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Freie Elbnfrr. (Eia Dresdner Brief.) „SS reden und trSnmen die Mensche« viel," sie sinne« nnd grübeln über soziale Probleme, und während sich die gescheiten Menschen die Köpfe zerbrechen, vollzieht sich die natürlichen Gang der Entwickelung die Lösung der schein bar schwierige« Aufgabe. Wir sehen eS a« unserer Jungfer Elbe. WaS war sie für ein prüdes Frauenzimmer! Kaum ein nacktes Sindlein litt sie an ihren grünen Ufer», — «»zu war den« die Strompolizei da? — Und jetzt? — Sie ist freideukend geworden. Sie hat einsehen gelernt, daß allzu strenges Verhüllen den Menschen — ob auch -en Fluh? Weibchen? — schädlicher ist als gesunde Natürlichkeit. Sie lächelt freundlich und schäumt beileibe nicht auf in zorniger Abwehr. Hat auch -er allzu strengen Hermandad abgewinkt, wenn Männlein und Weiblein in selig-paradiesischer Nackt heit in ihren Welle« untertauchen. Zwar ist unsere Elbe „au üben gelbe", aber waS ver- schlägt's? Wohlig umspülen ihre Wasser all die Menschen körper, die sich schwimmend ober auch nur watend ihren Fluten anvertrauen,- ihre Wasser, dem Gebirge entsprungen, genährt vom Tau der Wiesen und Wälder, spende» so gern Stählung «ud Frische, und cs gehört schon ei« volles Ein setzen gesunder Kraft dazu, um den treibenden Wellen sich entgegenzuwerfen. Es ist ei» schöner blauflügliger Sommernachmittag. Bon Meißen her trägt mich der grün-weiße Dampfer strom- auftvLmS bis Dresden. Noch ist die alte Bischofsftadt mit der herrlichen Silhouette seiner Burg sichtbar. Gegen die zackige Ecke -er Spaarberge schiebt sich die wal-bestandene Gauernitzer Insel weit hinein in den Flntz. Meißner Bade engel haben uns fast bis hierher begleitet. Erft standen sie in Reihen an -er fonnenbeschienencn Wand des Meißner Männerbades, «m sich, gewiß auf Verabredung, als wir vor überfuhren, einer nach dem anderen im Sprung kopfüber in das Wasser zu stürzen. Dann tauchte in kurzer Weile, sprudelnd und pustend, ein Kopf nachdem anderen in unserer Nähe aus, um nach und nach doch zurückzubleiben. — Da kommen aus graugrünem Weidengebüsch neue Badende hervor. Zwei Männer, zwei Mädels, blätter bekränzt wie griechische Götterbilder, von Sonne umflutet winken sie uns mit langen Wcidenzweigen in den Händen. Man fragt nicht, wer sie sind, was sie tagsüber treiben, ob sie an stampfender Maschine stehen oder gebückt über den Büchern sitzen, oder ob sie bei gleichtönigcm Geklapper lang weilige Geschäftsbriefe tippen. Es sind halt Menschen, die froh alle Unterschiede, den Zwang äußerlicher Kultur ab gestreift haben, Menschen und nur Menschen sein, ihre Körper dem Hauche der Natur darbieten wollen. Dann weiter. Unter den Erlen und Weiden -es Serkowitzer Ufers hat sich ein regelrechtes Badeleben ent wickelt. Ganze Familien lagern dort im hohen Gras, Vater und Mutter, umkrabbelt und umspielt von großen nnd kleinen Kindern. Andere springen einzeln und in Gruppen die niedrige Böschung hinab, tauchen ins Wasser, um bald darauf sich von der Sonne „recht scheene braun" rösten zu örsscn. Wer uns das früher gesagt hätte. Noch gar nicht so lange ist es her, da gab es Sonnenschirme, deren Auf gabe es war, von der empfindlichen Haut jeden sengenden Strahl zurückzuhalten. O, es war gar nicht fein und zeugte von ganz gewöhnlicher Gesinnung, von wenig ästhetischem Empfinden, wenn ein junges Mädel frohmut ohne Hut nnd Sonnenschirm daherhüpfte. Mütter, Tanten und Ge vatterinnen gerieten in gelinde Aufregung. Wie kann man nur ! Und jetzt! — Auch der kleine Junge weiß es schon, daß die Damen richtige Beine haben nnd vom Gürtel abwärts nicht nur aus Nock und Füßen bestehen. Das haben sie ja an der Elbe ganz genau gesehen. Aber wenn die Tatsache ergründet ist, verliert sie an Wichtigkeit. „Müttersch sehen nun einmal rund aus, Väter viereckig," wie mir ein Knirps einmal konstatierte. Je näher und dichter die Häuser an den Strom heran treten, vorüber an Kötzschenbroda, der malerischen Gohliser Windmühle, desto mehr bevölkert sich auch die Elbe. Bis Licht her an die ausgreifenden Radschanseln unseres Dampfers kommen die waghalsigen Burschen geschwommen. Sie wollen im Gischt der hochgeschleuderten Wellen unter tauchen, sich, auf dem Rücken liegend, dem tanzenden Spiel überantworten. Nnd wo das Kielwasser vom Feuer der sinkenden Sonne überstrahlt ist, sieht man Kopf an Kops die Schwimmer rnrd Schwimmerinnen. Da rufen die Leute und beugen sich über das Geländer unsres Schiffes. Unter dem Radkasten haben sich zwei Burschen mit den Händen sestgehängt, lassen ihre Glieder vom schäumenden Wasser übersprudrln und rufen Scherze herauf. Verwegener Ucbermut ist bas! Wie leicht können sie beim Loslaffem von den Radschauseln erfaßt werden! Aber nein, — bet einer Biegung, wo die Wasser nach der Anderen Seite drängen, lassen die beiden loS und schwimmen chem Ufer wieder zu. Ein Spiel mit der Gefahr, wie es die Fugens schon tmmer geliebt hat und der doch hie und da einer zum Opfer fällt. Und nun nähern wir uns immer mehr der Großstadt, ein ununterbrochener Badestrand an beiden Ufern beS Flusses! Da sitzen auf flacher Sandbank bet Briesnitz zwei Angler in beschaulicher Ruhe. Doch als die Wellen des Dampfers ihnen gegen Füße und Leinenhosen spritzen, lernen sie das Hüpfe«, zum großen Vergnügen einiger Buben, die in der Nähe baden. Ja, ja, — Schadenfreude, die schönste Freude! — Wir lassen die schimpfenden Gesellen hinter uns. Am großen Gehege die Luftbäder der be völkerten Vorstadt Cotta. -Da ist Leben und Betrieb! Und so geht es, bis unser Schiff an der Terrasse anlegt und abendlicheS Dunkel über das Wasser herabsinkt. Alte, gute Elbe, freust du dich über den Fortschritt? Gibt nicht diese Badelust Aussicht für ein gesundes un gesund Lenkendes Geschlecht? Für reine und klare Jugend, für frohes und starkes Alter? Möge es doch so sein! Und scheltet mir nicht zu sehr auf die neue, lobt mir die „gute, alte Zeit" nicht zu sehr heraus! Sie hatte auch ihre schlechten Seiten, als da sind Muckertum, krumme Rücken und Prüderie! Schaut unsere lustigen, frischen Jungs an, Schüler wie Arbeitsburschen, — seht unsere schlanken Mädels, die keinen Sonnenbrand scheuen! Geht an die Elbufer, kehrt mit all den Badenden zur Natur und Natür lichkeit zurück! Erbee. Der Sturm auf Vas neue Goldland. Ter nördliche Teil der kanadischen Provinz Ontario ist seit einigen Monaten der Schauplatz eines heftigen Ansturmes der Goldgräber, und man ertvartet, daß das Goldfieber hier immer stärker um sich greifen wird. Ob die in diesem Gebiet herrschende Aufregung und die phanta stischen Hoffnungen, die die goldhungrigen Abenteurer mit bringen, gerechtfertigt sind, ist eins andere Frage. Jeden falls ist niemals in der Geschichte von Ontario ein sol cher Andrang zum Erwerben von Stellen in dem Gold gebiet beobachtet worden, als in den ersten fünf Mo naten des Jahres 1922. Seit Januar wurden 1500 An teile vom Staate verkauft, gerade zehnmal so viel als im vergangenen Jahr. Seit Wochen bringt jeder Zug. der nach dem nördlichen Ontario geht, Scharen von Gold gräbern aus allen Winkeln der Erde. Für das herrschend« Goldsiebcr ist ein Vorfall bezeichnend. Im Januar kamen Berichte, daß eine Goldmine am Munro-See östlich von Matheson an der Eisenbahnlinie etwa 300 Kilometer nörd lich von der Nordbai entdeckt worden sei. Gold, diS ans Goldadern zu gewinnen ist, ist der Jdealtrauin jedes Goldjägers: deshalb beeilten sich viele, sich eine Stelle an diesem Ort zu sichern, und erwarteten ungeduldig den Frühling, nm an die Ausbeutung zu gehen. Im März konnten sie es nicht länger aushakten, und so begann einer der seltsamsten Anstürme, der je auf ein neues Dorado erfolgte. Obwohl der Schnee noch drei bis vier Fuß hoch lag. kamen Hunderte von Abenteurern nach den Küsten des Munro-Sees aus Hundeschlitten: sie wurden hier von einem furchtbaren Schneesturm überrascht, gegen den sie zwei Tage lang ankämpften, und mußten dann unverrichteter Sache wieder umkehren. Jetzt sind kie längst an ihre Stellen zurückgekehrt, und es wird von Ertrag- nissen berichtet, bei denen auf den Meter 4 Dollars in Gold ausaebcutct worden sein sollen. Tas B rgwerkSamt von Ontario steht aber den Nachrichten von dieser Gold- Mine noch skeptisch gegenüber. Doch selbst wenn sich diese neuciitdeckte Goldmine nicht als ertragreich erweist, so bleibt Ontario doch das Goldland der Zukunft. Wie ivir einein Bericht amerikanischer Blätter enluehiuen, ist On tario ganz allmählich in die vorderste Reihe unter den aolderzeugendeii Gebieten getreten. EinS seiner Bergwerke, die Hollinger-Mine zu Poreupiue, ist heute schon das größte Gvldbcrgwerk der Welt. Tie New-Mod- bersontain-Mlne im südafrikanischen Randgebiet, die bis her als das größte Gvldbcrgwerk der VZelt galt, bat in 21 Jakuten Gold im Werte von 39 Millionen Dollars er zeugt und 12 Millionen Dollars Dividenden gezahlt. Die Hollinger-Minc, die erst seit 1912 auSgebeutet wrrd, hatte in lO Jahren rin Erträgnis von 18 Millionen Dollars in Gold und zahlte 16 Atrll. Toll- Dividenden. Dabei steigt die Gewinnung von Jabr zu Jahr, und es werden fort gesetzt neue Goldfunde in dieser Gegend gemacht. Jin Jahre 1921 förderte das Bergwerk über eine Million Tonnen Erz zutage mit einem durchschnittlichen Ertrag von 9,67 Dollars die Tonne, gewann mehr als 10 Mit lionen Dollars in Gold mit einem Nettogewinn von mehr als 4 Millionen Dollars nnd zahlte mehr als 3 Mil lionen Dollars Dividend«. 75 Prozent aller Stellen, die in diesem Jahre erworben wurden, liegen In dem Gebiet des Kirkland nnd des Larder-SeeS, wo die neuesten Gold schätze entdeckt wurden. Von 72 Städten tn diesem Gebiet hat man in 54 goldtragendes Felsgrstein fcstgcst llt. Druck und Verlag von Langer u. Winterlich, Rief«. — Für die Redaktion verantwortlich: Arthur HSHuel, Riesa. ErMlcr an der Lide. Belletr. Gratisbeilage za» „Riesaer Tageblatt". Nr. 2«. Riesa, 1. Juli 1222. 48. SstBr«. Cine Misfionskirche. Die freudige Anerkennung, die die Herrnhuter Brüder gemeine am Gedenktage ihres zwethundertjährigen Be stehens in der evangelischen Christenheit geerntet bat, ist ei« einmütiges Zeugnis für die Art und Weise, wie sie t« ihrem Kreise evangelische Frömmigkeit auSgestaltet an- ge pflegt hat. So stark das Empfinden für die Gnade des Erlösers entwickelt ist, in der die Seele ruhen darf ohne alle Angst und Sorge, ebenso stark ist die sittliche Bestimmt heit der ganzen Glaubensweise: sie fordert unbedingte Dienstverpflichtung Christus gegenüber, ein stets bereites Streitertum für die Zwecke des Herrn. Schon die Gründer -er Gemeinde erkannten aber als zu diesen Zwecken gehörig die Wcltmiffion. Die Herrnhuter haben nicht die ersten evangelische« Missionare gestellt. Das waren Ziegenbalg und Plütschau gewesen, die 1708 nach dem damals dänischen Ostindien ge zogen waren und die Tamulenmiffion ins Leben gerufen hatten. Zinzendorf hatte zu Großhennersdorf bei seiner Großmutter und dann tm Waisenhaus zu Halle von dem ge segneten Wirken dieser Männer gehört und den ersteren wohl auch kennen gelernt. Da war auch schon der Eifer für die Mission in ihm erweckt. Mit gleichgesinnten Freunde» stiftete der Fünfzehnjährige den Senfkornorden, dessen Hanptregel lautete: „Darauf soll unsere unermüdete Arbeit gehen durch die ganze Welt, daß wir die Herzen für den gewinnen, der sein Leben für unsere Seele dahin gegeben." Später, an seinem Hochzeitstage, gelobte er mit seiner Braut: „Auf des Herrn Wink alle Stunden den Pilgerstab in die Hand zu nehmen und zu den Heiden zu gehen, um ihnen den Heiland zu predigen." Diesen Eifer verstand Zinzendorf in die kleine Gemeinde, die am Hntberge ent standen war, cinzupslanzcn. Die aus Mähren Zngcwandcrten hatten nichts anderes gesucht als eine Heimat, in der sie ungestört ihres Glaubens leben konnten. Der Verkehr mit Zinzendorf zeigte ihnen aber noch höhere Ziele: sie wurden zu dem Verlangen er weckt. dem Erlöser in tätiger Arbeit ihr Leben zu weihen, im Dienste an den Brüdern und Schwestern in der Ge meinde und unter den Heiden. Zehn Jahre nach der Grün dung Herrnhuts zogen schon die ersten Glaubensboten nach Weslindicn, 1732: in Grönland stiegen 1733 die ersten Briidermissionare an die eisige Küste: auf dem nordamerii- kanischen Festlande begann 1734 die Mission. In rascher Folge wurden immer neue Brüder nachgcsandt und in anderen Ländern neue Unternehmungen gewagt: bei den Samojede« und Sappe«, tn Persien und in China, Ceylon und Ostindien, in Konstantinopel und der Wallachei. am Kaukasus und tn Aegypten. Diese sind dann freilich wted« anfgegebe« worden: aber die Erinnern«« daran lebt fort in dem groben Wandgemälde des «fiten BrüdersaaleS t» Herrn hut, da» die erste» Bekehrten ans diesen «Ülkern dar- stellt. Westinbien und Grönland, Nordamerika nnd Süd amerika, blieben aber gesegnete MtsstouSgebiete t« de» fol gende» Jahrzehnten bi» heute und nmrde« durch andere noch vermehrt, wie durch Südafrika «ud Ostafrika. Welcher Geist diese stille einfache Brüderschar beseelte, dafür nur zwei Beispiele. Als mau eiue« fragte, oh « nach Labrador gehen wolle, g«ch er zur Antwort: „Ja. morgen, wenn mau mir nur et« paar Schuhe gibt." I» Wefttndien waren tn einem Jahre 10 Missionare de« Meder zum Opfer gefallen. Im Januar 1739 landete Zinzendorf selbst dort mit zwei Brüdern. Er fragte sie: „WaS machen wir, wenn die Brüder nicht mehr da sind?" „Rn«, da«» find wir da," lautete die Antwort. Da rief er an»: Zdenü aeterna — diese Mähren." Ja, ei« unverwüstliches Geschlecht waren diese Bote«: sie haben Sameu für die Ewigkeit au» gestreut. Die Mission ist eine wesentliche Arbeit der Brüder- gemeine geblieben. Diese weltumspannende Tätigkeit hat die kleine Kirche vor Erstarrung und Engherzigkeit bewahrt: hat ihrer Leitung einen weiten Blick erhalte» und sie immer genötigt, anfS neue sich zn prüfen, Fehler ,« erkenne«, neue Wege zu erforschen. Das Bedeutsame an dieser Mission aber ist, -aß sie ganz nnd gar Gemeindesache iE Nicht Einzelne unterstützen und trage« sie, auch nicht Vereine, sondern die ganze Gemeinde. In den andern evan gelischen Kirchen hat dieses Beispiel gezündet. Aber es hat noch gute Wege bis dahin, -aß von alle» Glieder« der Kirche die Mission, die Ausbreitung des Evangeliums ttr aller Welt, als selbstverständliche Pflicht erkannt nnd er füllt wird. Diese Pflicht mutz hochgehalten werden gerade auch in unseren Tagen, da unser Vaterland, fast wie t» Zinzcndorfs Tagen, vom Weltverkehre ferngehalte« ist. In dieser Pflicht erscheint der ganze sieghafte Idealismus de» Christentums. An seiner Pflege wird die Kirche tu der Heimat Segen ernten, ebenso wie die missionierende Brüder gemeine. Darum wollen wir ihr Losungswort beherzige«: „Wir wollen uns gerne wagen, in unfern Tagen der Ruh« abzusaaen, die » Tun vergißt: wir woll'u nach Arbeit fragen, wo welche ist, nicht au dem Amt verzagen, uns fröhlich plagen und unsre Steine tragen aufs Baugerüst." Dr. Benz. Die blonde Hindu. Roman von Friede Birkner. (Abdruck ohne vorherige Vereinbarung nicht gestattet.) Fortsetzung. In Delhi angekoinineii, hatten die drei Freunde in einem englischen Gasthaus tn der Nähe des BahnbvseS Wohnung genommen und ließen nun alle Wunder oer Stadt ins sich ernwrrken. Tagelang wanderien sie durch die Mär- clienräunie des GroßmrgnlpalasleS. sind immer wieder sanden sie neue Schönheiten, neue Wunder. Scannend be trachteten sie die spitzenseinen durchbrochenen Alabastcr- tvünde, das Glitzer» und Funkeln der Halbedelsteine in den Weißen Marmorwänden. Selbst Bobs Amerikastolz sch:v::g still vor so viel Größe und Schönheit. Beim Anblick der großen Audienzhalle im Groß- mogiilpalast sand er keine Worte, ferne Bewunderung anSzndrncken. „Jungens, wenn der Psauenthron, den sich damals der alte Perserkönig Nadir Schah von hier als kleines An- deuten mitgenommen hat, in Pracht und Kostbarkeit die sen Räumen gleich gewesen ist, dann hat er gewußt warum." „Kleines Andenken ist gut, me>n lrel»er Bob! Der Psauenthron soll heute einen Wert von bald sechshundert Millionen haben!" „Meinst du, Nadir Schah hat sich mit Kleinigkeiten abgegeben?" „Ich staune deine Kenntnisse an. Woher kennst du den» den alten Perscrkönig?" fragte Kerl etwas verschüch- tert ob seiner eigenen Unwissenheit. „Das weißt du nicht? Na, hör mal!" „Woher hast du denn die Wrsienschaft? Mernes Wis sens hast du in Hannover oft aus die lrebe Schule ver zichtet, aber Feri und ich waren brav und iminer da!" „Ha, in der Schule erlernt man so was nrcüt! Da» hat mir gestern abekd Frau von Wallersce, dre Gattin des neuen deutschen Konsuls, erzählt." -,Acki so, und ich wollte sckwn rn Ehrfurcht vor deinem Wissen ersterben," lacht: Ferr uird versetzte Bob einen sanften Ripvenstoß. „Au, nicht doch! Ich bin kitzlich!" — Als sie ans dem Palastiarten nach dem Hof der großen Mrsckee gingen, bot sich tönen ein atemberauben der Anblick. Von einer kleinen Nische ans sahen sie de» Hos mit tausend und abertausend Hindus erfüllt, die, in regelmäßigen Reihen knrecnd, in inbrünstiger Andacht ihr Gebet verrichteten. Kranke, Krüppel, Bettler hatten srck au der rechten Seite zusammcngedrängt, und all dre anderen knieten nun rn blendend weißen Gewändern in der Mit tagsalut am Boden. Stumm staunten die drei vor dem Gewiltrzen dieser Andacht, die ihnen ans Herz grifs. Ans Vorsicht hielten sie sich versteckt, bis die Hindu in tötender Langsamhert den Moscheehos verkieken, denn es ist nrcht ratsam, als Europäer Inder bei iqre» religiösen Verrichtunze» zu be lauschen. Nach einigen Tagen fuhren sie dann nach Agra, um auch dessen Schönheiten rn sich aufzunehmen. Andächtig standen sie vor dem wundervollen Monu ment anbetender treuer Gattenliebe, vor dem Dadsch-Mabal jenem Grabdenkmal, das Großmogul Schah Dscbedan seiner heißgeliebten Gattrn, der Sultanin Ardschcuuand Kanu