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Die „Dttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bis vormittag 10 Uhr. Inserate werden mit p Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Nr. 37. Freitag, den 27. Mär; 1903. 2. Jahrgang. Bekanntmachung. Nachdem die für die seit 1. Januar c. einen Feuerlöschverband bildenden Gemeinden Otten ckorf-jVloritrciovk, Gross- und Blem-Okrilla aufgestellte Feuerlöschordnung oberbehördlich genehmigt worden ist, wird dies mit dem Bemerken hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die Feuerlöschordnung von heute ab 14 Tage im Gemeindeamt hierselbst während der üblichen Geschäftszeit zu Jedermanns Einsicht ausliegt. O t t e n d o r f - M o r i tz d o r f, am 18. März 1903. Der Verbandsvorsitzende. Lincke. Oertliches und Sächsisches. VttenLorf-Dkrilla, 25. März 1903. —* „Barfüßler" zeigen sich bereits vereinzelt auf den Straßen, kaum daß die Sonne etwas wärmer scheint- Den Eltern wäre aber anzuraten, ihren Kindern vorläufig das Barfußgehen noch zu verbieten. Wenn auch die Luft schon recht hübsch warm ist, so ist doch die Erde noch kalt und Erkältungen der Kinder sind wohl die unausbleibliche Folge dieser Voreiligkeit. —* Märzenblüte ist ohne Güte — sagt eine alte Bauernregel, aber trotzdem ist es ein herzerfrischender, schöne Hoffnungen wecken der Anblick, die ersten zarten Blättchen der Blutenknospen zu beobachten. Der grüne Märzschimmer am Baum und Strauch wird von Tag zu Tag intensiver. Hält die Witter ung an, so dürfte sich auch die Baumblui bald entfalten. Es ist übrigens schon öfter vorgckommen, daß Ende März die Bäume im Blütenschmucke prangten. Ebenso oft ist aber die Blüte wieder erfroren, sodaß sich bewahr heitete: Märzenb.üte ist ohne Güte. — Die Wanderung der Sachsengänger hat einen gewaltigen Umfang angenommen. Der Verkehr auf den Bahnhofen in Mühlberg und Umgegend ist ein ganz enormer. Auf der Siatwn Falkenberg kamen am Sonnabend allein acht Extrazüge mit ca. 10000 russisch polnischen, galizischen usw. Arbeitern an. Um dem gewaltigen Andrange zu genügen, sind außerdem die regelmäßigen Personenzüge meist um acht bis zehn Achsen verstärkt. —* Die 4- Klasse der 143. Königlich sächsischen Landeslotterie wird am 6. und 7. April gezogen. Die Erneuerung der Lose ist noch vor Ablauf des 28. März bei dem Kollekteur, dessen Name und Wohn ort auf dem Lose aufdedrnckl und aufgc- stempelt ist, zu bewirken. Wer dies versäumt oder sein Los von dem Kollekteur vor Ablauf des 28. März nicht erhalten kann, hat dies bei Verlust aller Ansprüche an das gespielte Los der Königlichen Lotteriedireklion noch vor Ablauf des 2. April unter Beifügung des Loses der 3. Klasse und des Erneuerungsbe trags anzuzeigen. Jeder Spieler eines Teil loses hat zur Vermeidung von Nachteilen da rauf zu achten, daß das vom Kollekteur ihm ausgehändigte Erneuerungölos denselben Unter scheidungsbuchstaben trägt wie das VorkMssen- los. Jeder Kollekteur ist verpflichtet, die von ihm auszugebenden Lose auf deren Vorderseite rechts mit dem Abdrucke eines Stempels, welcher seinen Narmn nnd Wohnort angibt, zu versehen, da der Mangel eines solchen Abdrucks die Ungültigkeit des Loses zur Folge hat. — Die für den Bereich der sächsischen Staatsbahnen bestehenden zehntägigen Rund- re isekarten, die am 31. März und an den folgenden Tagen gelöst werden, gelten bis zum 24. April; die Gültigkeit erlischt um Mitternacht des letzten Geltungütages. Eine gleiche Verlängerung der Geltungsdauer tritt für die außerdeutschen Strecken im Verkehr au; Rückfahrkarten zwischen sächsischen Stationen und solchen der Böhmischen Nordbahn, der Lokalbahn Friedland i. B. — Hermsdorf i. B. und der Französischen Nordbahn (Paris über Aachen) ein. Die Rückfahrkarten nach der Schweiz und Paris über Hof behalten für die außerdeutschen Strecken ihre tarifmäßige Br- nutzungsfcist, werden also von der Gültigkeits- Verlängerung zu Ostern nicht berührt. Da mehrfach Klagen laut geworden sind über nachlässige Behandlung von Fahr rädern, sowie deren vorsätzliche Beschädigung (namentlich durch Zerschneiden der Gummi reifen) und über Entwendung von Zubehör teilen, so hat die sächsische Staatsbahnverwaltung jetzt ihren Stationen erneut vorsichtige Be handlung und Verladung, sowie scharfe Beauf sichtigung dieser Sendungen und sofortige Ver folgung aller wahrgenommmenen Unregel mäßigkeiten zur Pflicht gemacht. — Mit österreichischen Talern, die im Reichsgebiet keine Umtaufsgiltigkett haben, wird das deutsche Publikum immer wieder an geführt, und behördlicherseits wird deshalb eine Warnung vor der Annahme dieser Geld stücke erlassen. Die Thatsache ist allgemein bekannt und die Annahme der österreichischen Taler erfolgt auch wohl nur bei regem Ge schäftsverkehr, wo nicht jedes Geldstück einzeln geprüft werden kann. Daß so viele Taler aus der habsburgischen Monarchie zu uns kommer, kann nicht überraschen, der Grenzverkehr ist »ehr stark, und es fehlt nicht an Elementen, aie exira in Oesterreich diese Münzen sammeln resp. für den geringen Wertbetrag einwechseln, und sie dann in Deutschland zum vollen Taler wert an den Mann zu bringen suchen. Dresden. Innerhalb der letzten vier Wochen ist in vielen deutschen Zeitungen die nachstehende Annonce erschienen: „Amerika nische Familie sucht für ihre Tochter von 16 Jahren und ihren Sohn von 14 Jahren „Pension" in einer feinen deutschen Familie oder Privatpensionat. (Land oder kleine ge sunde Stadt bevorzugt.) Pensionspreis Neben sache. Offerten gef. unter Nr. 7099 Agence HavaS, 96 Oueen Street, London E. E." Wie sich jetzt herausgestellt hat, ist die Sache ein ganz raffinierter Schwindel. Die Absender solcher Offerten erhielten nach kurzer Zeit einen Brief, welcher mit Dr. Otto Vogel aus Lin coln, Nebraska, unterzeichnet ist und aus welchem hervorgeht, daß dem angeblichen Ge suchsteller die Offerte angenehm ist nnd die bal dige Ankunft der Kinder in Aussicht gestellt wird. Kurze Zeit darauf ging dann von der Speditionsfirma Thos Cowgill n. Sons in Harwich ein Aois ein, welches besagt, daß für die betreffende Familie mehrere Koffer nach Antwerpen verschifft worden seien und daß die von Neuyor! bis Antwerpen entstandenen Spesen von etwa 80 Mk. durch ein Bankhaus per Sichtwechsel entnommen würden, da eine Nachnahme auf den Kontinent nicht angängig sei- Weder die avisierten Koffer noch die an gemeldeten Pensionäre treffen aber jemals ein. Plauen. Im Plauenschen Grunde, in der Nähe der Felsenkellerbrauerei, stürzte gestern in der 11. Stunde ein in den mittleren Jahren stehender Mann von dem Plateau ab. Be sinnungslos wurde er einstweilen nach der Wartehalle des Bahnhofs gebracht, wo er bald zur Besinnung kam. Durch den mächtigen Sturz, der glücklicherweise durch das viele Ge sträuch bedeutend abgeschwächt worden war, hat der Verunglückte, der sich Handrick nennt, einige stark blutende Kopfwunden erhalten. Mittels städtischen Krankenwagens wurde er nach dem Stadtkrankenhause übergesührt. Meißen, 24. März. Der seit acht Tagen verschwundene Schulknabe Glöckner aus Gorbitz ist bisher noch nicht zurückgekehrt. Die tiefbekümmerten Eltern sichern demjenigen eine Belohnung zu, der sichere Nachrichten über den Verschwundenen bringt. Meißen, 25. März. Die öffentliche Prüfung in der Landwirtschaftlichen Schule findet am 28. März statt. Den Sommer kursus besuchten 41, den Winterkursus 110 Schüler. Am Winzerkursus haben 33 und am Reblauskursus 15 Personen teilgenommen. Großenhain. Für die kommende Reichstagswahl wird der bisherige sozialdemo kratische Kandidat im 7. Kreise, Herr Gold stein, nicht kandidieren, da er im 19. Kreise, seinem Heimatkreise, kandidieren soll- An Stelle Herrn Goldsteins dürfte Herr Nitzschke treten, doch wird die Frage erst am 29. März in Meißen entschieden. Großenhain. Der heutige Viehmarkt erfreute sich trotz prächtiger Witterung nicht ganz des lebhaften Verkehrs, den man erwarten konnte, wenn der Verkehr auch nur ein Un merkliches gegen frühere Viehmärkle zurückge blieben war. Die Kauflust war gut; sie würde aber wesentlich reger gewesen sein, wenn nicht die jüdischen Viehhändler infolge der jüdischen Festtage X abgehalten gewesen wären, den Großenhainer Viehmarkt zu besuchen. Zum Verkauf waren insgesamt gebracht worden 55 Pferde, 48 Rinder, 196 Schweine, 363 Ferkel und zirka 3 Schock Bretter. Auch zirka 60 Paar Tauben standen zum Verkauf. Der Preis eines Schweines betrug 30—75 Mark, der eines Ferkels 8—20 Mark. Mühlberg a. d. E., 24. März. Gestern ereignete sich hie ein schwerer Unglücksfall. Der im Dampfsägewcrk von A. Muschter hier- selbst beim Bedienen eines Sägegatters be schäftigte Zimmermann Kark Förster von hier war> durch einen plötzlich herabrollenden Lang holzstamm derartig getroffen, daß ihm ein Bein zerschmettert wurde. Kamenz. Im Grundstücke des Fahr radhändlers Hamel fand eine Explosion eines größeren Ouantums Calcium Carbid in dem Momente statt, als ein Arbeiter gerade mit dem Auflöten des damit gefüllten Blechge fäßes beschäftigt war. Als ein wahres Glück kann es gelten, daß der Betreffende unversehrt blieb; dagegen hat die Detonation, welche mit furchtbarem Knall weithin hörbar erfolgte, in dem Grundstücke mehrfachen Schaden ange- richtU. Dem gewaltigen Drucke, welcher die Haus- und Nachbarbewohner begreiflicherweise in große Aufregung versetzte, sind besonders zahlreiche Fensterscheiben zum Opfer gefallen. Aus dem oberen Elbtale. Im Laufe der dritten Märzwoche, welche ebenfalls noch einen günstigen Elbwasserstand aufwies, ge- sll ltete sich der Elbverkehr von Böhmen nach Deutschland ziemlich lebhaft und sind in diesem Zeiträume insgesamt 196 befrachtete Schiffe und 29 Flöße vor Schöna-Hirschmühle, Krippen oder Schandau zur Zollrevision gelangt. Hin gegen vom 1. Januar bis mit 21. März d. I. zusammen 1332 Schiffe und 67 Flöße von Böhmen nach Deutschland eingefahren. Am Sonnabend Nachmit ag wurde am Fuße der Postelwitzer Sandsteinbrüche ein beladener Steinkahn, für Dresden bestimmt, abgcfertigt, auf welchem sich sünf große Blöcke besten Postelwitzer Sandsteinmaterials, zu Bildhauer arbeiten bestimmt, befanden. Dieselben finden ebenfalls beim Bau des Ständehauses Ver wendung und werden durch Schiffseigner Schmidt aus Obervogelgesang nach der Resi denz befördert. Diese Blöcke von je 6 vdm Inhalt liefert die Firma Biener in Königstein aus Bruch Nr. 127 Freiberg, 23. März. Heute Vormittag um 10 Uhr sand in feierlicher Weise im Bei» sein der Vertreter der städtischen Körperschaften und des Schulvorstandes, sowie zahlreicher Glieder der katholischen Schulgemeinde die Weihe der neuerbauten Schule der hiesigen katholischen Schulgemeinde statt. Den Weihe akt vollzog der Königliche Bezirksschulinspektor Herr Schulrat Dr. Winkler von hier. Augustusburg, 25. März. Der Ge meinderat genehmigte den mit der Firma Ge brüder Körting in Chemnitz wegen der Er richtung des städtischen Elektrizitätswerkes ab geschlossenen Vertrag. Man hofft, daß man im Spätjahr hier schon elektrisches Licht bren nen kann. Chemnitz, 25. März. Auf dem Werk stättenbahnhof ist gestern Vormittag der Schlosser Stock von hier tätlich verunglückt. Stock war auf einen im Gange befindlichen Anhängewagen eines Servolettwagens, an wel chem er eine Reparatur vorzunehmen hatte, gesprungen uud wurde dabei derart gegen einen auf der Weiche stehenden Tender gedrückt daß er tot zusammenbrach. Chemnitz, 25. März. Den Bau einer eigenen Kirche hat der hiesige Kirchenvorstand der Luther-Kirche beschlossen. Der Bau soll, ohne Bauplatz, 350 000 Mk. kosten und im Jahre 1904 beginnen. Für die Entwürfe soll ein Wettbewerb unter den evangelischen Archi- dekten Deutschlands ausgeschrieben werden. Die Kirchenbau-Kommission besichtigte die Kirchen von Dresden, Riesa, Leipzig, Zwickau, Halle. Hoyerswerda, 24. März. Heute Mittag entstand durch eine Kesselexplosion auf der Grube „Saxonia" ein Brand, der das Verwaltungsgebäude und die Vorratsschuppen einäscherte. Mehrere Personen sind verun glückt. Waldenburg, 23. März. Die beiden städtischen Kollegien beschlossen in gemeinschaft licher Sitzung die Einführung der Biersteuer in unserer Stadt und wählten eine Kommission für Ausarbeitung eines Regulativs hierzu. Meerane. Wie verlautet, haben die Ordnungsparteien für den 17. Reichstags wahlkreis (Glauchau-Meerane) sich endlich in der Kandidaturfrage für diesen Wahlkreis schlüssig gemacht, und zwar soll Herr Kommer zienrat nnd Stadtrat Emil Straff in Meerane als Kandidat in Aussicht genommen sein. Herr Straff kennt die Verhältnisse der Gluuchau- Meeraner Industrie als langjähriger Fachmann sehr genau, was man von dem gegnerischen wzialdemokratischen Kandidaten Auer auf keinen Fall behaupten kann. Wildenfels, 24. März. Wegen Weg zuges des großen Anlagepachters hier beschloß die Gemeindevertretung, den 20«/« betragenden Nachlaß an den Anlagen den Fesibesoldeten zu entziehen. Diese sind dagegen vorstellig ge worden und werden nötigenfalls den Be schwerdeweg beschreiten. Stollberg. Der neun Jahre alte Schulknabe Arthur Gruner, Enkel des Maurers Reinhard Gruner, der das Geschirr eines Speditionsgeschäfts führte und neben demselben herlief, wurde vom Ortscheid gestreift, kam zum Fallen und geriet unter die Räder, welche ihm die Schädeldecke eindrückten. Bewußtlos wurde der unglückliche Knabe nach Hause gebracht, wo er alsbald seinen Geist aufgab. Adorf, 24. März. Infolge Damm rutsches an der Linie Reichenbach—Plauen— Eger war der durchgehende Verkehr Brambach und VoiterSreuth gestern Abend 10 Uhr bis heute früh 3 Uhr vollständig gesperrt. Der Abendgüterzug von Reichenbach i. V. nach Eger konnte infolgedessen nur bis zum hie sigen Bahnhof verkehren, während die Reisen den des abends 9 Uhr 55 Minuten von Reichenbach i. V. nach Eger verkehrenden Per sonenzuges an der Unlerbrechungsstelle um steigen mußten und mittels Hilfszuges nach Eger weiterbefärdert wurden.