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erhöhnng 50 °/g Erhöhung der Einkommensteuer. Der Minister verhielt sich überhaupt auffallend k.ilt. vor den Wühlen stand es grnz anbers in der amtlichen Presse. Der Zenlruinöobgeordnete Dr. Porsch hat mit Nachdruck an den früheren ZenirmiiSantrag erinnert und forderte für 1908 eine durchgreifende Erhöhung, freilich hielt ec jetzt eine besondere Konimission hierfür nicht für erforderlich, »veil doch nichlö herauskommt. Die Konservativen ver hielte» sich ganz ablehnend und so stimmten schließlich nur die Nationalllberaien lind F eisinnigen für den Antrag, der als solcher mit Recht abgelehnt wurde. Aber im nächsten Jahre ums; die Regierung mit einer Ausbesserung kommen. Die Beratung des Etats der Ges.'ntsverwaltnng lieb den allen Streit zwischen Kallblutzucht und Warm blutzucht aufleben, ohne das; 'Neues herauskain, der Etat der Domäne, Verwaltung fand sodann in ch Annahme. Wie ist der ewige Friede zn sichern? Dafür hat der Reichskanzler, wenn man dem englischen Zeituugsver- leger William Stead glauben kann, ein sehr einfaches Rezept e>fanden. Herr Stead erzählt näuilich von seiner Unterredung mit dem Fürsten Bnloiv. der Reichekanzler hätte versichert, alle, der Kais r. er selbst, alle Generäle. Staatsmänner und Burger wollten den Frieden. Nur nicht die Heilungen. „Wissen Sie", soll der Reichskanzler zn Stead gesagt haben, „ich weih ein Mittet, im Hand umdrehen de.n Weltfrieden zu siche n". „Und da?- wäre?' „Fa verschaffen Sie nur nur die Erlaubnis. >2 mächl'ge HeitungSredakrenre zn hängen. Ich würde mit der „Köln. Htg." beginnen, der Redakteur der „TnnS" wäre der zweite u. s. w." — Besonders belrnbt wird der Redakteur der „Köln. Hia.". eines Biatletz. das sein Papier so de- reilwillig dem Fürstin Bülo.v zur Verfügung stellt, darüber sein, das; er als erster gehenkr werden soll. Wenn ein Fürst Bntvw mit dem Hängen i ruungen will, dann mris; ec auch gcwisse Leute ans dein Flotte: verein und den« All- deutschen Verband daneben au hängen; sonst Hilst sein Mittel ü la E.senbart nicht auf die Dauer! Allerdings hat der Reichskanzler hiermit gar nicht iv nnrcän: gerade der Kampf zwischen Deutschland und England ist vielfach ein Presseknmpf und e,bittert die Nationen so sehr. Tic gresic liberale Partei lx'ginnt ,zn entstehen! Ter liberale Verein „Frei Münckxm" hat am 8. Februar folgende Resolution ans Antrag von nationalliberaler Seite ange nommen: „Ter Verein „FreoMünchen". die Vereinigung aller liberalen und demokratischen Parteigruppen MünckxmS, ricksiesi an die sämtlichen liberale» und demokratischen Frak tionen des Deutschen Reichstages die dringende Aufforde rung. die im letzten Wahlkampfe erfreulicherweise hervor- gclretene Einigkeit der liberalen Parteien zn einem taktischen und programmatischen Hnsaiimienschlliß der liberalen Par teien au szn gestalten. Alle liberalen Organisationen, die mit dem Beschlüsse des Vereins „Frei-München" shinsxithi- sieren, werden gebeten, ihre Znstiiiimniigserklärnng mög lichst rasch zn senden an: Landgerichtsrat Dr. Müller- Meiningen. erster Vorsitzender des Vereins." Die Resolution samt Hustimmnngsertlärnngen soll baldinöglichst an die liberalen Fraktionen des Reichstages übermittelt werden. Die „Altgem. Hei lg." scheint dem Wetter nicht ganz zn trauen. Sie meint vorsichtig, „der Traum einer großen nxmu auch nicht liberalen, so doch wenigstens linksliberal.'n Partei werde gegenwirtig in den Kreisen der Freisinnigm Vereinigung wieder sehr lebtest getr ä u in t." Die „M. N. N." träumen sogar schon von einer großen liberalen Par tei in der Starke der Hentrumssraktioii. Aber die „M. N. N." mögen doch einmal versuchen, Inhalt und Wesen deS liberalen Mnchmaschs unter eine» Hut zn bringen! Wäh rend der sriilwre nativnalsvziale Pfarrer Kötzscbke und die Abgeordneten Momiiise» und Schräder dem Gedanke» einer Einigung nicht abgeneigt sind, will die „Freisinnige Heitg." davon nichts wissen. Sie meint, solche Pläne stünden im Gegensatz zu dein Geist der Frankfurter Einignngsverhand- lnngen. Widerspruchslos seien von ihr die damaligen Be schlüsse dahin interpretiert nwrden, daß der in Frankfurt zugleich vorgeschlagene Ausschuß von Vertrauensmännern der drei Parteien keine neben oder über den Parteien wir kende Hentralinstanz sei» soll, „sondern eine in enger Füh lung mit den Parteileitungen stehende Einrichtung, die eine regelmäßige Besprechung von Vertrauensmännern der Par- leien ermöglicht und zn wumitteln hat. falls Meinungs verschiedenheiten sich ergeben." Und diese Meinungsver schiedenheiten im Liberalismus sind eben das Entscheidende. Warten wir ab, nas ans der großeil liberalen Einignngs- aktion heransloinmt. Durch die Presse geht die Meldung, die Regierung beabsichtige, dem zukünftigen Priisidcntrn dcs Reichstages eine Repräsentationsznlage von !'.(> Ol>l> Mark zn bewilligen Diese Meldung ist nach einer parlamentarischen Korrestwn- denz in einem Punkte ungenau. Tie Regierung trabe gegen wlckx' Eiit'ckädiaimgen nichts einznwende», doch tann sie diese nicht in den Etat des Reichstages ohn: weiteres einietzen. Diesen Etat stellt der Neichstagspräsi- dent selbst ans und gibt der Olwrrechiiniigskamiiier darüber Ausschluß. Diese OlepsIoge»heit bedingt, daß der Präsident nicht für sich eine Entsclrädigniig einstellt. Diese muß ans dem -Hanse für den Präsidenten beantragt Norden. Das soll diesmal auch bei der ersten Etatslesnng gesck-ehen. — Gin Lob auf die katholischen Arbeiter lesen wir in der „Dentlch. TaaeSztg.. d'e in der l-tz'.cn Heit gegen das Hentrmn sehr gehässig war. I'tzt schreibt sie: ..Insbesondere find es die katholische» Gegenden, wo die Arbeiter noch in solchem Maße die revolutionäre Agitation ablehnen, wie anS den Wahlzisscrn derIrhre 100!', und 1007 heivorgeht. Auch im ..Vorwäclö" wnrde vor kurzem zugegeben lNr. vom 0. Feln.). daß die München Glndbacherei beträchtliche Mosten der Arbeiter cinznlnllen und von dem Anschluß an die Proletarischen Kampfesreihen abzuhalten gewußt hat." In Eöln z. B. Hit in beiden Wahlkreisen kaum mehr als die Halste der Arbeiter ihre Stimmen der Sozialdemokratie gegeben. Aach heute ist dieses Verhältnis noch d iS alte. ES scheint also, daß die Organisation der Arbeiter seitens der katholichen sticht chen Kreise den revolutionären Ansturm mindestens ouigehaltcn hat. und das sogar st, den Groß städten. Noch stärker erweist sich der Ei' flnß der katholischen Kirche im beruhigenden Sinne auf die Gemüter des Volkes, wo er mit dein Einflüsse des kleinstädtischen Lebens zusammen trifft. In den ostpreußischen fast rein katholischen Wahl kreisen AUcnstestr. Rössel und Bcamisberg Heilsberg wurden 1903 nur 222 resp. 228 sozialtstrsche Stnnmen abgegeben und 1907 kaum mehr. Dabei haben diese Kreise heute an 3 290 resp. 3080 Wahlberechtigte aus der gewerblicheil Arbeiterklasse aufzuweisen." Diese Hinweise sind besonders deshalb so bemerkenswert, weil mgn in gewissen Kreisen die Ansicht verbreiten will, mm brauche uns gar nicht inehr zur Bekämpfung der Sozialdemokratie! Hier der Gegenbeweis! Lefierrci H-Unstarn. — Im Salzburger Landtage wurde ein Antrag auf Einführung des allgemeinen Wahlrechtes für den Landtag eingebracht entgegen der Regierungserklärung, daß für den Landtag die Interessenvertretung beibehalten werden soll. — Im ungarischen Abgevrdnrtrnhause berichtete Han delsminister Kossuth über die gestohlenen Akten, welck>e nur die seit Jahrzehnten bestehenden amtlichen Verträge zwischen der Staatsbahm>erwaltniig und den Administrationen der Heitlingen betreffend die Veröffentlichung der Fahrpläne enthielten. Es sei unmöglich, diese Verträge als Bestechung anznsehen; denn es handle sich nur um die Verösfeiitlicksiing von Inseraten und um die Gewährung eines Neisestipen- dinnrs für eine» verdienten Polizisten. Tie Aktenstücke wür den vollinhaltlich veröffentlicht werden. Tie Erklärung des Ministers wnrde mit allgemeiner Zirstimmniig aufge- nominell. Arankreiclsi. Ter bekannte dänische Tiplonrat Jules Hansen ver öffentlicht ein Buch über die Geschichte des französisch-rnssi 'chen Bündnisses, worin er unter anderem erzählt: Außer dem amllichen Treibnndvcrtrage, dem Crispi eine militä rische Vereinbarung hinzngesügt l>at, laben König Hnmbert und Kaiser Wilhelm ihr Ehrenwort ansgekanscht, dem Bunde treu zu bleiben und ihre Minister gegebenenfalls zn verhin dern. ihn zu brecl-en. Dieses vertrauliche Abkommen wurde dein Kaiser Franz Josef mitgeteilt. der sich anschloß, 1889 wurde es in gegenseitigen eigenhändigen Briefen der drei Herrscher auch schriftlich bestätigt. Kaiser Franz Josef wollte jedoch, daß in den Briefen festgestellt werde, das Ueberein - koinmen bezwecke lediglich eine Abwehr und der Bnndesfall trete nur ein, nvim einer der drei Bundesgenossen ang-- grissen würde, aber nicht, wenn eine der Buiidesiilächte sich ans eigenem Antriebe in einen Krieg einlasse. Vor 1902 entlnelt der Bnndesvertrag seitens Italiens die Klausel, daß der Dreibund in keinem Falle Italien verpflichten dürfe, gegen England Stellung zn nehmen. Bei der Erneuerung im Jahre 1902 vergaß Prinetti diesen Vorbehalt wegen England mit zn erneuern. Im Srnat erklärte Maurice Fanre im Namen der deiiiolratischen und sozialistisch-radikalen Linken sich für die Aushebung der M'stinmniiig, daß öffentliche Versammlungen anznmelden seien, aber für Beibehaltung der übrigen Vor schriften des Gesetzes von 188l, welche bis jetzt die öffent liche Ordnung gesichert hätten. Minister Briand erklärt, die Vorlage atme den Geist der Versöhnung und Beruhi gung. Er werde nicht von dein Grundsätze abnx'ichen, daß der Hwang zur Anmeldung von Versammlungen abgeschafft nvrdeii müsse, und ersuche den Senat, an der Vorlage nichts zn ändern. Der Senat tritt sodann in die Beratung der einzelnen Artikel ein und nimmt die erste Hälfte des Arti kels l an. Der übrige Teil der Vorlage wird an die Kom mission znrückverwiesen. Nu «'an'«. Die Urheber des Anschlages auf den Grafen Witte sind bisher noch nicht ermittelt Nwrden. Es wurde festge stellt. daß beide Höllenmaschineu durch den Sck-ornstein her- nntergelassen worden sind. Marokko. Ben Mansnr wurde ans dem Wege zwischen dem portngiesisclxm Gesandtsclafts- und dem spanischen Konsn- latsgelxstide von einigen Eingeborenen, die ihm dort anfge- lanert latten. vom Pferde gerissen und niedergeinacht. Der Anführer der Mörder, Nagnin. ein unter spanischem Schutze stehender Marokkaner, begab sich zuerst in das spanische Kon sulat und dann nach der Kasbah, um sich selbst zn stellen. Er hat persönliche Streitigkeiten mit Ben Manfnr gehabt, durch die er zn der Tat veranlaßt sein dürfte. Nordamerika. Nach mehreren Konferenzen zwischen Staatssekretär Noot und den Führern des Senats wurde Noot heute mitge teilt, der Senat könne einem Handelsvertrag mit Deutsch land, wie er durch die North-Koinmission entworfen sei. nicht ratifizieren. Noot beabsichtigt nunmehr, in Uebereinstim- »iiuig mit dem Präsidenten Noosevelt neue Vorschriften für die Aiiweiidnng des Dingley-Tarifes zu erlassen. Ferner soll die Liste der in Abschnitt 3 des Dingley-Tarises vorge sehenen Artikel um diejenigen Artikel verlängert werden, welche den Wünschen der deutschen Negierung entsprechen. Man hofft so einen Vertrag zn stände zn bringen, der der Ratifikation durch den Senat nicht bedarf. Aus Stadt und Land. Dresden, den 15. Februar 1907. Tagest alender für den I». Februar. 1897. Brand ter Kreustiribe in Dresden — 187t. Uebergabe van Belfort. — 1828. * Der Dichlcr Joseph B ktor Scheffel zu Karlernhe. —* Wetterprognose de« König I. Sachs, meleoro« logl s ch e n I n st i tu 1S zn Dresden für den 18 Februar: Wind und Bewölkung: mäßige östliche Winde. te'tS heiter, teils neb lig. Niedeisblag und Temperatur: meist trocken, Temperatur nicht erheblich geändert —* Se. Majestät der König nahm gestern abend daS Diner beim Oberstallmeister Generalleutnant v. -Hangk Erz. ein. — Heute vorm, von 8—10 Uhr wohnte Se. Majestät der Nekrntenbesichtignng beim 2. Bataillon de» 2. Grenadier Regiments Nr. 101 in der Kaserne bei und von '/i-1i Uhr ab nahm Allcrhöchstderselbe im Residenz- schlosse militärische Meldungen und die Vorträge der Herren Staatsminister und des König!. Kabinettssekretärs entgegen. In den Nachmittagsstunden wird der Monarch da» Bürgerhospital »nd daran anschließend daS Etablissement von Nömmler Jona» besichtigen. - * Dem Königlich Sächsischen Gesandten Grafen v. Rex tn Wien ist Titel und Rang eine« Wirklichen Geheimen Rate» verliehen worden. —* Die „Leipziger Neuesten Nachr'chlen", aber auch liur diese, bringen es fertig, in Sachen Keim und Genossen zu schreiben: ..Daß Blätter nationaler Richtung die Situation vollständig verkennen, u id dcShalb, weit sich in den rein vertraulichen, aus augenblicklichen Stimmungen entstandenen Briefen hier und da Wendungen finden, die daS parteipolitische Selbstgefühl ein wenig kränken, tiefe Entrüstung markieren, ist ein bedauerliches Zeichen der Unreife oder der Gedankenlosigkeit." Also aus augenblick lichen Stimmungen sollen die Briefe entstanden sein? Ein größeres Armutszeugnis können die Nationalliberalen ihrem Generalmajor Keim und sich selbst nicht ausstellen, indem sie den Mut finden, einen solchen Mann noch länger zu halten. Sie tun das obendrein noch mit Mitteln, deren sittlicher Wert von ihnen selbst mit Recht t» Grund und Boden verdammt ist. So schreiben sie weiter: „Vor allem aber sollte man es doch im nationalen Lager mit Genug tuung begrüßen, daß die Arbeit des Flottenvereins so aus gezeichnete Resultate hervorgebracht hat." Und nachdem sie auf solche Weise die Unverschämtheit gekrönt und auss Pferd gehoben haben, lassen sie dieselbe in der Sprache der Unschuld reden: „Will man denn selbst in liberalen Kreisen noch immer nicht begreifen, daß der Kampf gegen das Zentrum absolut kein Kampf gegen den Katholizismus sein soll? Daß es sich hier nur um den politischen Macht kampf gegen eine Paitet handelt, d'e ihr wahres Gesicht hinter der Maske dec Konfession verbirgt?" Nein, man will cs nicht begreifen, man kann es nicht begreifen, man müßte sonst siebenmal vernagelt und verhagelt sein! —* Zur Haftpflichtversicherung der Landwirte. In den Mitteilungen des landwirtschaft lichen Kreisvereins Dresden an die ihm an geschlossenen Vereine wird darauf aufmerksam gemacht, daß, toie dem Kreisvereine von verscknedenen Seiten nritgeteilt tvorden ist. ein Herr Nötiger in Leipzig im Kreisvereinsbezirke wieder Schreiben verbreitet hat, in denen er sich zur Abhaltung von Vorträgen über Haftpslichtversick>erung erbietet. Herr Nöti ger versichert zNxir ausdrücklich, daß den Zuhörern Kosten oder Verbindlichkeiten nicht im geringsten entstehen; er könne jedoch nur an solchen Orten Vorträge halten, in welchen die Besitzer noch nicht alle gegen Haftpflicht versichert sind. Er suche die Entschidigung für seine Bemühungen und Aufwendungen darin zu finden, daß Haftpflichtversiche rungen bei der von ihm vertretenen Aktiengesellschaft abge schlossen würden. Demgegenüber macht das offizielle Organ des Landesknltnrrates im Königreiche Sachsen, die „Sächi. Landwirtschastlickx? Zeitschrift" darauf aufmerksam, daß tri,re andere Unternehmung den sächsischen Landlvirten eine Haftpflichtversicherung in gleich vorteilhafter Weise zu bie ten imstande ist, wie die Haftpflichtversicherung sächsischer Landwirte. Ter Ltreisverein hält es dementsprecherrd für seine Pflicht, erneut Bedenken geltend zu machen gegen das Eingehen auf die Anerbietungen des Herrn Böttger und anderer Agenten von kaufmännisclien Haftpflichtversiche rungs-Unternehmungen. dergleichen „kostenlose" Vorträge zn halten, die zur Folge haben, daß die Versicherungs nehmer eine Versickerung, die sehr hohe Kosten verursacht, eingehen und sich gewöhnlich in solchen Fällen für eine längere Zeit an diese viel zu teuere Versicherung binden. —* Ein sensationeller mebrtägiger Massen-Betrugk Prozeß nahm am Donnerstag vor der 6. Strafkammer des Dresdner Landgerichts seinen Anfang. Der frühere Gutsbesitzer und Fuhrwerksverwalter Otto Zeissiger in Bentzschen bei Frankfurt a, O. hat von 1901 bis 1900 bei 11 deutschen Versicherungsgesellschaften insgesamt 83 Pferde mit einer Versicherungssumme in Höhe von rund 9500 Mark versichert. Von d'esen Pferden krepierten in der genannten Zeit insgesamt 73 und der Angeklagte er hielt von den verschiedenen Versicherungsgefellichafien gegen 8000 Mark Entschädigungen ausge-ahlt. Nach der An klage soll Zeissiger die Tiere überanstrengt, nur mäßig gefüttert und durch Tierquälereien sondergleichen zu Tode gemartert haben, um die Versicherungssumme herauSzu- drücken. Bei den Sektionen der toten Pferde verwendete der Angeklagte den ihm befreundeten Tierarzt Friedrich May in Bentzschen bei Frankfurt a, O. Der Tierarzt soll die verendeten Tiere zu hoch eingeschätzt und unrichtige Todesursachen beurkundet haben. Er bestreitet jegliche Schuld. Wir werden den Ausgang dcs Prozesses mitteilen. X Der im Untersuchungsgefängnis inhaftierte Tischler geselle Robert Pätzoldt aus Zwiesel sollte sich am letzten Montag wegen Riickfallsdiebstahl vor der 5, Strafkammer des Dresdner Landgerichts verantworten. Ans Furcht vor der ihm bevorstehenden Strafe machte Pätzold in der Nacht seinem Leben ein Ende, indem er sich in seiner Helle erhängte. —* Mit dem Bau des steinernen Zirkus, der auf dem Areale dcs alten Annenfriedhofes am Stern platze errichtet werden soll und zn dem der Dresdner Archi tekt Schümickxm die Pläne geliefert hat, soll noch in diesem Jahre begonnen werden. Der Zirkus soll einer der größten derartigen Etablissements Deutschlands locrden und zwei- fellos einen neuen Anziehungspunkt für Dresden bilden. Er soll zugleich als Festspielhaus, Tlxater oder auch als gro ßes Versammlungslokal dienen und rund 4000 Personen fassen. Damit sich das Haus bei Feuersgefahr schnell ent leeren kann, sind eine große Anzahl Treppen vorgesehen, so daß ans zirka 90 Besucher je eine Ausgangstreppe kommt. Tie Zugänge nach den Plätzen sind nach einein neuen System geplant, das von den bisherigen Gepflo^zenbeiten bei älhn- lichen Bauten wesentlich abweicht. Die Sitzplätze liegen nicht übereinander, sondern sie steigen terrassenförmig an und in jeder Reihe sollen sich bis zum nächsten Ausgang nur 15 bis 20 Sitze befinden, ein Umstand, durch den allerdings eine sehr schnelle Leerung des Theaters ermöglicht wird. Die Bühne für die Tl-eateranfsührungen soll die Größe haben, wie sie -gegenwärtig bei einem modernen Theater- bclricb nottvendig ist. Selbstverständlich sind auch genügend große Nestanrationsräume, Stallungen für Pferde und dressierte Tiere usw. vorgesehen worden. Gegenüber dem Zirknsbau plant die Stadt aus den Mitteln der Dr. Güntz- schen Stiftung die Errichtung einer Wandelhalle, die dem Publikum Sckmtz vor den Unbilden der Witterung bietet und gleichzeitig als Kuranlage benutzt werden soll. Die Br- schnfsung des nötigen Kapitals hoben ein hiesiges und ein auSNxirtigcS BaiM-auS übernommen.