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22 I. Abschnitt. dauert; andere hingegen spinnen eine gewisse Fadenliinge (z. B. 1,5 oder 1,8 tri), welche man einen Auszug nennt, und wickeln dann erst auf, während das Spinnen solange unterbrochen wird, bis die Aufwickelung geschehen ist: in diesem Falle wechselt also das Spinnen mit dem Auf wickeln beständig ab, das Spinnen geschieht absatzweise (periodisch). Dieser kennzeichnende Unterschied ist eben der, welcher zwischen dem Arbeitsgange des Handspinnrades und jenem des Trittrades sich offenbart; er steht mit dem Baue der Spindeln in einem unausweichlich bedingten Zusammenhänge: die Spindel ohne Spule kann nicht anders als absatzweise, die Spindel mit Spule nicht anders als ununterbrochen spinnen. Durch die Zusammenstellung der angeführten Elementar-Verschieden heiten entstehen die wesentlich abweichenden Bauarten von Spinnmaschinen, über welche man sich leicht Rechenschaft geben wird, wenn man zu vorstehendem noch erwägt, dass die ihrer Natur nach stets absatzweise wirkenden Auszieh-Mechanismen (Presse und Vorzieh walzen) nicht mit ununterbrochen spinnenden Spindeln zusammen verwendet werden können. Es ergiebt sich nämlich folgendes Schema: Presse zum Ausziehen; Spindeln ohne Spule: Jenny-Maschine; Vorzieh walzen (1 Paar); Spindeln ohne Spule: Cylinder-Maschine; Streckwalzen (2,3,4Paar); Spindeln ohne Spule: Mule-Maschine; Desgleichen; Spindeln mit Spule: Water-Maschine; Es giebt also nur vier Gattungen von Spinnmaschinen, welche — zum Teil allerdings mit Abänderungen in Einzelheiten — zum Spinnen der verschiedensten Faserstoffe angewendet werden: 1) Die Jenny (jenny, jenny) mit einer Presse zum Ausziehen (S. 18), und mit Spindeln ohne Spule, welche abwechselnd spinnen und aufwickeln, Die Verlängerung der Fäden (das Ausziehen) wird erreicht, indem ent weder die Spindeln auf einem Wagen stehen, welcher (auf Rädern laufend) sich um so viel, als die Länge des Auszuges beträgt', von der Presse entfernt; oder umgekehrt die Presse eine Art Wagen bildet, der ebenso weit von den Spindeln weggeschoben wird. Beim Aufwinden macht der Wagen die nämliche Bewegung rückwärts, d. h. er nähert sich dem fest stehenden Teile der Maschine, bis wieder Spindeln und Presse dicht bei einander stehen. Man braucht die Jenny kaum noch einzeln zum Spinnen der Streichwolle (gekrempelten Schafwolle); in der Baumwollspinnerei ist sie längst veraltet, in dem eben genannten Zweige der Wollspinnerei jetzt so gut wie gänzlich durch die Cylindermaschine verdrängt. 2) Die Cylindermaschine, ausschliesslich für Streichwolle besimmt, gleicht in Bau und Arbeitsgang wesentlich der Jenny mit Spindelwagen und festliegender Presse; nur dass letztere durch ein Walzenpaar ersetzt ist, über dessen Wirksamkeit S. 19 das Nötige angeführt wurde. 3) Die Mulemaschine, Mulejenny (mull jenny, mule, mule jenny) (Fig. 12) mit Streckwalzen (S. 20) zum Ausziehen, hinsichtlich der Spindeln aber den vorigen beiden gleichend. Die Spindeln a befinden sich auf einem Wagen b, welcher während des Auszuges von den (in Umdrehung befindlichen) Streckwalzen c entfernt, beim Aufwinden aber