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Mememer Anzeiger. - L' Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend Rabatt nach Nebereinkunst, ? Schristttilung, Druck und Verlag von A. ZSchurig, Drelnig. «iittwoch den 30. Dezember 1903 Nr. 104 13. Jahrgang n, Beide Schützen Haden dessen Glasscheibe. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag */z11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag r/,H Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bi» vormittags 9 Uhr angenommen. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All* gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbote« nun das Vergnügen, die Bilder mit neuen Scheiben vnsehen zu lassen. . — Die seit einiger Zeit in Oberwiesenthal kursierenden, von uns kürzlich erwähnten Ge- rüchte, daß die Angelegenheit des ermordete» Hörder in ein neues Stadium getreten sei, finden eine unerwartete Bestätigung von an derer Seite her. Das Hirsch-Bureau meldet aus Eger: Vor einiger Zeit wurde in Oder Wiesenthal der Reisende Hörder ermordet und beraubt aufgefundeu. Die Nachforschungen ist nicht ausgeschlossen, daß der sonst gestän dige Mörder auf Antrag der König!. Staats anwaltschaft noch vor seiner Verurteilung auf seinen Geisteszustand untersucht und zu dem Ende nach einer Heilanstalt überführt werden wird. — Se Majestät der König hat aus An laß des Weihnachtsfestes 27 Strafgefangenen aus Gnaden die Freiheit geschenkt. Unter den Begnadigten befindet sich auch der bis her in der Strafanstalt Hoheneck inhaftierte Stationsschreider Reinhard, der den bekannten Unfall an der Haltestelle Buchholz veranlaßt hat — Ein Veräußerungsverbot ist vom Amts gericht Dresden gegen die Firma „Historische Festspiele, Deutschland in Waffen", Gesell schäft mit beschränkter Haftung, erlassen worden, nachdem ein Gläubiger derselben deantragl Hal, über chr Vermögen das Kon kursverfahren zu eröffnen. — Aus Meißen wird neuerdings berichtet: Das Befinden des Fabrikwächters Bienert, des Vaters der sechs vergifteten Kinder, ist ein, zufriedenstellendes und so weit gediehen, daß er aus Hein Belt ausstehen kann. Als ihm die Mitteilung von dem unseligen Ausgange des Dramas gemacht wurde, zeigte er sich tief erschüttert. Im übrigen ist sein Benehmen kein aufgeregtes, sondern im Gegen teil ein sehr harmloses. — Gegen die Wahl des Reichstagsabge ordneten Lipinsky im Wahlkreise Oschatz Grimma sollte beim Reichstage . von einer Anzahl von Wählern des Kreises Protest eingelegt worden sein. Lipinsky siegte bei der Stichwahl mit einer Mehrheit von nur 191 Stimmen über den bürgerlichen Kandi baten Hauffe, hierzu wird bemerkt, daß der Protest darin besteht, daß ein Bewohner von Düben sich beschwert Hal, daß er nicht zur Wahl zugelassen worden ist, wert er für seine Kinder Armenunterstützung erhalten hatte. Von einem ernsthaften Vroteste kann demnach keine Rede sein. — Das unschädliche Schießgewehr. In einem Restaurant zu Meißen spielte sich in diesen Tagen ein tragikomischer Vorfall ab. Ein Gast hatte seinem Knaben Unter anderen Sachen auch eine Eurekapistole gekauft, um sie mit unter den Weihnachtsbaum zu legen. Um nun den Mitanwesenden zu zeigen, daß man mit der Waffe auf Glasscheiben schießen könne, ohne dieselben zu zertrümmern, steckte er der. Bolzen mit der Gummiplatte in den Lauf und drückte auf ein Bits ad Aber mit Schreck sah der Schütze, daß die Glas scheibe in viele Stücke zersplitterte. Ein Freund von ihm, der sich ebenfalls für das nette Spielzeug interessierte, nahm dies in b>e Hand und wollte aus weite Entfernung nach einer Tür schießen. Dabei verfolgte ihn aber das Mißgeschick, denn statt die Tür zu treffen, flog der Bolzen in ein darüber hängendes Brld und zertrümmerte gleichfalls lin juristischen Studien obliegt. Dieser junge Mann war zum Besuche seiner Großmutter, der in Dresden-Neustadt wohnenden Geheim rätin Gähde, eingetroffen und wurde, da das Haus der Großmutter ebenfalls überfüllt war, bei Dienhold untergebracht. Der 22 Jahre alte Student hatte im Hause der alten Gs- heimrätin den heiligen Abend verlebt und sich vann gegen ^11 Uhr m» Hotel zurückbege ben. Sein Zimmer im Hotel lag unmittel» bar neben demjenigen der Gräfinnen Görtzen, die ein gemeinsames Schlafzimmer benutzten. Um die vierte Morgenstunde nun weckte ein furchtbares Gepolter und Gekrache im Hotel die Wirtsleute aus dem Schlafe und Dien- hold stürzte, fast unbekleidet, in die 2. Etage des Hotels. Hier fand er die in das Schlaf zimmer der Gräfinnen führende Tür offen, die'Türfüllung war zertrümmert. Aus dem Schlafzimmer heraus ertönten laute Hilferufe, und als der Hotelier nun eiligst ein Streich holz anzündete, sah er zu seinem Entsetzen, daß ein Mann im Nachtgewanoe auf der älteren Gräfin kniete, während die Schwester vor Angst und Schrecken bereits bewußtlos geworden war. Der Mann — es war der Student Gähde — hatte ein blankes Taschen messer in der Faust und hatte seinem Opfer bereits drei Stiche beigedracht, als dec Hotelier sich von hinten auf den Studenten, der plotz lich von Tobsucht befallen war, warf. Nun begann ein Ringen auf Leben und Tod. Der Wahnsinnige hatte den Hotelbesitzer mit furcht barer Gewalt am Genick gefaßt und schleifte ihn nun ans Fenster, um Dienhold aus der 2. Etage auf die Straße zu schleudern. Noch zu rechter Zeil erschien die Gattin Dienholds nebst dem Oberkellner auf dem Schauplatze, um ein schweres Unglück zu verhüten. Dien hold indessen war aufs äußerste erschöpf., seine Hand blutete, denn im Kampfe hatte der Wahnsinnige ihm den kleinen Finger der rech, ten Hand stumpf abgebissen. Aufs neue be gann nun der Kampf. Frau Dienhold, der Oberkellner, der Hotelier selbst und auch die alten Gräfinnen griffen nun mit vereinten Krästen den Wahnsinnigen an, der durch eine Polizeipatrouille schließlich überwältigt und dem Siechenhause zugeführt wurde. Man hatte bei ihm WahnsinnSansälle früher nicht wahrgenommen, doch sollen Verwandte ersten Grades ebenfalls dem Irrsinn anheimgefallen siin. Bei dem Studenten ist die Tobsuchi urplötzlich zum Ausbruch gekommen, denn am heiligen Abend sind nicht die geringsten auf fälligen Anzeichen an ihm bemerkt worden. Die beiden Gräfinnen liegen krank darnieder. Der Hotelier Dienhold hatte sich infolge des Verlustes des einen Fingers einer schmerz haften' Operation zu unterziehen. Dresden, 23. Dez. (Raubmörder Lehmann) Die Untersuchung gegen den Mörder der Kausmannswitwe Danneberg in der Vorstadt Plauen ist noch nicht abgeschlossen und es ist daher an eine Aburteilung des Mörders, des 17jährigen Fabrikarbeiters Ewald Emil Lehmann, im kommenden Mo nate noch nicht zu denken. Der anfangs aufgetauchte Verdacht, als könne der Bursche den Mord auf Anstiftung seiner Mutter, die bei der Ermordeten als Aufwärterin in Stellung war, ausgeführt haben, soll sich, wie man vernimmt, als unbegründet erwiesen haben. In seiner Zelle verharrt der Mörder in Stumpfsinn und Trägheit, läßt alles ruhig über sich geschehen, weist aber den Zuspruch des Geistlichen nicht zurück. Es Oertlilves unv Sächsisches. Bretnig- Während der WeihnachtS- feiertags fehlte es auch im hiesigen Orte nicht an Unterhaltung. So hatte am ersten Feiertage die Wiederholung des Märchen spiels „Weihnachtsglück durch Heinzelmänn chen" ein zahlreiches Publikum nach dem deutschen Hause gelockt. Mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgten die Zuhörer die Aufführung und ließen den Darstellern des lebhaftesten Beifalles teilhaftig werden. — Am selben Tage veranstaltete der Arbeiter- Bildungs-Verein im Schützenhause eine Weih nachtsfeier, die ebenfalls überaus stark be sucht war. Die Vorträge, gesanglicher wie humoristischer Art, wurden beifälligst aufge nommen. — Am zweiten Feiertag war es der Turnverein, welcher durch seine Veran staltung im deutschen Hause dem in reichlicher Zahl erschienenen Publikum einige angenehnu Stunden bereitete- Abwechslungsreich, jedem etwas bringend, war die Vortragsordnung und mit lebhaftem Beifall wurde all das Ge boten- belohnt. — Am gleichen Tage hatte der Militärverein seinen Mitgliedern und deren Damen im Gasthaus zur Rose eine Weihnachtsfeier bereitet, die anss beste und bei animiertester Stimmung vertief. Bretnig. Zur Haft gebracht wurde ein Taubstummer, welcher an einem der beiden Feiertage in hiesigen Gasthäusern die Gäste belästigt hat. Bretnig. Neujahrsbriefe! Beim Heran - nahen des Jahreswechsels ist wiederum da rauf aufmerksam zu machen, daß es sich dringend empfiehlt, den Einkauf der Frei marken für Neujahrsbriefe nicht bis zum 31 Dezember zu verschieben, sondern schon vor her zu bewirken, damit der Schallerverkehr an dem genannten Tage sich ordnungsmäßig abwickeln kann. Ebenso liegt es im eigenen Interesse des Publikums, daß die Neujahrs briese. frühzeitig zur Auslieferung gelangen. Kamenz. In der Nacht zum 25 Dez. sind von Dieben im Galtengruudstücke des Tischlermeisters Hauffe in der Hoyerswerdaer- straße sämtliche Bienenstöcke geöffnet und des Honigs größtenteils beraubt worden. Die Diebe sind dabei äußerst rabiat vorgegangen, denn sie haben mit einem Knüttel in den Stöcken herumhaptiert, um den Honig auszu brechen, wobe^qs^envölker mehrfach gänzlich vernichtet be^veschädigt worden sind. Den, Besitzer erwächst dadurch nicht unwesentlicher , Schaden. Leider ist es noch nicht gelungen, die Täter zu ermitteln. — Ein auf dem Rittergute Grobgrabe bediensteter Knecht ist in der Nacht zum 25 Dezember von Krämpfen befallen und. später erfroren aufgefnnden worden. Dresden. Der Schauplatz einer grauen - haften Schreckensszene war in der heiligen Nacht das Dienholdsche Hotel „Zum Franken bräu" an der Bautzner Straße in Dresden- Neustadt. Dort hatten nachts zwei Damen, die Gräfinnen Görtzen aus Berlin, einen Kampf auf Leden und Tod mit einem Wahn sinnigen zu bestehen. Die genannten Damen, die eine im Alter von 63 Jahren, di^ andere 57 Jahre alt, w^ren am Mittwocp zum Be such des Oberstleutnants Bentioegui in DreS den eingetroffen und wurden von demselben infolge ander weiten Besuches ,m Dienhold- scb m Hotel einquartiert. Ebenfalls im Dien -twoch .vor dem FefteoerausHannovergevürrrge Student der Rechte Hans Gähde, ^er zurzeit in Ber Die nächste Nummer wird morgen Donnerstag von 6—7 Uhr auSgegebe». Expedition des Allgemeinen Anzeigers. nach dem Mörder blieben erfolglos. Diese Tage machte eine Bauerntochter, von Ge* wissens bissen getrieben, bei der Gendarmerie Anzeige, daß ihr Geliebter, der Maurer Heinzmann, den Mord verübt hat. — Vermißt wird seit dem Ät. Dezember die Tischlersehesrau Johanna Martha Täsch ner geborene Reichert, geboren am 24. Noo. 1864 in Freiberg, aus ihrer in der Kirch, straße in Leipzig-Volkmarsdorf gelegenen Woh nung. Die Frau ist schwermütig und hat sich in der letzten Zeit mit Selbstmordgedanken getragen. Sie hat ihr 7 Jahre altes Töch terchen Margarete mitgenommen, uno es wird befürchtet, daß sie sich mit dem Kinde ein Leid angetan hat. Die T. ist etwa 1,60 Meter groß, von starker Gestalt, hat dunkel blondes Haar, volles, gesundfarbiges Gesicht, braune Augen und an der rechten Halsseits einen roten Fleck in Größe eines Zehn- Pfennigstückes. Bekleidet war sie unter anoe- reM mit rotem Satinrock, blaugrauem lang haarigen Wmterpaletot, B. M. gezeichneter Leibwäsche, Samthut mit Vergrßmeinnicht- blumcn garniert und Knopfstieseln — Der Porzellan > Fabrikantenverband Deutschlands hat den Fabrikanten in Crim mitschau eine erstmalige Geldbeihilfe von 10,000 Mark zur Verfügung gestellt. Leipzig, 23. Dezember. Nach elf tägiger Verhandlung vor dem hiesigen Schwur gerichte wurde heute in dem Prozesse gegen den Rechtsanwalt Dr. Werthauer wegen Meineides und Beihilfe zum Wucher, sowie gegen die Kaufleute Ossipvwitzsch und Strauß wegen Wuchers das Urteil gefällt. Dr. Werthauer wurde sreigesprochen, Ossipvwitzsch und Strauß wurden zu je 3 Monaten Ge fängnis und 3000 Mark Geldstrafe verur teilt. Die Gefängnisstrafe wird als durch eie Untersuchungshaft verbüßt erachtet. — Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft zu Erfurt wurden die Geschäftsbücher der Ortskrankenkasse 1 zu Mühlhausen beschlag nahmt. Diese Maßnahme soll mit Unter- schleisen zusammenhängen, welche schon einige Zeit zurückliegen und jetzt erst ans Tages licht gekommen sind. Ueber die Art und Weise, in der die Unterschleife verübt worden sind, dürfte die weitere Untersuchung Klarheit verschaffen. — Fräulein Meisner aus Schneeberg ist am Weihnachtsheiligenabend geheilt aus dem Krankenhause zu Buchholz entlassen worden. Sie hatte sich, wie sich unsere Leser erinnern werden, bei dem Eisenbahnunglück auf dem Haltepunkte Buchholz neben anderen Ver letzungen insbesondere eine schwere Quetschung des linken Unterschenkels und einen Bruch des Wadenbeines zugezogen. Die erstere führte zu brandiger Abstoßung der gesamten Unter- schentelhaut und des darunter befindlichen Fettgewebes. Die Heilung konnte nur lang sam erfolgen, besonders nahm^der Ersatz der verloren gegangenen Haut, in der Fläche von zirka 400 Quadratzentimeter, welche durch Transplantation gedeckt werden mußten, lange Zeit in Anspruch Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend, abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" „ » ........ , . - . - vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholunge« gewähren wir 30 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Rabatt nach Nebereinkunst.