Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 10.08.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050810023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905081002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905081002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-10
-
Monat
1905-08
-
Jahr
1905
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«ies» Matt wird dm Lesern von »nd Um-elnm- am Tage vorher 'b-A2 Abenv-Aurgabr Plgestellt, während r» die Post-Abomientm «v Morgm i» einer Gesa«tau»gade erhalten. SerugrgebW: «irrtEbrIi» I»r »r^»e, bei Ul,N» ,»«mall,er 8utra-»ni durch unirre Voten ««»»>>»» und «»r,r»«. an Sonn- und Montaarn nur einmal» »MI «Vv> . durch autwärtiaeAo»,- mülionür« » MI de» » Lik »v PI Bei ein,na>i»er Zultellun, durch die BoiiSMk «olineBelirllaeldi. >», Aus land mit enliveechendem 8»lcbla,e, N achdrntkaNer Artikel u, Oriimal- Mitteilunae» nnr mit deutlicher O u e l >, n a n, a l>«i.DreSd. Nachr.') «uläiii, Stachlrilaliche Sonorar- aniprüch« bleiben uubenich'ichllat: unverlanat« Mauuilrivte werden nicht auibewabrt. lreleiramm-Adrekle: «»«richten »re«»«» Uevlag von Kiepsch L Nrichardl. Rnrekgen-cam. Nnnabme von Ankünbiaunaen bis nachmittaa» s Ubr. Gönn- und GeiertaaS nur Marienlirad« R von N bis >/>> Ubr Die l ivaltiae Lruud- itile ca » Silben! so Bla. An- kSnd sunam aut der Nrivatieite 8eU« LS Pta : die rivaltiae Zeile aut Dert teile so Via . als Einaeiandt .-teile so Pta An »lummer« nach «,«»- und Seiert„en , ioaltiae Brundzeile so Via . aut Privattekte «c> Pt, . stvalüac Zeile aut Tertteite und als Emaeiandl so Pt, AuSwiirtiae Aui- träge nur acaen Varausbezaliluna. Beleadlätter werden mit ro Pt,, berechn«. tzernlvrechantchlub: «int I Sir. II und Nr. rvSN. Rr. 22«. Neueste Dwhtbenchle. Hosiiachrichten, Unwctteifchädeii, Färberstreik. Der Kaiser in der Ostiiicirk. Julius Slinde b. Nefmilieii iniHvtelwcsen. Zum Spremberger Eisenbahnunglück. Tonuelstagr Ättgust irwS Neueste Drahtmeldnunen vom 9. August. Zum Eisenbahnunglück bei Tvremberg KottbuS. (Amtlich.) Die Strecke Kottbus —Gör litz bei Kilometer 140,5 zwischen Sprembcrg und Schleife ist seit Dienstag, den 8. ds., nachmittags 6 Uhr 45 Min. wieder betriebsfähig. Der regelmäßige Betrieb ist wieder aus genommen. Weiteres unter „Vermlfchtes". Die Ned.j Die Friedensniissiou. PortSmouth. (Priv.-Tcl.) Minister Witte erklärte heute bei einem Interview, er sei mehr denn je von dem Wunlche beseelt, alles in seiner Macht Liegende zu tun, um den Frie - densschluh Herbeizuführen: aber alles werde davon ab- hängen, was die Japaner erwarteten, zu erlangen. Er werde indes nichts unversucht lassen, um das gewünschte Ziel zu er reichen. Oysterbay. Der chinesische Gesandte dinierte heute beim Präsidenten Roosevelt nnd legte ihm in der Lage der Hankau-Eisenbahn den Standpunkt Chinas klar. Wie der „Herold" erfährt, setzt die Moraan-Komvagnie die Verhandlungen über de» Verkauf der Eisenbahn an China fort. Da die Ange bote verschiedener europäischer Syndikate nicht berücksichtigt wor den sind, so scheint die Morgan-Kompagnie von dem Stand- punkte auszugeyen, herzlichere Beziehungen zwischen den Ver einigten Staaten und China anzubayne». Zur Luge in Rußland. Warschau. Der Verkehrsminister hat den Beschluß, die polnische Sprache als Dienstsprache aus der Warschau- Wiener Bahn zu verwenden, verworfen. Die Lage hat sich infolge dessen sehr verschärft. Es heißt, daß die ausländischen Aktionäre sich an die Regierung zu wenden beabsichtigen, da eine Betriebseinstellung «roßen Schaden nach sich ziehen würde. Truppenübungsplatz Posen. Der Kaiser be gab sich heute morgen 7 Uhr aus den Truppenübungsplatz und übernahm das Kommando über das aus den schon erwähnten Regimentern zusammengestellte K a va l l er l c korp s. Er exerzierte das Korps und führte cs später gegen einen markierten Feind. Plauen, i. V. Der „Vogtl. Anz." meldet aus Hof: In einem Gaslhose bat gestern nachmittag der .Hausmann Fromm aus Mannheim eine aus Planen stammende Frau Böhme durch mehrere Schüsse schwer verletzt und sich dann selbst durch einen Schuß in den Kopf getötet. Die Frau halte hinler dem Rücken ihres Mannes ein Verhältnis mit Fromm unterhalten. Berlin. Die Polizei fand morgens in der Wohnung des Mechanikers Charlet in der Frankfurter Straße dessen Ehe- frau und vierjähriges Töchterchen vergiftet vor. Charlet selbst hatte sich mittelst Revolvers in Brust und Hals ge schossen. Er kam in Anwesenheit der Polizeibeamten zum Bewußtsein zurück, woraus er sich einen weiteren Schuß in die Schläfe bcidrachte. Schlechte Vermögens - Verhältnisse sollen Charlet -mr Tal getrieben haben. Köln. (Priv.-Tel.) Zu der morgen beginnenden Tagung des 6. Deutschen Handwerks- und Gewcrbe- kammertages, der sich hauptsächlich mit zwei Gesetz entwürfen betr. die Einführung des obligatorischen Befähigungs nachweises befassen wird, die von der im vorigen Jahren ge- wählten Siebener-Kommission cingebracht sind, nahm eine gestern stattgehabte Vollverfammlung der Handwerkskammer iür den Regierungsbezirk Köln Stellung. Inder Versammlung, in der eine zeitweise erregte Diskussion darüber entstand, daß der Gesetz entwurf den heutigen Verhältnissen nicht mehr angcpaßt sei. einigte man sich schließlich sür eine Resolution, in der erklärt wird, daß gegenwärtig, da wegen fortgesetzten Widerstandes der in Betracht kommenden gesetzlichen Faktoren die Einführung des Befähigungsnachweises nicht erreichbar erscheint, diese Forde- rung einstweilen zurückgcstellt werden soll. Die Äersamluna er- klärt cs aber sür dringend erforderlich, daß wenigstens unverzüg lich für diejenigen Zweige des Handwerks der Befähigungs nachweis eingesührt werde, bei welchen mangelhafte Ausiübrung der Arbeit die Gesundheit und das Leben von Menschen gestündet. K ö l n. sPriv.-Tel.s Die ultramontane „Köln. Volkszig." schreibt zu der Auslassung der „National-Zeitung" in der süd - west afrikanischen Angelegenheit in sehr gereiztem Tone: Die fernere Nichtachtung der Rechte des Reichstags werde die Suppe im November gewaltig versalzen. Die Regie rung habe allen Anlaß, für eine bessere Stimmung im Reichs tage zu sorgen, wenn sie im Begriffe stehe, mit neuen Steuern, sowie mit einer neuen Flotlenvorlagc zu kommen. Das jetzige Vorgehen der Negierung sei ein ungemein fruchtbarer Boden für den im Frühjahr bereits vorausacsagtcn Konslikt. Jedcn- salls liege es nicht im Interesse des Reiches, heute schon soviel Zündstoff aufzuhäufcn. Selbst bei denkbar größter Beschleuni gung des Truppentransports hätte die Negierung mindestens mit den Führern der Parteien im Reichstage sich ins Einver nehmen setzen können. Köln, (Priv.-Tel.l Ein in schneller Fahrt befindliches Automobil stieß in der Bonner Straße mit einem Möbel- Wagen zusammen. Dar Geschirrführer, der vom Wagen ge schleudert wurde, mußte nach einem Hospital gebracht werden, wo er in vergangener Nacht verstarb. Die Insassen des Automobils trugen gleichfalls schwere Verletzungen davon. Seebad Her, ngsdorf, sPriv.-Tel.) Der 24jährige Kaufmann Hans Not ans Berlin wurde heute früh um 4 Uhr erschossen aufgcfundcn. Bei der Leiche wurden nur noch 2 Mark vorgcsnndc». Das Motiv dcs Selbstmordes ist unbekannt, Paris, „Eclair" meldet aus Madrid, daß die Reise des Königs Alfons von Spanien nach Verl in aus Anlaß der bevorstehenden Wahlen zu den Cortes bis November verschoben worden ist. Paris, lPriv.-Tcl.s Dem „Petit Parisien" wird aus Oran gemeldet, daß die Trupflen des Maghzen in einer Stärke von 2000 Reitern und einer größeren Anzahl Infanteristen in der Schloch' bei Ayan Sidi Meluk von den Hauptftreit- krasten des Prätendenten Guainnra vollständig vernichtet wur den, Tic Lage in Udida ist demzufolge sehr gefährdet. Sofia. (Priv.-Tcl.) Große Aufregung ruft hier die Kon- stantinopler Meldung hervor, daß die Pforte jenen Bot schaftern, die eigene Postämter unterhalten. Befehl erteilt Hot, ihr von Bulgarien kommende Briese auszufolgeu. N c wyo r k. sPriv.-Tel.f Außer dem G r o ß feuer auf dem Delaware-Dock, wobei sich der Schaden auf über eine Million beläuft, ereigneten sich gestern noch zwei andere große Brände. Durch Feuer vernichtet wurde die Thomaskirche, eine der ältesten Kirchen Newyorks. Zahlreiche Kunsigegenstäude wurden ein Raub der Flanifnen. Der Schaden beziffert sich auf über zwei Millionen. Ferner entstand in einem Warenbause Großfem-r, daS mit solcher Schnelligkeit um sich griff, daß nicht alle An gestellten und Käuser sich zu retten vermochten. 30 Perso nen s o l l e n i » d e n F l a m m e n u m g e k o m in c n und 100 schwer verletzt sein. Newyorks sPriv.-Tel.) In Albanv stürzte infolge mangelhafter Stützung während Raineparatiiren das neu er- richtete Warenhaus von Meier ein. Von 300 Angestellten ent kamen 175 rechtzeitig, auch der größte Teil der Uehrigen wurde relativ nur leicht verletzt ans den Trümmern hervorgeholt. 30 Personen sind tot. Borisoida. Der Transportdampstr „Turki" ist heute mit 300 Kettenaesangenen von hier nach Tanger abgegangen. Unter diesen besindct sich Sitailev, ein Sohn des Prätendenten Buamara. Verth. (Priv.-Tel.) Ter Aussiand aus den hiesigen Goldfeldern ist beendet. Oertliches und Sächsisches. Dresden, 9. Anglist. —* Se, Majestät der König tras heute vormittag von Moritzburg zu Pferde im Residenzschlosse ein und empfing da selbst die Herren Staatsminister, die König!. Hofdcpartemciits- chefs und den Königl. Kabinettssekretär zu Vorträgen. Nach mittags kehrte der König in Begleitung des Prinzen Max nach Schloß Mvritzburg zurück, wo die Königl. Tafel um 2 Uhr statt- fand. —* Se. Königl, Hoheit Prinz Ludwig von Bavern wird am 30. August in Vertretung des Prinzrcgentcn seinen Gegenbesuch am sächsischen Hofe absiatten. Der Prinz wird über Niedersedlitz in Pillnitz eintresfen: nach einem Frühstück und Konzert auf der Pillnitzcr Elbinsel begibt sich Se, Majestät der König mit seinem Gaste nach Schloß Moritzburg, wo gelegent lich der königlichen Tafel dem Prinzen auch das berühmte Moritzburger Trinkhorn kredenzt wird, dessen Handhabung eine besonöere Geschicklichkeit vorausfctzt und dessen Gebrauch seil 200 Jahren ein Buch nachweist, An der Besichtigung des aus dem Dresdner Exerzierplätze übenden 3, Jnfanterie-RegimentS Nr, 102 „Prinzregent Luitpold von Bayern" wird Prinz Ludwig ebenfalls teilnchme». An die Besichtigung schließt sich ein Früh- stück des Königs mit dem Offizierkorps des Regiments Nr, 102 im Königlichen Schlosse. —* Seinen 95, Geburtstag feiert morgen der in Oybin wohnende Herr Dr. incd, Mnttersdorf ans Dresden, der schon seit Jahrzehnten als treuer Somiiiersrischler alliäh'rlich in Oybin weilt, .^err Dr, MatterSdors erfreut sich trotz seines selten Hohen Alters noch voller körperlicher und geistiger Frische, —* Die ergiebigen Niederschläge der letzten Tage machen sich jetzt erst bei der Elbe ausfällig bemerkbar: feit Monaten bietet sie wieder einmal den Anblick eines vollusrigen, stolzen, dabei auch vollschiffigen Stromes, Seit gestern vormittag ist die Elbe von Minus 133 Zentimeter ans 90 Zentimeter unter Null am Pegel der Angustnsbrücke gewachsen und beiindet sich auch jetzt noch in langsamem Steigen, Tie braunrote schokoladcnähnliche Färbung des Wassers rührt hauptsächlich von der Eger her. — Die beiden Sanitätswachcn des Samariter- Vereins Dresden sWallstraße 14 und Marschallstraßc 8) traten im Monat Juli im ganzen in 248 Fällen in Tätigkeit und zwar 200 Mal bei Tage und 48 Mal bei Nacht, Von den Hilfe suchenden s186 männlichen und 62 weiblichen Personen) ver langten 218 die Hilfe auf den Wachen und 30 anderwärts. 220 wurden wegen äußeren Verletzungen, 28 wegen inneren Er krankungen behandelt. Betriebsunfälle waren 106 zu verzeichnen und 142 Mal lagen andere Veranlassungen vor. Transporte machten sich 7 erforderlich und Besundscheine wurden k aus gestellt. —* Grund bei Mohorn, 8. August. Einen trostlosen Anblick bietet heute unser freundlicher, von zahlreichen Sommer frischlern besuchter Ort, Gestern morgen in der 6. Stunde be gann das Wasser der Triebisch mit unheimlicher Schnelligkeit »u wachsen. Zwischen Klingenberg und Grillenburg war em Wolkenbruch nicdcrgegangen. Die durch das 1697er Hoch wasser vorsichtig gemachten Einwohner begannen sofort ihn Par terrewohnungen zu räumen. Immer höher stiegen die Wogen, bis sie gegen 8 Ubr früh ihren Höhepunkt erreichten. Häuser wurden untcrspült und drohen mit Einsturz. Große Holzlager sind wcggescbwemmt. steinerne Brücken wcggebrochen und die Straße vollständig zerwühlt, so daß jeder Fährverkehr unterbrochen ist. Mit Hilfe znsaiiiiiiengelegtcr großer Baumstämme wird ein gefährlicher Fußverkebr aufrechtcrbaltcii. Die zum größten Teile recht arme Bevölkerung bat großen Schaden erlitten. Viele Häuser sind beschädigt, Möbelstücke fortgerissen oder durch das Wasser zerstört worden, die Gartenräune weggeschwcmmt, Bäume ent wurzelt lind die Gärten und Felder vollständig zerstört. Der von dem Hochwasser angerichtctc Lchaden ist noch größer als der im Jahre 1897. Zum Glück ist kein Menschenleben zu beklagen. - lieber das Hochwasser im Saubachtale berichtet das „Wilsdr. Wchnbl.": Im Laufe der Saubach hat das Wasser über Poyrsdorfer. Grumbache r , W rlsdrusjer Flur unberechenbare Schäden augerichtet. Wiesen und Aecker stehen iu breiten Flächen unter Wasser. Die Getreidefelder machen einen geradezu trostlosen Eindruck: dort, wo das Getreide gemäht ist, liegen die zerzausten Puppen wie Düngerhaufen regellos auf den Aeckern, Die im Niveau des Saubachbettes siebenden Häuser wurden in ihren unteren Geschossen ausnahmslos unter Wasser gesetzt. Hier und dort ist Geflügel ertrunken: beim Kaufmann Kanbisch in Grumbach sielen dem Wasser allein etwa 50 Hühner zum Opfer, Am verhängnisvollsten wurde das Unwetter aber dem Gebiete der Stadt Wilsdruff. Hier schwoll die sonst so harmlose Saubach im Verlause wemger Minuten zu einem Flusse au, der in breiter Fläche olles unter Wasser setzte. Ober halb des Schützenhauses schossen die Wassermassen derart zu Tale, daß die Saubach und der Mühlgraben durch das einen halben Meter hohe Wasser verbunden waren, das sich über die Schützenwiese ergoß. Alle Parterreräume des Schützenhauses bis aus die höher gelegenen Saolräumc standen fußhoch u n i e r W a ss e r. In breitem Strome ergoß sich das Wasser auf die fiskalische Dahnhofstraße, überall am linken Ufer die Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof- theater. Die neue Spielzeit der Königlichen Hofopcr wird Sonntag, den 13. August, mit der vieraktigen Oper „Figaros Hochzeit" von W, Ä. Mozart eröffnet. Montag, den 14, August, wird R, Wagners „T annhäufe r" aufgesührt, si* Julius Stinde si. In Olsberg in .Hesse», wo er Er holung suchte, ist vorgestern, wie telegraphisch gemcldct, der ge feierte Schriftsteller D r, Julius «stinde, kurz vor Voll endung seines 64. Lebensjahres, plötzlich infolge eines Herzschlages lanft entschlafen. In ihm wird ein Schriftsteller beklagt, der, wie der Modeailsdruck lautet, eine starke persönliche Note hatte, ob gleich er. fern von gesuchter Absonderlichkeit, volkstümlich zu reden nnd darzustellcn vechtand, Stinde wurde am 28. August 1611 zu Kirch-Nuchcl im östlichen Holstein geboren. DaS Fundament seiner grimdtüchtigc» Bildung war das notinwisscnstbastliche. Nach ausgiebige» Studien auf diesem Gebiete und »ach einer kurzen Tätigkeit als Fabrikchcmiker trat er als iinliirwisscnschnft- licher Schriftsteller hervor und betätigte sich in gemciilversländ licken Aussätzen von liebenswürdiger Form nnd ernstem Gebalt als einer der wenigen Berufenen, die die Ergebnisse uaturwisscn- schaftlichcr Forschungen in weite Kreise zu tragen wissen. Aber schon in diesen Arbeiten, die als „Blicke durch das Mikroskop", als „Naturwisfeuschastliche Plaudercin" und als „Mitteilungen aus der Werkstatt der Natur" auch in Buchform crschieiicn und weite Verbreitung fanden, trat der rein künstlerische Zug Stindes hervor: die Anschaulichkeit seiner Darstellung, seine lebhnstc Phan tasie und tei» behaglicher Humor. Alle oiefe Eigenschaften gaben namentlich feinen« Buche „Die Opfer der Wissenschast", das er unter dem Decknamen Alfred de Valmy 1879 hercmsgab. einen besonderen Glanz. Zugleich aber trieb schon die Heiterkeit Stin des ihr freiere" Spiel in der Beobachtung und Ausgestaltung dcs Volkslebens, in einer Reihe plattdeutscher Komödien l„Hamb»rger Leiden" „Tante Lotte", „Eine Hamburger Köchin", „Die Blumen händlerin von St. Pauli", „Die Familie CarstensG, während seiner lebhcck'en, auf das Sinnige nnd Naive gerichteten Einbil dungskraft prächtige Märchen und Waldnovcllen zu danken waren. Der große Treffer seiner literarischen Wirksamkeit aber war die Nückerkakae von der 8 aINilie Buchbolr. die bumoristische Naturgeschichte deS Berliner Kleinbürgertums, die einen W e l t erfolg davongetragen hat. In Wilhclminc Bnchhol; und ihren Faiiiiliciiaiigekörigcnf die Stinde i» ihrem Daheim, in Italien und im Orient mit treffendem Witz und köstlichem Behagen ge schildert hat, erkannte man überall die Echtheit des Typus und die Urwüchsigkeit der Laune. Slinde ist durch diese Bnchbolz- biichcr, von denen manche, wie „Frau Wilhelmine" über 50 Auf lagen erlebte», in Berlin, wo er feit 1876 ansässig war. einer der populärsten Schriftsteller geworden. Alle Schwäche» und Eigen tümlichkeiten des norddeutschen Philistertums, Halbbildung. Silperklllgheit, harmlose Prahlerei schillern da im köstlichen Farbcnsplel, wahrend zugleich die hausbackene Tüchtigkeit nnd bürgerliche Rechtschaffenheit aus dem gemütlichen Untergrund hcr- porlenchtc». Durch das Stück Volksleben, das in den Geschichten von der Familie Bnchholz fcstgchalten und eigenartig beleuchtet ist, wird StindeS Name wohl für alle Zeit mit dem Berlinertnin Verbunden bleiben. Darüber hinaus ist ihm aber auch »och man ches Werk, manche Erzählung, »amcntlicb manche plattdeutsche Dichtung vollauf geglückt. Als ein Wissender und Könnender bat Stinde »ach verschiedenen Seiten wirksam anSgegrisfen, und die verbindenden Elemente seiner naturwüsenschastlichen nnd humo ristischen Tätigkeit sind die Schärfe der sicheren Beobachtung, die seiner Begabung daS eigentümliche Gepräge gab, und der Sin» für das Volkstümliche, den er im Ernst und iin Scherz bewahrte. Die Dankbarkeit vieler Tausende sichert dem trefflichen Mann ein dauerndes ehrenvolles Gedenken. st* Den Pariser R u b i n st e i n - P r e i s sür Pianisten (5000 Francs) gewann der Zögling «des Leipziger Konserva toriums, Backbauß, der gegenwärtig in Manchester lebt. Ehrenvolle Anerkennungen sür vorzügliches Klavicrspicl erhielten der Wiener EiSner, der Frankfurter Hellberger, der Peters burger Kreuzer und die Pariser Turkai und Swirsky. Reformen im Hotelwesen. Von Eduard Engel (Berlin), llm nicht mißverstanden zu werden, bemerke ich vorweg, daß ich das deutsche Hotelwesen nach meiner Kenntnis sür eines der best« n in Europa halte, wobei ich nicht nur an die Luxushotels, sondern auch manches vortreffliche Gasthaus denke. mir in kleinen Städten auf ineinen Reisen Obdach geboten hat. Wenn ich hier einmal nieine Erfahrungen als vielgereister Manu zu Vorschlägen für Reformen verdichte, so geschieht das nicht, weil ich das deutsche.Hotelwesen für schlecht halte, sondern weil ich es gern musterhaft sehen möchte. Es hat unzweifelhaft in den letzten dreißig Jahren bedeutende Fortschritte gemacht, die sich bis in die kleinste» Gasthäuser der kleinsten Städle verfolgen tasten. Wo gibt es heute noch in Deutschland ein Gasthaus dritten Ranges, in dem man sich in den kleinen Salatschüsfcln waschen müßte, die vnr einem Mcnl'chenalter selbst in den größten Hotels viel fach als Waschschüsseln dienten? Zu ändern aber und zu bessern gibt es im Hoielwcsen noch mancherlei, und aus die Notwendig keit solcher Aenderungen hinzuweisen, ist gerade Sache eines Reisenden, sintemal erfahrungsgemäß die Fachleute, in diesem Falle also die Hotelbesitzer, weil weniger Sinn für die Bedürfnisse dcs Publikums haben, als das Publikum selbst, hier also die Reisenden. Ich sauge mit dem an, was dem Reisenden an einem Hotel zuerst ins Äuge und ins Gedächtnis fällt und während seines Auscitthalts iii einem fremden Ort am festesten im Gedächtnis hasten soll: der Name. Wie unerträglich charakterlos, lang weilig, gleichförmig und in nicht seliencu Fällen albern sind die Benennungen vieler deutscher yotcls! Ist es durchaus notwen dig, daß der Name eines deutschen Gasthauses, ziiinal eines solchen in Mittelstädlcn und Kleinstädten, französisch oder, wie es neuer dings Mode wird, englisch sei? Würde ,cs ,emals einem Pariser oder Londoner Hotelbesitzer einfnllen, sein Haus Hotel Geeste münde z» nennen, wie es in Deutschland jetzt für besonders vor nehin gilt, Hoiels nach der englischen Stadt Bristol zu benamsen? Es schein» wirklich, als ob manche deutsche Hotelbesitzer das Äor! Bristol für etwas ganz beionders Vm^iehmes ballen. Natürlich liegt auf dem Grniwe dieses Gebarens nichts als die bekannte, d. h, berüchligtc Nachäfferei ausländischer Einrichtungen: weil es ein oornehmcs Hole'. Bristol in Paris gab, mußte natürlich auch Berlin eins haben. Das Allcrseinste aber im Hotelwesen scheint jetzt nicht mehr Bristol, jvndern Earlwn zu jcin, und in dieser Verfeinerung ist Berlin fogar Poris über. Ein altes Herzogshaus in Euglaiiv beißt Earliou. es hat also nichts Lächer liches. wenn ein Londoner Hotel und ein feines Speifehaus sich den jedem Engländer aus seiner Geschichte mohlbekonn» Namm
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite