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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190005203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19000520
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19000520
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-20
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1900
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8. LeilU zm ÄiHW WM M AHM Nr. Nff, Csmtlig, R M1888 der der am heutigen ächs. Ulanen« «ftkvirigenlen vorzügliches. Ich»» Soncert Cavelle des i. Die gute igenten aus« irthschafteten n nochmals vonBlon Philhar- m Palmen seine weit- t hat und er bei dem It als einer mittag Von rrction des am heutigen !ue Leipziger rer» Trümer er vollständig n «usrnthait m Saal, ab« > Nachmittag nnpetercorps virrctiou des Kochen im nn Himmel, r aus dem irstellungen ^wei große Itott. Das ßerst reich- außer ans d die Preise noch von rgenüber der ch»r mit einer eiaovtrt. Bei r im -arten ll» uat»r der «laugt. cnssekm" » Perelnz Nicht ge. die neue le wieder- ie Anna. " folgt. - alS 7. und c Bewohner ländlich die : diesen sei empfohlen, lebenswahr ihrung des r", so daß Genuß sür nd die Ein- heute Tonart Toblenz bei Extta-Concert an eoneertirt iment« unter Da- beliebt« t. Regiments «tag» Concert folgt zugleich Blätter, und VartSIS der Nachmittags« och jeder Ue« familien eine bereiten, lachmittag die m wird durch e de» Piston« ichert. Asm- ag Abends Infanterie- :torS Herr ist ein mit « Concertes 1» auf das Litten" in Carabinier- >eters Herrn z finden da- ,er.Sänger, , Schewitzer in der vor« es Kaiser eführt. In n vor den «er, die aus veranstaltet en vertreten mburg bei dien an den -ecorationen steinseier zu Salut der : Flotte im er „Cobra", Brücke zu " defilirend stte manöv- er, Ausblick » „Mars", itfindenden id Abends Wummern Ile Curth liegen Proben theils im Buchdruck, theil» in der Federzeichnung aus. „ , , !V. den der gute sich, .. . . geredet, die Linke mit der nochmaligen Erklärung der Abgeordneten Bassermann und eine ernste Mahnung an die Mehrheit Bogen nicht zu Überspannen, den Geschäftsordnung nicht zu verlassen Recht der Minderheit zu achten. Endlich namentlich, nachdem Bebel seinen Genoffen Aus dem Deutschen Luchgewerbehause. Die Ausstellung Louis A. AheaS. Mit der Eröffnung des Deutschen BuchgetvrrbehauseS sind zugleich die Sammlungen und Ausstellungen des Deutschen Buchgewerbevereins der Oeffentlichkeit übergeben worden, mit ihnen eine Sonderausstellung des anglo-amerika- nischen Künstlers Louis I. Rhead mit einem reichen Inhalt von Placaten und Entwürfen für Buchschmuck. Louis I. Rhead ist ein Anhänger der dekorativen Stilistik Grassets; in seiner Kunstweise vereinen sich präraphaclitische Stilisirung und japanische Farbengebung, der Geist Botticelli's ist von ihm „auf die Kunst der Straße des neunzehnten Jahr hunderts ausgegossen worden". Er hat in wenigen Jahren in Amerika eine außerordentliche Popularität erlangt, und diese verdankt er nur der Placatkunst, der er sich mit Begeisterung er geben hat. Rhead, im Jahre 1858 in Etruria geboren, kam mit achtzehn Jahren nach Paris zu Boulanger und blieb dort zwei Jahre lang. Nachdem er in einem Wettbewerb den englischen Nationalpreis errungen hatte, konnte er darauf in South Ken sington in London studiren und war dort Schüler von Poynter, Leighton, Alphonse Legros und Dalou. Von England, wo er wegen seiner Zeichnungen für Bucheinbände zu Ansehen gelangte, ging er nach Amerika, um hier zuerst als Maler thätig zu sein. Seine Reisen nach Paris führten ihn vielfach dem Studium der Werke Graffet's zu. Hingerissen zur höchsten Bewunderung für die decorative Kunst des Meisters, für dessen klassisch reine Stilistik der Zeichnung und die vornehme harmonische Farben gebung, erkannte er zugleich, daß auf diesem Wege der Kunst seine Begabung allein ihr angemessene Bethätigung finden müsse. Es erscheint nur natürlich, daß Rhead, der in London den Geist der präraphaelitischen Richtung in sich ausgenommen hatte, in Paris von einem Meister so gepackt wurde, der mit jener Kunst weise so viel verwandte Züge aufweist. Wenn Louis Rhead durch das Beispiel Grasset's erst die Sicherheit des Könnens in der Durchbildung einer ornamentalen Dekoration erlangte, so ist seine Kunst doch auch direkt durch die Formensprache der italienischen Frührenaissance und durch die Farbenempfindung japanischer Holzschnitte beeinflußt worden. Bei alledem hat er aber eine ganz selbstständige und moderne Ausdrucksweise. In der Absicht auf eine packende decorative Placatwirkung verändert er die Farben der Natur in einem solchen Grade, daß er in willkürlicher und freier, rein künstlerisch berechneter Polychromie sich am weitesten von den Farben der Wirklichkeit entfernt und die stärkste decorative Wirkung erreicht. Manchem mag der Künstler vielleicht in der Farbe bunt und excentrisch erscheinen, aber er erreicht doch den Zweck des Placats. Was seine Ent würfe werthvoll macht, das ist der Umstand, daß er auf die Anforderungen und Ausdrucksmittel der Steindrucktechnik die strengste Rücksicht nimmt. Wenn man den Ausdruck „Placatkönig" auf einen Künstler anwenden will, so verdient jedenfalls unter den Amerikanern Louis Rhead diese Auszeichnung. Eine Musterung der von ihm hier ausgestellten „Poster", wie man die Anschlagzettel zu nennen pflegt, erweist erneut seine eminent decorative Ausdrucksweise im Placatstil. Eine Reihe interessanter Werke von großem künstlerischen Werth — es sei nur auf die „Pfauen" und „Schwäne" hingewiesen — charakterisiren die Kunstauffaffung de» Meisters, seine originelle und phantasievolle decorative Be gabung im reichsten Umfange. Seine Art der Stilisirung der Landschaft steht ohne Beispiel da, alles ist auf die reichste deco rative Wirkung angelegt. Man begegnet in dieser Beziehung ganz hervorragenden Blättern, die, wenn sie auch in stark con- trastirenden Farben gehalten sind, doch eine große künstlerische Vertiefung in sich tragen. Neben seiner Thätigkeit als Maler ist Rhead's Richtung auch Entwürfen und Zeichnungen in Schwarz und Weiß, für Illustrationen, für Lx libris, für Buchtitel und Bucheinbände zugewendet. So hat er in Gemeinschaft mit seinen Brüdern einen Band „Ritterlrgenden" und die LuxuSauSgabrn des eng lischen Dichters Bunyan, „DeS Pilger» Erdenwallen", und „Der LebenSlauf eine» Ungerechten", stilvoll illustrirt. Auch hiervon ate «in großes allgemein be« alast und der t dir Vor. Theater oncavallo's L udwig Toncertlasl anfallendes > „Tann, i. dss., den Manfred" n Künstler ms unlerer Im Neuen Frauen. Lochter". imelhos" rtoire ver- igeuner« Lomtesse !j: ..Die 198. Sitzung, Sonnabend, 19. Mak. - Am Tisch de» BundeSrathS: Graf Lrrchenfeld. Präsident Graf Ballestrem eröffnet die Sitzung um 1 Uhr vor gut besetztem, sehr bewegtem Hanse. Dir Berathung der Isr Heinze wird fortgesetzt bei der nament lichen Abstimmung über den Antrag Spahn«L»v»tzow, die Besprechungen über 8 362 zu schließen. Abg. vr. v. JazdzewSki (Pole) erhält zunächst da» Wort zur Geschäftsordnung: M. H. I Wir haben bis jetzt bei den einzelnen Bestimmungen der un» beschäftigenden Vorlage mit der Mehrheit de» Hause» gestimmt, obgleich ich nicht verhehle, daß di« Wort sossung einzelner Paragraphen un» nicht voll befriedigt. Dagegen können wir, so lange die Minderheit de» Haufe» innerhalb der Grenzen der Geschäftsordnung di« Vorlage bekämpft, nicht hindernd in den Weg treten, daß sie ihre grgenthriligr Meinung äußert. Wir werden de»halb argen den Schluß stimmen. (Beifall link».) Al- eine Minorität müssen wir gegenüber der Minderheit selbst den Schein meiden, daß wir die Redefreiheit beschränken wollen. Diese Haltung werden wir, so lauge nicht unabweisbare Gründ« vor- lirg«n, nicht aufgrbeu. (Lebhaft«! B«ifall link».) Der An trag wird mit ISS gegtn 118 Glimmen augeaommin, b«i Auf Vor chlaa des Abg. Müller-Fulda wird er heute aus */,» herabgesetzt. Der Zusatz wird in folgender Fassung beschlossen: „Als börseninäßig gehandelt gelten diejenigen Waaren, für welche an der Bör e, deren Usancen für das Geschäft maßgebend sind, Ter minpreise notirt werden, und beiWaarrn, in denen der Börfenterminhandel untersagt ist (8 50 Abs. 1 und 3 de» Börseügesetzes), diejenigen, für welche an der in Betracht ommenden Börse Preise sür Zeitgeschäfte notirt werden." Geh. Rath v. Glasenapp giebt an der Hand einer Berechnung die Mittheilung, daß die von der Commission an« genommene Agiobesteuerung wahrscheinlich eine Ein« nähme von mehreren Millionen ergeben werde. Hierauf wird der vorher zurückgestellte Art. 4, betr. die „Ermäßigung" bei gewissen Arbitragegcschästen angenommen. Ebenso wird ein Antrag Müller-Fulda angenommen, betr. die Aufhebung der Befreiungen im Tarif deS Stempelgesetzes Ziffer 1 Abs. 1 und 2. Es folgt die Berathung der Steuer aus Schiffsfrachturkunden. Abg. Frese (fr. Vereinig.) verweist auf di« gegenwärtig schwebenden Pläne Amerikas zur Stärkung der Concurrenz gegenüber Europa und macht Milderungsvorschläge zu Gunsten der Nord- und Ostsee häfen. — Wegen Beginns der Plenarsitzung wird die weitere Be- rathung auf Dienstag vertagt, wo auch der vom Abg. Müller- Fulda verfaßte Bericht über da» Flottengesetz verlesen werden soll. Gerichtsverhandlungen. Königliches Schwurgericht. VIII. Sitzung. 6. Leipzig, 19. Mak. Wegen versuchten Raubes und ver suchter räuberischer Erpressung hatte sich heute der Arbeiter Gustav Ludwig Hieronymus Leyh aus Neureudnitz zu verantworten. Der Gerichtshof bestand auS den Herren Laudgerichtsdirector vr. Müller als Vorsitzendem, Landrichter Haußer und Assessor vr. Bräuer als Beisitzern. Die Anklage vertrat Herr Staats« anwalt vr. Groß, die Vrrtheidigung führte Herr Rechtsanwalt vr. Hagen. AlS Geschworene wurden ausgeloost die Herren: Rittergutspachter Richter«Crostewitz, Rittergutspachter Reichelt- Lossa, Major a. D. Hahn-Leipzig, Kaufmann Barschdorf-Leipzig, Rittergutsbesitzer Hertwig-Breitingen, Kaufmann Krug-Leipzig, Bäckermeister Feustel-Leisnig, Fabrikbesitzer Mansfeld-Reudnitz, Localrichter Lorenz-Nerchau, Oeconomierath Francke-Leipzig, Guts« besitze! und Gemeindcvorstand Bäurich-Gastewitz und Rentner Andreas« Grimma. Leyh ist am 23. September 1863 geboren und 80 Mal bestraft und zwar 10 Mal wegen Bettelns (darunter mehr« fach mit Correctionshaft), 4 Mal wegen Diebstahls, 3 Mal Unter« jchlagung, 7 Mal wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, 5 Mal Beleidigung, 3 Mal Sachbeschädigung, 41 Mal wegen nächtlicher Ruhestörung, 4 Mal wegen Nächtigens im Freien sowie je einmal wegen Hehlerei, Hausfriedensbruch und Sittlichkeit?- vergehen. Leyh ist beschuldigt, am 10. März Nachts gegen 12 Uhr im Hofe des Grundstücks Nürnberger Straße 14/16 von Leni Maler St. unter der Drohung, er werde ihn wegen eines Sittlich- keitsvergehens der Polizei anzeigen, 6 gefordert zu haben und als St. dieses Ansinnen zurückwieS, diesen angepackt, zu Boden ge worfen und den Versuch gemacht zu haben, ihm sein Geld zu nehmen, ohne daß es ihm aber gelungen wäre. Leyh hatte am 10. März in der Ü.'schen Restauration, Eck« der Webergasse und Sternwartenstraße, aus dem Billard mit zwei Gästen 27 Glas Bier ausgespielt. Er hatte 10 Glas getrunken und 12 Glas zu ibezahlen. Bei der Berichtigung der Zeche gerietst er mit der Kellnerin in Differenzen, er wollte nur 1 .6 bezahlen und den Nest am andern Tag begleichen. Der Maler St. erbot sich, für Ley^ die Zeche einstweilen zu verlegen, doch gaben dies die andern Gäste nicht zu. Leyh, der gesehen hatte, daß St. noch 6—8 bei sich trug, forderte im Hofe der Restauration St. auf, mit ihn: allein wegzugehen, doch lehnte St. dies ab. Als Letzterer nach Hause ging, folgte Leyh und dessen Freund Sch. und Leyh drängte sich, als St. die HauSthüre öffnete, mit seinen Freunden nach. Als Leyh im Hofe von St. durch Drohungen vergeblich 6 verlangt hatte, hat er St. ungefaßt, zu Boden geworfen und versucht, ihm die Taschen nach Geld zu visitiren. St. batte seine Baarschast in die Westen- tasche gesteckt und preßte die Arme an dir Brust, so Laß es Leyh nicht gelang, das Geld in seinen Besitz zu bekommen. Nus die Hilferufe St.'s kamen Leute herbei und Leyh ließ daher infolge- dessen von seinem Opfer ab. Ein Freund Leyh's, der Fleischer Sch., konnte es sich aber nicht versagen, dem St. vor dem Weggeben noch eine Ohrfeige zu geben. St. hatte im Laufe des Abends für Sch und mehrere seiner Freunde für gegen 5 Bier zu zahlen und der Maler K. hatte im Laufe des Abends St. vor Leyh gewarnt. St. bat am andern Morgen den Vorfall bei der Criminalabtheilung zur Anzeige gebracht. Zur Verhandlung war auch der Fleischer Otto Sch. geladen, derselbe war aber nicht aufzufinden, die hierauf öffentlich ergangene Vorladung hat er unbeachtet gelassen. Herr Staatsanwalt vr. Groß beantragte die Bejahung der Schuldsragen und trat der Zubilligung mildernder Umstände be- züglich des versuchten Raubes entgegen, während Herr Rechtsanwalt Vr. Hagen dir Bejahung der nach dieser Richtung gestellten Neben« frage befürwortete. Dir Geschworenen (Obmann Herr Lekonomie- rath Franke-Leipzig) fällten ihren Wahrspruch nach den Anträgen der königlichen Staatsanwaltschaft und der Gerichtshof erkannte demgemäß aus ein Jahr sieben Monate Gefängniß und süuf Jahre Ehrenrechtsverlust. IX. Sitzung. 6. Leipzig, 19. Mai. In der Nachrnittagssitzung halte sich der Dienslkneckt Wilhelm Gottschling aus Rogaszyen wegen Sittlich. keitSverbrechens zu verantworten. Der Gerichtshof bestand aus den Herren Laudgerichtsdirector vr. Müller als Vorsitzenden, Land- richter Hausier und Assessor vr. Bräuer als Beisitzern. Die Anklage vertrat Herr Staatsanwalt Justizrath Meißner, die Ver« theidigung de» Angeklagten führte Herr Rechtsanwalt vr. Kallir. Als Geschworene fungirten die Herren Rittergutsbesitzer Richter- Crostewitz, Rittergutspachter Reichelt-Lossa, Major a. D. Hahn- Leipzig, Kaufmann Barschdorf-Leipzig, Rittergutsbesitzer Hertwig« Breitingen, Kaufmann Krug-Leipzig, Bäckermeister Feustel-Leisnig, Fabrikbesitzer MannSseld - Reudnitz, Localrichter Lorenz - Nerchau, Oekonomierath Franke-Leipzig, Gutsbesitzer und Gemeindevorstand Bäurich-Gastewitz und Rentner AndreaS-Grimma. Gottschling ist am 26. November 1879 geboren und staud zuletzt in Störmthal in Diensten. Er ist wegen Diebstahls in Borna mit einer Woche Ge« fängniß und am 3. Februar 1899 vom hiesigen Landgericht aus Grund von 8 176,3 des Reichsstrafgesetzbuchs mit acht Monaten Gefängniß bestraft. Am 8 Mai wurde er wegen Diebstahls vom hiesigen Schöffengericht zu 10 Tagen Gefängniß verurtheilt. Die Verhandlung, zu welcher fünf Zeugen geladen waren, fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Auf Grund des Wahrspruchs der Geschworenen (Obmann Herr Oeconomierath Franke-Leipzig) wurde der AngeNagte unter Aus« schluß mildernder Umstände, eingerechnet die ihm am 8. Mai d. I. wegen Diebstahls vom hiesigen Schöffengericht auferlegte lOtägigc Gksängnißstrofe, zu 3 Jahren 9 Monaten Zuchthaus und zu 6 Jahren EhrrnrechtSverlust verurtheilt. Sport. s. Leipzig, IS. Mak. In dem vom Verein „Sportplatz" aaSgeschrirbrnra großen Sportplatzfahren über zwei Stunden mit Schrittmachern (dem Ersten 500 ^l, dem Zweiten300 dem Dritten 200 ^4i, dem Vierten 100 ^l) wurde heute Abend die erste Stunde gefahren. Bon den sieben gemeldeten Concurrenten erschien nur E. Kannrnmüller-Münchrn nicht am Start. Als Sieger ging A. E. Wal«er«-London hervor, der von zwei vorzüglichen Motoren unterstützt wurde. Er hatte in der vorgeschriebenrn Zeit 64,100 luv zurückgelegt. Bi« zur 68. Rund« war Th. Rodl- München guter Zweiter, an seinem Motor platzte indessen di« Kett« und Robl ward« infolgr dessen h«rab- und aus den Rasen geschl«ud«rt. Er trug Fleischwundin und «inen vruch de» L»lüff«lb«in» davon. An srin« Sttll« rückt» nun vaa d«n Aöniiliches Landgericht. . „ . . Strafkammer IV. * Leipzig, 19. Mai. Wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt wurde der 27 Jahre alte Graf Joachim von Schönburg-Lordrrglauchau zu drei Wochen Gefängniß verurthrilt. Der Angeklagte war am 31. October nach Leipzig ge- kommen, hatte hier sich mit «iuem Freunde getroffen, da» Theater besucht und dann bi» gegen 3 Uhr in einem Weinrestaurant ver weilt. Am Morgen in der fünften Stunde war er nach dem Baye rischen Bahnhof gefahren und hier in der Absahrtshalle mit einem Schutzmann« in Differenzen gerathrn. Dieser wollte den Angeklagten, der ihn ohne Grund beleidigt hatte und seinen Namen nicht nennen wollte, nach der Polizeiwache sistiren, der Gras widersetzte sich aber und vergriff sich an dem Schutzmann thätlich. Al» dieser einen Droschkenkutscher zu Hilfe rief, ging dann der AngeNagte freiwillig mit zur Wache und legitimtrte sich dort. Gegen eine Caution von 30 wurde «r hierauf entlassen. Kunstgewerbliches. Königin Louis« in Seide gestickt. Wir möchte» auf ein schönes Werk weiblichen ttunstgewerbesleiße» Hinweisen, welches nur von Montag, den 21. bis Mittwoch, den 23. Mai im Schaufenster von C. H. Schröder, Teppichhandluug Neumarkt (Ecke Magazingasfe) ausgestellt sein wird. Es ist die» da- bekannte Bild der Königin Louise — die Treppe herabschreitend — höchst kunstvoll in Seide auf Atlas gestickt. Gesicht, HalS, Arme und Hände sind gemalt. Der Mantel mit dem Hermelinbesatz hebt sich sehr Wirkung», voll in Chenille ab. Das Bild ist in Leipzig selbst und zwar im Tapisseriegeschäst von Frau Hedwig Bunge, Z-itzer Straße 20, ll. ausgesührt worden und legt beredtes Zeugniß ab von dem Geschmack und der Strebsamkeit des noch jungen, aber vortrefflich geleiteten Geschäftes. Das Bild ist zu einem Hochzeit-geschenk bestimmt und wird in seiner musterhaften Ausführung gewiß nicht wenig zum Bekanntwerden und dadurch zum Aufblühen der genannten Firma beitragen. — trage» lasse sich jetzt noch nicht übersehen. Abg. v. Kardorsf empfiehlt den Antrag Büsing zur Annahme, ebenso der hanseatische Bundes- rath-vrrtreter vr. Klügmann, welcher bemerkt, Hamburg habe bereits unter der bestehenden Börseusteuer Einbuße erlitten, besonders durch den Ausfall von nordischen Papieren. Er warne deshalb davor, den Stempel sür ausländische StaaiSpapiere zu erhöhen, da sonst der gänzliche Berlust de» nordischen Marktes zu be fürchten sei. Auch Geh. Rath v. Glasenapp empfiehlt den Antrag Büsing. Der Antrag wird daraus angenommen. — Es folgt die Berathung des Stempels für Kauf- und An- schaffungsgrschäfte der Antheile gewerkschaftlich betriebener Berg- werke oder die darüber ausgestellten Urkunden (Kux scheine Bezugsscheine, AbtretungSscheine). Der Stempel ist in erster Lesung auf 1 vom Tausend festgesetzt worden. Staatssekretär Freiherr von Thirlmann erklärt, er habe sich schristlich an di« intrressirten Regierungen der Einzelstaaten gewandt mit der Bitte, ihm baldigst die nothwrnbigen Materialien zur Klarstellung der Verhältnisse und des EffectS der Kuxstener zugänglich zu machen. Bon Preußen hoffe «r noch vor Pfingsten die ersorderlichen Nach richten zu erhalten, ob auch die anderen Staaten so schnell ant worten können, wisse er nicht. In der ganzen Frage stehe er vor einem non liquet. Abg. Müller-Fulda (Centr.) verweist auf die großen Umsätze in Kuxen. Der höhere Umsatzstempel sei schon deS« halb nothwendig, weil der Emissionsstempel auf Kuxe vielfach auf Schwierigkeiten gestoßen und desyalb unsicher geworden sei. Abg. Gras Oriola (uat.-lib.) befürwortet den hohen Stempel u. A. mit dem Hinweis aus die außerordentlichen Gewinne, welche laut Kurszettel an einem Tage wiederholt an Kuxen erzielt worden seien. Ein entsprechender Umsatzstempel treffe das Jobberthum. Abg. Gras Arnim jRp.) schließt sich diesen Aus führungen an. Bei der Abstimmung wird der Umsatzstempel für Kuxe in der Höhe von 1 vom Pausend beidehalten. — Es folgt Berathung de» Umsatzstempels für sonstige Werth papiere, der in erster Lesung mit'/w vom Tausend beschlossen ist. Abg. Büsing (nl.) bekämpft in längerer Rede als prinzipieller Gegner von Umsatzsteuern die vorgejchlagene Erhöhung. Jede Umsatzsteuer beenge den Verkehr. Von der Erhöhung der Umsatzsteuer befürchten auch die Angestellten der Banken eine Verschlechterung ihrer Lage. Ja Frankreich sei die Umsatzsteuer viel niedriger. Die Erhöhung des Umsatzstempels werde die Pcovinzialbankiers noch weiter zurück drängen. Die Freunde der Vorlage hätten erklärt, sie wollten die reichen Leute treffen, das sei hier gar nicht der Fall. Das Gesetz treffe nur einen engen Kreis. Abg. Müller-Fulda bestreitet die letzte Behauptung, daß nur ein enger Kreis getroffen werde. Auch werde der erhöhte Stempel den Bankier» in der Provinz keinen Schaden thun. Bei der Abstimmung wird auch in zweiter Lesung der erhöhte Umsatzstempel von '/>» vom Tausend beibehalten.— Hieraus wird der Kaufstempel für börseninäßig gehandelte Waaren erörtert. Dieser war in erster Lesung in Höhe von vom Tausend beschlossen worden. einer Stimmenthaltung. E» soll nun über 8 362 «nd all« dazu vorliegenden Anträge absatzweise uamrntlich obgestimmt werden. Da« sind im Ganzen 24 namentliche Abstimmungen. Abg. Singer (Sociald.) macht den Präsidenten darauf auf merksam, daß Abg. Spahn gestern versichert habe, seine Partei werde dir Berathung der noch vorlirgrudea Anträge nicht hindern. Er bitte den Präsidenten, darüber da» Hau» zu befragen, ob di« Anträge noch berathea werden sollen, und beantrage darüber «ameut- lich« Abstimmung. (Heiterkeit.) Präsident Graf Ballestrem erinnert an seine gestrigen AuS« führungen, die Anträge feien rika ringebracht, rite vrrtheilt und müßten zur Abstimmung kommen. Er werde aber, wenn r» vou größeren Parteien de« Hause» gewünscht werde, die Anträge jetzt nicht zur Abstimmung bringen. Da» sei ja ia der Sache gleich. Abg. Bassermann (nat.«lib.) tritt dem Abg. Singer bei. ES wäre richtig gewesen, den Antrag auf Schluß der Dt-cussion jurückzuziehen. Sie könnten nicht über Anträge abstimmrn, deren Begründung sie nicht gehört hätten. Er bitte, dir Anträge zur Erörterung zuzulassen. Abg. vr. Spahn (Ctr.) spricht sich auch für die Erörterung der Anträge au», die noch nicht zur Debatte gestanden haben. Abg. Heine (Soc.): Seine Partei habe gestern dem Präsidenten darin zugrstimmt, daß die Anträge rite Angebracht seien und zur Abstimmung kommen müßten. Sie hätten aber angenommen, daß die Anträge noch vorher zur Erörterung gestellt würden. Abg. Singer (Soc.) bestätigt die Ausführung des Vorredners. Präsident Graf Ballestrem erklärt, er befinde sich ia lieber- einstimmung mit dem Abg. Singer, er lege gar keinen Werth darauf, «ntjchirden zu sehen, ob die fraglichen Anträge zur Er- ürterung oder zur Abstimmung zuzulassen seien. Er lege nur Werth darauf, daß jetzt tu der Abstimmung über diese Frage nicht ent schieden werden dürfe. Abg. vr. S attler (aat.-lib.): Der Präsident habe sich aber nicht darüber ausgesprochen, ob über die Anträge auch debattirt werden solle. Da» vorher zu wissen, sei aber sehr wichtig. Präsident Graf Ballestrem erwidert, darüber könne in diesem Stadium nicht entschieden werden. Wenn die Abstimmung über 8 362 vorüber sei, könne geschehen, was vr. Sattler und Andere wollten. Abg. Stadthagen (Soc.) bleibt in seinen Ausführungen un verständlich, er beantragt, darüber abzustimmen, ob eine Debatte über die fraglichen Anträge stattfindrn soll. Präsident Graf Ballestrem erklärt den Antrag Stadthagen sür unstatthaft. Abg. vr. v. Levetzow (cons.): Man befinde sich jetzt mitten in der Abstimmung, jetzt könne kein Antrag gestellt werden. Es sei nicht ausgeschlossen, daß dir Herren der Linken nachher ihren Wunsch erreichten. Abg. Richter (freis. Vp.) betont, der Präsident habe sich nach den Wünschen der Mehrheit zu richten. Präsident Graf Ballestrem: Da» sei selbstverständlich, daß er sich einem allgemeinen Wunsch anschliesie. Aber der Antrag auf künftige Eröffnung einer Discussion sei nicht statthaft. Eine Erwiderung des Abg. Stadthagen (Soc.) bleibt «a- verständlich. Abg. Singer (Soc.) beantragt nunmehr, die Abstimmung auS« zusetzen. Abg. Richter (freis. Vp.): CS würde genügen, allseitig die Zu stimmung dazu auszusprechen, daß nach der Abstimmung eine Dis cussion der Anträge statifinden soll. Abg. Bebel (Soc.) schließt sich dem Vorredner an; wenn man die Abstimmung über die Anträge aussetzr, komme man auS dem Dilemma heraus. Präsident Graf Ballestrem: Er glaube, es sei ein allgemeines Mißverständniß, das sich leicht aosklären lasse. Er beabsichtige nur über 8 362 und über die gestern schon berathenen Anträge abstimmen zu lassen. DaS Haus sei damit einverstanden. (Heftige Rufe: Nein! Neiul) Abg. Heine (Soc.): Er und seine Freunde feien damit nicht einverstanden, denn sein Antrag Nr. 805 sei noch nicht berathen, außerdem sei er nur zu 8 361 gestellt. Abg. Haußmqnn-Böblingen (deutsche Dolksp.): Die Linke habe gestern au» den Worten deS Präsidenten das Gegen- theil dessen herauSgebört, was der Präsident heute unter Verlesung des Stenogramms al» seine Absicht kuudgrbe. Er habe bona ücko die Worte de» Präsidenten ander» verstanden. Präs. Graf Ballestrem (in erregtem Ton): Er bringe hier nicht seine Privatmeinnng zum Ausdruck, sondern er thue nur Da«, wozu die Geschäftsordnung ihn nöthige und ihm da» Recht gebe. Bor Allein stelle er der Minorität keine Fallstricke. (Beifall im Centrum.) Abg. vr. v. Levetzow (cons.). Er erkläre, daß demnächst die noch nicht berathenen Anträge zur Discussion gestellt werden sollten. Das dürfte doch genügen; er verstehe da» Mißtrauen der Linken »licht, er habe dazu keinen Anlaß gegeben. Abg. Singer (Sociald.) zi«ht nunmehr seinen Antrag, die Ab stimmungen vorläufig auszusetzen, zurück. Die erste namentliche Abstimmung erfolgt über Absatz I des Z 362, der mit 255 gegen 56 Stimmen angenommen wird. Der Antrag fBeckh - Coburg wird mit 225 gegen 75 Stimmen abgelehnt, bei einer Stimmenthaltung. Vorher wurde er durch die namentliche Abstimmung des ersten Absatzes des 8 362 mit 255 gegen 56 Stimmen bei einer Stimmenthaltung aufrechterhaltrn. ES folgt die dritte namentliche Abstimmung über den zweiten Absatz des 8 362. Dieser wird mit 229 gegen 71 Stimmen un verändert aufrecht erhalten. Es schließt sich die vierte namentliche Abstimmung über de» Eventualantrag Albrecht und Genossen (Soc.) zu 8 362 an, der dem dritten Absatz des Paragraphen eine andere Fassung geben will. Der Antrag wird mit 224 gegen 77 Stimmen abgelrhnt. In der fünften namentlichen Abstimmung über den Antrag Albrecht auf Streichung des Absätze» 3 de» 8 362 wird dieser mit 226 gegen 68 Stimmen abgelehnt. Es folgt die sechste namentliche Abstimmung. 8 362 Absatz 4 wird in der Fassung der Beschlüsse in zweiter Lesung mit 238 gegen 57 Stimmen angenommen. Nunmehr wird in siebenter nament licher Abstimmung der Antrag Heine, nach dem die sittrnpolizeiliche Controle nur nach vorhergegangenem gerichtliche« Urtheil zulässig ist, mit 216 gegen 76 Stimmen abgelrhnt. Die achte namentliche Abstimmung über den Antrag Heine, in da» Arbeitshaus Untergebrachte von jugendlichen Personen, die in einer Besserungsanstalt interntrt sind, getrennt z« halten, wird mit 214 gegen 72 Stimmen abgelehnt. Ein weiterer Antrag Heine, Glücksspieler im ArbeitShau» unter zubringen, wird mit 206 gegen 60 Stimmen abgelrhnt und in zehnter namentlicher Abstimmung der ganze 8 362 mit 200 gegen 64 Stimmen angenommen. Hierauf wird rin Antrag auf Vertagung oha« Debatte an genommen. Der Präsident schlägt für Montag de« Rest der heutigen Tagesordnung vor. Abg. Singer (Soc.) bittet, seine gestern eingebrachte Inter pellation über den Contractbruch der ländlichen Arbeiter auf die nächste Tagesordnung zu setzen. Der Präsident bemerkt, der Reich-kanzler werd« die Inter pellation am Montag nicht beantworten können, da er erst mit den verbündeten Regierungen Rücksprache nehmen müsse. Abg. Singer wiederholt seine Bitte, er werde abwartea, Wa der Reichskanzler antworte. Abg. Spahn (Centr.) beantragt, di« Interpellation an zweiter Stelle auf die Tagesordnung zu setzen. Der Präsident erklärt, er fasse die GeschästSordnvug nicht dem Buchstaben, sondern dem Geiste «ach auf. Al» zweiter Punct würd« gleichbedeutend sein, al» ob die Interpellation gar nicht aus der Tagesordnung stände. Abg. Spahn (Ctr.) zieht seinen Antrag zurück. Nächste Sitzung: Montag I Uhr. Tagesordnung: Interpellation Singer, sodann Fortsetzung heutigen Berathung. Schluß der Sitzung: 7'/, Uhr. der Rechten anzu- wuroen und die Lust des Centrums von willenlos an der So ging die erste, ig an dem ae- i die Reihe. Bei der totalen Unmöglichkeit, sich durch den Rattenkönig von sachlichen und redaktionellen Anträgen durchzuwinden und zurecht zu finden, glaubte man auf den Tribünen, daß eS die letzte sein werbe. Diese Illusion wurde grausam zerstört. Es mußten noch drei weitere Abstimmungen vorgenommen werden. Endlich, endlich, um halb acht Uhr war die Sache vorbei, d. h. die heutigen namentlichen Abstimmungen mit der vom Anfang der Sitzung elf waren zu Ende; aber noch nicht die unselige lex Heinze. DieMehrheit will ihr Spiel noch immer nicht verloren geben obgleich an der letzten Abstimmung nur noch 264 Ab geordnete theilnahmen. Zwar für heute war ihr Muth gebrochen; gegen den nationalliberalen Vertagungsantrag ward auf keiner Seite ein Widerspruch laut, aber am Montag soll es weiter gehen. Vorher steht eine socialbemokratische Interpellation über die landesgesetzliche Gesetzgebung gegen den Contractbruch der Arbeiter auf der Tagesordnung. Der Ceutrumsabgeordnete vr. Spahn versuchte durchzusetzen, daß die Interpellation erst als zweiter Punct zur Berathung gestellt werde, d. h. nach menschlichem Ermessen am Montag nicht zur Erledigung gelangen sollte. Mit großer Loyalität weigerte sich der Präsident Graf Ballestrem, dem Begehren zu willfahren; e- sei die Aufgabe deS Vorsitzenden, die Tagesordnung nicht dem Buchstaben, sondern dem Sinne nach zur Geltung zu bringen, sagte er unter lebhaftem Bei fall deS Hause». Vr. Spahn zog seinen Antrag zurück; so schloß einigermaßen versöhnlich diese lange und ermüdende Sitzung ab. An» tze« L«»»isfi,nen. 88 Berlin, 19. Mai. (Privattelegramm.) Ia Bndgetcommiffion de» RrichStaa» wurde heute die Be- rathung der Novelle zum Reichsflempelgtsetz fortgesetzt. Artikel 8, betr. di« Stempelabgabe von den „Grnußschetnen", ward« nach kurzer D«batt« «uveräudert ia der Fassung «rstrr Lesuag angenommen. Art. 4, bett, die „Ermäßigung" bei ge- wissen Arbittagrgeschästen, wurd« vorläufig zarückgestell». Di« Brrhandlung wandte sich zu Artikel 5, d«r d«n abgeänderten und ergänzten Tarif enthält «nd zwar zunächst zur Position Kauf- und sonstig« A,schaffung»a«schäft«. Abg. Büsing (aat.-lib.) beantragt: „Reatea- und Schuldverschreibungen ausländischer Staaten, sowi« au»ländischr Etsrnbahn- obligatiouin" nur mit vom Lausend zu besteuern, während ia erster L«sang */,» b«schloss«n waren. Staatssekretär Freiherr v. Thirlmann erklärt, di« finanziell« Wirkung di«se»Av- Veutscher Reichstag. 8Z Berlin, 19. Mai. Frühzeitig waren heute die Tribünen besetzt; schon vor 1 Uhr spähten neugierige Augen ia den noch leeren Sitzungssaal herab. Bald nachher begann auch dieser sich allmählig zu füllen; einer der ersten Ab geordneten, Hie sich an ihren Platz begaben, war der Frei sinnige Munckel, der im letzten Stadium der Ver- dandlung Herrn Stadthagen eine starke Concurrenz im Anträgestellen gemacht hat. Zur gewohnten Zeit nahm Graf Ballestrem den adlergrschmückten Präsidenten stuhl rin; zur gewohnten Minute — 1,20 Uhr Nach mittags — ließ er die berühmten acht Glockentöne er klingen. DaS Haus war gut besetzt, doch uicht so gut, daß es nicht rechts wie links vom Centrum breite Lücken aufgewieseu hätte. Eine große Unruhe herrschte im Saale und verschlang deS Präsidenten erste Worte: nur so viel wurde den Tribünenbesuchern klar, daß er die Tagesordnung, sowie neu eingelaufene An träge verlas. — Stille trat erst em, als Graf Ballestrem dem polnischen Abgeordneten Herrn v. Iazd- zewski das Wort zur Geschäftsordnung ertheilte. Von der Tribüne herab richtete der genannte Abgeordnete eme scharfe Absage an die Heinze-Mehrheit, mit der in Sachen der Vorlage die Polen bekanntlich gestimmt haben; an der fortgesetzten Vergewaltigung der Geschäftsordnung, wie der Minderheit aber wollen die Polen keinen Theil haben. Die Linke rief den kurzen, nicht allzu fließend vorzetrageoea Ausführungen v. JazdzenSki'S lebhaften Beifall zu; die vom Centrum schnitten betrübte Gesichter. — Der Schlußantrag Spahn-Levetzow war gestern, wie berichtet, infolge der langen und heftigen GeschäftSordnuugSdebatte nicht zur Ab stimmung gelangt; über ihn wurde also heute zunächst abgestimmt: namentlich natürlich. Er wurde mit 185 gegen 118 Stimmen angenommen. Hierauf verkündet der Präsident den Abstimmungsmodus, nach dem er den ß 362 und die zu ihm vorliegenden Anträge erledigen zu lassen denkt. Aus seinen Worten gebt nicht klar hervor, ob er die bisher nicht zur Debatte gestellten Anträge mit zur Abstimmung bringen lassen will oder nicht. Die Linke verlangt stürmisch, daß vor der Abstimmung diese Anträge debattirt werden sollen. Der Präsident, sowie die Redner der Mehrheitsparteien, vr. v. Levetzow, vr. Spahn suchen die Linke zu be ruhigen; nachdem die Abstimmung — die Abstimmungen vielmehr — vorgenommen worden seien, solle über die noch nicht debattirten Anträge „berathen", d. h. den Antrag stellern gestattet werden, sie zu begründen. Aber die Linke ist vorsichtig und mißtranisch gewordeu; sie hat den Grafen Ballestrem trotz aller seiner Ableugnungsversuche im Verdacht, daß er ihr im Bunde mit dir Mehrheit eine Falle zu legen gedenkt. Immer neue Einwände werden von ihr erhoben. Eine Stunde hindurch beißt eS fortwährend: „DaS Wort zurGeschäftsordnung hat der Herr Abgeordnete Singer — der Herr Abgeordnete Stadthagen — der Herr Abgeordnete Haußmann-Böblingen — das Wort zur Anfrage der Herr Abgeordnete Richter und sofort mit Grazie bis inS Unend liche. Die Nationalliberalen ließen noch einmal durch den Mund vr. Sattler richten, Boden und daS beruhigte zur Güte deS Präsidenten nach Abschluß der Abstimmungen die noch nicht berathenen Anträge zu ß 362 zur Debatte zu stellen. So be ginnt denn die Reihe der namentlichen Abstimmungen, deren nicht weniger als sieben hinter einander vorzunehmen ssud. Die Abstimmungen begannen um 3 Uhr Nachmittags in der Journalistenrestauration, dem sogenannten „Entenpfuhl", sowie in den Arbeitszimmern der Presse entwickelt sich dasselbe Treiben, wie am Sonnabend vor 9 Wochen, dem Tage der geheimen Sitzung, eö würde geraucht, Scat gespielt, gelesen und geplaudert, namentlich gab das Ereigniß deS heutigen Tages, der große Streik der Berliner Straßenbahnangestellten einen unerschöpflichen Gesprächsstoff ad. Ein häufig abzelöstes Commando von Preßvertretern überwachte die Abstimmungen, die inzwischen in einförmiger Langweiligkeit ihren Lauf nahmen. Unter den Anträgen, über die auf Verlangen der Linken namentlich abgestimmt werden mußte, befand sich auch ein Amendement Beckh-Coburg, in irgendeinem Absätze des f8 362 statt „der Verurtheilt«" zu sagen: „die verurtheilte Person!" mit Duldermiene fügte sich die Mehrheit in ihr Schicksal; doch war den Gesichtern der Herren von sehen, daß sie allgemach ungeduldig verloren, sich zur höheren Ehre den Spaßvögeln der Obstruction Nase herumführen zu lassen. — die zweite, die fdritte namentliche Abstimmung an dem prüften Hause vorüber, die siebente kam an l' ",
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