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Nr.S« 21. Jahrg. Fernsprecher: Redaktion 32723 - Geschäftes»«»« 32722 Postscheckkonto: Dresden Re. 147V7 SticklWe Mi'iwoch, 8. März 1S22 s Siedaktton und Geschäftsstelle: Dresden-?». 1», Holbeinftrast« 4» Dolfszmuna «ier,.l)Shr«ch »4 s». ,w.tmo.mtttch 1« ^ ^ °n»'. Eüchsbche Boll«z«»>,»a erichem: sechsmal wScheiiNtch. — Sprechslund« der Redattlon werde» »tchl ausbewahr» drückUch zunlckverlanAl» und »ll Rückporto »lchl verseheile iklirlettduiigen m» dle Re nl« >«» pan Hamllienanzetaen bl» I» Uhr vorm. R»zeiae„vretS ,ür d r Äuzetaeiii Annahme von SelchätlSamctok . Reklamezene 8« mm brelt v.—. Össerlengedühr sür Selbs! Pein^eile».<»« ^mn>l>enm'zetoe> U.75 sur Lere . Porlojttschlai,. - Für »ndenttnb ge>chr,edene mwic durm .;,rn- abholer b-I Ueber cudung durch °le Po,t a>Mcr°c ^ ote R'chNalel' de» Le;,«, »ich, übernehme» S,n.7.!Sdw: « '' . Tagesschau Der 'IZapst empsing am Montag die italienische Anti- fklaroreigcsellschaft und sprach sich hierbei gegen de» uusptiinl; der deutschen Missionare aus den früheren Missionsgeyieten, gegen die schwarzen Besatzungstrnppen in Europa aus. Die Ge sellschaft hatte früher schon diese Verwendung schwarzer Trup pen als Kulturschande bezeichnet. Grosse" Aussehen erregte die ans polnische Umtriebe zurückgeführte Fälschung des offiziellen päpsiftchen Handbuches, aus dem eine Leite, enthaltend die Er- ne-uinng eines polenfeiirdlichen rnthenischen Bischofs, entfernt wurde. Ter PipK ordn-te eine strenge Untersuchung an. Vertreter des Reichsverbandes der Industrie, Landwirt- schait, des Großhandels und des Handwerkes wurden gestern nachmittag im Reichsfinanzministeriinn über die Frage der Zwaugsanleihs gehört. Auch beim Reichskanzler weilten gestern Dr. Ctresemann nick, Dr. Becker-Hessen. um über Stenerkom- pramiß und Zlvangsanleihe zu verhandeln. Am Donnerstag sollen die Gewerkschaften nochmals vom Reichsfinanzmimster ge hört werden. Wie die T.-U. a,ls Anfrage an zuständiger Stelle erfährt, find die Meldungen üver ein neues Stundnngsgesiich der Re gierung aii die Entente unrichtig. Tbuch die Termine für die kommende Dekadenzahlnng würden pünktlich eingehallen. In Essen wurde seitens der Reichsgewerkschaft deutscher Eisenlmhubemnter in einer Entschließung vorn Reichskanzler die restlose Erfüllung der vor dein Abbruch des Streikes getroffenen Vereinbarungen gefordert, der Nachefeldzug Gröners müsse be endet, die Maßregelungen der Führer eingestellt werden. Der Vorstand wird ermächtigt, von den lohten gewerkschaftlichen Mitteln Gebrauch zu machen, bei nicht restloser Erfüllung dieser Forderungen. Kapp stellt sich dem Oberreichsanwalt AllMIW W..BkMWlkiWt" Zn der Abwehr von Negierung und Parlament gegen den Streik der Eisenbahnbeamten nimmt Postmeister Pannenbecker- Mühlheim a. Ruhr Stellung, indem er auf die Worte deS Reichs kanzlers zurnckkoinmt. in denen er den Streik „eine Revolte her Beamtenschaft" nannte und von einem „Beamlenaufstande" sprach, starke Worte zweifellos, sagt Pannenbecker, aber zutref fend. Doch wird die Haltung der Presse und der Negierung von vielen Beamten nicht verstanden werden. In unserem „unpoliti schen" dänischen Volke hat ivohl die Beamtenschaft am allerwenig sten politisch denke» gelernt. Daher kommt es, daß ein großer Teil der Beamtenschaft den tieferen Grund, ans dem heraus die ser Streik angezettelt wurde, nicht erkannt hat, cs war ihnen nicht klar, daß ihre wirtschaftliche Notlage zu politischen Zwecken auS- genutzt werden sollte, und hier trifft die Regierung, die immer und immer wieder zu spät kommt, das Gehalt der Beamte» mit der zunehmenden Teuerung in Einklang zu bringen, ein groß Teil Schuld. Was nach der Richtung hin Rektor Gehlen, der Generalpväscs des Verbandes der katholischen Beamtcnvereine Deutschlands, gesagt hat, möchte in Berlin gründlich studiert wer den. Und möchten die offenen und stillen Streikanhängcr in der Beamtenschaft, die in alle» parteipolitischen Lagern siben, die ob jektiven Darlegungen Gehlens nachhaltig auf sich wirken lassen. Der Reichskanzler hat im Reichstag erklärt, die Negierung glaube für sich in Anspruch nehmen zu dürfen, daß sie der Be- amtensckmft keinen Anlaß gegeben habe, das Vertrauen zu kündi gen und sich zu einer Rufruhrbewegung Hinreißen zu lassen. Diese Erklärung läßt einen Widerspruch insofern nicht zu, als zn einem Streik keinerlei Berechtigung vorlag. Aber es bleibt doch ein peinlicher Rest und der besteht eben in der ungenügende n. zu langsam fortschreitenden Fürsorge für die Beamtenschaft. Das Zurückbleiben des Staatseinlommens des Beamten, die schon seit langer Zeit am wenigste» kaufkräftig find, bat dazu geführt, daß diese sich mehr und mehr als Arbeit nehmer fühlen lernten. Darunter trat das Staatsdienerverhält- nis zum Schaden des Gesaintwohles immer mehr zurück. Man kam zu Bcamtengewerkschafden, und in falscher Auslegung der Reichsverfassung dazu, das letzte gewerkschaftliche Mittel anch für die Beamten in Anspruch zu nehmen. Von Leuten, die sich gegen diese Auffassung wehrten, glaubten manche Beamtenfachbiültcr sagen zu dürfen, daß sie das Gruseln bekommen, wen» sie das Wort „Gewerkschaft" hörten. Vielleicht oder besser: Hoffentlich ist angesichts des Eisen- baynerstreiks auch manchen aitderen das „Gruseln" gekommen. Wie wirr es in manchen Köpfen auSfieht. beweist folgendes: An- gepchts der von der Regierung in Aussicht genommenen Maß nahmen gegen die Streikführer wehrte sich ein Beamter gegen ,ede Maßregelung mit der Begründung, dann brauche inan doch e-ner Gewerkschaft nicht anzugehören, denn wenn diese rufe, müsse man folgenl Das kommt mit daher. n»d Rektor Gehlen weist darauf mit Recht hin. weil bis heute noch keine Beainien- orminisation den Mut gefunden hat. sich offen gegen ein Streik- recht der Beamten anSzusprechen. Bei der starken Konkurrenz, d-5 "'^lge der OrganisationSzersplitterung besteht, ist das schließ- lich erklärlich. Aber unverständlich ist es. wenn angesichts des auSgebrochcnen EiscnbahnerstrerkS und der schwerwiegenden Er schütterungen, die er mit sich bringen muhte und mit sich gebracht hat, dle den Streik in diesem Falle ablehnenden Veamten« gewerksckaften aller,Richtungen nicht den Mut aufbrachten, end lich einmal grundsätzlich gegen den Beaintenstreik Stellung zu nehmen. Gewiß, dieser Streik wurde verurteilt als Verbrechen am deutschen Volke und als nngewerkschaftlich, aber das eigent liche erlösende Wort wurde wieder nicht gesprochen. Das; ein religiös-kultureller Standesverein wie der Verband der katholi- sehen Beamtenvereine das getan hat. ist nicht durchschlagend, denn mich Beamte, die Mitglied dieses Verbandes sind, halben gestreikt. Man folgt eben der Parole seiner Gewerkschaft. Ein 80 Fahre alter Lokomotivführer, der im Ruhestände lebt und während sei ner Dienstzeit das Muster eines treuen Beamten gewesen ist sagte vor einigen Tagen, dah er selbstverständlich mitgestreikt haben würdet Sin gutes Wort hat der Reichsfinanzminister im Reichstage gesprochen. Er Kat die Beamte »verbände gebeten, die BesoldungS- frage nicht zum Objekt eine? Konkurrenzkampfes zu nrachen und AZestätiguug der gestrigen Mitteilung Leipzig, 7. März. Wie die Sächsische .Korrespondenz an zuverlässiger Stelle erfährt, ist gestern nachmittag tatsächlich ein Schreiben Kapps bei der Oberreichsanwaltschaft eingegangen, in dem das i» den „Dresdner Nachrichten" mitgeteilte Ersuchen ge stellt wird. Die Entscheidung über das Gesuch Berti», 7. März. Die Entscheidung über das Gesuch Kapps liegt nick» beim NeichSjustizniinistcr. sondern wird vom Unter suchungsrichter in Leipzig bearbeitet. In parlamentarischen Kreisen bestehen gewisse Bedenken die Annahme deö An gebotes von Kapp. Die Berliner Presse zu Kapps Brief an die „Dresdner Nachrichten" Berlin, 7. März. Zu dem Schreiben Kapps. das zuerst von drn „Dresdner Nachrichten" veröffentlicht wurde, denen es auch die Dresdner Korrespondenten der Dresdner Mittagsblät ter durchweg entnommen haben, das aber anscheinend gleichzei tig auch an die Berliner Rechtspresse gerichtet wurde, die es als ihr direkt zugegangen in den Abendblättern bringt, erklärt der „Berl. Lokalanzeiger": An der Echtheit dieses Schreibens zu zweifeln, liege kein Anlaß vor. Von Aeußerlichkeiten abgesehen, entspreche die Gesinnung, von der es getragen ist, viel zu sehr dem Charakter des Mannes, mit dessen Namen e? unterzeichnet ist, als daß eine Mystifikation vermutet zu werden braucht. Ob eine abermalige Verhandlung des Kappp-Putsche? dazn führen könne, die Straffrage gegen Herrn von Jagow ohne förmliches Wiederaufnahmeverfahren erneut anfznrolle», darüber scheine der Briefschreiber in irrigen Vorstellungen besangen zu sein. Es ehre ihn ohne Zweifel, daß er jetzt für den verurteilten Herrn von Jagow eiMeten will. So weit die Dinge nun aber mittlerweise gedieheiißnd, wird er im wesentlichen wohl nur für sich selbst elnlreten können. zig über die Herren von Jagow, von Wangenheim und Der Gerichtshof, der in sich nicht wechselseitig obne Rücksicht ans die Erfüllbarkeit der For derungen zn überbieten. Möge dieses Wort von den berufene» Führern der Spitzeiwrganisalione» gehört werden. Sowohl Ueber- bictungen wie neben der Sache liegende Unterbietungen müssen unterbleiben. An Stelle der heutzutage vielfach im Vordergründe stehen den Organisatiouspolitik muß Standespolitik getrieben werden. Das erwähnte Wort des Neichsfinanzministers, das nnt der Ver sicherung verbunden »vor, daß er den größte» Wert auf eine er sprießliche Zusammenarbeit mit den Bcamtenverbänden lege, l>at hoffentlich, gemessen an den nachfolgende» Taten, die Wirkung, Laß die Beamten die Auffassung fallen lassen, die heutige Regie rung spiele genau, wie das früher der Fall gewesen ist, die For derungen der einen Organisation gegen diejenigen der anderen ans. Die Versicherung des Reichsfinanzministers, mit den Ver bänden Zusammenwirken zu wollen, wird in Beamtenkreisen, wo der Ton des letzten Schreibens des Finanzministerö an den Deut schen Beamtenbund viel böses Blut gemacht bat, gern gehört wer den. Gern vernommen hat man dort auch das Wort vo» der Grosckeumark, das, damals noch etnigermas^n zutreffend, der jetzige Reichskanzler zur Begründung der Stenervorlagen an- führle. Nur hat man die Anwendung auf die Erhöhung der Gehälter vermißt. Und wenn der Reichsfinanzminister im Reichstage sagte, daß die Dienstbezüze der Beamten seit Januar 1021 über die amtlichen Teuernngsziffern hinausgegangen seien, so hätte dabei gesagt werden müssen, daß sie bis dahin weit, weit hinter der Teuerung zurückgeblieben waren und infolge dieses Umstandes anch bis heute zurückgeblieben sind. Es ist öfters größere Beweglichkeit des „Amtsschimmels" gefordert worden, wenn es sich darum handelte, der Teuerung zu folgen. Möge auch dieses Wort in Berlin'gehört und beachtet werden. Der „Amtsschimmel" nmr manchmal ans allen Vieren lahm. Wenn dann die Organisationen Hand in Hand arbeiten, mehr Wert darauf legen, ihre Mitglieder zu erziehen und ihnen klar zu mache», daß wir ein wirklich armes Volk sind, statt sich in nn- endlichen Lcganisntionskämyfcii zn ergehen, dann wird das in absehbarer Zeit auch seine Wirkung nicht verfehlen. Den Be- amten muß klar werden, daß ihrem Einkommen der Fricdenö- inaßstab nicht zugrunde gelegt werden kann. Daran ändert nicht einmal die lliiznlänglichkeit des Beamteneinkommens in Frie» dcns;e'ten etwa?. Aber denjenigen, die in erster Linie dafür verantwortlich sind und darüber hinaus allen nichtbeamtclen Volksgenossen muß ebenso klar werden, daß es wie bisher nicht weitergchcn kann. Das ist den maßgebenden Stellen immer „nd immer wieder gesagt worden. Die Verhältnisse mögen stärker gewesen sein aks der gute Wille der Verantwortlichen; aber der „Wiederaufbau" erfordert die volle Mitwirkung des Berufsbe- amtentnmS. Die Organisationen der Beainien aber mögen end» lich einschen, daß cs ein Beamtenstreikrecht nicht gibt, nicht geben kann und nicht geben darf »nd dementsprechend handeln. Welche von den vielen wird die erste sein? Aus dem Ausland Die Konferenz zur Aufteilung der deutsche« Reparationszahlungen . Paris. 7 März^ Heute ckreffen in Paris der englische, vergliche und italienische Finanzminister ein, „in mit dem fron- zosi,chen Finanz,ninister über die interalliierte Aufteilung der deutschen Reparationszahlungen zn verhandeln. Die Konferenz wird also gebildet durch den Grafen Delastellrie, Sir Robert Horne, ThcuniS und Peane. Die Selbstandigkeitsbewegnng in Smyrna dariS, 7. März. Das Nenter-Bureau meldet aus grie- A ^ >n smhrna sich eine starke Bewegung für die Vorbereitung von Maßnahmen bemerkbar machte, um die Rückkehr von Kleinas,cn unter die türkische Herrschaft zu vev. noch ^hie!e zu urteilen hatte, ließ sich'lediglich von rechtlichen Ge sichtöpunkten leiten. Ob das Kappunternehmen politisch zn billigen oder auch nur zu entschuldigen sei. schien damals den hohen Senat nicht im mindesten zu berühren. Herr Kapp wird nicht erwarten dürfen, daß eS ihm gelingen werde, den Gerichts Hof in dieser Beziehung zu anderen Anschauungen zu bewege». Die „Vossische Zeitung" schreibt: Man könne Kapp am beste» charakterisiere», als einen phantastischen Brausekopf von ritterliche», Charakter. Besonders kennzeichnend für seinen uw verbesierlichrn Optimismus sei. daß er heute noch immer an nehme, er sei daS politische Haupt deS Märzunternchmens ge wesen. während eS doch daS Werk der Döberitz-Generale war. insbesondere des Generals von Lüttwitz, die Kapp, den sic nicht bloß für ein Temperament und einen ehrlichen Charakter, so» der» anch für einen Politiker hielten, als Mittel für ihre Zwecke benutzen wollten. Es wäre falsch von der Negierung und dein Reichstage gewesen, sich an Bedingungen zu stoßen, die „Gene ral" Kapp sür sein Erscheinen zur Gerichtssitzung stelle. Die Hanvlsache scheine, daß Ser Prozeß gegen Kapp zur Vorhand lung gelange. Das „B. T." würdigt den bohe» persönliche» Mut de.S Briefschrcibers und sagt: Bekennt Kapp sich vor dem Richter zu seiner Schuld, dann hätte der Kapp-Putsch doch wenigstens eine:: Teilnehmer gehabt, der, wenn anch erst nach zwei Jahren, den Mut hat, mit seiner Person für seine Tat einznstehcn. Auch die „Freiheit." erklärt, es könne sinnpalhisch berühre,' im Gegensatz zu der schlotternde» Augst, daß Kapp sich freiwillig dem Reichsgericht stelle. Im übrigen halt das unabhängig Blatt den Brief für ein abgekartetes Spiel, bei dem man sic! vorher genau über die Verteilung der Rollen bei der neuer Komödie geeinigt habe. Die „Frankfurter Zeitung" bezeichnet die Zuschrift Kap;, l als großmäulig und phrasenhaft. hindern. Der Erzbischof von Smyrna hat in einer Versamm lung für Freiwillige geworben. Er bat vorgeschlage», das; di. reichen Klassen mit dem fünften Teil ihres Vermögens zu dc> Erreichung dieses Zieles bestragen. Lloyd Georges politischer Schachzug Ilm die Vorgänge der letzten Zeit innerhalb der englische»: Regieruicgskoalition zu versiehe», in der Kruste am Werke sind, um Lloyd George kaltzustclle» und um den politische» Schach zug vollständig zu begreife», den Llolst» George tat, mit dem Zwecke, diese feindlichen Strömungen zu neutralisieren, muß man sich einmal die Situation klar machen, unter der die jetzige engtische Regierung zustande gekommen ist. Während eS lange Jahrzehnte i» England nur zwei große Parteien gab, die sc ziemlich abwechselnd die Regierung übernabmen, nämlich die Konservativen und die Liberalen (von den letztere» zweigte» sick allerdings unter dem Kabinett Gladstonc ein Teil ab, die sich Umonisten nannten, weil sie die Einheit des britischen Reiches durch Verleihung der Selbstverwaltung an Jriand nicht gefähr det wissen wollten), wurde während des Kneges im Jahre 1917 unter LloNd George ei» Kabinett gebildet, das von den Konser vativen, den Nnionisten mrd dem größten Teil der Liberalen mit Ausnahme der Asguith-Liberalen gestützt wurde. Zu be merken ist, daß die Arbeiterpartei keine eigentliche Partei bildet, sondern daß deren Mitalieder sicb unter die andere» Parteien verteilen. Diese große Kcnlitio» bat eigentlich nach Beendigung des Krieges ihre Existenzberechtigung verloren. To bat denn in der letzten Zeit ein Führer der Konseryatiben Partei, George Vonnger, begonnen, gegen Lloyd George Sturm zu laufen und der Ausfall der letzten Ersatzwablen bat gezeigt, daß seine Hetze reien nickt ohne Wirkung geblieben sind. Aber seine Hetze be schränkte sich nicht nur ans die Konservative Partei, er suchte anch auf tie llnionisteii eui'giwirken, um diese zm» Austritt aus der Koaliiion ;u bewege«. Günstig für ibn war dabei anch die Stimme der Arbeiterpartei, die Llobd George die Schuld für die wirtschaftliche Notlage zuschiebt. Deck» ist die Sünation noch so ungeklärt, daß für den Angenblick und anch für die nächste Zukunft kein geeigneter Ersatz sür das Kabinett Llobd Georges gesunde:» »verden kann, da keine der großen Parteien augenblick lich über die al'wlute Mebrbeit verrügt. Nin jetzt den ihm feind lichen Bestrebnngen ei», Ende zu bereiten, hat Lloyd George die in Betracht kommenden Parteien vor ein Ultimatum gestellt, entweder die Hetzereien gegen »bn zu unterlassen oder mit sei nen» Rücktritt zu rechnen. Dadurch sind die in Betracht kom menden Parteien gezwungen, Lloyd George die kotmle Unter stützung zn sichern und die innerhalb ihrer Parteien sich befind lichen Hetzer zwangsweise znm Schweigen zu bringen, Dänin» ist es auch erklärlich, daß sowohl der Fübrer der Unionisten. Ehamberlnin. als auch der bedeutendste Führer der Konserva tiven Lord Balfour sich unter allen Umständen für die Erhal tung des Kabinetts Llotcd Georae missprachen nn- von George Aonnger das Versprechen forderten, und anch erlangten, keine herausfordernde Rede gegen die Autorität des Premierministers zu hakten. Ob Lloyd George sich damit Unfrieden geben wird oder ob er noch weitere Forderungen zu stellen gesonnen ist, bleibt ahzuwarten. Die Krise ist zwar aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Graf Sforza in Paris Paris, 7. März. Graf Sforza, der neue italienische Bot schafter sür Paris, ist gestern hier eingetroffen. Eine serbische Protestnote nach Rom Paris, 7. März. Aus Belgrad meldet ein Hcwastelegeamm, die icrbische Regierung habe die durch die Ereignisse in Finnie geschaffene Lage geprüft und beschlossen, eine Protestnote nach Asm zu schicken, deren Wortlaut allen Ententeregierungen mit- geteilt werden soll. Die serbische Regierung wird gleichzeitig Maßnahinen ergreifen, um die serbischen Interessen ju schütze».