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Beilage zum „Riesaer Tageblatt". «b »«1^ r«n,,r t «-.otarllch m Mesa. — 8<tk du Rtdakr'on »-„nwmülch: Hersann Schmid, In «Irl». ul M0'loni0n "Mn» DienStng, 3. Juli lütt«, avrads. .>9. Iah»«. ' ' " >1 UI ' — - ! . .....^ n«t««elivo. Herren «ten Iren ILnagvn ns tßsn nen us«e» tsg. gie Zunkvn gun!ren sitz^ltr^^. M, lfr riitksin. Mfftlil nd e!ttzeln Teü 261. rzer Zeit bk >en :ger,e von. rer. ' nid 3 Pc?. 6rb Inttj-i- »ei.;. W reu in: Wald Urnitzschlhal urant Eckfall", Schunäan- eöfsuet. Pisisen. Beqnem- Pariieu der tzeru beacht elellfw. ften,. anvau <»5. )tt zu plkNiSSN Täk'lie. rkt. v. OiU- w staffee u. H Popel» lnli 'cd vi.,7^s- ü f.-icl-stsee nisrv .'nd 5 Um zahl- iiieu bittet orstnnd sitznng lang. de keine S. msschreiben. 1 8"Sei''^ Gultttrnlttnl Mats- u. Maisschrot Rass. No-geuklete Baumwollsaalmehl «ersteuschrot Noggeugries MatSschlempe Wetzeuschaleu Biertreber, «etr. Malzkeime usw. 8 Ssrl»x L Vo. Ü!«8L — LIb«tr»88v u. öukllliok. Veru-lÄnano Guperphosptzat Thomasmehl Ktsch-»uano «mmontaksnper-ho-lihat «altsalz Snocheamehl Ehtle-Lal-eter «atatt »sw. Der Arbeiwmarkt 1W5. Im „ReichBarbcitsblatt" jst eine liebersicht über den Verlauf des Wirtscllafisjahres 1905 mit besonderer Be- rückjiclAigung des Arbeitsiiiarltes veröffenllicht norden, die im ganzen recht günstige R.jul.ate verzeichnen lanu; denn das Jahr 1905 übertraf das Vorjahr in jeder Hin ficlch Ter Anteil Tentscylands am Welthandel entivickelte sich weiter, Ausfuhr und Einfuhr stellten sich Häher als im Jahre 1904. Tie Royeijenprodnktivn stieg auf eiwa 10,90 Millionen Tons gegen 10,00 im Varjahr, des gleichen steigerte sich die Lleinbohlenpr-odnttion trog des Aussalls im Beginn de-.- Jahres durch den T re t iui Rnhrb.'bl.nbczirk Tie Einuahurm a.:S den cki iib ini-", haben sich im Jahre 1'605 gehoben; Ende T.zeiuoer 1:05 ergab sich nach der Statistik des Reichseisenbahnamtes iür die Dahnen mit dem Rechnungsjahr April März bei einer Gesamteinnahme von 1973 Millionen Mart ein Mehr in Höhe von 80,03 Millionen Mark gegen das Vorjahr, und für die Bahnen mit dem Rechnungsjahr ab Januar bei einer Gesamtcinnahine von 236 Millionen Mark ein Mehr von 9,29 Millionen Mark. Desgleichen gingen die Einnahmen ans der Wechjselstenchelsteuer in die Höhe. Trotz dieser anschjeinend glänz uden Entwicklung fehl ten indessen auch diesem Bild nicht die Schatten. Tie gute Konjunktur in der Industrie war begleitet von einer Reihe großer und heftiger Arbeitskämpfe, in welchen die Organisationen der Arbeiter eine Verbesserung der Ar beitsbedingungen zu erzielen suchten. Tas Jahr begann mit dem Ausstand im Ruhrrevier, eS folgten der rheinisch^ westfälische Bicrboylott, der Streik in der bayerischen Metallindustrie und in der Berliner Elettrizitätsiudustric, die Lohnbewegungen in der thüringischen Textilindustrie. Tie Organisation der Arbeitgeber, die im verflossenen Jahre eine weitere Stärkung erfuhr, beantwortete die Arbeitseinstellungen mit der Einstellung der Betriebe in großem Umfang, und so hat das Jahr 1905 die zahl reichsten und die größten Aussperrungen gesehen, die bis her in Deutschland vorgelommcn sind. Tie Arbeitgeber schlossen sich gegenüber den Organisationen der Arbeiter noch enger zusammen. Ihre Organisationen versuchen Einrichtungen zu schaffen, welche die einzelnen Mitglieder der Organisation gegen die Wirkungen der Streiks und des Boykotts sicherstcllen und durch die wirtschaftliche Stärkung, welche die Organisation dem einzelnen Betri-.be gewährt, den schjwücheren Mitgliedern das .solidarische Vorgehen erleichtern sollen. Es ist die Ansb ldung deS Boykottschutzes und der Streikversicherung, die im ver flossenen Jahr weitere Anregung und Entwicklung er fahren haben. Tie günstige Entwickelung des Arbeitsmarktes kam an den verschiedenen statistischen Maßstäben zum Ausdruck, welche das Kaiserliche Statistische Amt zur veriodischen Beobachtung dZs Arbeitsmarkts anwendet. Tie Kurve der Mitgliederzahlen der Krankenkassen zeigt, abg.sehcn von einem unbedeutenden Rückgang im Monat Juni, so wohl für Männer wie für Frauen seit dem 1. Februar des JahreS eine fortgesetzte Steigerung. Auch der Rück gang, der sonst im Monat Novemjbcr mit dem Auslwren der Bautätigkeit im Freien regelmäßig einzusetzen Pflegt, »lachte sich diesmal nur sehr abgeschwächt gellend, weil die sehr milde Witterung gestaltete, ohne jede Unter brechung die sehr lebhafte Bautätigkeit bis zum Jahres- schlluß sortzusühren. Tie Aufnahmen über die Arbeitslosigkeit in deutschen Fachverbäudeu ergaben dementsprechend ein sehr günstiges Bild. Tie Arbeitslosigkeit berechnete sich am Schlüsse der einzelnen Quartale rwn 1905 in Prozenten der Mitglieder und im Vergleich mit deut Vorjahr, wie folgt: Es waren arbeitslos am 31. März 1905 l,6 (am 3l. März l90t 2) v. 5?., am 30. Juni 1,5 (1990 2,1 > vs H./am 39. Sev llember l,4 (1901 über 1,Z) v. H., am 31- Dezember tto.» 1,8 (zu derselben Zeit 1904 2,4) v. H. der Mitglieder- Am 30. September erreichte die ArbeitSliosenziffer in den beiden letzten Jahren, ans welche die Beobachtung sich nur erstreckt, den niedrigsten beobachteten Stand. Auch die Vermittelnmtsergebuisse der Arbeitsnachweise stellen sich günstig. Alles in allem war das Wirtschaftsjahr 1905 in nnserm Vaterlande ein Jahr guter Beschäftigung und steigender Preise. Do günstig das Jahr nun auch im allgemeinen geschlossen hat, so lassen sich gleich günstige Erwartungen für das Wirtschaftsjahr 1906 nicht ohne weiteres anssprechen, da die Reuregelung der Zollver hältnisse am 1. März 1906 nicht gestattet, sich bereits ein Bild von der Gestaltung der Verhältnisse des Arbeits marktes nach, Inkrafttreten der neuen Handelsverträge zu machpn. —k— Tagesgefchichte. Deutsche» Reich. Auf Veranlassung des Reichsamts des Innern wer den noch im Laufe dieses Jahres bei allen preußischen Truppenteilen Erhebungen veranstaltet über den Einfluß, den Herkunft und Beschäftigung der Militärpflichtigen ans die Militärtauglichkeit ausüben. Die Erhebung erfolgt nach der „Kölnischen Zeitung" mit einer Zählkarte, die für sämtliche Unteroffiziere und Mannschaften des aktiven Dienststandes nach dem Stand des 1. Dezember ds. Js. auszufüllen ist. Außer Vor- und Zunamen, Dienstgrad, Geburtsort, Stand oder Gewerbe des Militärpflichtigen wird dessen Größe, Brustmcrß und Gewicht sowie Stand und Geburtsort de§ Vaters und der Geburtsort der Mut ier festgestcllt. Alle Nachrichten über eine Ende Juli bei der Insel Rügen stattfindende Zusammenkunft des Kaisers Wil helm mit dem Zaren sind nach neueren Nachrichten unbe gründet. Der Zar wird Rußland vorläufig nicht verlassen; die inneren Verhältnisse sind bekanntlich verworrener und schlimmer wie je. Eine Zusammenkunft anläßlich der Flottenmanöver mar niemals ins Auge gefaßt. Die Zu sammenkunft hätte wie im vorigen Jahre bei der Rück ¬ kehr des Kaisers erfolgen können, die Reeden von Königs berg oder Danzig wären in Betracht gekommen. Zur Förderung der deutschen Kolonialinteressen hat der Präsident deS Regierungsbezirkes Arnsberg eine Ver fügung an die Kreisschulinspektoren, die Direktoren der höheren Mädchenschulen, au die Landräte, Oberbürgermei ster und Bürgermeister erlassen und spricht diesen Her'en gegenüber die Erwartung aus, daß sie in der ihnen unter stellten Lehrerschaft das Interesse für die deutschen Ko lonien und die mit ihnen verbundenen Fragen nach Klär ten fördern werden. Sodann wird in der Verfügung aus geführt, in welcher Weise dieses Ziel erreicht werden st U. Zunächst sollen die amttickcn n ,-i-ttebrerkonferenzen für d'-se« Z o-ck »r-iinp' en '-ok-aun so-! die L-Hrersck-ik zum Sttwttim euttcytägiger Werte angeregr melden. End lich sollen Kolonialatlanten für die Hand der Lehrer in>» große Kolonialkarten zum Gebrauch in den Oberklassen auf Kosten der Schulkassen angeschafft werden. Nutzlan». In Warschau wurden gestern 6 Mordanschläge gegen Polizisten unternommen. Zwei der Angegriffenen wurde» getötet, drei verwundet, einer blieb unversehrt. Zwei Vu>- übergehende wurden von Kugeln getroffen und getüier. Die Behörde ordnete die Zurückziehung der Polizeiposten von den Straßen an. Der Sicherheitsdienst wird von Patrouillen versehen. Oesterreich - U»gar«. Die Zweiteilung der österreichisch-ungarischen Armee kann als eine vollendete Tatsache angesehen werden. Der sogenannte gemeinsame Kriegsminister der beiden Regie rungen Herr von Pittrcich ist, dem Beispiel deS Grafen Goluchowski folgend, nach der ungarischen Seite gefallen. Selbst das offiziöse Fremdcnblatt klagt darüber. — Herr von Pittrcich hat angeordnet, daß von nun an in mili tärischen Schriftstücken die den ungarischen Gemeinde- und sonstigen Ortsnamen in Klammern beiznfügenden deutschen Benennungen wegzulassen find! Die ungarische Flotte, wie sie allen Ernstes in drn Delegationen gefordert wurde, wird von der Neuen Freien Presse von der heiteren Seite betrachtet. Sie schreib!: „Eigentlich war eine Forderung längst fällig, die gcstellr wurde. Warum ist dieser Wunsch nicht schon früher aus gesprochen worden? Er liegt so hübsch im Zuge der je;figen politischen Sttömung und ist ganz folgerichtig. Nack, der Trennung der Armee müßte unbedingt die Trennung der Marine stattfinden, und wenn der Delegierte Kmett? das nicht verlangt hätte, so würde Oesterreich darauf bestt »den haben." Nach dieser scherzhaften Einleitung fährt das statt dann im strengen Tone fort: „Die österreichisch-unga, ische Marine, die trotz ihrer Jugend so großartige Ruhme tage verzeichnet, ist selbst im Verhältnis zu unfern Bedürf: issen viel zu klein, um politische Experimente aushalten zu können gleich denen, die unsere Armee in Gefahr bringen. Wenn diese kleine Marine noch ergänzende Bestar.drecke nach den Vorschriften der ungarischen Verfassung bekommen DnZ simlic (Mot. Roman von Maximilian Brifit. , 16) (Nachdruck verboten.) F Du langsamen Schrille der fungcn Frau, die soeben prüde auf dem obersten Treppenabsatz cmgelangt war, stockten. „Ack bitte, Frau Brand, kommen Cie doch schnell wieder herunter! Mit Agathe —" , „Was ists mit Agathe?" (lang cS erschrocken herab I „Eine seltsame Veränderung! Fast könnte man glauben —" Hastig legte Cora den Weg zurück. Ihre Blicke waren Ängstlich svrschend ans daS bleiche Antlitz der Eck Wester ge richtet, während sie sich gemeinsam nach AgalbeuS Zimmer Versüglen. „Sic jagen nur Furcht ein, Schwester Hanna", stammelte sie. - Run hielten sie beide am Lager, vor ihnen lag die regungslose Gestalt des jungen Mädchens. > „Barmherziger Golt!" cnlnchr eS Cora, „sic ist lot." Hanna starrte safirrg-kloS die schlanke Gestalt au. Ja, das war lee Tod. Im ewigen Schlaf lag sie da, die glückliche 1'i-g'üclllche, — erlöst Ion ihren Leiden. V ; e r l c s K a p i 1 e l. „Ich werde Herrn v. Gleichen wecken", sagte endlich Cora. ' „Gönnen wir ihm vorläufig noch ein paar Stunden Schlaj", meinte die Schwester. „Er hat in letzter Zeit viel erduldet, und die nächsten Tage werden gleichfalls schwere Anforderungen an ihn stellen. In der Torsstra.se, nur ein paar Häuser vou hier entfernt, beim Fischer Tiose, wvhnt Doktor Günther aus Stralsund." „Nein, nein, Schwester, ich glaube, Herr v. Gleichen würde cs uns falsch auslcg.'n, wenn wir ihn umgingen. Ueberhaupt ist er mit dem Fall doch genau vertraut und ltzird auch, schon aus Schonung sür uns, nicht so große "mstände machen wie ein Fremder. ' ' - Trotz ihres Schmerzes war die Hausfrau bcsouucu ge nug, an den Ruf des Kurhauses zu denken. .Aber wir reden und reden, und ein Arzt würde vielleicht längst Wiederbelebungsversuche angcstellt haben", bemerkte Hanna. Cora blickte ihr ernst inS Auge. „Würden Sie cs sür ein Glück hallen, wcnn eine Wiederbelebung möglich wäre?" Hanna schüttelte den Kopf Ihre Züge zeigten eine trübe Mattigkeit. , Nein, nein, sie hat cs überstanden, sie ist glücklich zu Preisen." Auf dcu Fußspitzen Halle die Hausfrau das Zimmer verlassen- Hanna blieb allein zurück. Wehmütige Er innerungen durchzogen in der so plötzlich cingctrctcmn, ihr noch ganz fremden Einsamkeit ihren Sinn. Pi och immer glaubte sie dm leisen, matt verschleierten Tvn von Agathcus müder, dabei aber so zärtlichen Stimme zu Hörem Von der Billa Waldsrieden her veruahm man jetzt das gedämpfte Nuscn und unruhige Pochen der Hausfrau, der cs trotz aller Anstrengungen nicht gelingen wollte, Herrn vvn Gleichen zu Wecken. Durch das Klopfen und Rusen waren bloß — ganz gegen CoraS Absicht — rin paar Gäste wach gcwvrdcn. Hanna eilte an daS Fenster des Nebenzimmers und gab der Hausfrau mit gedämpfter Stimme Bescheid, daß sie doch lieber rasch den srcmdcn Arzt hcrüberholcn werde- Noch bevor Sora etwas erwidern konnte, hatte sie den seitlichen HauSgang erreicht- Wenige Minuten später betrat Doktor Günther bereits das Haus; er war nach der seßhaften Kneiperei im Kreis seiner Badcbekanntcn gar nicht eist zu Bett gegangen und schämte sich scincS verkaterten Aussehens. Als sie nun ins Kurhaus gelangten und gleich an der Tür deS Stcrbezimmers Herrn Doktor v. Gleichen trafen, der in höchster Erregung mit der Hausfrau sprach, zeigte dec Stralsunder Arzt «ine brummige Miene- Etwas wie Eifersucht verriet sich in seinem Ton. - - - - Werner unterbrach ihn aber, noch bevor Hanna die Situation auszuklürcn vermocht hatte: „Ein ganz merkwürdiger Fall, Herr Kollege! Es wäre mir außerordentlich erwünscht, wenn Sie gleichfalls diagnosti zieren wollten. Frau Braud sprach ich bereits meine Ver mutung aus." „Und eine ganz ungeheuerliche Vermutung!" brachte die junge Frau, deren ullitz totenblaß geworden war, stockend hei vor. „Ich vermag daS einfach — nicht zu fassen." Werner hatte, sobald er Hanna bemerkte, deren beide Hände ersaßt und in großer Erregung gedrückt- Nichts vor, der Melancholie, die sonst sein Wesen beherrschte, war an ihm wahrznnehmen. Seine Plagen blickten durchbohren-, säst streng. Eine tiefe Falle zwischen den Augen verlieh seinem Antlitz einen finsteren Zug, „Agathe", sagte er hastig, „ist keines natürlichen Todes gestorben." „Keine- — natürlichen Todes?" stieß die Schwester aus, vor ihm zurückweiclpmv. Nun schien auch das Interesse des Stralsunders geweckt. „Nanu! Selbstmord — wie?" Rasch kam er nun mit au Ort und Stelle Während er in gewissenhafter, kühl gc'chäftiger Art die Untersuchung vvluahm, verließen die beiden Frauen das Gemach. Werner bewahrte eine durchaus sachliche Haliuug am Totenbette. Sv mächtig ihn die Kunde von Agathen? plötzlichem Ableben auch erschüttert hatte, so ernst und sachgemäß beschäftigte ihn nun die eigentliche Todesursache. Daß weder ein Herz- oder Gchirnschlag, noch Erstickung die unmittelbare Todesursache sein konnte, stand schon nach der ersten Untersuchung für ihn fest. Tie eigentümliche Art der Vlutzersctzung, die sich bei der sofort vorgenommenen Oeffnung der Pulsader zeigte, hatte ihn aus die Vermntung gebracht, daß der Tod durch übermäßigen Gennh eines Schlafmittels eingetrctcn sei. >. - l Z>