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-kr. 197, Seite « Gonnabend den 26. August 1922 Die große Hoffnung Originalroinan von Erich Ebrnstrin Urheberrecht durch Greiner u. Comp., Berlin W. 30 <l>. Fortsetzung.) «Wer weiß?" suchte Frau Magdalene, obwohl selbst sehr erschrocken, zu beruhige». „Vielleicht wird Klagbaum sein Nach, folger. Ter liehe doch auch mit sich reden. Klagbaums haben vier Kinder und sind immer in Geldnöten. Ta würden sie doch nur froh sein, in Merz' Sinn alles weiter zu führen, und es bliebe alles beim alten." „Weiml Aber die Stelle muß ausgeschrieben werden und es heißt schon lauge, daß Stadtrat Brnotcr seinen Schwieger sohn an Mertens Stelle bringen will. Deshalb muß ich auch so fort mit Hobingcr reden. Der muß seinen ganzen Einfluß auf bieten, um Bindterö Plan zu durchkreuzen, um Klagbaum die Bauineistcrstelle zu verschaffen." Ec trocknete sich abermals die Stirn. «Wenn es schief giirge. Lene ... ich überlebte es nicht!" murmelte er beklommen. «Die Kinder, denke bloß — die Kin- der . . .1 Gustl und Annchenl . . .! Ihre Zukunft wäre ver pfuscht ..." „Ach was, man muß nicht immer das Schlimmste aniieh- men," sagte seine Frau resolut. „Du bist immer gleich so klein mütig, Leopold. Verlaß dich nur auf Hobinger, der ist ja genau in derselben Lage. Der muß eben helfen. Und nun geh, Alter, und laß dir nichts aiimerken, es wird schon alles gut gehen! Uebrigens ist ja Merz noch gar nicht tot. Er kann sich auch wie der erholen!" »Gott gebs!" Frau Gersdorfer kehrte in den Laden zurück und schickte Fritz nach der Wohnung hinauf. Annchen sollte heute kochen. Sie selbst muffe im Geschäft bleiben, da Vater auswärts zu tun habe. Tann sah sic die inzwischen eingelangtc Morgenpost durch. Das erste, was ihr i» die Hand kam, war die Vcrlobungsanzeige Karl Hcschls mit Fran Ernestine Büttner geborene Kragl. Der zweite Brief war von Fabrikdircktor Stornier. Er keilte ihr darin mit, daß er als Obmann des VergnügnngSauS- schusses bei dem am 2». Juni von der Stadtverwaltung geplanten Feste zugunsten de? Verschöncrnngsvereins um die Mitwirkung Fräulein Annchcns bitte. Lebende Bilder sollten im Kasino ge stellt werden, vorher ein Basar, nachher ein Ball stattfrnden. Er hoffe, Annchen werde die Königin des Festes sein. „Endlich einmal etwa? Angenehmes!" dachte Fran GcrS- dorfer. Dieses Fest kam ihr sehr gelegen. Seit dem letzten Fasching machte der junge steinreiche Stonner Annchen so auf fallend den Hof, daß an seinen ernsten Absichten nicht zu zwei feln rvar. Und eine bessere Partie hätte sie sich für Annchen ja gar nicht wünschen könnnen. Sie las den Brief »»och einmal durch. Uebermorgen »vor die erste Komiteesitzung. Natürlich würden sie hiwgehen und na türlich würde sie dafür sorgen, daß Annchen beim Fest in der ihr zugcdachten Nolle würdig erscheinen konnte. Bei solchen Gelegen heiten knauserte sie nie. Nur liebenswürdiger und entgegen kommender mußte Aennchcn sein, denn eS war wohl kein Zweifel, daß Stonner diese Gelegenheit ergreifen würde, um sich zu er- klären. Der brannte ja nur darauf, das sah sie ihm in letzter Zelt schon immer an. Ganz anders als Bäring war er, der d>e Er- klärung immer hinausschob und dann verduftete. Stornier suchte förmlich eine Gelegenheit herbeizuziehen, und wenn ihm dies bisher noch nicht gelungen war, lag die Schuld nur an Annchen. Diesmal aber wollte sie Annchen ernstlich den Kopf zurecht setzen vorher! Die nächsten zwei Briefe waren Geschäftsbriefe. Tann kam einer von Otto aus Tharandt. Ahnungslos öffnete ib„ die Mutter. Im nächsten Augenblick verfinsterte sich ihr Gesicht und sie erblaßte vor Zorn. Der Junge beichtete de. und wehmütig, daß er Schulden habe. 600 M.l Für Eßwarenl Weil er sich bei der Quartiers, srau nie sattesten konnte, habe er ab und zu etwa zugekauft. Dann sei es eben mit der Zeit so viel geworden. Die Eltern sollten ihn nun jetzt nicht stecken lasse». Bis znm 1. Juli müsse er alles bezahlen, sonst verklage ihn der Wirt. Aber später, wenn er erst Förster sei irgendwo, würde er ihnen alles bei Heller und Pfennig abzahlen — in Raten. Frau Gersdorfer, die es ganz natürlich fand, wenn Gustl Tausende für Nichtigkeiten anSgab oder im Spiel verlor, war über diese 600 M. außer sich vor Entrüstung. So ein unverzeihlicher Leichtsinn von Otto! Und alle, für — Eßwaren! So gemeinl Sie stürzte hinaus zu Annchen, um ihrem Zorn Luft zu machen. Nichts würde sie schicke»! Nicht einen roten Heller! Was fiel dem Jungen nur ein? Wollte er sie an den Bettel, stab bringen? Arbeitete und rackerte sie sich etwa dafür? Hat- ten sie ibn dazu nach Tharandt geschickt, damit er Schulden machte? Aber der sollte sie kennen lernen! Einen Brief wollte sie ihm schreiben, den er nicht hinter den Spiegel steckte. Es danerle lange, che Annchen sie soweit beruhigen konnte, daß sie versprach, das Geld i» Gottesnamen zu schicken — aber erst morgen. Heute sollte nur der Brief abgchen. Ir aller Eile teilte sie dann Annchen noch vom Stonner. scheu Brief und der Einladung zum Kasinofest mit, und welche Erwartungen sie daran knüpfte. «Ein freundlicheres Benehmen! Mehr Liebenswürdigkeit als bisher! Denn das sage ich dir, Annchen. so wie mit Bäring darf das nicht gehen! Man muß Männer nicht bloß erobern» sondern auch festzuhasten verstehen! Darin hast du dich bisher recht ungeschickt erwiesen. Nun muß das anders werden. Es wird nur deine Schuld sein, wenn Stonner zum Fest nicht dein Bräutigam wird. Ich erwarte das von dir. Ich würde andern falls dich allein dafür verantwortlich machen, also richte dich danach!" Nachdem sie ihr mütterliches Herz in dieser Weise »och nach zwei Seiteu entlastet hatte, kehrte Frau Gersdorfer ins Geschäft zurück. Dort gab es heute mehr Kunden als sonst. Die zwei neue sten Ereignisse — Baumeister Merz' Schlagaufall und Karl Heschls Verlobung — hatten bereits die Nuirde durch die Stadt zu machen ^begonnen und viele kauften heute nur darum ein paar Meter Stoff oder ein Dutzend Nägel bei Gersdorfer, um Näheres darüber zu erfahren. Herr Gersdorfer war doch so be- freulidet mit Baumeister Merz. Und Hcschls gehörten sozusagen zur nächsten Nachbarschaft. Daß viele — besonders die guten Freundinnen — nur ans Schadenfreude kamen, weil sie ahnten, daß man sich bei GerS- dorfers insgeheim ärgern würde über die gute Partie, die Karl Heschl machte, wußte Frau Magdalene sehr gut. Aber von diesem Aerger merkte man ihr auch nicht ein Fünkchen an. Freundlich lächelnd wie immer gab sic Auskunft über alles, ivaS sie wußte, dabei den Blick immer beherrschend über die verschiedenen Abteilungen des großen Geschäftes glci- ten lassend. Man fühlte, nichts entging ihr. Keine Spule Zwirn, kein Eisenhaken, kein Stück Geschirr wurde hier, verkauft, ohne daß sie es im stillen kontrollierte. Und während ihr Mick die Verkäufer im Bann hielt, daß kein Gramm zu viel oder zu sperrig gewogen wurde, während sie mit unfehlbarer Sicherheit, ohne sich je zu verzähle», an der Kasse sitzend, Geld ein strich, wechselte und verausgab, plauderte sie gelassen mit den Bekannten und gab Auskunft über alles Mögliche: Wir sie ihre Wasche behandelte, die die blendendste und tadelloseste von ganz Schlohstädt war. Welche Zutaten ihren Kuchen immer einen so hervorragenden Geschmack gaben. Wie sie beim Schweineschlachten, Wurstmacher,, Ytänsemästen und Brotbackcn verfuhr, und welche Stoffe und 6tarne sie bei An fertigung von Annchens Aussteller, die längst fertig, Schränke und Truhen füllte, verwendet hatte. Fortsetzung folgt. VierterUeiukekerMolikeulsg?u kkemniir am 30. September. 1. unä 2. Mieder Dsi' WoImunA8aii83o1iiiL bittoß äis OiiownißLlor XatkoMsri ZrinASnä nm ^nwsldnnAsn von MoknnnMn rmr IIntorln'jnAunA 6or an8ivärtiMD 0Innt)k>n8»on0336n. I.otLtoro zvollon roolitnsllckA 863totIunA6n von Ilntor- Icunktz an äon Vor8it^ondon äv3 ^Vo1inunA8an83o1ui3ki63 §o1an§on laoson. letzter Termin: 1v. 8sp1omdor 1V22. I)vr >VoIiimnK8au88<;Iiu6: I^stor Oä8ar, 1. VoroißLOiiäsr, OliomnitL, Li3lnaro1i8ßraLo 3 ^»4 Vrgmctiisvßer Klub „leuionia" Abteilung rlos irsib. Kossllonvoroins Drssllsn. Sonntag den 27. August im kath. Gesellenhause, Känfferstraße 4 23. Lliftungs-^SL- bestehend in Vorträgen, Tkesler und Vs». Einlaß 6 Uhr. Beginn 0 Ilbr. Ende ??? — Eintritt 6 Mail mit Steuer. — „linig-rgiitsW" kslilm. Sonntag den 27. August iin Saale des kathol. GcsellenhauscS bestehend in Konzert kMnsikverein am kath. Seminar), Festrede» „Der Windthorstbund als politische Jugend bewegung im Dienste des Gedankens der Volksgemein schaft (Landesvorsihendcr stuck. R. Kart sch, Pirna), an'chließenv Ball. Beginn abends Vr? Uhr Hierzu ladet ein Der Vorstand. ILsiiot, 7.30 Ubr Vorverkauf: Nssiiienr-Xsutvaus unil lagsskasrs 5onn1«g LMSimsI vis groöon Augu8t-Aitrsktionvn Z L Ubr uns 7.30 Ukr. Nachmittags Xlaser tialdo Lrvisv Die Auszahlung der Teuernngszuschüsse an Kriegs» Hinterbliebene «nd Kriegsbeschädigte ersolgt Sonnabend den 2«. August im Bürgermeisteramt, Zimmer 4, während der üblichen Geschäftszeit. Infolge vorgekommener Diebstähle wird der Antritt zum Schul- und Turnhallenneuban Unbefugten hiermit strengstens untersagt. Zuwiderhandelnde werden' von den Bauausführenden zur Anzeige gebracht und bestraft. Schirgiswalde, den 24. August 1922. 2102 Ter Bürgermeister. Kvku tlstkoliben-kkebunri Dsmon nnck Rerroo aller Kreise unck Lvruks suodsn ckurod ckso „K.s. du "Rksanbsdnun^.Vor- nsdms, taktvolle Organisation nur tür Ustkoiiken Avvvüllsolpon Rlio^attsn ?m bocken, ^Ilssilixs^nsilcsnnua- x;su unck Danksagungen ssdl- »viokvr, glüokliod vereinter Llitxliocksr krospskt unck Luu- ckessodrikten 10— Kk. ckuroli liedu-Verisg Ldt. Lo Lbor- iottendurg 2. 2015 IVIklaljbkttkn V Ltatilmatratren, Xinserbstten ckirskt an kriva's. Rataloi; 0 k krs>. Lisenmökelkalmk Sud! (Inilr.). Jokonn Stalins Rautssn, rin cksr kvtrikirobo 5 M llnssrlvn MMI USi,8sI L Vrs8llon /i., Wiitynbsrggr 81rsvs 16ü bernruk 32684 ^kllLlr»zx«n AlUll XostenanreblSgs bsroilnilllgst rvsräoo sednsllstons unck !? rtikZpKs Utiiivil ^ n>L3>20n kreisen aus- xsküdrt. K. p«r»ieb, Llslerwsistsr, ksrxrnsmn- straLs 11. ksrasprvokvr 30320. 8ekukESn>agSf Uoksnstraüo 29 b LosvnstraLs 29 d Tvlil- uns 8ilbsr«srsn ksiolis ^us vakl. — Reparatur unck Usuarbsitsn. kliviartor Sekotire. Lokloüstraüo 6 a. 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