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O 117. S. Veline zu» Mies,er ra«eSlatt. eerneveo», SS. «ei ISS«, aveodS. 7». Jahr,. NMMBAer M UißeiatiimM. »». AlsLbstimmuugstag für de« Volksentscheid 1« der jSraae LerFürsteuentetgnuna tft der 30. Sunt bestimmt worbe». viele von denen, die in der Frage der Staatsform keine au»geprägten »«fichten haben, überlegen sich, welch« Stellungnahme für fle wtrtschaftltch die vorteilhaftere fei. die Stimmabgabe für dt« Fürstenentetgnung oder da» Ge genteil. Unter denen, welchen dt, gehässigen Gründe der radikalen Parteien nicht einleuchte», gibt e» manchen, der allen Ernstes glaubt, er «erde etnen-versünliche« matertel» le« Nutze« davon haben, wenn den ehemals regierenden Familien da» Besitztum genommen wird. Ander« wieder glauben, e» entsprech« der Gerechtigkeit, wenn «ach dem ge waltige« BermügenSverluft, den saft alle Schichte» de» deut- schen Volke» erlitten haben, die Fürsten gezwungen «erden, selbst die allgemeine Not zu teilen. Sie sind der Meinung, baß in den Bergleichsverhandlungen, die zwischen den ein zelnen deutschen Länderregierungen und den Vertretern der Fürste« stattgefunden haben, der Versuch unternommen worden ist, den Fürstenhäusern eine Höher« „Aufwertungs rate* zuzuschanzen, als die übrigen Deutschen sie erhalten habe«. St« sind dann einigermaßen erstaunt, wenn sie er fahren, daß z. B. das preußische Königshaus für seinen sich auf viele Millionen belaufenden Besitz an deutscher Kriegs anleihe genau so viel — ober eigentlich genau so wenig — erhält wie alle anderen Altbesttzer von Kriegsanleihe auch. Sie werden auch stutzig, wenn man ihnen einige» über den »Wert* sqgt, den ein erheblicher Teil der strittigen Ber- Mögensgegenstände hat. Wenn irgendein Schloß, dessen Wartung und Instandhaltung erhebliche Kosten verursacht, mit etwa 10 Millionen Mark angesetzt wird, so bedeutet das durchaus nicht, daß dies Schloß gegenwärtig auch nur an. nähernd zu diesem Preise verkauft werden könnte. Wollte «an etwa die Landgüter und den Waldbesitz der Fürsten unter den Hammer bringen, so hätte das die unausbleibliche Folge, daß nur ein Bruchteil der ursprünglichen Taxsumme erzielt, und daß dadurch die hypothekarische Beleihbarkett des landwirtschaftlichen Besitzes sür längere Zett nahezu völlig zerstört werden würde. Wer bedenkt, daß es sich bei dem strittigen Vermögen der Fürsten zum weitaus größten Teil um Grundbesitz und um Immobilien und nur zum geringsten Teil um Barver- mögen handelt, wird schon aus allgemeinen wirtschaftlichen Zweckmäßigkeitsgründen eine vollständige Enteignung der Fürsten, — wie sie im Volksentscheid gefordert wird, — ab lehnen. Es darf sich also eigentlich nut darum handeln, Len Prozentsatz zu ermitteln, den die Fürsten von ihrem bisherigen Vermögen an den Staat abzugeben haben; nie laber kann eine hundertprozentige Enteignung als .gerecht" bezeichnet werben. Findet die Enteignung trotzdem statt, so ßst damit die Grundlage preiSgegeben, auf der unser ganzes bisheriges Rechts- und Wirtschaftsleben beruhte: das Pri vateigentum. Was den Fürsten durch Abstimmung der auf gehetzten und verführte» Massen am 20. Juni angetan Werden soll, kann sehr bald auch de» Gutsbesitzern, den Hauseigentümern und überhaupt allen anderen Gruppen von privaten Besitzern widerfahren. Jeder, der für die Fürstenenteignung seine Stimme abgibt, mutz sich dessen bewußt sein, daß er einen entscheidenden Schritt zur Ein führung -eS Kommunismus mitmacht. Politische TaaeSüverßcht. Zwei Milt»»«« Unterschriften für b»S Geweinbebesti»« ««»»»recht. Der ReichSauSschuß sür das Gemeindebestim- mn«a»recht ließ gestern durch seinen Arbeitsausschuß dem NetchStagSpräfldenten Loebe die Sammlung der Unterschrif ten für da» GemetndebestimmungSrecht überreichen. Die Sammelbänd«, die über zwei Millionen Unterschriften ent halten, wurden aus 3 Lastautos zum Reichstag gebracht. »nch Generaldirektor Wiskott stellt «Strafantrag. Der Generaldirektor Wiskott hat bei der Staatsanwaltschaft des LandgertchtS in Esten und des Landgerichts I in Berlin «egen der bei ihm vorgenommenen Haussuchung Drasan- zeige gegen den Berliner Polizeipräsidenten bezw. gegen denjenigen Polizeibcamten, der für die Haussuchung ver antwortlich gemacht werden muß, erstattet. Tie Strafanzeige erstreckt sich auf Mißbrauch der Amtsgewalt, Hausfriedens bruch und Beleidigung. von der italienisch«« Freimaurerei. „Avanti* schreibt, baß der Groß-Sekretär der italienischen Freimaurerei die Erlaubnis der Regierung erhalten habe, die Freimaurerei In Italien wieder zu organisieren. Unter der Bedingung, baß sich die Freimaurer künftig der Angriffe auf bas be stehende Regime enthalten. Botschafter von Hoesch wieder in Paris. Botschafter von Hoesch ist nach Paris zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen. Zum Streitfall zwischen Reichsbahn und Reichsregiernng. In dem bekannten Streit zwischen der Deutschen Reichsbahn gesellschaft und der ReichSrcgierung wegen Zulässigkeit der Äerbinbltchkeitserklärung von Schiedssprüchen hat der Vor sitzende des Reichsbahngcrichts Termin zur Beratung und Entscheidung auf den 0. Juni dieses Jahres anberaumt. Der neue deutsche Gesandte in Budapest eingetroffen. Der zum deutschen Gesandten in Budapest ernannte Frei herr v. Schoen ist gestern abend in Budapest eingetrosfen und hat sein Amt übernommen. A«S der Diplomatie. Der tschechoslowakische Gesandte Dr. Krofta hat Berlin verkästen. Während seiner Abwesen heit führt Legationssekretär Jina die Gcschäste der Ge sandtschaft. Schwedische Kritik des dentsch-schwedischeu Handelsver trag«». Der in der vergangenen Woche abgeschlossene deutsch schwedische Handelsvertrag, mit dem sich die zuständigen deutschen Parlamente noch nicht beschäftigt haben, ist dem schwedischen Reichstage bereits vorgelegt. Die schwedische Press« kritisiert die in ihm enthaltenen Bestimmungen. „Nya Dagligt Allehanba* findet, daß Deutschland den grö ßeren Gewinn eiugeheimft habe. Sowohl die Bestimmungen über die deutschen Zölle auf schwedischen Qualitätsstahl wie auch auf gewisse Lebensmittel lasten nach Ansicht des Blattes allerlei zu wünschen übrig. „Aftonbladct" erklärt, die schwedische Kritik an diesem Vertrag« müsse sich in erster Linie darauf konzentrieren, daß die Regierung sich wieder einmal unfähig gezeigt habe, der schwedischen Eisenindustrie eine helfende Hand zu reichen. Es sei auffällig, wie konse- auent bi« Regierung in dieser Hinsicht versage. Die meisten Zeitungen weisen bei ihrer im übrigen ruhige» und sach lichen Kritik darauf hin. daß der schwedische Reichstag den Vertrag nur als Ganzes abzulehnen ober anzunehmeu habe. Leere Mietwohnungen in Berlin! Im Verlaufe der Verhandlungen über die Hausziussteuer im Hauptausschuß des preußischen Landtags warnte noch der Abg. Ladendorff sWtrtschaftl. Bga.i vor einer weiteren Erhöhung dieser von ihm als unsozial bezeichnete« Steuer, «ach den eigene« An* gaben des Berliner WohnungSkommissarS stände« .in Berlin bereit» 8000 mit HauSzinSfteuermitteln erbaute Neuwohnuu» gen leer. Diese Zahl würde sich voraussichtlich bi» zu« 1. April 1S27 auf 12000 erhöhen. Zurückweisnng unberechtigter polnischer Beschnldiguu»«». Die polnische Preste hat sich seit der Volkszählung in Deutsch, land im Juni vorigen Jahres wiederholt mit der Erhebung der Muttersprachen-Statistik beschäftigt und behauptet, ihr Ergebnis, bas überall einen starken Rückgang der Bevölke rung mit fremder Muttersprache gezeigt hat, sei auf Uu- regelmäßigkeiten und Ungenauigkeiten bei der Feststellung der Unterlagen zurückzuführen. Tie von polnischer Seite deswegen bei den zuständigen deutschen Behörden vorgeleg ten substantiierten Beschwerden über angebliche Unregel mäßigkeiten, deren Zahl nicht gering war, sind, wie von amtlicher Stelle mitgetcilt wird, eingehend geprüft worben. Das Ergebnis ist, daß in keinem einzigen Fall die amtliche Nachprüfung die Berechtigung der polnischen Behauptung erwiesen hat. Nirgends ist eine bewußte Unregelmäßigkeit bei der Erhebung festgcstellt worden. Deutsch-spanischer Handelsvertrag vom 1. Juni ab. In einer durch die Presse gehenden Mitteilung ist versehentlich angegeben worden, daß der deutsch-spanische Handelsvertrag erst am 1. Juli in Kraft tritt. Wir weisen deshalb darauf hin, daß der Vertrag bereits am l. Jnni in Kraft treten wirb. Die Arbeitslosigkeit in Oesterreich. Die Zahl der Arbeitslosen in Oesterreich betrug nach einer heute ver- ösfentlichten amtlichen Feststellung 183 000 Personen, von denen mehr als die Hälfte auf Wien entfallen. Gegenüber der letzten Zählung von Ende April hat sich die Zahl der Arbeitslosen um ungefähr 10 000 verringert. Das Material für die Haussuchungen im Ruhrrevier. Wie die Tclegraphen-Union aus Wirtschaftskrisen erfährt, besteht das Material, das zu den Haussuchungen im Ruhr revier Anlaß gegeben hat, in erster Linie in einem Perfo- ncnvcrzeichnis, das bei einer Haussuchung in Berlin ge funden worden ist. Dieses Verzeichnis gibt die Namen von Herren wieder, die sich vor einigen Jahren in einem sogen. Wirtschaftspolitischen Ausschuß zur Beratung von Wirt- schaftsfragen zusammengeschloffen hatten. In diesem Aus- fchuß, dem auch gewesene höhere Beamte angehörten und der schon lange nicht mehr zusammengetrcten ist, wurde nie ein Wort über Politik geredet. Der Ausschuß verfolgt kei nerlei politische Ziele, sondern wünscht nur durch seine Arbeit Mittel und Wege zu finden, die schwierige Wirt- fchastslage Deutschlands zu entspannen. Ein Bericht des Internationalen Arbeitsamtes übe« die Arbeitslosigkeit in Europa. Der Direktor des Inter nationalen Arbeitsamtes Albert Thomas betont in dem Bericht für die am 26. Mai zusammentretende Internatio nale Arbeitskonferenz, daß das Jahr 1026 eine Zunahme der Arbeitslosigkeit in einer Reihe von Ländern zeigte, so in Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Lettland, Hol land, Norwegen, Oesterreich. Polen, Schweden nnd der Schweiz. Dom Dezember 1924 bis Dezember 1925 habe die Zahl der unterstützten Arbeitslosen in Deutschland sich nahezu verdreifacht und in Polen verdoppelt. Schwierig bleibe die Lage auch in Großbritannien und in Ungarn. «M- kln MM I» »MM sWM IN M IM «WIMivW M AI AM bl»-WI > > » »» - ————MS Die Tochter der Heimatlose». Kriminalroman von A. Ost land. 45. Fortsetzung Nachdruck verboten. .Uttd wer hatte an jenem Tage die Wache?" fragte Huber interessiert. „Ja, das ist das Merkwürdige*, sagte Walter rasch. „Dis Wache hielten zwei, sonst sehr verläßliche Leute. Sie geben übereinstimmend an, daß sie eine halbe Stund« vor der Katastrophe die vorgeschriebene Runde machten und absolut nichts Verdächtiges bemerkten. Als sie in das kleine Schutzhäuschen zurückkehrten, fanden sie daselbst etwas Sonderbares. Auf dem Tische stand eine Flasche mit einem starken Likör. Nun war es damals ja sehr kalt, und die Leute waren durchnäßt. Der Dienst war ein schwerer. Ueberdies sollten sie noch vor der nächsten Runde abgelöst werden. Sie konnten der Versuchung nicht wider« stehen und tranken jeder ein paar tüchtige Schlücke au» der Flasche. Die Leute sind doch schließlich an Alkohol gewöhnt. Diesmal aber scheint er sie vollkommen über wältigt zu haben. Sie schliefen beide so fest ein, daß die Ablösung sie nur mit großer Mühe erwecken konnte. In der Zwischenzeit muß irgend jemand die Hähne geöffnet haben. Aber auch das ist nicht so einfach. Man muß die Konstruktion genau kennen, jeden Handgriff. Jemand, der da» nie von einem Fachmanns erläutert erhielt, hat keine Ahnung, wie man die Gitter öffnet und die Hähne zieht. . .* „Wo ist die Flasche, welche auf dem Tische stand?* fragte Huber. „Ja — sie ist weg. Verschwunden. Während die Männer schliefen, muß also jemand im Schntzhäuschen ge wesen sein. Uebrigens war in dem Likör bestimmt ein Betäubungsmittel. Das meint auch der Arzt. Die beiden fahrlässigen Wächter sind in Gewahrsam. Aber st« können auch nichts weiter aussagen." „Und es fällt auf niemanden «in Berdacht?* fragte Doktor Huber weiter. Walter zuckte die Achseln. «Gesehen wurde kein Mensch. Aber eines ist immerhin auffallend: Wie kam Hans Lechner fo schnell von seinem doch ziemlich weit abgelegenen Hüterhau« hierher? Hat irgend jemand ihm etwa» gesagt? Der Mann kann ein volles Alibi nachweisen. Eine halbe Stunde vor der Kata strophe war er noch daheim. Der Lub seine» Arbeits kameraden, der kleine Mtcherl, war b«i ihm und gibt Zeugnis für ihn." „So. Der Micherl?* Doktor Huber dachte an di« seltsam« Szene im Schloss«, welche Fee ihm geschildert hatte. Er dachte auch an den Brief Han» Lechner» an den lungen Baron, in dem da» Wort vorkam: „Dein Freund*. Und noch an manches andere dacht« er, während er schon bergauf stieg, dem Waldhüterhau» entgegen. Da» Wetter hatte sich aufgehellt. Schon von weitem sah Huber den Waldhüter, der untätig vor seinem Häus chen saß. Die Pfeife hing ihm kalt im Mund». Mit weit offenen, trüben Augen starrte der Mann hinein in da» stammend« Abendrot, da» über dem Walde lag. Al» er des Kommenden ansichtig wurde, zog ein Schatten über lein ohnehin schon ganz verdüsterte» Geücht. Und als yuder dann neben ihm saß, gab er bloß kurze Antworten: „Wie s mir geht? Lieber Himmel, wie geht's denn so einem armen Teufel? Immer ist's dasselbe! Das Schicksal spielt sich halt mit unsereinem! Z'erst bat man kaum genug zu essen und mutz zuschauen, wie die Frau halb zugrund' geht im Elend. Und jetzt ist die Frau tot, und plötzlich hält' man genug. Denn die Baronesse Olga hat schon das ausgesetzte Geld geschickt für die Rettung von dem Herrn von Richting und dem Fräulein Fee. Ja —jetzt ist Geld da. Jetzt, woich's nicht mehr brauch'.* „Sie haben Ihre Frau so gern gehabt?* fragte Huber teilnehmend. Hans Lechner nickte. „Hält' ich sie sonst bei mir behalten? Irrsinnig war sie durch fast zwanzig Jahre! Herr, das ist gar hart! Aber weggeben hab' ich sie nie wollen! Und weiß der Himmel, was ich dafür geben «nächt', wenn sie noch leben tüt'! Ich hab' sie halt liebgehabt! Auf der ganzen Wett nur den einen Menschen!* Wie ein verhaltener Schrei klangen die schlichten Worte durch da» große Schweigen des Waldes. Huber sah es: Der Mann war im Innersten getroffen. Er benützte geschickt die Stimmung. „Sagen Sie mir, Lechner: War sie denn in Wahrheit Ihre Frau? Ich meine: Sind Sie richtig getraut mit ihr gewesen?* Lechner nickte. Ein stilles Lächeln ging über sein Gesicht. -Ja,* sagte er, „ganz richtig. Das war bald darauf, wie ich sie kennengelernt hab', die Marie. Da war sie ziemlich gesund, wenigsten» hat man'» geglaubt, da haben wir geheirat'. Ich hab' den Trauschein und auch noch ihr Dienstbotenbuch von früher. Mir ist'» recht, Herr Doktor, wenn Sie sich's anschau'n, denn die Leut' hier, di- haben so böse Zungen. Sie sag«: List Ndwne «Le' gar net mein» Frau gewesen. Und dann: Wenn »an De sie»«» — bi» da» Wasser sich verlaufen hat — ja — dann mich fle doch ihr ehrliche» Degräbni» haben. So hab' ich die Sachen herausgesucht." Schwerfällig ging Lechner voran in die Hütte. Dort nahm er au» einem Kistchen ein Dienstboteabuch und einen Schein. Doktor Huber la»: „Mariska Barmo», Dienstmädchen . . .* Das letzte Zeugnis war ausgestellt von einer Frau in einem kleinen ungarischen Ort. Doktor Huber benutzte einen Moment, da Lechner sich umdrehte, und stenographierte den Namen und Wohnort auf seine Manschette. Der Trauschein war vollkommen gültig. In Dien ausgestellt: „Hans Lechner, Musikant — Mariska Darmos, Dienst mädchen." Doktor Huber wiegte den Kovf. „So waren Sie immer Musikant?* fragte er so beiläufig. „Ja. Seit ich mit dem Arm in die Maschin' gekommen bin", sagte Lechner kurz. „So. In was denn für eine Maschine?* , „Bei der Weberei war ich. Die Transmission hat mich 'packt. Und die Hand war weg. Was macht man aber «nit einer Hand allein? Bin halt Musikant worden." „Und Ihre Frau war damals ganz gesund?- „Hm. So ganz net. Gar kein Gedächtnis bat's halt g'habt. Aber still war's und ruhig. Und: Gebraucht hat'» jemanden, Herr Doktor, der für sie sorgt. Ich wav froh, daL ich hab' dürfen der Jemand sein! Und bereut hab' ich'q^ie. Jetzt seit sie tot ist, die Marie, seitdem is mir all?» egal. Gar net leben mag ich mehr." Trübselig starrte er vor sich hin. Und jetzt erst fiel es Huber so recht auf, wie verändert dieses Männergesicht war. Fahl und eingefallen, mit tiefen Grameslinien an» den Mund. Mit müden Bewegungen nahm er Buch und Schein wieder an sich, hob den Deckel des kleinen Kist chens. Das kippte um. Ein Ring fiel heraus, rollte vor Hubers Füße. Rasch hob er ihn auf. „Ohl* sagte er überrascht. „Das ist aber was Seltene»! Ganz was Altes! Aegyptische Arbeit aus der Zeit der Könige. Unglaublich alt. Wie fein das gearbeitet ist: Die Schlange, die sich in den Schwanz beißt!" Hans Lechner nickte. „Ja. 's ist auch ein uraltes Stück, der Marie hat'» ge hört. An dem Tag, wo wir geheiratet haben, hat sie den Ring abgelegt und nimmer angesteckt. Seitdem war er immer da in dem Kisterl." „Es steht ein Name inwendig eingraviert", meinte Huber. Laut buchstabierte er: .Felix.* „Felix?* wiederholle er fragend. Han» Lechner murrte etwas. „Berfluchter Name!* schrie er plötzlich wild werdend. „Verflucht, verflucht!* Er schlug mit der Faust auf den Tisch. Ganz außer sich war der ganze Mensch, sinnlos, in einer ungeheuren Wut. Dollar Huber legte den Ring zurück. Scharf sah er den erregten Mann an. — „Warum fall s denn ein verfluchter Name sein?' fragte er, anscheinend ganz ruhig. „Hat Ihnen ein .Felix' etwas getan? Ich selbst kenn' nur einen, der so heißt: den jungen Freiherrn von Richting." Er hatte nicht Zeit, Lechners seltsam verstörte Züge zu betrachten. Etwas Neues fesselte plötzlich seine Aufmerksam keit vollständig. „Hm l" sagte er. „Da ist ja etwas, das dem Baron ge hört. Ich hab' erst vor ein paar Tagen diesen goldenen Bleistift in seiner Hand gesehen. Wie kommt er denn daher zu dem »offen Schleier, Len Ihre Frau immer trug?" Hans Lechner sah auf. Sichtlich hatte er die Lorie kaum verstanden. „Zu dem Schleier?* fragte er zurück. „Und eia Blei stift? Ja — ich weiß nicht — ich weiß wirklich nicht. Den Schleier hatte meine Frau um ihr Haar gewunden, al» sie hereinstürzte zu mir an jenem Abend, wo da» Un glück geschah... Ja. Sie war nämlich nicht daheim früher, merkwürdigerweise. Trotz de» Unwetter». Sie war so seltsam, Herr Doktor. Immer, wenn es wo viel Wasser gab, da zog es sie hin. Plötzlich lag sie da vor mir auf den Knien, riß sich den Schleier vom Kopfe, das schwerfeuchte Tuch vom Leibe. Und alles warf sie, zusammengeballt, dort in Lea Winkel. Immerfort hat sie geschrien: .Komm mit! Komm! Da» Wasser! Ertrinken müssen sie! Komm!' Ich hab' gar r. -«Landen, Herr; aber mit mußte ich. Sie «ummch