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Noch haben die Katholiken des Erd- kreise« den tiefen Schmerz nicht überwunden, den sie durch den Tod de» heiligen VaterS PiuS X. empfunden und schon fügt sich bei den Katholiken des Königreiches Sachsen ein neuer Schmerz hinzu, der Schmerz über den Tod des geliebten Oberhirten. Aufrichtige Trauer erfüllte die Herzen aller Katholiken Sachsens, denn sie waren ihrem Bischose von ganzem Herzen zugetan. Der Tod war für ihn selbst eine Erlösung von einem langen Leiden. AIS die erste Kunde von der Erkrankung des hochwürdigsten Herrn dem katholischen Volke bekannt wurde, da ist manch heiße» Gebet zum allmächtigen Gott emporgestiegen, damit die ewige Allmacht uns den Vater nicht nehme sondern ihn gesund mache, damit er seines hohen, heiligen Amtes noch recht lange walten könne. ES wollte eine Zeitlang scheinen, als ob sich das Befinden des Herrn Bischöfe» besserte. Man atmete erleichtert aus, als er in Bühlau einen regen Anteil an allen Vorgängen in der Kirchenverwaltung nahm und man freute sich aufrichtig, als er den Wunsch äußerte nach SchirgiSwalde auf seinen einfachen, schönen Sommersitz überzusiedeln, weil er dort vollständige Ge- nesung in der gesunden, reinen Luft erhoffte. In der ersten Zeit lebte der Bischof dort auf, er konnte sich frei bewegen und erledigte die meisten Amtsgeschäfte selbst. Allmählich trat jedoch ein Rückschlag ein. die Kräfte ließen nach, der Magen funktionierte nicht mehr recht und da» Herz wollte gleichfalls seinen regelmäßigen Dienst nicht mehr tun. In den letzten Tagen war der Zustand so, daß man das Schlimmste befürchtete und am Sonnabend, den 5. September, nachmittags kurz vor 4 Uhr nahm der Schöpfer die Seele diese» heiligmäßigen Mannes wieder zu sich. Gewiß haben seine Angehörigen und auch er selbst den Tod vorausgesehen, deshalb bereitet sich der Hochselige in erbaulicher Weise daraus vor. Die katho lische Kirche ist durch Gottes Güte so reich an herrlichen Gnadenmltteln für Ster- Sende und man darf sagen, der Herr Bischof nahm sie in rührender Weise in Anspruch. So erbaulich wie er gelebt, so erbaulich ist er auch gestorben. Als Mann und Christ gleich stark, sah er dem Tode fest inS Auge, weil für ihn der Tod kein Schrecken, sondem der Vermittler eine» besseren ewigen Lebens war. Wir dürfen heute ruhig sagen, daß die Katholiken des Königreiches Sachsen den Verlust ihre» Oberhirten tief beklagen. An dieser Trauer nehmen einen innigen Anteil die Katholiken Deutschlands, und aufrichtiges Beileid spenden auch die Anders gläubigen de» Königreiches, die Gelegenheit hatten, das Wirken und Walten des Bischofs kennen zu lernen. Wir wissen, daß wir an dem Heimgegangenen einen Mann verloren haben, der auSgestattet war mit den herrlichsten Geistesgaben, einen Mann der Wissenschaft, der mit der Gelehrsamkeit auch reiche Tugenden vereinigte, einen Mann von milder, versöhnlicher Gesinnung, der aber sein einmal für richtig erkanntes Ziel unablässig auf geraden Wegen zu erreichen suchte, einen Mann mit einem goldenen Herzen und einer offenen Hand, einen Mann von feinem Takt und von vollendeten Umgangsformen, dazu einen frommen Priester, dessen Gebet erbaute und dessen gottesdienstliche Handlungen ebenso tief ergriff, als sein Wort überzeugte. Er war ln Wahrheit ein Diener Gotte» und ein Vater der ihm anvertrauten Seelen, treu dem hl. Vater, aber auch treu dem Könige, ein Vorbild für uns alle nach dieser Richtung hin. Wa» Bischof Dr. Schaefer für die sächsischen Katholiken tat. da» bleibt im Buche der Geschichte mit ehernen Lettern ausgezeichnet. Al» am 29. November 1906 der unvergeßliche Bischof Dr. Georg WuschanSki die Augen für immer schloß, da wurde die wichtige Frage, ob er wohl bald einen tüchtigen Nachfolger bekommen würde, recht häufig gestellt. Und gar bald war sie gelöst, gelöst im Sinne der Katholiken beider Diözesen, denn schon am 24. Febiurr 1906 traf von der Nuntiatur ein Schreiben ein, wonach der hl. Vater den Herrn Prälaten Dr. theol. Aloyfiu» Schaefer, den ordentlichen Professor an der Universität Straßburg, zum Oberhirten der sächsischen Katholiken ernannt habe. Da» Breve datierte vom 4. April 1906. Am 16. Mai fand im altehrwürdigen Münster zu Straßburg die feierliche Konsekration de» er nannten Apostolischen Vikars im Königreich Sachsen zum Titular-Bischof von Abila statt. Die feierliche Handlung nahm der hochwürdigste Herr Bischof Dr. Fritzen von Straßburg vor. unter Assistenz des hochwürdigsten Herrn Bischofs Benzler von Metz und des hochwürdigsten Herrn Weihbischoss Zorn von Bulach. Im Austrage des Königs nahm Oberst Wahle an der hehren Feier teil, der auch Seine Königliche Hoheit Prinz Max, Herzog zu Sachsen, sowie je zwei Dignitäre des katholisch-geistlichen Konsi storiums und des Kapitels des DomstifteS St. Petri zu Bautzen anwohnten. Am 23. Mai 1906 war der un- gewöhnlich feierliche Einzug in Dresden und am Sonn tag den 27. Mai desselben Jahres zog der Oberhirte als ^äininistrator ssolosig-tttisu» der Königlich Sächsi schen Oberlausitz in Bautzen ein. Er kam nicht als Fremder nach Sachsen, sondern ein Teil seines priester- lichen Wirkens war der Seelsorge im Königreiche ge widmet; daher kannten ihn viele und er stand den Ver- hältnissen nicht fremd gegenüber. Von Geburt war er ein Kind des Eichsfeldes, des schönen Fleckchens Erde, das uns in Sachsen so manchen eifrigen Priester und tüchtigen Lehrer, sowie viele brave Katholiken geschenkt. Am 2. Mai 1863 wurde er zu Dingelstädt als zweiter Sohn des Kaufmanns Karl Schaefer und dessen Ehefrau Sophia geb. Strecker geboren. Bis 1863 besuchte er die Stadtschule in Dingelstädt. dann die katholische Volksschule in Chemnitz, wohin seine Eltern mittlerweile gezogen waren. In seinem 14. Lebensjahre kam er auf das kath. Progymnasium in Dresden und von hier au» kam er auf da» wendische Seminar in Prag. Seine Maturitätsprüfung am Kleinseitener Gymnasium in Prag bestand er mit Auszeichnung. Das erste Jahr seines TheolsgiestudiumS verbrachte er in Prag, dann bezog er die Universität Würzburg. Im Jahre 1878 wurde er i-ito zum Doktor der Theologie snmina. cum lauäs promoviert. Dr. Schaefer trat gleich nach seiner Priesterweihe in die sächsische Seelsorge ein. Zuerst war er Kaplan in Plauen i. V. und dann Kapl an an der katholischen Hofkirche zu Dresden, woselbst er zugleich den ReligionSunter- licht in der katholischen Bürgerschule und in der 2. und 3. Bezirksschule zu erteilen hatte. Zu derselben Zeit mußte er von Dresden aus dreiviertel Jahre die Pfarrei Meißen administrieren. Im Frühjahr 1881 trug ihm die bayerische Regierung die Professur für alt- und neutestamentltche Exegese am Lyceum zu Dillingen an. Im Jahre 1886 erhielt er einen Ruf als ordentlicher Professor der Exegese für das neue Testament an die Akademie zu Münster in Westfalen, 1895 folgte er eirem Rufe an die katholisch-theologische Fakultät der Universität Breslau und im folgenden Jahre lehnte er die Berufung als Professor der Exegese nach Breslau ab 1003 endl'ch ward er an die neugegründete katholisch-theologische Fakultät der Kaiser-Wilhelms-Universttät zu Straßburg, deren erster Dekan er durch drei Semester war. Seine wissenschaftliche Bedeutung ging daraus hervor, daß ihn der heil. Stuhl als Mitglied in die neugeschaffene Bibelkommisston berief. Der Bischof von Straßburg machte ihn, um ihn dauernd an die Diözese zu fesseln, zum Ormonisus Ironoris sausa. Doch im Ratschlüsse Gottes war eS ander» be schlossen. Im Jahre 1906 kam seine Ernennung und Konsekration zum Ober- Hirten der Katholiken ins Königreich Sachsen. Wir wollen heute uns nicht mit der wissenschaftlichen und seelsorgerischen Tätigkeit des Kaplans und Professors Dr. Schaefer beschäftigen. Das ist im Jahre 1907 ausführlich in der Sächsischen Volkszeitung und im Benno-Kalender geschehen. Heute wollen wir lediglich das Wirken des Bischofes Dr. Schaefer betrachten, da» mit seinem frühen Tode einen jähen Abschluß bekam. Der Wahlspruch deS verstorbenen Oberhirten „Voritan liborabit vos" (Die Wahrheit wird euch frei machen) war die Richtschnur seine» bischöflichen Lebens. ES darf hier nicht verschwiegen werden, daß die Lage der sächsischen Katholiken niemals vollständig befriedigend war. Als der Verstorbene sein hohe» Amt antrat, da wußte er, daß er für die Befriedigung der seelsorgerlichen Bedürfnisse der ihm Anvcrtranten noch viele, schwere Aufgaben zu lösen hatte, er wußte auch, daß die Katholiken bezüglich der religiösen Freiheit noch manchen Wunsch hatten und es war ihm nicht unbekannt geblieben, daß Religionsunterricht für viele katholische Kinder ein schier unerfüllbarer Wunsch war. Daher galt seine erste und Haupt-