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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000515018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900051501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900051501
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-15
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
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244 Die Morgen-Au-gab« erscheint um '/»? Uhr, die Abend-AuSgabt Wochentag- um S Uhr. NeLaction und Expedition: JohanntSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag- un unterbräche» geöffnet von früh 8 hi- Abend» 7 Uhr. FUtuten: klsirrd Hahn vorm. v. Klemm'« Sorttm. UntversitätSstratze 3 (Paulinum), Louis Lösche, tzatharinenstr. 14, Part, «ad König-Platz 7. Bezugs-PreiS hi der Hauptexpedition oder den im Stadt birk Md de» Vororten errichteten Aus ladestellen abgeholt: vierteljährlich ^>4.50, ftj zweimaliger täglicher Zustellung in- xan» 5.bO. Durch die Post bezogen für Lrotschlaad und Oesterreich: vierteljährlich -t S.—. Direkt« tünche Kreuzbandsendung in» Ausland: monatlich 7.öO. Moegen-Ansgabe. WWMrIllgMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Volizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PrclS die 6gespaltene Petitzeiie 20 Pfg. Meclamrn unter dein Redactionsstrich (4g<- spalten) bO^z, vor den Familiennachrichlea (6gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarijcher und Ziffernia- nach höherem Tarif. ——o—c»,— Extra-Veilaqcn (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postdesörderung 60.—, nut Poslbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 UM. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4Uhr. vei den Filialen und Annahmestellen je rin« halbe Stunde früher. Nnxetgen sind stet» an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Dienstag den 15. Mai 1900. 84. Jahrgang. Neue cubanische Krisen. Aus Havanna wird der „Welt-Corresp." vom 21. April geschrieben: Die Dinge auf Cuba scheinen sowohl politisch, wie wirth- schastlich einer gewissen Krisis entgcgenzureifen. Politisch treiben es unsere Jakobiner immer wilder. Dagegen ist schließlich eine Reaktion eingetreten, indem sich die frühere cubanisch-spanische Autonomistenpartei mit einer Anzahl hervorragender Revolutio näre zu einer neuen konservativen Partei, der „Union Democratica", zusammengethan hat. Es ist zweifellos, saß diese neue Partei die Mehrzahl der besitzenden Classen hinter sich Hai, und daß sich ihr auch alle diejenigen Spanier anschließen werden, die aus Familienverhältnissen u. s. w. die cubanische Nationalität annehmen. Das Programm der konservativen Partei ist in der Hauptsache: Unabhängigkeit der Insel Cuba im Einvernehmen mit der Re gierung in Washington, Wiederherstellung des Wohl standes und Begünstigung der kommerziellen Beziehungen mit den bereinigten Staaten auf Grund von speciellen Handelsverträgen, lfs scheint ziemlich sicher, daß die Bildung dieser Partei mit der Tendenz, eventuell, wenn die Zeit dafür gekommen ist, in Gegen satz zur national-liberalen Partei — der Partei der Massen, die „sofortige Unabhängigkeit ohne irgend welche Einschränkung" auf ihr Panier geschrieben hat — zu treten, direkt der officiösen amerikanischen Anregung zu verdanken ist, und das Ergebniß des Äesuches der aus drei Senatoren bestehenden Commission dar stellt, die eine ganze Woche darauf verwandt hat, die kubanischen Verhältnisse zu „studiren". Welche Politik aber in Wahrheit in Washington bezüglich Cubas beabsichtigt wird, das spiegelt sich deutlicher in dem Anträge, den Mr. Lery, Vertreter von New Jork, etwa zur selben Zeit, als das Senatoren-Triumvirat hier Audienzen ertheilte, im Repräsentantenhause stellte. Er be antragte nämlich, daß die durch den zur Befreiung Cubas gegen Spanien geführten Krieg erwachsenen Kriegskosten von über 300 Millionen Dollars der Insel Cuba zu belasten wären, und daß der Kriegsminister ermächtigt werde, 25 Procent der cubanischen Zolleinnahmen L Oouto der Schuld an die ameri kanische Staat-rasse abzuführen, bis die Summe bezahlt sei oder anderweitige Arrangements bezüglich ihrer Bezahlung verein bart seien. Das würde natürlich nicht allein eine fortgesetzte Abhängig keit der Insel von der Union, sondern auch eine empfindliche Unterbindung ihrer wirthschaftlichen Entwickelung bedeuten. In letzterer Beziehung stehen die Verhältnisse ohnehin kritisch genug. Das unbewegliche Vermögen der Insel Cuba ist laut officieller Feststellung mit zusammen 247 Millionen Dollars belastet, von denen 115 Millionen auf die Städte und 132 Millionen auf das Land entfallen, und 40 Millionen in Grundrente und 207 Mil lionen in Gestalt von Hypothekenschulden figuriren. Diese enorme Hypothekenschuld mit 5 und 6 Jahre rückständigen Zinsen, deren durchschnittliche Rate 12 Procent pro anno sicher über steigt, lastet wie ein Alb auf dem sonst unvergleichlichen Reich tum des Bodens. Das vom spanischen General und General gouverneur der Insel Cuba, Weylcr, erlassene und später nach llebergabe der Insel von Mac Kinley bestätigte und verlängerte Dekret, betreffend die Unvollstreckbarkeit der aus Hypotheken- und Grundrenten-Klagen gefällten gerichtlichen Urtheile, läuft für die nicht im Kriege zerstörten Plantagen u. s. w. Ende April d. I. ab, iür die andern einJahr später. Wenn dieses Moratorium nicht doch wieder verlängert werden sollte, oder wenn die zur Ablösung dieser Schulden projectirten Hypothekenbanken nicht rechtzeitig zu operiren anfangen, so wird wenigstens die Hälfte allen Grund und Bodens, Plantagen u. s. w., den Besitzer wechseln, und eine ganze Masse von Leuten, die heute noch als „Laoouckackos", was sonst ein Synonym für „reich" war, figuriren, werden — gib venia vsrdo — die Sklavenpeitsche ihrer Väter mit dem Bettel stäbe vertauschen müssen. Auch hierin wird die Hilfe aus den Vereinigten Staaten erwartet, wo sich bereits eine Hypo- thekenbankfürCubamit zehn Millionen Dollars Capital Feuilletsn. August Mahlmann, von Fritz Lange. Nachdruck verbot«». Ein Gang über den alten Leipziger Johannisfriedhof führt an Denkmälern vorüber, die uns Namen nennen, welche der Nachwelt unvergessen geblieben sind. Es sei hier nur an Rosen müller, Plato, Dolz und Christian Felix Weiße erinnert. In der letzten Abtheilung des altehrwürdigen Gottesackers, unmittel bar vom Täubchenwege begrenzt, befindet sich die Ruhestätte des Leipziger Dichters August Mahlmann, dessen Gedächtniß anläß lich der Wiederkehr seines Geburtstages nachfolgende Zeilen ge widmet sein sollen. Siegfried August Mahlmann wurde am 13. Mai 1771 in einem Hause der Reichsstraße in Leipzig geboren. Sein Vater war aus Aschersleben gebürtig. Er verließ diese seine Vaterstadt bereits als Jüngling, um den Nachstellungen preußischer Werber zu entgehen, und ließ sich als Kaufmann in Leipzig nieder. Nachdem ihm die Gattin und zwei blühend« Töchter durch die Blatternkrankheit entrissen worden waren, verheirathete er sich, bereits im 66. Lebensjahre stehend, mit der Tochter de» DiakonuS Magister Müller in Wurzen. Unser August Mahlmann war mit 11 Jahren verwaist und wurde in Gemeinschaft seiner zwei Schwestern von dem Vor mund, einem reichen Kaufmann in Leipzig, erzogen. Später finden wir ihn in Borna al» Schüler eine» Privatinstituts, welchem der al» tüchtiger Lehrer berühmte Rector KorbinSky Vor stand. 1785 besuchte Mahlmann die Fürstenschulr -u Grimma, wo er vier Jahre verblieb. 1789 siedelte er nach seiner Vater stadt Leipzig über, und da» Studium der Rechte begann. Daß Mahlmann im Recht»studium keine Befriedig»»« fand, geht au» einem Briefe an Löttigrr hervor, worin er äußert, daß er sich dem Studium der Rechte „leider nicht blo» obenhin" gewidmet hab», sondern so, „daß »r viel« Zeit mit dieser elenden Wissen gebildet haben soll. Diese Institute beabsichtigen, die alten, theuren Hypothekenschulden abzulösen und dafür neue zu 4 bis 6 Procent Zinsen pro anno zu constituiren, die innerhalb einer gewissen Anzahl von Jahren amortisirt werden sollen. Der Handel folgt der Flagge und die Bauten der Regierung. Während es früher erfolgreiche spanische Kaufleute waren, die dem niemals endenden Geldbedürfnisse der cubanischen Pflanzer entgcgcnkamen, und schließlich Eigcnthümer dec belasteten Immobilien wurden, so werden in Zukunft die Amerikaner unter der Firma von Trusts und Syndikaten das Geschäft in großem Stile — und deshalb wohl auch etwas billiger — fortsetzen und schließlich auch thatsächlich die Herren des Landes werden. Der Krieg in Südafrika. -p. Eine Depesche der „Times" meldet unterm 14. Mai auS Kroonstad: „Ueber 300 Freistaatboeren blieben in Kroonstad zurück, um sich zu ergeben. Botha räumte die Stadt am Freitag, zerstörte die Flußbrücke und verbrannte die Eisen bahnbrücke. Die Cavallerie langte zu spät an, um die Rückzugslinie nach Norden abzuschneiden. Die Boeren vermochten das ganze Betriebs material w e g z u f ü h r e n. Nach der allgemeinen Haltung der Bevölkerung scheine der Krieg im Oranjcsreistaal vorüber zu sein. Die britischen Truppen wurden mit Frcudenbezeugungen (?) empfangen. Es scheine gewiß, daß die Freistaatbürger sich weigern werden, jenseits des Baals zu kämpfen; eS sei zweifel haft, ob weiterer Widerstand zu erwarten sei, bis der Baal fluß erreicht sei." — Diese Meldung wird durch folgende Nachricht ergänzt: * London, 14. Mai. (Telegramm.) „Reuier's Bureau" berichtet aus Kroonstad unter dem 13. d. M.: Präsident Steijn begab sich nach Heilbronn, nicht nach Lindley und erklärte Heilbronn, nicht Lindley, zur neuen Hauptstadt. Ueber 400 Burghers haben die Waffen ausgeliesert Wie aus Kroonstad und Umgegend verlautet, ziehen sich die Transvaal-Boeren am Vaal-Flusse zusammen. Wenn diesseits des Vaal kein Widerstand beabsichtigt wäre, bliebe unverständlich, daß Steijn dcn Sitz der Ncgi?- rung deS OranjefreistaatS nach Heilbronn, nordöstlich von Kroonstad verlegt hat. Letzterer Umstand scheint doch dafür zu sprechen, daß die Boeren einen längeren Aufenthalt Lord Robert-' in Kroonstad erwarten. Auf die Unterwerfung von 300 oder 400 Freistaatboeren legen wir vorläufig kein größeres Gewicht. Man weiß aus den Vorgängen in Bloemfontein, was solche „Unterwerfungen" zu bedeuten haben. Der Vertreter der „TimeS" in BrandSdrifl telegraphirt seinem Blatte über Thabanchn vom 12. Mai: Der Widerstand der Boeren breche zusammen. Das Gelände sei bis Korannaberg abpalroullirt, die Plänkler machten über 50 Gefangene, darunter den Bruder Steijn's. Alle Boerencommandos seien auf dem Rückzug nach Lindley begriffen. —Diese Meldung lassen wir doch noch dahingestellt sein und geben unserem Londoner Berichterstatter, kessen Aus führungen sich mit unseren Ansichten treffen, daS Wort. Derselbe schreibt unterm 12. Mai: Zn der Ebene geht der Vormarsch auf Kroonstadt also ungehindert vor sich, dagegen sieht die Situation in dem hügeligen Gelände, welches sich in einiger Entfernung von der Eisenbahnlinie zu beiden Seiten erstreckt, schon anders aus. Die Eavallericbrigaden Hutton'S konnten die Boeren- positionen bei Dupret's Lager, bas nur etwa 10 lcm von der Bahnlinie entfernt ist, nicht evacouiren und mußten sich unter erhebliche» Verlusten zurückziehen, um nicht abgeschnitten zu werden. Auch General Hamilton und die Division Tucker, die westlich von der Linie operiren, mußten vor den wenigen schäft verlor". Die Dichtkunst war ihm bereits eine treue Freundin geworden, die ihm Trost und Freude bereitete, sowie beim Anschauen der herrlichen Natur begeisterte. Im Jahre 1792, nachdem Mahlmann seine Studien auf das Ehrenvollste beendet hatte, übernahm er in Livland die Stelle eines Erziehers bei dem Sohne eines Herrn von Zimmermann, dem er Unterricht in Sprachen und Mathematik ertheilte und mit welchem er später die Universitäten Leipzig und Göttingen besuchte. Nachdem er 1796—1797 in Berlin verlebt hatte, unternahm er eine Reise durch Deutschland, Dänemark, Schweden und nach Rußland. Früher, als beabsichtigt, kehrte Mahlmann 1798 in seine Heimath zurück. An mannigfachen Erfahrungen reich, im reifen, kräftigsten Jünglingsalter, steht jetzt der Dichter vor unS. Nun suchte er sich durch Uebernahme einer Buchhandlung eine bürger liche Stellung zu begründen, die er aber nach beträchtlichen Geld verlusten aufgab. Von 1805 bis 1810 leitete er die Herausgabe der „Zeitung für die elegante Welt", zuerst allein, später, bis zum Jahre 1816, mit Methusalem Müller. In dieser für Mahl mann zum Theil recht schmerzlichen Zeit trieb sein dichterisches Talent die schönsten Blllthen. Von den gefeiertsten Tonsetzern jener Zeit, Reichardt, Hummel, Naumann und Anderen, wurden Mahlmann'sche Lieder componirt und trugen des Dichter- Namen schnell durch die deutschen Gauen. Im Jahre 1810 wurde er Pachtinhaber und Redakteur der „Leipziger Zeitung", in welcher Stellung er in Folge der politischen Ereignisse große Schwierig keiten und selbst Gefahren zu bestehen hatte. Wurde er doch wegen eines Inserates in dem Zeitungsblatte deS 14. Juni 1813 in Untersuchung genommen, deren Folge zunächst Hausarrest war. Am Morgen des 24. Juni befand er sich bereits auf dem Wege zur Titadelle von Erfurt, wohin er als Gefangener ge bracht wurde. Welche Bestürzung für Mahlmann und seine Familie! Die Thrilnahme de- gesammten Vaterlandes an dem unverdienten, harten Schicksale de» allgemein hochverehrten Manne» war allgemein, wie er e» auch auf der Reise nach Erfurt, besonder» in Naumburg, inne ward. In Erfurt an- gekommen, wurde Mahlmann mit seinem treuen Diener, dem Expedienten Paul Jünger, der seinen Herrn auch im Unglück KopjeS, die ihnen begegneten, längere Zeit fechten, ehe sie ihren Vormarsch fortsetzen konnten. Ungünstiger noch ist die Lage im Rücken ver englischen Armer. Roberts war gezwungen, wollte er überhaupt seinen Vormarsch fortsetzen, die starken Boerenabtbeilungen, die in dem zerklüfteten und ungünstigen Gelände nördlich und südlich der Straße Thabanchu-Ladybrand in guten Positionen stehen, einfach hinter sich zu lassen, und darin liegt nicht nur eine schwere Gefährdung seiner CommunicationSlinien, sondern auch die Nothwenigkeit, seine Kräfte wiederum zu zersplittern. Er bat Rundle, Brabant, Brabazon mit der Aufgabe zurückzelassen, die Boeren fest zu halten resp. zu vernichten, und schon am Donnerstag wurde mit Aplomb verkündet, daß sie sich vor Rundle eiligst nach Norden zurückziehen. Dem war in Dessen, wie sich übrigens vorauSsehen ließ, nicht so, und heute wird nicht nur bestätigt, daß ein starkes Boerencommando von MequatlingS Nek südwärts aus General Rundle, der am kleinen Leeuw-River ungefähr in der Mitte zwischen Tapa Nichu und Ladybrand stand, losmarschirte und ihn zurücktrieb. Fast gleichzeitig rückten von Süden, den Leeuw River hinauf, FreistaatScommandoS auf Nnndlc'S Stellung zu, und seither fehlen bestimmtere Nachrichten. Während sich also zeigt, daß im Augenblicke wenigstens die zur Beobachtung von Ladybrand von Roberts zurück gelassene VIII. Division, die übrigens noch durch Brabant'S Horse verstärkt wurde, nickt im Stande ist, diese Boerencommandos, die eine starke Gefahr für die Eommunicationslinie deS englischen Heeres bedeuten, in Schach zu halten, scheint man doch in militärischen Kreisen in London der Ansicht zu sein, einmal, daß diese Gefahr durch von Bloemfontein abzu sendende Verstärkungen leicht paralisirt werden kann, und daß zum Andern nach Kroonstad auch das Schicksal der Lavybrand-Boeren besiegelt ist. Die Lage in Mafcktng Eine Drahtmelduug der „Daily Mail" auS Louren^o Marques besagt, Maseking könne sich nur noch bis zum 19. Mai halten, dann seien die LebenSmittel völlig erschöpft. Rus Natal. Eine Durbaner Depesche deS „Standard" vom 14. Mai sagt, aus Buller'S Hauptquartier lägen keine Nach richten vor, aber Gerüchte seien im Umlaus, daß hart näckige Kampfe stattgefunoen baden. Wir verzeichnen noch folgende Nachrichten: * London, 14. Mai. (Telegramm.) Die „TimeS" melden aus Kroonstad vom 12. d. M.: Es heißt, Präsident Krüger beabsichtige, sich nach Lydenburg zu begeben, sobald Präsident Steijn, der mit General Botha Kroonstad verlassen habe, bei ihm eingrtroffen sei. — Die „Times" melden aus Lourenyo Marques vom 13. d. Mts.: Hier geht das Gerücht, der Volks- raad in Pretoria habe in einer geheimer Berathung beschlossen, Laß alle Bewohner Transvaal-, gleichviel welcher Nativ- nalitüt, gemäß den Bestimmungen des abgeänderten Mllitärgesetzes, die Boeren bei der Berthridiguug der Republik zu unter stützen haben. Tie Verschleppung des südafrikanischen Krieges. Wir entnehmen den folgenden Artikel vr. Karl Peters' der Londoner „Finanz - Cbronik", ohne unS allenthalben mit dessen Ausführungen einverstanden erklären zu können: Der südafrikanische Krieg fängt an langweilig zu werden. Das brennende Interesse, mit welchem man vor einigen Monaten seinen Wendungen auf der ganzen Erde folgte, ist erlahmt, nun man seinen allgemeinen AuSgang im Wesent lichen klar berechnen kann. DaS Ringen des Großen mit dem Kleinen ist niemals erbaulich anzuschauen; in seinen letzten Stadien aber wirkt cS peinlich und abstoßend. Daß das vereinigte britische Reich die Boercn-Republiken letzten Endes nicderwerfen wird, hat weder ein besonderes geschicht liches, noch auch nur ein dramatisches Zntrreffe, da eS der nicht verlassen wollte, zunächst in dem Civilgefängniß des Rath hauses eingeschlossen. Edle Jünglinge, Gefangene von Lützow's Corps, hatten vor ihm den Kerker bewohnt. Rührend, aber auch erhebend, war es für den gefangenen Dichter, an der Wand dieses nur schwach erleuchteten engen Raumes drei seiner Lieder: „Hoffe, Herz, nur mit Geduld!" „Was grämst du dich?" und „Freisinn", welche jene Lützower dort eingegraben hatten, lesen zu können. Lassen wir hierüber Mahlmann selbst sprechen: „Mir auch, im herbsten Geschick, ward Kraft und Erhebung und Freude, Muse, zu Theil durch dich, welche mein Leben beglückt! Schrecken beherrschte die Zeit voll Blut, und Napoleon's Machtspruch Riß von dem jammernden Weib, riß von dem weinenden Kind Unbarmherzig mich fort, mich schleppend in fernes Gefängniß, Frech mit Despotengewalt, ohn' Untersuchung und Recht! Abendlich Dunkel erdämmerte schon, da verschloß mich der Kerker! Matt, aufs Lager von Stroh warf ich bekümmert mich hin, Still mich befehlend der Hand, die Gewalt der Tyrannen zertrümmert, Gnädig der Schwachheit hilft, mächtig Gedrückte befreit. Als nun der Tag anbrach, da gewahrt' ich die schmutzigen Wände, Niedrigen, engen Gemachs, Fenster mit Eisen verwahrt. Röthe des Morgens ergoß sich, sie malte die Mauern des Kerkers, Strahlen des freundlichen Lichts spielten erheiternd um mich. Und an den Wänden erblickt' ich die Namen der frühern Bewohner, LaS manch' kräftiges Wort, manch' erhebende» Lied, Trost und Stärkung der Armen, die vor mir in Fesseln geschmachtet. Denkmal schweren Geschick» hatte sich jeder gesetzt. Sieh', auch Lieder erblickt' ich von mir, fand Worte der Hoffnung, Muthigen, frommen vertrau«», welch' ich in glücklicher Zeit Kampf der überlegenen Zahl gegen die Minderheit ist. Der Ruhm diese- Krieges vor Gegenwart und Zukunft wird nichi auf die Sieger, sondern auf die Besiegten fallen. Daß Lord Roberts so lange in Bloemfontein verweilen mußte, bevor er seinen Vorstoß gegen Norden unternahm, ist nicht seine Schuld. Auch ein Mollke hätte nicht anders ver fahren können. AlS seine Colonnen in Bloemfontein an langten, waren sie vis-L-vw dem Hungertode, das Pferde material war abgetrieben und verbraucht, die Eisenbahn- Verbindung mit der Eapcolcnie noch nicht eröffnet. Es galr, diese Verbindung berzustellen und dann Vorräthe heranzu schaffen, nm 70—80 000 Menschen ernähren zu können, bevor man weiter vorrückle. Dies mußte auf einer eingleisigen Eisenbahnlinie, zum Theil durch feindliches Land, 600 Meilen über den Grund, bewerkstelligt werden. WaS solche Ausgabe beißt, kann am Ende nur Jemand beurtheilen, welcher afri kanische Verhältnisse durch Augenschein kennt. ES spricht für die hohe militärische Befähigung des britischen Heerführers, das er diese Aufgabe mit relativ so geringen Rückschlägen gelöst hat, und daß er seine Streit kräfte zurückhielt, so lange, bis sie gelöst war. Zn der Be schränkung zeigte sich auch diesmal der Meister. Ueberhaupi beweist die Kriegführung des Lord Roberts in Südafrika eine seltene Verbindung von vorsichtiger Umsicht mit kühner Initiative. Sein Auftreten stellt bis zu einem gewissen Grade das zu Anfang deS Krieges verloren gegangene militärische Prestige Großbritanniens wieder her. Ich nehme an, daß der Vormarsch der englischen Armee einen ernsten Widerstand erst am Vaal-Fluß finden wird, wo die Terrain-Erhebungen unweit Vereinigung eine ge gebene Basis für eine energische Defensive bieten Freilich lassen auch sie sich im Osten umgeben, und es ist möglich, daß Lord Roberts auch dort es vorzieben wird, im Interesse der Ersparung von Menschenleben, nicht zu schlagen, sondern die Boeren auSzumanöveriren. Dann würde die entscheidende Schlacht erst um Pretoria und Johannesburg geschlagen werden. Daß die Boeren nach einer wirklichen Niederlage im Felde den kleinen Krieg weiter fortsetzen werden, erscheint mir unwahrscheinlich. Es sind eben keine Landsknechte, sondern echte Bauern, welche HauS und Hof und Familie lieben, behaftet neben manche» Vorzügen auch mit den Schwächen einer Bauernbevölkerung. Eigentbümlich ist ihnen ein anS Abergläubische streifender Fatalismus. Sie rechnen auf einen Sieg, weil sie glauben, Gottes Sache zu vertreten. Eine ernste Niederlage wird sie in diesem Glauben schwankend machen, und sie werden sich in das finden, was sie alSdan» für Gottes Willen erkennen. Aber es kann auch kommen, daß die Partei der Intransigenten das Uebergewicht behält, und dann werden wir einen Kamps aufs Messer zu erwarten haben. Die Belagerung von Pretoria läßt sich bei genügender Verprvviantirung be liebig hinziehen, und dort würde die Partei des Präsi denten Krüger in den Tausenden von englischen Kriegs gefangenen rin gewisses Faustpfand besitzen, welches sie gegen ein rücksichtsloses Bombardement von Seiten der britischen Armee schützen wird. Wenn daher der Zeitpunkt sich noch immer nicht mit Sicherheit berechnen läßt, wo dieser Krieg zu Ende gehen wird, so laßt sich doch beute schon der politische Zustand vorauSsehen, welcher in Südafrika nach feinem Abschluß ein treten wird. Denn was der schließliche Ausgang sein muß, darüber werden auch die begeistertsten Boerenfreunte heute nicht mehr in Zweifel sein können. DaS Schicksal der Boerenrepublikcn, nach menschlicher Berechnung, ist besiegelt. An ihre Stelle werden zwei sich selbst verwaltende britische Kroncolonien treten, io denen, zumal zu Beginn, das holländische Element auch der Zahl nach überwiegen, das AuSländerthum aber eine völlig gleichberechtigte «Stellung haben wird, wie die- z. B. heute schon in der Capcolonie der Fall ist. Am Hintergründe dieser Perspective aber erhebt sich die südafrikanische Conföderation nach dem Muster von Canada. Freudig gesungen der Welt, nicht ahnend, sie würden in solchen Schreckengefühlen der Noth künftig vor Augen mir steh'n. Thränen der Rührung vergoß ich; ihr hattet, gefühlvolle Lieder, Herzen erhoben in Noth, Seelen im Kampfe gestärkt! Geister von glücklichen Tagen, wie strahlet ihr Licht in mein Elend! Strom hochfreudiger Kraft hob mein bekümmerte» Herz! Glücklich fühlt' ich und frei mich in Fesseln und Banden, und blickte Muthig im frohen Vertrau'», Gott, du Befreier, zu dir!" Am 28. Juni wurden die Gefangenen auf die Citadelle in ein bequemeres und anständigere» Gemach, al» daS in dem Rath Hause war, gebracht. Die Behandlung, welch« Mahlmann hier, besonders feiten» deS französischen Commandanten, erfuhr, war so, daß sie kaum gegen den gröbsten Verbrecher hätte härter sein können. Der Gefangene blieb im Bewußtsein seiner Un schuld muthig im Vertrauen zu Gott. Nach vielen vergeblichen Schritten gelang e» endlich der Gattin de» Dichter», durch eine Bittschrift Mahlmann'» Freilassung zu erflehen. Die Tochter de» Königs Friedrich August von Sachsen, die Prinzessin Maria Auguste, hatte auf ihr Verwenden bei dem Kaiser Napoleon des Unglücklichen Freiheit bewirkt. Der 3. Juli 1813 führte ihn nach Leipzig zurück. Im Jahre 1818 gab er Pach: und Redaktion der „Leipziger Zeitung" auf und widmete, persön licher Neigung folgend, den größten Theil seiner Thätigkeit dem Leben und Wirken in der Natur. Er hatte bereits 1814 daS in der Muldengegend gelegene Rittergut Ober- und Unternitzsckckn und ein Jahr später das sogenannte Brandvorwerk bei Leipzig gekauft, wo er der Natur, den Wissenschaften und seiner Familie zu leben gedachte. Auf seinen Besitzungen pflegte er mit Eise: die Naturwissenschaften, besonder» Physik, Chemie und Astro nomie; besaß er doch selbst eine wrrthvolle Sammlung astrono mischer und phvsikalischer Instrumente. Seine Zeitgenossen feierten in dem Dichter zugleich den Gelehrten, den Menschen freund, den thätigen Förderer der Kunst, der Betriebsamkeit und de» Gewerbr». Zum Wohl« der Mtnschheil wirk««, war
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