Volltext Seite (XML)
vernünftigen Ratschläge einzelner Sozialdemokraten, wie z. B. des Genossen Auer: man könne unsere Soldaten doch nickff niit Zaunstecken in den Krieg schicken! werden jetzt nicht mehr beachtet. Komisch aber berührt es, wie der „Vor wärts" gegen jede Heeresvermehrung Front macht: wenn es nach seinen Idealen gehen würde, müßte ja alles dienen; unsere Präsenzstärke würde riesig erhöht, die Ausgaben mindestens fünfmal so groß und ein schlagfertiges Heer hätten wir erst recht nicht. Tiefe Opposition ist spottbillig! Die liberale und konservative Presse stellt sich etwas ent täuscht ob der geringen .Heeresvermehrung: namentlich erstere hätte mehr gewünscht. Von Interesse ist auch das Urteil des freisinnigen „Verl. Tagebl.", welches meint: „Das heißt, nur bei der Bewilligung der Erhöhung der Friedenspräsenz sind wir im stände und bereit, die zwei jährige Tienstzeit einznsnhren." Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Aufstellung dieser eonckitiu nim- «i»n n«»ii dazu führen wird, daß die Volksvertretung in ihrer großen Mehrheit die HeereSvermehrnng bewilligt. Täte sie es nicht, so würde die Regierung nach ihrer Versictx'rnng, nur bei einer Vermehrung des Heeres lasse sich die zrvei- jährige Tienstzeit weiter aufrecht erbalten, nicht anders können, als die dreijährige Tienstzeit wieder einzuführcu. Ta die Volksvertretung das nicht wünschen kann, darf man beide Vorlagen wohl schon heute als genehmigt ansehen." Das scheint uns doch ein voreiliger Schluß zu sein, aber wenn selbst freisinnige Blätter so reden, gibt das doch recht zu denken! Tie parlamentarische Erbschaft Herbert Bismarcks wollen die Rationalliberalen antreten. Wie auS Magde burg gemeldet wird, ist der konservative Kandidat im Reichs- tagSwnhlkreise Iericbow, v. Brnuchitsch, von seiner Kandi datur znrückgetreten zu Gunsten des nationalliberaleu Kandidaten v. Rath, weil die Rationalliberalen bei einer Stichwahl gegenüber den Sozialdemokraten bessere Aus sichten hätten. Aber der Bund der Landwirte wird hiermit nicht einverstanden sein; die Rationalliberalen erhielten in diesem Kreise früher nicht einmal 100 Stimmen! Einr Rechnung für Sndwcstafrika liegt nunmehr im zweiten Rachtragsetat für 1001 vor. Insgesamt werden 70 05>5> 330 Mart verlangt. Nachdem es neulich geheißen lmtte. der Aufstand habe bereits 1-10 Millionen gekostet, ist man allerdings im stände, sich über die „Niedrigkeit" deS Betrages zu freuen, zumal da die Rechnung doch bis zum 1. Avril nächsten IabreS abgeschlossen sein müßte. Indes weiß man ja »och nicht, waS alles noch nachkommt. und 70>ch Millionen sind für unsere NeichSsinanzen auch eine sehr schmerzhafte Summe, zumal da wir ans eine Sclxrdloslialtiing an dem Vieh der Hereros nicht mebr rechnen dürfen. Ter Rachtragsetat verteilt sich ans Heeres-, Marine, Post- und Telegaphenverwaltung und das Aus- wäftige Amt. letzteres will sagen auf die Kolonialabteilung. Auf diese kommen 73 031 330 Mart, und davon 73 5,80 230 Mark als Zuschuß ans Südwestafrita. 02 031 000 Mart entfallen dann „aus Ausgaben infolge derjenigen Ver stärkung der Schnbtrnvve, deren Berücksichtigung im Nach- tragsetat bis zu dessen Abschluß möglich war." TaS läßt alle Türen für weitere Forderungen offen, lieber den Stand der Tinge in den Aufstandsgebieten scheint in den Denkschriften zu dem Nachtragsctat nichts gesagt zu werden. ES ist das wobl darauf zurückznsübre», daß die Lage sich wesentlich geändert haben tann, bis der Etat im Reichstage zur Beratung kommt, und es daber richtiger ist, die Mit teilungen mündlich zu machen. Tns preußische Abgeordnetenhaus batte auch am Dienstag einen gute» Tag; die vielbesprochene Hibernia- Afsäre stand auf der Tagesordnung. Handelsniinister Möller hielt eine sebr große, das beißt lange Rede zur Ein leitung: zunächst verteidigte er sei» Vorgehen, indem er den bisherigen Bauten der Gesellschaft keine Mitteilung gemacht habe: er wisse, wie man Geschäfte machen müsse. Aber hier bat eS der Minister gerade nicht gewußt. Auch babe er nicht zu viel geboten. Sein Vorgeben »volle Preußen bewahren vor der einseitigen kavitalwirt'cbast der Trusts, das rufe er M ü n eh g e s a n g zum Verfasser haben und in Kaliko- praeblbänden mit ihren farbigen Kunstdrnckbildern lgeb. 3 Mart» das Entzücken der studierenden Jugend sind. Die nicht minder beliebten illustrierten Er- z ä b l » n g e n s ü r die M ä d ch e n w e l t umfassen nun mehr 21 Bände, wovon 17 für jüngere (Prachtband je 2,00 Marti, I für reifere Mädchen (elegant gebunden je I Mark» bestimmt sind. Tie beiden neuesten Erzählungen, „M a u s" von I. v. G a r ten , und ,. I b r Lied der Lieder " von Ebristine Doorinan lmit je vier Knnsldruckbildern und Einbandzeichnungl sind jede in ihrer Art anziehend und von besonderem Reiz tPrachtband je 2.00 Mark). In der jetzt 28 Bändchen umfassenden Sammlung von Bache m S I u g e n d e r z ä hlunge n " hübsch gebun den mit vier Triginalbildern je 1,20 Mark) sind vier aller liebste Bändchen erschienen: O a g o s Erlebnisse", Geschichte eines Affen von Klara Rheinau; „In Sturm u » d Rot ", Erzählungen von Winckelsett-Zuinbrook: „ G ockel. H i u t e I und G a ck e l e i a ", Märchen von Klemens Brentano: „Licht und Schatten ", Erzäh lungen van M. Maidorf. Verwöhnteren Ausvrüchen bietet Angeliea Harten, die Verfasserin der Märchen ,. A m W i ch t e l b o r n " (2. Auflage 1 Mart) einen neuen Prächtigen Märchenband ,. Z n r S o n u e » w e n d z e i t", der von der Kinderwelt mit Hellem Jubel ausgenommen werden wird. Es sind leicht faßliche, die Phantasie anregende Märchen ohne den oft zu beklagenden, gruselnden Beigeschmack. Tie farbigen Bilder und die Terlillustrationeu von Professor I. Kiener sind schlicht und ausdrucksvoll gezeichnet, machen aber in der Farbengebung zum Teil lvergl. z. B. die bunten Felsen neben Seite 128) dem modernen Impressionismus zu große Konzessionen (Prackitband ck Mark). Im allgemeinen ist mit besonderer Anerkennung her vorzuheben. daß die Erzeugnisse des Backieinscheii Verlages auf der vollen Höbe der Kunsttechnik und des veredelten mo dernen Geschmacks stelzen. Scharfer Druck, tadelloses Pa- vier, künstlerischer Buckffcluiiuck und äußerst geschmackvolle Einbände sind anerkannte Vorzüge der Bachemschen Bücher. (Fortsetzung folgt.) seinen Freunden in der Industrie zu, daß das Wohl der All- gemeinheit über den Interessen einzelner stehe. Dr. Spahn lZentr.) stellte sich freundlich zur Verstaatlichung der Hi- bernia und führte aus: Zweifellos würde die Verstaat lichung auf die Kohlenversorgung der Staatsbetriebe, na mentlich der Marine, von großem Einflüsse sein. Die Bil dung der großen Interessengemeinschaften habe in der Tat große Gefahren, und die Regierung habe recht daran getan, sich zu bemühen, sie einigermaßen abzuwehren. Erwünscht wäre es geivesen, wenn der Minister mitgeteilt hätte, ob die Regierung beim ersten Abkommen ebenfalls den konstitutio nellen Weg nicht verlassen habe und ob die Dresdner Bank nicht schon vorher auf eigene Hand Aktien angekauft hat, um einen Ertragewinn zu erzielen. Wenn in dieser Be ziehung richtig verfahren worden sei, so lasse sich staatsrecht lich gegen das Vorgehen der Regierung nichts einwenden. Wenn man mit dem Ziel der Regierung einverstanden sei, so müsse man auch billigen, daß der Minister wie ein Pri vater vorgegangeu sei, unter der selbstverständlichen Vor aussetzung, daß dies in ehrenhafter Weise geschehen sei. Tie Verstaatlichung würde auf den Kohlenpreis hoffentlich günstig cinwirken. Einen Vorwurf könne man der Regie rung um so weniger machen, als ja die Hibernia selbst keine Bedenken getragen habe, eine ganze Anzahl anderer Gesell- sclxnten und größerer Zechen aufznkaufen. Keine Partei sei gegen die allgenieine Verstaatlichung des Bergbaues und tür die Erwerbung einer Gesellschaft, wie sie hier geplant sei. Er hoffe, daß in der Budgctkomniission, der die Vor lage wahrscheinlich überwiesen werden würde, alle sonstigen Bedeuten zerstreut und weitere Aufklärung geschaffen würde. Für die Freikonservativen stellte sich Abgeordneter von Wopna günstig zur Vorlage, der nationalliberale Ab geordnete Schiffer hofft von der Komrnissionsberatung ge nügende Aufklärung, so daß seine Freunde zustimmen könn ten, ebenso verhielt sich der Abgeordnete von Kessel (kons.) für seine Partei. Tie freisinnigen Abgeordneten Kassel und Münsterberg nahmen einen rein ablehnenden Stand punkt ein. Morgen wird die Vorlage weiter beraten. Tic Reisckostrngcldcr für die Landtagsabgeordnetcu kamen in der Bildgetkominisfion des Abgeordnetenhauses zur Sprache: diejenigen Abgeordneten, die gleichzeitig Reichstagsabgcordnete sind und als solche Freifahrt batten, berechneten nicht die Reisekosten und nun sollte generell darüber entschieden werden. Von einigen Seiten wurde Frei fahrt auch für die Landtagsabgeordneten gewünscht, aber die Minister lehnten dies ab. Die Kommission beschloß, es bei der heutigen Praxis zu belassen, so daß die Reichstags abgeordneten, die auch im Landtag sitzen, die Kilometergelder berechnen dürfen. — Ein badischer Rativnallibcraler gegen die Sozial demokraten! Das ist schon eine Art politisches Wunder kind; es ist der nationalliberale Abgeordnete Dr. Wittum, der in Pforzheim unter anderem ausführte: „Es gibt auch unter den Liberalen Männer, welche die Sozialdemokratie noch nicht in ihrer ganzen Gefährlichkeit für unser natio nales und wirtschaftliches Leben erkannt haben. Daher auch die Neigung, im Wahlkampf mit ibr zu paktieren. Ich er kläre mit aller Entschiedenheit: Ich würde eine solche Pfarrer Naumann Politik »licht mitmachen, diel auf der schiefen Ebene immer weiter abwärts gleitet . . . Dem Zentrum ist im Tentsche» Reiche eine unüberschreitbare Grenze gezogen, weil es sich ausschließlich aus die katho lische Bevölkerung, also nur auf ein Drittel des deutschen Volkes zn stützen vermag. Ter Sozialdemokratie aber sind keine Grenzen gezogen. Darin liegt eine akute Gefahr, die uns in unserer wirtschaftlichen Existenz bedroht." . . . Wittum war in seiner Jugend selber Mitglied der sozial demokratischen Partei und ist jetzt gemäßigt liberal. Er muß sei» Mandat gegen die Sozialdemokraten verteidigen; vielleicht kommt auch daher seine Einsicht. Wir wollen diesen „weißen Raben" nicht unbemerkt vorüber flie gen lassen! Oesterreich-Ungarn. — In Budapest haben die Studenten sämtlicher Hoch- i schulen beschlossen, dem Rektor der Universität morgen eine ^ Eingabe zu überreichen, in der sie verschiedene Forderungen ! aufstellen. N. a. wird die Bestrafung der Pc-lizeiorgane verlangt, die in die Universität eindrangen. Die Studenten drohen, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden, all gemein den Besuch der Vorlesungen einzintellen. Ter österreichisch-ungarische Handelsvertrag ist auch am Montag nicht zn stände getomiiien. Staatssekretär Graf Po adowskn batte eine vierstündige Konferenz mit den öster reichischen und de» ungarischen Ministern, aber diese ver lief völlig resnltatlos. Tie österreichischen und ungarischen Minister beharrten in vollkommener Uebercinstinimiing ans dein bisherigen Standpunkt, insbesondere bezüglich der Ve- terinärtonvention, und teilten dem Grafen Posadowsky mit. daß dieser Standvniikt die unüberschreitbare Grenzlinie bilde. Wiener und ungarische Ncgierungskreise erklärten, es sei nunmehr Sache Deutschlands, eine Antwort zu geben. Es wird bervorgcboben, daß weder die österreichische noch die ungarische Negierung mit einem schlechten Vertrage vor die Parlamente geben können, und von uiigarisclpn Seite wurde nachdrücklichst betont, daß ein Meistbegünstigungs- Vertrag besser sei, als ein Eingehen auf die Forderungen Deutschlands. Die ungarischen Minister verließen bereits Wien. Ob so überhaupt noch ein Vertrag abgeschlossen wer den kann, ist höchst fraglich: sicher aber ist, daß Oesterreich- Ungarn nie in ein bloßes Meistbogülistigilligsverhältnis mit uns treten kann: wir suchen ja überall diese rohe Form zu lösen und müssen gerade im Interesse der Landwirtschaft und Industrie dies tun, in erster Linie gegenüber den Ver einigten Staaten. Fsrautreich. — Die Trennung von Kirche und Staat wird denn doch nicht so leichten Kaufes .Herrn Combes gelingen. Offenbar macht sich jetzt schon wenigstens gegen seinen Ge setzentwurf. der wobl den Radikalsten nicht weit genug und den Liberalen zu weit geht, ein Widerstand geltend, der in bei? gestnigeu Sitzung der betreffenden Kommission zur> Ablehnung des Combcsschen Gesetzentwurfes führte. Aller- diugs mit nur 13 gegen 1 Stimme, da die meisten der . uns 33 Deputierten bestehenden ministeriellen Mitglieder fern- geblieben waren. Aber dieses Fernbleiben deutet schon darauf hin, daß sße für das Projekt des Herrn CombeS nicht allzu begeistert sind. — Lus Paris wird gemeldet: Im Ministerrate machte Minister Delcass6 von dem Wunsche Rußlands und Eng lands Mitteilung, daß ein französischer Admiral als Mit glied des Schiedsgerichts zur Entscheidung über den Vor fall in der Nordsee ernannt werde. Von der Regierung ist der Admiral Fournier für diesen Posten bestimmt worden. Für die Verhandlungen des Schiedsgerichtes wird das Palais des Mnisteriums des Aeußeren zur Verfügung ge stellt werden. Italien. — Der Sieg der Mailänder Katholiken, die bei der Stichwahl mit den Konservativen zusammen, wie gemeldet, 3000 bis ckOOO Stimmen mehr als die verbünde ten Sozialdemokraten und Radikalen erhielten, erregt in ganz Italien großes und berechtigtes Aufsehen. Mit Rücksicht auf den Ausgang der Ergänzungswahlen für den Gemcinderat haben der Bürgermeister und seine Stellver- treter, sowie sämtliche den Parteien der äußersten Linken augehörige Gemeinderäte ihre Mandate niedergelegt. In dessen wird ein königlicher Kommissar die Verwaltung der Stadt bis zur Vornahme der allgemeinen Gemeinderats- Ivahlen übernehmen. Tie Sozialdemokrat^, von denen über znxn Drittel gewählt haben, sind außer sich über ihre Niederlage. Von ihnen ist nur ein Kandidat durchgedrun- gen, Turati, und der ist „Genosse" — Bernsteiuscher Rich tung. Ter revolutionäre Sozialdemokrat Branconi erhielt ganze 700 Stimmen! Man sieht auch hier wieder: eine wie ganz andere Gestalt die ganze innere Politik Italiens auuehmen würde, wenn die Katholiken sich allgemein an den kommunalen und auch an den politischen Wahlen be teiligen würden. England. — Das Schiedsgericht für den Hüller Zwische»fall scheint iiiiu bald ziisammenzutreten. Die Botschafter Eng lands und Rußlands erschienen in Wien beim Minister des Aeußeru, Grafen Goluchowski, behufs offizieller Mittei lung der in Aussicht genommeiieu Entsendung eines Ver treters Oesterreich-Ungarns in die internationale Uuter- suchttiigskoinmissiou für den Zwischenfall in der Nordsee. Der Minister teilte ihnen die Bereitwilligkeit des Kaisers zur Vollziehung der eventuellen Ernennung eines fünften Mitgliedes der Untersuchungskommissiou für den Zwischen fall mit. Auch in Washington ersuchten der britische und russische Botschafter ini Staatsdepartement die Ernennung eines aiiierikauischen Seeoffiziers von hohem Range als Mitglied des Schiedsgerichts zur Entscheidung über den Vorfall in der Nordsee. — Das Neutersche Bureau erhielt Nachrichten «us Kabul vom 23. Oktober, die am 6. November von Pescha war weiter gegeben wurden. Nach diesen Nachrichten mel det der Gouverneur von Bolak dem Emir, daß eine neue russische Armee bei Hissarkwaugar eingetroffeu ist. Der Gouverneur von Saisabad meldet ebenfalls, daß der rus sische Posten auf der anderen Seite des Flusses Kokscha auf ckOOO Mann verstärkt wurde. Der Gouverneur von Herat berichtet über eine ungewöhnliche militärische Tätigkeit der Russen. Der letztgenannte Gouverneur verlangte 20 000 Manu Verstärkungen, die ihm vom Emir bewilligt wur den. Der Emir sandte dem Gouverneur von Saisabad Karten von der Grenze und ermächtigte ihn eventuell, jeder Grenzverletzung durch die Russen Einhalt zu tun. Der Kommandant von Saisabad erhielt Befehl, die Stadt durch Festungsgräben und vier neue Türme in Verteidigungszu stand zu setzen. Der gleiche Befehl erging an den Gouver neur von Maimna. Zwei Brüder des Emirs iverden Afghanistan bereisen. Schweden. — Wie verlautet, hat heute der Staatsrat einen Gesetzentwurf, betreffend Aufnahme einer neuen Staats anleihe in Höhe von 30000 000 Kioueu zur Ausführung der begonnenen Eisenbalmbauten angenommen. Rußland. — Die Zahl der Katholiken im russisch-japanischen Kriege wird von einem Kenner der Vertiältuisse auf mindeste«!? 100000 geschätzt, da 30—ckO Prozent der russischen Soldaten aus den westlichen, katholischen Teilen Rußlands ins Heer eiugcreihi sind. Diese ! 00000 Katho liken sind aber fast ganz des religiösen Trostes auf den Schlachtfeldern beraubt, da nur 3 oder ck katholische Geist liche aus Priratmitlelu auf den Kriegsschauplatz entsendet werden durften. Die meislen Verwundeten werden daher von den orthodoren Popen versehen und dann nach russischem Ritus begraben. Echt russische Zustände! — Ein Blutbad in Sibirien. Der Telegraph meldete am 20. November nicht nur über eine blutige Soldateu- revolto in Sebastopol auf der Krim, sondern auch über einen Massenmord in Sibirien. Die Bestätigung ist frei lich abzuwartcu. Nach London berichtete nämlich der Pe tersburger Korrespondent des „Daily Erpreß", daß russische Kolonisten unter den Eingeborenen des Altaigebirges in Sibirien auf Anordnung der Regierung ein fürchterliches Blutbad augerichtet haben. Unter den eingeborenen Stäm- men der Kalmücken erschien vor einigen Monaten ein Pro phet Namens Airot, der sie zur Erhebung gegen die russische Autorität anfcuertc. Ta die Behörden über wenig Militär verfügten, versahen sie die dort ansässigen russischen Bauern mit Schußwaffen und überfielen nun die Kal mücken in der Nacht. Meldungen, die der kaiserlich russi schen geographischen Gesellschaft zugegaiigen sind, schätzten die Zahl der in einer Nacht getöteten Kalmücken auf Tau sende. Der Prophet Airot wurde gefesselt nach Bisk gebracht. Ein lehrreiches Intermezzo' In der Sitzung des Stadtverordneten-Kollegiums vom 17. November wurde über die finanzielle Ausein andersetzung der evangelischen Schulgemeinde und der Stadtgcmeinde mit der katholischen Schulgemeinde anläßlich der Einverleibung von Vororts-Schulgemeinden verhandelt und Beschluß gefaßt. Unter anderem ist die Vereinbarung getroffen worden, daß der Rat aus Mitteln der evangelischen Schulgemeinde eine jährliche Beihilfe von 10 000 Mark unter dem Vorbehalt ..jederzeitigen Widerrufs" der katho lischen Schulgemeinde zur Deckung ihrer laufenden AuS-