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diener stammt aus Udine und heißt Benjaminv del Fabbro. *Er war früher bei dem Obersten Konstantinowitsch, dem Schwiegervater des Prinzen Mirko von Montenegro, be dienstet und reiste mit dem alten Herrn im Jahre 1895 von Triest nach Belgrad. Dann trat er in die Dienste des Königs Alexander, der ihn so lieb gewann, daß er ihn wie einen Freund behandelte und sich von ihm überall hin begleiten ließ. In der Mordnacht flüchtete Benjamino aus dem Konak in die italienische Gesandtschaft. Er weiß deshalb über das Verbrechen selbst wenig zu sagen: da gegen konnte er einem italienischen Aussrager über das Familienleben im Konak erschöpfende Auskunft geben. Der König muß nach del Fabbros Schilderung ein sehr unbe holfener Mensch gcivescn sein: er mußte ins Bett gelegt und bedient werden wie ein Kind. (?) Während Milan ein robuster Grobian war, war Alexander schwächlich und so ängstlich, daß er Furcht hatte, allein oder gar im Dunkeln zu schlafen. Die Königin war eine von jenen Frauen, die die Männer zu beherrschen verstehen, und der König betete sie an. Er tat in der letzten Zeit nichts mehr ohne den Millen und die Erlaubnis seiner Draga. „Es waren zu viel Weiber im Schloß", sagte Benjamino, „und alle suchten den König zu unterjochen: außer der Königin hausten da ihre drei Schwestern, eine eleganter als die andere, und dann die liebe Tante Nikvlitsch, ein kei fendes Frauenzimmer, das den ganzen Tag mit dem König herumzankte. Der König hätte die ganze Gesellschaft gern hinausgeworfen, aber Draga hätte sich dadurch be leidigt gefühlt. Sie war alles im Hause, der König nichts! Er wagte selten ein Wort zu sprechen ein Blick von ihr brachte ihn sofort zum Schweigen. Tie Königin war gutmütig, aber wehe! wenn man ihre Familie antastete! Lor allem hatte sie ihren Bruder Rikodem ins Herz geschlossen, und dieser Mensch tyrannisierte den König noch mehr als Draga. Er war ein wilder, herrschsüch tiger Charakter und schaltete im Palaste, als wäre er der Herr. Draga, die anderen gegenüber so stark war, zeigte sich ihm gegenüber von einer merkwürdigen Schwäche und gestattete nicht, daß er irgendwie gekränkt wurde. Sehr oft war er schwer betrunken und ver leitete bei Tisch auch den König zum Trinken, so daß dieser, der nur wenig vertragen konnte, oft schlecht ans den Beinen stand. Nikolaus, der andere Bruder der Kö nigin, war meist im Auslände; ihm hatte das Glück der Schwester nicht den Kopf verdreht. Am Tage des Mordes war die ganze Familie noch bis l l Uhr nachts zusammen, und als Nikodem sich empfahl, sagte die Königin lächelnd: „Gute Nacht, Prinz!" Der König und die Königin hatten fast niemals Zank und Streit miteinander; wenn es wirk lich her Fall war, verließ die Königin ostentativ das Zimmer, worauf ihr der König nachlief und sie um Ver zeihung bat. Ter König hatte niemals eine Waffe, weder einen Revolver, noch einen Degen, im Schlafzimmer. Alexander war wahrhaftig kein kriegerischer König. Schon die Flintenschüsse bei der Jagd und der Donner der Kanonen bei Nationalfesten war ihm zuviel. Die militärischen Revuen waren ihm eine Last, obgleich er gern Uniform anzvg; aber weit lieber war es ihm, in seinem Arbeitszimmer Zeitungen und 'besonders franzö sische Romane zu lesen, während die Königin Klavier spielte . . . Auf die Frage: „War denn Draga wirklich so schön?" meinte der Kammerdiener: „Ja, darüber kann man nicht streiten! Wenn inan sie morgens vor ihrer Toilette traf, merkte man freilich ein wenig ihre 40 Jahre, aber in Toilette war sie bezaubernd, man gab ihr kaum 50 Jahre, und der König erschien älter an ihrer Seite." Neueste Nachrichten und Telegramme do« 27 Jank 1808. )( Spandau. In der Nacht zum Freitag, nach der Stichwahl, in der Liebknecht (Soz.) unterlegen war, kam es auch hier aus der Straße zu Ruhestörungen. Die Polizisten wurden von der Menge insultiert und mit Holz- stücken und Bierflaschen beworfen. Ein Zug Pioniere zer streute die Menge, die von Liebknecht vergeblich zur Ruhe ermahnt wurde. (B T.) )( Thorn. Gestern abend ging das Gerücht, der deutsche Kandidat Großmann sei gewählt, woraus sich tau sende von Polen in den Straßen ansammelten und unter Gejohle und Geschrei vor die Redaktion der „Gazeta Torunska" zogen, wo sie Hochrufe auf den polnischen Kandidaten Brejski ausbrachten. Die Schutzleute wurde» angegriffen und mußten blankziehen. Mehrere Personen wurde» verhaftet. X Kiel. Der Stopellauf des Kreuzers .Ersatz tküler" ging h,m« vormittog 10 Ubr glatt von statt«». Gras Waldrrser vollza, d«n Tauivk: und gab d«m Schiff aus nll«r;Schsten Befehl tun Niw«n .Roon'. rr Zürich. Hier traf soeben die erschütternde lele- graphische Nachricht ei», daß die ganze 2. Klasse des hie sigen Gymnasiums, die Obersekunda, welche sich auf einer Gobirgsdour auf dein St. Gotthard befand, von einer Lawine verschüttet worden ist. Nur wenige Schüler sollen gerettet sein. Die Gebirgstour wurde von dem Professor der Mathematik, Gröbli, einem bewährten Touristen, geleitet. )( Bern. Bei einem Lawinenunglück bei Val Pioro oberhalb Aivola sind zwei Professoren nnd zwei Schü ler des Kantonsgymnasiums verletzt worden. 7 Schüler sind unverletzt, 7 Schüler werden vermißt. X Bern. Ter Lawinensturz hat sich am Piz Blas ereignet. Nach den letzten Meldungen des Bürgermeisters von Airola sind drei Personen, nämlich Prof. Gröbli und die Gymnasiasten Hofmann und Blatter tot; drei andere, darunter Prof. Vodoz, sind schwer verletzt und 5 oder <> Teilnehmer an dem Ausflug werden vermißt. Sie sollen den Rückweg nach Sedrun angetreten haben. In Zürich herrscht große Aufregung. X Wt-r. Gros Kiurn Hedervory legte vormittag- dem Kats r dl« Mtnistrrliste vor, wtlche vollinhaltlich angenommen wurde. )( Wien. Die „Wiener Ztg." veröffentlicht im nicht amtlichen Teil eine vom Ministerpräsidenten an die Prä sidenten beider Häuser gerichtete, vom 25. Juni datierte Zuschrift, in der im allerhöchsten Auftrage die Vertagung des Reichsrats ausgesprochen wird. X Budapest. Bei dem gestern abend von Anhängern der Kossuthpartei veranstalteten Fackelzuge kam es zu argen Zusammenstößen mit den Sozialdemokraten, die gegen Kossutch und den Bonus Khuen-Hedervary demon strierten. Tie Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor. )( Belgrad. Kaiser Franz Josef sandte an König Peter ein Telegramm, worin er von dessen Notifikation der Thronbesteigung Kenntnis nimmt und seine Wünsche für den König und das Volk Serbiens wiederholt. rr Belgrad. König Peter war außerordentlich er freut über die Depesche des deutschen Kaisers (s. Tages geschichte) als erste Antwort auf die Notifizierung d er Thronbesteigung und äußerte, daß er auf das Wohlwollen des deutschen Kaisers das größte Gewicht lege. )( Belgrad. Der König teilte der Königin Natalie mit, alles, was im alten Konak sich befinde, gehöre ihr; sie könne darüber verfügen. Die Skupschtina schließt heute. (Boss. Ztg.) rr Belgrad. Der an der Berschrvörung beteiligte Oberst Maschin wurde zum General ernannt. rr Sofia. Allen diplomatischen Vertretern in Bel grad ging die Weisung zu, die Regierungen auf die Gefahr aufmerksam zu machen, welche die fortgesetzte Haltung von türkischem Militär in den Grenzorten mit sich! bringt. X Marseill e. Tie gestern hier eingetroffene indo chinesische Post berichtet, daß Fre m d e n l e g i v n ä r e in Baolar das Haus ihres Hauptmanns beschossen haben, weil sie von ihm schlecht behandelt worden sind. Der Hauptmann war zur Zeit der Tat nicht im Hause. Die Legionäre sind sestgenommen und vor ein Kriegsgericht gestellt worden. X Dschibuti. Der Mullah hat fünf Psst«n zwisch«» Burao und Boholle vernichtet, 39 englische Osfijter« sind gelallt», 2000 eingeborene Soldaten wurden gcf naen genommen. rr Salo nicht. Zwischen den Stationen Gumund Gjma und Dernirbagli wurde versucht, einen Eisenbahn zug in die Luft zu sprengen, doch wurde nur die Loko motive beschädigt. 10 Bulgaren wurden als verdächtig ver haftet. X W a s hingto n. Auf ein gestern abgesandtes Tele gramm des Deutschen Kaisers erwiderte Präsident Roose velt: „Ich danke Ew. Majestät für die huldvolle Bewill kommnung des Geschwaders der Vereinigten Staaten und die in Ew. Majestät Depesche ansgesprochenen anerkennen den Worte. Ich hatte von Admiral Cotton bereits Mit teilung über die Freundlichkeiten erhalten, die Ew. Maje stät ihm und seinem Geschwader erwiesen. Dieses Zei chen der Freundschaft und des Wohlwollens Ew. Majestät für die Vereinigten Staaten haben auf mich tiefen Ein druck gemacht und ich erwidere die in Ew. Majestät Depesche zum Ausdruck gebrachten Gefühle auf das herz lichste. Theodor Roosevelt." Wetk-«m«is Bar-«,tsrft«d KiKA MlrgkteM »»n R. Nathan, Optiker. . s - s - Mittag» 12 Uhr. Gehr trocken 770- Beständig schSn Schön »etter760' Veränderlich 7^. Regen (Wind) Viel Regen 740 > Sturm 730 Ueterficht brr Wetterlage in Europa heute früh: Hoher Druck von über 770 mm Barometerstand rrstreckt sich von Nord- her bi» nach Güddeutschland Herrin. Das Maximum mit 772,6 mm Barometerstand lagert über Schwe den. Eine tiefe Depression befindet sich über Nord-Schottland. Ja Ostdeutschland ist die Temperatur gefallen, während in West« und Süddrutschland «in mäßiger Temperaturanstieg zu verzeichnen ist. Deutschland hat meist heitere», nur vereinzelt trübe» Wetter. Aasklärung sür heute wahrscheinlich. Prognose für den 28. Juni 1903: Wetterlage: Heiter und trocken. Temperatur: Normal. Wiudur« svrung: NO. Barometer: Hoch. NelchelbrL« « Dresdner Börsenbericht des Messer TagevlatteS vom 27. 1903 Oester*. Not« -biss. Not« Silchj.Bod«aeSstt«g. Divers« Jndustrle-Xetie». «nft. d. Et. DrilNe »Mit»« B'.seubahs-Prtvrt- !ütS-Ob!tgati»«e>! «utz.-Trpl. »old Böhmisch« Rordbehn Oesterreich. Sstdbaha Prag-Dnx« «old Obligat, industrieller Ges. Lauchhammer do. -brutsche Straßenbahn Llectr.-Betriebr-lltes. Tramwahs-Lomp. Kett, Speicheret Felseukeller-Br. Friedr.-Aug^Hütt« vaukattie«. Leipziger Lrrd-Anst. Dresdner Bant Dresdner Bautduei» , «rs»k»khe r» -Et.isüö Lanicis do. p». mtt. t, 1008 A-44i. Luüch» dörr NM er Kr<as. Reni», große ü, 8, 1000, 800 t*. 800, 200,10V N,'-tr«l«trl»Ii 3, 1800 Po. SOO «stis. llim-deskult. ' 1500 SOO 1800 SOO Waldschlößch,» WeHthaler Siemen» «lassaSr. Dittrr»dorser Filz Thiele Act. Kahla« Porz. Art. Meißner Ofen Stichs. Ösen Lartoimagru Jnd. do. GenubßHeirr« Planerische »arb. Bereinigt, «nal. Zünd. do. Hansschlauch Speicherrt-Aet. Dresdner Baugrs. Deutsch« Straßen». Dresdner Streß««». do. Fuhrwesen »etw S. v. Dampsschisss. «er. Schiffer »ns« Art. »v. d». do. „spz-Dr^d^A. 100 '5 »v. Lems. 3-r. 2'5 — tztmmermnn» 0 Jul» 102,80 « 4 Z — Lschrbach Sebert L Salz« 10 Jan. April 18»,25 » 5 Lkipz. Llrktricitüttiw. 6 Jm>. Jnli Lauchhammer umb. S — Mrtßn.Etseng.Jaeobi 4 — 4 — Seide! L Raum. A. 16 Iw«. L36.50 b» 5 — do. Samßschein« ^so 928 B 4 — SSchs. WußstahPAct. 8 Juli 8 do. Vrnußschrir» 1,« — 4 — Hartmann Act. gs — 4 GchSuhrrr « 4*5 — Wanderer Fahrräder Dresdner Papsbr. 16 Ort. 238 b 4 — 8 Juli — 4 —— Peniger Papsbr. 7 »». Sebnitz« Papsbr. Thodeschr Papsbr. 0 0 April SM 8 Bautzner Papsbr. 12Z » « Weißenborner Papstr 8 — 8 100,75 c» Lulmbacher Rizzi 0 Ang. 61 b 8 128,'0 B do. L 8 so 21 b 7 :3S,S0 d do. PetzdrSu 10 N Dresdner Felsmkell« 25 — do. »rwetzscheine Wiv n 1045 » Tambrinu» »et. 8 — N MsnEo» 10 »» — «» Büchs. »od.-Sr^Aust. 4 -- 3 91,50 » do. 99,'0 * 6'5 101.80 s Ldw. Psddrse. 3 8§,2v d 3'5 «W» do. 3'/. SS 80 d L do. 4 103 10 » 3'/. INI,7^ » Laus, yfdbrf«. 3 88,SO » 3'/, lOl.'.O b do. 3'/> 101,(0 » 3 Sv.tO » Süchs. «rd!..P,ddrs». 3'5 — 3'/. 10 ,90 b do. 3 — Mittel». Bodeukr.1S06 Z'ß — 3 8,,SS b» do. IMS 4 88.ro » L SO « do. Grundreutenbrs«- 3 3'/, 3'/, 3'/. SO.SO » 97,4vdB Stadt-Anleihe«. Dresdner v. 1871 u. 75 do. v. 1886 3'5 3'5 1(0,31 « 1l)s,Z0 « do. , 1900 3'5 tt.0,31 0 3'/, 3'/, 4 88,50 « 1 3,<0 S Lhemnttz« Riesa« do. SV. — 3'/» — Aussig« 4 — 3'/. ic o io s Fremd» Fonds, 100,10 b 4 1(2,25 » Oestnr. Silber 4'5 do. Sold Ungar. Sold 4 4 102,80 » VS,90 b do. »wn«r«t« 4 4 103,'O » 8 SS b 4 >03.10 B do. IlNSMO 4 — Vt. 98,7.5 » DIrI«lo»r» 10 6 W 10 0 April 0 Aw. 20 10 28 6 12 »e 0 c> 4 «epi. 8 Ja«. 8'5 0 slprU 0 Ja». 4 s 0 »e «et. 307 N 116 « 1(2°« 410 » 164 » 110 b» ISO » 166,78 « 174.25 B 67§0?bH 1S8 s- 85.25 »» Au- und verkauf von Starttspapieren, Pfandbriefe«, Actien re. Einlösung aller werthhabenden EonponS und Dividendenscheine. Berlvaltnng offener, Ans-evahrnng geschloffener Depots. Annahme von Gelder« zur Verzinsung, Beleihung börseugöngiger Werthpapiere. Safes-Schrank-Sinrichtnng vermiethbare Schränkchen zu 1V und 20 Mmck pro Jahr. UeizMchimMii Filiale Riesa Bahnhofstr. S (früher Creditanstalt). Sorgfältige Ausführung aller in das vankfach einschlagende» Beschütte.