Volltext Seite (XML)
Sor.nabend dev 29. November 1919 Rr. 278, Sette -7 Mvährleiftm sann, hatte der „Tiger" Clemenceau seme be- Geisterten Jünger, den glühenden Deutschenhasser Dr. Kra mirr. gewesenen tschechischen Ministerpräsidenten und Frie densdelegierten auf der Pariser Konferenz, nach Rußland entsandt. Obwohl die Mehrheit dertschechischen Ratio» von einer Intervention in Ruß land nichts wissen wollt«, trieb den ungekrönten Kö nig der Jungtschechen sein Haß gegen Deutschland, der ihm zur zweiten Natur geworden, zu eigenmächtigem Handeln, »m als politischer „Commis. Voyageur" Frankreichs ißit Deniktn zu verhandeln und mit Hilfe des „Generals" Bohdan Pavlu, ehemaligen österreichischen Fähnrichs und jetzigen tschechoslowakischen Bevollmächtigten bei der OmSker Regierung, die tschechischen Lgionöre von Sibirien nach dem Ural zu bringen, wo sie sich mit den Truppen Denikins vereinigen sollten. Kramars Traum aber, Kaiser von Rußland oder wenigstens Präsident dieser Republik zu werden, war rasch auszeträumt. Seine tschechischen Landsleute find Krmnar auf das Abenteuer nicht hereingefgllen, noch einen Krieg für die Entente zu führen, besonders nachdem diefMe in Rußland nach ihren Niederlagen mit der Liqui- datton Ihrer Expedition ernstlich rechnen muhte. Kramar, der sich in der ersten Hälfte des Oktober auf einem französi schen Kriegsschiffe wie ein regierender Herr über Konstan-, ttnopel nach Rußland begeben hatte, ist nach gestern hier eingelaufenen Meldungen bereits wieder auf einem fran zösischen Kreuzer in Marseille gelandet. Die Leitung der tschechischen sibirischen Armee aber »vurde ihres Amtes entsetzt. Denn wie der „Pondelnik" (Montag) des „Ceske Slovo", Organs des Landesverteidi- gungsministcrs mitteilt, ist der „General" Bohdan Pavlu aus Sibirien abberufen worden. Ebenso entschieden stellt sich eine anders grup pierte tschechische Mehrheit dem Plane für freundschaftliche Beziehungen zu dem bol schewistischen Rußland entgegen. Das Organ des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten, LaS „Pravo Lidu", ließ gestern einen von dem Londoner „Observer" bezogenen Versuchsballon aufsteigen. Das englische Blatt befaßte sich mit der Notwendigkeit einer neuen Orientie rung der englischen Politik Rußland gegenüber. Dalni stellte es den Antrag, daß nicht die Prinzeninseln. sondern Prag als Ort gewählt werden sollte, wo die Konferenz der Ententevertreter mit den Delegierten Sowjetrußlands zu Verhandlungen über den Frieden zusammentreten sollte. Denn Präsident Masaryk beherrsche das russische Problem Vesser als alle übrigen Staatsmänner der Entente zusam- men. Aber die Presse aller tschechischen Parteiricht!.ngen, einschließlich der Nationalsozialisten, lehnte diesi der Haupt stadt von der bolschewikensreundlichen Sozialdemokratie zu- ««dachte Ehre einstimmig ab, weil die sibirischen Legionäre sich bestens dafür bedankten, daß sich Prag zu Verhandlun gen mit den Mördern der Legionäre hergeben würde. Deutsche Denkschrift über «cnpa Flow Berlin, 28. November. Die deutsche Regierung hat im Anschluß an die mündlichen Besprechungen dem Gene- ralsekretär der Friedenskonferenz eine Denkschrift über" ihren Standpunkt in der Scapa-Flow-Frage übergeben lassen, in der u. a. hervorgehoben wird, daß mit der im Waffenstillstandsvertrag vereinbatten Internierung der deutschen Kriegsschiffe in keinerWeise über deren endgültiges Schicksal entschieden wurde und daß die Verpflichtung der deutschen Regierung mit -er fristge mäßen Entsendung der Schiffe nach Firth of Forth erfüllt war. Ausschlaggebend für die Beutteilung der gan- zen Frage war die Taffache, daß die Versenkung der Schiffe nicht dem Verhalten der deutschen Regierung, sondern dein Verhalten der verbündeten und assoziierten Regierungen zur Last gelegt werben muß. Die Kriegsschiffe sind im Widerspruch mit Len Bestimmungen des Waffensttll- standsvettrages und ohne Rücksicht auf den deutschen Protest nicht in einem neutralen Hafen, son dern in einem britischen Hafen interniert worden. Die Gegner haben eine Internierung in den in Betracht kommenden neutralen- namentlich also in niederländischen oder skandinavischen Häfen überhaupt nicht versucht. In folge der Unterbindung des Verkehrs mit dssr Heimat mußte Admiral v. Reuter in jenen Tagen zu der Annahme kommen, der Waffenstillstand laufe am 21. Juni mittags ab. Daraufhin veranlaßte er nach Seemannsbrauch die Versenkung. Admiral v. Reuter war in Scapa-Flow der Besehlsgewalt der deutschen Regierung tatsächlich entzogen. Damit entfällt von vornherein jede Haf tung der deutschen Regierung für die Handlung > des Admirals, denn für die Anordnungen eines kriegsge- fangenen Militärbefehlshabers ist sein Heimatstaat nicht verantwortlich. Außerdem kommt aber das eigene Per- schulden der Gegner hinzu, deren vertragswidriges Vor gehen die eigentliche Ursache der Versenkung gewesen ist. Die Denkschrift kommt zu dem Ergebnis, daß die deutsche Regierung jene Verpflichtung zu Leistun gen, die von ihr aus Anlaß der Versenkung gefordert wer den, von Rechts wegen als unbegründet zurück weisen muß. Zum Schluß betont die deutsche Regie rung, daß es nicht ihren Absichten entspreche, wenn durch eine Streitfrage das auf deutscher Seite dringend ge wünschte alsbaldige Inkrafttreten des Friedensvettrazes verzögert werden würde. Sie macht deshalb den Vor schlag, die Angelegenheit dem Schiedsgericht im Haag zur Entscheidung darüber zu unterbreiten, ob die deutsche Regierung für die Versenkung der Schiffe verantwortlich ist. im Bejahungsfälle, welcher Schaden den verbündeten und assoziierten Mächten durch die Persenkung erwachsen ist und wie dieser <^aden von Deutschland wie der gutzumachen sein würde. ^ Noch weitere Noten Rotterdam, 28. November. Die „Times" meldet aus Paris: Im Rat der Alliierten ist eine neue Note an Deutschland beschlossen worben, die die Erfüllung der Was- fenstillstandsverpflichtungen bis Ende Dezember verlangt. Genf, 28. November. Der Lyoner „ProgrdS" meldet aus Paris, daß noch weitere Noten der Alliierten an Deutschland tm Rate der Alliierten zur Beratung stehen. Marschall Joch erachte im militärischen Interesse die baldige Festsetzung der Strafmaßnahmen gegen« wettere Außerachtlassung des Wasfenstillstandsvettrages für geboten. Der Kriegsrat habe am Mittwoch früh bereits in diesem Sinne Entschließungen gefaßt. Kriegszustand mit Lettland Berlin, 28. November. Wie bereits gemeldet, ist die deutsche Gesandtschaft in Mitau mit Rücksicht auf die militärischen und politischen Vorgänge aus Mitau zu- rückgezozen worden. Die lettische Regierung bat nunmehr ihre hiesige Vertretung gleichfalls zurückberufen und betrachtet sich unter» Hinweis auf die Angriffe der ehe- mals reichsdeutschen Truppen unter Awaloff - Bermondt als mit Deutschland im Kriegszustände befind- lich. Die noch in Riga und Libau befindlichen deut- schen Vertreter werden daraufhin gleichfalls zurückberusin werden. Berlin, 28. November. Wie die „Deutsche Allge meine Zeitung" erfährt, sind bereits neue Waffen stillstand 8v e rha n d l u ng e n mit den Letten im Gange. Da die Kriegserklärung wohl ergangen, zum Krieg- führen jedoch niemand da ist, braucht rein praktisch gcnom- men der Abbruch der Beziehungen nicht zu tragisch aufge- faßt zu werden, dürfte es Loch zu kriegerischen Verwick lungen schwerlich kommen. Wcn-um der Krieg erklärt wor den ist, ist nicht recht erklärlich. Von seiten der Letten toird eine Reihe von Forderungen gestellt, die erkennen ldssen, Laß es «den Letten in erster Linie um den Besitz des deutschen Heeresmaterials zu tun war; lautete die dritte Forderung doch auf Uebergabe des Materials in unversehr tem Zustande. Den Mitgliedern der lettischen Ge sandtschaft in Berlin werden erst dann ihre Pässe zugestellt >verden. wenn die ungehinderte Ausreise der deutschen Bevollmächtigten in Riga Schle- mann und Dr. Küch gesichert erscheint. Man darf als Motiv der Erklärung des Kriegszustandes auch annehmen, daß die lettische Regierung, deren Stellung bereits schwankend geworden ist, bei dem ausgesprochenen Deutschenhaß der lettischen Bevölkerung durch diese Hand lung ihre eigene Lage zu verbessern hofft. Lloyd George zur Ratlfikatto» Amsterdam, 28. November. Laut „Telegraaf" erwiderte Lloyd George im englischen Unterhause auf die Frage, welche Folgen die Hinauszögerung der Ratifi kation des Friedensvertrages durch den amerikanischen Senat auf die Volksabstimmungen und die im Friedens- Verträge vorgesehenen Ausschüsse habe, der Oberste Rat habe beschlossen, der deutschen Delegation mitzuteilen, daff alle Kommissionen, die von den verbündeten und assoziier-« FL,/* / Lbert, lleictüprätxienk Über den katteiproßl-Zmmen siebt für jeden Deutschen die ?6icbt, mitxuur-- beiten sm Wiederaufbau des keicbes. 12uersi muffen unfereLinan^en ^ebräf-- ! tiSt werden,- denn nur durch sie bann das keidi nieder aufblüben. Lin Mittel Lur XrüftsSunS der Linan/en isi die 8p3r-?ramienanleibe. Wer sie -eidmet, tut feine ?6icbt und urbeiter mit am Wiederaufbau. Dauer, Reichskanzler Dsr Zins, vom Reiche ausgespart. Wird Dir und Deinen Kindern nützen! Ovoränetk Isiliun/.6n §inrl c-inc- uue-ril- bechrüetta Lrrckidls^e kür keeiit. und 6essvr. VVerdiUiUeicsi tinan/iell -uHiPl, 6r ibm6e1d lk!ibl,5lü, >.l Ueesir »usä Oesal/.. Erzberger, Rrtchsmiiuslcr der Finanzen Die erste Lriedensanleihe ist ein kühneres Wagnis als alle Kriegs anleihen. Troydein wird das Deutsche Volk die Lriedensanleihe sind die besten bisenbsbnrsder! Dr. David, Rckchsminisler o. p. Wer ausländische Luxuswarcn kauft, drückt linsere Valuta noch tiefer hinab und verteuert die Einfuhr notwendiger Rohstoffe und Nahrungsmittel noch mehr. Wer dagegen entbehrliches Geld in Spar-Pra'mienanleihe anlegt, hebt unsere Valuta und fördert den Ge- nesungsprozeft der deutschen Volks wirtschaft. Wer sein Land liebt, handle danach! 90/e/e/re Ss//ce/r /keröe/ 2UM U/rec/erou/bsu/ c/em 6e/e// Qiosbetts, sreictzspostmimster Wer spsrt in der 2eit, der ket in der blot! Koch, Neichsministtr des gnnorn Wirtschaft ohne Gelü ist Pflug ohne pferö. Or. stsyer, kelckWckatrminister W38 das 6Iut für den Körper, - >5l da8 Oe!d für den Zlaat. Müller, Rclck.ömlulsler deck Auswärtige» Wer dle Frkedensanlekhe zeichnet, hilft einen wirklichen, dauernden Frieden, sichern. Noske, Rci'chswchrministcr Wer dem Reiche kein Geld gönnt, schlägt dem Soldaten die Waffe aus der Handt LekUcke, Keiodsiuvkitsmioibter Oeld sebakkt Arbeit, Arbeit sebntkt 6rot.