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78. J«hrg Lonnebeav, 17. April 1920, »beeis Die aufgeSeckte Berfchwörersitznug. an Di« Anerkennung »er Sowjetrcgiernug. Wie das Pariser.Journal" meldet, will die italienische Regierung in Rom «ine Agentur der Zeutratunion der rufst- scheu Genoffrn schalten. die unter Kontrolle derboUchewtstiichea Der Bericht -e» Sietchr»e-rM»ifteri««». . ... wtb. Berlin, LS. Avril. Da» ReichSwelirministertum teklt mit: Bet der Reich», regierung Hefen gestern am späten Vtachmtttag Nachrichten ern über eine Zusammenkunft, die im RelchSwehrmtniste- rrum um 8 Uhr abends stattfinden sollte zwischen namentlich genannten Ossigieren, die größtenteils dem Reichswehr- gruppenlommandi» L anaehören. und radikal gerichteten Ar beiterführern. Die militärischen Teilnehmer an dieser Sitzung wurden durch ausführliche Angaben erheblich be lastet. Die Sitzung hat tatsächlich um 8 Uhr abends im Dienstzimmer des Hauptmanns v. Biebahn stattgefunden. Es haben daran teilgenommen dre Hauptleute v. Biebahn und v. Bohnstcdt, Kapttänleutnant Altvatec, Leutnant v. Biebahn, ferner ein Zivilingenieur Meyer, unbekannt, kürzlich aus englischer Gefangenschaft zurückgekehrt, sowie dre Herren Bertram (nach seinen Angaben Gründer d«S Vereins der Frontsoldaten) und Kahlert (nach seinen An gaben Uhrmacher aus Großlichterselde). Der Reichswehr minister ließ bald nach 8 Uhr die Sitzung aufyeben unk hat dann noch persönlich im Laufe der Nacht die Teilnehmer einzeln vernommen. Er l-at alsdann angeordnct, daß sie »nit Ausnahme des Hauptmanns v. Bohnstedt, der nur einem Dienstbefehle zufolge an der Sitzung teilnahm, bis zur weiteren Klärung der Angelegenheit im Polizeipräsi dium in Berlin in Schutzhaft gel-alten sind. Die Unter suchung, die der StaatSkommissar für bsfentliche Ordnung leiiet, wird heute vormittag durch Gegenüberstellung der Belastungszeugen mit den Teilnehmern an der Sitzung schnellstens fortgesetzt. Neben dem Tatbestände und den an deren Absichten der Teilnehmer wird festzustellen sein, ob noch andere Personen zu dieser Sitzung geladen waren, die ans irgendwelchen Gründen nicht erschienen sind. Das „B. T." berichtet: Die rcidikalgerlchtcten Arbeiter führer, von denen in der Meldung die Rede ist, gehören der logenannten Kommunistischen Arbeiterpartei au, die neben den tommuniststchen Anschauungen nationalistische Ideen vertritt und nach dem Programm des Dr. Laufen berg in Hamburg die Wcltrcvolution durch ein mililäri ch- imperialistisches Borgehen der Kommunisten in die Wege testen will. Im Gegensätze zu ihr steht die alte kommuni stische Partei Dcustchlauds (Spartakusbund). Der in der Meldung genanutc Bertram wirbt für de» Bund der Front soldaten. Die,ec ist einerseits radstal-sozialistisch, anderer seits äußerst nationalistisch gerichtet. U. a. fordert er eine Regierung der Frontioldaten. Hinter dem Bunde stehen aber nur ganz geringe Bruchteile alter Frontioldaten und Kriegsbeschädigter. Zwei Offiziere wieder in Freiheit gesetzt. - tu. Berlin, 17. April. Wie die offiziösen P. P. N. erfahren, hat sich der Polizei» Präsident Richter entschlossen, gegen die im Reichswehrmtni- sterium festgenommenen Offiziere, Hauptmann v. Biebahn und Kapitünleutnaut Altvater, keinen Schutzhaftbesehl zu er lassen, sodaß sie beide wieder in Freiheit gesetzt worden sind. Die durch den StaatSkommissar für öffentliche Ordnung, Dr. Weiömann, vorgcnommcne Untersuchung ergab, daß die Offiziere erklärten, sie seien mit Wissen ihrer vorgesetzten Behörden mit Bcrlretcrn der Arbeiterschaft in Verbindung getreten, um durch Vermittlung der Führer eine Waffen abgabe zu erreichen. Sie Hütten vorgeschlagcn, daß die Waf fen der Arbeiter in Depots abgegeben werden sollten, die unter gemeinsame Kontrolle des Neichswehrministcriums und der Arbeiterschaft ständen. Tie Vermittlung habe der ihnen persönlich bekannte Herr Vartram übernommen. Dieser habe auch eine Besprechung mit Herrn Wegmann in dessen Wohnung am vorigen Sonntag nachmittag zustande gebracht. In der Besprechung sei von den Offizieren led.Iglich dargelegt worden, daß das Mißtrauen der Arbeiterschaft gegen die Volkswchr verschwinden müße. Dazu würde am besten die Waffenabgabe der Arbeiter und eine Verwaltung der Waffen unter gemeinsamer Kontrolle dienen. Das als Zeuge vernommene Vollzugsratsmitglied erklärte demgegen über - er habe in die Unterredung nur eingewilligt, weil Bartram, den er persönlich auch nicht näher kenne, ihm gesagt hätte, es handele sich um Offiziere, welche die bisherige Po litik verdammten und cinsehen, daß eine Gesundung Deutsch lands nur durch die Diktatur des Proletariats möglich sei. Er habe den Offizieren ursprünglich sein Mißtrauen offen smS- gesproche», aber diese hätten wiederholt die Ehrlichkeit ihrer Gesinnung beteuert. Von einer Entwaffnung der Arbeiter schaft sei nicht die Rede gewesen, sondern von einer Bewaff nung zum gemeinschaftlichen Vorgehen der Reichswehr gegen die Regierung. Zum Schluß hätten sich die Anwesenden feter- lichst gegenseitiges strengstes Stillschweigen zugefagt. Die Offiziere blieben demgegenüber bei ihren Darstellungen. An gesichts dieser Aussage war Polizeipräsident Richter der Auf fassung, daß entweder die beiden Offiziere wirklich an eine gemeinsame Verschwörung von Militaristen und Kommuni sten gedacht hätten — dann gehörten sie ins Irrenhaus und nicht in Schutzhaft —, oder daß sie durch eine List die Arbeiter zur Wasfenabgabe hätten veranlassen wollen, dann seien sie betrogene Betrüger. In jedem Falle komme die Schutzhaft nicht in Betracht, die nur bet unmittelbar dringendster Ge fährdung der Staatssicherheit verhängt werben dürfe. Ein etwaiges Vorgehen der Offiziere müsse disziplinär- oder strafrechtlich bestraft werden. Kapp i« Stockholm verhaftet. tu. Stockholm, 17. April. Wie der Korrespondent der „Bofsifchen Zeitung hört, ist Dr. Kapp in Stockholm verhaftet worden. Sr reifte mit eine« falschen Paß ans den Namen Dr. Wilhelm Sanitz. Nach einer Meldung der „Aston-Ttbningen" ist Dr. Kapp im Badchotel in Sötertälje angehalten worden. Er war mit einem Flugzeug nach Schweben gekommen, das in Schonen landete, worauf er die Reise mit der Bahn in nördlicher Rich tung nach Stockholm fortsetzte. Seitens des Hotels wird mit geteilt, daß Kapp am Mittwoch abend ankam und im Hotel unter dem Namen Dr. v. Kanitz, auf der Reise von Deutsch, land über Malmö, Wohnung nahm. Den Zweck der Reife habe er nicht angegeben. Gestern mittag kamen zwei Detek tive aus Stockholm tn Sötertälje an. Der angeblich« Dr. Kanitz erklärte ihnen, wer er sei. Gegen » Uhr nachmtt- tags begaben sich di« Detektive zusammen mit Kapp im Auto mobil nach Stockholm. Die Beschlaguahm« des BermSgeuS der Kap»»Leute. Auf eine Anfrage, wieweit die von ter Regierung ange kündigte, auf die Bestimmungen »er Str.-Pr.-vrd. beruhende Vermügenvbefchlaanahme der Hauptbeschuldigten de» Kapp- Putsche» burchgeführt ist, wird d«r „Bosstschen Zeitung" von zuständiger Stelle erklärt, daß sowohl dieLeLchlggnahmr d«r Bankguthaben, al» auch sämtlicher Immobilien der Beschul digte» erfolgt tft. Devtschlanvs Abrüstung. tu. Parts, 17. April. Sin« Anzahl französischer Abgeordneter hat in der Sam mer folgende Resolution eingebracht: Die Kammer möge be- lchlteßen, im Interesse d«S allgemeinen Friedens und der Wiederherstellung von normalen Bestehungen zu allen Nationen die vollkommen« Abrüstung von Deutschland zu er zielen und ferner die Negierung formell aufzusordern, daß die diesbezüglichen AbrüstungSbesitmmungen -e» Versailler Krte- denSvertrageS sofort durchgeführt werden. Außerdem ver langt sie, keinerlei Abschwächung anderer Bestimmungen de» Vertrages zu dulden, ohne daß Gegenleistung gefordert wird. Deutschland dürfe weiter weder ein« Armee noch militärisch« Organisationen noch irgendwelche Bewaffnung behalten und in keinem deutschen Staat dürfe eine andere Armee als nur Polizei und Gendarmen zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung existieren. Besprech««- Miller««-» »it Lord Der-H. Im Lauf der Besprechung, die Millerand gestern mit Lord Derby hatte, hat der englische Botschafter vorgeschlagen, daß den alliierten Vertreter» tn Berlin gleichlautende Instruk tionen gesandt werden sollen, um der deutschen Negierung formell bekannt zu geben, erstens, daß man von ihr bi« genaue Ausführung des Versailler Vertrages und haupt sächlich der Vereinbarungen, die auf die Vernichtung der Armee und des Kriegsmaterials sich beziehen, erwartet; zweitens, daß die Mächte weder die Wiederherstellung -es militärischen Regimes, noch eine bolschewistische Revolution dulden werden; drittens, -aß die Versprechungen, die die Mächte Deutschland für seinen wirtschaftlichen Wiederaufbau gegeben haben, die Bewilligung von internationalen Krediten und die Lieferung von Rohstoffen von den vorgenannten Bedingungen abhängig bleiben. Tie Kommnniste« für Aastet!««- Deutsch!««-». tu. Münster, 17. April. Die Deutsche Kommunistische Partei ließ in Mainz dem französischen Oberstkommandierenden der Nheinarmee er klären, daß sie die Aufteilung deS Deutschen Reiches begrüßt, da sie den Zusammenbruch des militärischen Systems in Deutschland beschleunigt. Tie von der Unabhängigen Sozial demokratischen Partei mit der Confederation du Travail in der Schweiz geführten Verhandlungen, am 1. Mai 1020 tn einen allgemeinen Streik für die sozialistische Revolution zu treten, sind von dem Sekretär der Confederaton entschieden abgelehnt worben. Französischerseits würde man sich darauf beschränken, am 1. Mai tn einen 24stündigen Demonstrations streik zu treten. Zasa»me«st«tz l« Ha«»ur-. Eine von der Arbeiter-Union in Hamburg gestern nach mittag einberufene Versammlung der Arbeitslosen auf dem Heiligen Geistfelde ist vom Garnisonältesten verboten worden. Patrouillen der SIcherheitSwehr sperrten das Feld ab, um die Versammlung zu verhindern. Tie sich von allen Seiten an sammelnden Arbeitslosen bemächtigten sich einer Wache und der dort befindlichen Waffen der Sicherheitswehr. Dann zogen sie tn geschlossenem Zuge zum Stadthaus und nach dem Rathaus. Auf dem Weg dorthin in der Michaeltsstraße trat ihnen eine Gruppe der Stchcrheitswehr mit Panzerautos, die mit Maschinengewehren ausgerüstet waren, entgegen. Die Sicherheitswehrleute gaben Schreckschüsse aus Maschinenge wehren und Gewehren ab. ES gelang ihnen, die Massen zu zerstreuen, ohne daß rS zu Blutvergießen kam. Vcrvandsvertreter im Rnhrvezirk. ' tu. Essen, 17. April. In Watterlcheidt hat gestern eine Kvnferenz von Zechen betriebsräten stattgefunden, an der auch eine Berbands- kommission aus englischen, französischen und italienischen Vertretern teilnahm, um sich aus eigener Anschauung über die Verhältnisse im Ruhrkohlenbezirk zu unterrichten. In der Konferenz schilderten die Zechenbetriebsräte den ernsten Stand der Lebensmittelversorgung im Ruhrbezirk und be tonten, daß auch die Belieferung mit Textilwaren zn er schwinglichen Preisen dringendes Erfordernis ser. Die Ver bandsvertreter erklärten, daß sie sich von der Notlage im Kohlenrevier überzeugt hätten und bei ihren Regierungen deshalb vorstellig werben wollten. Der französische Ver treter erklärte dabei, daß vor allem die deutschen Kohlen lieferungen an Frankreich nicht ins Stocken geraten dürften. Aus Berlin wird gemeldet: Die von der französischen Presse verbreitete Nachricht, daß 8000 Mann neuer Reiche truppen in die neutrale Zone des Ruhrreviers eingerückt seien, ist falsch. Die Trnppenzahl ist im Gegenteil an dauernd herabgemindert worden. * Androhung «e«er Getva!t«ratzv«hmeil 1« Oberschlefien. ' tu. Bresrau, 17. April. Die Lage in Oberschlesien ist zur Stunde noch recht ungewiß. Die interalliierte Kommission versucht, durch Androhung von Gewaltmaßnahmen aus die Stimmung ein- zunnrken. So hat der französische General Lerond, der militärische Befehlshaber in OberMesien, be'anntgegeben, daß er polnische Truppen in Oberschlesien einrücken lassen werde, wenn der geplante große Streik tatsächlich ein treten sollte. Weiter sollen bereits Anschlagszettet für den Fall des Streikausbruches gedruckt sein, die zur sofortigen Wiederaufnahme der Arbeit auffordern, da sonst, alle Be amtenstellen sofort mit Polen besetzt werden würden. Am Sonntag sind für ganz Oberschlefien unter dec Parole: ..Für Freiheit und Gerechtigkeit" große Protestkundgebungen geplant. Der nmerik««tsche Eise«-i-«erftretk. Da» amerikanisch« Fachblatt .Fron Aae" berichtet, daß bei Fortdauer de» EisenbahnerauSstandeS tn einigen Tagen die Stillegung der Fabriken der Eisenindustrie beinahe voll ständig sein wird. Sieben Eisenbahner sind verhaftet worden. Weitere Verhaftungen stehen bevor. Der Streik dürfte seinen Höhepunkt überschritten haben. Di« »Times" meldet an» Washington, daß der Generalstaatsanwalt eine War nung an da« Bolt gerichtet bat, in der er darauf hinweist, daß da« Streben nach Bildung einer großen Gewerkschaft nichts anderes bedeute, al» eine»» Schritt in der Richtung auf di« Diktatur de» Proletariat», AeichSfiaanzei». Im Hau»halt»au»schuß der Nationalversammlung machte am LS. April der Reichssinanzminister Dr. Wirth die Mitteilung, daß die Retchsschulden insgesamt 197 Mil liarden Mark betragen. Davon sind allein 105 Milliarden Mark schwebende Schulden, während der Rest von 92 Mil- liarben Mark fundiert ist. Darüber hinaus bestehen noch die Verpflichtungen an den Vielvcrband, die wir selbst auf 100 Milliarden Goldmark.sestietzen wollten, eme Summe, mit der sich die Gegner indessen nicht zufrieden gaben. Wa der Reichssinanzminister sonst mitteilte, kennzeichnete die Finanzlage des Reiches als geradezu trostlos. Die Reichs- etsenbahnen haben eine Mindereinnahme von 12 Mil liarden Mark. Auch die Reichspostverwaltung kann ihren Haushalt nicht ausgle chen. Die Ausgaben Übersteigen die Einnahmen um 900 Millionen Mark. Im Haustaltaus- schuß wurde nach den Erklärungen des Ncichsfinanzmini- sters wieder viel von Spar amkeit gesprochen. Als ob es viel nützen würde, wenn hier und da einige Millionen abgestrichen werden. Der Zerfall der Reichseisenbahnen zeigt, wie es nicht gemacht werden darf. Hier kommen nicht nur die Lohnerhöhungen in Betracht, es müssen auch Milliarden für Beschaffung neuen rollenden MaierialS auf gewandt werden. Durch Verdoppelung oder Verdreifachung der Tarife lassen sich die Mehrkosten nicht hereinbringen. Im Gegenteil, diele Steigerung führt notwendig zum Rück gang der Einnahmen, so daß neue Milliarden zum Aus gleich eingesetzt werden müßten. Für die Verzinsung der LOO Mlliarden Ätark Schulden lind allein zehn Milliarden Mark erforderlich. Dazu kommen die eigentlichen Reichs-, Staats- und Gemeindebedürsniise, die ebenfalls zusammen zwanzig Milliarden Mark übersteigen werden. Wenn diele Lasten durch Steuern aufgebracht werden sollen, so geht das nur. wenn die Wirtschaft mit äußerster Kraft ar beitet. An der Tatsache, daß »vir durch den verlorenen Krieg bettelarm geworden sind, kommen wir nicht vorbei. Die Ntahnung zur Sparsamkeit im Reiche nützt nichts, wenn sich nicht unsere gesamte Lebenshaltung, sowie un sere Arbeitsleistung auf die Sachlage einstellen. Und hier muß wieder einmal gesagt werden, daß wir nur durch die äußerste Anstrengung der Arbeitsenergien unseren Lasten und Verpflichtungen einigermaßen gerecht werden können. Deutschland mutz eine einzige große Arbeitsgemein schaft werden. Drohnen irgend welcher Art können »vir uns nicht mehr leisten. Diele Arbeitsgemeinschaft bestimmt auch das Verhältnis von Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Wir brauchen Mehrleistungen an Arbeit, Me5 Gütern, die nicht nur die Kosten der ein lac tung deckt, vielmehr auch die Summen lies«., . . zinsung und Abtragung der Schulden, sowie zur Erfül lung unsrer Verpflichtungen notwendig sind Was sich jetzt m Deutschland Wirtschaft nennt, ist in Wirklichkeit nur ein großer Ausverkauf, wobei die Jagd nach Gewinn aller dings einen starken Anreiz übt. Wir halten den Zusammen bruch auch durch eine großzügige Steuerpolitik nicht auf, wenn nicht zuvor die Wirtschaft selbst wieder in den Stand gesetzt wird, die denkbar schwersten Lasten zu trage» Die Mitteilungen des Reichsfinanzministers, die ja sachlich nützt Vie, Neues bringen, könnten dazu beitragen, die Leide»» schaftlichkeit des WahlfeldzugeS abzudämpfen. ES gilt nicht mehr, jür eine Partei eine große Anzahl Sitz« zu erobern, sondern Deutschland zu retten. Keine Partei ist im Be sitz der Wunderkräfte, diese Rettung durch Reden und Be schlüsse herbeizuführen. Ein Zusammenbruch würde ftt nicht nur die eine oder andre Klasse treffen, vielmehr das ganze Volk in den Strudel ziehen. Der Krieg hat nicht nur Staatsformen, er hat auch Wirtschaftsformen »erschlagen. Allein für den Sieger wie für den Besiegten gibt e» keine Stunde des Glücks und der Zufriedenheit, denn sie all« haben zu sorgen und zu kämpfen, um den Uebergang 1« die neuen Formen zu finden. Deutschland hat die schwerste Last zu tragen. Das sollte unsere Energien spannen, unser Verantwortungsgefühl erhöhen, da wir schließlich die Schultern sind, die Europa tragen. Wir hoffen immer, dre Rettung müsse von außen kommen. Wir zerstören durch die Tätigkeit der Notenvresse unsere Währung, weil »vir fest auf internationale Kredite rechnen. Aber selbst diese Kredite würden unS nichts nützen, wenn wir nicht in de« Lage sind, unsere Arbeitsleistungen zu verdreifachen. Eigentlich ist unsere Reichssinanzwirtschaft auch ein Spiegel bild der zerrütteten Wirtschaft. Es ist der Regierung und der Nationalversammlung nicht gelungen, einen ordent lichen Reichshaushalt aufzustellen. Ein Vkothaushalt löst den andern ab, und jeder Nothaushall arbeite! mit Not krediten, die nur durch die Notenpresse flüssig zu machen sind. Das sollte dem Volke im Wahlkampf klargemacht werden, um die Kräfte auszulösen, die zur wirklichen Er neuerung notwendig sind. Und wenn alle Parteien daher zu Grunde gehen, wich tiger ist es, daß das Volk und das Reich leben. Das Urteil im Adlon-Prozetz. Gestern wurde von der S. Strafkammer de» Land gerichts l in Berlin wegen der bekannten Vorfälle im Hotel Adlon da» Urteil gefällt. Entsprechend dem Anträge de» Staatsanwalt» wurde Prinz Joachim Albrecht wegen versuchter Nötigung zu 500 Mark Geldstrafe, Rittmeister von Plate» ebenfalls wegen versuchter Nötigung zu 300 Mk. Geldstrafe verurteilt. Das Urteil gegen den Prinz«« Gottfried »» Hodeulobe-Langenburg, gegen den der Staatsanwalt vier Monate Gefängnis beantragt hatte, lautet« auf 1000 Mk. Geldstrafe wegen Körperverletzung. In der Begründung des Urteil- heißt rS, daß Prinz Joachim Albrecht aufgesprungen und .Heraus l" gerufen, «in Weinglas und mit Lichtern geworfen habe. Er habe ich der versuchten Nötigung schuldig gemacht, Platen habe ich des gleichen Vergehens schuldig gemacht, in dem er von einen» Tisch aus gerufen und drohend die Faust geballt »abe. Langenburg sei der Körperverletzung mittels gefähr- ichen Werkzeuges schuldig. Als solches sei der Leuchter, »nit dem er auf den französischen Offizier eingrschlagen habe, anzuseben. Nickt erwiesen sei, daß er wußte, einem Mit glieds der französischen Mission gegenüberzustehen. Es sei möglich, daß Rougeoin glaubte, daß der Angeklagte es ge wesen sei, der ihm den Stuhl fortgezogen habe, daß ec ihn packte und der Angeklagte dann auf ihn «inschlug. Wa» die Strasabmeffung betreffe, so würde das Gericht es ab- lehnen, einen Ausländer anders zu bestrafe» al« nach dem Gesetze, weil er Ausländer sei. Ebenso lehne e» das Gericht ab, gegen sei» Gewiflen und seine Ueberzeuaung irgend jemand zuliebe ein Urteil zu sprechen, ganz gleich, um wen r» sich handelte. Beilage zam „Riesaer Tageblatt". »»,, »«»,„» «I»,„llch, »chch«m«»l ««^k^rUlch M «»«UM! »«»»,1, »I,l«, ft, vtlhil« »„„Ich, »Ich. 88