Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
Sitzgruppe im Stil der 1960er Jahre. Entwurfszeichnung von Alfred Geißler. (Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau, Inv.-Nr. 1242_21, Foto: CC BY-SA 4.0.)

„Rabenau, hier ist merkwürdig, daß fast alle Einwohner Stuhlmacher sind, die hölzerne Lehnen zu Stühlen machen…“ Schon um 1720 notierte Adam Friedrich Zürner diese Besonderheit. Daraus geht hervor, dass die kleine Stadt - vor den Toren Dresdens - eine einzigartige Geschichte hat. Rabenau gilt als einer der ältesten Stuhlbaustandorte Deutschlands. 

Das Deutsche Stuhlbaumuseum befindet sich in einem historischen Gebäude mitten im Stadtkern. In einem großen Kreuzgewölbe sehen Besucher alles Wichtige zum handwerklichen Stuhlbau. Gezeigt werden typische Arbeitsplätze der in Rabenau ansässigen Gewerke wie Stuhlgestellbauer, Holzbildhauer, Rohrflechter, Drechsler, Polierer und Polsterer. Zu sehen ist die Werkstatt des Stuhlbaumeisters Kurt Aehlig als ein authentisches Zeugnis für Maschinenbau und Handwerk zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 

Das Rabenauer Museum ist Hüter der Zeugnisse der Stadtgeschichte und der über 400-jährigen Tradition des Stuhlbauerhandwerks. Das museale Sammeln konzentriert sich neben den dreidimensionalen Objekten stets auch auf die Bewahrung unwiederbringlichen Schriftguts und grafischer Darstellungen. Neben historischen Fotos, Firmenpapieren, Musterkatalogen und technischen Zeichnungen gehören auch handgemachte Grafiken und Aquarelle mit Interieurdarstellungen zu den Zeugnissen der heimischen Handwerks- und Industriekultur. Auf Sachsen.digital werden Digitalisate ausgewählter Teile der Sammlung historischer Firmenbriefköpfe und des Bestands historischer sächsischer Kalender bereitgestellt. 

Ein besonderer Schatz der Sammlung des Museums sind die farbigen Entwurfszeichnungen des Architekten Alfred Geißler (geb. 1904 in Spechtritz bei Rabenau, gest. 1980 in Freital-Hainsberg). Die Darstellungen zeigen sowohl einzelne Möbelstücke als auch die Gesamtheit der Einrichtung und spiegeln damit Design und Zeitgeschmack der Jahre seines Schaffens wieder. Den Auftraggebern und Herstellern wurden die oft mit bunten Wasserfarben ausgelegten Zeichnungen vorgelegt, um Interieur- und Raumvorstellungen zu entwickeln. Die dekorativen und gleichsam ausdrucksstarken Zeichnungen spiegeln Leidenschaft und Berufung des Urhebers wieder. Viele seiner Möbeldarstellungen fertigte Alfred Geißler in Varianten und stellte den Kunden immer mehrere Form- und Farbbeispiele zur Verfügung. Ausgewählte Zeichnungen wurden im Landesdigitalisierungsprogramm digitalisiert. Präsentiert werden diese über die Bilddatenbank der Deutschen Fotothek.