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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020314021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902031402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902031402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-14
-
Monat
1902-03
-
Jahr
1902
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neuern, so seien sie nicht sehr zu tadeln, daß sie sich der erbeuteten englischen Khaki-Uniformen bedienen, aber dies mache den Eng ländern das Kämpfen schwieriger, zumal die Boeren auch die englischen Truppenformationen nacbahmen, um die Briten m täuschen. Der Sieg über Lord Melbuen habe den Boeren im westlichen Transvaal eine Menge Munition und Gewehre verschafft, allein es fehle ihnen an Leuten und die Affaire würde daher keine ernsten Folgen baben, wenn Lord Kitchener genügend Truppen nach dem westlichen Transvaal senden könne, wo bisher immer Mangel an englischen Streitkräften geherrscht habe, worauf Lord Methuen wiederholt hingewicsen haben soll. politische Tagesschau. * Leipzig, 14. März. Der schon lange so schläfrige Reichstag hat sich auf mehr als vier Wochen, bis zum 15. April, gänzlich zur Ruhe be geben. Die Vertagung bedeutet, von einzelnen Tagen und von den Commissionsmitgliedern abgesehen, nur für einige Dutzende Abgeordnete eine Veränderung. Was seit dem Wiederzusammeniritt, in 64 Sitzungen, geleistet und nicht geleistet wurde, haben wir bereits aufgezählt. Daö Letztere überwiegt. Der Rest des EtalS wurde gestern noch in einer Sitzung so lang, wie sie der Reichstag wohl noch nicht gehalten hat, mit dem F eiß des Faulen abgehaspelt, wobei es, beiläufig bemerkt, wieder zu einer Polendebatte kam. Aber da der Reichsbaus- halt füglich fertiggesiellt werden mußte, so ist eine nennenswerthe abschließende Arbeit überhaupt nicht zu verzeichnen. Aber daS Plenum hat doch nicht stark enttäuscht, da man von ihm nicht viel erwarten konnte. Die Hauptsache, die Z o l l g e s e tz e, bis zu Ostern für die zweite Berathung reif zu machen, war eine Unmöglichkeit für die T a r i f c o m m > s s i o n. So langsam aber, wie sie gethan, hätte die Commission jedoch nicht arbeiten müssen. Auch sie ist gestern in die Ferien gegangen, und zwar, obwohl ihren Mitgliedern eine Ver gütung für die Thäligkeit außerhalb der Zeil der Plenar- berathungen noch nicht bewilligt worden ist, nur bis zum 8. April. Auf die acht Tage kommt cS den Herren offenbar nicht an. Vor dem nächsten Auöeinankergehen des Reichs tages, das wahrscheinlich lange vor dem Pfingstfest erfolgen soll, muß in dieser Richtung etwas geschehen, heißt eö. Die letzte Sitzung der Commission entsprach dem bisherigen Verlaufe. Blumen und Gemüse, die der Tarifentwurf frei eingehen lassen will, wurden mit einem Zoll belegt. Der Kanzler hatte das Auswärtige Amt vorgeschickl, nm im Interesse der HandelSvertragöverhandlungen mit Italien zu widersprechen. Der Staatssekretär v. Richt Hofen gab dem gekränkten Erstaunen Ausdruck, daß die Mehrheit gegenüber Erklärungen der Regierung, sogar solchen, die vom Stand- puncte der auswärtigen Politik abgegeben wurden, so thuc, als ob sie nicht erfolgt seien. Das kommt vielleicht zum Theil von der NegierungStaklik her, die wir uns kürzlich fehr maßvollen Zollpolitiken! zu inniger Freude, der extremen Linken zu Leide — als „Erkläricht" zu bezeichnen erlaubt haben. Die Waffe der gesprochenen Abwehr von Zoll erhöhungen ist durch übermäßigen Gebrauch abgestumpft worben. Sodann kam in Betracht, daß die gänzliche Frei lassung ausländischen Gemüses vom Zoll sehr Vielen nicht recht einleuchten will. Es bandelt sich dabei in der Tbat überwiegend um LuxuSwaaren. Aber die territorialen Interessen der Handels gärtner — nicht des Blumen- und Gemüsehandels — sind in den verschiedenen Reichsthellen verschieden und die Nachtbeile einer Zollauflage scheinen — das Ganze in Betracht gezogen — die Vortheile zu überwiegen. Das muß noch weiter aufgeklärt werden, denn für eine sach gemäße Entscheidung sollte dieser Punct der einzige ent scheidende sein. In der Commission aber scheinen gestern Gemäßigte unter dem Eindrücke gestanden zu haben, daß bei den Positionen Blumen und Gemüse die unglückselige Caprivi'sche Regel von der „Stärkung der Bundesgenossen" in der Regierung aufgelebt sei. Mit der letzten DreibundSrede des Reichskanzlers würde diese Erscheinung allerdings schleckt übereinstimmen. In jedem Falle ist die von dem Herrn v. Nichthofen gestern gezeigte Cmpfindlickkeit nicht recht verständlich. Es handelt sich um eine erste Commissionslesung, und daß die stark agrari schen Elemente der Mehrheit, die dennoch etwas zu Stande bringen wollen und deshalb bei den Mindestzöllen für G-treide sich große Resignation werden auferlegen müssen, die Bestimmungen des MaximaltarifS im ersten Augenblick und unbesehen hinunterschlucken würden, wird die Regierung doch nickt erwartet haben. Mit diesem Vorhalte soll der gestern erhobene Anspruch des Frbrn. v. Wangen- beim, „beauftragter" Anwalt der „nationalen Arbeit" zu sein, keineswegs anerkannt werden. Sobald einmal ein „Genosse" oder ein socialdemokratisckes Blatt etwas sagt, was anders klingt, als die Kundgebungen der Herren Bebel und Singer, flugs ist in bürgerlichen Blättern, die Leser und Inserenten aus socialdemokratiscken Kreisen baben möchten, von einer „Mauserung der So- cialvemokratie" die Rede. Und findet sich einmal in einem ultramontanen Blatte eine Aeußerung, die aus den ersten Blick im Widerspruche zu den Ansichten und Wünschen der klerikalen Führer zu stehen scheint, so kann man darauf wetten, alsbald in balbosficiösen Organen wenigstens die Andeutung zu finden, daö tzciitrum habe in dem Mausc- ruugsprocrsse, in dem cs sich befinde, abermals ein Fcderchen verloren. So wird es jedenfalls infolge eines Leitartikels der „Köln. Volkszeitung" auch jetzt heißen, weil dieser Artikel, der sich formell gegen den Professor Einig in Trier richtet, als ein ickarfer Vorstoß gegen den IesuitiSmus ausgesaßt werden kann. Professor Einig hat sich in einem kirchlichen Oigane darüber beichwert, daß die von Laien geleitete Centrumspresse die Grenzen ihrer Zuständigkeit nicht immer einlalte: über die Erziehung des Klerus in Seminaren und Convictcn, über das vom Papst der französischen Nation für Palästina und China eingeräumte Protektorat, über die Exegese bischöflicher Kundgebungen und über die richtige Methode im theologischen Unterricht — darüber habe nur die kirchliche Behörde sich zu äußern. Die „Köln. VolkSztg." nimmt im Gegensätze zu Professor Einig sehr energisch auch betreffs der angeführten Punkte das Recht der freien Meinungsäußerung in Anspruch und prophezeit „wirkliches Unbeil", wenn die „Corrcctcn" alle die, welche die lidertn» in «lubiis bockhalten, in ein und denselben „liberal-katholischen Topf" würfen. „Es ist eine der vornehmsten Aufgaben aller aufrichtigen Katholiken Deutschlands", schließt die „Köln. VolkSztg.", „diese Entwickelung zu verhindern, in gemeinsamer Abwehr gegen die Zeloten und Hetzer von rechts und links." — Damit hat in der Tbat das rheinische Ccntrumö- organ den IesuitiSmuö impieito als zelotisch und ketzerisch gekennzeichnet. Denn was das rheinische Centrumsblatt bei dem Trierer Professor Einig bekämpft, ist dem Wesen nach lange vor Einig m dem Iesuitenorgan „Stimmen aus Maria Laach" vertreten worden. Und zwar ist es der Jesu itenpal er Lehmkuhl, der in der zweiten Hälfte deS vorigen Jahres Einspruch dagegen erhob, daß die politische Presse an der Behandlung der katholischen Moraltbeolozie durch die Kirche Kritik übe. Als sowohl „Germania" wie „Kölnische Volkszeitung" wider diesen Einspruch Lehmkuhls remonstrirten, kam der genannte Jesuitenpater im Sep- temberhefte der „Stimmen aus Maria Laach" auf die Angelegenheit zurück. Auf seinem Standpunkte beharrend, setzte Lehmkuhl auseinander, auS welchen Gründen der Katholik an kirchlichen Einrichtungen wie die Behandlung der Moraltheologie keinerlei Kritik üben dürfe. „Tie Laien, das Publicum, daö katholische Volk", schrieb Lehmkuhl wörtlich, „hat in den Dingen, welche der Negierungsgewalt der Kirche unterstehen, gar nichts zu bestimmen, sondern hat sich den Anordnungen der kirch lichen Obern zu fügen . . . Diese Unterwürfigkeit unter die gottbestellten kirchlichen Obern ... ist der Ruhm der Katholiken, weil sie von Christus gewollt ist und auf ibr die Hoffnung des ewigen Heils beruht." Jene Unterwürfigkeit hat der Katholik nach Lehmkuhl'S weiteren Ausführungen nicht nur auf dem Gebiete zu bewähren, wo die kirchliche Autorität mit dem Vorreckte der Unfehlbar keit auftritt; zum Beweise hierfür citirt Lehmkuhl das Schreiben des Papstes Pius IX. vom 2l. December 1863 und Nr. 13 d-s SyllabuS. Den Gedankengang Lehmkuhl'S hat sich also Professor Einig mit seiner Klage über Competenz- überschreitungen der von Laien geleiteten Centrumspresse zu eigen gemachl. Der Vorstoß der „Köln. VolkSztg." gegen den Trierer Professor trifft also zugleich den JrsuitiSmuS. Eö würde uns daher auch nicht wundern, wenn man in jenen Kreisen, die dem Centrnm gern durch Aufhebung des Jesuiteng es eyeS entgegenkommen möchten, auS dem Artikel deS rheinischen CentrumSblatteS den Schluß zöge, diese Aus hebung könne ohne Gefahr geschehen, weil die deutsche klerikale Presse die „frommen Väter" schon in die Zucht nehmen und sie zu einer „Mauserung" bringen werde. Man braucht sich aber nur an die Vorgeschichte des VaticanumS zu er innern, um zu wissen, wie falsch ein solcher Schluß ist. DaS biöcken Selbstständigkeitsgelüste, daS jetzt ruweilen in der deutschen klerikalen Presse gegenüber den Lehren einzelner Jesuiten sich regt, würde wie Märzenschnee vor der Sonne schwinden, wenn der Jesuitenorden seine Tbätigkeit und seinen Einfluß im Reiche oder auch nur in einzelnen Theilen des selben ungestört ausüben dürfte. Ein Bericht unseres Mitarbeiters in Sydney vom 3. Februar giebt eine drastische Illustration der Chamberlain'schen Phrasen vom geeinten englischen Weltreiche und der gerühmte» Colonial-Loyalität. Es heißt da: Mr. Chamberlain hat den Premierminister des Commonwealth und den von Neu-Seeland zur Thrilnabme an den Krönungsfestlichkeiten König Eduard s Vll. eingeladen, aber nicht die Premiers der einzelnen Staaten. Mr. See, der Premier von Neu-Süd-WaleS, hat nun ein Kabel an Chamberlain gesandt, in dem er dagegen protestirt, daß die Staaten-Premicrs dem Premier von Neu-Seeland unter geordnet behandelt würden. Die Premiers aller anderen Staaten, mit denen Mr. See darüber conferirte, mit Annabme des von West-Australien, billigten diesen Schritt. Mr. See sagt, daß sein Vorgehen keinen persönlichen Charakter trage, sondern daß er wünsche, daß die Stellung der einzelnen Staaten erhalten bleibe. Queensland, Süd-Australien und Tas manien haben ihre Oberstaatsanwälte (attorue^Z^euoral) in- slruirt, mit dem Generalagenten von Ncu-Süd-Wales in London zu covperiren. Nun hören wir per Kabel von London, daß Chamberlain erklärte, cs sei unmöglich, die Anfrage See s zu berücksichtigen, d. b. die Premiers der einzelnen Staaten auf dieselbe Stufe wie Mr. Barlon, dem Premier deS Com- Abend-Ausgabe. 4 -8.P4S01 Freitag den 14. März 1902. ne» «»ne» LdL tvn der ral Der Krieg in Südafrika. Auslieferung Lvr» Methuen'S? l.v. l.v. l.v. ^7:101,bU l.v. Lv l.0. l-v. >0. tslt-oau i.l>. i. I>. 1.l>. t.0. l.v. ÄIN englischen Unterhaus« erwiderte gestern Gene dem Ver- Der Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Nokizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Bezugs-Preis fji der Hauptexpeditton oder den tm Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich -ck 4.50, — zweimaliger täglicher Zustellung ins Laus.-4 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. 6. Mau abonnirt ferner mit entsprechendem Postaufschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, deu Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug uur unter Kreuzband durch die Expedition dieses Blattes möglich. Maclion und Expedition: Johaunisgaffe 8. Fernsprecher 153 und 222. FiUalewrditi-irr» r Alfred Hahn, Buchhandlg., Umversitätsstr.8, L. Lösche, Katharinenstr. 14, u. KöuigSpl. 7. Haupt-Filiale in Lerlin: SSniggrätzerstraße 116. Fernsprecher Amt VI Nr. 33V3. Kriegsminister auf verschiedene Fragen, Methuen und Oberst Townsend würde» nehmen nach heute in Klerksdorp erwartet, sie behandelnde Arzt melde, daß beide sich wohl be fänden. Er — Redner — nehme an, daß sie freigelassen seien, obgleich daS in dem betreffenden Telegramm nicht aus drücklich gesagt sei. (Beifall.) Die Untersuchung gegen Kruitzinger sei verschoben worden, weil die Prüfung der Zeugenaussagen noch nicht beendet sei. Healy fragte, ob die Regierung ebenso hochherzig sein und Kruitzinger freilafsen werde. (Beifall bei den Nationalisten.) Die Frage wurde von dem Minister nicht beantwortet. * London, 13. März. DaS KrieaSamt veröffentlicht ein Telegramm Lord Kitchener'S auS Pretoria von heuie: „Lord Methuen wurde heute nach KlerkSdorp gebracht; er befindet sich gut". Gefangen oder ausgeliefert? Es wäre unbegreiflich und durchaus unentschuldbar, wenn Delarey bei der etwaigen Auslieferung des englischen Generals den tapferen Kruitzinger Preisgeben würde. Die Kriegslage. Der „Täglichen Rundschau" wird depeschirt: In der Umgebung Krüger'S herrscht eine überaus zuversicht liche Stimmung in Bezug auf den weiteren Fortgang deS Krieges, die genährt wird durch gestern und vorgestern ein getroffene Depeschen, über deren Inhalt jedoch Stillschweigen beobachtet wird. Präsident Krüger erhält fortgesetzt zahlreiche Glückwunschtelegramme und äußerte zu seiner Um gebung, daß er zwar niemals den Muth verloren habe, daß er aber heute boffnungSfreudiger als je in die Zu kunft blicke. ES wird al« ziemlich sicher hingestellt, daß die in Amerika weilenden Boerendeputirten nach Süd afrika reisen, um genauen Einblick in den gegenwärtigen Stand der KriegSunternehmungeu zu gewinnen. Ein englischer Officier, der früher an den Ope- rakiönen in dem Gebiete, in welchem Lord Methuen von den Boeren geschlagen und gefangen worden ist, theilnahm, hat einem Mitarbeiter deS „Daily Telegraph" gesagt, daß seiner Ansicht nach die Boeren keinen ausgedehnten Gebrauch von den er beuteten Geschützen werden machen können, da sie nur wenig Artilleristen baben. Zu Anfang des Jahres 190l habe Delarey einige Geschütze gehabt, aber dieselben selten benutzt. Jetzt habe er 6 Geschütze und 2 PompomS, mit welchen letzteren die Boeren besser umzugeben verstünden. DaS ganze westliche Transvaal von der Eisenbahn Kimberley-Mafeking bis zu der Blockhanslinie Klerksdorp-BenterSdorp nördlich von Rusteu- berg sei nun Delarey preisgegeben, und wenn er wollte, könnte er zeden Augenblick Mafekiug oder Vryburg nehmen; in Mafeking stünden nur einige Compagnien englischer Infanterie; aber die Boeren haben keine Neigung, Städte zu nehmen, da sie Straßengefechte scheuen. Lichten bürg sei stark verschanzt und eS befänden sich dort zwei 15-Pfünder. Wenn Grenfell, der 1300 Berittene bei sich habe, in Folge der Zersprengung der Colonne Lord Methuen's ohne Vor räche sei, müsse er sich aus Lichtenburg zurückzichen. Außer Grenfell könnte augenblicklich nur Kekevich den Boeren unter Delarey entaegentreten, aber da auch Kekevich nur etwa 1000 Mann zur Verfügung habe, werde Lord Kitchener Wohl beiden befehlen, zu warten, bis sie Verstärkungen erhalten haben. Da die Boeren keine Gelegenheit hätten, ihre Kleidung zu er- <ckt«n- > t.v. t.o. l. i>. aüt°,j.n- t.U- o-L'Ä t.v i.v t.v. Anzeigen-Preis die flgefpaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach richten («gespalten) 50 H. Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung «0.—, mit Postbesörderung .«! 70.—. AnnatMkschluk für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Stachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrocheu geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 86. Jahrgang. > » l. o. LV. tl«rx - t.v. v I». I». V. v !> I>. I». V. V. t. t. l. I). v. v. v. .. v l. 0. - t l>. -UeiN.V. -tt. t-v. tlarlti Feuilleton. zss Die drei Freunde. Roman von Robert Misch. Nachdruck verton». Wer weiß, er hätte ihm vielleicht den Malerberns ver ziehen; er hätte vielleicht eine reiche Frau für ihn ge funden, in Rohrbach und Umgegend natürlich. Der Junge hätte sich vielleicht da ansässig gemacht, wenigstens für die schönere Zett -eS Jahres. Durch all' diese Pläne, die er vielleicht hätte haben oder auSsühren können, hatte diese verwünschte, übereilte dumme Hetrath einen Strich gemacht. An alles das mußte er jetzt wieder denken; aber mit einem kräftigen Ruck richtete er sich wieder auf, zog den Mantel fest um sich und erstieg erstaunlich schnell die letzte Treppe. Nur nicht lange gefackelt; die Madame sollte ihn bald kennen lernen. Von einem weißen Schildchen neben -er Wohnungs- thür links leuchtete ihm, schon ehe er hinauf kam, in schwarzen Lettern entgegen: „Bruno Breitinger, Kunst maler". Der Name war von kunstvollen Arabesken um rankt — „Spielereien", wie der Alte derartige Dinge nannte. Er hielt sich nicht lange damit auf. Den breiten Daumen mit überflüssiger Kraft auf die elektrische Klingel drückend, ließ er eine geraume Weile das scharfe Läuten durch die Wohnung dringen. Aber Alles blieb still. Das Frauenzimmer war nicht daheim. Wüthend stieß er mit dem Fuße auf. Ein er neutes, langes Läuten, — wieder nichts! Herr Bürger meister Breitinger war empört. Nicht zu Hause, wenn e r kam?! Zwar hatte er nicht die Stunde seiner Ankunft, ja nicht einmal -en genauen Tag derselben anaemeldet; aber trotzdem empfand er eS als eine starke Rücksichts losigkeit. Die vier abscheulichen Treppen Nun wieder hinunter und nachher wieder hinauszusteigen — nein, dazu war er nicht zu haben. Lieber warten, bis es der Gnädigen ein fiel, hetmzukommen. LIS ihm nach einiger Zeit die Beine vom Stehen weh thaten, setzte er sich auf die oberste Stufe und zündete sich eine Eigarre an. Es dauerte lange, Viertelstunde um Viertelstunde ver ging, und der Bürgermeister war schon so ungednldig, daß er mit den Küßen einen Zornmarsch auf dem Boden tram pelte. Dann legte er den Kopf in beide Hände und ver suchte eben ein wenig einzuschlummern, als er durch den Lärm der unteren Stockwerke einen feinen hüpfenden Tritt hörte. Durch die Finger musterte er den Kommenden. Ein ganz kleines Kerlchen ivar eS, die kleinen strammen Bein chen in langen Höschen von dunkelblauem Tuch, dazu ein richtiges, elegantes Sackjackett, wie ein Erwachsener. Und unter dem großen, weißen Filzhut fiel ein Strom goldener Locken herunter um das erstaunte Kinder gesichtchen. Der Kleine glitt bei dem unerwarteten Anblick deS Fremden einige Stufen hinunter und blieb dann lautlos stehen. Der Bürgermeister ließ die Hände sinken und nun schauten sich Beide eine Minute lang aufmerksam und schweigend an. „Du Mann — was willst Du hier?" fragte der Kleine endlich mit einem piepsenden Stimmchen. Herr Breitinger knurrte etwas Unverständliches. Von unten her rief eine ängstliche Frauenstimme: „Dietrich!" und das Kind sprang wieder hinunter, seiner Mutter ent gegen. Frau Paula, die mit Klein-Bruno auf dem Arm und Helga am Rockzipfel heraufkam, wußte gleich: er war cs. Die Beine zitterten ihr vor Angst; sie schlug die Augen nicht auf und dankte heimlich dem lieben Herrgott, das; Leue und Mieglitz nicht wcggegangen waren, sondern langsam hinter ihr her kamen. Sic stolperte die paar Stufen in größter Hast hinauf und trat sich dabei den Saum ihres TrauerkleideS ab, waS sie noch mehr verwirrte. „Sie sind gewiß. . . sind Sie vielleicht —?" stotterte sie und bemühte sich vergebens, den langen Trauerschleier zurückzuschlagen. „Ihr seid die Schwiegertochter", sagte Bürgermeister Breitinger bestimmt, als dulde er keinen Widerspruch. „Seit einer Stunde warte ich auf Euch. DaS ist doch keine Art." Paula zog bestürzt ihre beiden Hände, die sie ihm ent- gegcngestreckt, und die er nicht ergriffen (er hatte die seinen in dem majestätischen Ueberrock vergraben), wieder zurück und knixte kindlich. Sie war so aufgeregt, daß ihr nicht einmal der Thrünenstrom kam, wie es sich bei der ersten Begegnung mit Bruno s Vater doch eigentlich gehört hätte. Während sie die Thür aufschloß, ungeschickt genug in ihrer zitternden Hast, langten auch Leue und Mieglitz an. Kranz kannte -en Alten ja aus seiner Jugendzeit, und auch Mieglitz wußte, wer dieser Wauwau war. „Guten Abend!" sagten er und Mieglitz und Beide lüfteten feierlich ihre Hüte. Der Bürgermeister von Rohrbach nickte nur stumm. Er liebte es nicht, höflich gegen Fremde zu fein. Niemand in Rohrbach war entgegenkommend gegen Leute, die man nicht kannte. Und gar gegen solches Künstlervolk, das nicht satt zu essen hatte. Und -er da ... . das war ja doch -er verkommene Journalist, der Rohrbachcr Schusterssohn, der aus der Kutte gesprungen war, Bruno s unseliger Verführer und Kumpan, der sicher auch dazu beigctragen hatte, ihn ins Grab zu bringen. Und jetzt hielt er sich an die Wittwe, wie es schien, um weiter zu schmarotzen. Aber der sollte sich wundern! Beim Eintritt in die verwaiste Wohnung versuchte der Bürgermeister, um gleich seinen Standpunkt in dieser Sache klar zu legen, die beiden Freunde einfach auszu schließen. Aber Leue setzte ebenso kurz entschloßen seinen rechten Fuß zwischen die Thür und marschirte kaltlächelnd am Schwiegervater vorbei, in das Wohnzimmer hinein. Paula hatte von diesem kleinen, stuinmen Geplänkel zum Glück nichts bemerkt. Sie nestelte ihren Hut ab, zog krampfhaft an -en Handschuhen und lächelte ein süßes, schmerzhaftes Lächeln, wie ehemals, wenn Bruno sie ge scholten hatte oder das Wirthschastsgeld unvermuthet zu Ende war. Der Bürgermeister sah sich beim Eintreten neugierig um. So hatte er sich's freilich nicht vorgestellt. Dach kammer war cs keine. Viel unnützer Krimskrams, Waffen und seidene Fetzen, Bilder und Fächer an -en Wänden, wie es in Rohrbach kein Mensch hatte. Und lange Faul stühle und dicke Teppiche auf dem Boden. Lauter Staub fänger! Da mußte er freilich eine Lungenkrankheit kriegen, der arme Kerl. „Also, da hat er gewohnt, mein Sohn!" sagte er, sich umständlich ntedcrlafsend. Dann holte er ein großes, rotbeS Taschentuch hervor und begann sich ebenso umständlich zu schnauben. Kaum bemerkte dies Paula, al» auch st« herzbrechend zu schluchzen anftng. Auch die Freunde schauten wehmüthig vor sich hin. Nur der kleine Dietrich theilte die allgemeine Ergriffenheit nicht und spazierte, den Kinger im Munde, neugierig um den Alten herum. Ob das der Großvater war? Einen Großpapa hatte er sich eigentlich ganz anders vorgestetlt — noch viel älter und viel freundlicher. Alle schraken zusammen, als der Schwiegervater plötz lich mit harter, lauter, noch von Thräncn heiserer Stimme rief: „Das kommt davon, wenn man seinem Vater nicht folgt! Sünd' und Schänd' ans die, die ihn verlockt haben, bis -er junge Mensch zn aljem Schlechten Ja und Amen gesagt hat! Die Anwesenden sind keineswegs ausge nommen .... sind keineswegs ausgenommen — im Gegenthcil!" Er beschrieb mit dem unförmlichen Rockärmcl einen Kreis nm die Anwesenden, damit ihnen kein Zweifel bliebe, wen er damit meinte, und lehnte sich dann, ihnen den Rücken zuwendend, in seinen Sessel zurück. Die Gescholtenen schauten sich einen Augenblick ver blüfft an. Leue mar ganz blaß geworden. Den Hut in der Hand, trat Mieglitz vor den Alten. „Gestatten Sie zunächst, mein Herr, daß ich mich vor stelle: Opernsänger Mieglitz!" Der Bürgermeister nickte wieder majestätisch und brummte etwas vor sich hin, was ebenso gut eine freund liche Entgegnung als eine lÄrobheit sein konnte. Mieglitz nahm es für das erstere und fuhr freundlich lächelnd fort: „Ihre Voraussetzung, mein Herr, daß wir Brunv's intime Freunde waren, ist vollkommen richtig. Sie be finden sich aber im Jrrthum, wenn Sie vermuthen —" „Wird die Schwiegertochter nun endlich sorgen, daß ich ohne fremde Leut' mit ihr reden kann?" fragte der Bürgermeister den kleinen Dietrich, der sich furchtlos an -en Lehnsessel angehängt hatte. „Sie irren sich in -er That", rief nun auch Franz ent rüstet, „wenn Sie glauben, unser Einfluß auf Bruno sei unheilvoll für ihn gewesen. Im Gegcntheil —" Der alte Mann warf ihm einen verächtlichen Seiten blick zu. „Mischt Ihr Euch nicht drein! Euer Vater, der Schuster, ist ein Atheist, und Ihr seid auch einer. — Bub', sag' Deiner Mutter, ich habe mit ihr allein zu reden!" Der kleine Dietrich kicherte vergnügt und hüpfte auf einem Beinchen wie ein junger Storch. Aber den Lehn»
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