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i. »»> mutz es eben darauf ankommen lassen. Selbstverständlich würde ich ihr die Möglichkeit erschließen, sich in Sicher» heit zu bringen, ehe ich Dalbelli den Behörden über» liefere." „Auf die Gefahr hin, sich durch solche Begünstigung selbst strafbar zu machen?" Lexows Antwort erfolgte ohne Zaudern. „Ja, auf diese Gefahr hin wie aus jede andere. Ich habe mir vorgesetzt, das an Dr. Brümng verübte Der« brechen aufzuklären und den Schuldigen vor den Richter zu bringen um jeden Preis. Und nichts in der Welt würde mich bewegen können, Schonung «gen diesen Dalbelli zu üben, den ich als Urheber und Anstifter des ganzen Anschlages für den einzig wirklich Schuldigen halte. An dem Verderben dieses Mädchens, das in einem gewissen Sinne ja auch nur das Opfer jene» Schurken ge worden ist, habe ich kein Interesse, und mein Gewissen spricht mich frei, wenn ich ihr behilflich bin, sich durch die Flucht der strafenden Gerechtigkeit zu entziehen. Rur wenn ich dazu bereit bin, kann ich die jetzt angezettelte Intrige vor mir selbst verantworten. Die etwaigen Folgen stir meine Person spielen dabei weiter keine Rolle. Ich bin entschlossen, für die Lösung meiner freiwillig über» nommenen Aufgabe alles einzusetzen, was ich einzusetzen habe — meine sogenannte Ehre, das heißt, mein« Ehre vor der Welt — und, wenn es fein mußte auch mein Leben. Rach dieser Richtung hin gibt « für mich keinerlei Bedenklichkeiten und Rücksichten." Der andere batte längst aufgehört, die Sach« von der scherzhaften Seite anzusehen. Boll tiefen Etnste» reichte er feinem jungen Verufsgenossen, von dessen Charakterfestigkeit er schon so manchen vollwichtigen Be weis erhalten, die Hand. „Es kommt mir nicht zu, meta lieber Herr vonLrxow, Sie nach den Beweggründen für «ine fö heroisch« Lwfe» Willigkeit zu fragen, sondern ich bad« die Beweaaründe elnsüch zu reipemer««. AVer n«cht,em MUY em.uu» Ihres Vertrau««» -«würdigt haben, werden Sie mir auch wohl oder Übel gestatten müssen, meine freundschaftlich warnende Stimm« zu erheben, fall» «o mir durch die Um stände geboten scheint. Mr Mit möge die nochmalige Diese geschickte Nachhilfe also ist es, die Sie von mir erwarten?" „Meine eigene Person würde ihr von vornherein allerdings viel zu verdächtig erscheinen, als daß ich mir den geMnschten Erfolg versprechen dürfte." „So lassen Sie mich Ihnen offen sagen, mein lieber junger Freund, daß mir dieser Teil meiner Mission sehr wenig gefallen will. Eine kleine Komödie wie dieser Enaagementsschwindel — meinetwegen! Aber ein Betrug, dessen Opfer ein Mädchenherz sein soll, selbst wenn es da» Herz einer Verbrecherin wäre — das ist etwas, wozu ich mich wahrscheinlich nicht so leicht werde entschließen tonnen." „süid ich müßte der gewissenloseste Mensch unter der Sonne sein, wenn ich es fettig brächte. Sie zu solchem Betrug anzustiften. Rein, Verehrtester, was Sie Lucia Äosalba sagen sollen, wird nichts andere» jein als die lautere Wahrheit. Denn Dalbelli hat dem Mädchen in seinem Hszea längst die Treue gebrochen. Was ihn bis jetzt abaehalten bat, ihr in aller Form den Laufpaß zu geben, ist lediglich die gemeinsame Schuld und die Furcht opr ihrer Rache. Richt darum handelt es sich, sie zu belügen, sondern einzig darum, ihr etwa« früher die Augen zu öffnen, als es den Wünschen und Plänen des Italieners entspricht. Ich verpfände Ihnen mein Ehrenwort, daß es sich so vechält." „Das ist allerdings etwas ganz andere«. Unter solchen UmfSuden können Sie stach wie vor auf mich zählen. Aber wird es einem Mann« von Dalbelli» Verschlagenheit nicht vielleicht aellngen, unsere Absichten zu durchkreuzen? Wird sie bei ihrer Verliebtheit nicht immer noch geneigt fein, mm mehr Glauben zu schenken als mir oder Ihnen?" „Man darf ihm eben nicht die Zett zu neuen vetö- rung»versuchen lassen. Man muß ihre erste leidenschaftliche Erregung benützen, sie zum Sprechen zu bringen." „Aber denken Sie nicht daran, daß st« mit einem Bekenntnis dm Wahrheit zugleich sich selbst an da» Messer liefern würde ? Glauben Sie in der Tat, daß ihr Racheoer» stärker sein wird, als der Trieb der Selbste» St ir«Mch ein sehr ernst«« Bedenken. Aber man Versicherung genügen, daß ich ganz zu Ihren Diensten bin, und daß Sie über mich verfügen können, wie die Um stände es fordern." Warm erwiderte Hubert von Lexow de» herzliche» Händedruck. Er wußte ja, daß er auf das Wort dieses Mannes bauen dürfe wie auf einen Felsen. 1ö. Kapitel. Herr Ettore Dalbelli lag noch im Bett feine» Hotel zimmer», als ihm der Groom den Besuch des Herrn von Lexow meldete. Ueberrascht und, wie es schien, mit eine« Gefühl etwas beklommener Spannung sah er dem Ein tretenden entgegen. „Was bringen Sie mir neues?" fragte er. „Ist etwas Besonderes geschehen, daß Sie mich schon zu so früher Stunde aufsuchen?" „Nicht gerade etwas Aufregende». Aber e» la- mir doch daran. Sie noch zu Hau» zu finden." „Litte, nehmen Sie Platz, und entschuldigen Sie, wenn ich im Bett bleibe. Ich habe die Nacht mit einigen Freunden zugebracht, und der Kopf ist mir noch ein bißchen schwer. Was gibts also ? Etwa eine Nachricht aus Denver?" „Rein. Es handelt sich bei meinem Besuch überhaupt nicht um den Doktor Brüning, sondern um Ihr«, Heirats plan." Dalbelli fühlte sich merklich erleichtert wenn er auch darauf, bedacht war, « vor dem andere« zu verbergen. „Nun?" fragte er. „Sie glauben doch nicht etwa, irgendwelche Hindernisse entdeckt zu haben?" „Allerdings. Ader da» Hinderns», auf das ich durch «inen sonderbaren Zufall ganz unvermutet gestoßen bin, liegt lediglich bei Ihnen." „Bei mir? Run, dann wird es sich jedenfalls leicht genug deseisigen lassen." „In Ihrem Interesse möchte ich es wünsche«. Sie go- statten mir doch, ganz offen zu reden?" »Gewiß — da St« es ja vermutlich nur i» guter Absicht tun wollen." Sortf^uug sol-L