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I I o Bezugspreis: vierteljLhrlich 1,20 Mark ft«I in- ^-LS. Zn der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jikhrvch t Mk. Einzelne Nummer <0 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag unä Anzeigeökatt Anzei-ettpref»: Für die kletns-eltige Iterp»,.Keile »d,r deren Raum ,0 psg. — Im ReAamMl für die klrinspaltis« Petit-Teile sr pfg. Anzetgenannatzme bi» ;r ützr mtttnß«. Neilazegedühr nach v«einber»Hß. Mit w-chentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Hindel und Mandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dr»ck mi- Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Bkrilla. Verantwortlich für -i« Redaktion h. Rühle in Groß-GKWa. Nummer HY Freitag, den 23. April W5. sH. Jahrgang NeucstLS vom Tage. — Auch der Dienstag ist an den Fronten zwischen Maas und Mosel und in den Vogesen nicht ruhig verlaufen, wenn auch die Kämpfe örtlich beschränkt blieben. An der Maas sind die französischen Vor bereitungen offenbar noch nicht soweit ge diehen, um die allgemeine Offensive zu er lauben. Nur bei Flirey versuchte der Feind mit stacken Kräften vorwärts zu kommen. Das Ringen spielt sich in diesem Raume hauptscchltch an der Straße von Flirey nach Essey ab und die Absicht der geg nerischen Heeresleitung ist klar erkennbar: S e will um jeden Preis durchstoßen oder wenigstens unsere Linien so weil zurück drücken, daß die gegen St. Mihiel und die weitere Umgebung dieses Punktes operieren den deutschen Truppen von der Flanke aus bedroht werden können. Hier sowohl wie auch bei Combres würde ein feindlicher durchgreifender Erfolg zum mindesten die Zurücknahme der an der Maas kämpfenden Kräfte erzwingen. Doch damit hat es gute Wege. Denn auch der neuerliche Vorstoß bei Flirey brach unler schweren Verlusten für den Feind zusammen. Im Prtester- walde dagegen gewannen die Unseren Boden. Sie nähern sich dort der großen Straße von FUrey nach Pont-a Mousson. In den Vogesen wird noch immer um das Gebiet deS Reichsackeckopfes gekämpft, doch scheinen sich die Gefechte jetzt weller südlich zu ziehen. Dies beweisen tue feindlichen Angriffe bei Sondernach, etwa drei Kilo meter südlich von Metzeral. Die Deutschen haben ihre Stellungen im Fechttal all mählich immer weiter nach der Reichsgrenze zu vorgeschoben. Hiergegen wendet sich die jetzige französische Offensive an beiden Ufern der Fecht. Bisher wurden die gegnerischen Angriffe stets zurückgewiesen. — Der Spezialbenchterstatter des Lokal anzeigers schreibt vom Osten: Nach den Erfahrungen der letzten Kämpfe scheint die russische Armeelettung mit ihrem Menschen- matenal sparsamer umzugehen als bisher, denn seit den Kämpfen bet Krasnopol, wo die russischen Kolonnen haufenweise dahm- gemähl wurden, werden sie sehr vorsichtig zu den Kämpfen emgefetzt. Die Qualität der hier stehenden Truppen ist anfchelnend nicht die beste. Jeden Lag werden hier Gruppen von Ueberläufern von unseren Vorposten aufgebracht und die Gefangenen sagen aus, daß die Mannschaften der Meisten Regimenter nach kaum fünfwöchiger Ausbildung in tue Regimenter erngerelpr wuroen. Waren die Schießlelstungen dec russischen Infanterie schon in den ver gangenen Kämpfen nicht großartig, so har sich die Schlehserligkeit der jetzigen Truppen gonz außerordentlich verschlechtert. Sollte es den Russen trotz der starken Inanspruch nahme an den anderen Fronten gelingen, zur hiesigen Front Verstärkungen heran zuziehen, so könnten wir ihrem Angriff mit Vertrauen für unsere Sache entgegen setzen in Anbetracht der von uniecen Truppen eingenommenen außerordentlich starken Stellungen entlang der polnrfch- masurischen Seen. — Bei Zalesczcyki hat die österreichische Artillerie die VervlndungSbrücke zwischen dem linken und rechten Dnjestrusec, wo auf den Höhen rufsifche Stellungen an gelegt sind, zerstört. Die Russen haben darauf versucht, nur Pontonküynen auf das linke Dnjestrufer zu gelangen, sind aber daran gehindert worden. Die Artillerie hat auch die yalbgebaute Pomoubrücke zerstört. So sind die dort befindlichen Russen von dem russischen Heer aogeschmtlen, eine Ver bindung mit diesen kann nur auf Kähnen des Nachts erfolgen. — Englische militärische Sachverständige erklären, sie 'eien überzeugt, daß die neuen englischen Heere siegreich (?) sein würden. Sie seien mit Artillerie, die beständig ver bessert wurde, und mit den besten sonstigen Hilfsmitteln ausgerüstet. Es sei außer Zweifel, daß im Laufe des Sommers ein schließlich derjenigen Truppen, die bereits nach der Front abgegangen sind, eine Million Soldaten auf dem Kriegsschau plätze eintreffen. Außerdem werde noch im Heimatslande ein Reserveheer von einer Million eingestellt werden, das alle Waffen arten umfaßt. Diese Ausrüstung allein gibt nicht den Ausschlag, sondern der Geist der die Truppen beseelt. Wesentlich anders urteilt das neutrale Ausland. Laut der „Kölnischen Zeitung" schreiben die „Neuen Züricher Nachrichten": „Täuschen nicht alle Zeichen, so Hal trotz all der gegenteiligen Versicherungen die Kriegslage ihre innere Höhe bereits überschritten. Der Drei verband suhl ooc einer verlorenen Partie. Drei Dinge kennzeichnen die gegenwärtige Lage: Das völlige Versagen der neuen französischen Offensive zwischen Maas und Mosel, der Zusammenbruch der verzweifel ten russischen Karpathenoffenstve und die vorläufige Einstellung weiterer ernstlicher Versuche in den Dardanellen. In diesen drei Tatsachen offenbart sich die Erschöpfung dec Offensivkcaft des Dreiverbandes. Ernst hafte Militärs auf letzterer Seile werden kaum damit rechnen, die deutsche Mauer im Westen zu durchbrechen. Die Nieder lage der Russen in den Karpathen war eine solche, daß sie kaum noch Kraft be sitzen, zu einem zweiten Vorstoß ähnlicher Art und daß für sie nun die Lage heran rücke, in der sie um ein Verbleiben in Galizien aussichtslosen Kampf führen müssen. — Aus London meldet die „Frkf. Ztg." Einen sehr empfindlichen Verlust hat die englische Flotte durch den Untergang des „L 15" erlitten, das zu den allerneusten Unterseebooten gehörte und erst vor kurzem in Dienst gestellt worden war. Er war mit allen modernen Einrichtungen aus- grstaltet und lief unter Wasser zehn, über Wasser 18 Knoten. Er hatte vier große Torpedorohre forme zwei Geschütze zu 7,6 Zentimeter mit Verschwindelafetten. Zum Antrieb dienten Dieselmotoren, welche mit 1750 bezw. 600 Pferdekräfien arbeiteten. Das Boot Halle eine Länge von 53,6 m und eine Breite von 7 m. Im Frieden halte es eine Besatzung von 31 Mann. Es ist das filmte englische Unterseeboot, das im Laufe des Krieges verloren ging. OerMcheS und Sächsisches. BttenSorf-Bkrilla, 22. April M. — Der neue Sommecsahiplan unserer Slaaisesienbahnen trat am 1. Mai in Kraft er bringt verschissene, für den Reiseverkehr wesentliche Vervesserungen. Auf der Linie LUesven—Königsbrück verkehren neue Perjonen- zuge mittags 12,37 ao Klvtziche (Äniqluß ao Dresden Hof. 12,09) nach Montzoorr, sowie zurück ab Moritzvor, nachm. 2,04 nach Klvtziche (Amchtutz AKunft in Dresden Hvs. 3,02 nachm.). Ferner wecoen an Sonn- nno Feftlagea Personenzüge uoends 9,55 von KöntgSorück nach Dresden Hm. (Ankunft 11,18) ans avenos 11,38 von Dresden Hcf. nach Königsbrück (Ankunft nachlS 12,57) adgeferngl. — (M. I.) Keine Lpeisetarloffeln ver füttern! Im Anschluß an die Bundesrats- aerordnun, über sie R aelana des Vakegrs mu Kauasfetn yur me «achstsche Regierung ein V.rlol des Verfütterns von Speisi- ka-lvffla an das Vieh erlassen. DaS Ver'-m ist so e-n cscsiänkt, daß wichtige -Interessen, namenllich der BUitzer des Spann- und Zucht vi.h -, aewahrt bleiben. Trotzdem bedeutet e>' bei teil hohen Preisen der sonstigen Futter- milttl einen starken Eingriff in die Wirtschaft der Biehhalter. Es wird jedoch bei der Be urteilung einer solchen Maßnahme zu be'ück sichtigen sein, daß Sachsen in der Kartoffel frage eine ganz besondere Stellung einnimmt. Einerseits ist. die Bevölkerung in Sachsen, namentlich in den Gegenden des Gebirges, noch Herkommen und Gewohnheit in weil stärkerem Maße dort auf die Kartoffel als Nahrungsmittel angewiesen, als dies in vielen anderen Gegenden des Deutschen Reiches der Fall ist. Andererseits besteht in Sachsin be reitS jetzt au vielen Orten ein so empfindlicher Mangel an Kartoffeln, daß bei einer weiteren Anbauer des jetzigen Zustandes die Versorgung -er Bevölkerung mit diesem wichtigsten Nahrungsmittel ernstlich gefährdet wäre. Tie Ausnahme der Bestände in den landwirtschaft- stchm Betrieben hat gezeigt, daß es keineswegs nur an der Unmöglichkeit, während der Kälte die Mieten zu öffnen, oder etwa an einer Absicht, der Landwirte gelegen hat, wenn die Kartoffeln in so beschränktem Maße an den Markt gekommen sind. Tatsächlich sind die Vorräte knapp, und es ist wohl daher selbst verständlich, daß sie unter diesen Umständen nr allererster Linie sür die menschlischs Er nährung sichergestellt werden müssen. Ein vollständig klares Bild über das, was an Kartoffeln noch vorhanden ist, wird sich freilich erst ergeben, wenn die Aussaat beendet ist und die jetzt eingeleitsten Kartoffelankäufe zugunsten ver minderbemittelten Bevölkerung einen aus- reichenden Bestand für diese sichergestellt haben. Sollten dann doch noch mehr Kartoffeln vor handen sein, als cs jetzt den Anschein hat, so würde voraussichtlich auch der Landwirt nicht mehr behindert werden, seine Kartoffeln so zu verwerten wie er will. Vorher muß aber völlige Klarheit darüber herrschen, daß die Kartoffeln für die menschliche Ernährung bis zur nächsten Ernte ausreichen. Es darf daher wohl erwartet werden, daß auch die Landwirte sich davon überzeugen, daß das Verfütlerungs. verbot im gegenwärtigen Zeitpunkt notwendig war, um die Gefahr einer Aushungerung während des gegenwärtigln Krieges zu be teiligen. Gegen die erste und wichtigste Auf gabe müssen zurzeit alle anderen Bedenken zurücktreten. — Kriegsarbeiten der Inneren Mission. Unter diesem Zeichen standen die am Montag begonnenen diesjährigen Vereinstage des Landesvereins für Innere Mission in Dresden. Eine Reih- von Sonder-Versammlungen ging der eigentlichen Tagung voraus. Der Äächs. Jünglingsbund verhandelte über die Frage: Unsere Vereine und der Krieg; der Landes verband der Evangelischen Jungfrauenvereine brachte einen Vortrag von Pastor Thiele- Berlin: Wie kann der Segen der Kriegszeit den Jungsrauenvereinen und durch sie weiteren Kreisen der weiblichen Jugend vermittelt werden? Außerdem tagten oer Sächs. Kirch liche Verband zur Flußschifferfürsorge und der Sächs. Verein zur Hebung der Sittlichkeit. Hier wurde eine Eingabe an das Ministerium deS Innern beschlossen, die eine Abschaffung oer gewerbsmäßigen Unzucht fordert. Der Abend brachte eine Aussprache über Evangelische Preßarbeil und Apologetik, bez. Evangelisation. Die Bußtagskollelte ergab den erfreulichen Betrag von 27660 Mark, sodaß nach Abzug der Unkosten 500 Mark mehr als im Vor- jahre, in dem bis jetzt der höchste Stand er reicht worden war, zur Verteilung kommen kannten. E-' erhielten nach Abzug des satzungs- gemäßen Drittels, das für den Landesverein bestimmt ist, je 1000 Mark die Epileptischen« Anstalt Kleinwachau als Jubiläumsgabe, die Deutsch-lutherische Seemannsfürsorge, der Evan gelische Landespreßverband, der Ostpreußischs Provinzialverein sür Innere Mission, die gleiche Summe wurde für Schriftenverbreitung im Felde und in den Lazaretten zur Ver- iügung gestellt; je 600 Mark bekamen die Diakonissen-Anstalt in Dresden, das Seminar für Haushaltungslehrsrinnen in Dresden, der sächsische Kirchliche Verband zur Flußichiffer- fürsorge; je 500 Mark die Epileptischen- Anstalt Kleinwochau, die Magdalenhilssvereine Dresden und Chemnitz, das Mädchenrettungs haus Berthelsdorf bei Herrnhut, das Friedrich August-Stift in Börnicheu, das Frauenheim Tobiasmühle, der Dresdner Stadtverein für Innere Mission; je 400 Mark die Diakonissen anstalt in Leipzig, die Brüderanstalt Moritz burg, der Magdalenenhilfsverein in Leipzig, der Landesverband des Blauen Kreuzes, die Unterstützuugskasse für Berufsarbeiter der Inneren Mission, der Verein zur Verbreitung christlicher Schriften im Königreich Sachsen, er Sächs. Verein zur Hebuna der Sittlichkeit oer Ausschuß für Apologetik, das Kirchliche Jagen-Heim in Hartha; je 300 Mark die Diakonissenanstalt in Borsdorf, das Frauen heim in Borsdorf, der Ausschuß für Wander kochkurse, der Landesverband der Berufs arbeiterinnen für Innere Mission, der Verein zur unentgeltlichen Verbreitung von Bibeln, oer Landesverband sür christlichen Frauendienst, der Ausschuß für das christliche Kleinkinder schulwesen, die Kinderheime in Berthelsdorf bei Herrnhut und im Trebnitzgruud, das Marthaheim in Dresden ; je 150 Mark die ländlichen Krankenpflegen in Burkardtswalde, Ebersdorf bei Löbau uud Wiesa bei Chemnitz. An Stelle der sonst adgehaltenen öffentlichen Hauptversammlung trat diesmal eine ge schlossene Mitgliederversammlung, welche aus allen Teilen des Laubes zahlreich besucht war. Nach Eröffnung durch den Vorsitzenden Exzellenz' Graf Vitzthum und geschäftlichen Verhandlungen erstattete der 1. Vereins- geistliche Pastor v. d. Trenck den eingehenden Jahresbericht, der nicht nur von der Fort führung der bisherigen Arbeiten trotz mancher Schwierigkeiten berichten konnte, sondern auch von manchen durch den Krieg neugebotenen Unternehmungen zu sagen wugte. Großthiemig. Der Lehrer Kurt Schneider von hier kämpfte in den Karpathen mit. Er hat sich dort beide Beine schwer er- sroren, so daß ihm beide Füße über dem Knöchelgelenk amputiert werden mußten. Herr Schneider befindet sich augenblicklich in dem Reservelazarett II zu Oschatz. Ortrand, Der Wochenschweinemarkt, welcher am Montag hier abgehalten wuroe, war mit einer ansehnlichen Anzahl Ferkel- jchweinen beschickt. Ler Preis sür das Paar betrug 12—25 Mark. Fette und Läufer- ichweine waren nicht aufgetrieben. Chemnitz. Ein Feldpostpäckchenmarder hatte sich in der Person des früheren Post- aushelserS Kurt Löser von hier vor dem hiesigen Landgerichte zu verantworten. Im Februar hatte er an verschiedenen Tagen 12 für im Heere stehende Soldaten bestimmte Päckchen mit Genußmitteln gestohlen und eine Sendung Ansichtskarten des Luflschrffervereins unterschlagen. Das Gericht verurteilte ihn zu sieben Monaten zwei Wochen Gefängnis und drei Jahren Ehrenrechtsverlnst. Friedrichsgrün b. Zwickau. Als der 17 jährige Sohn einer Bergmannswuwe rmt einem Freunde einen Spaziergang machte, zog oer Freund im Verlaufe der Unterhaltung einen geladenen Revolver hervor, wobei er äußerte, er werde damit einen Franzosen er schießen. Plö^l'ch löste sich ein Schaß, der den Bergmaunssohn schwer verletzte.