Kersten, Fiedler, Carlmayr, Coßa, Glathe, Koch, Gertrud Bergmann. Ende: 1410 Uhr. (Lei ge priesen, milder Sommerabcndls In peinlicher Verlegenheit schreibt man den Theaterzettel ab, denn von dem Stücke selbst ist als das Bemerkenswerteste nur mitznteilen, daß cs ans- gesührt worden ist. Wie mag das zugehen? In Berlin ist die Komödie schon einmal dnrchgesallen. Man hatte den lln glücksfall längst vergessen. Nun wiederholt cS sich nach Mon den noch einmal in Dresden. Die Untersuchung nach dem Schuldigen ist tm Gange. Die bisherigen Erörterungen haben ergeben, daß die Hauptschuld den Autor trifft, der das Halt signal überfahren hat. Aber was hat er denn eigentlich ver brochen? Ist es nicht eine zeitgemäße Idee, Glück und Ver fall einer Jazzband tn ein paar Szenen mit dem unvermeid lichen „Rh 'thmus" der Geaenwart und der ebenso beliebten -r- ... -"„ylkaulsierten Europa zu ..ballen"? Warum
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