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Me -lei«aulage M schaff«», sehr beachtenlwrrth. Ingenieur Blrsstng führt sodaml au«, daß He onmibusäholich gebauten Motorwagen venztnMtore fmd. Sie find nm der Zeit immer «ehr vervollkommnet und namentlich A durch da« Fahren mit Gummireifen ei« fehr ruhiger Gang erziel; worden. Der Referent Stadtrath Nicolai erachtete e« für eine unbedingte NothweuLigkeit, daß mindesten« der Verkehr mit 6 Wagen aller 14 Minuten einzurichten sei, «a« eia Anlagekapital von SS 000 M. erfordere. Die Versammlung erklärte einstimmig, daß sie mit dem Projekt einverstanden ist und e« unterstützen wird, tz Buchholz. Gestern früh hat sich in semer Wohnung ein hiesiger Schieferdecker in dem Augenblick erschossen, al« er von der Polizei wegen Mordversuchs verhaftet werden sollte. Gr hatte auf seine Geliebte, ein Mädchen im benach barten Frohnau, vor einigen lagen einen Revolverschuß abgegeben. Da« Mädchen wurde indeß zum Glück nicht verletzt, da die Patrone versagt hatte. Seitdem war die Polizei unausgesetzt bemüht, den flüchtigen Attentäter aus- findig zu machen und zu verhaften. In der vorvergangenen Nacht endlich gelang e«, ihn in seiner Wohnung anzutreffen. Meerane, s. September. Hier ist der Aktiengesell- schäft für elektrische Anlagen und Bahnen in Dresden aus schließlich die Konzession zur Errichtung und zum Betriebe einer elektrischen Tentrale für Licht, Kraft, eventuell auch Bahnbetrreb seitens des Stadtrath» erthellt worden und soll die Ausführung dieser Anlage sofort in Angriff genommen werden. Die Stadt selbst beabsichtigt, sich mit einer Kraft- entnahme von ca. iso Pferdekräften für ihre neu zu errich- tende städtische Wasserleitung, bei welcher das Wasser aus dem Muldenthäle über' einen ca. 70 nr hohen Bergrücken zu heben ist, zu öetheiligen. Sine weitere für die geplante Tentrale und für die Rentabilität in Bezug auf «raftent- nahme dieses Unternehmens gesicherte, sehr wichtige Frage findet eine glückliche Lösung darin, daß die obengenannte Ge sellschaft in Verbindung mit einem Meedaner Industriellen die z. Z. noch stark entwickelte Hausweberindustrie in solche mit mechanischen Webstühlen für elektrische Kraft umzuwan deln gedenkt. Ganze Stadttheile sind in Meerane noch mit reger Handweberei versehen, die in naher Zukunft statt der Handwebstühle den vollendeten mechanischen Webstuhl und den elektrischen Kraftstrom in der Wohnung haben wird. Die Ausführung der Gesammtbauten und aller Lieferungen für diese bedeutende Anlage ist von der mit obiger Gesellschaft engliirten Aktiengesellschaft Elektrizitätswerke (vormals O. L. Kummer u. To.), Werkstätten für Elektrotechnik, Mechanik und Maschinenbau in Dresden-Niedersedlitz übernommen worden. Leipzig, s. September. Wenn man die Meßbesucher der verschiedenen Industriezweige nach dem Ausfall der Messe fragt, so erhält man meist recht erfreuliche Mittheilungen, ein Beweis dafür, da» da« Meßgeschäft im Allgemeinen befriedigend war. Es hängt dies wohl damit zusammen, daß die Geschäftslage im Allgemeinen besser geworden ist. — Die in Berlin jetzt wieder abgehaltene Vormesse wird von Berliner Blättern selbst als ein reiner Jahrmarkt bezeichnet; denn die Musterlager sind weiter nichts als Jahrmarktsbuden, an denen jeder Käufer sich erwerben kann, was ihm beliebt. Berlin. Ueber einen neue» BergiftungSfall, der aber- mass eine ganze Familie betroffen hat, wird dem „Lok.-A." berichtet: Die Familie I. hatte eine Gänseleberpastete zu einer Mahlzeit, an der acht Personen theilnahmen. In der Nackt erkrankten diese. Es stellte sich Erbreche« ein und die Aerzte erkannten eine Vergiftung. Es ergab sich angeblich aus den Resten, daß die Gänseleber an sich durchaus keine giftigen Bestandtheile enthalten hat. Mr das Mä ten der Gans (?) soll auf die Leber so eingewirkt haben, daß sie gesund heitsschädlich geworden war. Die erkrankten Personen.Md eine volle Woche in ärztlicher Behandlung gewesen. Kirchennachrichte« frirMtiesa und Weida.g AW Dom. IS p. Trin. Kirchenvisitation für Rielatz^und Weida in Riesa. Der Gottesdienst beginnt Vorn». Uhr in der Kirche z« Riesa. Hierauf Versammlung und Besprechung mit den Hausvätern im Rathhaussaale. Nachm. 2 Uhr Unterredung mit den confirmirten Jünglingen und Jungfrauen. Hierzu werden beide Kirchgemeinden im Namen des Herrn Superintendenten O. tttsol. Harig herzlich ein geladen. — Das Wochenamt vom 8. bis 14. September hat k>. Führer. Meteorologisches. MUcrchcM rm R. NnHon, VMM L Barometerstand V MiUugS 12 Sehr trocte-' 779 Beständig schor Schön Wetter Bc'.-Wderllch 750- Reu^n (Wind) Biel Regen 74v> Sturm 730. Nachtwachen, erloschen der Glanz Welch eine Begeisterung, welch Nur wer das mit erlebte, kann Da» Jahr 1870. eine Opferfreudigkit! das damals Empfundene durch die Erinnerung neu be leben und doch, heute, nach 25 Jahren, erstrahlt nur ein schwacher Abglanz jener sonnigen Vaterlandsliebe von 1870. Die ersten Schlachten sind geschlagen. Das Lazareth in Saarbrücken weiß die Verwundeten nicht zu fasset!, Uststtt. Nachdruck verboten, von Ad« »henftaedt. An den Ufern de« Rhein« lag in hügeligem Gelände von Wald umaeben der uralte Stammsitz der Grasen Hdldevtinq. Man rüstete sich dort eben, das jüngste Kmb do« Hause«, de« Grasen Siegbert erstgeborenes Töchter lein, zur Taus» zu schmücken, «nd als die Wärterin dH Kinde«, eine alte bewährte Dienerin, da- zarte Mägdleht al«dann in lachendem Sonnenschein au« dem Schlvßporhak trug, um mit ihm in die nahe gelegene Kapelle einzu treten, wehte der Wind von dem Rosenstrauch, der die Kapelle umsponnen hatte, viel weiße Blüthen herab und streute sie über da« Kind. Wie die Wärterin sah, daß jenes darob zu lächeln schien, pflückte sie drei weiße Rosen und schmückte damit de« Kinde« Gewand. „Sie ist selbst so eine weiße Rose" sagte sie leise, da« Kreuz über da» Mägdlein schlagend. Die drei Rosen aber waren von einem Zweige ge brochen worden, der ein uralte« Kruzifix mit dem sterben den Heiland umschlungen hielt, einem uralten Heiligthum, das der Kletterrosen-Gewirr dm Blicken lange verborgen hielt. Die Jahre warm dahingegangm, die kleine Tomtesse Helme war nun IS Jahre alt; eine holde wunderschöne Mädchenrose; so »art das Gesicht, so dunkel da» üppige Haar, so lachend die braunen Glutaugen! „Weiße Rosen!" sagte sie lachend in da« ernste Ge sicht de« jungm Offizier« sHend, „Brigitte hat geplaudert, Herr Limtmant, und Ihnen meine LieblingSblume ver- rathm. O ich dank« Ihnen, ich danke von Herzen — denn, wissen Sie, Mama und die Andem mögen mir diese Blumm nicht schenken, weil sie kein Glück bringen sollen, aber ich hoffe weil — »eil Sie -" „Ich hoffe, «lädigste Eombchsind nicht abergläubisch," sagte der junge Offizier mit dem gleichen Ernst, der sein ganze« Wesen kennzeichnete. Die Kontteß blickte fragend in de« Manne« Augen, würde er denn nicht sagen, wa« sie selbst vorhin doch in unbedachter Glücksstimmung yatte ausiprechen wollen, daß Rosm aus seiner Hand nur Glück bringen könnten? Als sie vergebeus dieser Worte harrte, neigte sie traurig das Köpfchen und sagte: „Nein, ich bin nicht abergläubisch!" Dec Rosenstrauß sand einen Platz auf der Gräfin Geburtstagstisch und verschwand dort unter den andern stolzen Kindern des Sommers. Niemand beachtete die unbedeutenden weiße» Blumm, die überdies die häßliche Eigenschaft haben, fo schnell zu welken. Aber abends, ehe die Komtesse sich in ihre Zimmer zur Ruhe begab, zog sie leise einen Zweig aus dem Strauß, und als sie dann im Mondlicht allein ani Fenster stand, fielen heiße Thränen auf die armen, welken, weißen Blumenblätter. „Er liebt mich nicht," sagte sie leise, „aber was thut's, ich will ihn lieben, immer, immer, treu bis in den Tod!" Sie hatte die letzten Worte lanter gesprochen und erschrak nun vor dem Klange „bis in den Tod", der in dem hohen, einsamen Gemache gespenstisch verhallte. Wik um die eigene Furcht zu bannen, wiederholte sie dann „Ja, ich schwöre es, treu bis in den Tod, Gott hat'« gehört!" Wie oft mögen Mädchenlippen also schwören und wie oft mögen dieselben Lippen dann lächeln der „Kinder- thorheit". Doch eine Hölderling hält, was sie zusagt: Treu bis in den Tod! Zwei Jahre später. Eine heftige Scene spielte sich zwischen Vater und Tochter ab. Ein Fürst hat um Helene geworben; sein Neichthum fällt zu seinen Gunsten schwer in die Waage, denn die Höldcrlings sind nicht reich. Dazu ist der Fürst katholisch wie Helene. Komteß Helene lehnt an, Fenster, während der Graf sie eindring lich mahnt, schließlich bittet, verständig zu sein, und dem Fürsten ihr Jawort zu schenken. Ihr Gesicht ist weiß, wie die Rosen, die ihre Hand umschließen. Sie hört die Worte des Vaters wie im Traum an ihr Ohr klingen, während sie die weißen Blumen betrachtet, die ihr erzählen von dem blutarmen ernsten jungen Offizier, der vor zwei Jahren aus dienst lichen Gründen einige Wochen der Gast ihres Eltern hauses gewesen ist, — von ihm, der nie ein Wort von Liebe zu ihr sprach, und dem sie dennoch ihres Herzens erstes, einziges Lieben zu eigen gab — treu bis in den Tod, ihm, dem bürgerlichen, protestantischen Offizier. Als der Graf schwieg, eine Antwort erharrend, da war diese Antwort ein hartes, starres „Nein", wie es diese Mädchenlippen noch niemals gesprochen, und in all' den Kämpfen der nächsten Wochen blieb es ihre einzige Entgegnung auf alles Drängen, Bitten, Befehlen. Und dann, als sie diesem Letzten nicht mehr entgehen konnte, trat ihr Wille, sich als graue Schwester dem Dienst der Kirche und der leidenden Menschheit zu weihen, allem Dräuen entgegen. So wurde die junge, strahlend schöne Komteß Helene eine graue Schwester; wer hätte sie nach Jahresfrist erkannt in der düsteren Ordenstracht? Dahin das herrliche schwarze Haar, das zarte Roth der Wangen verblaßt in Arbeit und ", s" der braunen Augen! * * nmn hnt Schulen, Privatgebäude M -fffe «hm« mW«, sie §n ßvvß«. I« einem Rau» zu ebener Erde sie-t auf dem Feldbett em innmr Offizier. Sech« gleiche Lagerstätten stehen an -en Wände« «nd da« Stöhnen der darauf ruhenden Verwundeten erfüllt den Raum. Von einem zum andern schreitend erfüllt eine araue Schwester still, geräuschlos ihr heilige» Gamariterwerk, keinen bevorzugend, leben mit gleicher Hingebung pflegend. Und doch, weilen die Augen nicht länger, wie in tödtlicher Angst auf dem blutleeren Antlitz de» jungen Offizier», von dem der Arzt vorhin gesagt hatte: Sehr schwer verwundet, wird schwer lich die Nacht überleben? O welch eine Nachtwache ward da», welch rin Beten, Ringen um Rettung für da» geliebte Leben. Und dann welch ein verklärende» Glück in der Hoffnung, daß e» dennoch, dennoch erhalten bleiben werde! Langsam schritt die Genesung fort, da» Fieber wich und die Seele rang sich au» den Banden der Ohnmacht frei. Der junge Offizier hatte sich zum ersten Male auf seinem Lager aufgenchtet und seine Blicke schweiften hin aus in'» Freie, wo m Garten und Flur des Sommer» Blühen prangte. Dem Fenster nahe stand ein Strauch weißer Rosen, der seine letzten Knospen über Nacht ent faltet hatte. „Weiße Rosen," rief der Verwundete, „oh wie ich mich freue, daß gerade sie mir den ersten LebenSgruß bieten." Die graue Schwester — „Schwester Anuntiata" nannte man sie — war noch einen Schein bleicher ge worden, als sie fragte: „Sie lieben die weißen Rosen?" „Ich liebe sie sehr," sagte der Offizier leise und dann lauter: „Vielleicht ist eS möglich, mir einige Blüthen des Strauches zu bringen?" Schwester Anuntiata verließ das Zimmer — al» sie die Thüre öffnete, war es, als wanke sie vor Schwäche, und der Offizier hörte eine an einem anderen Lager be schäftigte Samariterin sagen: „Sie strengt sich zu sehr an, wir wissen es Alle, sie macht es nicht lange!" Wenige Minuten später hatte der Offizier die weißen Rosen in seiner Hand, und an seinem Bette saß seine Pflegerin und fragte mit dem müden, gleichgültigen Ton fall ihrer Stimme: „Ist es zu neugierig, wenn ich Sie frage, warum Sie diese Blumen so lieben?" Der Kranke erhob die Augen und sah in das blasse Gesicht; er bedachte, was dies junge zarte Geschöpf für ihn gethan, und ein unendliches Mitleid, aber auch ein endloses Vertrauen erfüllte sein Herz. „Ich will es Ihnen erzählen," sagte er, „wenn ich auch sonst nie darüber sprach, als zu der Einen." Und nun erzählte er ihr von seinem Aufenthalt im Schlosse des Grafen, der jungen Comtesse Helene, den weißen Rosen, die er ihr geschenkt, und wie schwer es ihm damals geworden, seine Zuneigung der jungen Comtesse zu verbergen. „Und warum thaten Str es," fragte die Schwester Amuntiata mit dem gleichen müden Klange der Stimme. „Weil ich kein Glücksjäger war und sein wollte," sagte der Offizier ernst. „Ich war ein Protestant und ein 1 ärgerlicher, blutarmer Lieutenant; ich hatte nichts als me.ucu Degen und meine Ehre, und auf beider Besitz war i-'- - nbändig sülz. Es schien mir ein schlechter Loln fü de aenossene Gastfreundschaft, wenn ich einem uneria.-.^. n holten Geschöpfe von Liebe sprach und einen schr.ckiche. Conflikt in ihr junges Leben warf, einen Coi stikt, für den es keinen Ausgleich gab. Also geb t mir meine Ehre zu schweigen." „Die Liebe hätte vielleicht den Ausgleich gebracht," sagte die graue Schwester tonlos, „für sie giebt es keine Konfession, keinen Standesurnerschied, die wahre Liebe kämpft, und wenn ihr das nicht vergönnt ist, so bleibt sie treu bis in den Tod." Der Offizier sah sinnend auf die weißen Rosen, die seine warme Hand umschlossen hielt. „Viel* ' haben Sie recht," sagte er, „man kann darübe. ver schieden urtheilen. Von meinem Standpunkte haUe recht. Gewiß habe auch ich gekämpft, aber mit mir setvst und meinen thörichten Wünschen und nun " „Und nun," rief die Schwester Anuntiata mit schlecht verhehlter Spannung. „Nun habe ich längst überwunden — der Sieg war mein," vollendete der Kranke. „Ich habe daheim eine süße, holde Braut, und nun bitte ich Sie, Schwester, finden Sie diese weißen Roseu mit diesen Zeilen — ich habe sie mühselig genug geschrieben, an die Ferne. Sie weiß, daß und warum weiße Rosen meine Lieblings blumen sind!" Schwester Annntiata hatte das Gesicht mit den Händen bedeckt. Sie mußte sich einen Moment der Sammlung gönnen. Dann erhob sie sich und that, was Sie Pflicht von ihr forderte. Und mehr als das! Unermüdlich, unbekümmert nm die Bedürfnisse ihres schwachen Körpers wachte sie bei den Verwundeten, pflegte sie die Erkrankten, bis eine in einem Lazareth ausbrechende Epidemie sie dahinraffte. Nun schläft sie, die getreu war bis in den Tod, den langen Schlaf auf dem Friedhöfe ihrer Hcimath, zur Seite der kleinen Schloßkapelle. Die Kletterrosen, die jene umspinnen, strecken ihre Zweige wie segnende Mutterhände über das Grab, und weiße Rofenblättcr decken es zu.