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I? 117. S. Peil««« M« Messer rezeblett. «eenebeed, SS. «ei ISS8, a»e«»S. 7». Jahr,. Mngsiwunder. Sie künde« es durch tausend Klänge, Durch lausend Farbeis bunt und hell, Im Zwitscherlied der LerchensSnge, Im Märchenklang de» Wiesenquell, In Pllltenpracht um Flur und Hänge, Im Glockenläuten, nab und fern— Die tausend Farben, tausend Klänge, Sie feiern froh den Tag des Herrn. Des Lenze« grüne vlättrrfabnen. Der Rosen Hauch, des Flieder« Dust, Dee MSrchenglanz auf allen Lahnen Und Sonnenqold in welcher Lust— Sie jauchzen ihn mit FruerSzungen Durch Flur und Wald, um HSh' und Tal, von Glück beseelt, vom Geist durchdrungen. Den festlich frohen Pfknaftchoral! Und ob wir nicht der Blumen Sprache Und nicht der Lerchen Lied verstehn-* SS muh ihr Geist an diesem Tag« In unsre Herzen übergehn, UnS ganz erfüllen, ganz durchdringen, Ün« sonnwärtS tragen, lichtempor, Dar wir als eine Zunge fingen Mit in dem Hellen Jubelchor. Dann ist der Schöpfung Ring geschloffen, Des Pfingsttags Wunder ist erwacht, ES hat der Geist das All durchflossen, Der Einheit Harmoni vollbracht! Und Licht und Glanz ans allen Wegen, Die in der Pfingftnacht aufgehlüht, Eie künden hell des Geistes Segen, Der alles Leben warm durchglüht! Felix Leo Göckeritz. r Dresdner Plandereien. „Tage «nd Wochen." — 6V Jahre Rotes Kreuz. Fremde Gäste. — Drei Naturtheater. — Mehr Berkehrsdiszipliu. Nachdruck verboten. Wir stehen wieder einmal im Zeichen bestimmter „Tage" und „Wochen". Vor einer Reihe von Jahren fing man damit an. Ein „Margaretentag" wurde inszeniert, d. h. jedermann bekam auf -er Straße von jungen hübschen Daüien eine künstliche Blume angcboten, wofür man 18 Pfennige zahlte und damit einem guten Zweck ein Opfer brachte. Nachmittags- und Abendveranstaltungen künstle rischen Gepräges standen ebenfalls im Dienste des Ganzen und das Gesamtergebnis drückte sich dann in sehr beträcht lichen Summe» aus. Die Kriegsnotzeit machte viele gleich artige Unternehmungen nötig und diese „Tage" verloren von ihrer Eigenart. Sie wurden zu einer im Groben be triebenen Bettelei, und die Schulbehörden erhoben mit Recht schwere Bedenken dagegen, baß Schulkinder immer und immer wieder mit der Sammelbüchse auf die Straße und in die Häuser geschickt wurden. Es mußte» hiergegen sogar von -en Behörden einschränkende Bestimmungen erlaßen werden und eine Zeitlang unterblieben solche Veranstal tungen. Neuerdings fängt's aber wieder au, aus „Tagen" werden ganze .LVocheu", und sogar die Geschäftsreklame unternimmt Aehnliches. Da gab's eine „Fuchs-Pelzwoche", in der ausschließlich die gegerbten Häute Reineckes besonders billig gekauft werden sollten, dann folgte ein „Strohhuttag", von dem an man das mehr oder weniger behaarte Haupt mit der Kreissäge" zu bedecken hatte, welche Bezeichnung für die Butterblume" ein Witzbold er fand. Seit wenigen Jahren wiederholt sich ein „Mutter tag", dazu bestimmt, der Mutter besonders ehrend zu ge denken und ihr — das ist wohl der eigentliche Zweck -- Blumen zu spenden: Alle diese und ähnliche Veranstaltun gen haben in nichts anderem als in dem allgemeinen schlechten Geschäftsgang ihren Ursprung; man sucht nach einem starken Anreiz zum Kaufen. So lange man, wie bei „Pelzwochen" und „Strohhuttagen" keine vermeintlichen Jdealgründe in Len Vordergrund schiebt, mag nichts ein- geweNdet werden, aber mit dem „Muttertags ist daS eine eigene Sache. Der Plauderer meint, eS bedarf keines be sonderen Tages im Jahre, um Ser Mutter Verehrung oder Dankbarkeit zu erweisen, dazu müßte jeder Zeitpunkt geeignet sein und soll die treue unermüdliche Hüterin -es Hauses einmal besonders erfreut werden, dann an ihrem Geburtstag. Aber wozu das Diktat: Heute mußt Du Deiner Mutter etwas schenken! Man nehme etwas ArbeitS- uud VerantwortnngSlaft von ihre» Schultern, suche sie mehr zu verstehen und z« respektieren — dann wohnt das Glück im HauS und erübrigt einen „Muttertag" mit geschäftlichem Hintergrund. UebrigenS müßte man gerechteiweise auch einen „Batertag" veranstalten, denn bei aller Würdigung der Mutter steht ihr doch an Bedeutung und Wert der Vater nicht nach, denn er ist und bleibt da» Oberhaupt der Familie. Solche „Tage" «nd ^Wochen" find also lediglich Zeiterscheinungen und man kann nur wünschen, daß endlich wieder einmal mehr Schwung in unser deutsche» Wirt schaftsleben kommt und die Kaustraft sich damit erhöht. Vorüber ist die vlumenwoch« -um Besten ddr Krüppelkinder. Einen Menschen leiden und hilflos zu sehen, ist für mitfühlende Herzen schmerzlich, am schmerz lichsten aber, wenn dieser bemitleidenswert« Mensch noch ein Kind ist. Nun ist ja di« Zahl diese, armen W^en erschreckend groß und unsere öffentliche« Mittel «eichen bei weitem nicht, um diese» Krüppelelend zu mildern und dies« Kleinen sachgemäße Erziehung und Unterkunft zu ge währen. Hier mutz di« Nächstenliebe, die private Wohl- tätigkeit mithelfen. Ein große» Aufgebot künstlerischer ' Kräfte stellte sich in de« Dienst de» Wohttättskeit»werke», das «ine ganze Woche in Anspruch nahm und in deren Verlauf znm Besten der armen Krüppestinder, von denen I viele nicht stehen und gehen könne», auch nach den Klängen quäkender Jazzband-Kapellen — getanzt wurde. Tas ist bas Unschöne an der Sache. Hier die „moderne Jugend", der es gleichgültig ist, für welchen Zweck sie ihr Eintrittsgeld bezahlt, tanzend, schwelgend, und im Hintergründe die armen Kinderchen, die das bekommen, was übrig bleibt. Eines anderen wcitumspannenben Werkes der Nächsten- liebe ist noch zu gedenken. Der Landes» er« in vom Roten Kreuz in Sachsen konnte auf ein OOsähriges Bestehen zurückblicken. Das war Ursache genug, dieses Jubiläum würdig und festlich zu begehen. Im ganzen Lande sind denn auch entsprechend« Veranstaltungen vor sich gegangen, und hier noch auf das Wirken der Organisa tion des Roten Kreuzes einzugehen, hieße Master in die Elbs tragen. Es ist ein Opfcrdienst am Volke, der nichr «ach Religion und Politik fragt, und der nach dem Goethe- wort handelt: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!" Umfang und Leistung des Roten Kreuzes in Deutschland mögen nur wenige Ziffern kennzeichnen: 4600 Zweigvereine haben insgesamt IN Millionen Mitglieder, in 58 Mutter häusern sind 7000 Schwestern tätig und in 280 Kranken- auftalten und Lungenheilstätten können gleichzeitig 18 500 Kranke gepflegt werden. Dazu kommen 10 000 ständig be setzte Samariterwachen, 500 Kinderkrippen, 2600 Gemeinde pflegen mit 4000 Schwestern, über 2000 Sanitätskolonnen mit rund 90000 ausgebildeten Mannschaften. In einer stimmungsvollen Abendfeier, die eine aus allen Schichten der Dresdner Einwohnerschaft zusammengesetzte Teil nehmerschar im groben BereinshanSsaal zusammenführte, ist bas 60jährige Beretnsbestehen begangen worden. Am folgende» Vormittag wurde in einer schwierigen Uebung am Elüufer die praktische Arbeit der Samariter vom Roten Kreuz gezeigt, und ein Feldgottesdienst im Stallhof beendete die Reihe der Jubiläumsveranstaltungen. Unternimmt man jetzt einen Bummel durch die Innen stadt und steht sich dabei weniger di« Schaufenster, sondern mehr die lieben Mitmenschen an, so bemerkt man sehr viele Gesichter ausländischer Prägung. Der Ruf Dresdens al» Fremdenstadt, als Kunstzentrum, das man gesehen haben muß, beginnt wieder anfzublühen. So fehlen auch nicht die großen offenen vielsitzigen Kraftwagen, die die Gäste vom Schloßplatze aus in schneller Fahrt durch die interessantesten Teile der Stadt bringen, wobei unterwegs die nötigen Erklärungen gegeben werben. Nun treten aber die Fremde» sicht nur in Einzelexemplaren auf, sondern ste erscheine» auch gruppen- bezw. vereinSweise. Vorläufig sind anläßlich der JubtläumS-Gartenbau-AuSftellung, die eine ungeheure Anziehungskraft auf das Publikum ausübt, allein 26 Songreffe angesagt, dazu kommen noch fast täglich BereinSbesuche. Vor kurzem konnte man Len Deutschen Männergesangverein aus Milwäüke«begrüßen. Er führt gegenwärtig eine von langer Hand vorbereitete Dentschlandreise durch, und die Leitung hat dafür einviel- umfassendeS, aber auch sehr anstrengendes Programm auf gestellt. Die Deutschamerikaner kamen in einer Stärke vou 270 Personen hier an. Die Gängerschaft selbst zählte nur etwa 60 Mann. Aber fast jeder hatte -och seine Frau mit und überdies waren noch Verwandte und Bekannte mtt- gekommeu. Go sah man ein recht interessantes Völkchen, in b«m daS rein deutsche Element die Minderheit bildete. Unter de« amerikanischen Damen bemerkt« man viele tntereffaate Gesichter. Di« wirklichen Deutschamerikaner aber, dte vor vielen Jahren ««»gewandert waren und nun Ihre alte deutsch« Heimat wtedersahen, waren sichtlich bewegt ob der freundlichen Aufnahme, die ihnen die Dresdner Sängerschaft bereitete. Ein Konzert im großen Saale -eS Städtischen AuSstellungSpalastes brachte auch die ameri kanischen Sänger auf das Podium. Sic begannen mit dem alte« schönen Spruch „Grüß Gott mit helle« Klang" — «nd Neßen bann, recht gemütvoll vorgetragen, da» Lied „Nach der Heimat möcht' ich wieder" folgen. Hierauf htelt der Senior LeS Verein», ein alter ehrwürdiger Profeffor, der die Siebzig längst überschritten hatte, eine Ansprache, in der er die große Heimatliebe seiner Freunde zu beredtem Ausdruck brachte. Die weiteren Darbietungen der deutsch ¬ amerikanischen Sänger begegneten starkem Interesse; kritisch betrachtet, blieben ft« allerdings ein erhebliches Stück hinter den Leistungen unserer Männergesangocreine zurück. Aber daraus tam's ja auch gar nicht an, die Hauptsache war der gesellige Charakter der Tängerrcise und nach dieser Hinsicht ist man vollkommen aus die Rechnung gekommen. Ter dem Konzert folgende Kommers ließ die Wogen der Begeisterung hochgehen, es bildeten sich neue Freundschaften zwischen diesseits und jenseits des Ozeans, und daß man bei solch einem Kommers nichr Zitronen- und Himbeerwasser trank, sei nur nebenher bemerkt. Jedenfalls hatten sich die ameri kanischen Gäste sehr bald mit der Tatsache abgesunden, daß man in Deutschland den Unfug der „Trockenlegung" noch nicht durchgeführt hat und ihn auch nicht durchführen wird. Unter allseitigem Bedauern, daß das Rciicprogramm für Dresden nur zwei Tage vorgesehen harte, festen die Ameri kaner ihre Fahrt nach Süddeutschland fort. Neue Gäste sind im Anzug. Ende dieses Monats sollen Tangesbrüder aus Saarbrücken kommen. Man weiß, was die Deutschen im Saarlands erduldet haben; diesen Gästen ist ein außer- gewöhnlich warmer Empfang sicher. Wie in den Konzertsälen, so gibt's auch in den Theatern jetzt viele leere Plätze. Aber man kommt nun dem lieben Publikum entgegen und mimt im Freien, denn in Dresden bestehen nichr weniger als drei Naturtheater. Das älteste ist dasjenige, bas August der Ttarke im Großen Garten errichten ließ. Man sieht heute noch die Anordnung der Zuschauerplätze und links und rechts der Bühne die Statuen der lachenden und weinenden Maske. Zwischen den die Bühne einsäumendeu Büschen habe» sich Stein plastiken befunden, von denen heute nur noch Reste vor handen sind. Die amüsanten SÄäserspiele, die der König seinen Gästen auf dieser Freilichtbühne vorsühren ließ, mögen eine entzückende Augenweide dargeboten haben. In diesem Sommer erweckt man die Bühne zu neuem Leben, und zwar werden hier Berussschauspieler tätig sein. Das ist nur zu begrüßen, nicht zuletzt auch im wirtschaftlichen Interesse der Künstler. In den Vorjahren mimten an dieser Stelle Dilettanten. Solang« eS sich bei ihren Pro duktionen um leichte Stücke bandelt, mag -te Sache »och hingehen. Aber wenn sich die Herrschaften an inhalts schwere problematisch« Werke -er Literatur heranwageu, bann wir-'s gefährlich, denn -er Schritt vom Erhabene« zum Lächerlichen ist recht kurz. Ein weitere» Naturtheater besteht am Rande der Dresdner Heide. Bor vielen Jahre» wurde eS vom Verein „BolkSwohl" errichtet und erquickt anspruchslose RachmittagSausflügler mit drama tischer Kost. Hier fitzen Hunderte auf einfachen Bänken, verzehren mitgebrachten Kuchen oder sonstigen Mundvorrat und vergietzen ein paar RührnugStränen über daS naive ,Lorie" aus dem Schwarzwald oder lache» üb« die Einfälle eine» alten Poffenfabrikamteu. Im allgemeinen wirb man da draußen unter grüne« vlätterdach recht gut unterhalten. Di« künstlerische« Kosten bestreitet hier da» Personal eines Vorstadttheaters. Die »eneste und schönst« Frei lichtbühne ist aber diejenige in der Gart ««bau-Aus stellung. St« ist in ihrer ganze» Anlage ei» Meister werk, «nd für ihre Eröffnung sind Mitglieder des Gttntt» lichen Schauspielhauses gewonnen worden. Wenngleich während der ganzen Spielzeit nicht durchweg „Prominente" hier agiere« werben, so wirb man doch vorzügliche Kräfte verpflichten, «m ei«e ideale Bereinig«»« mm Notar und Kunst »« aewäbrleisteu. Nach diesem kleinen AuSflug in» Grüne «nd Schöne noch einmal zurück ins Getriebe der inneren Stadt, An den belebtesten KrcuzungSpuntten matte« Beamte, angetan mit großen weißen Sermelanfichlägen, ihre» schwierigen Amte», den Kahr- «nd Fußgängerverkehr -« rege» Zmd Unglücksfällen vorzubeugen, vor etwa JwhreSfrtst brachte unsere Polizei einen sehr instruktiven und gleichzeitig unter haltsame« BerkehrSftlm heraus, und Zehntausend« haben sich ihn angesehen und «S ist ihnen dabei gezeigt morde», wie man'S auf der Straße richtig und fattch «acht. Da» liebe Publikum zieht aber trotz aller Mahnungen und Warn««««« immer «och da» Letztere vor. tmd der Letter