Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192110107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19211010
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19211010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-10
- Tag 1921-10-10
-
Monat
1921-10
-
Jahr
1921
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1921
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
waren, machte die Hilfspflegerin daraus aufmerksam, daft sie die Haare nicht ok>nc Einwilligung der Eltern aüschnei- den dürfe, ebenso weinerte sich ein Barbier, dein die Hilfs- pflegertn da» Mfchneiden übertragen wollte, die Eisen- bartkur vorzanehmeu. Die wackere Htljspslegerin aber lieft sich dadurch nicht abkchreecke» und schnitt nun selbst die Haar« glatt herunter. Einem der Sebnitzer Mädchen versprach sie vorher nach deilen Aussage 20 Mark für den Zopf und drohte mit Einsperrung wäh rend der ganzen vier Wochen Erholung, wenn es nach Hause schreiben würde. Nur durch List gelang es diesem Mädchen, eine Karte an die Eltern abzusenden. Die Mädchen sind sämtlich alle 16 des Haar schmuckes beraubt, die „Hilfspslegerin" wurde auf Beschwerde der Eltern hin von Pirna aus abberuse» nnd durch eine andere ersetzt und d'e Mädchen, die natür lich m ihrem Zustand nicht nach Hanse wollen, sollen nun bis Dezember rn Oybin bleiben. Einige Sebnitzer haben jedoch sofort ihre Töchter nach Hanse geholt, bei einem der Mädchen, das der Barer ärztlich untersuchen lieft, hat der Arzt fcstgestcllt, daft es weder Kopfungezieser noch Spuren von Nissen aufwcist und etwa vorhanden gewesenes Ungeziefer auch ohne Haarabschneiben zu beseitigen ge wesen wär«. Man fragt sich unwillkürlich, wie man ein 18- bi» 19 jähriges Mädchen zur Aufsicht über 16 zum Teil nur wenige Iabre jüngere Mädchen bestellen kann, und die entrüsteten Eltern wollen natürlich noch Schritte gegen diese „Hilsspslegcrin" unternehmen. Sie wird also wohl noch ein Nachspiel haben, diese — „haarige" Ge schichte! Langebrück. Gin Schulknabe batte sich den Revolver feine» Vater» verschafft und zielte damit aui ein Mädchen, in der Annahme, daft der Revolver nicht geladen sei. Plötz, lich löste sich ein Schuft, der das Mädchen am rechten Ober arm verledte und in den Unterleib eindrang. Trotz sofort eingeleiteter Operation konnte die im Becken kestsitzende Kugel noch nicht^entiernt werden. Tas Geschoß hat di« Eingeweide des Mädchens mehrfach zerrissen. Waldheim. Durch Schleuiengaic erstickt sind in unserer Nachbarstadt Hartha die beiden städtischen Arbeiter Höbme und Leistner. Zeugen des UnglückssallS sind nicht vorhanden, doch deute» die bei der Auffindung der Toten gemachten Feststellungen darauf hin, daft der ledige Arbeiter Hobme in den nabe dec Fcinschen Fabrik gelegenen Schlensenschacht zur Verrichtung einer Arbeit zuerst einge- ftiegen ist. Durch sein langes Ausbleiben aufmerksam ge worden, ist ihm fein ArbeitSgefährte Leistner, verheiratet und Vater zweier Kinder, nachgestlegen und gleichfalls ohnmächtig geworden. Der Unfall ist erst nach geraumer zeit benwrkt worden. * Ehrenfriedersdorf. Auf der Strecke zwischen Ehrenfriedersdorf und Thum hätte der von Geyer 3,57 Uhr nach Meinersdorf abgehende Zug leiebt verunglücken können. Von verbrecherischer Seite waren ani den Scbienenstrang über vierzig Klarscklagsteine geregt worden, die den Zug zum Entgleisen gebracht hätten, wenn der Lokomotiv führer die Gefahr nicht rechtzeitig er'annt hätte. Flöha. Der Gemeindcrat bcwilttgte üir das lausende Geschäftsjahr einen FalneSbeiraa iür eine Milchverbilligung «n Familien mit 10 000 Mark Einkommen. Plauen. Zum Valrrmorö in Lchucckengrün wird Mltgtteilt, daft die Erörterungen zu einem Geständnis der Beteiligten grsührt haben. Täter ist der 17 jährige Lohn Walter Kramer, Anstifterin die Ehefrau des Ermordeten. Rochlitz. Scir dem 1. Oktober brennen in Rochlitz alle Straßenlaternen wieder. Der Steuerzahler ist be friedigt, wenigstens etwas sttr sc.n Gew zu „jeden'. Die vollständige Wiedereinführung der Strafen.cleuchning wiro von der Bewohnerschaft als bemerken-, werrer Fortschritt willkommen geheißen. Leipzig. Eine Aufsehen erregende Verhaftung wurde hier vorgenommen. Ans dem Hauplbahnhof wurden der Ma schinenschlosser Hermann Naelsch aus Königshütte und die Kontoristin Valeska TombrowSki aus Lchopoenitz verhaftet, nachdem ein Zimmermann gemeldet hatte daß er auf der ge meinsamen Fahrt von Berlin nach Leipzig erlauscht habe, daft die beiden Leute auf dem Wege seien, Sprengstoffe vom Rheinland abzuholcn und nach Halle an der Saale zu schas se». Bei der Vernehmung gab Naetsch an. daß er die Dom browski in Breslau kenncngelernt habe. Diese habe ihm airvertraut, sie sei auf der Reise nach Frankfurt a. M., um im Austrage der Kvmmunisti'chen Partei in Trepwitz bei Frankfurt Sprengstoffe abznholen und nach Halle zu bringen. Dabet habe sie die ungeheuerliche Behauptung ausgestellt, daß da« Chemische Werk in Oppau durch böswillige Sprengung zerstört worden sei und baß geplant sei, mit dem von ihr zu besorgenden Sprengstoff eine ähnliche Katastrophe im Leu« nawerk herbrizuftihren. Die Dombrowski hat bei ihrer Ver nehmung alles in Abrede gestellt nud erklärt, Naetsch wolle sie nur unglücklich machen, weil sic sein Liebeswerben nicht erwidert habe. Da sich auswärtige Anfragen notwendig nmchten, wurden beide in Haft behalten und der Staats anwaltschaft zugesührt. Sächsischer Handwerkertag. Die erste große Veranstaltung fand Sonnabend vor- mittag im Kristallpalast in Leipzig statt. Den ersten Vor trag über den Gesetzentwurf betreffend die berufliche Renregeluna des Handwerks und die Verhältnisse in Sachs«« hielt Herr Obermeister Lcmdtagsabgeordneter Knntzsch (Dresden). Syndikus Weber (Dresden) faßte den reichen Inhalt des VortrnacS in Leitsätze zusammen, wo nach sich der LandeSauSschnft des sächsischen Handwerks auf den Boden des vom Reicksverband des deutschen Hand- werks ausgearbeiteten Reichsrahmengesetzes über die Berufsvertretung des Handwerks stellt. Der Vortrag von Dr. Ensgrabcr (Plauen i. V.) hatte »t« Unkoftenberechuung im Handwerk — eine der wichtigsten, di« Innungen gegenwärtig lebhaft beschäftigenden Fragen— zum Gegenstand. Nach kurzer Aussprache wurde eine Ent schließung angenommen, wonach die vom Reichsschatzminister anerkannt«» Berechnungen und Feststellungen von Unkosten anschlägen an«rkannt werden, als ein Mittel, sofort zu rich tigen Anfatzzahlen zu kommen. Allen Jnuungs- und Reichs- verbänden usw. des Handwerks wird zur Pflicht gemacht, unverzüglich für die Einrichtung einer geordneten Buch führung bei allen Mitgliedern zu sorgen. Generalsekretär Bartsch (Dresden) vom sächsischen Sub missionsamt verbreitete sich über die Arbeiten ans dem Gebiete deS Berdtngnngswesens und im Anschluß hieran wurde eine Entschließung angenommen, in der es beißt: Die »ur Deckung des Bedarf» von Reich, Staat und Ge meinden benötigten Leistungen und Lieferungen sind öffent lich auSzusckreioen. Ihre Ausführungen durch eigene Be triebe de» Reiches, des Staates und der Gemeinden ist grundsätzlich abzulehnen und nur unter bestimmten Be dingungen zullissig. Bei der Auswahl der Bewerber für den Zuschlag find parteipolitisch« Gesichtspunkte keinesfalls tu Erwägung pr riehen. Da« «ine rasche Lösung erheischende Problem der .Altertzfürsorge für das sächsische Handwerk- behandelte Stadtrat Obermeister Birkner (Meißen). Die Leitsätze hierzu, bte angenommen wurden, weisen auf die Notlage ungezählter Handwerksmeister hin. Reich und Staat sollen 1« Form von Renten helfen. Die Versicherungsanstalt sächsischer Grwerbekammern in Dresden soll die Verteilung Dana sprach Malerobermeister Jähnig über die MrnwgkaaahatzLrhrltugsweseuS, worauf eineEntschließuna Mß«,d«MtkP Gtmw der Handwerker, di« eine Aus nahm« der Lehrlinge in den Tarifvertrag ablehnt, einstim mig angenommen wurde. Zum Schluß sprach da« Mitglied der Leipziger Tech- Nischen Notbtlf», Rost, übrr die Technisch« Notbils«. Am Sonntag vormittag fand iu der üdersüllten Albert- Halle de« Srtstallpalaste» tu Leipzig «ine grobe öffent liche Kundgebung de» sächsischen Handwerk statt, der u. a. KreiSlmuptmann Lauge und Minister präsident Buck beiwohnten. Len Tausenden gaU der warmherzige Handwerkergruße de« ersten Vorsitzenden Kuntzsch-Dresden. Der Lande-Verband habe die Sturm fahne hochgerogcn, da die sächsische Regierung erklärt habe, daß das Handwerk von der modernen Entwicklung de« Produktionsprozesse« zerrieben werd«. Unter de« Bei fall der Versammlung führt der Redner ans, daß da» Handwerk den Nachweis seiner ungeheuren wirtschaftlichen Kraft erbringen will, rum Segen de» ganze« deutschen Vaterlandes. Ministerpräsident Buck führte in seiner BegrühungS- ansvrache au«: Ihrer Einladung Folge zu leisten, war eben so selbstverständliche Pflicht wie seinerzeit die Einladung ter Deutschen LandwirtschaftSgesellschaft und deS Meftamte«, um auf dielen Tagungen mich durch Augenschein darüber zu unterrichten, welche Fortschritte die deutsche Arbeit in ihrer Gesamtheit gemacht hat. Einen Teil der deutschen Arbeit stellt das Handwerk dar und ich stehe trotz aller Meinungsverschiedenheiten über die Wege, die gegangen Iverden, auf dem Standpunkte, daft es Pflicht eines Ver treters der Staatsregierung sei, aus berufenem Munde entgegenzunehmen, was Sie für notwendig erachten, um vorwärts zu kommen. ES hat keine Zeit gegeben, wo nicht Meinungsverschiedenheiten zutage getreten sind und Mei nungsverschiedenheiten, aus den wirtschaftlichen Verschie denheiten geboren, wird eS immer geben Auch diese Tagung ist berufen, Melnungsverschiedenbe ten in Ihren Kreisen und solche, die in groften wirtschaftlichen Fragen bestehen, zu klären. Sie sind ein Teil deS Bolksganzen, das Handwerk ein Teil der Volkswirtschaft. Die große Beteiligung an dieser Veranstaltung ist ein Beweis da- für, daß den auf der Tagesordnung stehenden Fragen ein reges Interesse entgegcngcbracht wird. Möge Ihre Tagung den Erfolg zeitigen, daft nicht nur das sächsische Handwerk, sondern die gesamte Volkswirtschaft keine Nach teile, sondern Nutzen davon hat. Mit anhaltendem Betsill wird eine vom Vorsitzenden verlesene Entschließung für ein ungeteiltes Oberschlesien angenommen, d'e'e lautet: „Der zweite sächsische Handwerkcrtaa erbebt flammenden Protest gegen alle Versuche unserer Gegner, Oberscbkesien ganz oder teil weise dein Deutschen Nei.be zu entreißen. Oberschles en ist für die deutsche Wirtsclxist niientbebrlich und ist auch für die Versorgung deS deutschen Handwerks mit Rvhstvffen nnd Halbfabrikaten von unersetzlichem Wert. Eine Los lösung Obersch.'esienZ vom Reich muß zu schweren dauern den Schädigungen der denk scheu Volkswirtschaft führen, und damit werden dem deutschen Bolle in weitem Maße die Grundlagen genommen, auf deueu e-Z sich erbalten muß. um den V-eruslichtungen unserer Gegner Nachkommen zu können." Es folgen alsdann, gebalten von Führern des Hands werks, die drei Hauptvorträge. Syndikus Weber spricht über die Stellung des Handwerks zur Wirt schafts- und Sozialvolitik der Gegenwart Er wendet ich gegen alle Kommnual s erungSbestrebuugen, wünscht die organisierte Wirtschaftsordnung und verlangt von der sächsischen Regierung mcbr Entgegenkommen Gegen über dem Handwerk durch Anerkennung und Gleichberech tigung im neuen Staat. Er vertritt und begründet die folgenden Forderungen deS Handwerks: 1. Tie Unterlassung jeder Art von Kommunalisierung für die Betriebe des Handwerks und Gewerbes. 2. Die Beseitigung jeder Art von Zwangswirtschaft einschl'eßlich deS Wohnungsgewerbes, welche nur d e freie Entwicklung der Betriebe und ibre Produktionskraft hemmt die Geschästsmoral und das sittliche Empfinden des ge samten Volkes untergräbt und die öffentlichen Kassen durch ihre unproduktWen Einrichtungen ausS schwerste belastet. 3. Die unbedingte Aufrechterhaltung des freien Wett bewerbs unter den verschiedenen Wirtschaftsformen, die allein eine sparsame Verwendung öffentlicher Mittel ge währleistet. Der Handwerkcrtag erklärt, daß er die vor sätzliche Ausschaltung des Handwerks bei Vergebung öffent licher Arbeiten als einen Bruch von Artikel 164 der Reichs- Verfassung betrachtet, und fordert in diesen Fällen von der Staats- und Reichsregierung zum Zwecke der Durch führung des verfassungsrechtlichen Schutzes d e Verwei gerung der öffentlichen Bauzuschüsse. 4. Die Rücksichtnahme der gesetzlichen ArbeitSzeitbesitm- mungen auf die besonderen Betriebsverhältnisse des Hand werks und die Bedürfnisse der Volkswirtschaft. (Saison gewerbe.) 5. Wirksamen Schutz gegen die Schädigung des selb ständigen Handwerks durch die nebenberufliche Tätigkeit der in einem festen Arbeitsverhältnis stehenden Personen nach ihrer gesetzlichen Arbeitszeit. Sollte ein allgemeines Verbot dieser Tätigkeit nicht möglich sein, so fordert das sächsische Handwerk die Verweigerung der Ausstellung von Gewerbescheinen an obengenannte Personen und eine ganz bedeutende Erhöhung des Strafmaßes für die ohne Ge werbeschein ausgeübte selbständige Gewerbetätigkelt. Reichstagsabgeordneter B i e n e r-Chemnitz spricht über Steuergesetzgebung und Handwerk. Seine Ausführungen gipfeln rn den folgenden Leitgedanken: Das sächsische Gesamthandwerk erklärt seine Bereit willigkeit, an der Aufbringung der Steuerlast für Reick und Land im Rahmen seiner Leistungsfähigkeit mitzu wirken. Das Handwerk stellt dazu die Voraussetzung, daft die Verteilung der Steuerlast den Grundsätzen der steuerlichen Gerechtigkeit entspricht und insbesondere die wirtschaft liche Kraft des Steuerzahlers als Grundlage für dr« Be lastung dient. Die steuerlicke Gerechtigkeit liegt nicht vor, /andern ist offensichtlich schwer verlebt, wenn wie im sächsischen Ge- werbesteuergeseb die Konsumvereine und anderen Genossen- schäften sowie in allen anderen Steuergeseben die wer benden Unternehmungen im Reiche, Staat und in den Gemeinden ern Steuerprivileg erhalten und solange Pfusch arbeit und wilder Warenhandel offen und versteckt ge duldet, sich mit Erfolg der Steuerpflicht entziehen können. Das Handwerk fordert weitgehende Rücksichtnahme auf seine Produktionsmittel, die als werteschassender Faktor seine wirtschaftliche Kraft erheblich beeinflussen und wendet sich daher gegen jeden steuerlichen Eingriff in ferne Be triebsmittel. Demgegenüber fordert das Handwerk eine scharfe Heranziehung der durch die Börsenspekulation zum Saiaden unserer ohnehin schwer notleidenden Valuta erzielten mühe losen Gewinne zu einer erhöhten Steuer. Bürgermeister a. D Dr. E b e r l e - Dresden . spricht über die Bedeutung des Handwerks für unser Volksleben und unsere Volkswirtschaft. Ti« Hauptgedanierr seines Vortrags waren etwa die folgenden: Eine der wich tigsten Ursachen der Not unserer Zeit ist di« Trennung von Kapital und Arbeit durch Uebervroduktion von Groß betrieben auf der einen Sette und die dadurch hervorge- rufcne Proletarisierung auf der anderen Seite- Arbeiter, schäft und Unternehmertum verstehen sich nicht mehr. Tie Bedeutung des Handwerks liegt darr», daft eS neben der Landwirtschaft die stärkste Quelle der sittlichen BolkS- kraft ist. Die Eigenart des Handwerksbetriebes bringt täg lich die Erfahrung, daß boi Gründung, Führung. Erhal tung und Ausbau oer PersünUwkeuemert de« Geistes, Ge wissens und Leibes ungieich wertvoller sind als das in se-ne Hände gegebene tote Gut, d. h, daft aller Menjchemvert vor Geldwert gebt. Da» Handwerk itrdert die Ne.guug zur Ehe. gestaltet sie inniger, erleichtert die Erziehung der Kinder. Es iß ei» Schutz nationaler Gest»»»»«. Di« Selbstän digkeit ist di« Schal« der E»tsaltu»g der Eigenart der Per- sönlichkeit. Das Handwerk ist da» Mittel zur Lösung der sozialen Frage der freie Weg der hochstrebeuben BolkSkraft und eine wichtige Quelle der wirtschaftlichen Erneuerung, die natürliche Schule der Werk- und Sachkunst, de, Pflege der Qualität». und GeschmackSarbett, Diener dr» persönliche» Bedarfs und GeschnmckS an Stelle der Maffenbefriebtgung. Wenn das Handwerk trotz dteser hohen Bedeutung in keiner Entwicklung nicht gleiche» Schritt «it der Jndnstrt, halte» konnte und diese durch ihre überleg«»« Kapitalkraft in da» Arbeitsgebiet de» HandiverkS ttbergegrifse« hat, so trägt da» Handwerk daran selbst die Schuld, weil «» nicht rechtzeitig den Weg zur Zusammenfassung seiner Kraft in einer plan- mätzigen Organisation gefunden hat. Wen» wir nach de« letzten Ursachen unseres Zusammenbruch» fragen und dabei finden, daft die letzte Ursache ein Versage« der sittliche» Kraft unsere» Volke» war, so kann und wird der Aufbau nur durch die Wiederherstellung dieser sittlichen Kraft unseres Volke» möglich fein. Deshalb kann der Träger de» Wieberaufbaue» nicht da« Kapital sein, sondern der feiner Pflicht bewußte, opferwillige schaffende deutsche Manul Orgelspiel und Gesang d,g Alinirderlüubischen Dank- gebeie» hatte die bedeutsam« «nnbgebung eingelritet, der ge meinsame Gesang de» Liede«: »Brüder reicht die Hand s«m Bunde" schloß gleichsam al» Bekenntnis zur Einigkeit die Tagung. Der Umzug. ' Um die Mittagsstunde sammelten sich Re Dürfende dex Teilnehmer in der Brandenburger Straft« zum Umzug durch die Stadt, am Hauptbahnhof vorüber nach dem Reichsgericht. Das gesamte sächsische Handwerk marschiert! Es will der groben Oessenilichkcii beweisen, daft eS noch stark und lebens kräftig ist, namentlich auch jenen Stellen, die in Gesetzen nsw. über das Schicksal deS Handwerks mit entscheiden. Wer den auch Hunderte von Fahnen mitgeftthrt, soll'S doch kein Festzug sein, sondern ein DemonstvationSzug, der durch seine einmütige Teilnahme deS ganzen sächsischen Handwerks im poniert! Es war ein würdiger und zugleich wuchtiger Ab schluß der Heerschau deS sächsischen Handwerk» in Leipzig. Ä MW SIMns ll. SkburirlU Fridtjof Nansen, dessen 60. Geburtstag auf den 10. Ok tober fällt, hat nicht nur als Polarforscher und Geograph eine hohe Berühmtheit erlangt, sondern er steht heute gerade al» Diplomat und Menschenfreund im Mittelpunkt des Jntev- esscs da er als norwegischer Delegierter beim Völkerbund die Aufgabe erhielt, die Hilfsaktion für das hungernde Nutz land zu organisieren. Nansen hat eine hervorragende Nolle im politischen Leben seines Vaterlandes gespielt, indem er mit der ganzen Kraft seiner Persönlichkeit für die Trennung Norwegens von Schweden eintrat, dann als Gesandter in London die Interessen seines Landes wahrnahm und schlieft- lich mährend des Krieges in Amerika durch glückliche Ver handlungen die schwierige Lage Norwegens milderte. Seine« Weltruhm aber hat er sich durch seine großartigen Nordpo- larrcisen erworben. Nansen stammt aus einer Familie, die wahrscheinlich deutschen Ursprungs ist. In Flensburg wurde einer seiner direkten Vorfahren, HanS Nansen, geboren, der 1660 als Kopenhagener Bürgermeister das absolute König tum in Dänemark wiederherstellcn half. Er selbst ist der Sohn eines Advokaten in der Nähe von Christtania. Scho» als Knabe war Skt und Schlittschuhlaufen seine liebste Bo- schäftigung, und nach beendeter Studienzeit zog er 18SS mit einem SeehnndSfänger auf 'eine erste Reise inS Eismeer. Weithin bekannt wurde sein Name durch die kühn« Expedi tion von 1888, auf der er Grönland mit Schneeschuhen be reiste nnd zum ersten Mal den Schleier von diesem geheim- niSvollen Land deS ewigen Eises lüftete. Dann kam 18SS jene V.orbpolarreisc mit der „Fram", auf der er zwar nicht den Nordpol erreichte, aber nach dreijährigen gefahrvollen und aufregenden Abenteuern mit außerordentlich wichtige» wissenschaftlichen Ergebnissen zurückkehrte. Die Geschichte dieser unvergänglichen Tat hat er in seinem klassischen Werk „In Nacht und Eis" geschildert, das besonder- ein Liebling»- buch der deutschen Jugend geworden ist. Die Zelt der gro ben Polarreisen war banzit für Nansen vorbei. Er über nahm einen Lehrstuhl als Zoologe und Ozeanologe an der Universität Christtania, den er noch heute innehat. Doch Hai ihn der „Zauber des ewigen EiseS" immer wieder nach den Polarregionen gezogen, und er ist besonder- lebhaft für die Erhaltung der Eskimo Kultur eingetreten, deren eigenartige Größe und Ursprünglichkeit ihn anzog. Nansen wirkt heute als Präsident der norwegischen Abteilung de» Völkerbundes für die hohen Ideen der Menschenliebe und der Völkerversöhnung. Der blonde Riese, dem freilich der Schnee des Alters jetzt Manche- von seiner Blondhett ge nommen hat, ist mit seinen Träumeraugen und -em energi schen Kinn so recht der TnvuS eines modernen Wiking, kraft voll und zart zugleich. Praktische Tatkraft und dichterische Phantasie sind in seiner Persönlichkeit vereinigt. Die Zeit der groften Reisen ist für ihn wohl endgültig vorbei. „Ich bin nicht mehr jung," sagte er kürzlich, alS man ihn über seine Zukunftspläne befragte, „und wenn mich auch die Aben« tcurcrlust noch immer verlockt, so ist eS doch klüger, sich solche Wünsche aus dem Kopf zu schlagen. Mein Lehrstuhl an der Universität Christtania ist da» Altenteil, auf baS ich mich zurückziehen werde, und eS gibt da verschiedene ozeanogra phische Untersuchungen, die ich noch auSführe» möchte. Iw übrigen: Platz den Jungen!" Vermischtes. RaubüberfSNe in Oberschlesien. Am Donnerstag In den späten Abendstunden wurden in der Schichtmeisterei der Hrinitzgrube bei Bentben 114000 Mark geraubt. Der Rand war dadurch möglich, daß der Schichtmeister vor dem geöffneten Geldschrank infolge Herzschwäche »usammen- aebrochen war. — Sonnabend vormittag um 8 Uhr wurde di, Stationskaffe von Bogutschütz von vier Banditen Über- fallen. Diese hatten e« auf die Borschußgelder für die Arbeiter, die vorgestern gezablt werden sollten, abgesehen. Der Raub mißlang. Di« Räuber entflohen und wurden verfolgt, wobei sich auf dem Kirchhof ein Gefecht entspann. Von den Räubern soll einer verlebt sein. «ein Papier für et« Protokoll. Vor einiger Zeit ist «in Verbrecher der gerichtlichen Verfolgung dadurch ent gangen, daß di« Anzeige auf der Straßburger Polizeiwache nickt protokolliert werden konnte wegen Mangel« an Papier. Di« Zeugen de» Verbrechen«, die die Anzeige erstatten wollten, erhielten die überraschende Auskunft, am nächsten Tage wiederzukommen. Der erste Schnee in Newport» Am Sonn abend ist in Newvork der erft« Schnee gefalle». Dir Temperatur ist empfindlich gesunken. Ei« englischer Dampfer «nteraegange«. Reuter mel det: Der Dampfer -Nowan" ist auf der Fahrt von Glas gow nach Dublin im Firth of Etyd« bet dichtem Nebel nacheinander mit zwei Dampfern »usammengeitoßen und nntergegangen. Nack einer amtlichen Meldung batte der Dampfer bü Fahrgäste und 87 Mann Besatzung an Bord. Vermißt werden drei Fahrgäste und IS Manu der Lö satzung.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)