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Dienstag, den 19 . April Liese verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentag« »bend« (initDatum de» nächsten Lag«») und kostet mit den sechs »Scheiitlichen Beiblättern: 1. Sächsischer Erzähler, L. Meine Botschaft, 8. Gerichts »Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, t. Jllnstrirtes Unter- haltrmgsblatt, K. Lustiges Bilderbuch monatlich 50 Pfennig«. 1899. Postliste r Nr- 2808, Lktegramm -Adrige: Sencralan»«!»«, Lernlprrchst-lle Nr. iso. für Chemnitz «n- Umgegend. (Sächsischer LandeS-Rnzeiger). Gegrsmdet 1»VS al-„Nnzelger" n. Berlag uud RotatioeeOmaschtnrn-Dru» von Alexander Wied« in Chemnitz, Lheaterstratz« Nr. 8» Anzeigenpreis: «gespaltene CorpuSzeile (ca.S Silben fassend) oder deren Raum ISPfg. (Preis- Verzeichnisse L. Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle («gespaltene Petit-Zeile circa 11 Gilben fassend) 30 Pfg. — Anzeigen können nurbi« Bormittag 1« Uhr angenommen werden, da Druck «nd Verbreitung der große» Auflage längere Zelt erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finden sitr billigsten Prei» zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer Eiseilbahn-Zettlmg. Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien. Nach stürmischen Debatten nahm der Senat in Washington mit 67 gegen 31 Stimmen die Ausschußresolutionen mit einer Ab änderung an. Darnach wird die Lostrennung Cubas von Spanien ausgesprochen, die Insel als Republik anerkannt und der Präsident Mac Kinley aufgefor dert, diesen Beschlüssen mit Gewalt Geltung zu ver schaffen. So hätte sich nun auch der Senat für den Krieg erklärt. Da die Beschlüsse des Repräsentantenhauses und des Senates voneinander etwas abweichen, so tritt nunmehr eine Kommission beider Körper schaften zusammen, um eine Einigung in der Fassung der Beschlüsse herbeizuführen. Es kan» indeß kein Zweifel bestehen, daß der Krieg so gut wie eine beschlossene Thatsache ist. Das Kriegsdepariement der Vereinigten Staaten hat sich schon Vor der Beschlußfassung des Senats zu einer militärische» Maßregel zu Lande entschlossen. Es hat die Konzentrirmig ovn 22 Jnsanterie- regimentern, 6 Kavallerieregimentern, 3 Artilleriercgimentern und 10 fahrenden Batterien an der Nordküsie des Golfes von Mexiko an geordnet. 8 Jnfantcrieregimciiter werden nach New-Orlea»s, 7 nach Mobile in Alabama und 7 nach Tampa in Florida dirigirt, während die Kavallerie und Artillerie am Chickamangafliissc vereinigt werden sollen. Der Chickamanga ist ein kleiner Nebenfluß des Tennessee in der Nordwestecke des Staates Georgia, in der Nähe des Eisenbahn knotenpunktes Rome. Die Gegend am Chickamanga gestattet offen bar die leichte Sicherstellung der Verpflegung für die 6000 Pferde des Expeditionskorps, und von Rome ans könne» Artillerie n»d Kavallerie erforderlichenfalls mit de» Ei cnbahnni über Moutgvmery, Cvlumbns und Atlanta leicht an die Einschissungspunkte New-Orlecms, Mobile und Tampa gebracht werden, wenn die bereits dort befindliche Jnsänierie mit den leichten Batterien auf Cuba gelandet sei» wird. Obwohl fast die ganze stehende Uniousarmcc für die Expedition nach Cuba bereit gestellt wurde (es bleiben nur 3 Infanterie-, 4Kavallerie- Nnd 2 Artillerieregimenicr zu Hause), so ist die cmfgcbotene Streit macht doch durchaus nicht sehr imposant. Da nämlich die Jnfanteric- regimentcr der Union nur 625 Man», die Kavallerieregimenter 617 Reiter und die Artillericregimenter 670 Artilleristen mit je 48 Ge> schützen zählen, so umfaßt das ganze Expeditionskorps nur 11,550 Infanteristen, 3700 Reiter und 2680 Artilleristen mit 114 Feld- und 40 fahrenden Geschützen. Es läßt sich noch nicht sagen, ob hinter der Truppen-Konzcntrirung der Amerikaner nur eine Drohung oder aber eine ernste Absicht steckt. Wenn das Letztere der Fall Wäre, so müßte man annehmen, daß die Amerikaner den Handstreich auf Cuba noch vor der Ankunft der spanischen Flotte in den west indischen Gewässer» aussühren wollten, um so eine vollbrachte That sache zu schasse», bevor »och in einer Seeschlacht über die Herrschaft im Golfe von Mexiko und im caraibischen Meere die Entscheidung gefällt worden wäre. Wenn diese Seeschlacht ein ungünstiges Er- gebniß für die Amerikaner haben sollte, so würden sie ihr Landungs korps auf Cuba den größten Gefahren auSsetzen, denn dasselbe wäre dann vom Mutterland« abgeschnitten und müßte erst den Entsatz durch eine neu zu bildende Unionsflotte abwarten. Vorläufig, bevor der Krieg erklärt ist, dürfte der jetzigen Truppen-Konzentrirung wohl nur die Bedeutung zukommen, im Sinne der Resolution des Kon gresses die Mittel bereit zu stellen, um die Intervention auf Cuba ausznführen. Die Spanier treffen indeß für alle Fälle Vorbereitungen. Sie haben 8 Bataillone aus dem Innern nach Havanna gezogen, was darauf schließen läßt, daß sie die Hauplstadt auch gegen einen Angriff von der Landseite her, den das an einem anderen Punkte gelandete amerikanische Expeditionskorps im Vereine mit den Insurgenten unternehmen sollte, vertheidigen wollen. Durch die Zurückziehung der spanischen Truppen cm» dem Innern in die Hafen städte würde aber die Insel selbst von Truppen entblößt und die selbe samiut ihren reichen Hilfsquelle» dem Gegner ausgeliefert. Es sind noch folgende telegraphische Meldungen zu verzeichnen: Madrid. Nach aus Washington hier eingetroffenen Regierungs- depesche» ist infolge des Beschlusses des amerikanischen Senates nun mehr jede Hoffnung ans Erhaltung des Friedens geschwunden. Der Ministcrralh Hai daher bereits alle Vorschläge festgesetzt, welche dies bezüglich dem Parlament zu unterbreiten sind. Madrid. Sämmtliche spanische Konsularleitungen erhielten die Weisung, alle im Auslande lebenden waffenfähigen Spanier sofort nach der Heimath zu senden. London. Die spanische Regierung läßt den Blättern eine Warnung zugehen, daß die Veröffentlichung militärischer Vor bereitungen strasbar sei. Es verlautet, die spanische Regierung wolle einige zwischen Dover und Calais verkehrende Passagierdampfer als Depeschendampfer ankausen. Die amerikanische Negierung wies den amerikanischen Konsul in Southampton telegraphisch an, die Paffagier dampfer „New-Aork" und „St. Louis", welche Amerika gelaust hat, sofort hcimzusenden. Beide dampften sofort ab. Ein in Southampton eingetroffenes Schiff will die spanische Flottille im Kanal gesehen haben. Rew-Novk. Die Beschlüsse des Senats werden am Montag an das Repräsentantenhaus gelangen» wo die Verwerfung dieser Beschlüsse sicher ist. (?) Daiin folgt eine Konferenz von Detegirten der beiden Häuser des Kongresses. Die Friedenspartei hofft, dann noch eine längere Verzögerung durchzusetzen, indessen soll Mac Kinleh seine Friedenshoffnungcn aufgegeben haben und wird angeblich am Dienstag ein Ultimatum betreffs Räumung Cubas stellen. Im Senat wurde» durchweg kriegerische Reden gehalten. — General Lee Wurde benachrichtigt, daß er im Kriegsfälle ein Virginier Frciwilligcn- Regimcnt zngetheilt erhalten werde. Er will aber durchaus Truppen gegen die Spanier auf Cuba führe». Berlin. Aus London vorliegende Washingtoner Meldungen berichten, daß neuerdings alle Mächte außer England das Vorgehen der Vereinigten Staaten stark mißbilligen und eine Haltung zu Moderne See-Ungethüme. Die Spruchweisheit der Römer, die behauptete, daß die Schiff fahrt nothwendigcr sei als das Leben, ist zwar nnr eine schöne Hyperbel, doch hat sie in dem modernen Zeitalter der industriellen Entfaltung immerhin etwas von ihrer Ucbertrcibung verloren. Noth- wendiger als das Leben ist die Schifffahrt nicht, wohl aber bildet sie die Seele des Handels und der Industrie, die einen erstannlichen Ansschtvung gcnvmmcn haben, seit die Dampfer die Meere nach allen Richtungen der Windrose durchkreuzen. Mit dem Baue des erste» Dampfschiffes begann ein neuer Abschnitt in der gewerblichen Thätig- keit der Völker, und seitdem steht die Entwicklung der Industrie in stetem Wechselvcrkchre mit der Verbesserung der Verkehrsmittel zur See. Jede Neuerung im Schiffbau, welche die Geschwindigkeit und Sicherheit der Fahrt erhöht, kommt der Industrie zu Gute und spornt sie zu neuer Thätigkeit an. Wie M. Folticineano in der „N. Fr. Pr." erzählt, fuhr man vor 50 Jahren von England nach Rew-Uork in fünfzehn Tagen; gegenwärtig wird derselbe Weg in süns Tagen zurnckgelegt, und in einer weit größeren Progression ist der Handelsverkehr zwischen der alten und neuen Welt gestiegen. Die großen Hochseeschiffe eilen jetzt achtzehn bis zwanzig Seemeilen oder dreiunddreißig bis sicbenunddreißi'g Kilometer in der Stunde vorwärts. Der „Fürst Bismarck" der Hamburg-Amerikanischen Packctfahrt-Gcsellschaft mit 153,16 Meter» Länge, 17,57 Metern Breite und 11400 Tonnen Wasserverdrängung fährt 19,78 Seemeilen in der Stunde; von Southampton nach New- Aork braucht er blos 158 Stunden. Solch ein Uugethüm bildet eine Welt für sich, denn außer seiner Bemannung von dreihundert Köpfen Vermag er »och dreizehnhundert Passagieren Nani» zu gewähre». Für seine zwei dreifachen Expansions-Maschinen von je achttausend Pfcrdekräsien führt er 2700 Tonnen Steinkohlen a» Bord. Und doch ist der „Fürst Bismarck" durch die See-Ungethüme des Norddeutschen Lloyd in Bremen schon seit Langem übertroffen. Die „Barbarossa" auf der Werft von Blohm L Voß in Haniburg, die „Bremen" bei Schichau in Elbing, die „Danzig", „Königin Louise" und „Wilhelm der Große", auf^der Werft des „Vulkan" in Stettin erbaut, habe» weit größere Dimensionen und Fahrgeschwindigkeiten aufzuwcisen. „Kaiser Wilhelm der Große", der sich auf der Hochsee trefflich bewahrt hat, legt 23 Knoten oder 42,6 Kilometer in der Stunde zurück, und der „Oceanic?, eines der modernsten Schiffe der White Star Linie, soll gar 50 Kilometer per Stunde laufen. Und dabei sind wir erst mitten in der Entwickelung des Wettbewerbes um die größte Fahrgeschwindigkeit und die größten Kolosse. Wie wichtig der Seehandel für ganz Deutschland ist, geht daraus hrrvor, daß auf Hamburg allein drei Achtel, also fast die Hälfte des gesammte» deutschen Handelsverkehres, entfallen. Im Jahre 1895 Kurden ,'n Hamburg für 2852 Millionen Mark Maaren und für 2466 Millionen ausgeführt. Der gesammte Verkehr belief sich also auf 5318 Millionen — auf knapp eine Milliarde mehr, als der Verkehr des Londoner Hafens, der allerdings nicht der größte Englands ist. Hamburgs günstige Lage an der Elbe, die etwa tausend Kilometer stromaufwärts schiffbar zu werden beginnt ermöglicht es, daß der großen Seestadt selbst aus Böhmen die Maaren zufließen. Der Strom führt ihr jährlich weit mehr als zweieinhalb Millionen Tonnen Güter aus dem Binnenlaude zu. Außerdem bringen jährlich gegen achttausend Seeschiffe ihre Ladikng »ach Hamburg. Und Hamburg ist nur ein einziger, wenn auch der größte Hafen an der deutschen Nord- und Ostseeküste. In sämmtliche» deutschen Häfen liefen 1895 — die Statistik hinkt den Ereignissen bedeutend nach — im Ganzen 57,436 Schiffe mit Ladungen ein. Dabei sind diejenigen Schiffe, die auf ihrer Fahrt mehrere Häfen anliefen, nur einmal gezählt. Der englische Seehaudel ist ungleich größer, als der deutsche, doch hat sich letzterer in den letzten zehn Jahren weit rascher vermehrt. Die englische Handelsmarine hat in diesem Zeit raum um die Hälfte zugenommen, während sich die deutsche ver doppelt hat. Bis vor Kurzem galt Antwerpen als der größte See hafen des Kontinents; heute ist es Hamburg. Will man indessen den deutschen Seehandel in seiner Gesammtheit betrachten, so darf man nicht vergessen, daß Rotterdam und Antwerpen dem Handel nach eigentlich deutsche Seehäfen sind. Neun deutsche Dampfschiff. fahrt-Gesellschaften habe» in Antwerpen einen regelmäßigen Schiffs dienst eingerichtet, und der deutsche Transitverkehr auf den belgischen Bahnen beträgt jährlich mehr als eine halbe Milliarde Mark. Nebenbei sei noch erwähnt, daß der Norddeutsche Lloyd eine» Theil des Personen- und Waarenverkehrs zwischen Italien und Nordamerika besorgt. Die Dampfschifffahrt ist noch nicht hundert Jahre alt. Die Fahrten Fulton's auf dem Hudson zwischen New-Aork und Albany (1807) zählen eigentlich nicht mit; erst einige Jahre später lief das erste größere Schiff zwischen Glasgow und Greenock. Deutschland solgte 1818 mit dem ersten bescheidenen Dampfschiffe, das auf der Weser zwischen Bremen und Vegesack verkehrte. Ein Jahr später wagte sich das Dampfschiff, Namens „Savanah", von Amerika nach Liverpool und legte die Strecke, da es nur dann die Dampfkraft an wendete, wen» die Fortbewegung durch die Segel unter vier Knoten sank, in scchsniidzwanzig Tagen zurück. Der Verkehr zwischen den beiden Kontinenten blieb indessen noch zwanzig Jahre hindurch auf die Segelschissfahrt beschränkt. Erst 1838 stellten die Dampfer „Great Western" und „Sirius" eine regelmäßige Dampfschiff verbindung zwischen Bristol und New-Aork her. Die Cnnard-Linie wurde 1810 begründet, und bald folgten andere Gesellschaften. Die erste Danipfschiffverbindung zwischen Amerika und Deutsch Gunsten Spaniens einnehmen. Die Großmächte erblicken darin, daß sie in Mae Kinley's Botschaft keine Beachtung fanden und daß trotz des von ihnen bei Spanien erwirkten Waffenstillstandes die bekannten Resolutionen vom Kongresse gefaßt wurden, einen Affront. Auch wird in verschiedenen Nachrichten angedentet, daß die Mächte sich eventuell einer Annexion Cubas durch die Union widersetzen würden. (?) Politische Nnndscha,,. Chemnitz, den 18. April 1898. Deulsches Reich. Berlin, 17. April. Kaiser Wilhelm wird auf seiner Orientreise zunächst nach Konstantinopel und dann erst nach Jerusalem reisen. Der Kaiser wird, statt wie sonst in Dolmabagdschh dies Mal im Mdiz-Palast wohnen, weshalb dort auch große Erweiterungsbauten vorgenommen werden. — Nachdem die Errichtung eines Berufskonsulates de- Reiche» in Prag in Aussicht genommen worden ist, ist bekannt lich die zunächst kommissarische Verwaltung des neuen Posten» dem bisherigen Konsul i» Serajewo, Freiherr» von Seckendorf übertragen. Freiherr von Seckendorfs ist nunmehr in Prag ein getroffen und hat die Geschäfte des Konsulats übernommen. — Von den jetzigen nationalliberalen Reichstag»- abgeordneten kandidirt »ach den bisherigen Nachrichten etwa die Hälfte (24) nicht mehr; darunter die meisten Pfälzischen und hannoverschen Natioiialliberalen. L — Das deutsche Reich hat es in Peling endlich durchgesetz^ daß die ins Innere des chinesischen Reiches gehenden aus ländischen Maare» nicht mehr von sogenannten Transitpässen be gleitet zu sein brauchen. Die Engländer hatten sich bisher vergeblich bemüht, dieses Ziel zu erreichen. Die Transitpässe, die ins Innere des Reiches gehende ausländische Maaren begleiteten, mußten nämlich bisher stets aus einen genau angegebenen Ort lauten, und selbst dann schützte der Paß die Maaren durchaus nicht immer vor der vertragswidrigen Erhebung von Binnenzöllen (Likin). In einigm Provinzen waren die Mandarinen lange Zeit überhaupt nicht dazu zu bewegen, die Giltigkeit solcher Pässe auzuerkennen. Besonder» für de» Süden hat es eines »achduicklichcren Druckes der englischest Negierung bedurft, als sie ihn i'i» Allgemeinen in den letzte» Jahre» in Peking ansznüben lieble, um auch dort endlich dem Vcrtragsrecht gegenüber der Widerhaarigkeit der Mandarine» Geltung zu ver schaffen. Dieses Recht hatte aber immer nur einen beschränkte» Werth, solange die unbequeme Klausel über den Bestimmungsort i« den Pässen stand. Jetzt ist es Herrn v. Heyking gelungen, de» Tsung-li-Aamen zur Ausmerzung der Klausel zu bestimmen. Damit ist der gesammte» Handelswelt, die in Ostasien Interessen hat, ein »ngemei» wichtiger Dienst geleistet. — Aus Tsingfau in Deutsch-Kiautschou wird de» „Ostasiatischen Lloyd" vom 20. Februar geschrieben: In den wenige» eine Unterstützung von nahezu einer Million Dollar; als aber die Vereinigten Staaten diesen Zuschuß nicht mehr leisteten, ging die Gesellschaft 1857 ein. Die Bremer aber, die sich wegen der Hafen- aylagen in Bremerhaven in Unkosten gestürzt hatten, da die Dampfer zwischen New-Aork und Bremen verkehrten, beschlossen, selbst eine Schifffahrtgesellschaft zu gründen. Noch in demselben Jahre trat der Norddeutsche Llohd in's Leben. Am 19. Juni 1858 fuhr der erste Dampfer von Bremen nach New-Aork. Drei Schiffe unterhielte« den Verkehr mit je einer Ueberfahrt monatlich. Neun Jahre später war der Dampfcrbestand auf acht gestiegen, und die Fahrten folgte« sich regelmäßig wöchentlich einmal. Daun entstanden die Linie« Bremen-Baltimore und Bremen-Havanna. Die Linie »ach West- indie» und Colon, die 1874 eröffnet worden war, ging bald wieder ein, dagegen wnrden die Linien nach Brasilien und dem La Plata eingerichtet. Jetzt nähert sich die Zahl der Dampfer dem erste» Hundert; das Aktien-Kapital beläuft sich auf vierzig Millionen Mk., und der Verkehr erstreckt sich auf Nord- und Südamerika, Asien, Australien und Afrika. Da die Schiffe je nach ihrer Fahrt di« Haupthäfen Europas anlaufen, dient der Lloyd zugleich der inter nationalen Küstenschifffahrt in mächtiger Weise. Der Norddeutsche Lloyd »nd die Hamburg-Amerikanische Packet- fahrt-Mtieu-Gesellschaft oder, wie sie sich kurzweg nennt, die Amerika- Linie habe» i» Bezug auf die Schnelligkeit, Größe und bequeme Einrichtung ihrer Schiffe die englische Konkurrenz überflügelt und nehme» somit de» ersten Platz ei». Die Leiden deutschen Gesell schaften haben de» größten Verkehr, allerdings weil ihnen Nord- und Mittel-Europa als Hinterland dient. Der Lloyd befördert jährlich mehr als 800,000 Personen und die Hamburger Amerika-Linie mehr als eine halbe Million. Doch sind dies nicht etwa blos Aus wanderer, denn 1896 betrug der gesammte Auswaudererverkehr über deutsche Häsen nur etwa 120,000 Personen, von denen 25,771 Deutsche waren. An Reisenden erster Klasse befördert der Llohd allein jährlich 16,000 bis 18,000 Personen. Wie schädlich die Abschlicßnngspolitik wirkt, beweist di« amerikanische Marine. Unter amerikanischer Flagge dürfen Nur Schiffe fahren, die auf amerikanischen Werften erbaut worden sind. Die Folge davon ist, daß nur sehr wenige amerikanische Schisse den Verkehr mit Europa besorgen und daß die Amerikaner aus ihren Fahrten deutschen »nd englische» Schissen den Vorzug geben. Trotz der hohe» Prämie von 14,000 Dollars, die jedes amerikanische Pöstschisf für eine Fahrt nach Europa erhält, war nach Inkrafttreten des Gesetzes im Jahre 1891 nur einziger Dampfer angcmcldet worden. Die amerikanischen Gesetze verbieten fremden Schissen die Küstenschifffahrt. Kein europäisches Schiff dars auf derselben Fahrt mehrere Häsen anlaufen, und doch ist die Küstenschifffahrt sehr schwach entwickelt. Während die Amerikaner nur „nationale" Schiff«^ wurde 1816 hcrgestellt. Die amerikanische Gesellschaft erhielt, Mnschen und deßhalb so wenige als möglich habe», frage» dje^