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Riesaer H Tageblatt O. 34. eingenommenen festen Plätze die Waffen ab und ließen sie dann einfach laufen. Wenn man bedenkt, daß Deutschland 1870/71 viele hunderttausend Franzosen gefangen nahm, nach Deutschland sandte, verpflegen und bewachen ließ, wird man den Vortheil der japanischen Art, sich der Feinde zu entledigen, wohl Herauefinden. Der Eindruck einer gänzlichen Niederlage übt aus die geschlagenen Truppen eine solche Wirkung aus, daß sie später als halb unbrauchbar gelten können. Schon der Rückzug Mac MahonS nach Chalons zeigte die Disziplin« losigkeit der besiegten Armee in erschreckender Weise und mit ihr war dann bei Sedan leicht fertig zu werden. Trotzdem würde man sich in einem europäischen Kriege doch wohl kaM zu einem derartigen Verhalten entschließen, das den von vornherein wenig diSziplinirten Chinesen gegenüber am Platze war. TaqeSgeschichte. Deutsche- Reich. Unser Kaiser hat den Kaiser Franz Josef zum Generalfeldmarschall ernannt. Die Ab zeichen, aus zwei goldgestickten Miniaturmarschallstäben als Epaalettei'schmuck bestehend, wurden gestern dem Kaiser Franz Josef überreicht. Fürst Bismarck antwortete dem Vorsitzenden des Deut schen Vereins der Nord-Schleswiger, daß er die Huldigungs fahrt der Nord-Schleswiger anläßlich seines Geburtstages sehr gern entgegennehme, daß er aber wegen des erwarteten großen Andranges der Besucher empfehle, die Fahrt auf einen späteren Termin zu verlegen. Wegen des bekannten, gegen den Grafen Kwilecki ge richteten Artikels, der unter der Neberschrift: „Polnischer Hochmuth und deutsche Demuth" im vorigen Herbst in der „Köln. Ztg." erschien und Anlaß zu vielen Erörterungen gab, wurde der Redakteur Posse, wie aus Köln gemeldet wird, zu 100 M. Geldstrafe verurtheilt. Der Anklage lag die Bemerkung des Blattes zu Grunde, daß bei Gelegenheit der Anwesenheit des Prinzen Georg von Sachsen auf dem Schlosse des Klägers zur Zeit des Manövers das Hissen der deut schen F agge verweigert worden sei. Der „Köln. Ztg." ge lang es, durch mehrere zeugeneidliche Aussagen den Beweis ihrer Behauptungen zu erbringen. Da Angabe gegen An gabe stand, so konnte nur die Bestrafung wegen Verächtlich machung des Grafen Kwilecki in seiner Berichtigung erfolgen. Redakteur Posse hat gegen das Urtheil Berufung eingelegt. Stach einer Privatmittheilung der „Nat.-Z." aus Dar- es-Salaam bestätigt sich die bedauerliche Nachricht, daß die Kompagnie des Lieutenants Fromm gegen ihren Führer ge meutert hat uyd ohne ihn zur Küste zurückgekehrt ist, und zwar nicht nach Kilossa, wohin sie eigentlich bestimmt war, sondern nach Kilwa, wo dann auch Lieutenant Fromm einge- trofsen.ist. Näheres werden wohl die amtlichen Nachrichten bald bringen. Aus Deutsch-Südwestafrika wird gemeldet, daß Major Leutwein mit etwa 180 Mann der Schutztruppe am 20. Dezember vorigen Jahres von Windhoek nach dem Osten aufgebrochen ist, um gegen die Lambertschen Hottentotten vor- zugeheu. Dieselben hatten mehrere Ansiedler überfallen und einige davon ermordet, über 1000 Stück Rindvieh geraubt und in einem Gefechte mit einer UnterosfizierpatrouiUe, dre ihnen den Raub wieder abjagen wollte, auch zwei Reiter der Schutztruppe getödtet. Die Räuber sollen sich vor Major Leutwein zurückgezogen haben, von ihm jedoch eingeholt sem und eine blutige Schlappe erlitten haben. Die lästerliche Station HoachanaS, die in ihrem Gebiete liegt, soll eine Verstärkung erhalten. Die Schutztruppen für Deutsch-Südwestafrika und Ka merun waren bisher auf Grund von Verträgen gebildet, dre sowohl die Offiziere wie die Mannschaften bei Uebertrrtt in die Truppe mit dem Auswärtigen Amt oder der obersten Oeffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Donnerstag, den 7. März 1895, Nachmittags 3 Uhr im Verhandlungssaale der Königlichen Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung hängt im Anmeldezimmer der Canzlei zur Einsichtnahme aus. Großenhain, am 27. Februar 1895. Die Königliche Amtshauptmannschaft. v. Wilucki. und A«r»rs»r Metltlt Ml> Litzchn) Amtsblatt « Der japanisch-chinesische Krieg neigt sich seinem Ende zu. China empfindet endlich seine Niederlagen und sucht dieselben nicht mehr zu bemänteln. Der Vizekönig Li-Hung-Tschang hat vom Großen Rathe Chinas und vom Kaiser alle Vollmachten erhalten, mit Japan Frieden zu schließen und die bezüglichen Verhandlungen werden demnächst eröffnet werden. Die europäischen Mächte haben aus dem Kriege so Manches lernen können ; denn wen« auch die Ausrüstung des chinesischen Landheeres nicht mehr denn alles zu wünschen Übrig ließ, ist doch der Seekrieg zwischen den beiden östlichen Mächten ganz in moderner Weise und mit allen Hilfsmitteln geführt worden, die die neuesten Fortschritte der Technik bieten. Kaiser Wilhelm hat schon jüngst in seinem in der Berliner Kriegsakademie gehaltenen Vortrage auf das Zu- sammenwirken von Heer und Flotte bei den Japanern hin gewiesen. Es verdient aber wohl Beachtung, daß selbst Moltke noch im Jahre 1873 ein solches Zusammenwirken weder als nothwendig, noch auch nur als vortheilhaft be trachtete, wie der große Stratege bekanntermaßen im selben Jahre auch den damals projektirten Nord-Ostsee-Kanal be kämpfte. Erst der russisch-türkische Feldzug, in dem die Toll kühnheit einzelner junger russischer Marine - Offiziere mit ihren Handstreichen gegen türkische Panzerschiffe so großes Aufsehen erregte, und die unmittelbar daran sich anschließende Schaffung einer neuen russischen Kriegsflotte scheint einen Umschlag in den maßgebenden Kreisen herbeigeführt zu haben, und der alte Kaiser Wilhelm war cs persönlich, der durch einen Erlaß an den Reichskanzler im Jahre 1883 die er neute Anstellung von Untersuchungen für die Ausführung eines Nord - Ostsee - Kanals befahl und dadurch für die Bertheidigung unserer Grenzen ganz neue Gesichts punkte schuf. Die Nothwendigkeit des Zusammenwirkens von Heer und Flotte hat der japanisch - chinesische Krieg zweifellos dargethan, aber doch einstweilen nur für solche Länder, die durch Meere getrennt werden. China mit seiner veralteten und verzopften Kriegsführung hat das von vorn herein außer Acht gelassen und diese Vernachlässigung mit dem Verlust seines ganzen Flottenmaterials büßen müssen. Es muß bemerkt werten, daß zu Anfang des Krieges die Möglichkeit, den Gegner zu überwinden, weit mehr auf Seiten Chinas lag. Seit einer Reihe von Jahren hatte China mit Aufwand von großen Summen sich eine Kriegsmarine ge schaffen, die allen Anforderungen unserer Zeit entsprach. Auf europäischen Wersten war eine stattliche Anzahl Schlacht schiffe für das chinesische Reich gebaut worden, deren Panzerung und Artilleriematerial den japanischen Kreuzern entschieden überlegen war. Trotzdem ist die chinesische Flotte unterlegen, da sie es nicht verstanden hat, sofort schlagfertig an den Küsten Koreas zu erscheinen und durch eine planmäßig durch geführte Bewachung derselben die Landung feindlicher Truppen zu verhindern und zu stören. — Da waren die Japaner ganz anders auf den Posten. Sofort nach Ausbruch des Krieges dampften die japanischen Kreuzer nach dem Gelben Meere und der Bai von Korea, schnitten die Fühlung zwischen Land, Heer und Flotte ihrer Gegner ab und ermöglichten so den großen Sieg ihres Marschalls Aamagata bei Pjeng-Uang über das chinesische Heer. Als dann die chinesische Flotte endlich auf der Bildfläche erschien, hatte der japanische Admiral Ito längst Zeit gesunden, alle Vorbereitungen zu dem ver nichtenden Schlage an der Aalumündung zu treffen. Dieser aber hatte wiederum zur Folge, daß die chinesische Flotte es abermals übersah, den Transport von zwei japanischen Divi sionen nach der Halbinsel von Port-Arthur zu verhindern. Ebenso ist Wei-hai-wei durch gemeinsame Angriffe von der Land- und von der Seeseire genommen worden. Eine andere in der Kriegsführung neue Erscheinung bot der bisherige Verlauf des Kampfe« dadurch, daß die Japaner keine Gefangenen machten ; sie nahmen den Besatzungen der m* daS "Riesaer Tageblatt" erbitten uns spätestens bis " BornnttagS V Uhr des jeweiligen Ausgabetages. Die Geschäftsstelle. Verwal.ungSbehorde abgeschlossen und durch welche die geaen- Rechte und Pflichten festgesetzt wurden. Die allmäh- ltche bedeutende Verstärkung beider Schutztruppen nach dem Etatsentwurf für 1895/96 beträgt das europäische Per- südwestafrlkan,scheu Schutztruppe 13 Offiziere, zwei SamtätsofMere und 540 Mann, während diejenige für Kamerun aus 3 Offizieren und 12 Unteroffizieren besteht — hat es aus mehreren Gründen bedenklich erscheinen lassen, dre Organisation der beiden Schutztruppen noch fernerhin auf me privatrechtliche Grundlage von Dienstverträgen zu stellen. Es soll daher nach einem vom Bundesrath soeben angenom menen Gesetzentwurf nunmehr das Gesetz betreffend die Kai serliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika vöm 22. März 1891 auch für Südwestafrika und Kamerun mit wenigen durch die verschiedene Organisation bedingten Abweichungen Anwendung finden. Da die südweftafrikanische Schutztruppe im Gegensatz zu den übrigen Schutztruppen auch aus Ge meinen des Reichsheeres und der Kaiserlichen Marine besteht, ist es nöthig, auch für die Gemeinen ein penfionssähiges Dienfteinkommen festzusetzen. Mit Rücksicht darauf, daß diesen bestimmte Aussichten auf regelmäßige Beförderung zu Unter offizieren nicht eröffnet werden können, erscheint cs angemes sen, die älteren Gemeinen in Bezug auf ihre Versorgung etwas günstiger zu stellen als die jüngeren. Es ist daher für diejenigen Gemeinen, die einschließlich der im Heere oder in der Marine abgeleisteten Dienstzeit länger als 3 Jahre gedient haben, ein pensionsfähiges Diensteinkommen von 1400 Mark und für die jüngeren em solches von 1200 Mark vor gesehen. Bekanntlich hatte bei der Berathung des Währungsan trages im Reichstage der Reichskanzler Fürst Hohenlohe die Erklärung abgegeben, er sei bereit, mit den verbündeten Re gierungen in Erörterungen darüber zu treten, ob Einladun gen zu einer internationalen Münzkonferenz ergehen sollen. Wie der „Börs.-Kour." erfährt, ist bei den verbündeten Re gierungen durchaus die Neigung vorhanden, auf die Anregung des Reichskanzlers einzugehen, und es werden demzufolge in nicht zu ferner Frist die Einladungen an die auswärtigen Staaten abgeschickt werden. Man hält es für sicher, daß eine große Anzahl von Staaten der Einladung Folge geben wird. In parlämentarischen Kreisen wird angenommen, daß der Bundesrath die Entscheidung über die Aufhebung des Jesuitengesetzes von 1874 diesmal durchaus nicht auf die lange Bank schieben werde, vielmehr wird als wahrscheinlich angenommen, daß der Reichstagsbeschluß über diese Vorlage bereits im Monat März auf-die Tagesordnung einer Sitzung des Bundesraths gelangen soll. Wie die Entscheidung dort getroffen wird, steht dahin, jedenfalls begegnet man in sehr ernst zu nehmenden Kreisen dem Ausdruck der lebhaftesten Besorgniß, daß das reichsgesetzliche Niederlassungsverbot gegen den Jesuitenorden demnächst außer Kraft treten werde. Eine Probenummer des i on Ahlwardt und Boeckel her- auszugebenden Blattes „Deutsches Volksrecht", redigirt von HanS v«n Mosch, ist gestern erschienen. Boeckel bekämpft rm Leitartikel den Kapitalismus, Ahlwardt fordert im Prograo m Beseitigung des römischen Rechts, und Gastwirth Bodeck schlägt ein neues Schuldentilgungsverfahren vor. Vom Reichstage. Gestern begann die zweite Be- rathung de» Marine-Etat«. Die Forderung für Ber- mehrung des Personals beim Oberkommando wurde abge- lehnt. Bei dem Kapitel „Seelsorge" bedauerte der »bgeord. Lingens (Zrntr.), daß bei der Mir.nedieParitätmcht durchgeführk sei, da für den evangelischen Gottesdienst bester gesorgt sei, als für den katholischen. Die von der Budget kommission vorgeschlagene Resolution wegen Aufbesserung des Gehalt« der Volksschullehrer an Marmeschulen wurde ange nommen. Bet dem Kapitel . Werstbetneb» beklagte Abg. Legten (Soz.) die Entlassung von soo Arbettern durch dre r der rastert. Postanstallm 1 Mart 25 Pf., durch dl« Träger ftel in« Hau« I Mark 50 Pf., durch dm vrichttta« «nt tu« ».«a de« Ausgabetage« bi« vormittag S Uhr ahn. »«vahr/ — v»« 1 «att « Pf. »vismchlmmh«, P, ivmck und Verlag von Lange« t Winterlich in Ri,la. — Geichäftsstellr: «astautealtratz, 5». — Wtr di, ... . - _