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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.04.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000417026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900041702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900041702
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-04
- Tag 1900-04-17
-
Monat
1900-04
-
Jahr
1900
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stag, l 190V. edes Blumen. Töpfen ver. öpfe gepflanz! m Lande g,. >on im eksle» i und in ersin ebenso breite; omöglich eine Sand, hinein, s ca. 1,5 ein einen kleinen leibt, sondern irlleicht durch m. Mäßiges zuträglich, rand Moritz s. Herr Karl , Brckmbach, in Fleiße-i rren Gnjia, f Arnold in rs. — Paul atz. Gejell- ius Luldw.g , Zoephel in ax. Männel — Bernd, klug das. - teodor Ernst Gesellschaft, Ernst Louis t in Höhen echt das. — Inh, Herr n Chemnitz, Pfaluter iu itlieb Jesau 'an! L Co., ^err Gustas o. in Kadi? n Bernhars irl Wilhelm iort. — 2ie en, Zweige bestehenden Herr Georg Herr Georg geschäst un) s Goltsrie) a Cohn L ca Wagene: asterin ein- s persönlich in Dresden Steglich, - inemann in elm Ludirrg perr Gusran die Firma ist als Jnb, rr Friedrich «getreten. - llschaster in Franz Wil- irtna F. A. arte Emilie Firma ge- lden lauter rmann Carl s„ Lehmann nrich Weisel treten. Die -die Firma Haftung ist deu-Seidnitz nz Rade in n das Han- i. — Främ th Metzner, Nctzner dai. liinbach ist cr Eduard Wusting L fulius Con- n Glashütte ist aus der >lung (Otto bbe ist Inh. rrt Knibbe > Maschinen- larl Bechler ritschau. — nzschachwitz, tn Dresden. t. Von vr. nmer und ien Kampfe öegenstande enten durch olle zu Beachtung, ch genauer. ' gleichfalls or, daß die r Getreide- isse wie die die Preis- f mittlerer lüsse diesem da heute in lung durch- Tonne un esichts der gerung der rtheil durch noch per- lg des Zoll bon 60—75 o führt der r absoluten eS Systems ; die prin- erstand an- inahme un- t, der Ein- t, indem er ei Capiteln t (die glci Kritik der r Getreide beweglicher (die Form erfolgreiche Erreichung e Getreide, treibe und ».). VezugS Preis ' der Hauptexpedition oder den im Stadt» Bezirk und den Vororten errichteten Aus» ^bestellen abgeholt: vierteljährlich^l4.50, zweimaliger täglicher Zustellung inS t^aus Ü.5Ö. Durch die Post bezogen für Teulschland und Oesterreich: vierteljährlich > 6.—. Directe tägliche Kreuzbandiendung in- Ausland: monatlich 7.50. Tie Morgen-Nusgabe erscheint um '/-? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Ne-action und Lrve-ition: 2olia»nissasie 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vonn. v. Klemm'» Sortim. Universitätsstraße 3 (Paulinum„ Louis Lösche, tschhasinenktr. 1«, pari, und Königsplntz 7« Abend-Ausgabe. Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes «nd Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die L gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (»ge spalten) öO^z, vor den Aamiliennachrichtea (6 gespalten) 40^. Größere Schristen laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. .'Xnnalimeschluß für Anzeigen: Ab end »Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgeu-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ei» halbe Stund« früher. Anzeige« sind stets an di« Ertzeditto» zu richte». Druck «nd Verlag von E. Polz la Leipzig Z 183. Dienstag den 17. April 1900. 91. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 17. April. DaS Alltagsleben tritt nach ungestört verlaufenem Feste wieder in seine Neckte. Wir wenigstens glauben, daß nicht einmal der Ueberschwang, den gen isse deutsche Zeitungen und der Nelchscommissar Geb. Rath Nickter aus Anlaß ver Pariser Ausstellung aufgeboten baden, auch nur der allernächsten Zukunft bleibendes Rosenroth aufgeschminkt bat. Vielmehr dürfte sich eine sebr wohllbuende Nüchternbeit als bald— der Re ich Stag tritt in einer Woche wieder zusammen — geltend machen. Bor allen Dingen in dem, was Deutsch land jetzt am meisten interessirt, in der Flottenangclegcnhcit. Tie Deckungsfrage, die für das Centrum allerdings nur ein „Brimborium" gewesen, darf als erledigt angesehen werden. Die „Germania" schreibt, mit der „Köln. Volksztg." in der Sacke übereinstimmend, über die Lage: es sei eine Mehrheit im Reichstag vorhanden für den Stempel auf Connossemenls und SckiffSpassaaierbilletS, für die Berdoppelung der Lotterie steuer, für die Saccharinsteuer, für die Erhöhung des Zolles ans ausländische Ebampagner und Liköre, sowie imporlirte Zigarren und Cigaretten, ferner für eine Verbrauchs abgabe von inländischem Schaumwein. Dann fährt die „Germania" fort: , Ueber die Einführung einer Neichserbschaftssteuer gehen die Ansichten noch weit auseinander, jedenfalls auch in der Centrums» sraction, so daß uns diese Frage noch nicht spruchreif erscheint, während die übrigen vorhin erwähnten Steuer vorschläge gewissermaßen „liquide Forderungen" darstellen, bezüglich deren zwischen Regierung und Reichstag leicht ein Einverständnis; zu erzielen sein dürfte. Wie wir von gut» unterrichteter Seite erfahren, ist man im Reichsschatzamt keineswegs gewillt gewesen, während der Osterferien des Reichs tags die Vorarbeiten für die positive Lösung der Dcckungssrap ruhen zu lassen .... Es ist vielmehr bestimmt zu erwarten, dcg beim Wiedcrzusammentreten Les Reichstags der Flottencommission sormulirtc Steuervorschläge des Reichsschatzamts unter breitet werden, die aus eine Verständigung bezüglich der Deckungs» frage hoffen lassen und damit auch die Verständigung über den materiellen Inhalt des neuen Flottenplanes er leichtern. Allerdings wird man nicht allen Steuerprojecteu, die thcils im Reichstag, theils von privater Seite in Vorschlag ge» bracht sind, Rechnung tragen können; man wird sich vor allem mit einer gesetzlichen Regelung der Deckungsfrage nach Maßgabe des voraussichtlichen Bedarfs begnügen müssen. Ueber den voraussichtlichen Bedarf hinaus der Regierung neue Steuern auf dem Präientirteller entgegenzubringen, hat der Reichstag ebenso zu vermeiden, wie er bei der darnach verbleibenden Auswahl neuer Einnahmequellen immer darauf Rücksicht zu nehmen hat, daß die neuen Lasten an sich gerecht fertigt sind und die leistungsfähigeren Kreise treffen, auch die Einzelstaaten entsprechend gleichmäßig heranziehen. Dies würde beispielsweise nicht geschehen, wenn der Vorschlag eines Abgeordneten in der „Kreuzztg.", eine Eisenbahnbillte» steuer einzuführen, zur Durchführung gelangen sollte. Dann würden die Bundesstaaten mit einem eigenen Eisenbahnsystem wie Preußen, Bayern, Württemberg, Sachsen und Baden ganz besonders belastet, während die leistungsfähigen Seestädte Hamburg und Bremen frei ausgehen würden. Die Eisenbahnbilletsteuer würde Lberdies schwerlich im Bundesrath eine Mehrheit finden. Mit der Lö sung der Deckungsfrage wird der schwerste „Stein de» Anstoßes" gegen eine Verstärkung der Flotte, über deren Umsang die Flottencommission dann weiterhin zu berathen haben wird, beseitigt sein. Bringt das Reichsschatzamt rechtzeitig seine positiven Vorschläge zur Deckungsfroge in die Commission, so ist auch eine Vertagung der Commissionsverhandlungen nicht mehr nothwendig, und dann wird die Flottensrage vielleicht schon im Anfang des Monats Mai zu einer baldigen Entscheidung kommen, wofür auch verschiedene politische Gründe in Betracht kommen. Daß ver „tolle Einfall" einer Reickserbschaftssteuer kurze Beine haben werde, war trotz der officwsen Versickerung, der Bundesrath werde ungeachtet aller Bedenken nötbigenfallS dem Vorschläge näher treten, vorauszuiehen. Ihn ernstlich ins Auge zu fassen, war wahrscheinlich nur die Regierung Bayerns bereit, in dessen verzwicktem direkten Besleucrungssystem es auf eine Absonderlichkeit mehr oder weniger nickt ankommt. Für die gleitende Erbschaftssteuer, wie sie Herr Gröber „für seine Perion" verlangte, wäre aber Wohl auch Bayern nickt zu haben gewesen. Dürfen wir nun aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Deckung der Kosten rechnen, so ist noch sehr zweifelhaft, wieviel zu decken sein wird. Nach der Ausdrucksweise der „Germania" zu urtheilen, bat fick das Centrum nicht entschloßen, die geforderten Auslands schiffe zu bewilligen, und man muß sich wohl daraus gefaßt machen, daß das neueste Flottengesctz, vom Standpunkte der allerdings nicht detaillirten Regierungsvorlage betrachtet, Stückwerk sein wird. Den Marinetechuikern dürste ein solcher Ausgang nicht viel Kopfschmerzen bereiten, aber politisch wäre er mißlich, da er die Flottenfrage nach kurzer Zeit wieder ausleben ließe. Es wi>d beißen müssen: „Dank Golt für das und bitt' um mehr." WaS die „politischen Gründe" anlangt, die der „Germania" zufolge eine rasche Erledigung der An gelegenheit besonders Wünschenswerth machen, so haben wir darüber kaum eine Vermutbung. Ein Berliner Blatt meint, es scheine an die Cartalvorlage dabei gedacht zu werden. Das ist schon deshalb nicht reckt wahrscheinlich, weil bisher ein großer Tbeil des Centrums den Standpunkt der Conservativeu ge- tbeilt hat, daß die Canalangelegenbeit eine politische nickt sei. Wenn wir uns nickt sebr täuschen, glaubt zur Zeit in Preußen kein Mensch mehr an ein alsbaldiges Erscheinen der „verwirrten" Canalvvrlage. Der vielbemerkte Artikel der „Nordd. Allg. Ztg." vom ll. d. M., den wir inhaltlich wiedergegeben, spricht zwar von einem „unabänderliche» Fest halten der Negierung", aber diese Großartigkeit ist wohl so zu verstehen, daß die Regierung in Wasserstrabenbau-- und Regulirungssachen für nichts zu haben sei» möchte, wenn nicht gleichzeitig der Mittellandkanal mit durchgehen könnte. Sie will, wie gesagt wurde, tadle ä'köte und nicht ä. la carte serviren. Dieser hübsche Witz dürfte das Einzige sein, was von der „energischen" Erklärung der „Nordd. Allg. Ztg." übrig bleibt. Dagegen hat die etwas jüngere halbamtliche An kündigung, daß die Regierung beim Fl eis chb e sch au g ese tz- zwar nicht ganz auf ihrem ursprünglichen Standpunkte beharren, aber dem Einfubrverbot für robes Fleisch und einem un beschränkten Einfuhrverbote für Pökelfleisch dauernden Wider stand leisten werde, alle Aussicht auf Verwirklichung, Graf Klinkowström, von Anbeginn der Führer der Conservativeu in dieser Angelegenheit, spricht in der bereits im heutigen Morgenblatte mitgetbeilten Erklärung eine sehr deutliche Sprache gegen die Treibereien der Berliner Leitung des Bundes der Landwirthe und die „Kreuzztg.", die sich bisber beinahe neutral verhielt, unterstützt ibn hierin. Mil ihrer von uns kurz erwähnten, aber bezeichnender Weise von zahlreichen ein flußreichen conservaiiven Organen unbeachtet gelassenen neuesten Kundgebung bat die Bundcsleitung ihre Sacke offenbar nicht verbessert. Die Berufung auf Zustimmung von Einzelparla- mentcn zu dem Fleischbeschaugesetz in der zweiten Lesung ist in der Haupsache hinfällig geworden durch die Wiedergabe des Wortlautes der wichtigsten Ausführungen des Ab geordneten Georgi in der sächsischen Zweiten Kammer. Diese Aufklärung ist der „Deutschen Tageszeitung" sebr un angenehm; sie weiß aber nichts dagegen zu sagen und bebilst sich mit Ver Bemerkung, daß sie, die „D. T." über sächsische Fragen vielfach besser Bescheid wisse als das „Leipziger Tageblatt". Das glauben wir nun nicht, aber wir verstehen den Zrrthum der „D. T". Der Redakteur dieses Blattes vertraut der Zuverlässigkeit seiner Finger, von denen er offensichtlich zumeist seine Berichte über sächsische Stim mungen u. s. w. bezieht. Der Mühe einer sachlichen Wider legung überhebt uns die konservative und sehr agrarische „Sckles. Ztg", welche zum Ostersonntage schrieb: „Tie Bundespresse stellt diesen Beschluß (des Elferausschusses der conservativeu Partei, der einem Compromiß über das Fleisch- beschauqesetz das Wort redet) als unmaßgeblich hin und beansprucht siir Len Beschluß Les Bundesausschusses die allein maßgebende Geltung. Die konservativen Abgeordneten werden demgemäß vor die Frage gestellt werden, ob sie sich in erster Linie als An gehörige der conservativeu Partei oder als Mitglieder des Bundes der Landwirthe zu betrachten haben. Fractionszwang giebt es auf der Reckten bekanntlich nicht; die Freiheit der Abstinenz ist also von Parteiwegen jedem Abgeordneten gewährleistet. Wir wollen nur hoffen, daß auch der Bund der Landwirthe seinen Mitgliedern gegenüber mit gleicher Toleranz verfährt. Eine parlamentarische Kraftprobe — auf die, nebenbei bemerkt, die Gegner schon große Hoffnungen setzen — würde für beide Theile, für die konservative Partei wie für den Bund der Landwirthe, sehr verhängnißvollc Folgen haben." Diese Ausführungen besagen: Wollt Ihr uns Conserva tiveu wie den Nationalliberalen Fitz behandeln? Tie Ant wort wird, so leid cs den Herren von der Leitung tbut, ver neinend ausfallen. Sie werden trotz der „guten" sächsischen Informationen der „Deutschen Tagesztg." daS Compromiß in der Fleisckbesckaufrage Gesetz werken lassen müssen und zwar nicht ohne Hinblick auf Sachsen. Die Mißstimmung über den bevorstehenden Besuch des Kaisers Fra»; Joseph in Berlin scheint in Frankreich nicht nur weitere Kreise erfaßt zu haben, sondern auch intensiver zu sein, als man angesichts des die ganze französische Nation beherrschenden AuSstellungstaumelS hätte erwarten dürfen. Wenigstens widmet der Pariser „Temps" dem Besuche einen Artikel, dessen Tonart man, selbst wenn man milde urtheilen will, mit dem „Hamb. Corr." als in hohem Grade dummdreist bezeichnen muß. Das Pariser Blatt beginnt mit der höhnischen Bemerkung, daß mau < diesem Besuche ja ein ganz besonderes Relief geben zu wollen scheine, obwohl Begegnungen zwischen den Monarchen 1 der beiden Nachbarreiche seit 1871 so häufig geworden, daß sie zu „banalen" Ereignissen herabgesunken seien. Eine Uebe»rasckung sei also auch dieser neueste Besuch nickt für den Potsdamer Hof, wohl aber sei er geeignet, dem „Herrscher stolze Wilhelm'« II. zu schmeicheln". Der „Temps" schiebt damit dem ehrwürdigen Kaiser Oesterreich-UngarnS eine sehr unkaiserliche Nolle zu und versucht zur gleichen Zeit, Kaiser Wilhelm II. aus das Niveau eines NoturierS herabzudrückcn, der in der Umarmung eines Monarchen aus altem Hause Thränen befriedigten Ehrgeizes ver gießt. In der Vorstellung der Redaktion des „Temps" ist ter Hobenzollernsprößling immer noch der kleine Markgraf von Brandenburg, besten „ererbte Eitelkeit" es kitzelt, wenn ter Repräsentant des stolzen Geschlechtes der Habsburger kommt, „um den Thronerben bescheiden, fast untertbänig zu begrüßen, wie die drei Weisen aus dem Morgenlande das Kindlein in der Krippe zu Bethlehem." Was bezweckt dieser Hohn? Offenbar ist er auf deutsch-feindliche Elemente der österreichischen Monarchie berechnet, deren Opposition gegen eine neuerliche Bekundung des intimen Verhältnisses zwischen Wien und Berlin man zu wecken hofft. Es wäre nicht das erste Mal, daß die französische Presse sich mit verdächtigem Eifer um die tschechischen Sympathien bemüht. Unter diesem Gesichts punkte wird die Bosheit verständlich, mit der der „TerupS" die Reise des Kaisers Franz Joseph als einen Act „mehr der Vasallentreue als der Bundesfreundschaft gegenüber dem Sieger von Sadowa" bezeichnet. Um einen Vergleich zu finden, geht der „Temps" bis auf die Zeit Napoleon'« I. zurück, „da sich in Erfurt die Fürsten und Herrscher um den großen korsischen Emporkömmling drängten und für diesen etwas komödiantisch veranlagten Cäsar ein Parterre von Königen bildeten." Es ist erstaunlich, wie weit das Blatt sich in seinem Aerger von dem guten Geschmack entfernt, den es bisber auch in der politischen Polemik cultivirt hat. — Nachdem der „Temps" so im ersten Theile seines Artikels die Personen der beiden Kaiser begeifert bat, versucht er im zweiten Theile, die sachliche Seite des Besuches tendenziös auszubeuten. Fürst Hohenlohe und Graf Bülow seien nicht die Leute, sich durch einen oberflächlichen Erfolg blenden zu lassen, sie müßten also wobl in der Kaiserreise ein politisches Ereigniß von ge wisser Bedeutung erblicken. Sie seien zufrieden, daß man die Welt wieder einmal an das Bestehen deS Dreibundes erinnern könne, dieses „künstlichen, erzwungenen, wider natürlichen Bundes, der zwanzig Jabre lang die Grundlage der internationalen Politik gewesen ist". Außerdem werde man wohl in Berlin zur südafrikanischen Frage Fühlung nehmen, und die deutschen Staatsmänner würden England schon zu verstehen geben, daß sie bei den „großen Arrange ments" ein Wort mitzusprechen und dabei ein zweites Reick hinter fick hätten. Auch hier tritt deutlich das Bestreben hervor, Mißtrauen zu säen. Selten allerdings bat es im „Temps" iu ähnlich plumper Form Ausdruck gefunden. Im Innern von Korea ist «ine Revolution auS- gebrochen — so meldete kurz eine Reuter-Depesche auS Jokobama. Anstoß dazu hat möglicheiweise die vielleicht von japanischer Seite genährte Unzufriedenheit der Koreaner mit den von der Regierung iu Socul Len Ruffen in der letzten Zeit gemachten Zugeständnissen gegeben. Die iinnier dringenderen Forderungen Rußlands, welches entschlossen scheint, in Korea festen Fuß zu fassen, haben dort eine Situation geschaffen, deren Entwickelung besonders in London und Tokio mit großer Spannung ui Drei Theilhaber. Roman von Bret Harte. Nachdruck verdotcu. Im nächsten Augenblick hatte Steptoe den schreckensbleichen Mann schon bei den Schultern gepackt und niedergedrückt, daß er mit dem Kopf aus den Tisch schlug. „Bist Du ein Verräther, un Lügner, rioer «in versoffener Narr?" rief er mit heiserem Tone. „Rede, Mensch! Wann und wo hab' ich mich auf ihn verlassen?" „Du schriebst mir doch auf Deinem Zettel — ich sollt« — ihm — helfen!" stieß Hall mühsam hervor. „Auf meinem Zettel?" wiederholte Steptoe. In seiner Ueber« raschung ließ er den Anderen frei. „Jawohl", erwiderte Hall und suchte mit gitternden Fingern in seiner Weste. „Ich hab' den Zettel mitgebracht; eS stoht nicht viel darauf, aber Deine Unterschrift ist deutlich zu lesen." Er händigte Steptoe einen zerrissenen Papiersetzen ein, der in Billetform zusammengelegt war. Beim Oeffnen desselben er kannte er sofort, daß es der Zettel war, welchen er, mit seinem Namenszug versehen, seiner Frau im Boomville-Hotel aufs Zimmer geschickt hatte. Darunter standen, anscheinend von der selben Hand, aber mit kleineren Buchstaben, di« Worte geschrieben: „Hilf Ban Loo, wo und wie Du kannst!" Alles Blut stieg ihm ins Gesicht; doch gewann er rasch seine Fassung wieder und sagte hastig: „Ja so, «S war mir ganz ent fallen. Laß den verdammten Schleicher laufen. AuS Mar« schall'S Parcelle können wir tausend Mal mehr Nutzen ziehen. Es ist auch gut, daß er nicht dabei «st, um sich deS Löwen Thril vor weg zu nehmen. Nur müssen wir jetzt keine Zeit verlieren, um schnell an Ort und Stelle zu sein. Geh' Du zuerst hin, ohne Aufschub, und wekse den Gesellen ihre Arbeit an. Ich folge Dir, noch ehe Marschall zurückkommt. Spube Dich! Die Rechnung mit dem Wirth« werd« ich admachen." Seine Miene verdüsterte sich wieder, sobald Hall fort war und er allein blieb. Er zog den Papiersetzen au» der Tasche und starrte ihn lang« an. Ja, «S war der Zettel, den er seiner Frau geschickt hatte. Wie konnte er Dan Loo in di« Hände gerathen sein? War er an jenem Abend im Hotel gewesen? Hatte «r das vom Diener weggeworfene Papier auf dem Gange oder im Borsaal aefunden? Al» Hall eS ihm zuerst einhändigte, war ibm ein teuflischer Gedanke gekommen, b«i dem ihm da» Blut kocht« vor unbändiger Wuth. Doch der einfachste Menschenverstand sagte ihm bald, daß es Unsinn sei, zu gwuben, seine Frau könne mit Ban Loo unter einer Decke stecken. Aber war sie ihm vielleicht an jenem Abend im Hotel begegnet und hatte die Gelegenheit be nutzt, ihn über seinen früheren Verkehr mit ihrem Kinde auszu fragen? Wer weiß, ob sie ihm nicht Alles gestanden und den Zettel mit seiner Unterschrift gum Beweise der Wahrheit vorge zeigt hatte? Frauen greifen manchmal zu den verzweifeltsten Mitteln. Vielleicht glaubte sie nicht an die Abneigung des Kna ben gegen sie, und hoffte, durch Van Loo Aufklärung zu er halten. Ueber die gefälschten Wort« und die Art, wie Van Loo sich des Zettels bedient hatte, machte er sich wenig Kopfzer brechen; daß der Mensch Handschriften fälschen konnte, traute er ihm ohne Weiteres zu, ja, er evinnerte sich plötzlich, daß fein Sohn ihm vor Jahren in aller Unschuld, alber voll Bewunderung, erzählt hatte, welches wunderbare Talent, jede Handschrift nach zumachen, Ban Loo besitze, und daß er ihm angsboten hab«, ihn diese Kunst auch zu lehren. ES überlief ihn siedeheiß. Wie, wenn Van Loo es dem Knaben beigebracht und ihn dann als crrgld'en Mitschuldigen benutzt hätte, um seine Streiche sicher ausführen zu können? — Moralische Bedenken hatte Steptoe darüber nicht, auch machte e» ihm keine Unruhe, daß e» für feinen Sohn mög licher Weise verderblich gewesen wäre. Ihn quälte nur eine wilde, selbstsüchtig« Eifersucht, weil ein Anderer sich des Knaben Hilf losigkeit und Unerfahrenheit zu nutze gemacht hatte. Dies Gefühl kannte rr schon aus früherer Zeit, hatte ihn doch die Lieb« seine» Sohne» für Van Loo oft fast rasend gemacht. Zuerst freilich hatte er ihn in seiner Bewunderung bestärkt, al» er sah, daß ihm der glatte Schwindler mit den feinen Manieren und Talenten al» Vorbild diente. Denn obgleich er diese Dinge selbst mit Ver achtung ansah, hatte er doch, wie verblendet« Väter pflegen, nicht» dagegen «inzuwenden, daß sie dem Knaben zu Gut« kämen. Selbst zu ungebildet, um zwischen dem oberflächlichen Firniß in Ban Loo'» Wesen und einer echt vornehmen Erziehung zu unter« scheiden, glaubte er dadurch seinem Sohn« einen Bortheil zuzu wenden, der auch chm gelegentlich nützen könnt«. Als er seiner Frau sagte, Dan Loo fürchte, an die Freundschaft erinnert zu werden, die früher zwischen ihnen bestanden habe, sprach er die Wahrheit. Aber wie lehr e» ihren Sohn betrübte, daß die alten Beziehungen abgebrochen wurden, nachdem sie vom Kieserberq sortgezogen waren, batte er wohlweislich verschwiegen. Er hatte ihr nicht gesagt, daß der Knabe den scheinheiligen Schurken noch immer bewunderte, auch nickt, wie sehr ihn da» kränkte, da e» in seiner Selbstsucht des Knaben Liebe flir 'sich ganz allein lnbka wollte. Wenn sie aber mit Ban Loo im Hotel zusammengetrossen war, so konnte sie erfahren haben, wie groß seine Macht über ihr Kind war. Vielleicht frohlockte sie inwendig darüber, obgleich sie solchen Haß gegen Van Loo heuchelte; vielleicht hatten sie zu sammen ihre Pläne geschmiedet! Könnt« nicht Van Loo den Ort ausfindig gemacht haben, wo sein Sohn untergobracht war, und sich von der Mutter bestechen lassen, ihr feinen Aufenthalt zu verrathen? Ihm schwindelte bei all den Phantasiebildern, die auf ihn «indrangen. Bisher hatte sein nüchterner Verstand ihn vor dergleichen müßigen Träumen und Vorspiegelungen be wahrt, aber feine väterliche Liebe und Eifersucht war zu mächtig geworden, und alle Schrecken der Einbildungskraft stürmten jetzt auf ihn ein. Zuerst kam ihm der Gedanke, den möglichen Folgen einer Entdeckung zum Trotz, seine Frau in Hym«tkus aufzusuchen, wohin sie sich nach ihrer Aussage begeben hatte. Das Hotel lag auf seinem Wege nach Tom Marschall's Parcelle, wo er mit den Genossen Zusammentreffen wollte. Aber er gab diese Absicht sofort wieder auf. Nur von seinem Sohne konnte er die Wahr heit erfahren. Sie betrog ihn vielleicht, oder weigerte sich, ihm Rede zu stehen. Der Knabe würde bfsen gegen ihn sein, und wenn seine Befürchtungen begründet waren, konnte er später mit der Frau abrechnen. Gs war ein Zweiter Ritt bis zu dem kleinen Kloster der alten Frvnzisbamr-Mönche in dem abgelegenen Thale, wo er seinen Sohn seit einigen Jahren in die Schule ge geben hatte, ohne daß seine Frau darum wußte. Aber er konnte dort einen Besuch machen und doch noch rechtzeitig am Kiefer berg sein, bevor Marschall mit dem Sachverständigen eintraf. Nir hatte er am Vorabend eines tollkühnen Unternehmens ein so dringende» Bedürfnis; gefühlt, seinen Sohn zuvor noch ein mal zu fckhen. Er erinnerte sich, wie oft der Knabe ihn früher auf der Flucht begleitet hatte, und daß es ihm Glück gebracht und er stet» Neue Kraft geschöpft hatte, wenn er des Kinde» kleine Hand in der seinen hielt. Der Sorg« um ihn wollte er wenigstens entledigt sein, ehe er sich auf ein so großes Wagniß einließ. Vielleicht sah er ihn zum letzten Male im Leben. Sonst hatte er sich nie Gedanken gemocht über Vergangenheit oder Zukunft; er würde sich zu jeder anderen Zeit wegen einer derartigen Em« pfindelei verspottet hoben, aber heute war ihm nicht danach zu Muthe. Steptoe holte tief Atbem und beschloß, mit dem nächsten Zug« nach den „drei Steinblöcken" zu fahren und von da bis San Felipe zu reiten. Rasch verlieh er das Zimmer, bezahlte den Wirth und trabte aus Jack Hamlin's Poncho nach dem Bahnhof«: die Uimstände brockten es mit sick, baß ihm zu diesem Zwecke kein andere» Pferd zur Verfügung stand. Gegen zwei Uhr siiea er bei den „drei Steinblöcken" auS, ver schaffte sick ein gutes Pferd und war nach einem schnellen Ritt um vier Uhr in San Felipe. Al» er den letzten Abhang hinunter durch den dichten Kiefernwald trabte, lag das kleine Thal vor ihm, das wegen seiner Abgeschiedenheit und ländlichen Stille von den e i »gewanderten Goldsuchern übersehen worden war. Hier hatte sich noch eine der wenigen Missionsanstalten im äußersten Norden Ealiforniens erhalten, die man um ihrer Unbedeutend yeit willen weiter bestehen ließ. Das Kloster wurde von der kleinen Bruderschaft als Hospital und Schule für die vereinzelten spanischen Familien benutzt, die noch in der Gegend lebten. Ein mal, als Steptoe mit seinem Knaben Hals über 'Kopf aus der Stadt fliehen mußte und steckbrieflich verfolgt wurde, war er unversehens in dieses Thal gerathen und hatte bei den heiligen Bätern eine Zuflucht gefunden. Als die 'Gefahr vorüber war, ließ er den Knaben in ihrem Schutz und zahlte stets reichlich für dessen Unterhalt — darin hatte er feine Frau nicht belogen. Die guten Mönche nahmen das Geld des gewaltthätigen Manneü, der wie «in RäüLer ausfah, sowohl u'm ihrer Kirche als um r. . Kindes willen gern; sie dachten nicht anders, als daß er auf riese Art Ersatz leisten wolle für unrecht erworbenes Gut. Steptoe hatte das damals wohl bemerkt und sie bei ihrem Glauben ge lassen. Jetzt aber fiel es ihm mit Schrecken wieder ein. Wie, wenn sie nun versuchten, ihm des Knaben 'Liebe zu rauben.' Würden sie nicht für die Mutter Partei ergreifen, falls diese ihres Kindes Aufenthalt entdeckte und ihr Recht in Anspruch nahm? Bisher hatte er immer über di« Sicherheit des Versteckes triurnphirt: kein Mensch kannte den Ort, wie sollte sie ihn auf- ftnden, obgleich er für ihre Freunde und seine Feinde so leicht zu erreichen war? Jetzt knirschte er vor Wukb mit den Zähnen, wenn er daran dachte, daß er aus übergroßer Zärtlichkeit, um seinen Sohn sehen zu können, so oft er wollte, einen solchen Miß griff begangen hotte. Er stieß seinem Pferde di« Sporen in die Seite und sprengte mit wilder Hast durch di« eng«, schlecht ge pflasterte Straße, über den menschenleeren Platz, bis er in einer Wolke von Staub vor dem einzig noch Mrigen, geborstenen Glockenthunm der halb Versalien«» Klosterkirche onhielt. Ein neues Schulgebäude mit Schlaffaal reihte sich an den alten Bau, einlkach und bescheiden, ohne das geringste moderne Schauge- prünge. Steptoe brach in ein bittere» Gelächter ad» — darin stak auch ein Theil feine» Geldes. Er griff nach dem Seil«, das von einer Glocke an der Mauer , bernnterhing und läutete kräftig. Ein Priester «rfchien mit leisem Tritt — Pater Domenico. „Eddy Hornburg? Ach ja, der liebe Eddy ist fort." „Fort!" schrie Steptoe mit einer Stimm«, die den Pater er schreckt:. „Wohin? Wann? Mit wem?", (Fortsetzung folgt.)
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