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— 4S - den Bürgermeister nach seinen Mündeln. Nun Ivar der alte Herr in feinem Element- . „Sie glauben nicht, wie viel Sorge das »nacht l Eins hat z. B. ron den Eliecn eine Nein« Schlosserei mit -ebn Morgen Ackerland geerbt, »rill nun aber partout Soldat werden. Was beginne ich jetzt mit dem Erbe? Ein Muser will sich nicht finden lassen." lieber da« Gesicht des Professors »yar es wie ein Heller Sonnenschein gezogen. „Nun, nun," tröstete er, „wem» nicht anders kaufe ich Cie Ihnen ab." Sie hielten das natürlich für einen Scherz und lach ten alle, als er bald darauf aufbrach. Ein Stunde später hatte er herausgebracht, wo Karl Ehrenfeld einer. Unterschlupf gefunden. Ohne Besinnen suchte er ihn auf. Es war ein trauriges Liedersehen. Ter junge Mann sah abgezehrt und hohl wangig aus. Seine Augen waren wie eingesunken. Kein Blick wagte sich zur Höhe. »/Ich hörte soeben, daß Sie da seien, und ich freute mich darüber. Es war Viel Eigennutz dabei. Wissen Sie, die alte,» Schlösser irr meinem Haus schließen nicht fest. Kommen Sie doch morgen früh zu mir!" Den elenden Körper reckte ein Fieber empor. Er schüttelte den Kopf. „Ich geh mu» noch abends aus, Herr Professor." »Quälen Cie sich nicht, Karli Ich sehe. Sie sind krank, kommen Sie, »vann Sie wollen! Nu« kommen Sie zu mirl" Seitdem war er oft bei dem Professor. Zumeist in der Dämmerstunde. Dan fiel auch Schleier um Schleier von dec zerquälten, verhetzten Seele. Drei Jahre in der Welt herumgelaufen, hier und da wohl mal Arbeit ge funden, aber immer wieder fortgestoßen, sobald sein Ver gehen ans Tageslicht kam. Drei Jahre mit dem brennen den Wunsch im Herzen, gut und ehrlich zu fein, und keiner in der ganzen Welt, der es ihm glauben wollte. Professor Wiensrted sah ihn lange an. ,,^ch glaube. Sie haben mich einst lieb gehabt, Karl." „Ja, Herr Professor, und wenn ich nicht viel zu schlecht dazu wär', würde ich sagen, auch heut noch, wir damals!" Ta legte ihm der alte Mann Seide Hände auf die Schultern. „Wlsfen Sie, was eine fröhliche Mu« ist? Nein?! Dan«» Pass.» Sie auf, ich werde Sie es lehren." ES war am Sonntag Lätare, als der Professor — noch vor der Morgenkirche — zu Karl Ehrenfeld kam. „Tun Sie mir den Gefallen und kommen Sie sogleich »nit mir! Sie sollen meinen Geldschrank öffnen. Die Schlüssel sind nicht zu finden. Hoppla, ich warte auf Sie:" Die Leute auf der Straße reckten den beiden die Hälse nach. „Ist oaS die Möglichkeit, der Herr Pvofessor Wien- fried und der.. der ." „So", sagte Wienfried, als sie an» Ziel »raren, „nun hurtig begonnen! Ich gehe jetzt zur Kirche. Wenn ich »urückbomme, wünsche ich, das Ding geöffnet wieder zusehen." Der junge Mann zitterte an allen Gliedern. „Sie wollen — mich — gan' allein — mit dem Gclvschrank lassen?" „Warum nicht? Ich kenne Sie doch gut. Denken Sic etwa, ich hätte kem Vertraue»» zu Ihnen?" Als oer Pvofessor nach Hanfe kam, fand er ein sonderbares Bild. Bor den» geöffneten Schrank, der sei»» nicht »»«beträchtliches Vermögen barg, lag eine Gestalt auf de»» Knieen. — — — M fühlte zwei heiße, zuckende Lippen aus seiner Hand. „Jetzt will ich gern sterben — jetzt, wo mich wieder einer für ehrlich hält." Dec Pvofessor nahm einen erkünstelt lustigen Don an. „Das wäre allerdine,; sehr bequein. Nein, »nein Söhn chen, so leicht machen »vir uns das nicht. Jetzt heißt eS leben — arbeiten — beweisen! Ich habe Ihnen da in der Scharnstraße eine kleine Schlosserei gekauft. Acker land gibt's auch, dahin siedeln Sie morgen über! Und ich bleibe Ihr Meister, verstehen Sie? Also »»«bedingten Ge horsam! Vorher kühlen Sie sich gefälligst in der Küche dis Augen; — Nun beginnt nämlich die fröhliche Reue. Karl Ehrenfeld!"' , Wei« Vrterltmd. u.n. Ich hab nicht» lieber auf der Welt Al» Dich, mein Baterland, Wo Gott den Eichbaum hingestrllt Und sticht der Treue Band. Wärst Du verlast«« wie der Stein Dor» an dein Straßenrand, Ich suchte Dich doch nur allein. Mein teure» Vaterland. Du bist mein Glück, mein Sonnenschein, Mein Trost zu aller Zeit; Du sollst mir blühen und aedeihn In Fried und Einigkeit. Doch, stößt der Feind in» Krlegcshorn, Und gellt «» her vom Rhein, So trag ich meinen deutschen Zorn In« Feindesland hinein. Und wenn ich fern gefalle» bin, Fest in der Hand da» Schwert, So bringt mich nach der Hermat hin, Legt mich in deutsch« Erd. Mein Herz verlangt di« letzte Ruh Im deutschen Vaterland; Sin deutsche« Mädchen kommt herzu, Hat Blümlein in der Hand. Ich hab nicht« lieber auf der Welt Al» Dich, mein Baterland, Wo Gott den Eichbaum hingestrllt Und flicht der Treue Band. W.-Jena. Dr. Wllh. Hottenbach. GeH«re«splttter. Froh »nit Freunden rasch gelebt,' Herz zu Herzen hinge strebt, ' Bon des Frühling» Lust getränkt^ Geistes Äug' in Geist versenkt, Ist des Deutschen Litt' und Art, Tie noch nie gewandelt tvard. l Was in Kunst und Wissenschaft ! Fremder Himmel Hohes schafft, Ward von ihm alsbald erkannt, > Wuchs fo mächt'ger seiner Hand. * Wisse nur das Glück zu fassen, Wenn es lächelnd sich dir beut; . In der Brust und auf den Gaffest Such' es morgen, such 'es heut! * . So! heilig sei dir die Wahrheit, als wenn jedes Ja- ze-es Nein deines. Mundes ein Eidschwur sei. Behalte Hoffnung stets bei widrigem Geschick Und eine heit're Stirn bei trüben Sorgen, Genuß sür jeden Augenblick, Uno eine» Wunsch noch für den Morgen. * Weise ist der und ehrenwert, Ter alle Tinge zum bestell kehrt. . Druck und Verlas von Langer » Winterlich, Riesa. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. Erzähler an der Elbe. Belletr. Gratisbeilage zam „Mesaer Tageblatt". «r. IS. Skesih be» SV. «iirz 1S0S. W. ZtchüG. Hanna. Von W Steven». Autorisierte Uebersehung von A. Geisel. Fortsetzung. „Hur — die Sache an sich »Var! sehr einfach. Fräulein Mähne meldete sich vor etlva zwei Monaten als wir «ine Erzieherin für Robert und Ltly suchten. Sie hatte Empfehlungen von einer Frau Chevasse in Yorkshire, deren Kinocr sie unterrichtet hatte und so kngagierten wir sie. Seit sechs Wochen lebte sie in unserem Hause, «offenbar in der Absicht, unsere Familienbeziehungen und Verhältnisse gründlich kennen zu lernen und da ihr das, was sie auf diese Weise erfuhr vermutlich »licht genügte, vergaß sie sich gestern so »veit, meine Privat- Vorrespondenz einer Prüfung zu unterziehen. Unglück licherweise für sie kam ich dazu und da ihr keine Mahl Web, bekannte sie, »vas sie zu diesen« Schritt getrieben." >ilS Hanna jetzt schwieg, hatte Dom Brent die Enlpfindung, als habe sich ein tiefer Schatten! nm seine Zukunft gelegt — Visionen von unbezahlten Rechnungen und fatalen Mahnbriefen schwirrten durch sein Gehirn und er begriff instinktmäßig, daß er den Hebel da an setzen rnüsfe, wo Hanna am leichtesten zu! fassen war — an ihrer Großmut. „Hanna", sagte er sairst und leise, „Tein lebenlang bist Tu stets gut und nachsichtig gegen mich geivesen; willst Tu es auch jetzt fein und »nir gestatten zu be richten, wie alles kam." „Meinetwegen, aber fasse Tich kurz ; ich kam hier her um die Angelegenheit persönlich zu ordnen, allein ich fahre »nit dem nächsten Zug zurück." „Ich weiß nicht, toas Winnie Tir gesagt habe« nur«, Hanna", begann Dom »nit einem kurze» Auflachen» „»vas ich D ir zu sage» habe, ist nicht viel. Ich wußte, Laß Du mich nicht wirklich liebtest, fondprn mich nur heiraten trolltest, um bei» Wunsch Teines Baterp zu ev- jüllen; dann traf ich mit Winnie zusammen, deren Herz ich im Sturme errang und so heiratete ich sie „Was T-ich aber nicht hindert^ mir nach wie vor Trine Liebe zu beteuern, gemeinsame Zukunftsplärre zu schmiede»» »ind auf meine Kosten bequem und mühe los zu leben," ergänzte Hanna in eisigem Tvne, va Dom stockte. „Meinst Du »richt, »vir sollten es damit gut sein lassen, Dom, und die Cache als abgetan be trachten? So angenehm für mich anch die Tatsache ist, meines Versprechens ledig zu sein, könnte ich die De tails dieser Angelegenheit höchstens mit eine,» Gent leman erörtern —" ! Dom zuckte zusammen — war dies die sanft«, füg same Hanna? j „Und willst Till mir wirklich Weismachen, Du hättest Mich nicht wirklich lieb gehabt?" rief er jetzt heftig; „glaube mir, Hanna — ich hätte längst gesprochen, wenn nia>t meine Gläubiger gleich einer Mente hinter mir her »raren — sobald sie erfahren, daß ich nicht mit oer Erbin V0» Fernside verheiratet' bin, lassen sie alte Mnsichtcn schwinden. Z Hanna nickte; „Aufrichtigkeit ist eine schöne Sache", meinte sie darin gelassen. k „Und was soll nun geschehen?" fragte Dom er- wanungsvori. „Geschehen? Meinerseits? Nichts" „Mchcs?" i „Nein. Weil»» Du miv schreibe»» solltest, gehen Dein« Briefe Mg-'Ssjnet M Dich zurück; wenn diese Woh nung der Renovierung bedarf, »vird «S an Tir sei», dafür zu sorgen. Solltest Tu nach Fernside komm«/ dann findest Tu geschlissene Türen. Wie ich Deine Fr« aus meinem Haufe wies, um mich davor zu schütz«, „»eine Korrespondenz fremd« Augen prestkgcben z« sehen, fo weise ich Dich aus meinem Lebe«." „AVer LU wirst niemandem sag«, daß — daß ich verheiratet bin?" forschte Tom Brent angstvoll. „Sei ohne Sorgen — durch mich soll Tein Kredit nicht erschüttert werd«", sagte Hanna Ehl; „nein« begleite mich nicht hinaus — Philipp wird mir bk HauStüre öffnen — adieu Dom." AtS Hanna im Wagen saß, der sie zur Bahubracht^ hatte sie durchaus nicht das Gefühl einer Siegerin, aber sie hielt sich tapfer, und selbst Dick'- forschender Blick vermochte nicht zu entdeck«, »vic es ihr eigentlich »nn's Her- war. . * Lw nächsten Wochen vergingen Hanna wie ei» böser Traum ; e- ivar eine unendlich bitte« Erfahrung für das Mädchen, fo nichtachtend behänder wölb«» zu sein und die Kränkung hierüber wog schwerer al bte nicht wegzuleugnende Erkenntnis, daß fl» Gott dank» »nüsse, vor der Lche mit Tom Brent bewahrt Word« zu fei». Selbst die Kinder, welch« sich Hanna jetzf röMD widmete, da die nenen-agierte Erzieh»« «ft nach »« Courmerferie» kommen konnte, bemerkten die Berlind» rung, die mit dem Mädchen vorgegang« war; «ach Kinderart machten sie albe möglich« Mrsuche, Zu» tzanna'S frühere Heiterkeit »vieder zu errege« und eine» Tages »»einte Lily wichtig: „Hanna — früher «ID Herr Malve« noch kam, warst TU viel vergnügter — Bob und ich haben ihm geschrieben, er möge doch Wiebe« einiual komm«." Hanna erschrak, aber bann faßte sie sich und sagt« lächelnd: „So — Ahr habt ihm geschrieben — w^t Ihr denn, wo er wohnt?" e . „Nein, oaS ist's ja eben", gestand Lilh; »Mrnwllt« Tich bitten, seine Adresse auf unser« Mies zU setz«." „Ja Liebchen — wenn ich die wüßte! Wo ift da« der Bries?" - Sehr stolz holte Lilh.ein auf goldgerLnderte» Papte« geschriebenes Briefchen herbei, dessen Inhalt wie Ortho graphie Hanna herzlich lachen ließ«; da» Schreib« lautete: „Liper Herr Malvern, kommen sie doch balt uket« und Prinzen sie Pfennige und. Hamm Ift bum« tz» dranrich — ihre drcnen liefen Fremrte Ltly mch Robert Brent." „ES ist ein liebes Briefchen, Köcher", sagte Hamm freundlich; „ich werde es aushebrn, bi» Herr Maker» uns seine Adresse sch ot. Und mm «»acht Sich fertig —> ich habe der Kmderfra r versprochen, sie dürfe mit Mch x:r Meierei fahren." f „O Hanna — wie hübsch da» sein »vird — bliche» »vir auch »vieder »nit den jung« Lämmchen spiel«?" „Ja, wen,» Ihr recht artig seid." s D ie Fahrt und die Aussicht ans die jung« StkvME« tricbenjd en Kinde« den Gedanke« an Her« Naiver» und den Brief endgültig aus dem Kopf, aber ble eörsam» Stunde, auf welche Hanna sich gefreut/ wack durch! Ldck gestört, der zur Deestunde erschien. „Dante Mary — (die- mm Kamu^U !7MftMUtch