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Beilage zirm „Riesaer Tageblatt". Druck «ud Verlag von Langer t Winterlich in Riesa. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Nieia. 9S. Mvataz, AK. April 1«9V, adeuvs. S9. Jahrg. Ai. LrUrvIs. Alleinverkauf de» Brücher «Paul-Schachte»", Bruch i. B. Bracher Branas kahle ergiebt lt. Wissenschaft!. Nachwei» allerhöchste Heizkraft bet denkbar geringstem Ascherückstand; ist demnach dte beste und billigste Kohle. 8. llvi'MK L kv. L!ds1r»88e. MielW siMn MchAmi« ii M. — * Al» Ort seiner diesjährigen Jahreshauptversamm lung hatte sich der Verband sächs. VerkehrSver- eine unsere Elbestadt ausersehen. Der Verband verfolgt den Zweck, Verkehrsangelegenheiten des Königreichs Sachsen und der angrenzenden Gebiete zu fördern, die gemeinsamen Interessen seiner Mitglieder wahrzunehmen und zu ver treten und deren Tätigkeit durch Austausch von Erfahr ungen zu unterstützen. Die Tagung begann am Sonn abend nachm. 4 Uhr mit einer Vorstandssitzung, der um 6 Uhr eine Deputiertenberatung folgte. In letzterer erfolgte außer Entgegennahme eines kurzen Geschäfts- und ebensolchen Kassenberichts Wohl non Revi ¬ soren und die Genehmigung der oorgelegten Statuten ergänzung. Sodann hielt Herr Landtagsabgeordneter Sani- tätSrat Dr. Brückner einen höchst interessanten, sehr bei- fällig aufgenommenen Vortrag über „SachsenSBäde r". Nach allgemeiner Einleitung, in der Redner die Bedeutung von SachsenS Bädern und Kurorten beleuchtete, schilderte er zunächst den klimatischen Kurort ReiboldSgrün bei Auerbach; daS dortige Sanatorium steht unter den Sana torien Deutschlands mit an erster Stelle. Redner prieS dann die vorzüglichen Heilwirkungen des Bad Elster. ES gäbe kaum einen zweiten Kurort, der wie Bad Elster auf so kleinem Raum so viele Heilkräfte habe. Bon den kleinen, aber auch nicht zu unterschätzenden Kurorten nannte Redner Pausa und OppelSdorf, ferner HermannS- badLausigk, als Wild- oder Thermalbäder Warm bad bei Wolkenstein und Wiesenbad im Erzgeb., und schließlich als Schwefelmoorbad Bad Marien- born-Schmeckwitz. Redner schloß mit dem Wunsche, daß die sächsischen Bäder und Kurorte von Aerzten und Publikum mehr und mehr gewürdigt werden möchten, da mit sie sich einer stetigen Weiterentwicklung erfreuen könn ten. Der Vortrag soll auf Vorschlag deS Vorsitzenden durch die Presse veröffentlicht werden. — Sodann referierte Herr Direktor Zeise-Leipzig über Eisenbahnwünsche, wie sie im Leipziger Verkehrsverein beraten worden seien und vom Verband übernommen werden möchten. 1) Der- einfachung deS Verfahren» bei Bescheinigung der Fahrt unterbrechung, 2) Aufdruck über die Tariftaxe bei Passagier gut, 3) Einführung einer Landesfahrkarte, 4) Einführung der 4. Wagenklafse an Sonn- und Festtagen. Zu allen 4 Wünschen lagen ablehnende Bescheide der K. S. General direktion vor. Man beschloß nach einiger Aussprache I) und 2) solange ruhen zu lassen, bis die Neuregelung deS Tarifs erfolgt ist; bezüglich Punkt 3 will man sich mit dem Verband reisender Kaufleute ins Einvernehmen setzen, um eventuell gemeinsam noch einmal vorzugehen. Die Einführung der 4. Wagenklafse an Sonntagen soll ebenfalls erneut unter Widerlegung der ablehnenden Be gründung beantragt werden. Zu dieser Frage sprachen mehrere Herren im befürwortenden Sinne, darunter Herr ürgermeister Dr. Dehne, welchem der Vorsitz in der Be ratung übertragen war.^^^^WWWWW Der Beratung folgte ein geselliges Beisam mensein, da« Deputierte und Gäste noch längere Zeit in fröhlicher Stimmung vereinte und das durch GesangS- rorträge deS „Amphion" wesentlich verschönt ward. Der gestrige Sonntag begann mit einem Besuch der Kirche. Vormittags 11 Uhr begann die öffent liche Hauptversammlung, die in der Turnhalle der Mädchenschule am Alberiplatz abgehallen wurde. Zu dieser, hatten sich eine größere Anzahl Gäste, auch aus der Umgegend, eingefunden, die mit Interesse die Verhand lungen und gebotenen Vorträge verfolgten. Der Herr Ver- bandSvorsttzende richtete zunächst herzliche Begrüßungsworte an die Gäste unter denen sich Herr Amtshauptmann Dr. Uh emnn->, Herr L.rndlaptadzroldnrtrr Büigeinielster Di. Seetzen-Wurzen, sowie zwei Herren der Handelskammer Leipzig befanden, und betonte, daß daS gezeigte Interesse ehrend und erfreulich für den Verband sei. Redner erstat tete sodann kurzen geschäftlichen Bericht, in dem er er wähnte, daß die seit vorigem Jahre erfolgte Genehmigung zum Besuche der Festung Königstein seitens der Fremden ein Werk deS Verbandes sei und daß zu der vom Verband angeregten Anlegung einer Straße auf der rechten Elbseite bet Schandau die Vorarbeiten begonnen hätten. Der mustergiltig in seinem Bureau und in seinen sonstigen Verhältnissen dastehende Dresdner Verkehrsverein bringe einen handlichen „Führer durch Sachsen" zur Ausgabe. Dresden war auch die erste Stadt, die „im Blumenschmuck" auf Veranlassung deS Verkehrsvereins prangte. Leipzig und andere Städte folgten dem gegebenen Beispiele, wie über haupt die Arbeit deS Verbandes dahin gehe, daß daS Schöne mehr und mehr anerkannt und diesem nachgestrebt werde. Der Verband habe sich ferner im Verein mit dem Deutschen Verbände bemüht, gegen die Fahrkartensteuer und gegen die Besteuerung der Postkarten zu protestieren. Nach diesen geschäftlichen Mitteilungen hielt Herr Rechtsanwalt Hermann Klotz-Dresden einen Vortrag über „Aufgaben der Gemeinden und VerkehrSoereine an Orten mit reizloser Gegend", wobei er einleitend erklärte, daß eS wohl kaum noch Orte gäbe, die wirklich reizlos genannt werden müßten. Denn etwas Schönes sei wohl überall zu finden, nur müßte das erst gesucht und entdeckt werden. ES müßten sich Vereine, Verschönerung?- und Verkehrsvereine, bilden, denen nach verschiedener Richtung hin ein weites Feld der Tätigkeit offen stehe. Zunächst müsse ihre Tätig, keil eine erhaltende sein. Zu erhalten und zu schützen sind Altertümer, besondere sich auSzeichnende Baulichkeiten, wie sie überall zu finden seien. DaS gelte sowohl von Privathäusern, wie von öffentlichen Gebäuden, Schulen, Kirchen, Schlössern rc. Zu schützen sind ferner Ueberreste von Stadtmauern, Denkmäler, Grabsteine, besondere Baum- gruppen, Ruinen und dergl. Dann müsse die Tätigkeit der Vereine noch darin bestehen, der Verunstaltung von land- schaftlich schönen Gegenden durch große Reklameplakate ent- gegenzutreten. Auch eine schaffende Tätigkeit müsse der Verein haben. Dort gelte eS, sich in die OrtSgeschichte zu vertiefen, weil gerade dann erst sich seststellen lassen wird, welche Gebäude rc. von historischem Wert sind. Ein Orts- museum zu bilden, würde sich sehr empfehlen, da so,»st ein- zelne Gegenstände leicht verloren gehen. In Verbindung mit den Gemeindebehörden sei auf ein einheitliches Stra- ßenbild zu halten, sllr Beschaffung guter Badgelegenhen zu sorgen, die Straßen in gurcm Zustande und staubfrei zu erhalten, für gute Beleuchtung zu sorgen. Dann würde der Ort dem Einheimischen lieb und teuer, für den Fremden anziehend und sehenswert sein. Sache solcher Vereine sei ferner, daß auch in der Umgebung deS OrteS die Schön heiten gesucht und zur Geltung gebracht würden, z. B. durch Schaffung von AuSsichtSiürmen, Errichtung von Gehölzen, Freigabe von solchen sllr den Spaziergänger und Anpflanz ung uou icyalltuspeud.udiu Bauuuu au Wegen. Auch Terche anzulegen sollten die Besitzer aufgefordert werden. Wenn der Verein dann noch Wegweiser und OrientierungS- tafeln, Spielplätze für Kinder errichtet habe, so sei seine Tätigkeit noch nicht ganz erschöpst. Er müsse für Fremde eine Auskunftsstelle errichten, Führer oder entsprechende Prospekte über die Sehenswürdigkeiten Herstellen lassen, in dem alles Wissensnötige aufgeftihrt werde. Der Verein solle sich dem Verband sächsischer VerkehrSoereine anschlies^n. Der Redner zeigte also, daß in allen Gegenden, wo man bestrebt ist, die Schönheiten der Gegend hervorzuheben oder neu zu schaffen, sich ein reiches Arbeitsfeld findet. Der Vorsitzende sprach dem Vortragerstatter namen» der Versammlung den Dank für den inhaltreichen Vortrag aus und nach kurzer Debatte folgte ein zweiter Vortrag über „Kanalprojekte Riesa-Leipzig", den Herr Generalsekretär Ragoczy-Berlin übernommen hatte. Redner erwähnte in der Einleitung, däß die Kanalfragen schon seit langen Jahren Gegenstand der Erörterung gewesen sind, er erinnerte an die bereits ausgeführten preußischen Kanal projekte und kam dann schließlich auf den „Großschiffahrtk- kanal Riesa-Leipzig" zu sprechen. (An den Wänden waren ca. 30 Zeichnungen und Pläne, angefertigt von den Kgl. Bauräten Havestadt und Contay-Berlin, zur Orientierung auSgehängt.) Redner führte auS, daß die auf 68,7 irm projektierte Strecke 42—45 Millionen Baukosten erfordern würde. Aber mit demselben Rechte, mit dem Millionen für Bahnhofsbauten auSgeworfen würden, könnte daS Volk den Bau eines Kanals verlangen, der das Land erschließt und Industrie dorthin bringen würde, wo diese bisher fehlt. Der Vortragende brachte am Schlüsse seiner Ausführungen folgende Resolutton ein: „Der Verband sächsischer Verkehrs vereine erklärt auf seiner am 22. April 1906 in Riesa stattgefundenen Hauptversammlung die baldige Herstellung eines SchiffSwegeS vom Westen des Königreichs zum An schlüsse an das Stromgebiet der Elbe für ein dringendes Bedürfnis; der Verband beschließt deshalb, bei der Kgl. Staatsregierung dahin vorstellig zu werden, daß diese tun lichst bald eine eingehende Prüfung der verschiedenen, von den Handelskörperschaften, industriellen und Verkehrsvereinen deS Landes vertretenen Kanalprojekte nach ihrer technischen Ausführbarkeit und wirtschaftlichen Rentabilität vornehme". Ein Zusatz, „daß der Verband glaube, hierb»' besonders Hermelin. Roman von Melati von Java. AuS dem Hollärwischen übersetzt von Leo van Heemstede. 18j «Nachdruck verboten.) „Was ist das für eine Person?" fragte Hermine die dicke Dame. „Das ist das Fräulein." „Eine Gouvernante?" „Ja, und zugleich Haushälterin." „Ach so! Und ich spreche gewiß mit der Frau Augusts?" „Ja, ich bin Poppie." Hermine erinnerte sich nicht, den Namen bet der Auf, zLhlnng gehört zu haben, aber sie fragte nicht weiter nach. „Dann sind wir Schwägerinnen: ich heiße Hermine." „Ja, ich weiß wohl." Gerade kam das verwachsene Faktotum zurück. „Fräulein de Geran würde es bedauern, wenn Sie schon gingen. Gleich gebt der Ball wieder am und Sie dürfen nicht vergeffen, daß Sie die Hauptperson sind." „Ja, ich batte es vergessen", antwortete Hermine seufzend, „aber mir scheint, daß allein mein Manu hier zu be- Wmmrn bat." Die vier Schwägerinnen saben sich bet diesen Worten bedeutungsvoll an; Hermine war unzufrieden und fühlte Lust, sich von ihrer Umgebung zu emanzipieren und ihren Willen durchzusetzen. — „Wo ist Konrad?" fragte sie. „Ich weiß er nicht", sagte der Kobold, „ich will mal ! hen, vielleicht ist er auch müde." „Ich werde meinen Mann fragen, wie er darüber denkt", I ! Hmntne, deren Blut zu kochen begann. I Die Schwestern kicherten und steckten die Köpfe zusammen. - Ich will e» Fräulein de Geran sagen", versetzte die Mterin in einem Ton. der deutlich zu verstehen gab: bin ich von der Verantwortlichkeit enth-ben." „Wir haben noch kein Wort miteinander gesprochen", klagte Hermine, die da stand, als wenn das ganze Fest sie nichts angiuge. „Darf ich mich vorstellen, liebe Schwester", sagte eine wohlklingende, aber etwas affektierte Stimme, und Hermine erkannte in dem Neitkostüm, das ihm sehr gut stand, den Kommandanten der Ehrenwache, ihren Schwager PortiaS. „Mein Mann!" sagte Kitty stolz. „Ja, ich habe das Glück und die Ehre, liebe Frau! Ich hörte, daß Sie musikalisch sind, Schwester Hermine! Ich bete die Musik an, ich halte ihr mein Leben gewidmet, ehe Amor in der Gestalt senes Weibchens da an Ihrer Seite mich meiner hohen Brant abwendig gemacht bat; nicht wahr, meine Harfe?" Kitty schmiegte sich lächelnd an ihren Mann, der sie um fing; «S war der erste Beiveis von Herzlichkeit, den Hermine in ihrer neuen Familie sah, er machte auf sie einen an genehmen Eindruck. „Wie sehr ich die Musik sonst liebe", entgegnete Hermine lächelnd, „jetzt mag ich das Wort kaum hören. Ich bin so müde und Konrad —' „hat sich noch nicht nach mir um» gefeden", wollte sie sagen, aber sie drängte den Borwurf auf ihre Lippen zurück. „Ich hoffe, daß Ihr beide allmählich zwei gleichgestimmte Instrumente sein möget", wiiuschte DortiaS, „eS geht nicht so rasch, das Stimmen erfordert viel Zeit, nicht wahr, meine kleine Violine, aber wenn man einmal im nämlichen Diapason steht, dann machen einige kleine Dissonanzen und Verschieden* beiten iin Charakter nichts au», man bringt doch angeuebme Harmonien hervor." „Ein hübscher Vergleich", sagte Hermine lachend. „So spricht er immer", sagte Kitty, indem sie ihrem Manne einen bewundernden Blick zuwarf. „Und die Stimmgabel ist die Liebe und der Hammer Geduld, denken Sie daran, Schwester Hermine!" „Ich werde daran denken", und die Tränen traten ihr in die Augen; sie fühlte sich gleich zn diesem Paare m w hin gezogen, als zn den Uebrigen. «Wenn ich mich nicht täusche, werden wir gut znsa. umeu- stimmen", bemerkte Portias, als wenn er ihre Gedanken' er raten hätte, „was meinst Du, meine süsse Flöte? Sollen wir ünser Schwesterchen auf ihr Zimmer bringen?" „Nein, nein. Kor will es nicht." „O! ich werde sie fragen." «Nein, nicht tun! Wesbalb Dich darum bemühen?" Gerade siel die Tanzmusik ein, und endlich war Konrad gefunden; Korona gab ihm den Arm uns führte ibn zu Hermelin. «So. nun musst Ihr die Polonäse eröffnen", sagte sie. „O willst Du uns nicht entschuldigen", fragte Hermine, „ick habe mehr Bedürfnis zn ruhen, als zu tanz««." „Nach der Polonäse seid Ihr frei." Konrad gab seiner Fran den Arm, ohne den Ausdruck seiurS Gesichtes zu ändern, ohne ihr ein Wort zu sage», ohne ihre Hand fester zu halten, als gera e nötig war. Unmittelbar hinter ihnen schritt Korona am Arme eines viel kleineren Mannes, der Resident im Distrikt war, worin Ngarnngan lag. und der schon feit verschiedenen Jahren alles mögliche versucht batte, um das unbesiegbare Herz der schönen stolze« Korona zu erobern: dann folgten Familienmitglieder und Eingeladene, Paar an Paar, während eiuzclne, wie Augusts Fran, der alte Herr, Thoren van Hagen und der immer be schäftigte Hauskobold sich abseits hielten. Ihr Blick folgte unaufhörlich den, sonderbare» Braut paar: niemand konnte leugnen, dass sic trefflich zusammen passten, beide in strahlender Jugend und schön von Gestalt, aber doch erfüllte ihr Anblick keinen mit Freude: Sie sah müde und traurig aus und schleppte sich an Konrad» Seite fort, der alle durch sein flegelhaftes Betragen und sein mürrisches Wesen ärgerte. (Fortsetzung folgt.)