38 I. Abschnitt. auch die am meisten beanspruchten und tragen die Hauptlast; das ersieht man auch daraus, dass die Fäden immer von aussen nach innen reissen, die Fasern reissen aussen schon glatt ab, während sie innen noch lange aneinander gleiten. Die durch die Formel gekennzeichnete Kurve hat eine Asymptote in dem Abstande von der Abscissenachse, welcher der Festigkeit des Faserstoffes selbst (III, 28) entspricht. Dieser grösste Wert kann in Wirklichkeit aber bei Gespinsten nie erreicht werden, weil jener schon w. o. erwähnte kritische Drehungs grad eintritt, bei welchem die Fasern in den äusseren Schichten nicht mehr während des Zusammendrehens gleiten können, infolgedessen reissen ; über jenen gefährlichen Punkt hinaus nimmt die Festigkeit des Gespinstes fort und fort mit zunehmender Drehung ab. FürjedenFaserstoffgiebt es also einen kritischen Drehungs grad, in welchem die Reisslänge einen grössten Wert und bei allen feineren Gespinsten die Dehnbarbeit einen kleinsten Wert annimmt, einen Drehungsgrad, der in keinem Falle überschritten werden darf. Nach den Versuchen des Verfassers liegt dieser Punkt bei einer Drahtgebung von u l — 183 ")/ N für Baumwolle % = 135 ~\/~N für Schafwolle, wenn u x die Drehungen für 1 m und N die metrische Feinheitsnummer bedeutet. Dieser Wert u lt bei welchem in der äusseren Schicht die Fasern nicht mehr aneinander gleiten können, scheint nur von dem Steig winkel der Faserschraubenlinie aussen abzuhängen; sobald jener Winkel überschritten wird, werden Fasern schon durch das Zusammendrehen geschwächt und zerrissen, die Reisslänge, d. i. die Festigkeit wird ver mindert. Für Baumwolle beträgt dieser kritische Winkel 57° 40', für Kamm garn 62° 20'. Es findet hier wahrscheinlich ein ähnliches Verhalten statt wie bei Schrauben, wo der Steigwinkel ebenfalls nicht unter eine gewisse Grenze sinken darf, wenn sich die Schraube nur durch Zug in der Achsenrichtung noch in der festliegenden Mutter drehen soll. Beim Zusammendrehen verkürzt sich der Faden (I, 469). Da nun in ein und demselben Faden die Fasern als in cylindrischen Flächen verschiedener Durchmesser gelagert betrachtet werden können, so würde die Verkürzung der äusseren Schichten am grössten ausfallen, sich in jeder tieferen Schicht verringern und in der Mitte des Fadens gleich Null werden. Es kann der Faden jedoch nur in seiner Gesamtheit und zwar eine gleichmiissige Verkürzung erfahren, weshalb in der Nähe der Ober fläche eine Streckung, in der Nähe seiner Mitte aber eine Stauchung eintritt, jedenfalls also der Widerstand gegen das Zerreissen des Fadens vorwiegend in seinen äusseren Schichten liegt, wogegen die inneren im Gegenteil den auf Zerreissen gerichteten Kräften zu Hilfe kommen. Auf dieses ungleichmässige Beanspruchen der Fäden (beim Zusammen-