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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 06.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189809066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18980906
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18980906
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-09
- Tag 1898-09-06
-
Monat
1898-09
-
Jahr
1898
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Dienstag, den 6. September. —Nr.SüS.—18S8. — , Die^e verbreitetste unparteiisch« Zeitung erscheint Wochentags / Abend- (mitDatum de- nächsten Las««) und lostet mit den sechs / wöchentlichen Beiblättern: 1. Sächsischer Erzähler, 2. «leine Botschaft, 5. Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, L. JllusirirteS Unter haltungsblatt, 6. «nstiges Bilderbuch sttr Chemnitz: Monatlich 40 Pfennige; bei de» Postaiistalte»: monatlich b0 Pfennige. tSSb. Postliste: Nr. 2808. LelearaniUl -Adresse: Äeneralaiizeiger. Lcrusp.ecl-slrlle Nr.lL6. General- (Sächsischer La«deS-A„,eiger). 1SV8 aw „Au,»tg«r" Verlag und Rotationsmaschinen-Dr««k van Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstratze Nr» 8» Anzeigenpreis: «gespaltu» LorpuSzriie (ea.9 Silbenfallend) ober deren Raum lbPsg. (Preis verzeichnisse b. Zeile 20 Psg.) — Bevorzugte Stelle («gespalten, Petit-Zeile circa 11 Silbe» fassend) 30 Pfg. — Anzeigen können nurbis Vormittag 10 Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der große» Auslage längere Zeit erfordern. für Chemnitz und Umgegend. Geschäftliche Anzeiger-Inserat» finden siir billigste» Preis zugleich Verbreitung durch dl« täglich erscheinende Chemnitzer Eisellbahll°Zeit«mg. Die Kaisermanöver. Aus Hannover wird nnterm 3. September gemeldet: Der Kaiser und die Kaiserin fuhren heute Vormittag zur großen Parade deS X. ArmeecorpS, der 17. Division und der Kavalleriedivision 13 hei Linden. Der Weg führte vom Residenzschlosse durch die Stadt Linden und das Dorf Ricklingen bis zum Ricklinger Holz. Am Eingang zur Stadt Linde», hinter der Ihme-Brücke war eine Ehren pforte aufgestellt, an der die städtischen Behörden, die Ortsgcistlichkeit und Ehrenjniigfraue» Aufstellung genommen hatten. Der Lütt euer Bürgermeister Lichtenberg hielt eine Begrüßungsansprache, i» der er besonders hervorhob, daß wie die gesammte deutsche Industrie so auch die Lindener in der segensreichen Fricdenszeit der Regierung des Kaisers Wilhelm emporgeblüht ist. Der Kaiser erwiderte, er freue sich zu hören, daß die Industrie in Linden gute Fortschritte mache und er hoffe weiteres Wachsen. Eine der Ehreiijuiigfrauen überreichte der Kaiserin einen Strauß und sprach ein Gedicht; auch zwei Knaben überreichten Sträuße. Die Kaiserin nahm die Sträuße huldvoll dankend an. Die Fahrt ging dann weiter zum Ort Ricklingen, Ivo gleichfalls eine Ehrenpforte nnfgestellt war. Hier wurde das Kaiserpaar begrüßt von der Vertretung des Landkreises Ricklingen, dem Landrath, dem Kreisansschuß, den Kreistagsmit- gliedern nebst den Geistlichen und Gemeindevorstehern der vom Paradefelde berührten Ortschaften. Landrath Do. Meister hielt die Begrüßungsansprache. An der Spalicrbildung ans dem Wege zum Paradcfelde bcthciligten sich auch die Schule», die Jnnniige» und die Feuerwehren. Von allen Seiten, ans Hannover sowie den um liegenden Dörfern und Städten strömte eine riesige Volksmenge '(MI Paradeselde. Die Anknnst des Kniserpaares ans dem Paradeselde erfolgte einige Minuten vor der festgesetzten Zeit. Der Kaiser begab sich sofort nach dem rechte» Flüget der Aufstellung des ersten Treffens und ritt die Front ab. Die Kaiserin folgte in einem ü ln, Daumont gefahrenen Sechsspänner. Neben ihr saß die Oberhosnicisterin Gräfin v. Brockdorff. Das zweite Treffen, bestehend aus 9 Regimentern Kavallerie, 3 Frldartillerie-Negimentern und dein Train-Bataillon, wurde alsdann besichtigt. Während dessen hatte sich das erste Treffen zum Vorbeimärsche formirt.. Der Kaiser nah», sodann de» Vorbeimarsch der Truppen ab und zwar den der Infanterie in Kvmpagniefronten» de» der Kavallerie in Eskadronfroiiien und den der Artillerie in Baitcriefronten. Der Vorbeimarsch der Kavallerie und Artillerie erfolgte im Schritt. Prinz Albrecht von Preußen führte sei» Füsilier-Regiment Nr. 73, der Regent von Mecklenburg-Schwerin sei» Mecklenburgisches Grenadier-Regiment und der Erbgrvßherzog von Oldenburg das Oldenburgische Dragoner-Regiment vor. Beim zweiten Vorbeimärsche setzten sich der Kaiser und die Genannte» wieder an die Spitze ihrer Regimenter. Bei diesem Vorbeimärsche »ahm der Kaiser der Tribüne gegenüber Aufstellung. Der zweite Vorbeimarsch erfolgte bei der Infanterie in Regiments-Kolonne, bei den Pionieren in Kompagniesronten, bei der Kavallerie in Eskadron fronten im Galopp, bei der Artillerie in Batteriefronten und eben falls im Galopp. Um */z2 Uhr war die Parade zu Ende. Der Kaiser ritt hierauf nach der Chaussee, die nach Hameln führt, wo die Kriegervereine aufgestellt waren: Die Kaiserin folgte dorthin. Der Kaiser nahm hier den Rapport der Kriegervereine entgegen und sprach seine Freude auS, so viele alte Krieger begrüßen zu können. Die Kaiserin kehrte um 2 Uhr zu Wagen vom Paradeselde in» Schloß zurück, der Kaiser '/,3 Uhr an der Spitze des „Königs- Ulanen"-Regiments, überall von der dichtgedrängten Menschenmenge stürmisch begrüßt. Die Truppen rückten regimenterweise mit ihren Fahne» ei». Das Wetter war während der Parade zuerst trübe, später ausklärend. Amsterdamer Bilder. -Hur Krönung der Königin von Holland, 6. September. Von Ernst Förster. " , (Nachdruck verboten.) „Das nordische Venedig!" Wie unendlich oft ist dieser Vergleich astf Hollands Hauptstadt" angewandt worden! Ich denke mir, daß ihn einer jener „sentimentalen" Reisenden des vorigen Jahrhunderts zuerst gemacht haben mag, welche die große europäische Tour unter nahmen und ihre'Beobachlungen gern in geistreichen Aperoüs »ieder- legte», bei denen es ihnen auf einige Schiefheit des Urtheils nicht gecr^e ankam. Und schief genug ist der Vergleich. I» Venedig stille Lagunen, von schweigsamen Gondel» lautlos durchfurcht; in Amsterdam belebte Wasserstraßen, von Kähnen, Booten und Dampfern unablässig belebt; dort Alles Vergangenheit, verfallene Größe, aelcnicholische Geschichte, hier eine rastlos thätige und strebend« Mgenwart; dort impouirende, kunstvvlle, mannigfaltige, aber baufällige Adels-Paläste, hier lange Reihen nüchterner, monotoner, solider Bürger- und Kaufmannshäuser; dort Hespcriens blauer Himmel und bewegliches, schönheitsreiches, aber träges Volk, hier Hollands grauer Horizont und der langsame und langweilige, gediegene und zielbewusste Mynheer; dort ein großartig harmonisches Jueinandergrcifen von Natur und Kunst, hier ein Wunderwerk menschlichen Fleißes und menschlicher Thatkraft, einer traurigen Schlammwüste und den» zer störende» Ozeane abgerungen. „ Und dennoch hat der sentimentale Reisende» den wir »ns als dL-,> Vater des Vergleiches zwischen Amsterdam und Venedig dxnken, rm wichtiges, beiden Städten gemeinsames Moment instinktiv richtig ;blausgcfnhlt: den großen Reiz der belebten Wasserflächen, die ja überall einem Städtebilde die wirkungsvollste Schönheit und Eigenart verleihen und in Deutschland z. B. Hamburg so sehr zum Bvrthcil gereichen. Was aber Amsterdams volle Eigenthümlichkeit erst in's rechte Licht stellt, das ist der Umstand, daß seine Wasserfläche» nicht seit /okiten ein Geschenk der Natur sind, sondern daß wir rhre allmähliche Entstehung im Verlaufe der Menschengeschichte genau versolgen können. Denn wenn wir uns a» die Stelle der heutigen Metropole vor 700 Jahren versetzen, so finden wir nur die trägen Laufes dahinflleßende Amstel, und da, wo noch heut der Haupt- verkchrsplatz der Stadt, der „Dam", durch seinen Namen die Er- inneriiiig an dies Ereigniß bewahrt hat, einen Danim, den die Herren van Amstel gegen die verheerende See errichtet uud mit einem Schlosse besetzt habe». Ei» Fischerdorf siedelte sich ii» Schutze seiner Mauern a», »nd schwerlich wäre aus diesem Fischerdorfe je etwas geworden, hätte sich nicht im 14. Jahrhundert ein elementares Natur- ereigniß vollzogen. Das Meer brach über die schutzlose Küste herein, bildete die Zuyder-Sce uud entsandte einen Abfluß, das U genannt )i» zur Amstclmündiing. Da war das Fischerdorf zur Seestadt ge- Evorde» und konnte die unter schweren Kriegskünsten leidenden Vom Sudanfeldzitge. Die Aiiglo-Egypter sind dem Khalifen bereits hart aus den Leib gerückt und haben eine» bedeutenden Erfolg über die Derwische errungen. Am 3. September gelangte eine Depesche des Generals Kitchener Pascha an den Kriegsminister in London, welche meldete, daß das von Kapitän Keppel geführte Kanonenboot das rechte Nil- Ufer vollständig gesäubert und sämmiliche Forts des Ufers und die Forts der Insel Tuti, gegenüber Omdurman, zerstört habe. Alle Kanonen seien erbeutet worden. Am verflossenen Donnerstag rückte Kitchener Pascha bis andert halb Meilen vor Kerreri vor, jagte die feindlichen Vorposten vor sich her und machte sodann Halt, um das Ergebniß des Angriffes der Kanonenboote, die nilauswärts gezogen waren, abzuwarten. Die Kanonenboote berichtete» »ach ihrer Rückkehr, daß sie die Forts auf der Insel Tuti sowie sämmiliche Befestigungen am rechten Nilufer zerstörten und dabei vier Kanonen erbeuteten. Am Freitag endlich bot Kitchener Pascha den Derwischen eine Schlacht vor den Mauern von Omdurman an. Der Khalisa kam heraus, während die Kanonen boote seine gesammte» Forts und das Mahdigrab zerstörten. Om durman fiel nach einer heftigen Beschießung; der Khalisa floh, als er den für ihn mißlichen Ausgang der Schlacht gewahr wurde, uud soll angeblich schwer verwundet sei». So viel bis jetzt bekannt war, besaß drr Khalif unter seinen Geschütze» vier seinerzeit HickS Pascha abgenommene Krupp-Kanonen. Die Mahdistcn sollen 16 Forts bei Omdurman angelegt haben. Eine der Hauptursachen der bisherigen Erfolge der Anglo-Egypter ist der vor treffliche Aufklärungsdienst, an dessen Spitze Major Wingate mit Slati» Pascha an der Seite steht. Nicht zum Mindesten wird denn auch Statin Pascha, der ja wie bekannt längere Zeit Gefangener des Mahdi war, durch feine ortskundige» Nathschläge zum Gelingen des Feldzuges be,getragen haben. Sehr nützlich für diesen Auf- klärungsdieiist waren bisher die Kanonenboote und Nildampfer, deren ursprünglich 14 waren, wovon jedoch eines, der Hochraddampfer „Zafir", untergegaugen ist. Die drei größten Fahrzeuge der Expc- Rivalinnen Haarlem und Leyden überflügeln. Als dann in dem Kampfe gegen Spanien auch das blühende Antwerpen niederging, begann Amsterdams Glanzzeit, und seine Entwicklung spiegelt sich deutlich in den Kanälen, den Grachten, die im Halbkreise, an beiden Endpunkten sich uus's Z) stützend, gezogen wurden uud von Penck sehr treffend die Jahresringe des Wuchsthnms Amsterdams geimnnl worden sind. Die winklige Altstadt umschließt die Festungs- (Singel-) Gracht; 1585 wurde die Erweiterung der Stadt »öthig, welche die Herreu- Gracht bezeichnet, uud die Keyscrs-, Prinscn-und schließlich die äußere Singel-Gracht zeige», wie die Stadt bis 1658 immer neues Terrain brauchte. So entstand ganz allmählich das charakteristische Stadtbild Amsterdams: zahllose, von Ulmen begleitete Wasseradern, von zahl losen Brücken überspannt, enge winklige Straßen — alle gewisser maßen von Statur dem I znstrebend, der große» Wasserstraße, die Amsterdams Pulsader, die Grundlage seines Wohlstandes bildet. ehr hübsch sagt Hansjakob, daß die Stadt gewissermaßen ihre Arme »ach all' den Schiffen und Fremdlingen öffnet, die ihrem „Meer busen" sich nahen. Es kam freilich die Zeit, Ivo die Amsterdamer ihr stilles Z) nicht mehr mit der alte» Liebe ansahen. Es war ihnen zu entlegen; die Schiffe begannen de» weiten Umweg durch die Znydersee zum Z) zu scheue» und zogen den seenähcrcn Hafen Rotterdam vor. Da gingen die Amsterdamer wieder unverzagte» Muthes daran, die Natur und ihre Ungunst zu besiegen »nd legten den große», sttr alle Seeschisse zugänglichen Kanal an, der Amsterdam direkt mit der Nordsee verbindet. Seit der Vollendung dieser ge waltigen kulturtechnische» Leistung (1876) ist Amsterdam in ein Stadium »euer Blüthe getreten; die Stadt ist in's Z) selbst vor gerückt, dessen Eindämmung ein Terrain gab, durch dessen Verkauf ein erheblicher Theil der Millionen des Kanalbaues wieder hcraus- geschlage» wurde. Hier im Neulande des Z) liegt auch der Hanpt- bahnhof, und wer mit der spoorvoz in Amsterdam einfährt, der genießt sofort den großartigen Blick auf die mächtigen Hascnanlagc» mit ihrem dichten Maslenwalde, wo der gewaltige Osti'ndienfahrer neben dem flinken Znydcrsecboote und dein Küstendampfer liegt Was so der Natur abgcrungen wurde, muß auch lveitcr stets von Neuem ihr abgerungen werden. Allnächtlich wird in die Grachten frisches Wasser eingelassen, damit sie nicht verschlamme». Daß Amster dam ganz auf einer Moor- und Schlammschicht ruht, muß zu seinem Nachtbeile Jeder, der ein Haus baue» will, erfahren. Nur auf Pfählen, die in de» unteren festen Sand eingerammt werden, können ein dition, die Schranbendampfer „Sultane", „Scheikh" und „Melik", haben halbzöllige Schutzpanzer, je zwei schnellfeuernde Zwölfpfünder und acht Maschinenkanone». Politische Nundschan. Ehen, nitz, de» k. September 1393. De,,<sches Reich. — Nach den jetzt vorliegende» Nachrichten wird sich der AufenthaltdesKaiserpaareSin der Provinz Westfalen folgendermaßen gestalten: Heute, Montag Morgen, erfolgt die Ab reise des Kaisers von Hannover nach Minden, Ivo ein glänzender Empfang durch die Bürgerschaft vorbereitet wird. Am Eingang zum Paradefeld wird seitens des Kreises Minden eine monumental« Ehrenpforte gebaut. Nach Abnahme der Parade begiebt sich das Kaiserpaar nach Oeynhausen, wo die Ankunst gegen 2 Uhr Nach mittags erfolgt. Am Abend um 7 Uhr findet im Kurgarten Parade diner statt, nach dem Diner großer Zapfenstreich, den der Kaiser und die Kaiserin von einem besonders für diese» Zweck erbauten prächtigen Pavillon vor dem Kurhause ansehen werden. Das Absteigequartier deS Kaiserpaarcs ist „Farne Billa" deS Herrn Strube. Am 6. September findet in der Glashalle des Knrgartens das Diner für di« Zivilbehörden der Provinz Westfalen statt. Am 7. September st das Kaiserpaar Gast der Provinz Westfalen in Porta. Für de« 8., 9. und 10. September sind außer den Manövern größere Ver anstaltungen vorläufig nicht in Aussicht genommen. Das Kaiserpaar legiebt sich Morgens ins Manövergelände und kehrt Nachmittags nach Oeynhausen zurück. Auch über die Abreise nach Schluß der Manöver sind endgiltige Beschlüße noch nicht bekannt. — Der deutsche Botschafter in Konstnüinopel Freiherr vott Marsch all wurde der „Nat.-Ztg." zufolge am Freitag nach dem Sclamlik von dem Sultan in Audienz empfangen. — Von mehreren Seiten war berichtet worden, die Fürstlich Lippesche Regierung beabsichtige, gegenüber dem Einsprüche der Fürstlich Schaumburgischen Regierung die Thronfolge der Gräflich Lippe-Biesterfeldschen Linie durch ein Landesgesetz feste zulegen, ehe sich der in jenen» Streite angernsene Vundesrath über seine formelle Zuständigkeit schlüssig gemacht mit üemerkeiiswerther Schärfe eine offiziöse "Korrespondenz: „Wir bestreiten die Nichtigkeit dieser Nachricht; die Fürstlich Lippesche Regierung wird selbstverständlich schon aus Gründen der BundeS- freundlichkeit nicht die dem Bundesrathe gebührende Rücksichtnahme außer Acht lassen." -- — Gegenüber den englischen Blättermeldniige» über deutsch- englische Abmachungen bezüglich eines Schutz- und Trutz- bllndnisses, der Stellung Englands in Egypten und angebliche Pläne Deutschlands in Kleinasien versichert die »Köln. Ztg." in einem offenbar inspirirten Berliner Telegramm, alle diese Meldungen ent- prächen nicht dem wirklichen Stande der Dinge. Wenn die henren Kosten, die der Bau eines Hauses schon unter der Erde ver ursachte, mögen dann die Ursache gebildet haben, warum auf den Oberbau nicht mehr zu viel verwandt wurde. Architektonisch ist Amsterdam eine höchst unerfreuliche Stadt. I» unendlicher Ein tönigkeit erscheint straßauf straßab immer der gleiche HSuscrtypns: das meist in Backsteinrvhbau ausgesührte schmale Familienhaus, und diese Häuser scheinen sich, dicht an einander gedrängt, „gegenseitig förmlich in die Höhe zu pressen". Ob diese Häuserreihen sich an den Kanälen entlang zichen, ob sic schmale, winklige Straßen bilde» — immer bleibe» sie gleich langweilig. Aber immer entschädigen auch dafür die malerische» Blicke, die diese ans zahllosen Inseln be stehende Stadt überall bietet, und das Leben, das sie durchpulst. Da ist die Gracht. Hohe Speicher und Kaufhäuser a» ihrem User erzählen von den reichen Schätzen des Orients und Occidents, die hier zusammciiströmen: Kaffee und Tabak, Reis, Zucker un- Gewürze. Ein Dampfer, der hier die Stelle der Tramway vertritt, durchfurcht ihn und läßt einen breite» Schlauchreifen hinter sich. Schwere Lastbovte bringen die Ladungen heran, große flache Boote führe» sie den Krühnm zu, die sich am User erheben, »vo sich eine lange Nlmcnreihe hiiizieht uud im Hintergründe der Blick auf einen bizarr gestalteten Kirchthurm sich eröffnet. Durch das geschäftige Handelsvolk schreiten fremdartige Gestalten mit ticfdunklen Gesichtern, Söhne Indiens, welche die Hauptstadt des beherrschenden Volke» ausgesucht haben, oft auch Mischlinge von Hofländern und indischen Frauen, mit denen sich die nach Indien gehenden Holländer nicht selten verheirathen. Sonderbare singende gedehnte Rufe ertönen: fahrende Händler, die mit stereotypen Worte» und Tonfällen ihre Waare feilbiete»; es giebt zwar einen großen Gemüse- und Fi'sch- incirkt in Amsterdam, aber die Tagesbcdürfiiissc werden stets durch diese fahrenden Händler gedeckt, die Fische, Gemüse, Töpfe und der Himmel mag wissen, tvas »och Alles, auSbietc». Ist das Leben hier scholl lebhaft, so steigert es sich bis zur verwirrenden Geschäftigkeit am Hafen, wo der Handel einer Welt ans- und einfluthet, in der schmalen Kalverstraat, welche die Hauptverkehrsader der Stadt bildet, ii» Judenquariiere, in dessen engen, düsteren Gassen der Straße»- trödel und die Diamantenschleiferci ihre Stätte haben; für die letztere ist Amsterdam bekanntlich der Hanptplatz der Welt, und sie liegt fast ganz in den Hände» der Juden. Die Inden haben Amsterdam ein zweites Jerusalem genannt, weil sie bei dem duldsamen Holländer volke eine Heimath fanden, und nach heute bildet die Judenschaft «in Achtel hier Häi^er ruhen; auf solchen Pfählen ruht ganz Amsterdam, ein nahezu «in Achtel der Amsterdamer Bevölkerung. GrößtentheilS ist Wald v,/^ 13,659 Stämmen war allein als Fundament für das sic i» ihrem Viertel znsammengedrängt, in das erst die neueste Zeit Rathhaus, jetzige königliche Palais, erforderlich und nicht ohne Be- etwas Luft und Licht zu bringen begonnen hat; auf der Centraal rechtigung konnte Erasmus von Rotterdam spotten, er kenne eine Station und am „Dam" trifft der Fremdling zahlreiche Hebräer, Stadt, deren Bewohner wie Krähen auf de» Gipfeln der Bäume die sich ihm (wie in Prag) mit oft lästigem Eifer als „Wegweiser" wohnten. Noch im Jahre 1822 ist ein großes Magazin mit 70,000 anbiete»; ihre reichen Glaubensgenossen aber haben längst das Zentnern Korn einfach in die Erde versunken» weil das Pfahl- Ghetto verlaßen urtd im Amsterdamer Handclsleben große Bedeutung fundament diese Last nicht zu tragen im Stande war. Die unge- gewonnen.
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