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194 II. Abschnitt. Dasjenige Einschussgarn, welches in ungehaspelten Kötzern (cops) verkauft wird, muss, wenn man nicht probeweise einige Schneller haspeln und wägen will, auch in jenem Zustande gewogen und nach der Feinheit geschieden werden. Dazu ist nötig, dass man die Fadenlänge eines Kötzers genau kenne, und dass alle Kötzer einerlei Fadenlänge enthalten. Um zu diesem Ziele zu gelangen, bringt man mit den Streckwalzen der Spinnmaschine ein Zählwerk in Ver bindung, durch dessen Wirkung nach einer festgesetzten Anzahl von Auszügen (500 bis 1000 und mehr) ein Hammer an eine Glocke schlägt, damit der Spinner an das Herunternehmen der Kötzer von den Spindeln (Abnehmen, levee, doffing) erinnert wird. Um die gehaspelten Baumwollgarne in den Handel zu bringen, macht man daraus Packete von 5 oder 10 engl. Pfund, welche mittels einer Packpresse (Garnpresse, Bündelpresse, presse a empaqueter, bündle press, bundling press) scharf zusammengedrückt und in diesem Zustande mit Schnüren gebunden werden. Gewöhnlich findet man Mulegarn in 5 pftindigen, Water und Medio in lOpfündigen Bündeln verpackt. Die Packpresse ist entweder eine einfache Hebelpresse, oder eine Kniehebel presse 1 ), oder eine Schraubenpresse 2 ), oder eine solche mit Zahnstange, Trieb und Kurbel (presse a cric), oder endlich eine hydraulische Presse 3 ). In jedem Pack oder Bündel (bündle) befinden sich — je nachdem es 5 oder 10 Pfund wiegt — entweder 5 oder 10 mal so viel Schneller, als die Nummer ausdrückt; man pflegt aber je 5 oder 10 Schneller zusammenzulegen und in einen einzigen Strähn (eine Docke, poupee) zusammenzudrehen, sodass die am Ende des Packes sichtbare Anzahl von Docken ohne weiteres die Feinheitsnummer nachweist. Feinere Garne, über No. 60, packt man jedoch fast immer mit 20 Schnellem in einer Docke. 9) Allgemeine die Baumwollspinnerei betreffende Bemerkungen. A) Spinnplan. Ein Umstand von grösster Wichtigkeit ist die möglichst genaue Vorausbestimmung der Feinheit, welche das von der Feinspinnmaschine gelieferte Garn besitzen soll. Sofern aus einerlei Vorgespinst gröberes oder feineres Garn erzeugt werden kann, indem man die verhältnismässigen Geschwindigkeiten der Streckwalzen abändert, also eine geringere oder grössere Streckung des Vorgespinstes bewirkt, ist zwar innerhalb gewisser Grenzen schon durch die Feinspinnmaschine allein die Möglichkeit gegeben, ein Garn von vorgeschriebener Feinheit (titre, size, grist) zu erzeugen; allein dieses Mittel genügt nicht für sehr grosse Unterschiede in der Feinheit des Garnes. Man muss, um solche zu erreichen, weiter zurückgehen und schon die Feinheit des Vorgespinstes entsprechend abändern; ja es ist durchaus nötig, auf allen Stufen der Verarbeitung das Verhältnis zwischen dem Gewichte der Baumwolle und der Länge, auf die sie ausgedehnt ist, zu kennen und dieses Verhältnis *) Prechtl, Techn. Encykl., Suppl., Bd. I, S. 353 m. Abb. — Armengaud, 1874, S. 220. 2 ) Berliner Gewerbeblatt, XI. 5. 3 ) Bulletin de Mulhausen, XVI. 247. — Jobard, Bulletin, III. 127. — D. p. J. 1843, 88, 330.