Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192209137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220913
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-13
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
kirnen meinen Willen öffentlich erwähnt worden M. mich besteht kein Zweifel darüber, daß Euere Mo rageSgeschichte. Deutsches «ei». Rückkehr au» Aviano«. Der im Jahre ISIS al» tot erklärt, Schlaffer Michael Schmitt ist letzt nach achtiäbriaer französischer Gefangensckigft nach Aschaffenburg ziirückgekebrt. Der körperlich und seelisch gänzlich arbrochene Mann, dem inzwischen auch die Fran gestorben ist, sagt au», daß er mit noch 88 Letden»nenoffen in Avignon aAangm gehalten worden sei. Unter den Deutschen befand sich auch ein Ge- fangener mit zwei amputierten Beinen. 18 von den Ge fangene» seien letzt zurvckgeschickt worden; dle 17 letzten würden vorläufig noch nicht entlassen werdin. Erhöhte Velobnnuaen h,t Anfklärun« vau «erbreche». Dle bisher vom vreutzischen Ministerium de« Innern auf 5000 Mark beschränkte Summe zur Aussetzung von Beloh nungen für dl« Aufdeckung schwerer Verbrechen wird letzt infolge der Geldentwertung erhöbt werden. Der Minister de» Innern ermächtigt jetzt in einer Verfügung die Re» aiernngSvräsidenten und den Berliner Polizeipräsidentin im Einverständnis mit dem Flnanzminister, künftig Beloh nungen bi« zum Höchstbetrage von 20000 Mark anSzusrtzm. Der Entwurf eines RrichSberufsschulgesetzes. Die Vorbereitungen eines MeichSbernfSschnlgrsetzeS, die längere Zeit ruhen mutzten, find jetzt im Reich-Ministerium de» Innern wieder ausgenommen worden, nachdem in der schwierigen Finanzlage eine Verständigung mit de» betei ligten Stellen zustande gekommen ist. Das Gesetz, von dem ein Neferentenentwurf schon seit langem im Reichsministerium des Innern vorliegt, wird aller Voraussicht nach noch im Oktober in etwas abgeänderter Form den matzgebenden Körperschaften zugeleitet werden. Dr. Stresemann über die politische Lage. Der Führer der Deutschen Volkspartei, Dr. Stresemann, sprach am Sonntag nachmittag in einer sehr stark besuchten Ver sammlung der Deutschen DolkSpartci Königsbergs über die politische Lage. Der Redner erklärte. England kämpfte in Paris für ein langfristiges Moratorium, Frankreich dagegen. Er, Stresemann, habe nicht die Auffassung, daß die letzten Verhandlungen in Paris mit den« Sieg der französischen Ansicht geendet hätten. Stresemann glaubt, das; der StinneS- Vertrag eine zeitweise Zurückstellung der französisch politischen Absichten mit herbeigeführt bat, und nahm Gelegenheit, seinen Parteifreund StinneS warm zu ver teidigen. Ueber die Sanktionspolitik kam Stresemann auf die Folgen der Markentwertung zu sprechen und betonte, daß dein Verfall entgegcngearbeitet werden müsse, nicht allein durch GesetzeSmacherei, sondern vielmebr durch geiftiae Kräfte. Freudige StaatSbejahung, wie st« der preutzische Kultusminister Boclitz von der Jugend verlangte nnd weshalb er angegriffen wurde, ist die Grnndforderung. Katastrophenpolitik bringt uns nicht weiter. Zwei Richtungen stören den GesnndungSvrozetz: Die Kommunisten bewutzt, die Rechtsradikalen unbewutzt. Die schlimmsten Folgen der Geldentwertung sicht Stre emann in der Zer störung der kulturellen und wirtschaft! chen Mittelschichten. Das einzige, was unsere Wirtschaft wieder in« Gleichgewicht bringt, ist die Produktionssteigerung durch Arbeitsver mehrung. Stresemann rechtfertigte dann in längeren Aus- siihrungen die Haltung der Volkspartei bei der Behandlung des Gesetzes zum Schutze der Republik, indem er betonte, die Kompromitzpolitik sei zurzeit die einzig mögliche Politik für jede Partei. Trotzdem aber brauche niemand gewisse Grundsätze anfzugeben, weil ja auch die Volkspartei — das habe er oft klar und deutlich erklärt — die Frage der monarchischen StaatSform nur zurückgcstellt habe, weil ihr das Wohl des Vaterlandes über die Partei gehe. Deutsche Protestnote aegen die Verhaftung des Negternngsassessors Dr. Prange in Wiesbaden. Der Reichskommissar für die besetzten rheinischen Gebiete bat in der Angelegenheit der Verhaftung des RegierungsasseflorS Dr. Prange in Wiesbaden der Rbeinlandkommission eine Note zugehen lassen, in der er im Auftrage der deutschen Regierung die Rbeinlandkommission bittet, ibn unverzüglich darüber zu unterrichten, welche Beschuldigungen gegen Herrn Prange erhoben werden und auf welche Tatsachen sich diese Beschuldigungen stützen. Weiter heitzt es in.der Note: Meine Regierung hat mich beauftragt, gegen die Verhaftung des Herrn Prange feierlich Verwahrung einzu- legen und der bestimmten Erwartung Ausdruck zu geben, daß die Rbeinlandkommission ihren ganzen Einfluh auf bieten wird, um feine alsbaldige Freilassung zu bewirken und das Herrn Prange zngefügte Unrecht wiedergutzumachen. Verurteilung eines Führers vom Bund Oberland. Nach Blättermeldungen ans München wurde der Hauptmann Römer vom Bund Oberland durch das Münchener Volks gericht zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er zur Aufbesserung der schlechten Geldverhältnifse des Bundes einige Mitglieder aufgefordert batte, einen fremden Kraft wagen, der nach Oberammergau fuhr, zu überfallen und die Insassen zu berauben. Tagung des Vereins für öffentlich« Gesundheits pflege. In Frankfurt a. M. begann Montag die Tagung des Vereins für öffentliche Gesundheitspflege. Wichtigster Ketäuschte «Hoffnungen. Roman von Ewald Aug. König. 40 " .Run, dann wird sich wohl etwas andere» für ihn fin- Leu," sagte der alte Manu, nachdem er den letzten Spargel durch die Zähne gezogen und seinen Teller zurückgeschoben hatte. — „Ah, das hat prächtig geschmeckt, Anna," fuhr er mit einem tiefen Atemzng« fort, .wirklich ganz ausgezeich net." „Dora soll Dir nun auch Spargel vorsetzen, Papa," erwi derte die junge Frau, «sie weiß wahrscheinlich nicht, daß sie Deine Lieblingsspeise sind." „Dora beschwert sich immer darüber, sie könne mit ihren» HauShaltungSgelde nicht anSkonunen; ich glaube, sie gibt zu viel für ihre Garderobe au»." „Der Umgang mit dem Herrn Baron zwingt sie ja zu solchen Ausgaben," warf Friedeberg ein, ohne den warnenden Blick seiner Frau zu beachten. „Du solltest ihr diesen Verkehr ernstlich verbieten, er kann zu keinem gute,» End« führen; wir haben alle schließlich nur Aerger davon." „Verbieten?" wiederholte Grollinaer achselzuckend, „ver biet« einmal einem Mädchen etwa», so geschieht» hinter Dei nen» Rücken doch, und dann ist e» nur um so schlimmer. — Wa» hast Du eigentlich nnr gegen de»» Baron? Soweit ich Ihn kenne, ist er ein Ehrenmann, nnd wenn er sich mit Dora verlobt, so hat sie eine glänzende Zukunft, die ich ihr gerne gönne." „Dieser Verlobung würde nie «ine Hochzeit folgen." ? „Bah, da« hat Dir Onkel Rndolf «»»geredet, er steht im mer zu schwarz, und ich glaube, er würde ander« urteilen, wenn seine eigene Tochter «ine gut« Parti« »»»ach«»» könnt«. Weshalb soll denn »licht «in Adeliger «in bürgerliche» Mäd chen heirat«»» dürfen? Unsere Familie ist durchau» ehrenhaft, «icht der leise Mecke»» ruht auf Miseren» Namen, wir hab«»» nur kein vermögen, und darüber kam» ein reicher Herr hin- wegseh««." „Jawohl, wenn dieser Herr selbständig ist," sagte Friede berg unwillig; „ander» aber liegen die Dinge, wenn der Herr von den» Willen seine« Vater» aohängt. Der alte Baron »vird »1« »in« MrgUljch« al» leine Schwiegertochter anerkennen, er hat seinem Sohne eine andere Braut bestimmt, und der Sohl» muß gehorchen, »venu er da» Majorat habe»» will. Wa« er gibt sich daraus für Dora?" „Nichts, was ihr große Hoffnungen «inflößen könnte," sagte Anna, „unter solchen Verhältnissen muß auch ich »bra ten und warnen. Dora behauptet freilich, Baron o. Holbach liebe sie, und wen»» er sein Wort ihr verpfände, so werd« er «» m»ch einlösen. Aber wenn ich au die furchtbare»» Kämpf« denke —" „Liebe» Kind, kämpfen müsse»» wir alle," unterbrach ihr Vater sie, „der Kamps nm das Dasein bleibt wenigen erspart, allem mit Mut nnd Ausdauer gelangt man immer an» Ziel. Und in Herzensangelegenheiten soll man nicht raten, da« Menschenherz folgt ja doch immer nur der eigen«»» Stimme. Weshalb wolle»» wir un« jetzt schon den Kopf zerbrechen? Lasten wir die Dinge an uns herantreten, Dora ist v«rstä»»dig genug, sich »licht betrüge»» zu lasten." „Wenn Du so denkst, dann freilich sind all« Warnung«»» überflüssig," sagt« der Rechtsanwalt mit wachsendem Aerger. „Ich gestehe Dir oste»», daß ich von d«n» Verstand Dora» nicht viel halte, desto mehr aber von ihrer Eitelkeit, und da« ist di« Klippe, die mich besorgt »»acht. Baron Holbach ist «in leicht- sinniger Mensch, ihm liegt wenig daran, ob da» Mädchen durch ihn unglücklich »vird —" „Na, na, Max!" fiel der alte Man»» ihn» in die Red«. „Du hast noch keine Ursache, so scharf zu urteilen. Der Barou ist mit»»»»« befreundet, er »nutz doch auch auf un» Rücksicht neh men, ich teile Deine Besorgnisse in keiner Weise. Latz un« nicht weiter darüber rede», nach der vortrefflichen Mahlzeit möchte ich nicht gerne »nein« Galle in Erregung bringen, zumal keine Notwendigkeit da-»» vorliegt. Man »nutz immer da» Beste hoffen; kann Dora Baronin Holbach werden, so seh« ich nicht ei»», »veShalb sie auf das grotz« Glück verzichte»» sollt«." Er hatte bei den letzten Worte»» sich erhoben, da» gewohnte ruhige Lächeln umspielte wieder sein« Sippen. „Nun will ich gehen und daheim mein Schläfchen halte»»," sagte er, indem er seiner Tochter die Hand reichte, „beste»» Dank für da» lukullisch« Mahl, ich »verde nächst«»»» mich re vanchieren." „Nächste»»«, wen»» er das große Lo» gewonnen hat!" knurrt« der Recht»anwalt, al» die Tür hinter seinem Schwie- Beratuna»a»a«nstaud ist ok« Wödnunqsnvr. «rorenor Dr. Morgenroth verlchtete, daß in Verlin V. 118» Familien im Keller und S280O in Räumen von kleinerem Umfange al» Gefängniszellen wohnen. Ueber di« Folaen dieser Tatsache berichtet, Brofeffor Krautwia, di« Reserven an Volklaesundbrit fei«, nahezu aufgebraucht und müßten verheerend. Die neuen »«ftaebübre« »nm Reichsrat anaenvnnnen. Der Reichsrat hat di« neuen Gebühren bei der Poft, dem Lelegraphrn- und Fernsprechverkehr ohne Erörterung «in- stimmig angenommen. Damit wird u. a„ wie schon vor einigen Lagen mitgeteilt, der einfache Fernbries vom 1. Oktober ab kosten 6 M., di« Fernpostkarte 8 M., «in 8 tg-Vaket in der Nahzone 80 M., in der Fernzone 80 M Postminlster Tt«»b,rt« bemerkt« nach Annahme der Vorlage hiermit sei der Defizit in der RrtchSvostvrrwaltuna noch nicht abgedeckt, «» bleib, rechimnasmätzta wahrscheinlich noch ein Fehlbetrag von 18—20 Milliarden. Dann verbreitete er sich noch im einzelnen über die Gesichtspunkte, di, für die Festsetzung der neuen Gebührenrrböhuna maßgebend waren und erörterte im Anschluß daran di« bereit« bi- kannten Grundsätze der ReichSpoftverwaltuna in den Frag«»» der Verkebrsvrreinfacbung und der Dersonalpolitik. Ei« Vries Hindenburgs a« de« Kaiser. Die Deutsch« Wochenzeitung für di« Niederlande veröffentlicht ttn Nr. 88) folgenden Brief Hindenburg» an den Kaiser: „Allerdurch- la»»chttgfter, Großmäckttaster Kaiser! Alleranädlaster Kaiser, König und Herr! Für den von Euerer Majestät am un seligen 9. November ans Grund de» einstimmigen Vor schlag«» sämtlicher besugter Berater gefaßten Entschluß, in« Ausland zu gehen, trage ich die Mitverantwortung. Wie ich bereit« früher näher begründet habe, drohte ernst- lich di« Gefahr, daß Euere Majestät Uber kurz oder lang von Meuterern aufgehoben und dem inneren oder äußeren Feinde auSgellrfrrt würden. Solche Schmach, und Schande mußte dem Vaterland« unter alle» Umständen erspart werden! An« diesem Grunde habe ich im Vortrag am 8. November nachmittag« in unserer aller Namen den Nebertritt nach Holland, dei» ich damals übrigen» nur für einen vorübergehenden hielt, al» äußerstenAuSweg empföhle»» Noch beute bin ich der Ansicht, daß dieser Vorschlag de, richtige war. Daß ich am 9. November abend« zur sofor- tigen Abreise gedrängt batte, ist ein Irrtum, der kürüich gegen meinen Wille»» öffentlich erwähnt word«»» ist. Kitt mich besteht kein Zweifel darüber, daß Euere Majestät nicht abgereist wären, wenn Alttrhöchstdttselbm nicht geglaubt hätten, daß ich in meiner Stellung al« Cbef de» Generalstabes diesen Schritt für den im Interesse Euerer Majestät nnd deS Vaterlandes gebotenen anjähe. Schon in dem Protokoll vom 27.Äuli 1919 ist ausgesprochen worden, daß ich von Euerer Majestät Abreise erst Kenntnis erhielt, nachdem sie ausgeführt war. Euerer Majestät bitte ich am Schluffe dieser Darlegung ehrerbietigst nochmals versichern zu dürfen, daß ich mein Leben lang »n unbegrenz ter Treue zn meinem Kaiser, König und Herrn gestanden habe nnd stehen werde und daher auch immer und überall die Mitverantwortung für den Entschluß am 9. November zu tragen gewillt bin." Krankreich. Der Abgeordnete Hrrriot ist Dienstag vormittag nach Rußland abgereist. Amerika. Ei« ausgeliefertes deutsche« U-Boot verfenkt. Reuter meldet au» Washington: In Ausführung der Bestimmungen des FriedenSvertrages. wonach ausgelieferte deutsche Unter seeboote zu versenken find, hat die amerikanische Flotte da- Unterseeboot 111 an der Küste von Virginia versenkt. Oertliches rmv Sächsisches. Riesa, den 13. September 1922. —* Eine Verordnung über Lebensmittel. Das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat eine Verordnung über Lebensmittel erlassen, die den Zweck verfolgt, eine unter den heutigen Verhältnissen un- zweckmäßige Verwendung von Zucker, Gerste und Obst zu unterbinden. Die Verordnung bestimmt mit sofortiger Wirkung, daß bis auf weiteres JnlandSzucker zur Her stellung von Schokolade, Süßigkeiten, Branntwein, Likören und Schaumwein nicht mehr geliefert werden darf. Auch die Erfüllung noch laufender Verträge über Lieferung vyn JnlandSzucker für diese Zwecke ist verboten. Nachgelassen ist lediglich, daß die bei den Betrieben noch vorhandenen Bestände an JnlandSzucker noch aufgearbeitet werden dürfen. Bemerkt wird hierzu, daß die genannten Industrien schon feit langer Zeit überwiegend AuslandSzucker ver wenden. Durch weitere Vorschriften ist auch die Herstellung von Branntwein eingeschränkt worden. Das geeignetste Mittel zur Ersparung von Rohstoffen bet der Bierherftelluna ist die Herabsetzung des StammwürzegehaltS des Bieres, weshalb die Herstellung von Starkbter verboten wird. ES ist ferner angeordnet worden, daß Vollbiere von 9-13°/, Stammwttrzrgehalt, soweit sie mehr al» 10 °/, Stammwürze. «ruutzsäUeu »er Freiheit der Meerenge« treu »leihe wie »te »rttische Regierung. Der Gouverneur von Malta Lord Plumer ist in Konstantinopel etngetroffen. „Dailp Chroniele" schreibt: ES sei notwendig, deutlich zu reden. Sin großer Teil der Pariser Presse schreibe über die türkischen Stege als ob Ne ein Trst»mvb Frankreich feien. Wenn da« die offizielle französische Volittk wieder- gebe, würde es das Snde der Entente fein. Frankreich könne die Türkei bei ihren Krirgsbandlungen unterstützen, ,« könne aber nicht zu gleicher Zeit die Entente aufrecht erhalten. Es müsse wählen zwischen der britischen Freund schaft und der Freundschast mit einer militärische« aggressive« Türkei. Der Pariser Vertreter der Regierung von Angora Sertd Vev erklärt« in einer Unterredung mit einem Berichterstatter Le« „Daily Expreß", die einzige Hoffnung sür den Frieden im Orient sei, daß die britische Regierung einer bedingungs los«», Rückerstattung AdrianopelS an die Türke»» nnd der Räumung Konstantinopels durch die Alliierten zustimme. Di« Türken erhöbe», keinen Anspruch auf Mesopotamien; wenn aber die englische Regierung es ablebne, den Anspruch der Türken auf Adrianopel und die türkische Souveränität Über Konstantinopel zuzngestehen, dann würden die Türken Mesopotamien überrenne» und alle« tun, was in ihrer Macht stände, um dei» britischen Interessen entgegenznarbciten und Li« britische Herrschaft im Osten zu behindern. „Times" be- richtet, daß außer der Vermehrung der britischen Luttstrelt- kräfte in Mesopotamien auch die militärischen Garnisonen au» Gründe»» der Vorsicht verstärkt und sowohl britische, wie indische Truppen dorthin entsandt worden seien. Die AuSwirkuna der türkischen Siege in Kleinasien zeige sich deutltch und verwickele die bereits schwierige Lage noch mehr. „Dailv Expreß" meldet aus Kairo, daß der kemalistisrbe Sieg in Aegypten große Befriedigung erzeugt habe. In Alexandrien hätten zahlreiche Umzüge stattgesunde»; bei einer derartigen Kundgebung sei ein großes, mitten dnrchge- brachen«-Kruzifix berumgetragen wordem Es werde beab sichtigt, dem französische», Gesandten als ein Zeichen der Dankbarkeit Aegyptens für die Kemalistci». freundliche Politik Frankreichs ein Bankett zu geben. ..Daily News" meldet aus Alben, alles deute daraus hin. daß die Kenia» listen den Krieg aus dem Balkan fortsetzen wollten. Tie etwaige Abdankung des Sultans zu Gunsten des Thronfolgers Abdul Meschtschid würde wahrscheinlich den endgültigen Abschluß einer Union zwischen Konstantinopel und Angora bedeuten. Nach einer Meldung aus Konstantinopel nehmen dort die nationalistlschrn Kundgebungen zu und richten sich immer deutlicher gegen die Regierung des Sultans. Den» „Daily Telegraph zufolge berichten aus den» Inneren Kleinasiens in Smyrna eingetroffene Amerikaner und andere Christen, die Griechen hätten bei ihrem Rückzüge furchtbare Grau- famkeiten an den Mohammedanern gewisser Städte verübt. Am Montag wurde in Jerusalem die Zeremonie der Proklamiernna des brinscheu Mandats über Palästina abgebalten. Aus Aufforderung des arabischen christlichen Komitees blieben die nichtjüdische»» Läden geschlossen und die Handwerker legten als Ausdruck ihres Protestes die Arbeit nieder. Der Vorfall iu Oberkassel. Nach einer Meldung des „Matin" aus Brüssel komme»» die Feststellungen des Obersten Maa, der von» Justiz departement mit der Prüfung der in Oberkassel am Tat ort gefundenen Munition beauftragt worden war, zu fol gendem Schluß: Die auf der Straße gefundeuen Patronen- bülsen sind die von der Pistole System Colt abgeschoffenen Kugeln, die Sergeant Staes in der Hand hielt, als er fiel. D»e am Tatort gefundene Kugel ist von einer Pistole des- wlben Kalibers abgefeuert worden, wie die dein Sergeanten Staes gehörige es ist. Tie Schlußfolgerungen führen also mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu der Annahme, daß der Sergeant, der infolge des Streits, den er gehabt hat, in grober Aufregung aus dem Caf« hcrauskam, aus Unacht samkeit d»e Sicherung seines Revolvers gelöst hatte, um sich gegen einen etwaigen Angriff zu sichern, und so zufällig vm belgische» Wachtposten getötet hätte. Als er sich dann über die Schwere seiner Unklugheit und seiner Ver antwortung klar wurde, hätte er die Waffe aegen sich selbst gewandt. Nach dein „Matin" ist die Untersuchung noch nicht abgeschlossen und Oberst Mag habe noch den Auftrag, Anen zweiten Bericht anzufertigen. Nach dem „Petit Daris,en ,st Oberst Mag in seinen, Bericht zu dem Schluß gekommen, daß der Zwischenfall durch die Waffe des Sergeanten Staes verursacht worden ist. Diese Waffe sei keine Armeewaffe, sonder» eine Kriegserinnerung und sei Eigentum des Unteroffiziers. Es ist jetzt eine Untersuchung angestcllt worden, um fcstzustellen, wie es möglich war, daß. sich der Unteroffizier um 3 Uhr morgens außerhalb der Kaserne befand. yAgence Belge" meldet: Der Deutsche Laube, der sich -ur Vorfalls in Oberkafsel in dem Cafs befand, ist verhastet und dem Auditeur der Besatzungsarmee vor geführt worden. gervater sich geschloffen hatte. „Ich fürchte, Onkel Rudolf be hält Recht, diese« Hoffe»» und Harren bringt den alten Mann noch um den Verstand, ganz klar ist e» in seinem Kopfe schon jetzt nicht mehr." „Woraus willst Du das schließen?" fragte seine Frau be» stürzt. „Sr sieht den Abgrund nicht, dem Dora zuschreitet." „Dm Abgrund? Nein, Mar, daran glaube ich au- nicht." „Wenn der Baron ihr Leben sür Immer vergiftet, so Ist da« wohl dasselbe," erwiderte er achselzuckmd, „ich habe nun auch den Freiherr» Paul o. Holbach rennen gelernt, Herz und Gemüt streit« ich ihm ab, wie e» mit seinem Gewissen bestellt ist, weiß ich noch nicht." „Go wollen wir, wie der Vater sagt, da« Best« hoffen,"" seufzt« Anna; „auf meinen Rat hört Dora nicht, ich hab« nie Ginfluß auf sie gehabt und kenne auch den Baron zu wenig, um meine Warnung begründen zu können." „So mMen »vir eben die Ding« ihren Gang gehen lassen." sagte sr, während er sich langsam der Türe näherte, „ich hab» meine Pflicht getan und brauche mir später kein« Borwürfe zu machen." Damit ging er hinau», nnd »mchdem er in seinem Kabinett einige Klimt«, abgeferttgt hatte, di« bereit« auf ihn warteten, verließ er da» Hau«, um mit dm Nachsorschungm Im Gast, Hofe „Zur Traube" zu beginn«,. 8. Kapitel. In dem nnsanberm Wohnzimmer der Fra» Schlau saßen die beiden Schwestern «inander gegenüber, auf dem Tisch« zwischen ihnen stand ein« Weinflasche, der ein starker Tptri- tnSduft entströmte, und da» rote Gesicht, wie der glasig« Blick der Wärterin bekundeten dmtlich, daß st« dieser Flasch« wacker zugesprochm hatte. „Nun, leg' Dich hin, Christine," sagt« die dick« Wirtin, di« ihr« Schwester mit lauernd«« Blick betrachtete. „Heute abmd beginnt der Dienst wted«r —" 249,20 „Ach wa«, Dienst I" fiel di« Wärterin ihr in di« Rede. „Hol der Henker di« Plackereien! Wa« hab ich davon? Nur da» btSchei» Essen und Trinken und rin paar lumpige Gro schen. Und wmn ich verschliss«» bin, wird die Dir mir vor der Nase »iiarivvrfm. und ich kam» leben, wo ich bleib« l"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)