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4. MM W LeiiMk TagM UÄ AozeiM K. Nt, Smtllg, N. Rai ISV. - - > ^....— u , . .. . . »—- . — — Lun- und Wissenschaft. MM. 6. L. Berliner Briefe ciucs französischen Tenoristen. Die Revue „Souvenir- et MLmoires" verössentllcht in ihrer letzten Nummer einige sehr amüsante Briese, die der berübmle Tenorist Roger in den Jahren 1850—59, während seiner Tournees in Deutschland, England und Rußland, an seinen Freund, den Kritiker Fiorentino, geschrieben hat. Im ersten Briefe ist Roger ganz glücklich darüber, daß er endlich nach Berlin gekommen ist, und fordert den Freund auf, uachzukommeu. „Die Reise wird Dir nicht leid Ihun", schreibt er. „Was hier in Kunst geleistet wird, hat einen hohen Werth. Du wirst hier nicht, wie in London, eine ab scheuliche Ausstellung von Künstlern aller Länder sehen, die das Theater einem Sclavenmarkt ähnlich machen, wo der Meist- bietende da- „hohe 6" kaufen kann. Hier ist inehr Kunst und weniaer Handel. Das Publicum ist empfänglich für die Regungen der Kunst und ohne Voreingenommenheit. Ein König, der Frau Rachel oder Herrn Roger bittet, einen Augenblick bei ihm zu bleiben und im schönsten Saale der Welt eine Tragödie oder eine Oper, Corneille oder Meyerbeer, zu geben!" In demselben Briese vertheidigt Roger das Princip der großen Schauspielergagen. „Wenn in Berlin", schreibt er, „ein Künstler ein hübsches Vermögen sammelt, läßt man ihn nicht erröthcn, indem man ihm, wie bei uns, zum Vergleich das geringere Einkommen der Marschälle an den Kops wirst. In Paris findet man es ganz natürlich. Laß ein Mann, der Kaninchen züchtet, 3000 Fr. Einkommen hat, aber man ist erstaunt darüber, daß ein Künstler, ei» Sänger aus der Kehle und dem Herzen eine Goldader zu Tage fördert, die Gott — ach! für fo kurze Zeit — dort hineingelegt hat. Und doch ist eine Stimme seltener als ein Kaninchen, und sie ist auch wohl etwas schwerer zu „züchten". Plan vergißt, daß der Sänger auch ein Mensch ist, und daß die Regierungen noch nicht Hospitäler für Tenoristen ohne Stimme, für Baritonisten ohne Zähne und für Bassisten ohne Kehle errichtet haben." Roger er- zählt dann mehrere Anekdoten von König Friedrich Wilhelm IV., die zum größten Theile bekannt sind. Weniger bekannt dürste folgende Anekdote sein, die er gleichfalls mitlhcilt: „Zahlreiche Bürger der Stabt Hamburg gingen nach Kiel, um die französische Flotte zu bewundern, und unter diesen befand sich auch Frau Heine. Sie fchickte dem Admiral ihre Karle und der Admiral gab ihr sofort die Erlaubniß, die Schiffe zu besichtigen. Ein junger Matrose führte die Dame und machte sie mit dem Leben an Bord bekannt. Als die Besichtigung beendigt war, nahm Frau Heine zwei Goldstücke aus der Tasche und bot sie ihrem Führer an, der das Geld jedoch höflich zurückwies. „Das Reglement verbietet uns, irgend etwas anzu nehmen", jagte er. Frau Heine bestand aber trotzdem darauf, bis der junge Mann schließlich sagte: „Gnädige Frau, es ist mir ganz immöglich, das Geld zu nehmen. Selbst wenn die Disciplin es mir nicht verbieten würde, würde mich doch etwas ebenso Mächtiges zwingen, die Goldstücke abzulehuen." — „Und was ist das?" — „Die einfache Lhatsache, Laß ich der Herzog von Monlebello bin!" Karl Golömark vollendete gestern sein 70. Lebensjahr. Ans fast allen Gebieten musikalischen Schaffens ist er mit Werken von künstlerischer Bedeutung hervorgelreteu, aber als Compouist der „Königin von Saba" hat er in der Over seine stärksten Erfolge geerntet. Die Aufmerksamkeit der Mujikwelt wurde zuerst auf ihn gelenkt durch die phanlasievolle, farbenüppige Ouvertüre zu „Sakuutala", die Bilse Anfangs der siebziger Jahre zuerst den Berliner Kunstfreunden vermittelte. Mit der „Saba", die 1875 von Wien aus ihren Rundgang über alle größeren Bühnen nahm, machte sich dann Goldmark sofort einen europäischen Namen. Ihr Erfolg ist von keiner feiner späteren Opern erreicht, geschweige überboten worden, am wenigsteu von „Merlin" (1886), die außer in Wien nur von tveuHea großen deutschen Bühnen, wie Dresden und Ham burg, übernommen ward. Trotzdem ist es Goldmark's stil- reisst«, als künstlerische Arbeit höchststehende Lpcruschöpsnng. Ja Berlin war wohl die dasselbe Sujet behandelnde Th. Rüjei'jche Oper der Einführung des Goldmark'schen Werkes im Wege. Ter ,Lönigin von Saba", die allein im Dresdner Hoftheater, Dank einer besonders glänzenden Vertretung der Titelrolle Lurch Therese Malte», über 100 Wiederholungen erlebt hat, ist an äußerem Erfolg daS „Heimchen am Herd" am nächsten gekommen, von dem mehr als dreißig Bühnen Besitz ergriffen. Dagegen ist „BrisLiS", Goldmark's zuletzt entstandene dramatische Ton- schöpfung, außerhalb Wiens noch nicht bekannt geworden. GolL- maä ist ein ernst und bedächtig schaffendes Talent, kein reicher Er- Puder, aber ein um so intensiverer Ausgestaller seiner eigenartigen künstlerischen Ideen, denen er Len ganzen Farbenreichthum des modernen Orchesters dienstbar zu machen weiß. Bon seine» Jnstru- «entalschöpsllllgen sind an erster Stelle die Syniphonlc-Suite „Länd liche Hochzeit" zu nennen, der 1887 eine in der Schönheit der Themea und des ColoritS vielsach an Schubert gemahnende Ls-äur- Symphonie folgte. Auch die Kammermusik hat Goldmark, namentlich durch zwei Violin-Suiten, bereichert. In einem kleinen ungarischen Orte geboren, hat der Meister frühzeilig den harten Kampf ums Dasein kennen gelernt und zum größten Theil auf autvdidaklischem Wege sich seine künstlerische Bildung erringen müssen. Karl Goldmark, eben aus Abbazia heimgekehrt, hat sich von Wien nach Gmunden begeben, um geräuschvollen Ovationen bei Gelegenheit seines Geburts tages zu entgehen. DaS von Dr. Muck geleitete vierzehnte Schlesische Mufikfcst Wird, wie man aus Görlitz schreibt, unter Mitwirkung von fünfzehn schlesischen Gesangvereinen stattfinden, die eine Kopfzahl von nicht weniger als 935 Sängern Larstellen; dazu kommt noch »In umfassender Jnstrumentalkürper. Die Festlichkeit dürste mithin in diesem Jahre ganz besonders glanzvoll auSsallen. AuS Libau, 14. Mai, wird berichtet: Dem bekannten Concert- sänger Anton Sistermans ist heute auf der Fahrt in einem Waggon erster Claff« von hier zur Grenze, und zwar zwischen hier und der Station Koichedary, seine Geldtasche mit dem Paß und einer beträchtlichen Geldsumme — dem Erlös auS vier Concerten in kurischen Städten — abhanden gekommen, wahrscheinlich während Les Schlafes gestohlen worden. Literatur und Theater. 0. L. Boltatre in Berlin. Die Eröffnung des deutschen Pavillons aus der Pariser Weltausstellung, der iu feinen oberen Sälen zahlreiche Kunstschätze auS den Potsdamer Schlössern enthält, — vor Allem Meisterwerke von Watteau, Laueret, Chardin, Pater u. A. —, giebt dem „Matin" Veranlassung, sich über den Einfluß französischen Geistes und französischer Kunst auf Friedrich II. auszulasjen. Zu den vertrauteste» Freunden des großen Preußen- künigs gehörte» der Mathematiker Maupertius, der Arzt La Mcltrie, d'ArgenS, Dieudonne, Thisbault, der Abbs de Prades und die Söhne frauzösischer Röfugies. An Voltaire schrieb der König: „Ihre Person ist, sozusagen, unserer Seele an- geboren. Ihr Bild ist der schönste Schmuck meiner Bibliothek. Es bangt über dem Schrank, der unser goldenes Vließ enthält." Voltaire antwortete: „Wenn Sie mich kennen lernen wollten, und wenn Sie für mich wahre Güte hätten, würde ich mich Ihnen in Peking zu Füßen legen. . . ." Als der König und der Philosoph sich zum ersten Male sahen, waren sie von einander sehr entzückt. Voltaire wurde zum Kammerherrn ernannt, erhielt daS Großkreuz des Berdienst-Ordens und eine Pension von 20000 Franken. Er schrieb damals: „Tas ist hier Las Paradies des Philosophen; eS ist Caesar, ist Marc Aurel, ist Julian, ist manchmal der Abbs de Chaulieu, mit welchem mau zu Tisch geht." Die Freundschaft dauerte drei Jahre. Dann fand der König, daß Voltaire zu viel Geist hatte, und Voltaire langweilte sich. „Bin ich schon naturalisirter Vandale?" ruft er aus, und ein anderes Mal schreibt er: „Die Koketten, die Könige und die Dichter wollen geschmeichelt sein. Friedrich vereinigt in sich diese drei Classen." Und weiter: „Ich will ein kleines Wörterbuch zum Gebrauch für Könige herauSgeben. „Mein Freund" bedeutet: „mein Sclave"; „mein lieber Freund" heißt: „Tu bist mir gleichgiltig". Das Wörterbuch kann sehr lang werden." Friedrich antwortete: „Man preßt die Orange aus und wirft die Schale weg." Voltaire schickte darauf den Orden, den Kammerherruschlüsfel und die Pensions urkunde mit folgenden Versen zurück: „llo les re^us aveo teuckresse, 3e les renvoio uvoo ckouleur klömme uu umaul. jaloux, ckuvs sa, mauvaiso tmweur, Uevck lo xortrs.it cko sa maitrerse." Französische Kunst und französische Literatur waren aber auch nach Voltaire's Abreise am preußische Hofe noch lange tonangebend. Bildende Künste. Kunsthalle P. H>. Beyer L Soho. Der Künstlerbund Karlsruhe. Jeder Freund echten, unverfälschten Kunstschaffens, jeder Gegner alles PseudowcsenS wird die in dem schönen, vom Architekten Tscharmann auSgebauten Oberlichtsaal der neu eröffneten Kunst halle von Beyer L Sohn veranstaltete Ausstellung von Litho graphien des „Künstlerbund Karlsruhe" mit aufrichtiger Freude begrüßen. Lehrt uns Loch diese Ausstellung nicht blos, mit wie geringe» Mitteln der Maler zu künstlerischem Ausdruck gelange» kann, sondern sie zeigt uns auch, welche große Mannigfaltigkeit individueller AusLrucksweise die Steinzcichnung gestaltet. Waren es erst nur vereinzelte Künstler, wie Thoma und Steinhausen, die sich der Lithographie zuwandten, um i» dieser Technik aufs Neue den Ausdruck für künstlerische Ideen zu suchen, so Lars man sich ;etzt um jo lebhafter über die Erfolge freuen, die ganze Künstlcrgruppen aus diesem Gebiet nun zu verzeichnen haben. Um so mehr Lars man diesen Schritt als einen Fortschritt be trachten, da hiermit gleichzeitig die beste Gelegenheit geboten ist, die bildende Kunst der Neuzeit populär zu machen; denn auch dem weniger Bemittelte» ist es durch derartige Arbeiten ermöglicht, einen künstlerischen Zimmerschmuck zu erwerben. Von der Manier der altdeutschen Linienzeichnung, wie sie sich im alten Holzschnitt bekundete, ausgehend, weiter an Rembraudt'schen Tonreichthum anklingeud, bis zu der neuerdings von verschiedenen Künstlern aufgenommeuen Pointillirart, ist die volle Scala malerischer Darstellungsweisen vertreten. Die individuelle» Vorzüge jedes Ausübenden lassen sich hier vortrefflich verfolgen. Die vor nehmliche Eigenschaft der Lithographie, Leu Stimmungswerthen Rechnung zu tragen, haben die Karlsruher ganz besonders betont und in Folge dessen weit mehr zu landschaftlichen, denn zu figürlichen Darstellungen gegriffen. So einfach die Mittel sind, die hier in Anwendung gekommen, so groß ist doch in den meisten Fällen die erreichte malerische Wirkung, so reich und tief erscheint die hier zum Ausdruck gelangende Naturanschauung. Welche Raumenlsaltung, welche Poesie der Stimmung bei aller Beschränktheit der Mittel zu erreichen ist, sofern die fühlende Künsllcrhand das Gesehene, durch Las eigene Empfinden geläutert, wiederzugcben vermag, das bekunden fast sämmtliche Arbeiten, von Leuen es schwer zu sagen ist, welcher man vor Lieser oder jener andern den Vorzug geben soll. Ist Gustav Kamp mann durch eine ansehnliche Zahl großzügig ausgesaßter Landschaitsbilder ver- treten, so schließen sich ihm doch Hans v. Volkmann, Hermann Daur, Otto Fikcntscher, Heinrich Heyne, Friedrich Kall- morgen u. A. mit nicht minder feinsinnigen und poesievollen Naturschilderungen au. Von figürlichen Darstellungen feien hervorgehoben, ohne damit andere Darbietungen als minderwerthige bezeichnen zu wollen, Franz Hein's geist- und poesiereiche Märchenbilder, die groß gesehenen Bildnisse Kalckreuth's und dir einen ausgesprocheneren Realismus zur Schau tragende» Darstellungen auS dem Land- und Stadtleben von E. R. Weiß. Eine Collection farbiger Entwürfe zu Glassenstern, Post-, Glückwunsch- und Menu karten, für Etiketten, Kalender, Lr lidris rc. vervollständigen das fesselnde Bild von dem Schaffen drS Karlsruher Künstlerbundes aus graphischem Gebiete. Ernst Kiesling. In Tel Bccchio's Kunstsalon sind jetzt die Original-Stein- Radirungen von Rud. Schulte im Hose ausgestellt und finden, wie dies ja auck nicht anders zu erwarten war, das allseitige größte Interesse. Diese Steinradirung führt uns die Erfolge eines neuen graphischen Verfahrens vor Augen, die geradezu überraschend sind in Ausführung und Wirkung. Ferner sind eingetrosfcn eine große Anzahl Aquarelle von der Meisterhand Carl Heyns, die uns anmuthige Bilder von der Insel Wollin zeigen. Leider nur noch ganze kurze Zeit verbleibt die Ausstellung des Clubs der Sarajewoer iu den Salons, da bereits anderweitige Disvositionen getroffen sind. Wir möchten deshalb aussordern, den Besuch dieser höchst interessanten, wegen der orientalischen Farbenpracht besonders eigenartig wirkenden Ausstellung nicht zu versäumen. Außer diesen umfassenden Collectiv- AuSstelluugen sind auch Werke von Schultze, Mali, Orthaus, Weiuert, Braud, Blache, Hacker, Nerly, Hofmann, Weber, Prölß, Wuttke, Fröhlich, Rieger, Max Ehrler, Heinmann, Hausman» u. A. in. ausgestellt. Im Kuustsalon Mtttentzwkh-Windfch steht im Mittel- puncte des Interesses die 20 Gemälde umfassende Sonderaus- stellung von F. E. Wolfram. Berlin, wovon 2 Gemälde in Privat besitz übergegangen sind. Eine weitere Collection hat F. Walter Scholtz-TreSden ausgestellt. Ferner sind mit Arbeiten vertreten: A. Ritzberger-München, F. Speyer-Müncheu (Kollosal-Gemälde: Apokalyptischer Reiter), Volkers-Düsseldors, zwei Pferdevortraits, Gertrud Stechow-Berlin, Abend, eine Reihe Thoma'scher Original drucke u. a. m. Ein wicvcrgcfundcner Tizian. In dem soeben erschienenen Hefte Les „Niueteenth Century" macht der englische Kunstforscher Claude Phillips, der Verfasser des Werkes „Leben und Werke Tizian's". von einer wichtigen Entdeckung Mittheilung, die er im Hertfort House in London kürzlich gemacht hat. Es handelt sich um die Wiederausfindung des „Perseus und Andromeda", des berühmten Bildes von Tizian, das seit mehr als hundert Jahren jo gut wie Verschollen war. Das Bild stammt aus der letzten Zeit des Meisters. Es wurde für Philipp II. von Spanien gemalt und gc- hört ungefähr in dieselbe Zeit wie die berühmten Bilder „Venus und Adonis", „Danae und der Goldregen", „Diana und Kallisto" und andere. Basari beschreibt es als eines der anziehendsten Bilder Tizian's. Nach einer Nachricht bei Crowe und Cavalcaselle wurde das Bild im Jahre 1556 aus Tizian's Atelier nach Spanien gesendet. Es taucht wieder aus in der großen Orleans-Galerie im Palais Royal, deren italienische Bilder im Jahre 1798 in alle Winde zerstreut wurden und größtentheils nach London kamen. Der „Perseus uud Andro- nieda" wurde damals für 700 Guineen von dem englischen Kunsthändler Bryan angekaust. Seitdem war es in Ver gessenheit gcrathen. Das Gemälde ist aber schon vor dem Jahre 1857 in den Besitz der Hertsords-Familie gelangt, doch sand es hier wenig Beachtung. Als die Kunstschätze des ver storbenen Sir Richard Wallace in dem vergrößerten und um gebauten Hertford House zur Aufstellung kamen, ging es dem Bilde Tizian's noch schlechter. Claude Phillips entdeckte cs hoch oben in einem Badezimmer. Das Bild hatte durch die dumpfige Atmosphäre des Raumes und durch darüber gelegte verdunkelnde Schichten von entstellendem Firniß derart gelitten, Laß Claude Phillips zuerst dem Funde nicht viel Wichtigkeit beilegte. Er be- gnügte sich damit, es in dem Javeutarium als „Schule dcS Tizian" zu verzeichnen. Erst als das Gemälde heruntergebracht wurde, zeigte es sich, daß unter der Decke von Schmutz und Verletzungen em außerordentlicher Schatz zu heben war. Das Gemälde wurde von dem bekannten Bildcr-Restaurateur H. G. Haines mit der größten Sorgfalt gereinigt. Der schlechte alte Firniß wurde Stück für Stück entfernt, und nur an einer ganz unwesentlichen Stelle mußte neue Farbe aufgetragen werden. Haines constatirte dabei, Laß die anderen berühmten Originalwerke Tizian's, die aus derselben Zeit stammen uud die auch durch seine Hände gelangt sind, wie zum Beispiel die „Diana und Kallisto", auf derselben feinen Leinwand von ganz eigenthllmlicher Färbung gemalt sind. Auch Las, wie die besondere Technik des Bildes würde dafür sprechen, daß hier ein Originalwerk Tizian's gefunden ist. Ausschlaggebend aber ist vor Allem der für den Meister so bezeichnende leuchtende tiefe Farben- ton des Bildes. Der „Perseus und Andromeda" nimmt jetzt in der Hertsord-Galerie einen Ehrenplatz «in. e. L. Der Katzcnmaler. Im Alter von 75 Jahren ist in Paris Eugene Lambert gestorben, Len die französische Kunstwelt nur unter dem Namen „Katzenmaler" kannte, obwohl er auch Anderes gemalt hat als Katzen und Kätzchen. Lambert war ein Schüler Delaroche's, aber auch Göröme und Delacroix gaben ihm künstlerischen Rath. Ec begann mit einigen Landschaften, daun folgten Thier- studien („Ein Windhund", „Gänse und Tauben" u. s. w.), und er hatte bereits Noah's ganze Arche, als er mit seinem Bilde„Katze und Papagei" den ersten großen Erfolg erzielte. Von diesem Augenblicke an wurde er „Katzenmaler". Ein großes Genie war er keineswegs, aber seine Werke haben die Bewunderung mehrerer Generationen von braven Leuten erregt, die daS „Schablonenhafte, Niedliche" in der Kunst mehr lieben als Wahrheit und Realismus. Es kann aber nicht geleugnet werden, daß Eugene Lambert es wunderbar verstand, die Grazie in Len Bewegungen der Katzen wiederzugcben und die hübschen Thiere in den drolligste» Attitüden zu malen. Er malte fast, aus schließlich aristokratische Luxuskatzen, seidenartige Miezchen mit herr lichem Pelz und „Augorablut" in den Adern, Kätzchen mit kostbarem Halsband, die ungestraft aus dem Smyrnateppich der Gnädigen schlafen dürfen. Es ist in Frankreich wohl kaum ein zweites Bild durch Repcotuctiouen mehr verbreitet worden als Lambert's „l'Lvvoi", wo sechs junge Kätzchen auS einem Korbe ihre Köpfchen herausstecken, um gegen die lange Tauer einer ermüdenden Reise zu protestiren. Von seinen anderen Bildern seien noch erwähnt: „Die Katzen des Cardinals Richelieu", „Gefallene Größe", „Kotzensamilie", „Unter- brochene Mahlzeit", „Katze im Fauteuil" rc. Seit mehreren Jahren widmete sich Lambert mit Erfolg der Aquarellmalerei. In seinem Privatleben war der Maler ein liebenswürdiger Gesellschafter, lieber seine Jugendstreiche sind die tollsten Sachen im Umlauf. Er halte in feiner Jugend einen Sohn von George Sand zum Freunde und kam mit diesem häufig nach Nohant, wo die be rühmte Schriftstellerin hauste. Hier erregte Lambert durch sein köstliches Nachahmungstalent oft den Hellen Jubel der Gäste. Er copirte mit verblüffender Naturtreue die berühmtesten Staatsmänner, Künstler und Schriftsteller jener Zeit, und wenn er Napoleon III. in Haltung und Sprechweise nachahmte, war der Bewunderung kein Ende. Einer seiner Lieblingsstreiche war, die englischen Tonristen, die nach Nohant kamen, um George Sand zu begaffen, Lurch Verkleidungen zu narren. Er legte einen Rock und eine Haube der Saud an und zeigte Len neugierigen Engländern den Rücken, um sich daun plötzlich umzudrehen und den Gaffern ein Männergesicht mit mächtigem Schnurrbart und einer riesigen Tabakspfeife im Munde zuzukehren. * Pariser und Lonvoncr Kuustauctioiicn. Aus Paris wird dec „Frkf. Ztg." vom 17. d. M. berichtet: Bei dem gestern im Hotel Trouol stattgehabten Verkauf der Sammlung Adam wurde ein Gesammterlös von 178 000 Frcs. erzielt. Von dieser Summe entfielen 8550 Frcs. auf Jongkind'S „Holländifcher Seehasen, für desselben „Marine", „Schlitt- jchuhläuser", „Honsleur" und „Nordwind" 8000 Frcs., 7950 Francs, 4l00 und 2950 Frcs. Für Barye's herrliche Bronze gruppe „Tigerkanips" wurde der gegen alle Erwartung geringe Preis von 3800 Frcs. gezahlt, während sich für Boudin's und Charlemonl's Gemälde viele Liebhaber fanden, die die Preise in die Höhe trieben. So erzielten deS ersteren „Cap Antibes" 8000, „Blick aus Cannes" 4800, „Blick auf Antibes" 3400, Geschwader in der Juanbucht" 3400, „Trouville" 5600, „Becken von Trou- ville" 3000, „Ufer bei Deauville" 3700 Frcs. u. s. w., des letzteren „Schlangenbeschwörer" 7100, „Eilbote" 6500, „Schweigendes Gelöbniß"' 3750, „Kartenpartie" 6200, „Das siebente Capitel" 4320 Frcs. u. s. w„ Preise, die theilweise allerdings beträchtlich hinter denen zurücksteheu, die Herr Adam seinerzeit für diese Gemälde angelegt hatte. — Man berichtet aus London, 16. d. M.: Eine be deutende Sammlung von modernen Gemälden und Aquarellen uud auch einiger Gemälde von alten Meistern aus dem Besitz des verstorbenen M. James Reiß wurde bei Mesjrs. Christie zu meist hohen Preisen versteigert. Die ganze Sammlung brachte 360 000 Der höchste Preis von 105 000 ./L wurde für Las Bild von Millais „Der Schiffs junge Raleigh" gezahlt; Las Bild wurde für einen Herrn erstanden, der es der Late-Gallery zu überweisen beabsichtigt. Ferner sind zu erwähnen: D. Cox „Gang zur Mühle" 40000 ./L, P. Delaroche „Sta. Cecilia" 3200 ./!, Landseer „Der Prahler" (1819) 2200 ./L, Lord Leighton „Helios and Rhodos" 5500 ^6, Millais „Ebarlio is m> Darling;" (1864) 6800 Nasmyth „Landschaft" 7700 ./6, Troyon „Der Pflug" 38 000 ./t, ein angeblicher Van Dyck „James Duke of Aork" 7100 und Rembrandt „Brücke über einen Caual" 44 000 ./ä Wissenschaft. tk. Hochschulnachrichten. Die Einweihung deS Denkmals für den Kirchenhistoriker Karl von Hase wird in Jena am II. Juli erfolgen. — An der Universität Rostock hat sich Or. C. Erich als Privaidocent für Chirurgie habilitirt. — Der Nationalökonom Prof. Rathgen in Marburg hat den Ruf an die Universität Heidel berg angenommen. — Pros. Heß in Marburg ist zum ordent lichen Professor der Augenheilkunde und zum Vorstände der ophthal- mologischen Klinik an der Universität Würzburg ernannt worden. — Prof. Dr. Brinkmann in Königsberg wird aller Wahrscheinlichkeit nach einem an ihn ergangenen Rufe nach Marburg entsprechen. Lericht über Vie Frequenz iu, Asyl für männliche Obdachlose, Thalstraße Nr. 28, iu der Zeit vom 12. bis 19. Mai 1900. Nacht vom Vorge sprächen Ausge nommen Zurück- gewiesen 12. Mai zum 13. Mai 1900 9 9 —— 13. B . 14. - 17 16 I 14. B - 15. - 7 7 15. . 16. . 18 17 1 16. B - 17. - - - 17 17 « » 17. . 18. - — - - 3 8 —- 18. B - 19. . « G G 17 17 — 88 86 WIer'L Mentkoffer MM Maier v. ll. k. lilo. 85676. VIun TU berieben dureb meins kadrik LeipriA-Linäenau oder liefen Verkaufsgesekafts: »I- „ - Üöek8t6 ^u8reieknun§: 1897, Löllißl. SLvds. StLLt8MväLiIIo. Senlin, Nambung, veranstaltet in blonderen, vom 6e8ebäft8verk6br völlig xetrenuten Räumen im ^N8eblu88 an seine auf äer 8acbs. Ibüring. 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