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Riesaer G Tageblatt und Anzeiger Mtedlatl Mld Ayeiser). Tclegramm-Adresse ßH m FL 6 FemsPrrWelle „Tageblatt", Riesa. AHg, H.NKDH.gH.H.H' Nr. 20. ' der Königl. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa. Donnerstag, 11. Juli 18VS, Abends ISS 48. Jahr, Das Riesaer Tageblatt erscheint jede» Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Pf., durch die Träger frei ins Haus I Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei ins HauS 1 Mark 65 Pf. Auzeigen-Annahme für die Nummer deS Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Hxrm. Schmidt in Riesa. Im Hotel zuin „Kronprinz" hier sollen Montag, den 15. Juli 1895, von Vorm. 9 Uhr an, 20 Paar Stoff- und 50 P. Zeugbosen, 12 Stoff- und 40 Zeugwesten gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Riesa, 10 Juli 1895. Der Ger.--Vollz. beim Kgl. Amtsger. Sekr. Eidam. Ueber Schutz der Bauhandwerker schreibt die bekanntlich offiziöse Berliner Correspondenz: Zu den wirthschaftlich und sozialpolitisch bedeutsamen Fragen, welchen die Aufmerksamkeit der Regierung zugewendet ist, gehört die Frage eines wirksamen Schutzes der Bauhand werker gegen Ausbeutung durch gewissenlose Bauunternehmer. Die hier in Betracht kommenden Verhältnisse, über welche die Betheiligten lebhafte Beschwerde führen, sind vielfach in der Tagesprcsse dargelcgt und in wirthschaftlichen Zeitschriften näher beleuchtet worden. Aber weder aus diesen Erörterungen noch aus den zahlreichen Petitionen der In teressenten läßt sich der thatsächliche Umfang der vorhandenen Mißstände mit Sicherheit erkennen. Indem über den söge- nannten Bauschwindel und die dadurch verursachte Nothlage der Bauhandwerker geklagt wird, beruft man sich in der Regel auf die „notorischen" Zustände in Berlin und einigen anderen Städten Preußens. Um ein Urtheil über die Noth- wendigkeit und die Art einer Remedur zu gewinnen, bedarf es jedoch der Aufklärung auch darüber, ob und in welchem Umfange in anderen Theilen des Reichs gleiche Uebelstände bemerkbar geworden sind und das Bedürfniß nach Abhülfe hervorgetreren ist. Der Reichskanzler hat daher Anlaß genommen, im An schluß an eine im März d. I. im Reichsamt des Innern unter Betheiligung von Vertretern des Reichs-Justizamts und mehrerer preußischer Ressorts stattgehabte Berathung das Ersuchen um entsprechende Mittheilungen an die Bundes regierungen zu richten. Gleichzeitig sind die letzteren um eine gutachtliche Aeußerung gebeten worden, in welcher Form eventuell eine Berücksichtigung der zu Gunsten des Bauhand werks sich g.ldend machenden Wünsche für angängig gehalten werde. Bekanntlich gehen die Ansichten darüber, welche ge- setzgeberischen Maßnahmen zum Schutze der Bauhandwerker zu empfehlen seien, weit auseinander. Zu den zahlreichen Anregungen und Vorschlägen war in dem Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuchs für das Deutsche Reich Stellung zu nehmen. Die Kommission für die zweite Lesung hat sich dafür entschieden, den Bauhandwerkern wegen ihrer Forde rungen aus dem Werkverträge den Anspruch auf Bestellung einer Sicherungshypothek am Baugrundstücke einzuräumen. Hiermit erachten indessen die Vertreter des Bauhandwerks ihre Interessen nicht für genügend gewahrt. Unter Hinweis auf die Erfahrungen in denjenigen Gebieten, in welchen jenes Schutzmtttel schon jetzt besteht, wi d von verschiedenen Seiten eine weii ergehende Sicherstellung der Rechte der Bauhand werker verlangt. Man wünscht, daß denselben ein gesetzliches Pfandrecht am Baugrundstück mit Vorzugsrecht vor allen übrigen dinglichen Belastungen gewährt werde. Von anderer Seite sind gegen diesen Gedank.en und die verschiedene» Vor schläge sür dessen Durchführung gewichtige Bedenken geltend gemacht worden. Das höhere Maß von Sicherheit, welches den Bauhandwerkern zugestanden werden sill, würde den übrigen dinglich Berechtigten entzogen werden müssen. ES wird hiernach eine empfindliche Schädigung des Hypotheken verkehr» befürchtet, unter welcher weite Kreise der Be völkerung schwer zu leiden haben würden. An Versuchen, eine annehmbare Regelung zu finden, welche den widerstreitenden Interessen gebührend Rechnung trägt, hat es nicht gefehlt. Es kann auf das umfangreiche Material hingewiesen werden, welches vor Kurzem der Justizkommission des preußischen Abgeotdnetenhauses für ihre Bekathungen über die Bauhandwerkersrage von d«m Vertreter des Juftizministers vorgelegt worden ist. Nach dem über die Verhandlungen erstatteten Bericht vom 14. v. M. hat sich die Justizkommission im Wesentlichen zu dem Standpunlt bekannt, welchen der Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuch» einnimmt, und insbesondere die Einführung eines den bestehenden Hypotheken vorgehenden gesetzlichen Vorrechtes der Bauhandwerker „in Rücksicht auf den legitimen Hypo thekenverkehr und wetl mit den Grandlagen des RealkredttS im Widerspruch stehend" nicht zu befürworten vermocht. Die großen Schwierigkeiten, welche einer Verwirklichung der Wünsche der Bauhandwerker entgegenstehen, dürfen hier nach nicht verkannt werden. Ob und inwieweit cs möglich sein w rd, dies?« Wünschen zu entsprechen, läßt sich zur Zeit nicht absehen. Jedenfalls ergeben die von dem Reichskanzler getroffenen Maßnahmen, daß die Regierung fortdauernd be müht ist, einen gangbaren Weg zu finden, um den berechtigten Interessen des Bauhandwerks Rechnung zu tragen. TaoeSgeschichte. Deutsches Reich. Das preußische Kriegsministerium hat bezüglich der aktiven Dienstzeit der Volksschullehrer nun mehr endgiltig bestimmt, daß bei Heranziehung derjenigen Lehrer, die bereits angesteüt sind, in diesem Jahre noch nach den bisherigen Bestimmungen zu verfahren ist. Betreffs der noch nicht angestellten Lehrer ist bisher noch keine Festsetzung getroffen worden. Vom nächsten Jahre ab soll den Volks- schullehrcrn die Möglichkeit des einjährig-freiwilligen Militär dienstes gewährt werden. Doch sind die deswegen einge leiteten Verhandlungen, an denen auch die Schulverwaltungen betheiligt sind, bisher noch zu keinem Abschlu: gelangt. Graf Paul von Hoensbroech, der bekanntlich aus dem Jesu tenorden ausgetreten und Protestant geworden ist, ver öffentlicht eine geharnischte Erklärung, die sich gegen gewisse Machenschaften gegen seine Person richtet. Es heißt da: „In dem von einigen ultramontanen Schriftstellern verfaßten Werk: „Geschichtslügen" (13. Aufl. S. 304. Paderborn 1895) wird, unter der Forme«, „wie man sagt", berichtet, ich sei „wegen eines physischen und psychischen Leidens aus dem Jesuitenorden ausgetreten." Diese infame Verdächtigung erkläre ich für eine Lüge und Verleumdung. Sie bildet ein Glied in der langen Reihe von Verleumdungen aller Art, die seit Jahr und Tag, öffentlich und privatim, von der ultramontanen Partei gegen mich in Umlauf gesetzt worden sind zu dem Zwecke, mir eine Stelle in der Oeffentlichkeit unmöglich zu machen. Bei der großen Nachsicht maßgebender Kreise dem Ultramoatanismus, zumal dem parlamentarischen, gegenüber, ist dies unerhörte BerfolgungSsystem leider von Erfolg gewesen. Ich bin aber nicht gewillt, Verleumdungen, die bestimmt sind, „Geschichte" werden zu sollen, auf mir sitzen zu lassen. Wie schon früher, so spreche ich auch jetzt aus, es giebt keine Partei, die schlimmer, gewissenloser und heuchlerischer eine ihr mißliebtge Persönlichkeit aus jede Weise zu schädigen sucht, als die für „Wahrheit, Freiheit und Recht" kämpfende ultramontane Partei; ihre Zwecke heiligen ihre Mittel. Die Gründe für meinen Austritt aus dem Jesuiten orden und meinen Uebertritt zur evangelischen Kirche liegen einzig auf dem unantastbaren Gebiet religiöser und patrio tischer Ueberzeugung, die sich in langem und schwerem Kampf und mit vielen Opfern durch die Unreligion und die Vater landslosigkeit des Jesuitenordens durchgerungen hat. Auch nicht der leiseste Schauen eines Vergehens ruht auf meiner jesuitischen und katholischen Vergangenheit, sie ist eine für mich ehrenvolle im w itesten und vollsten Sinne dieses Wortes. Seitdem ich aber dieser Vergangenheit um meiner Ueberzeugung Willen den Rücken gekehrt habe, sucht man mich als unzurechnungsfähigen oder schlechten Menschen hin zustellen, und die Partei, die das Wort von der „christlichen Liebe" mit Vorliebe im Munde führt, verfolgt und ver leumdet den „Abtrünnigen" mit pharisäischem Haß. Mehr als eigenthümlich berührt es, die oben erwähnte Lüge in einem Buche zu finden, das sich „Geschichtslügen" betitelt und von „Freunden der Wahrheit" herausgegeben ,st." Im Auftrage der dänischen Regierung bereist gegenwärtig dem Vernehmen nach Oberstlieutenant Tücksen aus Fredericia nach eingeholter Erlaubniß der preußischen Behörden die ganze Provinz SäleSwig-Holstein, um die dort befindlichen dänischen Kriegergräber zu besichtigen und sich von dem guten Zustande derselben durch den eigenen Augenschein zu über zeugen. — Die preußische Eisenbahnverwaltung läßt bei großem Andrange für die dritte Wagenklasse eingerichtete Güterwagen in die Züge einstellen. Die Reisenden weigern sich jedoch vielfach, diese Wagen zu benutzen und glauben als dann Anspruch auf eine höhere Wagenklasse machen zu könne». Es ist deshalb neuerdings bestimmt worden, daß Reisende bei starkem Verkehr einen Anspruch a -f eine höhere Wagen klasse nicht geltend machen können, wenn Plätze in solchen eingestellten Güterwagen noch vorhanden sind. Diese Plätze müssen eingenommen werden, sonst kann der Ausschluß der sich weigernden Reisenden von der Mitfahrt verfügt werden. Sollten Reisende Plätze in einer höheren Wazenklasse unbe rechtigter Weise eingenommen haben und sich weigern, sie zu verlassen oder den festgesetzten höheren Fahrpreis zu be zahlen, so sind sie von der Mitfahrt überhaupt auSzuschließ-n. - Die „Berl. Korr." schreibt: In Angelegenheit des Schutzes der Bauhandwerker gegen Ausbeutung durch ge wissenlose Bauunternehmer ersuchte der Reichskanzler die Bundesregierungen im Anschluß an die Märzberathung im Reichsumt des Innern um entsprechende Mittheilu.igen mit gutachtlichen Aeußerungen, wie eine Berücksichtigung der Wünsche der Bauhandwerker angängig sei. Der vor einiger Zeit in Hamburg-Altona aufgetauchte Gedanke, dem Fürsten Bismarck am hohen Elbufer in Blankenese ein Riesendenkmal zu errichten, scheint Aussicht auf Verwirklichung zu haben. Wie das Standbild der Ger mania am Niederwald, so wird das beabsichtigte Denkmal von der Höhe des Bismarck-Steines Meilen weit über den Elbgau schauen und den späteren Geschlechtern ein Zeuge sein von der großen Zeit, in welcher der Grundstein des Deut schen Reiches gelegt wurde. Eine dieser Tage stattgehabte Versammlung, in welcher die Gemeindevertretung von Blan kenese mit verschiedenen Herren aus Hamburg und Altona tagte, fürte zu einer Einigung über die wesentlichsten Punkte. Der Besitzer des Bismarck-Sreines giebt das ganze Gelände des Berges, das zu einem Nationalpark umgestaltet werden soll, unentgeltlich her. Unterhalb der Kuppe des mit mäch tigen Granitblöcken umgebenen Denkmals soll eine Halle errichtet werden, zu der man durch ein Felsenthor gelangt. Das Standbild selbst soll eine Höhe von 30 na erhalte». Die Kosten des ganzen Baues werden eine Million Mark jedenfalls überschreiten, welche Summe durch Sammlungen im ganzen Deutschen Reich aufgeb acht werden soll. AuSge- schlosse» ist es freilich nicht, daß diese vorläufigen Abmachun- gen noch in wesentliche» Punkten durch da« aus Männern des ganzen Deutschen Reiches zu verstärkende Komitee ge ändert werden. Die Kaiserin wird die geplante Reise nach Saßnitz auf Rügen erst im letzten Drittel des Juli antreteu. — Die jüngeren kaiserlichen Kinder werden gegen Ende dieser Woche zum Sommeraufenthalt nach Saßnitz auf Rügen abreisen. Battanstaaten. Tine Depesche der „Times" au» Konstantinopel besagt, die Lage in Bulgarien werde täglich ernster; es seien Anzeichen vorhanden, daß die Bewegung zu Gunsten der makedonischen Agitation von der Regierung nicht länger gezügelt werden könne. Eine Einmischung der Mächte könne nicht viel länger verschoben werden. Dem „Standard" wird aus Konstantinopel relegraphirt, daß in Sofia ein KabinetSwechsel geplant werde. Gtoilow, Natschewitsch und Petrow seien nicht länger geneigt, sich für die Lage in Make donien verantwortlich machen zu lassen oder eine unterwürfige Haltung zu Rußland anzunehmen. Sollte ein Ministerwechjrl ernlreten, dann werde ein russenfreundliches Ministerium ans Ruder kommen, dem das Heer und die Mehrheit der Nation feindlich gc genüberstehen werde. Hirschs Bureau meldet aus Sofia, 10. Juli. 'Nach Privakmeldungen fanden in den letzten Tagen an der bul garisch-makedonischen Grenze wieder heftige Kämpfe zwischen den türkischen Truppen und den makedonischen Aufständischen statt. Die letzteren standen unter dem Oberbefehl des ehe- maligen bulgarischen Hauptmanns Matroff. Außerdem fun- girten noch 19 frühere bulgarische Offiziere al- Bandenführer. — Der Minister des Innern hat an sämmtliche Präfekten «ine Zirkularnote gerichtet, worin er strengste Maßregeln gegen jede macedomsche Agitation anbefiehlt. Die Grenzen sollen scharf überwacht werden; Niemand darf dieselben ohne