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«'s Riesaer G Tag ««d Auret-er MMst «ch Lqri-er). LelegnunM-Nbrefit «Lageblatt', Ries«. Amtsktalt Femsprechstell« Nr. SO Der König!. Amtshauptmarmschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. I? 6. Dienstag, 9. Januar 1894, Abends. 47. Jahr«. Das Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestelle«, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mar! LV Pf., durch die Träger frei ins Hau« 1 Mark SO Pf-, durch den Briefträger frei in» Hau» 1 Mar! SS Pf. Anzeigrn-Annahme für die Nummer de» Ausgabetage» bis Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich tn Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße SS. — Für dir Redactton verantwortlich: Herm. Schmidt In Rteiu. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf den Erlaß der Königlichen Amtshauptmannschaft zu Großen hain vom 2. Januar 1894 — (Riesaer Tageblatt Nr. 2 vom Jahre 1894) werden alle in der Stadt Riesa dauernd aufhältlichen Militärpflichtigen des deutschen Reichs, welche im Jahre 1874 geboren oder bei einer frühere« Musterung zurückgestellt worden sind, oder ihrer Gestellungspflicht noch nicht Genüge geleistet habe«, hiermit auf gefordert, sich innerhalb der Zeit vom IS. Januar bis 1. Februar dieses Jahres, Nachmittags von 3 bis « Uhr im hiesigen Rathsmeldeamte persönlich zur Stamm rolle anzumelden. Die zeitig abwesende« Militärpflichtigen sind von den Eltern oder Vormündern, beziehentlich von den Lehr-, Brod- oder Fabrikherren anzumelden. Die in früheren Jahren zurückgestellten Militärpflichtigen haben ihre Loosungsfcheine und die Mannschaften aus dem Jahre 1874 — mit Ausnahme der in Riesa geborenen — ihre Geburtsscheine vorzulegen. Aufenthaltsveränderungen der Angemeldeten sind nach längstens 3 Tagen anzu zeigen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder mit Hast bis zu 3 Tagen geahndet werden. Riesa, am 4. Januar 1894. Der Stadtrath. Klötzer. I. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Ausführungsverordnung zum Gesetze vom 18. August 1868, die Einführung einer allgemeinen Hundesteuer betreffend, ist am 1V. Januar jeden Jahres eine Aufzeichnung der Hierselbst zur Versteuerung kommenden Hunde vorzunehmen. Die Besitzer der im hiesigen Stadtbezirke befindlichen Hunde werden deshalb hiermit aufgefordert, dieselben bis zum 15. Januar 1894 schriftlich bei Vermeidung der auf die Hinterziehung der Steuer angedrohten Strafe in der Stadtkasienexpedition Hierselbst anzumelden und die Hälfte der festgesetzten Steuer gegen Ent nahme der auf das 1. Halbjahr 1894 gültigen von Messingblech hergestellten Steuermärke bis zum 31. dieses Monats an die Stadthauptkasse zu entrichten. Hinterziehungen der Steuer werden nach § 7 des oben angezogenen Gesetzes mit dem 3fachen Befrage der jährlichen Steuer geahndet. Riesa, am 5. Januar 1894. Der Stadtrath. I. V-: Schwarzenberg, Stadtrath. . Tagesgefchichte. Zu dem gestern mitgetheilten Schreiben des Reichskanzlers macht die ,Krzztg." vorerst nur fol gende Bemerkungen: „Aus der im „Reichsanzeiger" veröf fentlichten Korrespondenz zwischen dem Reichskanzler und dem Ausschuß des ostpreußischen "konservativ! n Vereins leitet die „Nat.-Ztg." die Hoffnung ab, daß „in Ostpreußen der Abfall von der neuen konservativen Methode, deren Fahne die „Kreuzzeitung" voranträgt, seinen Anfang nehmen" werde. Wenn damir die Meinung ausgesprochen sein soll, daß die ostpreußischen Konservativen auf dem Wege seien, um den Preis der Aufhebung des Identitätsnachweises ein gesonder tes Handelsgeschäft abzuschließen, so können wir dem natio nalliberalen Blatte die auf guter Unterlage gestützte Ver sicherung geben, daß die Konservativen in Ostpreußen zu ehrlich und zu klug sind, um sich auf dieser Leimruthe fangen zu lassen. Was aber die die ganze konservative Partei und die gesammte deutsche Landwirthschaft interessirende Währungsfrage angeht, so urtheilt die „N at.-Ztg." über die Bedeutung der darauf bezüglichen Antwort des Reichs kanzlers wie folgt: „Außer der Aufhebung des Identitäts nachweises regt der ostpreußische konservative Ausschuß die internationale Wiederherstellung des „Rechts" des Silbers, als „vollwerthigeS Münzmetall" zu dienen, an. Diese Aus drucksweise bestätigt von Neuem, wie unbestimmte und un klare Vorstellungen dem BimetalliSmus zu Grunde liegen. Wir würden jedem Zugeständniß an derartige Ideen, wodurch die gesicherte Währung, die Grundlage aller wirthschaftlichen Verhältnisse, in Deutschland irgend wie gefährdet werden könnte, unter allen Umständen, auch wenn durch derartige Zugeständnisse, und nur durch sie, der russische Vertrag durch gesetzt werden könnte, widersprechen. Aber da hiervon in der Erwiderung des Reichskanzlers kein: Rede ist, vielmehr auch er seine Zweifel an der Möglichkeit des BimetalliSmus von Neuem konstatirt, so sehen wir kein Bedenken gegen die Absicht, welche er dem Ausschuß zugleich mittheilt: „Sach verständige verschiedener Berufsklaffen und Lehrmeinungen über die Frage zu hören, welche Maßregeln geeignet wären, um den gesunkenen Werth des Silbers wieder zu heben." Wir zweifeln nicht, daß die Konservativen in Ostpreußen der Erklärung des Reichskanzlers kaum einen höheren Werth beimefsen werden, als es die „Nat.-Ztg." thut." — Die frei konservative „Post" hält es für mehr als zweifelhaft, ob im Reichstage sich eine Mehrheit für die Aufhebung des Iden titätsnachweises ohne gleichzeitige Aufhebung der Staffeltarife finden wird. „Die Landwirthschaft Mittel-, West- und Süd deutschland» fühlt sich durch die Staffeltarife ernstlichst be schwert. Der niedrige Stand der Getreidepre'se wird zum Theil auf die Staffeltarife zurückgeführt. Inwieweit diese Ansicht zutrifft, ist für den vorliegenden Fall von geringer Bedeutung Daß sie besteht, unterliegt keinem Zweifel, wie die» noch der jüngst von Dr. von Marquardsen an seine Wähler gerichtete offene Brief beweist. Sie verstärkt den Interessengegensatz, welcher ohnehin gegen die Aufhebung de» Identitätsnachweises besteht, und schwächt daher die Aussicht auf Annahme der letzteren bedenklich. Selbst aber wenn es gelingt, auch im Reichstage die Aufhebung de» Identitäts nachweises durchzusetzen, erscheint es zweifelhaft ob damit der Hauptzweck, die Zustimmung zu dem deutsch-russischen Handelsverträge, gesichert wäre. Bei der territorial be schränkten Wirkung der Maßregel fragt es sich sehr, ob sie als ausreichende Kvwpe isation für die ganze Landwirthschaft angesehen werden wiro, während die gleichzeitige Aufhebung d>.r Staffeltarife gerade denjenigen Gegenden zu Gute käme, welche vvn der Aufhebung des Identitätsnachweises keinen Vorthcil haben. Verbietet sich die Aufhebung der Staffel, tarife aus finanziellen Grü.iden, so wird daher um so ernst licher zu erwägen sein, ob nicht Kompensationen auf dem Gebiete der Währung« frage in Reserve zu halten sind." Solche sind in dem Schreiben des Reichskanzler» allerdings enthalten; fraglich ist aber, ob sie den Konservativen genügen werden. Deutsche- Neich. Den deutschen Handelskammern, die den Kampf gegen den unlauteren Wettbewerb im Handelsgewerbe selbstständig ausgenommen haben, hat sich neuerdings die Braunschweiger Handelskammer angeschlossen. Sle hat die dortigen Gewerbetreibenden veranlaßt, aus ihrer Mitte eine ständige Commission zur Ueber- wachung derartiger Geschästsgebahrungen einzusetzen und alle Unregelmäßigkeiten bez. Unredlichkeiten der Schleu- derconcurrenz schonungslos der Oeffentlichkeit preiszugeben. Bisher ist diese Selbsthilfe vorwiegend in Süddeutschland geübt worden und hat sich dort bereits vielfach bestens be währt, besser vielleicht, als dies durch gesetzliche Maßregeln zu erwarten wäre, wie sie in den bekannten Centrumsanträgen ongestrebt werden. Der „Nationalliberalen Correspondenz" zufolge ist das Zustandekommen des HandesvertrageS mit Rußland nach den Ansichten der Regierung eine nothwendige Vorbedingung für die Aufhebung des Identitätsnachweise». Die „Corresp." will wissen, daß als Ersatz für die Aushebung die Vorschläge der Bremer Handelskammer aus Ausstellung einer auf den Inhaber lautenden übertragbaren Zollquittung acceptirt werden. — Die Commission für die Währungsfrage soll schon in allernächster Zeit unter Leitung des RelchSschatzamtes zujammentreten. Gestern fand die Verhandlung gegen Maximilian Harden wegen Beleidigung des Reichskanzler» durch die ,„Zukunft" stakt. Da» Unheil wird am 25. Januar verkündet werden. Der Staatsanwalt beantragt 7 Monate Gefängniß. Die Wiederveröffentlichung des königlichen Erlasses vom Jahre 1882, betreffend das politische Verhalten der Be amten, veranlaßt die „Hamb. Nachr." darauf hinzuweisen, daß die Umstände zur Zelt de» alten und des neuen Kurses doch nicht ganz dieselben waren. „Zur Zeit des ursprüng liches Erlasses war das Gefühl der ministeriellen Verant wortlichkeit noch lebendig genug, um von den ausführenden Beamten Zumuthungen fern zu halten, welche sie in Kon flikt mit den eigenen monarchischen Ueberzeugungen hätten bringen können. 8t Uuo ksoi ' non sst tüsrn. Es kann im Jahre 1882 ni? mmen sein, daß von staatlich geschulten Beamten -erstützung einer Politik verlangt worden wäre, >vl.. en Gesinnungen der damaligen ReichSgegner, den Grummngen der sozialen und klerikalen Demokratie, der Polen und des Abgeordneten Richter entsprochen hätten Diese Gepmmngen mit einem leichten Umschlag zu regierungsfähigen in Deutschland zu machen, ist ein Versuch, der doch noch eingehenderer Proben bedarf, als.sie durch einige wirthschaftliche Experimente ge währt werden köune. Bezüglich der Krisengerücht«, die nicht verstummen, schreibt die „Voss. Ztg.": „Thatfächlich hat sich nach Neujahr eine KanzlerkrisiS abgespielt, nur daß sie nicht mit inneren Angelegenheiten, auch nicht mit dem deutsch-russischen Han delsverträge zusammenhing, sondern mit den Kolonivlver- hälrnissen. Graf Caprivi hatte sein Entlassungsgesuch ein gereicht, das vom Kaiser abgelehnr worden ist. j Schweden. Die Königin von Schweden leidet an einem Brust- und Luftröhrenkatarrh und periodischen Nerven schmerzen. Die Kräfte nehmen sehr ab. Die Königin hat die ganze letzte Zeit das Zimmer nicht verlassen können. Amerika. Dem „N-A. Herald" wird gemeldet, daß vor Rio de Janeiro die Schiffe der Aufständischen seit meh reren Tagen unthätiz sind: das Geschützfeuer beschränkte sich aus die längs des Ufers des RioflusseS befindlichen Scha luppen und Torpedoboote. — Demselben Blatte wird aus Managua (Honduras) gemeldet, daß General Williams, welcher bei der Einnahme von Cholutecas durch General Bonilla gefangen genommen worden war, bei einem Flucht versuch getödtet worden sei. Bei Tegucigalpa fand am Sonnabend ein Artilleriekampf statt, in welchem annähernd 100 Soldaten fielen. Die lange Dauer der Feindseligkeiten in Brasilien findet ihre Erklärung in der Thatsache, daß die Aufständischen zwar Herren des Meeres sind, aber auf dem Lande keine, wenig stens keine erklärten Parteigänger haben, und daß die Be mannung ihrer Geschwader nur sehr unvollständig ist. Um sein Schiffspersonal zu vermehren, hat der Admiral de Mello, wie der „H. K." berichtet, folgendes merkwürdige Mittel zur Anwendung gebracht. Eines Morgens sahen die Nationalgarden, die in der Nähe des Marinearsenals von Rio de Janeiro an der Seeküste patrouillirten, einen mit appetitlichen Lebensmitteln beladenen Kahn, der al» Beute de» Meeres auf den Wellen zu treiben schien. Sie ließen ihn an sich herankommen und hocherfreut über ihren Fund stiegen gegen SO Wächter in den großen Schiffsraum. Aber plötzlich fühlten sie sich mit großer Schnelligkeit aus der Bai nach dem Außenhafen und von dort auf die hohe See ent führt. Der Kahn war mittels eines sehr langen.unter Wasser befindlichen Ankertaues mit einer Dampfbarke ver bunden, die eiligst mit voller Dampfkraft davonfuhr und die Rationalgardcn an Bord des „Aquidaban" brachte. Der Admiral de Mello soll den gelungenen Spaß sogar soweit getrieben haben, daß str dem Marschall Peixoto einen Check für 50 Nationalgarden schickte. Sicher ist, daß der Zwischen fall einen sehr guten Erfolg gehabt hat und der „National gardenfang" ist in Brasilien bereits sprichwörtlich geworden OertlicheS und Sächsisches. Riesa, 9. Januar 1894. — Am vorigen Sonnabend hielt der hiesige königlich sächsische Militärverein seine erste diesjähige Generalver sammlung ab und war die Betheiligung von Seiten der