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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat m Bretnig. Lokal-Anzeiger sür die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementsprets inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltunasblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus l Mark 20 Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den Allge meinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition die Herren F. A. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag ^,11 Uhr einzusenden Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Redaktion, Druck und Verlag von A. Lchmig, Bretnig. Nr. 3. Sonnabend, den 9. Januar 1897. 7. Jahrgang. Bekanntmachung, die Anmeldung zur Rekrutierungs-Stammrolle betr. Alle in Bretnig aufhältlichen militärpflichtigen Personen, welche entweder n) im Jahre 1877 geboren oder d) bereits in früheren Jahren zur Stammrolle angemeldet, aber zurückgestellt worden sind, werden in Gemäßheit § 25 der deutschen Wehrordnung vom 22. November 1888 aufgefor dert, sich in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar 1897 unter Vorzeigung ihrer Geburtsscheine, bez. der im ersten Stellungsjahre empfangenen Losungsscheine behufs Eintragung in die Rekrutierungs-Stammrolle beim Unterzeich neten persönlich anzumelden, oder durch ihre Ellern, Vormünder, Lehr- oder Brotherren sich anmelden zu lassen. Gleichzeitig werden die Letzteren aufgefordert, ihrerseits Sorge zu tragen, daß ihre militärpflichtigen Söhne, Pflegebefohlenen, Gewerbsgehilfen und Lehrlinge, welche zeitweilig von hier abwesend sind, während der obengenannten Frist zur vorschriftsmäßigen Anmeldung gelangen. Wer die vorgeschriebene Anmeldung zur Stammrolle unterläßt, wird mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder mit Hast bis zu 3 Tagen bestraft. Bretnig, den 7. Januar 1897. Gemeindevorstand Koch. Oertliches und Sächsisches. Bretnig, den 9. Jan. 1897. — Das eben begonnene Jahr 1897 bringt uns mit seinen 365 Tagen 60 Sonn- und Feiertage. Die fo beliebten Doppelfeiertage sind im neuen Jahre nicht häufig. Ostern und Pfingsten sind als natürliche Doppelfeiertage ausgenommen, der erste Weihnachtsfeiertag fällt aber auf Sonnabend, so daß der folgende Sonntag gleichzeitig der zweite Weihnachts feiertag, sein wird. Zieml ch spät im neuen Jahre fällt Ostern. Der erste Osterfeiertag ist am 18. April und demgemäß verschieben sich auch die anderen Feiertage. Die Fasten zeit dauert bis 3. März (Aschermittwoch), also im Ganzen 55 Tage. Das Reformationsfest fällt auf einen Sonntag, so daß auch dabei ein Wochenfeiertag in Wegfall kommt. — Hauptgewinne 1. Klasse 131. königl. sächsischer Landeslotterie. 2. Ziehungstag am 6- Januar 1897. 30,000 Mark auf Nr. 11952 (Mey, Leipzig-Plagwitz). 20,000 M. auf Nr. 51729 (Alexander Hessel, Dresden). 10,000 M. auf Nr. 66407 (Schwender in Leipzig). 5000 Mark auf Nr. 9874. 3000 Mark auf Nr. 95363. 1000 Mark auf Nr. 22939 61917 75063 91951. — Die „P. N." schreiben: Folgende interessante Einsendung entnehmen wir dem Briefkasten der „Dresdner Nachr.": Stamm gäste, Pulsnitz (1 M.) „Könnte die Königl. Generaldirektion nicht eine Einrichtung treffen, daß nicht Kellnerinnen und Fabrikantentöchter zusammen in einem Koupee zweiter Klasse sah- ren müssen?" — Die Königl. Generaldirektion wird sich wohl schwerlich herbeilaffen, ihre weiblichen Fahrgäste zweiter Klasse nach Puls nitzer Pfefferkuchengeschmack zu sortieren. Ihr habt wohl nicht daran gedacht, welche Krän kung Ihr den anstänoigen Kellnerinnen mit Eurer Anfrage zufügt! — Der kürzlich in Dresden in Haft genommene, beider „Sächs Arbeiter-Zeitung" thätige Journalist Arno Reichard ist gegen eine Kaution von 10,000 Mark auf freien Fuß gesetzt worden. — Zur Warnung für „Spaßmacher" mag die Verhandlung dimm, die vor dem Dresdener Schöffengericht mit einer em- pfistdlichen Bestrafung des Angeklagten Ernst Emil Thomas endete. Derselbe, schon ein mal wegen Körperverletzung vorbestrast, leistete sich den dummen Scherz, in dem von ihm besuchten Restaurant der Kellnerin, als sich diese neben ihm niedersetzen wollte, den Stuhl hinterrücks wegzuziehen, so daß sie sich zur Erde setzte und über fortdauernde Schmerzen klagt. Da der Angeklagte schon einmal wegen Körperverletzung vorbestraftM, erfolgte seine Verurteilung wegen Körperver letzung zu 2 Monaten Gefängnis. — Ueber den Verlauf des Dresdener lesindemarktes in diesem Jahre, welcher am ylvester früh im Ballhause auf der Bautz- ner Straße und am Neujahrstage während der Mittagszeit im Helbigschen Etablissement an der Augustusbrücke abgehclten wurde, ist Folgendes zu berichten. Wä>rend in frühe ren Jahren gar nicht selter 400 bis 600 Dienstboten sich eingestellt hatten, waren dies mal blos etwa 60 männliHe und 2 weib liche Dienstsuchenve gekomnen, denen an nähernd 150 Arbeitgeber am der Umgegend von Freiberg, Nossen, Wilsdruff, Meißen, Lommatzsch, Riesa, Großeniain, Radeburg, Mügeln, Pirna re. gegenüler standen. Am ersten Markttage waren sogcr nur 12 dienst suchende Knechte und keine Nägde am Platze, und das Verhältnis zwischen Angebot und Gesuch hatte sich dann lediglich infolge der Thatsache gebessert, daß die ländlichen Dienst boten in neuerer Zeit ncht scyon am 30. oder 31. Dezember abziehm dürfen, sondern bis zum 1. bez. bis zum 2. Januar in ih ren Stellen auszuharren Haien. Eine Haupt ursache davon, daß das Angebot der Dienst boten für landwirtschaftliche Arbeiter von Jahr zu Jahr immer geringer wirb und namentlich bei den Mägdm so ziemlich auf gehört hat, ist wohl in Folgendem zu suchen. Die Söhne und Töchter der unbemittelten Familien in beinahe allen Städten und Dörfern unseres Landes suchen lieber in den Fabriken u. s. w. Arber, als in der Land wirtschaft weil sie als Fabrikarbeiter mehr Freiheit, namentlich in den Abendstunden, so- wie an den Sonn- und Festtagen genießen und wohl auch mehr Geld zu verdienen glauben. — die diesmal bewilligten Löhne^ andelangt, so winden den Großknech ten 270 bis 330 Mk., und den Mittelknech ten 210 bis Igo Mk. pro Jahr bei völlig freier Station gewährt. Sogenannte Schirr meister und Kleinknechte, nicht minder die Ausgeberinnen oder Wirtschafterinnen si ten vollständig. — Ein Raubmord, der auf der Eiser bahnstrecke Dresden-Warschau verübt wollen ist, beschäftigt gegenwärtig die russischen Be hörden. Der reiche Gutsbesitzer, Fabrikant und Hausbesitzer Stanislaus Suschj-ky aus Warschau machle im Sommer in Karlsbad eine Kur d' ch, besuchte da» mehrere deutsche Städte und t legraphu te Mitte Oktober aus Dresden an seine,, einzigen Sohn, er möge ihn vom Bahnhof n War schau abholen. Suschitzky kam abernicht an und blieb verschollen. Nach der.elegraph ischen Erkundigung ist er aus Äesden ab gefahren. Man ist in Warschu der festen Ueberzeugung, daß er svon Lisubahnmardern beraubt, ermordet und bei Seite geschafft worden ist. Obwohl nicht anzunehmen ist, daß der Mord auf deuo'.-m Gebiete geschah, soll doch die Hilfe de- deutschen Behörden zur Aufspürung der .>n Anspruch ge nommen werben. — Durch einen Z Bremen leben den sächsischen Kau'moi, He-rn Paul, Sohn des vor Jahren verstorbenen Pfarrers Pauli in Lorenzkirchen, wird in nächster Zeit in Klein-Popo eine 50,000 Bäume umiaffende Kaffeeplantage errichtet werdcn. Die An lage derselben wird ein seit Jahren in der Oberförsterei Okrilla bei Radeberg thätiger Bruder des Genannten, ein tüchtiger Forst mann, leiten. — Auf schreckliche Weise kam am Sonn tag früh auf dem Bahnhofe Kötzschenbroda ein junger Mann, der 20 Jahre alte Schüler der Tierarzneischule in Dresden Curt Urban aus Kötzschenbroda, ums Leben. Der junge Mann hatte am Sonnabend eine Festlichkeit in Dresden mitgemacht und benutzte den 3 Uhr 13 Minuten früh von Dresden abfah renden Personenzug zu seiner Rückkehr nach Kötzschenbroda. Vermutlich ist Urban im Ersenbahnwagen eingeschlafen und hat das Aussteigen in Kötzschenbroda verpaßt, ist sei nen Irrtum aber bei der Wciterfahrt gewähr geworden und hat nun die Wagenthür geöff net, um herauszuspringen. Hierbei ist Urban gestürzt und hat durch Verletzung des Rück grates und der Schädeldecke anscheinend sofort den Tod gefunden. — In Radefeld bei Lindenthal wurde beim Aufräumen der Brandstätte auf dem Grundstück des Gutsbesitzers Erhardt, dessen Scheune am 29. v. M. eingeäschert wurde, der verkohlte Leichnam des Hofjungen Karl Lehnert aus Lindenthal aufgefunden. Am Tage des Branbes hatte sich der Junge dahin geäußert, daß er seinem Dienstherrn, dem er am 1. Feiertage brreits auszerückt war, schon noch was einbrocken wolle. Es steht fest, daß der Bengel das Feuer angelegt, von dem rasch ich entwickelnden Rauche jedoch betäubt, den Ausgang verfehlte und elendiglich zu Grunde gegangen ist. Im Arme hatte der Zunge noch sein Bündel, wohl ein weiterer Beweis, daß er nach Anlegung des Feuers das Weite suchen wollte. — In einer Arbeiterfamilie zu Garse bach bei Meißen wurde dieser Tage ein Knabe geboren, der keine Arme hat und am Munde und an den Zehen Mißbildungen aufweist. — Erhängt hat sich in Zwickau der 113/4 Jahre alte Sohn eines oortigen Ein wohners, weil er nicht geru zur Schule gehen wollte. Kirchennachrichten von Hauswalde. Dom. 1. p. Epiph.: Vorm. 9 Uhr Gottes dienst. Nachm. 2 Uhr: Missionsstunde. Kirchennachrichten von Frankenthal. Getauft: Carl Walther, der Fabrikar beiterin Gnauk in Frankenthal S. — Hermann Martin, des Bäckers Kluge in Frankenthal S. Dom. 1. p. Epiph. vorm. 9 Uhr: Haupt gottesdienst. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wurden ein getragen: Anna Rosa, T. d. Zigarren fabrikant Friedrich Bernhard Göhler Nr. 237. — Elsa Johanna, T. des Kutschers Ernst Emil Schäfer Nr. 157. — Char lotte Helene, T. des Töpfergehilfen Johann Friedrich Alwin Hommel Nr. 242. — Helene Minna, T. des Fleischermeisters Friedrich Hermann Seidel Nr. 191. — Friedrich Max, S. des Bierschröters Fr. Ernst Lehmann Nr. 77o. — Richard Al fred, S. des Schuhmachermeisters Arthur Richard Heinrich Nr. 187§. Die Anordnung des Aufgebots haben bean tragt: Paul Otto Horn, Fabrikarbeiter Nr. 241b, mit Clara Emilie Brückner Nr. 248. — Friedrich Richard Pfund, Restaurateur Nr. 253 k, mit Pauline Emilie Scholz aus Cottbus. Sterbe-Register. Als gestorben wurden ein getragen: Lina Bertha geb. Brückner, Ehefrau des Leinwandfabrikanten August Rudolf Louis Rasch Nr. 221, 52 I. 4 M. 26 T. alt. Erwiderung. Wenn wir auch ungern das Wort er greifen, um in Sachen der „Maffen-Gratu- lation" an dieser Stelle zu sprechen, so macht ein diesbezügliches „Eingesandt" im „Groß röhrsdorfer Anzeiger" unsererseits ein Still schweigen geradezu unmöglich. Wollen wir zunächst den Satz behandeln, welcher eigentlich dse Veranlassung zu diesen Zeilen giebt. Einsenoer scheinen aämlich zu glauben, diL. betreffenden Inserate in Nr. 1 seien einer Feder entsprungen, eine Sache, die eben, sobald man einer Behauptung nicht gewiß, nur vermutet werden kann. Wir würden sofort die Auftraggeber dieser Inserate neunen, könnten wir dann annehmen, wunschgemäß jener gehandelt zu haben. Weit mehr erstau- nen wir aber, daß man diese Inserate, welche nur in Form wahlberechtigter An fragen gehalten sind, als ungerechtfer tigte Angriffe bezeichnet, ein Ausoruck, dessen Beurteilung wir jedem Einzelnen über lassen. Zum Schluß erklären wir, nicht so recht mit der Art und Weise der Einladung zu der m Frage stehenden Versammlung ein verstanden zu sein, in welcher über Einnahme und Ausgabe in Bezug der Maffen-Gratu- lation berichtet worden ist, welche aber auch gleichzeitig Gelegenheit bieten sollte, die Gründe anzugeben, warum d-e „Gratulation" nur im Großröhrsdorfer Anzeiger erschienen ist. Abgesehen davon, daß man das hiesige Amtsblatt nicht zur Einladung benutzte, so hätten wir, wenn wir gefragt wurden, den Vorschlag gemacht, einen geeigneten Tag Versammlung zu bestimmen uno, um die B teiligten richtig in Kenntnis zu setzen, dn selben durch Zirkular einzuladen. Red. des „Allgem. Anz.'