35 des den Begriff vertretenden Wortes. Ueberhaupt hat ein Begriff in der Seele eine wirkliche Gestalt oder Form nur in dem ihn vertretenden Worte der Sprache und alles Denken ist insofern that- sächlich nichts als ein fortwährendes Umgehen und Verknüpfen der inneren Anschauungen oder Vorstellungsbilder der Worte der Sprache. Anschauung und Vorstellung ist insofern eines und dasselbe als auch alle diejenigen Vorstellungselemente der Seele, die keine eigentlichen und unmittelbaren oder objectiv gegebenen Anschauungsbilder sind, doch innerhalb der Seele selbst notbwendig die Gestalt von solchen anzunehmen genöthigt sind. Auch alle diejenigen Wahrnehmungen oder Eindrücke aber, welche uns durch irgend einen ändern Sinn als durch den des Gesichtes selbst zugeführt werden, wie Töne, Geruchsempfindungen u. s. w., müssen doch, inwiefern sie in die Seele selbst eintreten oder innerlich von uns vorgestellt werden, nothwendig zugleich die Form einer Anschauung oder eines inneren Gesichtsbildes für uns annehmen und es sind z. B. bei dem Anhören einer Musik doch immer zugleich innere Farben- oder Gesichtswahrnehmungen, welche in unsere Seele eintreten oder mit denen sich, alle jene einzelnen Töne für unser Vorstellen umkleiden. Jede andere Sinneswahrnehmung muss, wenn sie in die Seele eintreten oder zu einer inneren Voi- stellung werden soll, nothwendig zugleich den Umweg durch den Sinn des inneren Gesichtes oder der Anschauung nehmen oder es bildet dieser Sinn gewissermaassen das cäaS-r\i;l}liov xoivov, in welchem alle anderen Sinneswahrnehmungen sich zuerst vereinigen und sammeln, ehe sie zu einem Eigenthum der Seele werden oder in den Besitz derselben übergehen können. Alles geistige Leben ist zuletzt nichts als ein fortwährendes inneres Anschauen oder Sehen und es ist insofern in erster Linie der Sinn des Auges oder des Ge sichtes, an welchen das ganze Leben der Seele sich gebunden findet. Wir unterscheiden die einzelnen Sinne zunächst in die beiden allgemeinen Gruppen der niederen und der höheren, deren erste den Geruch, Geschmack, das Gefühl, deren letztere das Gesicht und das Gehör in sich einschliesst. Die beiden höheren Sinne sind von den drei anderen zunächst dadurch unterschieden, dass in ihnen kein unmittelbarer physischer Contact mit der körperlichen Materie stattfindet, sondern dass es hier das doppelte Medium des luchtes und des Schalles ist, welches zwischen uns und die wirkliche Natur der äusseren Dinge in die Mitte tritt. Die höheren Sinne sind 3*